Titel: Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische Untersuchungen.
Fundstelle: Band 278, Jahrgang 1890, S. 522
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Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische Untersuchungen. (Fortsetzung des Berichtes Bd. 277 S. 571.) Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. Chemische Analyse auf gewogenem Filter. Rüdorff schlägt vor, statt der seither angewandten Uhrgläser, zwischen denen die Filter getrocknet wurden, cylindrische Trockengläser mit eingeschliffener Kappe zu verwenden (Höhe etwa 75mm, Durchmesser 34mm). Verfasser setzt das Glas mit Filter 30 Minuten in einen auf die gewünschte Temperatur geheizten Trockenschrank. Beim Herausnehmen aus dem Trockenschranke wird der Deckel sofort aufgesetzt, das Glas 30 Minuten ohne Anwendung eines Exsiccators, die letzten 10 Minuten im Wagenkasten, abgekühlt und dann gewogen. Nach dem Filtriren und Auswaschen des Niederschlages wird derselbe auf dem Trichter im Trockenschranke bei 100° getrocknet, das Filter mit dem Niederschlage in das Wägeglas gebracht und 30 Minuten derselben Temperatur wie vorher das Filter ausgesetzt. Darauf nimmt man das Glas aus dem Trockenschranke, schlieſst dasselbe und wägt nach 30 Minuten. (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1890 Heft 21 S. 634.) Versuche zur quantitativen Bestimmung des Arsens nach dem Marsh'schen Verfahren. Verhalten des Arsenwasserstoffes zu Aetzkali. In einer Arbeit Polenske's (Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte, 1889 Bd. 5 Heft 2) wird angegeben, daſs zum Gelingen der Arsenbestimmung die arsenhaltige Flüssigkeit auf 100cc höchstens 0g,005 Arsen enthalten dürfe. Kühn und Säger zeigen nun, daſs sich auch gröſsere Quantitäten arseniger Säure (0g,11 As2O3 in 25cc Wasser unter Zusatz einiger Tropfen Kalilauge gelöst) innerhalb 3 Stunden vollständig in Arsenwasserstoff und aus diesem in metallisches Arsen überführen lassen. Die Verfasser berichtigen auſserdem eine sich in allen Lehrbüchern findende Angabe, daſs Arsen Wasserstoff, im Gegensatze zu Antimonwasserstoff, durch Aetzkali nicht gelöst wird. Nach ihren Versuchen wird Arsenwasserstoff durch Aetzkali, wenn auch langsam, zersetzt, es ist also unrichtig, bei der Ausführung des Marsh'schen Verfahrens ein Kalirohr einzuschalten. Das vorhandene Antimon muſs vorher durch Fällung abgeschieden werden, während bei der qualitativen Analyse die zersetzende Wirkung des Aetzkalis mit Arsen weniger Einfluſs hat, da sie nur unvollständig ist. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. 1890 Bd. 23 S. 1798.) Bestimmung von Thonerde, Die in letzter Zeit verschiedener Mängel halber weniger gebrauchte Methode der maſsanalytischen Bestimmung der Thonerde hat M. Kretzschmar durch verschiedene Verbesserungen zu einer sehr vortheilhaften für die Praxis umgearbeitet. Man verfuhr in der Art, daſs eine zu untersuchende Thonerdelösung essigsauer gemacht, die Thonerde durch überschüssige Phosphorsäure gefällt und die überschüssige Phosphorsäure durch Uran zurücktitrirt wurde. Aus der Differenz ergab sich die an Aluminium gebundene Phosphorsäure. Die dabei vorkommenden Fehlerquellen vermeidet Verfasser durch Ausschlieſsung jeder Ammonverbindung in der zu titrirenden Flüssigkeit, Zusatz des Natriumphosphates sofort im Ueberschusse und in der Kälte und genaue Titerstellung nach einem analysirten Thonerdesalze. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 Nr. 74 S. 1223.) Bestimmung von freier Salzsäure in Zinnchlorürlösungen. Da sich zu dieser Bestimmung die Fällung als Chlorsilber wegen Abscheidung von Zinnverbindungen nicht verwenden läſst, so verfährt man nach W. Minor folgendermaſsen: In 10cc der mit Wasser verdünnten heiſsen Flüssigkeit leitet man bis zur vollständigen Ausfällung des Zinnes Schwefelwasserstoff ein, filtrirt und füllt das Filtrat zu 1l auf. 500cc des gut durchgeschüttelten Filtrates = 5cc der ursprünglichen Lösung werden bis zum Verjagen des Schwefelwasserstoffes gekocht und darin die Salzsäure mittels Natronlauge bestimmt. Aus dem Zinngehalte, der am besten durch Titration mit Jodlösung ermittelt wird, berechnet man die gebundene Menge Salzsäure, die von der Gesammtsäure abzuziehen ist. Man hat dann nur noch mit Hilfe des specifischen Gewichtes eine Umrechnung der Volumprocente in Gewichtsprocente vorzunehmen. (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1890 Heft 1 S. 25.) Kaliumbitartarat als Grundlage der Acidimetrie und Alkalimetrie. Heidenhein schlägt in Pharm. Rundsch., 1890 Bd. 8 S. 133, das Kaliumbitartarat zu titrimetrischen Zwecken vor, weil es wasserfrei krystallisirt, ein Trocknen bei hoher Temperatur zuläſst und äuſserst wenig hygroskopisch ist. Auſserdem läſst es sich leicht in Form eines für die Wägung günstigen, sandigen Pulvers erhalten und hat ein hohes Aequivalentgewicht. Bei der Titration zeigt es bei Anwendung von Phenolphtalein einen äuſserst scharfen Umschlag. (Nach Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 Repertor. S. 124.) Volumetrisches Verfahren zur Bestimmung von Schwefelsäure. Das Verfahren S. W. Andrew's ist anwendbar bei Gegenwart von Magnesium, Calcium, Aluminium, Zink, Mangan, Eisen, Nickel, Kobalt und Silber. Die Sulfatlösung wird mit einer Lösung von Baryumchromat in Salzsäure versetzt, mit Ammoniak oder Calciumcarbonat neutralisirt und dann filtrirt. Nach dem Ansäuern des Filtrates mit Salzsäure fügt man Jodkalium zu und titrirt das freie Jod mit n/10 Natriumthiosulfatlösung (1cc = 12mg,564 Jod = 2mg,662 SO3). Das Baryumchromat muſs frei sein von löslichen Chromaten, sowie von Baryumcarbonat, -Nitrat oder -Chlorid. Die Lösung des Baryumchromates erhält man durch Digeriren mit Salzsäure (1l = 36g Säure), sie enthält etwa 2 bis 4 Proc. Baryumchromat. Zur Analyse wird das Sulfat, wenn nöthig, verdünnt, bis es höchstens 2 Proc. Schwefelsäureanhydrid enthält, dann annähernd neutralisirt, zum Sieden erhitzt, allmählich mit einem Ueberschusse von Baryumchromatlösung versetzt und noch 1 Minute gekocht, oder länger, wenn Carbonate zugegen sind. Der Niederschlag des Baryumsulfats ist stets gelb von Baryumchromat, das er mit niederreiſst, vorausgesetzt, daſs ein Ueberschuſs von letzterem zugefügt ist. Hierauf gibt man in kleinen Mengen Calciumcarbonat, das von Baryum- oder Strontiumcarbonat, sowie Calciumsulfat völlig frei sein muſs, in die noch heiſse Flüssigkeit, bis keine Kohlensäure mehr entweicht, und kocht dann noch 1 bis 2 Minuten. Die Lösung wird heiſs filtrirt und der Niederschlag mit wenig heiſsem Wasser gewaschen, bis die Waschwässer farblos sind; 75cc Wasser genügen hierzu. Läſst man die Lösung mit dem Niederschlage über Nacht stehen, so wird Calciumchromat zurückgehalten, was längeres Waschen nothwendig macht. Die Resultate können dann zu hoch werden, da durch die gröſsere Menge Waschwasser eine wenn auch geringe Menge Baryumchromat gelöst wird (1000000 Th. Wasser lösen bei 18,4° C. 15 Th. Baryumchromat). Das Filtrat wird nach dem Erkalten mit hinreichend jodatfreiem Jodkalium in Krystallen und 5 bis 7cc rauchender Salzsäure auf je 100cc Flüssigkeit versetzt. Man läſst dann die Thiosulfatlösung zuflieſsen, bis die Farbe des Jods fast verschwunden ist, setzt Stärke zu und titrirt unter beständigem Rühren zu Ende. Sind Ferri-, Nickel- oder Zinksalze vorhanden, so muſs die saure Flüssigkeit mit Ammoniak statt mit Calciumcarbonat neutralisirt werden. Die Vortheile der Methode sind: Verwendung nur einer eingestellten Lösung bei einer Titration und die schnelle Ausführbarkeit. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 Repertorium S. 39; nach Amer. Chem. Journ., 1889 Bd. 2 S. 567.) Einwirkung von Schwefeldioxyd auf Metalle. J. Uhl stellte Versuche über die Einwirkung von Schwefeldioxyd auf Metalle an und fand, daſs sich bei Kupfer verschiedene Verbindungen bilden. Der Hauptvorgang läſst sich durch die Gleichung: 3Cu + 2SO2 = CuSO4 + Cu2S ausdrücken. Wenn man nämlich das mit Schwefeldioxyd behandelte Metall mit Wasser übergieſst, filtrirt und Ammoniak zugibt, so tritt intensive Blaufärbung ein, es hat sich also ein lösliches Kupfersalz gebildet:, durch Chlorbaryum läſst sich auch Schwefelsäure nachweisen. Beim Ueberleiten von Wasserstoff über den getrockneten Rückstand und Erhitzen findet bedeutende Schwefelwasserstoffentwickelung statt. Danach würde also die quantitative Bestimmung des Kupfers als Kupfersulfür keine richtigen Resultate liefern. Zum Beweise wurde frisch gefälltes Kupfersulfid gut getrocknet und in einer Kugelröhre im Wasserstoffstrome erhitzt. Es war dabei die Bildung von metallischem Kupfer zu constatiren, dessen Menge beim Weitererhitzen zunahm. Es ergibt sich also, daſs die übliche quantitative Bestimmung des Kupfers als Kupfersulfür nach dem Glühen des Sulfids im Wasserstoffstrome keine genauen Resultate liefert. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1890 Bd. 23 S. 2153.) Maſsanalytische Bestimmung von Kupfer von A. Etard und P. Lebeau (Comptes rendus, Bd. CX S. 408). Die genauen Methoden der Bestimmung von Kupfer sind entweder schwer ausführbar, oder sie nehmen lange Zeit in Anspruch. Es sind mehrere maſsanalytische Methoden vorgeschlagen, von denen die am schnellsten ausführbare darin besteht, daſs man das Kupfer in einem Ueberschusse stärkster Salzsäure löst und mit Zinnchlorürlösung von bekanntem Gehalte titrirt, bis die gelbe Färbung verschwindet. Letztere Färbung verdankt die Lösung dem salzsauren Kupferchlorid CuCl2. HCl + 3H2O. Da die gelbe Färbung sehr intensiv ist, so ist es nicht leicht, die Endreaction zu beobachten. Kürzlich ist eine Farbenreaction des Kupfers beobachtet worden, welche bei Gegenwart von Schwefelsäure und Bromkalium entsteht. Diese Farbe rührt jedoch her vom Kupferbromid bei Gegenwart von starker Brom Wasserstoff säure, ohne daſs die Schwefelsäure dabei eine Rolle spielt. Es ist jedenfalls das violette bromwasserstoffsaure Kupferbromid CuBr2.HBr. Diese Färbung ist nur beständig in Lösungen, welche reines Kupferbromid mit der nöthigen Menge Bromwasserstoffsäure und Wasser enthalten; ein Ueberschuſs von Wasser erzeugt die gewöhnliche grüne Kupferfärbung. Etard und Lebeau benützen diese violette Färbung als Indicator bei der maſsanalytischen Bestimmung von Kupfer. Alle Kupfersalze in starker Lösung von überschüssiger Bromwasserstoffsäure nehmen eine violette, der Lösung von Kaliumpermanganat ähnliche Farbe an. Diese Lösung wird bei Zusatz von Normalzinnchlorürlösung oder Normalzinnbromürlösung, welche reichlich Bromwassersäure enthält, kaum blasser gefärbt, und der letzte Tropfen Zinnlösung entfärbt die Flüssigkeit momentan. Die Zinnlösung muſs allerdings schnell zugesetzt werden, da an der Luft die violette Färbung wiederkehrt. Die Normallösung wird durch die Bromwasserstoffsäure verhältniſsmäſsig kostspielig, aber es kann an Stelle der Normalzinnbromürlösung auch anstandslos stark salzsaure Normalzinnchlorürlösung benutzt werden, wenn dieselbe eisenfrei ist. (Fortsetzung folgt.)