Titel: Westinghouse's elektrischer Motor für Strassenbahnen.
Fundstelle: Band 280, Jahrgang 1891, S. 132
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Westinghouse's elektrischer Motor für Strassenbahnen. Mit Abbildungen. Westinghouse's elektrischer Motor für Strassenbahnen. Der von der Westinghouse Electric and Manufacturing Company gelieferte Motor für elektrische Strassenbahnen besitzt, wie die zugehörige Abbildung Fig. 1 erkennen lässt, den für Strassenbahnmotoren so nothwendigen festen Bau; diese Motoren sind ja beständig einer ungewöhnlichen Abnutzung unterworfen. Ausser Einfachheit, Festigkeit und vor allem Dauerhaftigkeit besitzt der Motor nichts besonders Neues. Textabbildung Bd. 280, S. 131Fig. 1.Westinghouse's elektrischer Motor für Strassenbahnen. Wie der Londoner Electrical Engineer, 1890 Bd. 6 * S. 386, nach dem Western Electrician mittheilt, ist der Motor für einen Strom von 500 Volt Spannung berechnet; er besitzt Reihenwickelung und es sind in den Stromkreis des Ankers und der Feldmagnete noch eine Anzahl Ablenkungsrollen (diverter coils) eingeschaltet, welche beim Angehen des Wagens und auch zu Geschwindigkeitsänderungen benutzt werden. Der Motor ruht auf einem ein Ganzes bildenden eisernen Rahmen, worauf alle Lager angebracht sind; vor allem sollen ja die einzelnen mechanischen Bestandtheile des Motors in der Lage beisammen gehalten werden, in welche sie in der Fabrik der Gesellschaft gebracht worden sind. Von demselben Rahmen werden auch die Feldmagnete getragen und diese sind so aufgehängt, dass der Anker in kurzer Zeit herausgenommen und durch einen anderen ersetzt werden kann. Ist der Motor auf dem Gestelle und ebenso der Wagenkörper, so braucht man behufs Auswechselung des Ankers nur den Wagenboden zu öffnen und die Feldmagnete abzuhängen; dann kann der Anker in wenigen Secunden herausgenommen werden. Mittels eines Hebezeuges, das in die Oelnäpfe des Rahmens passt, kann ein Mann jeden Theil des Motors herausnehmen. Textabbildung Bd. 280, S. 131Fig. 2.Westinghouse's elektrischer Motor für Strassenbahnen. Die Wickelung der Feldmagnetrollen ist eine höchst sorgfältige; sie sind wasserdicht, können durch Aufschieben auf die Kerne leicht ausgewechselt werden und werden durch Bronzeringe unbeweglich festgehalten. Die Dauerhaftigkeit hängt besonders vom Bau des Ankers ab. In diesem Motor ist die Welle sehr schwer; sie besteht aus Stahl in wechselnder Dicke, am dicksten in der Mitte, nach den Enden hin abnehmend. Der Anker ist so gebaut, dass seine Theile nicht locker werden können. Der Strom Sammler besteht aus einer der Gesellschaft eigenen Legirung; er ist so gebaut, dass er nicht ausbrennen kann. Alle seine Theile werden fest zusammengehalten und so an der Ankerwelle befestigt, dass die Anker drahte nicht klappern oder abbrechen können. Die Bürstenhalterstütze ist starr an dem Rahmen befestigt und ein Holzstab trägt die Bürstenhalterarme; dadurch wird ein Erzittern und Verschieben der Bürsten verhütet. Das Räderwerk ist schwerer als sonst üblich. Die Zahnflächen sind breiter, damit sie der Abnutzung besser widerstehen können. Das Ankergetriebe und das Zwischenwellengetriebe sind aus Stahl, das Wagenachsen- und das Zwischenwellenrad aus Gusseisen. Ihre Naben sind kegelförmig ausgebohrt und ihre Achsen dementsprechend abgedreht; sie sind durch Keile mit einander verbunden. Eine kräftige Feder hinter zwei Schraubenmuttern erhält die Räder in ihrer Stellung. Dies verhütet, dass die Getriebe, welche sich stärker als die Achsen erwärmen, locker werden; denn die Feder schiebt ja dann die Getriebe auf der Achse nach. Alle Theile des Motors werden durch durchgehende Bolzen zusammengehalten und federnde Unterlegscheiben verhindern ein Lockerwerden der Schraubenmuttern in Folge des beständigen Rasseins und Schütteins. Der Motor wird am Gestelle durch zwei Federn getragen, welche die Beanspruchung der Querträger vermindern. In Fig. 2 sind die Zahnräder nicht mit abgebildet. Sie werden von einer eisernen Büchse umschlossen, welche den von den Rädern verursachten Lärm verschlucken soll. Diese Büchse ist mit einer besonderen Schmierflüssigkeit gefüllt, welche die Reibung an den Zähnen vermindert und thatsächlich die Bewegung geräuschlos macht, während sie gleichzeitig die Dauerhaftigkeit erhöht. Fig. 1 gibt einen Grundriss vom Gestelle. Um eine Anhäufung von Staub auf den verschiedenen Theilen des Motors zu verhüten, ist eine Eisenblechpfanne unter der unteren Fläche des Motors angebracht worden und ein Segeltuchvorhang umschliesst die Seiten des Motors. Die Stromzuführung ist die gewöhnliche oberirdische. In Pittsburg, Pa., laufen diese Motoren seit Anfang Juli auf den Strassen und sind sehr beliebt geworden, auch in Lansing, Mich., werden sie in jeder Beziehung erfolgreich betrieben. Die Gesellschaft hat Geschäftsabschlüsse mit 50 Bahnen und wird die Aufträge in ihren Pittsburg- und Newark-Werken möglichst schnell ausführen.