Titel: Mandroux' Umschalter für kleinere Telephonämter.
Fundstelle: Band 280, Jahrgang 1891, S. 295
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Mandroux' Umschalter für kleinere Telephonämter. Mit Abbildungen. Mandroux' Umschalter für kleinere Telephonämter. Der französische Telegraphencontroleur Mandroux hat einen Telephonumschalter für 60 Leitungen hergestellt, da er annimmt, dass eine Telephonistin 60 Theilnehmer entsprechend bedienen könne. Es werden in dem Amte mit bis zu 300 Theilnehmern 2 bis 5 Schränke neben einander gesetzt. Der Umschalter ist für Netze mit einfachen Leitungen bestimmt, kann jedoch auch leicht für Netze mit Doppelleitungen umgestaltet werden. An dem Schranke ist für jede Leitung eine Umschalte-Klinke, ein Stöpsel und eine Fallklappe vorhanden; ferner erhält der Schrank einen Telephonapparatsatz, der mit einer verschiebbaren Metallschiene verbunden ist und durch diese mit Hilfe je eines Contactknopfes mit jeder Leitung verbunden werden kann. Solange die Stöpsel nicht gebraucht werden, stecken sie in einer Leiste unter den Klinken. Textabbildung Bd. 280, S. 295Klinke zu Mandroux' Umschalter. Die Klinken (Conjoncteurs) haben eine von der sonst üblichen abweichende Anordnung. Nach Fig. 1 und 2 besteht jede Klinke aus zwei Messingplatten A und B, welche durch eine Ebonitschicht E von einander getrennt sind; an der oberen Platte ist aber durch das Schräubchen V eine Stahlfeder B befestigt, welche sich für gewöhnlich an die untere Platte anlegt und dieselbe leitend mit A verbindet. Von der Mitte der Feder aus ragt ein kleines abgerundetes Stiftchen r in ein kreisförmiges Stöpselloch G der Platte A hinein. Wird in das Loch C ein Stöpsel eingesteckt, so drückt derselbe durch den Stift r die Feder B von der unteren Platte B hinweg und löst dadurch die Verbindung zwischen A und B, tritt aber dafür selbst mit A in leitende Verbindung. Die Stöpsel (Fig. 3) haben nichts Besonderes. Ihre Messingspitze ist abgestumpft und durch einen Hartgummistulp vom Handgriffe geschieden. Von dem Messingkörper aus läuft eine biegsame Leitungsschnur nach einer an der Hinterseite der vorderen Schrankwand liegenden Leiste und ist an dieser mit einem von der Theilnehmerleitung kommenden Drahte verbunden; von da führt ein Draht weiter nach einer zu dieser Leitung gehörigen kleinen Contactfeder l (Fig. 5), welche für gewöhnlich an dem Schräubchen v anliegt und dann durch dieses leitend mit der oberen Platte A der Klinke der Leitung verbunden ist. Fig. 4 lässt die Anordnung der Leitungsschnuren deutlich sehen; jede derselben wird durch ein eingehängtes kleines Bleigewicht gespannt erhalten. Die Länge der Schnuren wird so gross gewählt, dass jede derselben das Einstecken ihres Stöpsels in ein beliebiges Loch des eigenen Schrankes, ja selbst der zunächst gelegenen fremden Schränke ermöglicht. Textabbildung Bd. 280, S. 295Fig. 3.Stöpsel zu Mandroux' Umschalter. Die Klappenelektromagnete weichen nicht von der gewöhnlichen Anordnung ab. Sie sind unterhalb der Löcher angebracht, in denen die Stöpsel für gewöhnlich stecken. Textabbildung Bd. 280, S. 295Fig. 4.Leitungsschnuren zu Mandroux' Umschalter. Der Telephonapparatsatz (Manipulationsapparat) ist mit der verschiebbaren Metallschiene pr (Fig. 5) verbunden. Von derselben stehen nach oben die Häkchen C1, C2, C3... empor, deren Spitze neben den Contactfedern l liegen. Oberhalb beider enden die Contactknöpfe b1, b2, b3....; die Contactstifte derselben werden für gewöhnlich durch eine Spiralfeder nach oben gedrängt, so dass das untere kegelförmige Ende des Stiftes weder mit dem betreffenden Häkchen C, noch mit der Feder l in Berührung steht. Wird aber ein Contactknopf b nach unten gedrückt, so wirkt er zunächst auf das Häkchen C und drängt die Schiene pr nach rechts, dann tritt er mit der Feder l in Berührung und drängt dieselbe von der Schraube v hinweg, endlich schnappt er unter dem Häkchen C ein und wird durch dieses gefangen, da die Spiralfeder r die Schiene pr wieder nach links drückt. Das Häkchen C lässt den Stift dieses Contactknopfes erst wieder frei, wenn ein anderer Contactknopf niedergedrückt wird, oder der in Fig. 4 links sichtbare Knopf, der an Schränken für 60 Theilnehmer der 61. ist. Der Apparat der Telephonistin bleibt daher stets nur mit der Leitung desjenigen Theilnehmers verbunden, deren Contactknopf sie zuletzt niedergedrückt hat. Die untere Platte B jeder Klinke steht durch den Elektromagnet der Fallklappe hindurch mit der Erde in Verbindung. Für gewöhnlich kann daher jeder Theilnehmer durch Entsenden des Rufstromes seine Klappe zum Fallen bringen. Ruft z.B. der Theilnehmer 4, so fällt die Klappe 4; die Telephonistin drückt dann auf den Contactknopf 4 und schaltet so ihr Telephon an die Leitung L4; hat sie dann erfahren, dass der Theilnehmer 2 gewünscht wird, so drückt sie auf den Contactknopf 2, sendet dem Theilnehmer 2 den Ruf und meldet ihm durch ein Wort, dass er verlangt wird; darauf verbindet sie ihn durch das Einstecken des Stöpsels 4 in die Klinke 2 mit L4 und endlich drückt sie den 61. Knopf, um ihr Telephon von L2 abzuschalten. An die nun verbundenen Leitungen L2, L4 ist der Elektromagnet der Klappe 4 noch über l und v angeschaltet und mittels desselben kann daher das Schlusszeichen gegeben werden. Textabbildung Bd. 280, S. 296Fig. 5.Apparatsatz zu Mandroux' Umschalter. Wenn in ein Vermittelungsamt 300 Leitungen eingeführt sind, so stellt Mandroux 6 Schränke für je 60 Theilnehmer auf; diese bilden zwei Gruppen A, B, C und D, E, F, wobei B und E die mittelsten Schränke ihrer Gruppe sein mögen. B und E erhalten nun jeder nur 30 Theilnehmer und ihre 30 frei gebliebenen Platten mit Stöpsellöchern werden durch 30 Drähte paarweise unter einander verbunden. Während des lebhaftesten Verkehrs sind 6 Telephonistinnen im Dienst, sonst nur 4. Wünscht nun ein Theilnehmer in A mit einem solchen in D verbunden zu werden, so ruft die Telephonistin am Schranke A die Telephonistin an E und diese verbindet den gewünschten Theilnehmer in D mit derjenigen Klinke in E, mittels deren sie eben von A her gerufen worden ist, die Telephonistin an A aber verbindet ihren Theilnehmer mit der Klinke in B, mittels deren sie selbst eben die Telephonistin an E gerufen hatte. Hieraus geht zugleich hervor, dass man die Schnur des zweiten von zwei mit einander verbundenen Theilnehmern mit einem dritten Theilnehmer verbinden kann u.s.f.; man kann davon zum Abgeben von Cursen, Circularen u. dgl. Gebrauch machen. Lässt man die erwähnte Schiene sich, anstatt sie seitwärts zu verschieben, um eine wagerechte Achse drehen, so wird die Verbindung der Häkchen C mit den kegelförmigen Enden der Stifte b noch einfacher. Diese Aenderung hat Mandroux jüngst eingeführt. (Zeitschrift für Elektrotechnik, 1891 * S. 149.)