Titel: Ventilsteuerung von Hermann Geppert in Karlsruhe.
Autor: R. Lüders
Fundstelle: Band 281, Jahrgang 1891, S. 130
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Ventilsteuerung von Hermann Geppert in Karlsruhe. Mit Abbildungen. Ventilsteuerung von Hermann Geppert. Bei dieser Steuerung (D. R. P. Nr. 52267 vom 20. December 1889) bewegt sich in beiden gusseisernen Kasten A A, welche aus je zwei Hälften zusammengeschraubt und mit Schmieröl gefüllt sind, ein Schieber B (Fig. 1 und 2). An demselben sind zwei Winkelhebel a1 und a2 befestigt, welche durch eine Laufschiene b verbunden sind; letztere wird von einem Kopfstück c der am Ventil e befestigten Stange umfasst. Damit ist ein Gelenkparallelogramm B b a1 a2 hergestellt. Der Anschlag k2 ist verstellbar, während der Knaggen k1 festsitzt. Ueber die Stellung des Anschlages k% sprechen wir später. – In Fig. 1 und 2 ist der Zustand der Steuerung bei geöffnetem Einlassventil gezeichnet, wobei sich der Kolben im todten Punkte links befindet. Bewegt sich der Kolben nach rechts, so geht der Schieber links und umgekehrt. Bei der Linksbewegung des Schiebers stösst der Winkelhebel a2 an die durch den Regulator verstellbare Knagge k2 und beschreibt in Folge dessen einen Winkel von 30°. Durch Vermittelung der Laufschiene b wird diese Bewegung auf die Ventilstange d übertragen, so dass sich das Ventil e schliesst. Der Schieber B wird nun der Bewegung des Kolbens entsprechend zunächst vollständig nach links gehen, sodann sich nach rechts zurück begeben. Dabei stösst nun der Hebel a1, der sich ebenfalls um 30° gedreht hat, wie Hebel a2 mit der Fläche α gegen die Fläche α1 des festen Knaggens k1 und öffnet dadurch das Ventil e, bevor noch der Kolben seinen linken todten Punkt erreicht hat. f f sind zwei Federn, welche das Kopfstück c der Ventilstange d einklemmen und dadurch verhindern, dass sich das Ventil e durch sein Gewicht und den Dampfstrom selbst schliesst. Für das rechtsseitige Ventil ist natürlich die symmetrische Anordnung getroffen. Die Verstellung des Knaggens k2 durch den Regulator geschieht, wie aus Fig. 3 hervorgeht, durch Vermittelung der Stange g des Hebels h und der Nuthscheibe D. Am Hebel h, welcher um i drehbar ist, befindet sich ein Zapfen k, welcher durch den Curvenschlitz s der durch den Regulator in Schwingung versetzten Nuthscheibe D umfasst wird. Stösst nun Winkelhebel a2 gegen Knagge k2, so sucht der Zapfen k eine Kreisbewegung um den Drehpunkt i zu machen. Die letztere ist jedoch nicht möglich, wenn nur die Nuth s dem Reibungscoefficienten zwischen s und Zapfen k entsprechend gekrümmt ist. Wohl aber kann der Regulator die Nuthscheibe D mittels ihrer Welle L in Drehung versetzen und dadurch den Zapfen k und mit ihm die Knagge k2 verschieben, d.h. die Cylinderfüllung zwischen 6 und 100 Proc. variiren. Der Regulator ist dabei vollkommen entlastet. Die Schieber B erhalten ihre Bewegung durch Stange F1, den doppelarmigen Hebel H1 und das Excenter E1, welches letztere mit der Kurbel K einen Winkel von 0° bildet. Die Steuerung der Einlassventile, welche durch den Schieber B vermittelt wird, ist aus letzterem Grunde für beide Drehrichtungen der Kurbel dieselbe. Die Steuerung der Auslassventile erfolgt durch das Excenter E2, den Hebel H2 und die Stange F2, in deren Curvenschlitzen m m entsprechende Zapfen der mit den Auslassventilstangen verbundenen Winkelhebel n greifen. Textabbildung Bd. 281, S. 130Geppert's Ventilsteuerung. Wird noch ein zweites Excenter E1 angeordnet und mit E2 durch eine Coulisse verbunden, so ist die Maschine reversirbar. Die Maschine beansprucht sehr wenig Raum, hat eine einfache Construction und ist mit gleichem Hube und gleicher Voreilung für alle Füllungsgrade ausgestattet. Sie ist reversirbar und vom vollkommen entlasteten Regulator leicht verstellbar. Die Schnelligkeit, mit welcher das Ventil sich öffnet und schliesst, ist hauptsächlich abhängig von dem Maasse a (Fig. 2a); nach der Zeichnung beträgt die Zeit der Oeffnung bezieh. der Schliessung des Ventils 3 bis 4 Proc. der Zeit des Kolbenhubes, d.h. das Oeffnen des Ventils erfolgt mit einer Geschwindigkeit, welche \frac{100}{3} bis \frac{100}{4}=33\mbox{ bis }25\mbox{mal} grösser ist als die Geschwindigkeit des Kolbens zur Zeit des Ventilöffnens. Ebenso ist es beim Schliessen des Ventils. Wird z.B. 50 Proc. Füllung gegeben, so ist die Geschwindigkeit, mit welcher das Ventil geschlossen wird, 33 bis 25 Mal grösser als die Kolbengeschwindigkeit in der Mitte seines Hubes. Da der Einlassmechanismus zwangläufig ist, so muss, damit der Ventilschluss sicher erfolgt, todter Gang geschaffen werden. Dies geschieht durch die Tellerfeder, welche auf dem Ventil sitzt und durch die sich noch um weniges abwärts bewegende Ventilstange d zusammengedrückt ist, wenn das Ventil schon geschlossen ist. (Mittheilung von R. Lüders.)