Titel: Vielfache Bohrmaschinen.
Autor: Fr.
Fundstelle: Band 279, Jahrgang 1891, S. 73
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Vielfache Bohrmaschinen. Mit Abbildungen. Vielfache Bohrmaschinen. Maschinen, mit einer grösseren Anzahl Bohrspindeln ausgerüstet, können, wenn für bestimmte Arbeitsvorrichtungen oder für einen ganz bestimmten Zweck besonders eingerichtet, entschieden vortheilhaft sein. Sollen aber solche Maschinen für verschiedene Arbeiten zugleich gebrauchsfähig gemacht werden, so werden dieselben entweder zu verwickelt in der Gesammtheit oder unvollkommen im Einzelwerk. (Vgl. vielfache Bohrmaschinen 1887 264 * 431 bezieh. 1887 266 * 577.) G. Zaun's Bohrwerk mit siebzehn Bohrspindeln (Fig. 1 bis 6). Rohrwände für Wasserröhrendampfkessel können mit Vortheil unter einer vielfachen Bohrmaschine gebohrt werden, weil sowohl die Reihenanordnung als auch die für die Rohre bestimmte Löchereintheilung für die gesammte Erzeugung gleichartig gemacht werden kann. Hierdurch gewinnt aber die Bohrmaschine an Einfachheit, weil eine feste Lagerung sämmtlicher Bohrspindeln ermöglicht ist. Textabbildung Bd. 279, S. 73 Zaun's Bohrwerk (Fig. 1 bis 6). Nach Der praktische Maschinenconstructeur, 1889 Bd. 23 S. 186 bezieh. Revue générale, 1890 Bd. 4 Nr. 7 * S. 49, besteht dieses Bohrwerk aus dem Bett A, in dessen Führungen der Aufspanntisch B (1500 zu 2500 mm) gleitet, welcher durch eine Spindel C vermöge eines Triebwerkes D E F, aus Winkel-, Schnecken- und Stirnräderverbindungen zusammengesetzt, entsprechende Handeinstellung erhält. An Seitenansätzen des Bettes A sind zwei Standsäulen G angeschraubt, zwischen deren Führungen ein Querbalken H mittels zweier Hängespindeln J lothrecht stellbar ist. In diesem 500 mm hohen Querbalken H sind im Abstande von 120 mm zwei Reihen Bohrspindeln K gelagert, von denen in der einen Reihe neun und zwischenliegend in der zweiten Reihe acht Bohrspindeln im Achsenabstande von je 130 mm angeordnet sind. An die oberen Spindelenden jeder Reihe sind gleich grosse Zahnräder L von 130 mm Durchmesser und 12 Zähnen aufgekeilt, so dass alle Räder einer Spindelreihe im beständigen Eingriffe stehen. Dreht sich daher die erste Bohrspindel K nach rechts um, so muss demgemäss die zweite in Linksdrehung sich befinden. Man erhält demnach abwechselnd rechts- und linkslaufende Bohrer, was für den Bohrvorgang ganz und gar gleichgültig ist, sobald die Bohr- oder Fräsewerkzeuge dementsprechend geformt sind. Ebenso sind die Räder der zweiten Spindelreihe angebracht, jedoch gegen jene der anderen Reihe entsprechend überhöht. Nun ist die Spindel des ersten, vierten, siebenten Bohrwerkes nach oben zu verlängert, auf diese Verlängerung je ein Schneckenrad M von 200 mm Durchmesser und 18 Zähnezahl angeordnet, welches je nach dem Drehungssinn der betreffenden Bohrspindel entweder rechts- oder linksgängig ist. Hierdurch wird immer die mittlere der drei Triebschnecken N einer Reihe eine gegensätzliche Gangart erhalten und hierdurch zu einer theilweisen Aufhebung des axialen Druckes in der Schneckenwelle O Veranlassung geben. Der Antrieb dieser Schneckenwellen O wird von der Riemenscheibenwelle P durch Vermittelung der lothrecht stehenden Keilnuthwelle Q mittels des im Lagerbalken arme gehaltenen Winkelradpaares R auf die erste vordere Schneckenwelle O1 und von dieser mittels Stirnräder S auf die hintere Schneckenwelle O2 übertragen. Zwei stark übersetzende Stirnradpaare T treiben ferner von O1 aus die Steuerwelle U, durch deren Schneckentriebwerke V1 und V2 die in den Ständern befindlichen Hängespindeln J, an welchen der Lagerbalken H hängt. Mittels einer Zahnkuppelung W wird dieser Schaltungsbetrieb abgestellt und die Hochstellung des Lagerbalkens H durch ein Handrad X ermöglicht. Um den axialen Druck der einzelnen Spindelköpfe aufzufangen, sind in die Lagerborde von H gehärtete Stahlringe Y eingelegt, und während die Fräserhalter Z (Fig. 4 und 5) im Spindelkopfe glatt eingesetzt und deren Druck durch eine Ringmutter Z1 übertragen wird, sind die Rohrlochfräsen einfach auf die Fräserdorne geschraubt. Textabbildung Bd. 279, S. 74 Fig. 7.Wilkinson und Lister's Horizontal-Bohrmaschine. Sämmtliche Gewinde der Fräserdorne sind mit Rücksicht auf die Drehrichtung der betreffenden Bohrspindel geschnitten, ebenso die in Fig. 6 abgewickelten Schneidzähne des Rohrfräsers nach rechts oder nach links gerichtet. Entsprechend einer 18fachen Uebersetzung zwischen Schnecke N und Schneckenrad M macht bei 200 minutlichen Umläufen der Riemenscheibe P jede Bohrspindel K 11,1 Umdrehungen, was einer grössten Schnittgeschwindigkeit von 53 mm in der Secunde bei 100 mm Lochweite entspricht. Wilkinson und Lister's vierfaches Bohrwerk (Fig. 7). Nach The Engineer, 1889 Bd. 68 * S. 507, wird dieses von Wilkinson und Lister in Keighley, England, gebaute Bohrwerk mit vier liegenden Bohrspindeln zur Bearbeitung sich oft wiederholender Bestandtheile verwendet. Auf der mit durchgehenden Spannschlitzen versehenen Bettplatte können die einzelnen Bohrvorrichtungen innerhalb 900 mm und 76 mm Mindestabstand beliebig angeordnet und mittels Ankerschrauben festgestellt werden. Jede Bohrspindel läuft in einem selbständigen Lagerbügel, enthält freilaufend ein Schraubenrad, welches mit einer Zahnkuppelung in Eingriff gestellt werden kann, welche alsdann die Bohrspindel treibt. Eine Stellschraube fängt den axialen Bohrdruck auf, während ein Hebelgriff mit Excenterzapfen die Ein- und Ausrückung der Zahnkuppelung bequem möglich macht. Eine längs des Bettes lagernde Stahlspindel mit dreifacher Gewindsteigung dient zum gleichzeitigen Betriebe der vier Bohrmaschinen. Neben der dreiläufigen Stufenscheibe für den Bohrbetrieb ist eine kleinere vorgesehen, mit welcher die Schalt- oder Vorschubbewegung des Aufspanntisches besorgt wird. Derselbe liegt 178 mm unter der Achsenebene der Bohrspindeln und kann 457 mm selbsthätige Verschiebung gegen die Bohrwerkzeuge erhalten, gleitet auf Winkelbahnen der Seitenschilde und wird durch zwei Zahnstangentriebwerke gesteuert. Zwischengeschaltet ist ein doppeltes, stark übersetzendes Schneckentriebwerk mit einem angesetzten Stirnradsatz, welcher nach erfolgter Auslösung des Schneckentriebwerkes die Anstellung des Tisches mit, der Hand unterstützt. Textabbildung Bd. 279, S. 74 Fig. 8.Slate's Dreispindel-Bohrmaschine. Slate's dreifache Bohrmaschine (Fig. 8). Von der Dwight Slate Machine Comp. in Hartford, Conn., wird nach American Machinist, 1889 Bd. 12 Nr. 41 * S. 7, die in Fig. 8 abgebildete dreifache Bohrmaschine, mit welcher Löcher bis 16 mm Durchmesser gebohrt werden, erzeugt. Die 29 mm starken Stahlspindeln lagern in einer Mittelentfernung von 165 mm in dem rahmenartig erweiterten Säulenkopf. Der Betriebsriemen umschlingt die drei Spindelscheiben und zugleich zwei hintenliegende stellbare Leitrollen, übergreift alsdann die äusseren Leitrollen für den Winkelabtrieb und die Triebscheibe, welche mit der Stufenscheibe verbunden ist. An die lothrechte Säulenführung ist vorerst ein Tischwinkel festzustellen und erst an diesem die Tischplatte mittels eines Zahnstangentriebwerkes in Prismenführung hochzuschieben. Ein Gegengewicht, ein Hand- und ein Fusstritthebel dienen nach Wahl zum Schaltbetrieb. Textabbildung Bd. 279, S. 75 Fig. 9.Norton's Zweispindel-Bohrmaschine. Norton's doppelte Bohrmaschine (Fig. 9). W. P. Norton in Bristol, Conn., baut nach American Machinist, 1890 Bd. 13 Nr. 11 * S. 5, zwei vollkommen selbständige Bohrmaschinen auf einem Säulenfusse nebeneinanderliegend auf. Die durch gewundene Stahldrahtfedern entlasteten Bohrspindeln erhalten 100 mm Vorschub vermöge einer Zahnstangenhülse durch Handhebelsteuerung, während bei Tieflage des Bohrtisches 760 mm hohe Werkstücke unter die Bohrer gebracht werden können. Auch der am glattgedrehten Säulenfusse gleitende Bohrtisch ist durch ein in das Säulenrohr eingehängtes Gegengewicht entlastet, eine Einrichtung, die bei Schnellbohrmaschinen nicht unerwünscht sein dürfte und durch welche das Fallen des Bohrtisches vermieden werden soll. Jedes Bohrwerk hat Winkelriemenbetrieb und selbständiges Stufenscheibenvorgelege, welches in einem unmittelbar am Bohrgestelle angegossenen leichten Rahmen lagert. Textabbildung Bd. 279, S. 75 Fig. 10.Pratt und Whitney's Special-Bohrmaschine. Pratt und Whitney's Bohrwerk mit mehrfachen Nebenbohrern (Fig. 10). Nach einer im American Machinist, 1889 Bd. 12 Nr. 46 * S. 7, gebrachten Beschreibung bringt die Pratt und Whitney Comp. in Hartford, Conn., an ihren gewöhnlichen freistehenden Bohrmaschinen (Fig. 10) noch eine zusätzliche Vorrichtung an, mit welcher das gleichzeitige Bohren von zwei oder drei Löchern auf einmal ermöglicht werden kann. Auf die Zahnstangenhülse werden oben und unterhalb am Bohrkopfe Lagerstücke angeschraubt, in welchen die zwei 35 mm starken Nebenspindeln laufen. Der Achsenabstand beider ist von 73 bis 213 mm veränderlich einzustellen. Der Betrieb erfolgt von der Hauptspindel aus mittels Zwischenräder in gleichem Drehsinne und in gleicher Gangart. Unter Umständen können daher auch alle drei Bohrer in Thätigkeit gesetzt werden. Eberhardt's Bohrwerk mit Nebenspindel zum Gewindeschneiden (Fig. 11). An den unteren beweglichen Lager arm für die Bohrspindelhülse ist ein Gehäuse angeschraubt, in welchem die Nebenspindel zum Gewindeschneiden lagert, axial verschiebbar ist und vermöge einer Zwischenkuppelung mit Wendetriebwerk sofort rückwärts laufen kann, sobald der Grundbohrer ausgeschnitten hat. Textabbildung Bd. 279, S. 75 Fig. 11.Eberhardt's Bohrmaschine mit Schraubenschneidzeug. Nach American Machinist, 1889 Bd. 12 Nr. 42 * S. 1, bezieh. Iron, 1890 Bd. 35 * S. 156, wird das Triebwerk für die Nebenspindel erst dann in Thätigkeit gesetzt, wenn die Hauptbohrspindel in die Hochstellung gebracht, d. i. der Bohrer aus dem Werkstücke gelangt ist. Nunmehr findet vermöge des Kreuzschlittentisches die Verlegung des gebohrten Loches genau unter die Nebenspindel statt, so dass der nur mit Einviertel der Bohrerumlaufszahl kreisende Gewindeschneidbohrer mittels des Handhebels in das bereits gebohrte Loch eingeführt werden kann. Schlägt aber der mit der Spindel niedergehende obere Handhebel an den Stellknopf einer Ausrückstange, so findet unverzüglich die Umkehrung der Drehbewegung statt und der Grundschneidbohrer tritt aus dem Gewindeloch. Die Umsteuerung, Abstellung und Inbetriebsetzung wird durch den kleinen Hebel, welcher die Zwischenkuppelung bethätigt, durchgeführt. Um aber die unter dem vollen, zum Gewindeschneiden erforderlichen Drucke stehende Kuppelung leicht lösbar zu gestalten, dienen zur Kraftübertragung zwei radial gestellte Rollenpaare. Die in der Kuppelungshülse vorgesehenen Rollen stehen mit ihrem Mittel etwa 3 mm unter dem Mittel der in der Triebscheibe befindlichen, welches zum Schluss der Kuppelung, selbst beim Schneiden der schwersten Schneidbohrer, hinreichend ist. Wird daher die Zwischenkuppelung um etwas mehr als 3 mm gehoben, was wegen der rollenden Reibung leicht vor sich geht, so tritt unverzüglich die Auslösung bezieh. der Eingriff in die gegensätzliche Zahnscheibe ein, welche nach gewöhnlicher Art mit einseitigen Zähnen versehen ist und den Rücklauf des Gewindebohrers veranlasst. Fr.