Titel: Otis' elektrischer Aufzug.
Fundstelle: Band 279, Jahrgang 1891, S. 136
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Otis' elektrischer Aufzug. Mit Abbildung. Otis' elektrischer Aufzug. Nach dem Engineering and Mining Journal vom 2. August 1890 Bd. 50 * S. 124 haben Gebrüder Otis und Co. jüngst bei den von ihnen gebauten Aufzügen in sehr zweckmässiger Weise den elektrischen Betrieb angewendet. Die Aufwindeeinrichtung und die verschiedenen Sicherheitsvorkehrungen sind unverändert beibehalten worden. Der elektrische Motor ist aber mit dem Aufzuge in einer Weise verbunden worden, dass der letztere allmählich angeht und zum Stillstande kommt und der Kraftverbrauch der gehobenen Last proportional ist, also = 0, wenn der Stuhl still steht. Der Motor ist einfach und in allen Theilen zugänglich, fest und nicht unnöthig schwer; das magnetische Feld ist kräftig und der magnetische Kreis so kurz, dass am Stromsammler kein Funkensprühen auftritt. Die stossende und unregelmässige Bewegung, welche mittels Riemen bewegten Stühlen eigen ist, zeigt sich hier nicht, und die ganze Bewegung ist dem Stuhlführer in vollständige Gewalt gegeben. Textabbildung Bd. 279, S. 137 Otis' elektrischer Aufzug. Wie aus der Abbildung zu sehen ist, steht das die Bewegung beherrschende Seil mit dem Umschalter und der Bremse durch eine unten an der Maschine sichtbare stählerne Stange in Verbindung. In eine Vertiefung in dieser Stange kann sich eine das Bremsengewicht tragende Rolle einsenken, wenn der Strom abgeschaltet wird; der Umschalter und die Bremse wirken also gleichzeitig. Steht, wie in der Abbildung, der den Umschalter bewegende Zahnkranz in der Mitte, so senkt sich die Rolle in die Vertiefung der Stange und das nun unmittelbar auf die Ankerwelle wirkende Gewicht bringt den Anker zum Stillstande. Wird die Stahlstange in der einen oder der anderen Richtung verschoben, so wird der Strom zugeführt und der Bremshebel gelüftet. Zwei solche Maschinen sind in New York im Gang; sie leisten 5 und treiben einen Aufzug für 681 k mit 33 m Geschwindigkeit in der Minute. Der von einer Edisonstation zugeleitete Strom hat 220 Volt; der Anker macht 800 Umläufe in der Minute und treibt durch Räderübertragung die Trommel, über welche das Aufzugsseil läuft. Der Aufzugsstuhl wird mittels eines Hebels in und ausser Gang gesetzt, mittels dessen der Wärter das, wie gewöhnlich, nach unten und über eine Rolle laufende Seil bewegt; auf der Rollenachse sitzt ein langer Bolzen, welcher auf eine Stange wirkt und durch sie mittels eines Zahnbogens die Stellung des Umschalters beherrscht. Eine besondere, hier angebrachte Einrichtung verständigt den Wärter, wenn der Umschalter in der Mittelstellung steht, also kein Strom dem Motor zugeführt wird. Wenn sich nämlich der Umschalter der Mittelstellung nähert, zufolge der Bewegung der Stange, bringt letztere eine Klingel im Stuhle zum Ertönen. Wird der Umschalter weiter der Mittelstellung zugeführt, so kommt die Klingel zum Schweigen, wenn diese Stellung erreicht wird. Weitere Bewegung des Umschalters nach der entgegengesetzten Seite setzt die Klingel wieder in Gang, die aber bei noch weiterer Bewegung wieder still wird. Der Wärter weiss also aus der Bewegung des Stuhles, wenn der Strom im Motor thätig ist, und erfährt durch die Klingel, wenn der Strom seine letzte Arbeit verrichtet und bei einer geringen fortgesetzten Bewegung des Hebels ganz unterbrochen werden kann. Diese Bewegung ist auch unabhängig vom Zustande des Seiles, das bekanntlich mehr oder weniger vom Wasser beeinflusst wird, und da die Bewegung des Hebels durch die Klingel und die Geschwindigkeit, der Bewegung des Stuhles zuverlässig überwacht wird, so braucht er nicht auf einen bestimmten mittleren Punkt gestellt zu werden, damit der Hebel sich in der Mittelstellung befinde. Die Rolle, worüber das Seil läuft, sitzt auf einer Schraube und ihre äusserste Bewegung nach jeder Richtung versetzt eine auf die Stange wirkende Klaue in Thätigkeit, so dass der Zahnbogen bewegt wird und der Strom unterbrochen, zugleich aber auch das Bremsband auf die Ankerwelle wirkt. Wenn der Fahrstuhl stehen bleibt und das Aufzugseil schlaff wird, so folgt ihm ein sich gegen dieses Seil anlegender Aufhalter und bringt in einfacher Weise die treibende Maschine zum Stillstehen.