Titel: J. H. Spoerl's Rotationsdruckmaschine.
Autor: P. C. D. Fasbender, Kn.
Fundstelle: Band 281, Jahrgang 1891, S. 17
Download: XML
J. H. Spoerl's Rotationsdruckmaschine. Von P. C. D. Fasbender in Düsseldorf. Mit Abbildungen. Spoerl's Rotationsdruckmaschine. Die vorliegende Druckmaschine, welche sich zufolge der cylindrischen Form der Druckplatte als Rotationsmaschine bezeichnen lässt, soll hauptsächlich zur Herstellung solcher Drucksachen dienen, von welchen bei verhältnissmässig rascher Anfertigung gleichzeitig ein sauberer Ein- und Mehrfarbendruck beansprucht wird. Diese Maschine, für welche unter Nr. 50466 an J. H. Spoerl ein deutsches Reichspatent ertheilt ist und welche von der Firma Fasbender in Düsseldorf ausgeführt wird, besitzt eine von den sonstigen Rotationsmaschinen völlig abweichende Bauart, da hier nicht Plattencylinder und Papierbahn gleichzeitig in derselben Richtung mit gleicher Geschwindigkeit bewegt werden, sondern beide Theile sich abwechselnd in zu einander rechtwinkligen Bahnen und event. mit verschiedener Geschwindigkeit bewegen, wobei gleichzeitig an Stelle des Druckcylinders ein ebener Tiegel als Papierunterlage tritt. Textabbildung Bd. 281, S. 17Fig. 1.Spoerl's Rotationsdruckmaschine. Die nebenstehenden Figuren zeigen die Maschine in zwei Ausführungen, und zwar gibt Fig. 1 die einfachere Bauart,  während Fig. 2 in einem zu Fig. 1 senkrechten Schnitte die Einrichtung für zweiseitigen Druck veranschaulicht, von welcher Bauart Fig. 3 ein Schaubild gibt. Wie Fig. 1 erkennen lässt, befinden sich am Untergestell a, zu beiden Seiten, die Laufschienen f, welche zur Aufnahme eines aus den Seitengestellen b und den Laufrädern d bestehenden Wagens dienen. In diesem ist in der Mitte der Cylinder C gelagert, auf welchem die Stereotypplatten befestigt sind, die aber nur einen Theil des Cylinderumfangs umfassen. Auf der Oberfläche des Untergestelles n ruht ferner eine Platte e, deren Oberfläche die Zurichtung für den Druck bildet. Textabbildung Bd. 281, S. 17Fig. 2.Spoerl's Rotationsdruckmaschine. Der Wagen b nebst Plattencylinder C und Farbwerk z z1 wird von der Kurbelscheibe k aus in hin und her gehende Bewegung versetzt, wobei der Cylinder gleichzeitig durch auf seine Achse aufgekeilte Zahnräder und durch an den Laufschienen f befestigte Zahnstangen eine zwangsläufige Rollbewegung erhält. Er wälzt sich dabei auf der auf e liegenden Papierbahn ab, welche zu diesen Zeiten natürlich in Ruhe ist, aber vorgeschoben wird, während der Wagen sich in der Nähe der Umkehrpunkte seiner Bewegung befindet. Die Führung der Papierbahn ist ähnlich der in Fig. 2 dargestellten, aber nur insofern einfacher, als das von der Rolle A ablaufende Papier direct der an e befindlichen Leitwalze zugeführt wird. Die in Fig. 2 und 3 dargestellte Ausführungsform ist, wie erwähnt, zur Erzeugung zweiseitiger Drucke bestimmt. Da es sich hier also um Schön- und Widerdruck handelt, ist sowohl der Plattencylinder C in die Wider- und Schöndruckform P bezieh. P1, wie der Drucktisch in die zwei Theile e und e1 zerlegt, während die Papierbahn i in der rechtsseitig dargestellten, etwas umständlichen, nach der Erfahrung der Fabrik aber vollkommen zuverlässigen Weise geführt wird. Nach dieser Anordnung wird das Papier von der Rolle A continuirlich abgezogen und läuft dann durch einen aus Hebeln und Leitwalzen m gebildeten Aufspeicherungsapparat, aus dem es ruckweise herausgezogen wird. Es steigt dann schräg empor, läuft über die Rollen d und c und von der letzteren über die mit Aufzug und Zurichtung versehene Druckplatte e nach der rechtsseitigen Leitrolle c. Dieser auf e liegende Theil der Papierbahn erhält dabei durch die Hin- und Herführung des Plattencylinders C den Widerdruck und wird nach Vollzug desselben über die Leitwalze f und von hier mittels der Rollen n um die Rolle A und die zugehörigen Theile herumgeführt, so dass dieser jetzt mit i1 bezeichnete Theil der Papierbahn unter dem zum Widerdruck geleiteten Theil i zu liegen kommt. Dieser also bereits mit dem Widerdruck versehene Theil i1 wird dann wieder nach den Walzen d und c, mit i zusammen, geleitet, von c aus aber nun nach links über den Drucktisch e1 mittels der Walzen c1 geführt und hier von der Form P1 des Cylinders C mit dem Schöndruck versehen. Das somit beiderseitig bedruckte endlose Papier wird dann um die Walze g herum und zwischen Walzenpaaren h k und o p hindurch einer Schneidvorrichtung zugeführt, von welcher die einzelnen Bogen, wie in Fig. 3 links ersichtlich, auf einen schrägen Tisch ausgelegt werden. Die Papierführung über die Rollen n um die Walze A herum, deren Länge etwa 6 bis 8 m beträgt, bezweckt das Trocknen des auf e erzeugten Widerdruckes zur Beseitigung des Abschmutzens beim zweiten Druck, welchem Abschmutzen noch durch eine über e1 mitlaufende Leerlaufpapierbahn (vgl. 1890 277 * 442) vorgebeugt werden kann. Auf der in den Fig. 2 und 3 dargestellten Maschine kann auch Mehrfarbendruck ausgeführt werden, indem man dann auch die Farbwerke entsprechend der Cylindertheilung PP1 theilen muss. Der Vorschub der Papierbahn wird dann so geregelt, dass die letztere immer um den Betrag des Farbendruckformates vorrückt. Die Führung soll hierbei wie beim Schön- und Widerdruck bis auf den halben Millimeter genau sein. Textabbildung Bd. 281, S. 18Fig. 3.Spoerl's Rotationsdruckmaschine. Die Maschine ist auch für Billetdruck eingerichtet worden. Der Plattencylinder ist dann in vier Theile getheilt, und beträgt der Vorschub der Papierbahn dementsprechend ein Viertel der Cylinderlänge. Bei Pferdebahnfahrscheinen z.B. gibt der erste Cylinderabschnitt den Rückseitendruck (Anzeigen), der zweite die grossen bunten Buchstaben, der dritte den Text und der vierte die fortlaufende Numerirung. Selbst bei solchen Arbeiten, welche unter Benutzung gewöhnlicher Schnellpressen und Billetdruckmaschinen nicht lohnend sind, soll sich die Spoerl'sche Maschine noch mit Nutzen verwenden lassen. Da der Papiervorschub der Grösse der Druckfläche genau angepasst werden kann, lässt sich jedes beliebige, innerhalb der Maximalgrenzen einfügbare Format ohne Abfall bedrucken. Weniger Freiheit hat man betreffs der Rollenbreite, da diese durch die Grösse der Maschine bestimmt wird; indessen kann man auch hier durch radiale Verstellung des Kurbelzapfens k (Fig. 1) Veränderungen eintreten lassen. Die Fasbender'sche Maschine dürfte sich bei Massendruck einzelner Arbeiten (z.B. Zeitungs-, Prospect-, Formular-, Etiquettendruck u.s.w.) als geeignet erweisen und kann bei solchen Arbeiten die kostspielige grosse Rotationsmaschine mit veränderlichem Format (vgl. 1889 273 * 341) zum Theil ersetzen. Der Güte und Genauigkeit des Druckes wird ein sehr günstiges Zeugniss ausgestellt. Kn.