Titel: Ueber Vorrichtungen zur Verhütung des Durchgehens der Dampfmaschinen.
Autor: Fr.
Fundstelle: Band 280, Jahrgang 1891, S. 249
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Ueber Vorrichtungen zur Verhütung des Durchgehens der Dampfmaschinen. Mit Abbildungen. Ueber Vorrichtungen zur Verhütung des Durchgehens der Dampfmaschinen. Obwohl die Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin 1889 eine grosse Anzahl von Vorrichtungen zum Schütze der Arbeiter gegen die in maschinellen Betrieben vorkommenden Gefahren zur Anschauung brachte, unter denen sich die, ein mehr oder weniger schnelles Anhalten der Dampfmaschine bezieh. des von derselben bethätigten Triebwerkes bewirkenden Abstellvorrichtungen (1889 273 * 385) in ziemlicher Vollständigkeit der auf diesem Gebiete bekannten Systeme vorfanden, war doch nicht eine einzige besondere Sicherheitsvorrichtung zu erblicken, welche im Stande gewesen wäre, das in vielen Fällen ebenfalls mit grosser Gefahr verbundene Durchgehen einer Dampfmaschine vollständig zu verhindern. Man spricht, wie G. Thareau in den Mémoires de la Société des ingénieurs civils, 1891 S. 20, berichtet, im Allgemeinen von dem Durchgehen einer Dampfmaschine, wenn die Geschwindigkeit derselben derartig anwächst, dass die von ihr bewegten Massen eine erheblich grössere Beanspruchung erfahren, als diejenige ist, für welche sie berechnet sind. Sehr häufig haben die Dampfmaschinen Widerstände zu überwinden, deren Grösse in kurzer Frist innerhalb weiter Grenzen schwankt, so dass dadurch der ruhige Gang derselben bedeutend beeinflusst wird. Man ordnete Schwungräder an, welche gewissermassen Sammlerdienste verrichten und die bei Verminderung des von der Maschine zu überwindenden Widerstandes überschüssige Kraft in sich aufnehmen, um dieselbe bei einer Vermehrung desselben wieder abgeben zu können. Solange die Widerstände innerhalb kurzer Zeiträume schrittweise zu- und abnehmen, genügen die Schwungräder allenfalls, um ein bedeutendes Wachsen der Geschwindigkeit der Maschine zu verhüten, wenn indess eine Verminderung des Widerstandes längere Zeit anhält, wird das zwischen demselben und der bewegenden Kraft der Maschine bestehende Gleichgewicht gestört, und der durch die letztere in Bewegung versetzte Kolben nimmt eine immer grösser und grösser werdende Geschwindigkeit an, welche schliesslich diejenige ganz beträchtlich übersteigt, welche für den normalen Betrieb festgesetzt wurde – die Maschine wird alsdann durchgehen. Es kann dies z.B. dann eintreten, wenn die von dem Motor betriebenen Arbeitsmaschinen in demselben Augenblicke ausgerückt werden, wo zufälliger Weise der die Bewegungen der Dampfmaschine auf die Transmission übertragende Riemen von den Scheiben herunterfällt oder zerreisst und die Maschine nur noch die Reibungswiderstände ihrer zugehörigen Theile zu überwinden hat. Das von der Maschine in Umdrehungen versetzte Schwungrad erlangt dann eine solche Geschwindigkeit, dass die Massentheilchen desselben der gesteigerten Centrifugalkraft nicht mehr das Gleichgewicht zu halten vermögen. Es fliegt in Stücke, welche je nach Umständen grössere oder geringere Beschädigungen an Menschen, Gebäuden, Maschinen u. dgl. verursachen. Nur derjenige, welcher die durch das Zerspringen des Schwungrades einer Dampfmaschine entstehenden Verwüstungen angesehen hat, kann sich einen ungefähren Begriff von der furchtbaren Gewalt machen, mit welcher die umherfliegenden Theile desselben buchstäblich alles kurz und klein schlagen. Um derartigen Unfällen vorzubeugen, kommen Geschwindigkeitsregulatoren in Anwendung, die vor Allem verhüten sollen, dass, wie auch immer die von der Maschine zu überwindenden Widerstände sich ändern, die Geschwindigkeit derselben dennoch eine gewisse Grenze nicht übersteigt. Es sollten derartige Regulatoren an keiner Dampfmaschine fehlen, und- nur da, wo eine solche zum Betreiben einer mit ihr direct verbundenen Maschine mit gleichmässigem Widerstände dient, wie z.B. bei Gebläsemaschinen, deren Kolben auf der gemeinschaftlichen durchgehenden Kolbenstange der Dampfmaschine befestigt ist, kann von der Anbringung eines Regulators abgesehen werden, nicht aber in dem Falle, wenn der Motor die mit constantem Widerstände arbeitende Maschine, wie z.B. bei Flügelgebläsen, unter Vermittelung eines Riemens betreibt, der von den Scheiben abfallen oder aber zerreissen könnte. Die Regulatoren beeinflussen bekanntlich die Dampfeinströmöffnungen im Cylinder derart, dass längere oder kürzere Füllungen innerhalb desselben möglich sind, und zwar erfolgt dies meist unter Zuhilfenahme der Centrifugalkraft schwerer Kugeln, welche um eine senkrechte Spindel rotiren und sich je nach der Geschwindigkeit der Maschine von dieser entfernen oder aber derselben nähern; die auf und nieder gehenden Bewegungen eines mit den Kugeln verbundenen Muffes werden auf die Abschlussorgane übertragen. Allein nicht nur ein Durchgehen der Dampfmaschine sollen die Geschwindigkeitsregulatoren verhüten, sondern auch die Regelmässigkeit des Ganges derselben sichern; namentlich in Bezug auf letzteres sind dieselben für elektrische Beleuchtungsanlagen, nicht minder für den Betrieb in Spinnereien u. dgl. von grosser Wichtigkeit. Um bei derartigen Betrieben eine äusserst regelmässige Bewegung der Dampfmaschine zu erzielen, hat man besonders in neuerer Zeit die Regulatoren immer mehr zu vervollkommnen und zu verbessern gesucht, was keinesfalls nöthig gewesen wäre, sofern dieselben nur dazu dienen sollen, das Durchgehen der Dampfmaschine bezieh. die Ueberschreitung einer festgesetzten Geschwindigkeit zu verhüten. Bedauerlicher Weise findet man noch zuweilen Dampfmaschinen mit Regulatoren, welche nicht einmal im Stande sind, den obigen Bedingungen Genüge zu leisten, weshalb auch die durch ein Durchgehen der Dampfmaschine verursachten Unfälle durchaus nicht zu den Unmöglichkeiten gehören werden, und dies um so weniger, als auch bei einem Gleiten oder Reissen des Riemens, welcher sehr oft zur Uebertragung der Bewegung von der Schwungradwelle auf den Regulator dient, Unfälle nicht ausgeschlossen sind. Wir wollen die hauptsächlichsten Ursachen, welche das gute Functioniren eines Regulators beeinflussen können, hierunter anführen. Man unterscheidet zwei Arten von Regulatoren: diejenigen, welche auf ein Drosselorgan wirken und diejenigen, welche einen directen Einfluss auf die Steuerung ausüben; beide Arten von Regulatoren besitzen gemeinschaftliche und besondere Nachtheile. Bei den auf ein Drosselorgan arbeitenden Regulatoren ist die Bewegung des Muffes nach oben häufig durch einen Bund begrenzt, dessen Stellung wenigstens veränderlich und mittels Druckschraube festgestellt sein sollte, der indess sehr oft überhaupt nicht regulirbar ist und so niedrig sitzt, dass die Bewegung des Muffes nach oben schon begrenzt ist, bevor das Drosselorgan die Dampfeinströmöffnung vollständig abgeschlossen hat. Da ein Heruntergehen des Muffes im Laufe der Zeit aus irgend welchem Grunde, z.B. durch Abnutzung der Stangen und Hebel in ihren Gelenken, sich nicht vermeiden lassen wird, sollte von vornherein dafür Sorge getragen werden, dass der Muff dann, wenn die Maschine erst kurze Zeit im Betrieb ist, etwas höher steigen kann, als nöthig ist, um den vollständigen Verschluss der Dampfeinströmöffnung bewirken zu können. Die Anordnung eines derartigen Bundes ist im Uebrigen ganz unnöthig, da die Aufwärtsbewegung des Muffes durch nichts anderes begrenzt sein sollte, als durch den vollständigen Verschluss desjenigen Abschlussorganes, welches das Eintreten von Dampf in den Cylinder regulirt. Bei einigen Regulatoren schwächt man die heftigen Bewegungen des Muffes durch eine darüber liegende Spiralfeder ab, welche um die Regulatorspindel gelegt und mitunter so schwer zusammendrückbar ist, dass der Muff sich nicht weit genug nach oben bewegen kann. Sehr oft besitzen auch die Stangen und Hebel, welche das Abschlussorgan mit dem Regulatormuff verbinden, ein so beträchtliches Spiel in ihren Gelenken, dass der Muff einen gewissen Theil seines Hubes zurücklegen muss, ohne eine Bewegung auf das betreffende Abschlussorgan zu übertragen; ferner sind die Stangen und Hebel in der Regel sehr leicht und können sich deshalb leicht verdrehen. Eine andere Ursache, welche das Durchgehen einer Dampfmaschine zur Folge hatte, war mangelhafte Schmierung und ungenügende Instandhaltung des Regulators. Derjenige Theil der Regulatorspindel, auf welcher sich der Muff auf und ab bewegt, war in dem vorliegenden Falle mit einer dicken Schicht alter klebriger Schmiere bedeckt, welche man fortzunehmen unterlassen hatte. Zufolge der gleichzeitigen Ausrückung des grössten Theiles der von dem Motor betriebenen Arbeitsmaschinen nahm die Geschwindigkeit desselben plötzlich ganz erheblich zu, ohne dass der Regulatormuff im Stande gewesen wäre, so hoch zu steigen, als nöthig war, um den Dampfzutritt nach dem Cylinder abzusperren. Die Antriebsscheibe des Regulators zersprang in Folge dessen unter dem Einflüsse der erheblich gesteigerten Centrifugalkraft und einzelne Stücke derselben fielen in die Grube des Schwungrades, so dass dieses letztere plötzlich gebremst und hierbei einer derartigen Erschütterung ausgesetzt wurde, dass es aus einander sprang und die umher fliegenden einzelnen Theile desselben das ganze Gebäude zerstörten. Was nun im Besonderen die auf eine Drosselklappe wirkenden Regulatoren betrifft, so ist hier von vornherein zu bemerken, dass diese ganz besonders häufig in mangelhaftem Zustande anzutreffen und viele derselben gar nicht einmal im Stande sind, ein Durchgehen der Dampfmaschine zu verhüten. Ausser den bereits genannten Uebelständen dürften bei diesen Regulatoren noch die folgenden Mängel zu erwähnen sein: Die Drehbewegung der Drosselklappe wird in der Regel dadurch vermittelt, dass die vom Regulator kommende Zugstange auf einen Hebel wirkt, welcher ausserhalb des Gehäuses auf der Welle der Drosselklappe befestigt ist; der Winkel, welchen diese Stange mit dem genannten Hebel einschliesst, ist indess mitunter ein so spitzer oder stumpfer, dass die Todtpunktlage dieses Hebels beinahe erreicht ist und die Wirkung der Regulatorkugeln oft nicht genügt, der Drosselklappe eine derartige Drehbewegung zu ertheilen, dass dadurch das Oeffnen oder Schliessen der Dampfdurchgangsöffnung erreicht wird; auch klemmt sich die genannte Welle oft in der zu ihrer Abdichtung nach aussen dienenden Stopfbüchse, so dass eine Bewegungsübertragung überhaupt nicht möglich ist. Einige Constructeure bestimmen die Lage der Drosselklappe in der Weise, dass, wenn der Regulatormuff am höchsten steht, die Dampfdurchgangsöffnung noch nicht vollständig geschlossen ist; abgesehen davon, dass durch die im Laufe der Zeit in den Gelenken der Stangen und Hebel eintretenden Abnutzungen der im Gehäuse vorgesehene Spielraum noch grösser werden kann, als anfänglich der Fall war, ist demnach hier ein vollständiger Verschluss der Einströmung durch den Regulator überhaupt nicht zu bewirken. – Eine grössere Sicherheit gegen das Durchgehen einer Dampfmaschine bieten diejenigen Regulatoren, welche direct auf die Steuerungsorgane einwirken, nur ist in der Regel zur Bewegung der letzteren eine grössere vom Regulator ausgehende Kraft nöthig, als wenn dieser nur eine Drosselklappe zu verstellen hätte, weshalb auch in derartigen Fällen, gleiche Umdrehungsgeschwindigkeiten des Regulators vorausgesetzt, die in Bewegung kommenden Massen desselben grössere Gewichte besitzen müssen als vordem; das öftere Nachsehen und die sorgfältige Unterhaltung aller einzelnen Theile ist noch besonders anzurathen. Dolfus, Mieg und Co. in Mühlhausen haben, um jede Möglichkeit des Durchgehens einer Dampfmaschine abzuwenden, die in Fig. 1 bis 5 dargestellte, an einer Verbundmaschine der Société Alsacienne in Belfort (1890 277 * 338) angebrachte Vorrichtung erfunden, mit deren Hilfe auch bei eintretenden Gefahren der sofortige Stillstand der Dampfmaschine bewirkt werden kann. Sobald diese Vorrichtung nämlich in Wirksamkeit tritt, erfolgt gleichzeitig: 1) der Verschluss des Dampfeinströmventiles, 2) der Verschluss des Einspritzhahnes am Condensator und ferner 3) das Oeffnen eines Dampfhahnes, durch welchen behufs Vernichtung der lebendigen Kraft des Schwungrades eine Bremse in Thätigkeit gebracht wird. Auf dem Schieberkasten der Maschine ist zu dem Zwecke eine Büchse T (Fig. 3) befestigt, die einen Zapfen h (Fig. 5) trägt, um welchen sich die mit einem Sperrrad r zusammengegossene Trommel t bewegt; mit der letzteren ist das eine Ende einer dünnen Schnur verbunden, welche aus der Büchse heraustritt und über zwei Rollen G und G1 (Fig. 1) geleitet, an ihrem anderen Ende ein Gewicht P trägt, welches sich an zwei am Maschinenfundament fest gemachten Stangen ZZ1 führt. Die Nabe der Trommel t ist nach aussen geschlossen und trägt hier ein Vierkant f, über welches, um die Schnur auf die Trommel aufwickeln zu können, eine Kurbel greift, durch deren Drehung das Gewicht P in seine aus Fig. 1 ersichtliche höchste Lage P1 gebracht werden kann; eine auf ihrem unteren Theile mit einer Nase d (Fig. 3) versehene Klinke c greift in die Zähne des Sperrrades r und verhütet so die Rückwärtsbewegung der Trommel und des Gewichtes. Textabbildung Bd. 280, S. 251Fig. 1.Dampfmaschine mit Sicherung gegen Durchgehen.Textabbildung Bd. 280, S. 251Fig. 2.Regulator mit Sicherung gegen Durchgehen der Maschine. Auf dem freien Ende der Regulatorantriebswelle ist ein Excenter E (Fig. 1) befestigt, welches einer mit ihr verbundenen langen Stange H eine auf und nieder gehende Bewegung ertheilt, die unter Zwischenschaltung einer Stange I auf einen um den Zapfen i (Fig. 4) frei beweglichen Winkelhebel ll1 übertragen wird; der Schenkel l1 dieses Hebels bethätigt bei seiner Bewegung das auf einem kleinen Stifte g desselben frei liegende, aus weichem Eisen gefertigte Plättchen p, deren anderes Ende auf einem festen Bolzen g1 ruht und eine ununterbrochen hin und her gehende Bewegung ausführt. Die Platte p ist ebenfalls mit einer Nase d1 versehen, die bei ihrer Bewegung unterhalb der Nase d der Klinke C bleibt und dieselbe für gewöhnlich nicht berührt; sobald aber die Platte p von dem Elektromagneten a angezogen wird, trifft sie mit dieser zusammen; die Klinke c kommt nun ausser Eingriff mit dem Sperrrad r und das Gewicht P fällt herunter. Die Stromunterbrechung des Elektromagneten a kann von verschiedenen Stellen der Werkstätte aus bewirkt werden und erfolgt auch, wie wir weiter unten sehen werden, durch den Regulator selbsthätig, sobald die Geschwindigkeit der Maschine einen gewissen Betrag überschreitet. Auf dem äussersten Ende der Spindel des Einströmventiles V (Fig. 1) ist eine kleine mit dem Gewicht P durch eine darüber gelegte Schnur K1 verbundene Rolle A befestigt, deren Durchmesser so bemessen ist, dass das Ventil die Dampfeinströmöffnung vollständig schliesst, wenn das Gewicht P in seiner unteren Stellung angelangt ist. Beim Fallen des Gewichtes trifft dasselbe mit dem Hebel L zusammen, den es mitnimmt, so dass dadurch der Winkelhebel M, welcher durch die Stange S mit dem Einspritzhahn B am Condensator verbunden ist, eine derartige Drehung erleidet, dass letzterer geschlossen wird; in gleicher Weise erfolgt auch durch den Hebel U das Oeffnen des Dampfhahnes C und der nun gegen den Kolben des kleinen Dampfcylinders F drückende Dampf bewirkt den Anzug des um eine Scheibe Q der ersten Vorgelegswelle gelegten Bremsbandes. Um das Durchgehen der Maschine zu verhüten, ist noch ein kleiner von dem Steuerungsregulator betriebener Sicherheitsregulator R (Fig. 1) mit festem Muff und beweglicher Spindel angeordnet, dessen beim Wachsen der Geschwindigkeit über eine gewisse Grenze hinaus aufwärts steigende Regulatorkugeln die Spindel mit einem Stromunterbrecher n (Fig. 2) in Berührung bringen und damit durch das jetzt erfolgende Fallen des Gegengewichtes P den sofortigen Stillstand der Maschine bewirken. Indess ist bei dieser Vorrichtung ein Durchgehen der Maschine immer noch nicht ausgeschlossen, da das die Bewegungen von dem Steuerungsregulator auf den Sicherheitsregulator übertragende Hilfsorgan (Riemen oder Schnur) mancherlei Betriebsstörungen verursachen und auch die Bewegung des von der Schwungradwelle aus betriebenen Steuerungsregulators durch die Zwischenmechanismen oft mehr oder weniger beeinflusst werden kann. Der Steuerungsregulator wird entweder ebenfalls durch einen Riemen, oder aber durch conische Räder unter Zwischenschaltung einer Hilfswelle von der Schwungradwelle aus betrieben; letzteres ist sicherer und wird deshalb auch vielfach ausgeführt, obgleich diese Einrichtung die kostspieligere ist. Beim Riemenbetrieb kann auch hier leicht wieder ein Zerreissen oder Herunterfallen des Riemens von den Scheiben eintreten; letzteres lässt sich indess dadurch verhüten, dass man die Scheiben mit Rändern versieht. Textabbildung Bd. 280, S. 251Sicherung gegen Durchgehen der Dampfmaschine. Bei den von der Firma Powell in Rouen in Paris 1889 ausgestellt gewesenen Maschinen (1890 276 * 402), waren zur Sicherung der Bewegungsübertragung auf den Regulator zwei Riemen und vier Scheiben angeordnet, so dass wenn der eine Riemen versagte, der andere noch die nöthigen Dienste verrichten konnte. Einige Maschinenfabrikanten haben versucht, das selbsthätige Stillstehen ihrer Maschinen auch in dem Falle zu ermöglichen, wenn der Regulator, sei es in Folge des Reissens eines Riemens oder aus irgend welchem anderen Grunde in seine tiefste Lage fällt und ein Durchgehen der betreffenden Maschine unausbleiblich sein würde. Derartige Constructionen bieten in der That eine grosse Sicherheit und sind namentlich an Corlissmaschinen vielfach mit Erfolg zur Ausführung gekommen. V. Brasseur in Lille hat zu dem Zwecke die aus Fig. 6 ersichtliche Einrichtung getroffen. Ein Hebel B dreht sich um einen am Regulatorständer S befestigten wagerechten Zapfen A und trägt an seinem äussersten Ende einen rechtwinkligen Ansatz, welcher über dem gebogenen Ende der auf die Stangen V, welche zu den aussen auf den Hahnspindeln sitzenden Hebeln führen, wirkenden Klinken P liegt. Wenn die Regulatorkugeln fallen, sinkt der Hebel oder Schwengel F, die regulirbare Schraube D legt sich auf einen Ring C des Hebels B und drückt den letzteren herunter, so dass sich dessen rechtwinkliger Ansatz auf die Klinken legt, diese auslöst und durch den nun unter Mitwirkung eines Luftpuffers erfolgenden Verschluss der Dampfeinströmöffnungen im Cylinder die Maschine zum Stillstehen bringt. Textabbildung Bd. 280, S. 252Fig. 6.Sicherung gegen Durchgehen der Dampfmaschine von Brasseur.Lecouteux und Garnier haben eine ähnliche Construction an ihren Maschinen zur Ausführung gebracht. Textabbildung Bd. 280, S. 252Fig. 7.Sicherung gegen Durchgehen der Dampfmaschine von Lecouteux und Garnier. Wie aus Fig. 7 ersichtlich, steht der die Klinken bethätigende Schwengel A wieder durch eine Zugstange mit dem Regulator in Verbindung und trägt an seinem hinteren Theile einen Daumen B, welcher beim Fallen der Regulatorkugeln in ihre tiefste Lage die Klinken so hoch hebt, dass dieselben auf die nach den Hahnspindeln führenden Stangen nicht mehr einwirken können – die Einlassöffnungen bleiben dann geschlossen und die Maschine kommt zum Stillstand. Um die Ingangsetzung derselben wieder herbeizuführen, hebt man mit Hilfe eines Hebels den Regulatormuff so hoch, dass die Klinken wieder frei werden, und sichert die Stellung des Muffes durch eine auf die Stange der Oelbremse wirkende Schraube; sobald die Maschine dann in Bewegung ist, hat der Maschinist, damit ein selbsthätiges Abstellen derselben wieder eintreten kann, die Schraube entsprechend zurückzudrehen. Bei den von der Firma Matter und Cie. in Rouen erbauten Maschinen (System Frikart) wird derselbe Zweck auf folgende Weise erreicht: Der Regulator beeinflusst unter Vermittlung einer Achse b (Fig. 8) einen dreiarmigen Hebel B; die Stellung b entspricht hierbei dem höchsten Regulatorstande, wenn die Geschwindigkeit am grössten, diejenige b1 der Füllung Null, wenn die Geschwindigkeit am kleinsten ist, so dass beim normalen Arbeiten des Regulators der Hebel B zwischen b1 und b zu liegen kommt – die Stellung b2 entspricht dem tiefsten Regulatorstande. Der am Hebel B befestigte Kopf C sowie der Daumen B nehmen die auf der Abbildung ersichtlichen bezüglichen Stellungen CC1C2 und BB1B2 ein, und es ist leicht einzusehen, dass wenn die vom Hebel E in der eingezeichneten Pfeilrichtung mitgenommene Klinke F mit der auf der Hahnspindel festgekeilten Kurbel G zusammentrifft, ein Oeffnen der Dampfeinströmöffnung im Cylinder durch den Schieber stattfindet; wenn indess der Daumen B die Stellung B2 annimmt, d.h. der Regulator ganz nach unten gefallen ist, kommt der erstere mit der Klinke F in Berührung und bewirkt eine derartige Drehung derselben, dass sie nicht mehr auf die Kurbel G auftrifft und in Folge dessen die Einströmkanäle geschlossen bleiben. Um die Maschine wieder in Gang zu bringen, hebt man den Regulatormuff oder verhütet vor dem Stillstand der Maschine durch eine besondere Vorrichtung das vollständige Fallen des Regulators in seine Endstellung; beim Arbeiten der Maschine löst sich dann diese Vorrichtung selbsthätig aus. Textabbildung Bd. 280, S. 252Fig. 8.Sicherung gegen Durchgehen der Dampfmaschine von Matter u. Co.J. Farcot in Saint-Ouen verwendet bei seinen Dampfmaschinen mit schwingenden Schiebern einen bereits 1886 262 * 148 beschriebenen Steuerungsmechanismus, der ebenfalls bei einem Schadhaftwerden des Regulators das sofortige Schliessen der Dampfeinströmkanäle bewirkt und damit ein Durchgehen der Maschine verhütet. Die Wiederinbetriebsetzung derselben wird dadurch erreicht, dass man den Regulatormuff mittels Schraube und Handrad wieder etwas in die Höhe hebt, so dass die betreffende, auf der Führung der Schieberspindel lose bewegliche Scheibe (vgl. 1886 262 * 148) durch die mit dem Regulatormuff in Verbindung stehenden Glieder in Umdrehung gebracht wird und durch das hierdurch erfolgte Freiwerden des zur Klinke gehörigen Stiftes dieser in Folge der auf ihn einwirkenden Schraubenfeder in eine für die Mitnahme der Einlassschieber günstige Stellung gelangt; sobald die Maschine ihre regelmässigen Umdrehungen wieder ausführt, hat der Maschinist, in ähnlicher Weise wie bei der Vorrichtung von Lecouteux und Garnier, die Schraube wieder zurückzudrehen. Es gestatten diese letzterwähnten Einrichtungen demnach das Abstellen und Ingangsetzen einer Dampfmaschine ohne Zuhilfenahme des Einströmventils, was noch insofern von ganz besonderem Werthe ist, als dadurch der Cylindermantel in steter Verbindung mit dem Kessel bleibt und eine Abkühlung der Wandungen desselben nicht eintreten kann. Besondere Vorsicht ist indess mitunter auch noch dann nöthig, wenn der Regulator nach erfolgtem selbsthätigem Stillsetzen der Dampfmaschine aufgehört hat, seine Functionen zu verrichten und, namentlich bei gekuppelten Maschinen in dem Falle; wo jede Seite von einem besonderen Regulator beeinflusst wird. Wenn nämlich die beiden Regulatoren unabhängig von einander arbeiten, kann es vorkommen, dass der eine aus irgend welchem Grunde seine tiefste Lage eingenommen hat und den selbsthätigen Abschluss des Dampfes in den Cylinder der zugehörigen Maschine bewirkt, während die andere Maschine ihre Bewegungen fortsetzt und die erstere leer mitnimmt; arbeiten dann die Maschinen mit Condensation, so kann sehr leicht ein ziemlich heftiger Wasserschlag eintreten. Um dieses Vorkommniss zu umgehen, ist es zweckmässig, die Regulatoren von einander abhängig zu machen und zwar vielleicht in der Weise, dass, wie dies unter Anderen auch Lecouteux und Garnier bereits mehrfach ausgeführt haben, beide Regulatoren durch ein und dieselbe Welle angetrieben werden, welche ihre eigene Bewegung von der Schwungradwelle aus durch einen Riemen oder ein Zahnrädervorgelege und zwar für jede Maschine besonders, erhält; wenn dann irgend welche Ereignisse das Nichtfunctioniren des einen zur Fortpflanzung der Bewegung dienenden Hilfsorganes herbeiführen, wird doch das andere wirksam bleiben und beide Regulatoren gleichzeitig in Umdrehung versetzen, so dass auch beide Maschinen ihre Bewegung ungestört weiter fortführen können. Man kann auch die wechselseitige Bewegung zweier Hebel, welche behufs selbsthätiger Abstellung der Dampfmaschine auf die Daumen von Klinken wirken, dazu benutzen, bei einem Unfall an dem Bewegungsmechanismus des einen Regulators und erfolgtem Stillstand der zugehörigen Maschine, auch die andere Maschine gleichzeitig mit abzustellen. Eine derartige Einrichtung (Fig. 6) hat kürzlich auch in der Spinnerei von Hirson der Director Jlantin derselben getroffen, nachdem durch die gegenseitige Unabhängigkeit der Regulatoren einer gekuppelten Maschine ein grösseres Unglück herbeigeführt wurde. Häufig findet man auch für beide Maschinenseiten eines gekuppelten Motors nur einen einzigen Regulator angeordnet, wodurch dann selbstverständlich die mit der Verwendung zweier Regulatoren bezüglichen Uebelstände vollständig in Wegfall kommen. Fr.