Titel: Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
Fundstelle: Band 280, Jahrgang 1891, S. 165
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Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. Bericht über die Anbauversuche mit Braugerste in Schleswig-Holstein, 1889, erstattet von A. Emmerling und G. Loges im Landwirtschaftlichen Wochenblatt für Schleswig-Holstein, 1890 Nr. 33 und 34, ref. Wochenschrift für Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 1243. Zu den An bau versuchen dienten drei Sorten Gerste, nämlich: 1) sechszeilige Fehmarnsche, 2) dänische zweizeilige, 3) original schottische zweizeilige (vorjährige). Am Schlusse des mit einer Reihe von Tabellen ausgestatteten Berichtes geben die Verf. folgende Uebersicht: „Das Hauptergebniss der Versuchsreihe 1889 ist ein ähnliches wie jenes von 1887. Es zeigt sich wiederum deutlich, dass der grösste Feind einer guten Braugerste die atmosphärische Feuchtigkeit ist, sowie alles, was den letzten Reifungs- und Trocknungsprocess verlangsamt. Textabbildung Bd. 280, S. 164 Apparat zur Untersuchung des Malzes. „Anhaltende Feuchtigkeit, besonders in den letzten Perioden des Ausreifens und während der Ernte, kann daher alle Bemühungen, eine schöne Gerste zu erzielen, zu Schanden werden lassen. Lagern, zu dichte Saat, zu feuchte und zu schattige Lage werden in ähnlichem Sinne ungünstig wirken. Je mehr der Landwirth bestrebt ist, sich auf die wirklich geeigneten, warmen Bodenanlagen zu beschränken und je sorgfältiger er bei der Ernte ungenügend gereifte Saat ausschliesst, je glücklicher er den Zeitpunkt der Ernte trifft und etwaigen Störungen durch Regen gegenüber zweckmässige Massregeln ergreift, um so mehr wird es ihm gelingen, eine marktfähige Braugerste zu erzielen. Bei dem ungünstigen Einflüsse der Körnerfeuchtigkeit, welche alle späteren schädlichen Veränderungen im Korne nach der Ernte begünstigt, wird man sich auch hüten müssen, die Gerste zu früh zu mähen, obgleich frühes Abmähen von manchen Seiten empfohlen wird. Wenn das Wetter so beständig ist, dass man auf ein ungestörtes Nachreifen des Kornes in den Hocken rechnen darf, so mag eine frühe Ernte unternommen werden. Der richtige Zeitpunkt des Mähens liegt aber bei der Vollreife und Gelbreife.“ Die Keimungswärme des Malzes von F. Schütt. (Wochenschrift für Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 685.) 1) Berechnung der bei der Keimung entstehenden Wärmemenge. In einer früheren Abhandlung (Wochenschrift für Brauerei) hat Schutt experimentell gezeigt, dass von 100 k auf die Tenne gebrachter Malztrockensubstanz während einer neuntägigen Keimperiode 10,91 k Kohlensäure erzeugt werden, welche in erster Linie durch die Verbrennung von Stärke entstanden sind. Berücksichtigt man, dass auch von dem Fett des Kornes ein Theil mitverbrannt wird, der etwa 0,4 Proc. vom Ganzen beträgt, so lässt sich berechnen, dass von 100 k Malztrockensubstanz 6,01 k Stärke und 0,4 k Fett verbrannt werden mussten, um jene Kohlensäuremenge zu liefern. Nach Stohmann, in guter Uebereinstimmung mit v. Rechenberg, beträgt die Verbrennungswärme der Stärke 4123 Cal., die des Pflanzenfettes schwankt nach Stohmann zwischen 9320 und 9480 Cal. Folgende Wärmemenge wird demnach durch Verathmung obiger Stärke- und Fettmenge erzeugt werden: 6,01 k Stärke erzeugen 6,01 × 4123 = 24780 Cal. 0,40 k Fett 0,40 × 9400 = 3760 –––––––––– Gesammtwärme 28540 Cal. Durch die Mitbetheiligung geringer Mengen noch anderer Stoffe an der Kohlensäurebildung kann das Resultat nur unmerklich beeinflusst werden. 2) Verbleib der gebildeten Wärme. Diese 28540 Cal. werden zunächst dazu dienen, das Malz selbst zu erwärmen. Wie viel Wärme hierzu erforderlich ist, ergibt sich aus folgender Ueberlegung: Die specifische Wärme der Malztrockensubstanz kann aus derjenigen ihrer Bestandtheile zu 0,35 angenommen werden. Mit 100 k Trockensubstanz sind im Quellmalze 92,3 k Wasser verbunden, wenn man den Wassergehalt desselben zu 48 Proc. annimmt. Die Wärme, welche erforderlich ist, um diese 192,3 k Quellmalz um 1° C. zu erwärmen, beträgt aber: 0,35 × 100 + 92,3 = 127,3 Cal. Am letzten Tage des Wachsthums auf der Tenne sind von den 100 k Trockensubstanz nur noch 93 vorhanden und diese mit 70 k Wasser zu 163 k Grünmalz verbunden. Die jetzt zur Erwärmung um 1° C. noch erforderliche Wärmemenge beträgt: 0,35 × 93 + 70 = 102,5 Cal. Durchschnittlich werden also 115 Cal. gebraucht, um bei dem betrachteten Malzquantum eine Temperaturerhöhung von 1° C. herbeizuführen. Die producirten 28540 Cal. wären also im Stande, das Malz auf 260° C. zu erhitzen, wenn keine Wärme während der Keimung verloren ginge. Nimmt man an, dass das Malz mit einer Temperatur von 9° R. auf die Tenne kommt und daselbst am letzten Tage die Temperatur von 15,5° R. erreicht, so beträgt die Erwärmung desselben 8° C. und die hierzu verbrauchte Wärme 8 × 115 = 920 Cal. Wir behalten also von der erzeugten Wärme 28540 – 920 = 27620 Cal. übrig, nach deren Verbleib weiter zu forschen ist. Zunächst käme die innere vom Korne beim Wachsen geleistete Arbeit in Betracht. Die hierfür aufgewendete Wärme macht jedoch nur einen so minimalen Bruchtheil der Gesammtwärme aus, dass für unsere Berechnungen von einer Berücksichtigung derselben Abstand genommen werden kann. Nach aussen sind drei Wege möglich, auf denen die Keimungswärme aus dem Malze sich entfernen kann: a) durch directe Ausstrahlung; b) durch Uebertragung an die umgebende, sich stets erneuernde Luft; c) durch Verdunstung des im Korne enthaltenen Wassers und dadurch bedingte Wärmebindung. Für die Praxis der Mälzerei ist die Frage wichtig, auf welche Weise man sich am zweckmässigsten der unliebsamen Keimungswärme entledigt. Wenn es sich darum handelt, wie das bei den neueren pneumatischen Systemen der Fall ist, in einem möglichst kleinen Raume möglichst viel Malz zu erzeugen, so bleibt nur der zweite Weg übrig, während bei der viel Raum in Anspruch nehmenden Tennenmälzerei auch der erste Weg in gewissem Grade in Betracht kommt und der dritte der Natur der Sache nach überhaupt völlig ausgeschlossen ist. 3) Die Entfernung der Keimungswärme durch Ventilation. Da während der Keimung dem Malze die Feuchtigkeit möglichst erhalten bleiben muss, so soll bei einer künstlichen Ventilation die Luft so weit wie möglich mit Feuchtigkeit gesättigt sein, wie dieses auch in allen pneumatischen Mälzereien ziemlich vollkommen der Fall ist, indem die Luft bei ihrem Eintritte in das Malz stets 97 bis 100 Proc. relative Feuchtigkeit aufweist. Die gleiche relative Feuchtigkeit, nur bei etwas höherer Temperatur, zeigt sich beim Verlassen des Malzes; ihr absoluter Wassergehalt muss also auf Kosten des Malzes grösser geworden sein und es fragt sich nun, wie sich diese Wasserentnahme im Verhältniss zu der mitgeführten Wärme stellt, je nachdem man die Luft kälter oder wärmer in das Malz einleitet und dieselbe sich beim Passiren des Malzes mehr oder weniger erwärmen lässt. Lufttemperaturbeim Die Luftmenge,welche je 1 kWasser ausdem Malzeaufnimmt Wärme-menge demMalze hier-bei ent-zogen Luftmenge, er-forderlich zurBeseitigung derKeimungs-wärme von100 k Malz-trockensubstanz Wassermenge vonneben-stehenderLuftmengedem Malzeentzogen Eintritt Austritt Grad R. Grad R. cbm Cal. cbm k   6 12 200,3 1044,5   5296 26,44   8 12 283,4 1115,3   7709 27,20 10 12 532,0   986,0 14902 28,01   8 14 175,6   985,5   4921 28,02 10 14 248,0   959,4   7140 28,79 12 14 467,5   933,9 13796 29,51 10 16 153,4   933,1   4540 29,60 12 16 217,2   911,3   6582 30,30 14 16 410,0   890,7 12714 31,01 Die vorstehende Tabelle, welche unter der bei normalem Betriebe zu treffenden Voraussetzung, dass die Luft das Malz mit 98 Proc. relativer Feuchtigkeit passirt, berechnet wurde, gibt hierüber Aufschluss. Für die Aufstellung der Zahlen in der vierten Vertikalreihe wurde die specifische Wärme der Luft bei constantem Drucke nach Regnault und Wiedemann zu 0,238, die Verdampfungswärme des Wassers nach den Tabellen von Clausius in Rechnung gezogen. Die Reihe lässt deutlich erkennen, dass der Wärmeverbrauch je nach der Anfangs- und Endtemperatur des eingeleiteten Luftstromes ein recht verschiedener sein kann, wiewohl in allen Fällen dem Malze dieselbe Menge Wasser, nämlich 1 k, entzogen wird und die Verdampfungswärme des Wassers innerhalb der gewählten Temperaturen sich nur unbedeutend ändert (bei 8° R. = 599 Cal., bei 16° R. = 592 Cal.). Mit Hilfe dieser Daten berechnet sich leicht, wie viel Luft während der ganzen Keimperiode je 100 k Malztrockensubstanz (entsprechend 192,3 k Quellmalz) zugeführt werden muss, wenn die ganze überschüssig entwickelte Wärmemenge von 27620 Cal. allein auf diesem Wege aus dem Malze herausgeschafft werden soll. Die Menge der erforderlichen Ventilationsluft ist aus Gründen der Sparsamkeit von Interesse. Während für 192 k Quellmalz etwa 5000 cbm Luft genügen, wenn man sich dieselbe im Malze um 6° R. erwärmen lässt (also von 6 auf 12°, 7 auf 13, 8 auf 14 u.s.w.), sind bei einer Erwärmung derselben um 2° (10 auf 12, 11 auf 13, 12 auf 14) etwa 14 000 cbm Luft, also fast ein dreifacher Kraftverbrauch erforderlich, um die gleiche Wärmemenge dem Malze zu entziehen. Die letzte Zahlenreihe lehrt nun, dass bei gleichgehaltener Temperatur der aus dem Malze austretenden Luft der Verlust an Wasser um so geringer ist, je niedriger die Temperatur der Luft beim Eintritte in das Malz gewesen ist, je mehr dieselbe also beim Passiren des Malzes sich erwärmt hat; ferner, dass bei gleicher Erwärmung der Luft im Malze (z.B. 8 auf 12°, 10 auf 14°) es sich empfiehlt, für die einzuleitende Luft die niedrigere Temperatur zu wählen, indem ein Luftstrom, der im Malze von 8 bis 12° erwärmt wird, die ganze Keimungswärme von 192 k Quellmalz unter Mitnahme von nur 27,2 k Wasser zu entfernen vermag, während bei entsprechender Erwärmung von 12 auf 16° 30,3 k Wasser aus dem Malze mitgenommen werden. Durch die etwas kürzere Dauer der ganzen Keimungsperiode im letzteren Falle wird das Resultat nicht beeinflusst. Schütt empfiehlt auf Grund seiner Erfahrungen, Luft von 8 bis 9° R. zu verwenden und die Ventilation so zu reguliren, dass die Luft beim Passiren der Junghaufen sich auf etwa 12°, beim Passiren der Althaufen auf etwa 16° R. erwärmt. Im Mittel beträgt dann die Erwärmung 6°, der Luftverbrauch für 192,3 k Quellmalz stellt sich auf etwa 5000 cbm und der Wasserverlust des letzteren auf 28 k. Dass das Luftquantum für die Athmung von 192,3 k Quellmalz (entsprechend 100 k Trockensubstanz) vollständig ausreicht, ergibt sich daraus, dass die von diesem Malzquantum producirten 10,9 k Kohlensäure, auf jene Luftmasse vertheilt, in derselben nur einen Gehalt von 0,116 Vol.-Proc. ausmachen würden, also nur etwa den 15. Theil derjenigen Kohlensäuremenge, welche eben einen merkbaren Einfluss auf die Keimthätigkeit hervorzubringen im Stande wäre. Da Kohlensäureentwickelung mit Wärmeerzeugung und Ventilation Hand in Hand geht, muss die Vertheilung eine genügend gleichmässige sein. Durch den Verlust von 28 k Wasser würde der procentische Wassergehalt des Quellgutes (48 Proc.) bis auf 42,1 Proc. beim fertigen Grünmalz herabgemindert werden, wodurch allerdings die äusserste zulässige Grenze nahe erreicht wird. Doch darf bei dieser Berechnung nicht ausser Acht gelassen werden, dass wir von der Annahme ausgingen, es solle sämmtliche überhaupt entstandene Wärme durch Ventilation fortgeschafft werden. Da in der Praxis stets noch ein grosser Theil dieser Wärme durch directe Ableitung in die Seitenwände und den Boden, sowie durch Ausstrahlung in den kälteren Tennenraum verloren geht, so wird dieser berechnete Luftverbrauch und Wasserverlust nur als ein Maximalwerth anzusehen sein, der in der Praxis niemals ganz erreicht wird. 4) Die Entfernung der Keimungswärme in der Praxis. Schütt untersuchte weiter die Verhältnisse, unter welchen die Entfernung der Keimungswärme in der Praxis stattfindet, und zwar in der Tennenmälzerei im Winter und Sommer, dann in einer pneumatischen Mälzerei nach Galland'schem und einer nach Saladin'schem System. Indem wir bezüglich der Einzelheiten auf die Originalabhandlung verweisen, geben wir im Folgenden die Resultate der angestellten Untersuchung: Tennenmälzerei. Luft-temperaturbeim Luftfeuch-tigkeit rel.beim Je 1 k Wasser demMalz entziehendeLuftmenge Bei diesem Processedem Malz entzogeneWärmemenge Zur Verdampfung von12,7 k Wasser warLuft erforderlich Durch diese Luftmengeund Verdampfung von12,7 k Wasser wurdenje 100 k Malztrocken-substanz Wärme ent-zogen Ein-tritt Aus-tritt Ein-tritt Aus-tritt GradR. GradR. Proc. Proc. cbm Cal. cbm Cal. Winter 8    10,4   90   98 368 924   4672 11740 von26,5 kWasser von26,5 kWasser Sommer   13,2 16   85   98    195,4 791   5175 20950 Je 100 k Malz-trockensubstanzim Ganzen zuge-führte Luftmenge von25,5 k Wasser Galland 8    12,8 100 100 225 998   5750 25480 von29,6 kWasser Saladin   12,0    14,6    96,5   97 345 921 10200 27260 Bei der Tennenmälzerei wurden auf je 100 k Malztrockensubstanz im Winter 12,7 k, im Sommer 26,5 k Wasser verdampft. Wie viel Luft hierzu durch dieses Malzquantum strömen musste, lehren die beiden letzten Reihen, die ein gutes Bild von der Stärke der Luftcirculation im Tennenmalze und ihrer Bedeutung für die Entfernung der Keimungswärme aus demselben geben. 11700 Cal. im Winter und 21000 Cal. im Sommer wurden von den überhaupt producirten 27620 Cal. auf diese Weise fortgeführt. In Procenten der Gesammtwärme ausgedrückt, repräsentiren diese Zahlen 42,5 Proc. im Winter und 75,9 Proc. im Sommer, so dass durch directe Ableitung in den Tennenboden und durch Ausstrahlung in den Tennenraum im Winter 57,5 Proc., im Sommer dagegen 24,1 Proc. der Keimungswärme abgegeben wurden. Bei der pneumatischen Mälzerei (System Galland) sind im Ganzen durch Ventilation 25480 Cal. fortgeführt oder 92,3 Proc. der überschüssig erzeugten Wärme, so dass nur 7,7 Proc. durch Leitung und Strahlung abgegeben wurden. Vergleicht man die bei den pneumatischen Systemen angeführten Zahlen, so ergeben sich bemerkenswerthe Unterschiede. Die Lufttemperaturen sind bei Galland entsprechend der kälteren Jahreszeit niedriger; daher hier nur eine Stärke der Ventilation von 5750 cbm Luft auf 100 k Malztrockensubstanz, während bei Saladin entsprechend der höheren Lufttemperatur 10200 cbm zuzuführen waren. Da der Mälzerei im Sommer nur 12° warme Luft zur Verfügung stand, musste die Ventilation so stark genommen werden, damit die Malztemperatur nicht über 15° R. anstieg. Die Ausnutzung der Luft zur Abkühlung des Malzes unter diesen Umständen ist, wie gezeigt wurde, nicht die beste. Es werden daher dem Malze nur 921 Cal. auf jedes verdampfte Kilo Wasser entzogen, während im vorigen Beispiel die entsprechende Ziffer 998 betrug. So erklärt sich auch die etwas höhere Verdampfung von 29,6 k Wasser aus dem Malze bei einer Wärmeabgabe von 27260 Cal. Von der ganzen überschüssig erzeugten Keimungswärme repräsentirt dieser durch Ventilation beseitigte Antheil 98,77 Proc; es sind hier nur 1,3 Proc. durch Leitung und Strahlung an die Umgebung abgeführt worden, was in Anbetracht der herrschenden Sommertemperatur leicht verständlich ist. In diesem Beispiele ist der praktische Beweis geliefert, dass die pneumatische Mälzerei die theoretische höchste ihr zu stellende Aufgabe: „Beseitigung der gesammten Keimungswärme mit Hilfe der Ventilation ohne Wasserzufuhr zum Malze“ selbst unter ungünstigen Bedingungen zu erfüllen im Stande ist und dadurch die Mälzerei von der Witterung unabhängig gemacht hat. Ein neues System der pneumatischen Mälzerei ist Johannes Kuntze in Nordhausen patentirt worden (D. R. P. Nr. 52960 vom 12. October 1889). Der Apparat, welcher Waschmaschine, Weich- und Keimapparat in sich vereinigt, ist nach dem Principe der Trommelmälzerei construirt. Getreideprüfer von E. Brauer. Dieser Apparat ist in dieser Zeitschrift bereits 1890 278 574, sowie 1891 280 * 97 eingehend beschrieben. Aus einer jedem Apparate beigegebenen Tabelle ist sofort das Gewicht der Masseinheit abzulesen. Dem älteren Verfahren gegenüber besitzt dieses unleugbare Vortheile. Darre für Malz und ähnliche Stoffe von Joseph Franklin Gent in Columbus, Nordamerika (D. R. P. Nr. 52638 vom 27. August 1889). Die Darre befindet sich innerhalb eines mit Aussengallerien und Treppen versehenen Thurmes und besteht aus beliebig vielen Etagen, welche durch eine senkrechte Achse auf Rollen und Schienen in Rotation versetzt werden. Das zu darrende Material wird durch einen Trichter auf die oberste Bühne gebracht und mittels des Planirers, einer rechts- und linksseitigen Spirale, geebnet. Bei zunehmender Drehung der Etagen kommt zunächst ein Wender in Thätigkeit und nach einer vollständigen Umdrehung wird durch den Contact eines Daumens mit einer Rolle die erste Serie der in Scharnieren beweglichen Bodenfüllungen der Etage gekippt, worauf die übrigen Serien folgen, bis der ganze Inhalt auf die folgende Etage gebracht ist. Das Material gelangt auf diese Weise von Etage zu Etage, bis es auf der untersten vollständig abgedarrt ist, worauf es von dort in einen darunter befindlichen Trichter entleert wird. Die zum Darren dienende erwärmte Luft strömt durch ein centrales Rohr unter die Etagen und durch die Löcher derselben, das Darrgut durchstreichend, in die Höhe. Der Apparat kann in Verbindung mit einer Vorrichtung zum Temperiren und Anfeuchten der Luft auch zum Keimen benutzt werden. Ueber eine Untersuchung der Braupfannen- und Darrfeuerung der Staatsbrauerei Weihenstephan berichten Th. Ganzenmüller und Dr. K. Ulsch (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1890 Bd. 13 S. 349). Verfahren zum Weichen der Gerste u. dgl. von Ferd. Kleemann (D. R. P. Nr. 54649 vom 2. Mai 1890). Die zu behandelnde Gerste u. dgl. wird in ein Gefäss gebracht und letzteres mit Wasser so weit angefüllt, dass sämmtliche Körner unter Wasser liegen. Nachdem das Gefäss verschlossen, wird die darin befindliche Luft entfernt, in Folge dessen tritt das die Gerste umgebende Wasser sehr rasch an die Stelle der in den Körnern vorhandenen Luft, wodurch der Weich- oder Quellprocess wesentlich abgekürzt und eine Schädigung der Gerste verhindert wird. Die Radmälzerei und deren Betrieb von Dr. Albert Schnell (Wochenschrift für Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 1322). Verfasser gibt eine ausführliche Schilderung (mit Abbildungen) seines neuen Systems der mechanischen Mälzerei. Als Weich- und Keimungsapparat dient ein grosses eisernes Rad, welches auf vier eisernen Rollen läuft und durch ein Zahnrad je nach Auflage des Betriebsriemens auf den Treppenscheiben rascher oder langsamer bewegt wird. Das Rad selbst ist in zwölf Kästen getheilt; dieselben bestehen sowohl unten beim Boden, als beim Deckel aus durchlochtem Eisenblech. Unter dem falschen Boden befindet sich je eine Kammer, in welcher je ein Zuführungsrohr für Wasser und Luft einmündet, so dass durch die Siebbodenfläche jedes einzelnen Kastens eine gleichmässige Vertheilung des Wassers oder der Luft darin erzielt wird, welche je nach Bedarf dem in den Kästen befindlichen Keimgute zugeführt werden können. Der Betrieb des Rades geschieht folgendermassen: In jeden der zwölf Behälter wird unter angemessener Rotation ein gleiches Quantum (im vorliegenden Falle 100 l bei 300 l Fassungsraum) trockener, geputzter Gerste gebracht; die Siebdeckel werden geschlossen und eine Rotationsgeschwindigkeit von einem Umgange in 30 Minuten gegeben und nun einem Kasten nach dem anderen Wasser zugeführt. Die Zuflussmenge wird so bemessen, dass in 2 bis 3 Minuten, während welcher Zeit ein Kasten dem Wasser zugänglich ist, derselbe halb voll wird, so dass das Wasser etwa 10 cm über der Gerste steht. Nach 2 Minuten verschliesst sich der Kasten durch seine Abwärtsbewegung dem Wasserzutritt, wogegen der folgende nun unter die aufwärtssteigende Douche gelangt. Beim Herabgehen entleeren die Zellen das überschüssige Wasser, welches vom Korne nicht angenommen wurde. Nach 30 Minuten haben alle Zellen Wasser gefasst; um jedoch jede Möglichkeit einer ungleichen Wässerung auszuschliessen und ausserdem gründliche Waschung zu sichern, wird ein zweiter Umgang unter Wasserzutritt gemacht. Nach Beendigung desselben wird der Wasserhahn geschlossen und das Rad in langsamere Rotation gebracht, gewöhnlich ein Umgang in 2 Stunden. Das angefeuchtete Korn nimmt bei einer Temperatur von 8 bis 10° C. das anhängende Wasser auf und erscheint handtrocken. Das Korn hat etwa 12 bis 15 Proc. Wasser aufgenommen; um es auf 48 bis 50 Proc. zu bringen, wird es viermal in der beschriebenen Weise mit Wasser behandelt. Auf diese Weise wird das Korn nach 60, höchstens 72 Stunden quellreif. Gleichzeitig hat dasselbe im Rade bereits gespitzt, während es in der gewöhnlichen Weiche eben oder manchmal kaum quellreif ist. 12 Stunden nach dem letzten Bade setzt man die künstliche Ventilation in Betrieb. Zunächst stellt man eine Geschwindigkeit von einem Umgang in 10 Minuten her, wodurch das Keimgut stark gelockert wird; nach 1 Stunde solcher Bewegung wird das Rad auf 4stündige Rotation gesetzt und dann der Lufthahn geöffnet, so dass die Luft in je zwei Kästen zugleich blasen kann. Jede Abtheilung wird nun innerhalb 2 Stunden während 20 Minuten intensiv beblasen, so dass zwei Umgänge genügen, um beispielsweise eine Temperatur von 16° R. auf 12° R. zurückzuführen. Ist nun die Temperatur mit dieser 8stündigen Ventilation her abgestimmt, so lässt man das Rad wieder ohne dieselbe auf mittlerer Geschwindigkeit laufen, bis, gewöhnlich nach weiteren 12 bis 18 Stunden, die obere Temperaturgrenze erreicht worden; alsdann setzt man die Ventilation wiederum für 8 Stunden gleich zwei Umdrehungen in Gang und jedesmal vorher wird 1 Stunde lang mit raschem Laufe das Keimgut gelockert. In der Regel dauert die Wachsthums- und Auflösungsperiode von der letzten, vierten Wasserprobe ab 4 Tage, was eine durchschnittliche totale Keimzeit von 7 bis 8 Tagen ausmacht. Das vorliegende Verfahren beansprucht etwa 30 Proc. weniger Zeit für die Fertigstellung des Grünmalzes als die anderen Verfahren. Gestützt auf seine Erfahrungen und auf Analysen seiner Malze glaubt Schnell berechtigt zu sein, die Behauptung aufzustellen, es sei das neue Verfahren wohl geeignet, unter Umgehung des alten Weichverfahrens in bedeutend kürzerer Zeit ein Grünmalz zu erzeugen, das sich in jeder Hinsicht als ein normales Product erweist. Untersuchungen über die Möglichkeit, durch bessere Ausnutzung des Hopfens bei der Bereitung der Würze Ersparnisse zu erzielen, von Dr. Max Issleib (Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung, 1890 Bd. 30 S. 2173). Nach Issleib entstehen bei der jetzt üblichen Art, den Hopfen zu verwenden, erhebliche Verluste an Bitterstoff und an Hopfenaroma. Um dieselben zu verringern, empfiehlt derselbe, den Hopfen zunächst mit kaltem Wasser zur Gewinnung des Hopfenbitters auszuziehen und nach Entfernung des Auszuges den Rückstand zur Gewinnung des flüchtigen Hopfenaromas mit Wasserdampf zu destilliren. Der wässerige Hopfenauszug, sowie das aromatische Destillat sollen dem Biere auf dem Kühlschiffe zugesetzt werden. Der im Destillationsapparate gebliebene Rückstand, extrahirter Hopfen, und ein brauner Hopfenauszug sollen der Würze beim Beginne des Kochens zugegeben werden zur Zuführung der Hopfengerbsäure und der Hopfenharze. Verfahren zur Bereitung von Hopfenextract von Dr. Otto Schweissinger (D. R. P. Nr. 54812 vom 10. April 1890). Das nach dem vorliegenden Patent gewonnene Hopfenextract soll entgegen den bis jetzt bekannten Extracten dieser Art alle für die Bierbereitung wichtigen Stoffe und nur diese enthalten. Das zu seiner Herstellung benutzte Verfahren ermöglicht, das Extract in eine dickflüssige Form zu bringen und es daher ohne besondere Mittel in der Kälte aufzulösen. Zu diesem Zwecke wird das Lupulin durch Abschaben von den Hopfenhüllen getrennt und beide für sich extrahirt, die Hüllen mit Wasser, das Mehl mit Alkoholäther. Die Extracte werden bei niederer Temperatur eingedämpft, der wässerige Extract im Vacuum. Die Abdampfrückstände werden gemischt und in den Aufbewahrungsgefässen, nachdem ein Strom Kohlensäure auf die Oberfläche geleitet ist, luftdicht verschlossen. (Schluss folgt.)