Titel: Der Querschreiber von Seitz und Linhart.
Autor: Ed. Z.
Fundstelle: Band 282, Jahrgang 1890, S. 268
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Der Querschreiber von Seitz und Linhart. Mit Abbildung. Der Querschreiber von Seitz und Linhart. Bei Besprechung des von Seitz und Linhart in Aschaffenburg bei Gelegenheit der Frankfurter Ausstellung vorgeführten Querschreibers (vergl. 282 S. 12) konnte auf in der Durchführung begriffene Verbesserungen desselben hingedeutet werden. Inzwischen sind diese Verbesserungen zum Abschluss gekommen und es ist der verbesserte Telegraph gegen Ende September in der Ruhestromlinie Aschaffenburg – München – Ludwigshafen (571 km) in Betrieb genommen worden und hat sich auch bei Arbeitsstrombetrieb bewährt; ferner ist er in München auf dem Kabel München-Berlin probirt worden und hat auch da gut gearbeitet. Die jetzige Anordnung mag nachstehend für Arbeitsstrombetrieb beschrieben werden. Textabbildung Bd. 282, S. 269Der Querschreiber von Seitz und Linhart. In die Telegraphenleitung sind in der sonst üblichen Weise jetzt nur die Elektromagnetrollen des Relais R eingeschaltet. An der rückwärtigen Rolle dieses Elektromagnetes ist zugleich das Galvanoskop angebracht, dessen Magnetnadel mit einem über einer Scala spielenden Zeiger versehen ist. Die Poldrähte der Localbatterie sind an die Schienen Z und K eines Umschalters geführt. Wenn ein Stöpsel in das Loch 1 eingesteckt und durch ihn die Schienen K und X leitend mit einander verbunden sind, so ist bei ruhendem Ankerhebel im Relais R der Stromkreis für den zwischen die Drähte d1 und d2 eingeschalteten Selbstunterbrecher geschlossen und dieser bewegt den Papierstreifen mittels eines Keiles um je 3 mm bei jeder einzelnen Ankeranziehung vorwärts; ein zweiter Keil hält den Streifen nach jeder Fortrückung fest. Die schrittweise Papierbewegung vollzieht sich so oft und so rasch, als der Selbstunterbrecher seinen Anker anzieht; sie wird unmöglich, sowie ein kurzer oder langer Telegraphirstrom die Rollen von R durchläuft und den Ankerhebel auf den Arbeitscontact a legt, und sie kann sich erst wiederholen, wenn der Ankerhebel von R wieder an den Ruhecontact r zurückkehrt. Zwischen zwei Zeichen desselben Buchstabens soll der Ankerhebel des Selbstunterbrechers, gleich wie der des Relais R, nur eine einzige zuckende Bewegung ausführen. Erst nach Beendigung eines Buchstabens oder eines Wortes kommt die Selbstunterbrechung wirklich zur Geltung und vermag dann, je nach der Länge der Strompause, eine dreifache und noch grössere Fortbewegung des Streifens zu bewirken. Bei Anziehung des Relaisankers wird ferner bei Arbeitsstrom betrieb über p, a, u der Strom der Localbatterie durch die Rollen S1 und S2 eines Elektromagnetes geschlossen, sofern der Ausschalthebel k die durch i mit S verbundene Schiene J des Umschalters mit der Schiene N verbindet. Wenn in diesen Stromweg der Widerstand w. (etwa 40 Siemens-Einheiten) eingeschaltet ist, so ist der Strom nur im Stande, den Anker der aus einer grösseren Anzahl von Windungen bestehenden Rolle S1 zur Anziehung zu bringen und dadurch den Papierstreifen an das Farbrädchen empor zu drücken; der Anker der Rolle S2 dagegen bleibt abgerissen; bei Ankunft eines kurzen Telegraphirstromes vermag daher der Empfänger nur einen Punkt zu schreiben. Dauert dagegen der Telegraphirstrom beim Telegraphiren eines Striches, der ja dreimal so lang ist, als ein Punkt, eine genügend lange Zeit, so kommt der in Form einer Schraube ausgeführte zweite Anker h der Rolle S2 zur Wirkung, denn er führt jetzt eine soweit reichende drehende Bewegung aus, dass er mit der stellbaren Contactschraube v in Berührung kommt und den am Neusilberdraht hergestellten Widerstand w kurz schliesst; in Folge dessen wird aber der Localstrom soweit verstärkt, dass nun auch die Rolle S2 ihren Anker anzuziehen vermag und das mit ihm verbundene Farbrädchen von der Mitte des Streifens nach vorn zu quer über den Streifen rollt, also einen entsprechend langen Querstrich schreibt. Die Schrift sieht also jetzt so aus: •∥•••∣•. Zum Betrieb mit Ruhestrom ist der Draht u an die Ruhecontactschraube r, der Draht d2 an die Arbeitscontactschraube a zu legen. Der Elektromagnet des Selbstunterbrechers besitzt zwei Spulen und der Kern in der einen Rolle ist zu Polschuhen verlängert, welche den Anker für die Polschuhe des andern Kernes bilden; der erste Kern dreht sich also unter der Stromwirkung um seine Achse. Ist die Aufnahme des Telegramms beendet, so wird die Contactkurbel k von der Schiene X entfernt und der Stöpsel aus dem Loche 1 in das Loch 2 gesteckt, so dass er jetzt die Schienen K und Y verbindet. Von Y läuft der Draht n nach der Stelle c des Verbindungsdrahtes zwischen den Rollen S1 und S2. Die Rolle S2 und der Selbstumbrecher sind daher nunmehr ausgeschaltet, der Anker der Rolle S1 aber vermag sich noch zugleich mit dem Relaishebel zu bewegen und so einen im Amte einlangenden Ruf wahrnehmbar zu machen. Als Farbrädchen wird jetzt ein Gummischeibchen benutzt, das eine für etwa 20 Punkte ausreichende Farbemenge an einer Stelle aufzunehmen vermag und deshalb beim Schreiben von Punkten gar nicht mehr gedreht zu werden braucht; erst beim Fortrollen über den Streifen während des Schreibens eines Striches dreht sich daran das Farbrädchen und bringt so eine neue Schreibstelle dem Streifen gegenüber. Die Zahl der Elektromagnete ist auch in dieser neuen Anordnung noch grossEine weitere Verminderung der Zahl der Elektromagnete beabsichtigen Seitz und Linhart durch Weglassung des Relais zu erzielen, indem sie die Linienströme gleich selbst durch die Rolle des Schreibhebels führen wollen., wenngleich in der Telegraphenleitung jetzt nur die Rollen eines einzigen liegen, nämlich die des Relais R. Es scheint indessen, dass es nicht unbedingt nöthig sein wird, für die Papierbewegung einen besonderen Elektromagnet anzuwenden, dass vielmehr diese Aufgabe einer der Rollen des Elektromagnetes S1S2 wird zugewiesen werden können. Wählt man dazu die Rolle S2, so braucht man ihr nur noch einen zur Selbstunterbrechung eingerichteten Ankerhebel zu geben, denselben durch einen Draht mit der Klemme in leitende Verbindung zu setzen, für Arbeitsstrombetrieb den von r kommenden Draht d2 aber an die diesem Ankerhebel gegenüberliegende Contactschraube zu führen; die Schiene X und der Draht d1 wären überflüssig, der Hebel h aber müsste bis zur Schiene K reichen. S2 würde dann als Selbstunterbrecher arbeiten, so lange der Ankerhebel von R auf r liegt, und entweder müssten die Selbstunterbrechungen so rasch folgen, dass der das Farbrädchen bewegende Anker von S2 jetzt nicht angezogen wird, oder es müsste dazu durch Einschaltung eines Widerstandes der Localstrom jetzt entsprechend geschwächt werden. Ed. Z.