Titel: Maschinen zur Bearbeitung von Transmissionstheilen der Maschinenfabrik von Christian Laissle in Reutlingen.
Fundstelle: Band 279, Jahrgang 1891, S. 124
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Maschinen zur Bearbeitung von Transmissionstheilen der Maschinenfabrik von Christian Laissle in Reutlingen. Mit Abbildungen. Maschinen zur Bearbeitung von Transmissionstheilen. Die vorgenannte Firma betreibt die Herstellung von Transmissionstheilen und ist bezüglich der erforderlichen Bearbeitungsmaschinen für diesen Fabrikationszweig besonders sorgfältig eingerichtet. Sie liefert Wellen von 25 bis 150 mm Durchmesser, Kuppelungen bis zu 200 mm Bohrung, zugehörige Keile und Stellringe, ferner Riemenscheiben; mit patentirter Formmaschine hergestellt, von 195 bis 1000 mm Durchmesser und in Breiten von 60 bis 600 mm, sowie noch Seilscheiben bis zu 3000 mm Durchmesser. Auf Beschaffung guter Bearbeitungsmaschinen musste hierbei besondere Sorgfalt verwendet werden, und wurden dieselben im Laufe der Zeit auf Grund der gesammelten Erfahrungen vielfach verbessert. Mehrere Verbesserungen an denselben sind patentirt. Diese Werkzeugmaschinen bilden jetzt einen besonderen Fabrikationszweig derselben Firma. Die nachstehenden, nach Photographien zuverlässig hergestellten Abbildungen werden das Gesagte bestätigen und die Einrichtung veranschaulichen. Combinirte Bohr-, Dreh- und Fräsmaschine(D. R. P. Nr. 55192. Fig. 1 S. 125). Diese Maschine dient hauptsächlich zum Bohren und Abdrehen der Riemenscheiben, sowie zum Bearbeiten von Transmissionsgegenständen, wie Kuppelungen, Lager, Räder, Wellen u.s.w., soweit es sich um Bohren, Drehen und Fräsen derselben handelt. Die wagerecht angeordnete Planscheibe, welche mit vier durch Schrauben verstellbaren Spannbacken versehen ist, gestattet ein rasches und bequemes Aufspannen des zu bearbeitenden Gegenstandes. Die senkrechte und wagerechte Bewegung des Werkzeugschlittens geschieht in selbsthätiger Weise und unabhängig von einander. An dem aus einem Gussstück bestehenden Gestell befindet sich unten der Antrieb, welcher mittels einer senkrecht stehenden Spindel die Bewegung auf die Aufspannscheibe überträgt. Die Bewegung des auf dem prismatisch geformten Querstücke befindlichen Arbeitsschlittens ist sowohl bezüglich der Drehung der Spindel als auch der Verschiebung des Schlittens aus der Figur ersichtlich. Textabbildung Bd. 279, S. 125 Fig. 1.Combinirte Bohr-, Dreh- und Fräsmaschine. Riemenscheiben-Bohrbank (Fig. 2 S. 126). Diese arbeitet nur mit Bohrstange und gewöhnlichem Lochbohrer und dient hauptsächlich zum Ausbohren und Andrehen der Naben an Riemenscheiben, Zahnrädern u. dgl. Der Aufspanntisch ist wie bei der combinirten Bohr-, Dreh- und Fräsbank ebenfalls wagerecht angeordnet, dagegen ist die Bohrspindel nur in senkrechter, nicht aber in wagerechter Richtung selbsthätig verstellbar. Die Bohrspindel kann, nachdem das Loch gebohrt, mittels des Handrades rasch emporgehoben werden. Riemenscheiben-Nabenbohr- und Gewindschneidemaschine (Fig. 3 S. 127). Die Maschine dient zum selbsthätigen Bohren der Stellschrauben und Schmierlöcher, sowie zum Schneiden der Gewinde in dieselben. Der Antrieb erfolgt durch Riemenscheiben und wird mittels Uebersetzungs- und Zwischenrädern auf den Bohrer übertragen. Dieser wird der auf einem Dorn befestigten Riemenscheibe durch einen Schaltwerkmechanismus, Schnecke und Schneckenrad, Zahnstange und Trieb selbsthätig zugeführt. Soll die Maschine zum Gewindeschneiden dienen, so wird der Lochbohrer entfernt und kommt an dessen Stelle ein Gewindebohrer, welcher durch eine Kurbel gedreht wird, während der Schlitten mittels Handrad nach Lösung der Frictionskuppelung der aufgespannten Riemenscheibe zugeführt wird. Riemenscheiben-Bohr- und Drehbank (Fig. 4 S. 128). Zum selbsthätigen Bohren und Drehen von Riemenschieben, Zahnrädern oder ähnlichen Gegenständen, besteht aus einem kräftigen, dreifachen, ausrückbaren Rädervorgelege, einer Zahnkranzplanscheibe mit vier durch Schrauben verstellbaren Klemmbacken, zwei durch Schaltwerk selbsthätigen Kreuzsupports, wovon der eine mit einem Apparat zum Facondrehen eingerichtet ist, einem Reitstock mit selbsttätige Bohrspindel zum Bohren und Andrehen der Naben. Riemenscheiben-Drehbank (Fig. 5 S. 129). Diese Maschine wurde nach einer original-amerikanischen Maschine abgeändert und erhielt dadurch wesentliche Vervollkommnung. Sie dient ausschliesslich zum Abdrehen von Riemenscheiben, kann aber auch mit Vortheil zum Bearbeiten von Zahnrädern und andersartigen Gegenständen benutzt werden. Die Maschine ist durchweg kräftig gebaut und ist auf deren Stetigkeit die grösste Sorgfalt verwendet. Das Abdrehen der Riemenscheiben geschieht, nachdem die Nabe auf der Bohrmaschine vorher gebohrt ist, mit Hilfe eines Drehdorn es, welcher zwischen den Spitzen des Spindel- und Reitstockes angebracht wird. Die Bewegung erfolgt durch den Stufenconus, Schnecke und Schneckenrad und wird durch die Spindel, auf welcher die Mitnehmerscheibe und zwei Mitnehmerbolzen befestigt sind, auf die Riemenscheibe übertragen. Die Anordnung der zwei kräftigen Mitnehmerzapfen ist derart, dass der Angriff an zwei Armen der zu bearbeitenden Riemenscheibe stets mit gleicher Kraft erfolgen muss, selbst wenn die Arme, wie in den meisten Fällen, ungleiche Theilung haben. Dadurch sowohl, wie hauptsächlich durch die Verwendung von Schnecke und Schneckenrad ist die Bewegung des zu bearbeitenden Stückes eine so sanfte, ruhige und gleichmässige, dass eine äusserst genaue Arbeit und ein schöner Schnitt erreicht wird, während man zugleich das Dreh Werkzeug in hohem Grade schont. Ausserdem gestattet eine solch ruhige Umdrehung, den zu drehenden Riemenscheiben eine grössere Umfangsgeschwindigkeit zu geben, als sonst bei den gewöhnlichen, ruckweise gehenden Spindeln mit Stirnräderübersetzung möglich ist. Verwendet man, wie es ja stets zu empfehlen ist, zum Gusse der Riemenscheiben ein weiches Roheisen, so erhöht sich die Leistungsfähigkeit der Specialriemenscheiben-Drehbank, welche mit zwei selbsthätig arbeitenden Supports, beide zum Facondrehen, eingerichtet sind, um das Vier- bis Fünffache der jetzt zum Drehen verwendeten gewöhnlichen Drehbänke.