Titel: Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Gespinnstfasern, Garnen u. dgl.
Autor: H. Glafey
Fundstelle: Band 284, Jahrgang 1892, S. 292
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Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Gespinnstfasern, Garnen u. dgl. Von H. Glafey, Ingenieur, Berlin. (Fortsetzung des Berichtes S. 269 d. Bd.) Mit Abbildungen. Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Gespinnstfasern, Garnen u. dgl. Um die Flotte, bevor dieselbe wieder in den eigentlichen Arbeitsraum zurückgelangt, wieder auf die richtige Temperatur zu bringen, hat C. Haubold in Chemnitz einen Kessel zum Kochen, Waschen u.s.w. von Textilstoffen aller Art construirt, welcher mit einem Vorwärmer ausgestattet ist, durch den die Flotte bei ihrem Kreislaufe hindurchgeht. Der genannte Kessel ist Gegenstand der D. R. P. Kl. 8 Nr. 42933 vom 4. October 1887 und Nr. 44985 vom 15. April 1888. Die besondere Einrichtung desselben ist, soweit sie nicht schon durch den Bericht über das erstgenannte Patent in D. p. J. 1888 268 558 einer Besprechung unterzogen wurde, die folgende: Textabbildung Bd. 284, S. 293Fig. 114.Haubold's Farbenkessel mit Vorwärmer.Textabbildung Bd. 284, S. 293Fig. 115.Haubold's Farbenkessel mit Vorwärmer. Unter b ist der durch vier Schrauben f auf und nieder bewegbare feststehende Deckel dargestellt (Fig. 114, 115), die Schrauben f sind in einer im Boden eingelassenen Platte P befestigt und es erfolgt die Auf- und Niederbewegung des Deckels durch Schnecke S mit Schneckenrad R mit offenen und geschränkten Kiemen. Der Kessel h ist mit dem Boden C dicht verbunden und wird bei Entleerung oder Füllung mit diesem mittels der Räder T heraus- oder hineingefahren; die Abdichtung an dem nach dem Vorwärmer d führenden Rohre kann entweder mittels schiefer Fläche, wie gezeichnet, erfolgen, oder der Stutzen des Kessels wird mit einer Verschraubung versehen, welche jedesmal mit dem Rohre j verbunden oder gelöst wird, oder endlich kann die Verbindung durch einen starken Gummischlauch geschehen. Die durch den Füllstoff gedrungene Flüssigkeit wird mittels der Pumpe V vom Boden C durch das Rohr j und den Vorwärmer d angesaugt und die Pumpe V drückt dann die Flüssigkeit durch den Nachwärmer K und das Rohr lwieder in den Kessel zurück, wo dieselbe durch eine kleine Vertheilungsturbine breitgespritzt wird, um den Kreislauf wieder zu beginnen. In Folge der Verbindung des Bodens mit dem Kessel wird die Handhabung des Apparates eine einfachere, weil nur der Deckel auf demselben befestigt zu werden braucht. Friedrich Kornfeld in Prag schliesst bei seinem Apparat zum Färben, Bleichen, Waschen u.s.w. von Garnen in aufgewickeltem Zustande jeden Garnwickel in eine eigenartig zusammengesetzte Hülse ein, welche die Flotte an einem freien Durchfluss durch die letztere hindert, aber zu einem völligen Durchdringen des Garnwickels veranlasst. Textabbildung Bd. 284, S. 293Fig. 116.Kornfeld's Färbevorrichtung für Garne. Ein beliebig gestaltetes Gefäss G (Fig. 116) ist mit einem Doppelboden B B1 versehen, in welchen durch Rohr R die Farbflüssigkeit unter Druck eingeführt (oder abgesaugt) wird. Der innere Boden B ist mit einer Anzahl Oeffnungen versehen, in welchen nach einwärts (in das Gefäss G) reichende konische Röhrchen rrr... festgemacht sind, und auf diese Röhrchen werden Hülsen H aufgesteckt, in welchen sich die zu färbenden Garnkörper C befinden. Die Hülsen H gehen oben in einen durchbohrten Konus über, welcher den oberen Deckel D des Gefässes durchdringt, über welchem Deckel der äussere Deckel D1 befestigt ist, so dass ein Zwischenraum Z bleibt, aus welchem ein Abflussrohr R1 abzweigt. Wird durch R oder R1 unter Druck eine Flotte in das Gefäss eingeführt oder bei R bezieh. R1 abgesaugt, so durchdringt die Flüssigkeit die in den Hülsen steckenden Kötzer und färbt sie. Den Lauf der Flotte deuten die Pfeile an, doch könnten dieselben auch umgekehrt stehen. Nun hat aber die Erfahrung gelehrt, dass, wenn die Kötzer einfach in Hülsen stecken, das Garn sich nicht in seiner ganzen Wickelung gleichmässig färbt, es blieben insbesondere im mittleren und oberen Theil schwächer gefärbte Partien, was nur davon herrühren konnte, dass die Farbflüssigkeit bei dichter gewickelten Partien des Kötzers nicht genügend Zeit fand, alle Wickelungen des Garnes zu durchdringen und bei ihrem raschen Durchflusse durch die Hülse zu einzelnen Wickelungen gar nicht gelangte. Diesem Uebelstande abzuhelfen bezieh. die Farbflüssigkeit zu zwingen, alle Partien des Kötzers zu durchströmen und eine egale Färbung desselben zu ergeben, ist der Zweck des Kornfeld'schen Apparates. Derselbe ist mit eigenthümlich construirten Hülsen ausgestattet, welche der Flüssigkeit bei ihrem Durchströmen Hindernisse in den Weg legen, so dass sie genöthigt wird, in einzelnen Theilen der Hülse sich zu stauen und mit Ueberwindung der Hindernisse sich Weg zu bahnen, so dass sie durch ihr längeres Verweilen an einzelnen Stellen der Hülse Zeit findet, den ganzen Körper des Kötzers in allen seinen Windungen zu erreichen und zu färben. Die neuartig zusammengestellte mehrtheilige, aus Metallblech hergestellte Hülse ist in Fig. 117 in Ansicht, in Fig. 118 im Schnitt gezeichnet. Fig. 119, 120 und 121 sind herausgezeichnete Details. Die Hülse ist (entsprechend der Form der Kötzer) in ihrem mittleren Theile cylindrisch und läuft an jedem Ende in einen Konus aus; sie ist mehrtheilig und in ihrem mittleren und oberen Theile mit Widerständen für die durchströmende Flüssigkeit versehen. Diese Widerstände sind Metallplättchen, welche in den Innenraum der Hülse hineinragen und sich zwischen die Wickelungen des Kötzers einlegen (einschneiden). Der Konus H4 des unteren Theiles H1 der Hülse geht in ein Röhrchen a über, welches auf die Farbzuführungsröhrchen r aufgesteckt wird; oben ist dieser Hülsentheil mit zwei um Scharniere s drehbare Mantelplättchen m versehen, welche am oberen Rande rechtwinklig umgebörtelt sind, so dass die vorstehenden Börtelränder b in das Innere der Hülse ragen bezieh. sich zwischen die Wickelungen des Kötzers C einlegen. In Fig. 119 sind die Mantelplättchen m an der Hülse H1 um Scharnier s umgelegt gezeichnet. Textabbildung Bd. 284, S. 294Kornfeld's Färbevorrichtung für Garne. Man steckt also zuerst den Kötzer C in die Hülse H1, nachdem vorher die Plättchen m umgelegt wurden. Hierauf dreht man die Plättchen m zurück, so dass sich, wie in Fig. 118, die Börtelränder b in die Wickelungen des Garnes einlegen, und schiebt den mittleren Theil H2 der Hülse über den unteren Theil H1. Dieser mittlere Hülsentheil H2 ist nun oben wieder mit Widerständen, mit sich zwischen die Garnwickelungen einlegenden Metallplättchen pp versehen, welche sich um Scharniere s1 nach auswärts drehen lassen. (Vgl. Fig. 120 Oberansicht auf den Hülsentheil H2, wo in vollen Linien die Plättchen p nach auswärts gedreht erscheinen; in punktirten Linien gezeichnet, schneiden sie in die Garnwickelungen ein.) Schliesslich wird die konische Haube H3 über H2 gesteckt. Diese Haube ist mit einem feinen Austrittskanale o für die Farbe versehen. Erfahrungsgemäss sind die Kötzer an jenen Stellen, wo die Widerstände (Einlagsplättchen) b und p vorgesehen sind, unegal gefärbt. Durch Anordnung dieser Widerstände nun hat die Farbflüssigkeit keinen absolut freien Durchfluss durch die Hülse; unterhalb der Plättchen b und p staut sie sich an diesen Stellen, muss sich (in der Richtung der Pfeile in Fig. 118) mit Gewalt Bahn durch die Kötzer brechen, durchdringt sie vollständig und färbt sie so in allen Theilen gleichförmig. Behufs Abdichtung der Hülsen zwischen den Gefässböden B und D werden Gummiplättchen g untergelegt, und es hat die Haube H3 zu diesem Zwecke einen Flansch f angegossen, auf welchen das Dichtungsplättchen gelegt wird. Textabbildung Bd. 284, S. 294Fig. 122.Färbeapparat von Clegg und Lee. Ein Beispiel dafür, dass das Material während des Arbeitsprocesses in dem für die Ausführung desselben bestimmten Behälter nicht still liegt, sondern in ihm so hin und her bewegt wird, dass das Material wechselweise von der Flotte durchdrungen werden muss, liefert der Apparat von Charles Ph. Clegg in Manchester, Harold A. Clegg in Montford und Frank Lee in the Limes, Didsbury bei Manchester (D. R. P. Kl. 8 Nr. 44367 vom 14. December 1887). Dieser in Fig. 122 bis 125 wiedergegebene Apparat ist dazu bestimmt, das Färben der Rohmaterialien in Form von Bündeln oder Ballen zu ermöglichen, indessen können mittels des Apparates auch Halbfabrikate oder Stückwaaren und Garne gefärbt werden. Das zu färbende Material wird mittels eines in einem Behälter ringsum abschliessenden Kolbens durch die Flüssigkeit derart hin und her bewegt, dass die Flüssigkeit gezwungen wird, das Material überall zu durchdringen. Zur Aufnahme der Flotte dient der Behälter A. Derselbe kann cylindrisch, wie dargestellt, oder anders gestaltet sein. In dem Behälter oder Cylinder A dichtet der Kolben oder Plunger B ringsum mittels Packungen b ab. Dieser Kolben B dient zur Verschiebung des zu behandelnden Materials. Derselbe kann das Material entweder in sich selbst direct aufnehmen oder auch kleine Behälter B1 (Fig. 125) für Aufnahme des Materials enthalten. Der Boden C und der Deckel D des Kolbens sind mit der Kolbenstange E fest verbunden und werden durch die Stangen e passend aus einander gehalten, während sie für Aufnahme der Behälter B1 Oeffnungen d (Fig. 123) enthalten. In diese Behälter B1 wird das Material eingebracht. Der Deckel und Boden derselben sind perforirt, zum Zwecke der Färbeflüssigkeit, mit welcher der Cylinder A gefüllt wird, Durchgang zu ermöglichen; der Deckel ist ausserdem zur Einführung des Materials abnehmbar. Durch die Anschläge d1 werden die Behälter B1 im Kolben B am Platz gehalten. Da nun diese Behälter die Oeffnungen d des Kolbens abschliessen, so ist ersichtlich, dass bei der Auf- und Abbewegung des Kolbens B die Flüssigkeit ihren Weg unmittelbar und unter Druck durch die Behälter und die darin befindliche Waare nehmen muss, um von der einen Kolbenseite auf die andere zu gelangen. Man könnte natürlich auch den Deckel und Boden des Kolbens B perforiren und dann das Material direct in den zwischenliegenden Hohlraum bringen. Textabbildung Bd. 284, S. 295Färbeapparat von Clegg und Lee. Zur Bewegung des Kolbens dient der mit ihm durch Stange E verbundene Kolben des Dampfcylinders F. Die Steuerung kann eine den Dampfhammersteuerungen ähnliche sein. Durch Stange G wird das Umsteuern des Schiebers nach jedem Kolbenhube vermittelt. Dieselbe bewegt den an einem aufrechten Arme ein Gewicht tragenden Hebel G1, an dessen eines Ende die Schieberstange H angreift. Durch Rohr J kann Dampf in den Schieberkasten einströmen. Um die Färbeflüssigkeit auf angemessener Temperatur zu erhalten, ist am Boden des Cylinders A ein Heizrohr h gelagert, das mit einem ein Ventil L enthaltenden Rohre K verbunden ist. In dies Heizrohr kann man den Abdampf des Cylinders F oder auch frischen Dampf einführen. Das im Boden ausmündende Rohr K1 dient zum Ablassen der Färbeflüssigkeit. Nach Abnahme des Deckels O kann die Füllung des Cylinders erfolgen. Den Cylinder A kann man, wie dargestellt, auf einer Bodenplatte M befestigen und durch Schraubenbolzen n mit dem Ständer N und dem Fundamente verbinden. Durch Schrauben o wird der Deckel O am Cylinder festgehalten. Den Dampfcylinder kann man ebenso gut auch über dem Cylinder A anordnen; ebenso könnten beide Cylinder liegend angeordnet werden. Die Hin- und Herbewegung des Kolbens B kann auch durch eine Schraube, ein Kurbelgetriebe oder einen anderen Mechanismus erfolgen. Endlich könnte das Heizrohr h durch einen den Cylinder A umgebenden Heizmantel ersetzt werden. Das Material bezieh. die zur Aufnahme desselben dienenden Behälter werden in den Kolben B eingebracht, und nun wird Behälter A mit der Flüssigkeit angefüllt. Durch Einlassen von Dampf in den Cylinder F bewegt sich dann der Kolben B langsam mit der Waare durch das Farbbad, und diese wird in allen ihren Theilen von der Färbeflüssigkeit durchdrungen. (Fortsetzung folgt.)