Titel: Stehende Dreifach-Expansionsmaschine von Boulet und Co. in Paris.
Autor: Fr.
Fundstelle: Band 281, Jahrgang 1891, S. 73
Download: XML
Stehende Dreifach-Expansionsmaschine von Boulet und Co. in Paris. [Stehende Dreifach-Expansionsmaschine von Boulet und Co. in Paris.] Die Entwickelung der elektrischen Beleuchtung hat auch auf den Dampfmaschinenbau einen nicht zu unterschätzenden Einfluss ausgeübt und Maschinen entstehen lassen, welche sich hauptsächlich durch eine grosse Regelmässigkeit ihrer Bewegung auszeichnen. Doch auch die Sparsamkeit des Betriebes spielt namentlich für grössere elektrische Centralanlagen eine wichtige Rolle und deshalb werden in neuerer Zeit zum Betreiben elektrischer Lichtmaschinen mit Vorliebe Dreifach-Expansionsmaschinen benutzt, da diese bekanntlich eine erheblich niedrigere Dampfverbrauchsziffer aufzuweisen haben, als die früher allgemein für derartige Zwecke erbauten Compoundmaschinen. In der Zeitschrift The Textile Manufacturer vom 15. August 1890 werden Mittheilungen gemacht über eine von der Firma Boulet und Co. in Paris erbaute, für elektrische Beleuchtungszwecke bestimmte Dreifach-Expansionsmaschine, nach welchen mit der minimalen Gesammtfüllung von 0,09 und einem Admissionsdruck des Dampfes von 9,07 at (133 Pfd. für 1 Quadratzoll engl.) bei 150 minutlichen Umdrehungen eine indicirte Leistung von 254 bezieh. 180 effectiv erzielt, demnach ein Wirkungsgrad von 0,71 erreicht wird. Die Cylinder sind neben einander aufgestellt, und jeder Kolben arbeitet auf einen der um 90° gegen einander versetzten Zapfen der dreifach gekröpften Kurbelwelle, welche letztere sich in vier mit der Fundamentplatte zusammengegossenen Lagern bewegt; Hoch- und Mitteldruckcylinder sind dabei mit ihren Mänteln, Schieberkasten, sowie Zwischenbehältern aus einem Stück gefertigt und mit dem ebenfalls von einem Dampfmantel umgebenen Niederdruckcylinder verschraubt. Der vom Kessel kommende Dampf strömt, bevor er Arbeit verrichtet, erst in die Mäntel der drei Cylinder und zwar zunächst in denjenigen des Mitteldruckcylinders; von hier geht er durch zwei am oberen und unteren Ende des vorgenannten Cylinders angebrachte Kanäle in den Mantel des Niederdruckcylinders und gleichzeitig auch durch einen anderen Kanal in denjenigen des Hochdruckcylinders, sowie in das Gehäuse des Absperrventiles. Wenn schon durch diese Mantelheizung mit directem Arbeitsdampf eine Druckverminderung desselben hervorgerufen und er vor seinem Eintritt in den Hochdruckcylinder durch die in den Mänteln stattfindenden Condensationen erheblich angefeuchtet wird, so dürfte namentlich dieser letztere Umstand doch von nur geringer Bedeutung sein, da das mitgerissene Wasser beim Durchgang durch das (drosselnde) Absperrventil der Maschine wieder verdampft, und auch bezüglich des ersteren Punktes haben die in den Werkstätten von Schneider und Co. in Creusot im J. 1883 (1885 256 * 289) angestellten Versuche gezeigt, dass durch eine Mantelheizung nur die Oekonomie des Betriebes gesteigert wird. Die Dampfvertheilung erfolgt im Hoch- und Mitteldruckcylinder durch je zwei mit einander verbundene Kolbenschieber, deren innere Kanten die Einströmung, die äusseren dagegen die Ausströmung regeln, während im Niederdruckcylinder ein gewöhnlicher Muschelschieber die Dampfvertheilung bewirkt. Der aus dem Hochdruckcylinder kommende Dampf geht durch den an seinem unteren Ende liegenden Kanal, welcher gleichzeitig mit dem Schieberkasten des Mitteldruckcylinders den Zwischenbehälter bildet, in den ersteren und nach vollbrachter Arbeit in letzterem durch zwei gekrümmte Rohre in den Schieberkasten des Niederdruckcylinders; nach erfolgter Expansion im dritten Cylinder entweicht der Dampf schliesslich je nach der Stellung eines in der Abdampfleitung eingeschalteten Doppelsitzventiles entweder in die freie Atmosphäre oder in den Condensator. Im letzteren Falle tritt er in ein aus Kupfer gefertigtes Knierohr, in welchem auch durch das nach erfolgter Drehung eines Handrades einspritzende Wasser die Condensation des Dampfes bewirkt wird; zwei vom Kreuzkopf des Mittel- und Niederdruckcylinders aus betriebene Pumpen schaffen dann, abwechselnd arbeitend, die Condensationsproducte in den sie umgebenden Behälter. Die Pumpen sind an je einem der mit einseitiger Kreuzkopfführung versehenen, mit dem zugehörigen unteren Cylinderboden zusammengegossenen Gestell fest geschraubt und ihre Saug- und Kolbenventile von aussen leicht zugänglich. Zur Regulirung der Dampfvertheilung im Hochdruckcylinder dient ein Achsenregulator derselben Construction, wie er von Boulet und Co. an den schnelllaufenden, in Paris 1889 ausgestellt gewesenen Hammermaschinen ausgeführt wurde und der 1890 276 * 246 erwähnt ist; derselbe gestattet Füllungen von Null bis 65 Proc. des Kolbenhubes. Behufs Ausgleichung des Gewichtes der Excenterstange, Schieberstange, sowie des Kolbenschiebers sind die zu letzterem gehörigen zwei Kolben im Durchmesser verschieden gehalten. Einige hauptsächliche Abmessungen und Versuchsergebnisse der Maschine sind aus dem Nachstehenden zu entnehmen: Kesseldruck 9,55 at (140 Pfd. für1 Quadratzoll engl.) Admissionsspannung des Dampfes    in dem ersten Schieberkasten 9,07 at (133 Pfd. für1 Quadratzoll engl.) Füllung in jedem Cylinder 0,65 Volumenverhältniss des ersten und    zweiten Cylinders 2,5 Volumenverhältniss des zweiten    und dritten Cylinders 3,0 Minimale Gesammtfüllung 0,09 Cylinderdurchmesser 280, 440, 760 mm Kolbenhub 400 mm Minutliche Umdrehungen 150 Kolbengeschwindigkeit 2 m Indicirte Leistung 254 Effective     „ 180  „ Mittlere Spannung in jedem    Cylinder 5,12, 1,98, 0,66 k für 1 qc Volumenverhältniss des dritten    Cylinders und beider Luftpumpen 6,0 Durchmesser der Luftpumpen 285 mm Hub der Luftpumpen 210 mm Fr.