Titel: Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Autor: Morgen
Fundstelle: Band 285, Jahrgang 1892, S. 161
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Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. (Fortsetzung des Berichtes S. 93 d. Bd.) Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. VIII. Allgemeines und Theoretisches. Ueber die chemische Natur des Gerstengummis. C. J. Lintner hat diesen schon früher von ihm dargestellten Körper (vgl. 1891 280 47), welcher wahrscheinlich einen wesentlichen Bestandtheil der sogen. stickstoffreien Extractstoffe der Cerealien ausmacht, jetzt im Verein mit G. Duell in Bezug auf die bei der Invertirung mit verdünnten Säuren entstehenden Producte einer näheren Untersuchung unterworfen, über welche die Verfasser in der Zeitschrift für angewandte Chemie, 1891 S. 538, berichten. Als Invertirungsproducte konnten bei zahlreichen Versuchen stets nur Xylose und Galactose nachgewiesen werden, so dass diese beiden Körper als die einzigen Invertirungsproducte anzunehmen sind, wonach man das Gummi als Galactoxylan bezeichnen kann. Unter der Annahme, dass der einfachste Molekülcomplex des Gummis bei der Invertirung unter Aufnahme von 1 Molekül Wasser in Galactose und Xylose zerfällt, lässt sich die Zusammensetzung desselben durch die empirische Formel C11H20O10 ausdrücken: C11H20O10 + H2O = C6H12O6 + C5H10O5 Galactose   Xylose Für eine derartige Zusammensetzung spricht in der That das Ergebniss der Elementaranalyse, von denen II mit einem rein weissen, völlig aschefreien und sorgfältig getrockneten Präparat ausgeführt wurde: gefunden berechnet I II für C11H20O10 C 42,48 42,36 42,31 H   7,38   6,57   6,41 Ein Analogon zu diesem Körper wurde von Edmund O. von Lippmann aus einer gummiartigen Ausschwitzung von Zuckerrüben erhalten (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 23 S. 3564). Dasselbe lieferte bei der Invertirung mit Säuren Galactose und Arabinose. Untersuchungen über Kohlehydrate veröffentlicht B. Tollem in den Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, Bd. 39 S. 431. Der Verfasser gibt eine Zusammenstellung und eingehende Besprechung der in neuerer Zeit von den verschiedensten Seiten ausgeführten Untersuchungen über die Kohlehydrate. Bei den stickstoffreien Stoffen betont er, dass es beim Studium der Pflanzenstoffe in Betreff der etwa vorhandenen Kohlehydrate darauf ankomme, nachzuweisen, ob die Stoffe überhaupt wahre (Hexa-) Kohlehydrate enthalten, ob sie Dextrose, ob sie Galactose, ob sie Lävulose, ob sie etwa noch andere Kohlehydrate, besonders Mannose, endlich, ob sie Pentaglukosen, d.h. Arabinose oder Xylose, enthalten. In einem anderen Theil der Arbeit wird über die Auffindung der wahren Kohlehydrate, ferner über Mannose und sehr ausführlich über die Pentaglukosen berichtet. Die Ueberführung der Stärke in Dextrin durch das Buttersäureferment. A. Villiers hatte früher nachgewiesen, dass diese Umwandelung verschieden ist von derjenigen durch Diastase, indem der Bacillus amylobacter die Stärke in Dextrin überführt, ohne dass dabei vergährbare Stoffe, wie Maltose oder Glukose, entstehen (vgl. 1891 281 300). Die neuen Versuche des Verfassers zeigten nun, dass das Buttersäureferment wenn auch nicht Diastase, so doch einen Körper ausscheidet, welcher im Stande ist, Stärke in Dextrin überzuführen. Wenn Stärkekleister mit einer Buttersäurefermentcultur versetzt wird, so kann man durch Polarisation der Flüssigkeit mehrere Phasen der Umwandelung beobachten. Die Ablenkung wächst im Anfange stetig, erreicht sodann einen Höhepunkt und nimmt dann wieder ab, nachdem die Dextrine von höherem Drehungsvermögen in solche von niedrigerem übergeführt sind. Das Buttersäureferment scheidet also ein Product aus, welches im Stande ist, ohne Beihilfe eines organisirten Fermentes die Stärke umzuwandeln (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 8 S. 1299, daselbst nach Academie des Sciences, Sitzung vom 20. Juli 1891). Die Kohlehydrate in den Pilzen untersuchte R. Burquelot. In 36 Arten von Pilzen fand er Glykose, Lävulose, Trehalose, Mykose und Mannit, ferner in dem Lactarius volemus eine neue Zuckerart, welche er Volemit nennt (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 8 S. 908). Ueber die Cellulose und ihre Formen veröffentlicht W. Hoffmeister im Anschluss an seine früheren Arbeiten darüber einige neue Versuche in den Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, auf die wir hier nur hinweisen können. Die Stachyose haben A. v. Planta und E. Schulze näher untersucht. Die einfachste Formel für dieselbe wäre C18H32O16, wahrscheinlich ist aber die Formel C36H64O32, indem in einem Molekül Stachyose drei Galactosegruppen entweder mit zwei Traubenzucker- und einer Fruchtzuckergruppe, oder mit einer Traubenzucker- und zwei Fruchtzuckergruppen sich vereinigt haben (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 24 S. 2705); vgl. auch 1891 280 19. Sehr eingehende Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung einiger Leguminosensamen theilen E. Schulze, E. Steiger und W. Maxwell in den Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, Bd. 39 S. 269, mit. Da dies wohl die ersten Analysen sind, in denen eine Anzahl der weniger bekannten Stoffe der Menge nach bestimmt ist und somit diese Angaben von ganz besonderem Interesse sind, so theilen wir die Zahlen hier vollständig mit. Gelbe Lupinen. Es wurden die entschälten Samen und die Schalen für sich untersucht. Die Zahlen der Columne I geben den Gehalt in 74 Th. entschälter Samen, die Columne II den Gehalt in 26 Th. Schalen, die Columne III in 100 Th. der ganzen Samen an. Das Plastin ist noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen. I II III Eiweisstoffe 35,80 0,99 36,79 Nuclein und Plastin? 0,44 0,23 0,67 Alkaloide 1,08 1,08 Lecithin 1,58 1,58 Cholesterin 0,13 0,13 Glyceride und freie Fettsäuren 4,61 4,61 Andere in Alkohol lösliche Stoffe,    Lupeol u.s.w. 0,21 0,21 Galactan 6,21 1,42 7,63 Paragalactan 7,07 4,66 11,73 Rohfaser 4,08 14,13 18,21 Organische Säuren, Citronen-    säure u.s.w. 1,59 1,59 Asche 3,19 0,45 3,64 Unbestimmbare Substanz 8,20 3,93 12,13 ––––– 100,00 Wicke, Erbse und Ackerbohne enthalten unentschält in der Samentrockensubstanz: Vicia Pisum Faba Eiweissubstanzen 25,46 21,50 22,81 Nuclein und Plastin 2,33 1,14 1,91 Lecithin 1,22 1,21 0,81 Cholesterin 0,06 0,06 0,04 Glyceride und freie Fettsäuren 0,91 1,87 1,26 Lösliche organische Säuren 0,50 0,73 0,88 Rohrzucker und Galactan 4,85 6,22 4,23 Stärkemehl 36,30 40,49 42,66 Rohfaser 4,89 6,03 7,15 Paragalactan und unbestimmte    Stoffe 21,60 17,29 15,33 Asche 2,90 3,46 2,92 Ferner wurden noch nachgewiesen in Vicia: Vicin, Convicin, Betain, Cholin, Amygdalin, ein Links-Galactan, ein paragalactanartiges Kohlehydrat, Citronensäure. In Pisum: Cholin, eine dem Betain ähnliche Base, ein lösliches Galactan, Citronensäure. In Faba: ein lösliches Galactan, Citronensäure. – Auch die Sojabohne wurde untersucht und gefunden, dass das Dextrin, welches nach anderen Angaben darin enthalten sein soll, ein Gemisch von Rohrzucker, einem Links-Schleimsäure gebenden Kohlehydrat und Paragalactan ist. Der Rohrzucker scheint in grösserer Menge als in den anderen untersuchten Samen vorhanden zu sein. Stärkemehl findet sich nur in sehr geringer Menge. Der Gehalt an Lecithin berechnet sich aus dem Phosphorgehalt zu 1,64 Proc. Ueber die Bildung stickstoffhaltiger organischer Basen beim Eiweisszerfall im Pflanzenorganismus hat E. Schulze Untersuchungen ausgeführt. Aus den Keimlingen von Lupinen, Soja und Kürbis wurde eine beträchtliche Menge einer Base von der Formel C6H14N4O2 isolirt, welche der Verfasser Arginin nennt. Die Versuche ergaben weiter, dass diese Basen auf Kosten von Eiweisstoffen entstehen. Ob dabei zuerst Zwischenproducte entstehen, ist noch ungewiss, wahrscheinlicher ist es, dass die Basen beim Zerfall der Eiweissmoleküle unmittelbar entstehen. Ueber die Fermente der Ananas berichtet E. Kayser in den Annales de l'Institut Pasteur, 1891 Nr. 7. Er isolirte aus einem spontan gährenden Ananasmost eine Hefe und einen Schimmelpilz und studirte dieselben eingehender. Wir können hier nur über die Gährversuche einiges mittheilen. Dieselben ergaben, dass die Hefe Trehalose, Raffinose, Dulcit, Melicitose, Inosit, Sorbit und Dextrin nicht vergährt. Sie verhält sich gegen diese Kohlehydrate wie die gewöhnliche Hefe gegen Lactose. Die Lactose vergährt sie ebenfalls nicht und hindert selbst andere Hefen an der Vergährung dieses Zuckers, wenn sie gleichzeitig mit ausgesät wird; sie reducirt die Alkoholbildung auf die Hälfte und noch darunter. Der Verfasser erklärt diese Erscheinung dadurch, dass er annimmt, dass die Oberflächenhäute, welche die Ananashefe bildet, den Zutritt des Sauerstoffes zu den Gährungsorganismen hindern, wodurch die Gährung verzögert werde. Maltose, Saccharose und Glukose werden sowohl von der Ananashefe als auch von dem Schimmelpilz vergohren, aber sehr ungleichmässig. Die Saccharose vergährt die Hefe ebenso leicht als die Glukose; die Hefe scheidet in der That Invertin aus, welches man in der Flüssigkeit nachweisen kann. Der gebildete Alkohol steht in directem Verhältniss zu dem verschwundenen Zucker. Bedeutend schwerer vergährt die Hefe die Galactose, noch schwerer die Maltose. Bei diesen Zuckerarten vermochte der Schimmelpilz noch mehr Zucker zu vergähren als die Hefe, jedoch steht bei ersterem die gebildete Alkoholmenge in keinem Verhältniss zum verschwundenen Zucker. Der Schimmelpilz bildet höchstens 1 Proc. Alkohol. Der Pilz scheidet kein Invertin aus; er bildete daher in der Saccharoselösung auch keinen Alkohol. Die Hefe producirt viel mehr flüchtige Säure als der Schimmelpilz, welcher nur fast unbestimmbare Spuren bildet. Die Gesammtsäure war überall ziemlich beträchtlich, der Schimmelpilz verwandelt sogar ein Sechstel des Rohrzuckers in Säure. Beide Organismen besitzen ein schwächeres Gährvermögen als die gewöhnlichen Wein- und Bierhefen, zeichnen sich vor diesen aber dadurch aus, dass sie bei der Gährung ein Bouquet entwickeln, welches sie auch den Nährmedien, sowohl festen wie flüssigen, mittheilen. Der Verfasser glaubt, dass sie dazu benutzt werden könnten, besonders wenn sie gemeinschaftlich mit anderen Gährungsorganismen verwendet werden, um Specialliqueure zu fabriciren, die das liebliche Bouquet der Ananas besitzen. Auf der anderen Seite ist es interessant, dass der Schimmelpilz, der auf der Ananas gefunden wurde, in Zuckerlösungen wiederum Ananasgeruch hervorruft (nach Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 14 S. 308). Eine Laktose vergährende Hefe, welche sich in mancher Hinsicht von den von Duclaux und Adametz isolirten unterscheidet, beschreibt E. Kayser in den Annales de l'Institut Pasteur, Bd. 5 S. 395. Andere Zuckerarten vergährt die Hefe nicht, sie verbrennt dieselben nur, ohne Alkohol zu erzeugen. Ueber die Fermentwirkung der Bakterien haben T. L. Brunton und A. Macfadyen Untersuchungen ausgeführt, welche zeigen, dass die Verflüssigung der Gelatine durch ein lösliches Ferment verursacht wird. Verschieden von diesem Ferment ist ein diastatisches Enzym, welches die Bakterien ausscheiden, wenn sie in stärkehaltigen Medien wachsen (Proc. Roy. Soc., Bd. 46 S. 542). Studien über Hefe veröffentlicht J. Effront in Le Moniteur Scientifique Quesneville, 1891 4 Ser. 5 8. 1137. Wir entnehmen dieser, hauptsächlich für die Brauerei wichtigen Arbeit hier nur einige Punkte von allgemeinem Interesse. Die Gegenwart von 100 bis 250 mg Fluorid auf 100 cc Würze bewirkt eine Schwächung im Wachsthum der Hefe; diese Schwächung ist schon bei 100 mg bemerkbar, sie wächst jedoch mit der Menge des Fluorids. Durch 300 mg Fluorid wird das Wachsthum der Hefe vollständig gehemmt, obgleich noch etwas Alkohol gebildet wird. Dagegen wird das Vermehrungsvermögen sowohl als auch die Gährkraft einer Hefe erhöht, wenn man dieselbe hinter einander in einer fluorhaltigen und fluorfreien Flüssigkeit cultivirt, und zwar steigt die Vermehrungsfähigkeit in der zweiten Würze mit der Menge des angewendeten Fluorides in der ersten Würze. Diese Steigerung der Vermehrungsfähigkeit ist oft eine sehr erhebliche. So vermehrte sich z.B. eine mit Fluorid behandelte Hefe um das 77fache, die nicht mit Fluorid behandelte dagegen nur um das 8fache; durch die Behandlung mit Fluorid war also die Vermehrungsfähigkeit fast um das 10fache gesteigert. Die Wirkung der Fluoride äusserte sich jedoch bei verschiedenen Heferassen sehr verschieden. Eine Wiederholung der Versuche mit Hefe, welche Milchsäure- und Buttersäureferment enthielt, führte zu dem Resultat, dass man durch beträchtliche Gaben von Fluorid diese schädlichen Fermente tödten kann, ohne der schliesslichen Wirksamkeit der Hefe Abbruch zu thun. Auch zur Conservirung und Reinigung der Hefen können die Fluorverbindungen dienen; Hefen mit einem Zusatz von 0,002 bis 0,003 Proc. Fluorid hatten sich während 6 Monaten vollständig gut erhalten. Diese Menge Fluorid genügt auch zur Trennung verschiedener Heferassen. Es wurden zwei Hefen, Pastorianus- und Burtonhefe, zu gleichen Theilen in einer fluorhaltigen Würze ausgesät, nach Verlauf von dreimal 24 Stunden in eine fluorfreie Würze gebracht und darin zweimal 24 Stunden belassen. Durch dreimalige Wiederholung dieser Operation gelang es, die Pastorianushefe vollständig zu entfernen. Man kann also durch methodisches Waschen der Hefe die darin enthaltenen Sporen tödten und die fremden Hefen entfernen, um auf diese Weise ein Degeneriren der ursprünglichen Rasse zu verhindern (nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 8 S. 1371). Ueber den Stickstoffgehalt der Hefe macht Wijsmann in einem Vortrage Mittheilungen (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 14 S. 276). Der Verfasser hat bei seinen Versuchen gefunden, dass der Gesammtstickstoffgehalt der Hefe schon während einer einzelnen Gährung sehr grossen Schwankungen unterliegt, und ist daher der Ansicht, dass die Bestimmung des Gesammtstickstoffes am Ende der Gährung keine Einsicht in die Gährungsphysiologie gewähren kann, entgegen der bisherigen Ansicht, nach welcher man geneigt ist, die grössere oder geringere Gährkraft der Hefe mit dem grösseren oder geringeren Stickstoffgehalt derselben in Beziehung zu setzen. Der Verfasser beobachtete bei seinen Versuchen, dass der Stickstoffgehalt der Hefe in Malzwürze in kurzer Zeit eine sehr bedeutende Vermehrung erfährt. So stieg derselbe z.B. in einem Versuch von 7,09 Proc. Stickstoff in der Trockensubstanz nach 3 Stunden auf 9,55 Proc. bei einem anderen Versuch von 7,48 Proc. nach 2 Stunden 15 Minuten auf 10,8 Proc. In späteren Stadien der Gährung findet dann wieder eine Abnahme statt, so bei einem Versuch, bei welchem sich der auf 9,48 Proc. gesteigerte Stickstoffgehalt während der folgenden 8 Stunden bis auf 6,4 Proc. erniedrigte. In anderen Versuchen wurden an Stelle der Malzwürze Lösungen von Pepton, Asparagin und Ammonphosphat verwendet. Auch hier trat eine Steigerung des Stickstoffgehaltes ein, wenn auch in geringerem Maasse als in der Malzwürze, am geringsten war dieselbe beim Pepton, beim Asparagin dagegen ziemlich beträchtlich. Beim Ammonphosphat wurde das Maximum in kurzer Zeit erreicht und, abweichend von dem Verhalten in der Malzwürze, trat hier im weiteren Verlauf eine Verminderung nicht ein. Der Verfasser schliesst aus seinen Versuchen, dass die Hefezellen die Eigenschaft besitzen, gewisse Stoffe im Gegensatz zu anderen zu absorbiren, und zwar insbesondere stickstoffhaltige Körper. Ob diese Stoffe in den Zellen in Form von Protoplasma oder unverändert aufgespeichert werden, in welch letzterem Falle eine Beziehung zu der Ernährungsfähigkeit des aufgenommenen Stoffes nicht stattfinden, sondern nur dessen osmotische Eigenschaft in Betracht kommen würde, ist noch unentschieden; nur von dem Ammonphosphat hat Verfasser durch Versuche nachgewiesen, dass dasselbe nicht unverändert absorbirt wird. Ein Verfahren zur Nutzbarmachung von Hefewaschwasser mittels Elektricität ist Georg Giegold jr. in Schwarzenbach a. S. vom 17. Mai, 1891 ab im Deutschen Reich patentirt, Patentschrift Nr. 60372. Das Verfahren bezweckt, mittels Durchleitung von elektrischen Strömen das Hefewaschwasser von Fäulnisserregern zu befreien und dadurch für Kesselspeisung, zum Waschen u.s.w. brauchbar zu machen. Die dabei abgeschiedenen fäulnissfähigen Stoffe sollen als Düngemittel Verwendung finden und soll die Verwerthung derselben die Kosten des Verfahrens völlig decken. Einen Beitrag zur Frage der Constitution der Jodstärke bringt Julius Toth durch Versuche, welche er in der Chemiker-Zeitung, 1891 S. 1523 und 1583, veröffentlicht. Den Gehalt der Jodstärke an Jod fand Verfasser in Uebereinstimmung mit anderen Autoren zu 18,5 Proc. und zwar wurde dieser Gehalt in Jodstärke, welche aus Weizenstärke, Kartoffelstärke und Reisstärke hergestellt war, gefunden; die Jodstärken sind also trotz verschiedener Herkunft der Stärken gleich zusammengesetzt. Entgegen der Annahme verschiedener Autoren (vgl. 1888 268 129 und 1889 272 92), dass die Jodstärke ausser Jod auch Jodkalium oder Jodwasserstoff enthalte, fand Verfasser, dass dieselbe nur elementares Jod enthalte. Versuche, die Jodstärkereaction zur Bestimmung der Stärke zu verwenden, führten zu dem Resultat, dass dieses nur bei reiner Stärke möglich ist. Bei unreinen Substanzen, wie z.B. Mehlen, dagegen ist das Verfahren unbrauchbar, da die fremden Beimengungen ebenfalls Jod absorbiren. Die directe Synthese primärer Alkohole durch die Einwirkung der monogechlorten Aether des Methylalkohols auf die organischen Zinkverbindungen beschreibt P. Henry in den Compt. rend., Bd. 113 S. 368. Ueber das Vorkommen eines Aldehydes mit vier Kohlenstoffatomen in einem aus schlechtem Wein hergestellten Branntwein berichtet J. A. Müller in Bull. Soc. Chim., 1891 3 Ser. 6 S. 796. Der Wein enthielt nur 3 Proc. Alkohol und war in Folge Umfallens durchlüftet worden. Der nach 2 Monaten daraus hergestellte Branntwein zeigte einen sehr unangenehmen Geschmack und war nicht trinkbar. Der Verfasser fand in demselben einen Aldehyd, welcher im Geruch dem Crotonaldehyd sehr ähnelte, die nähere Untersuchung ergab jedoch, dass derselbe wahrscheinlich der Isocrotonaldehyd von der Formel CH2 = CH – CH2 – COH war (nach Chemiker-Zeitung, Repertorium 1891 S. 352). Ein Verfahren, um in den industriellen Alkoholen und Phlegmas die Aldehyde, das Furfurol, die stickstoffhaltigen Producte u. s, w. zu entfernen, ist Moler in Paris patentirt (Französisches Patent Nr. 210501 vom 30. December 1890). Das Verfahren besteht in der Erhitzung mit einer dem Gehalt an Aldehyden entsprechenden Menge von Anilinphosphat, dann wird Luft eingeblasen, schnell destillirt und unter Zusatz von 2 Proc. Kalk rectificirt (nach Chemiker-Zeitung, 1891 S. 1497). Ein Verfahren zur Gewinnung von Alkohol aus Molken beschreiben Spiro und Stübe in der Hildesheimer Molkerei-Zeitung, 1891 Nr. 30 und 32. Das Verfahren besteht in der gemeinsamen Verarbeitung von Molken und Melasse. Wittelshöfer weist in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 14 S. 268, durch Rechnung nach, dass das Verfahren schwerlich sich rentiren würde. Er steht dieser Erfindung, soweit dieselbe sich aus dem bisher allerdings nur dürftigen Material beurtheilen lässt, zweifelnd gegenüber und empfiehlt, etwaigen Anträgen zur Einrichtung derartiger Anlagen mit Vorsicht zu begegnen (Ref. kann dieser Ansicht nur beistimmen). Ueber den Einfluss des Alkohols auf die Functionen des gesunden menschlichen Magens führte Eugen Blumenau Untersuchungen mit 5 Personen aus. Bei sämmtlichen fand Verfasser einen hemmenden Einfluss auf die Verdauung bereits bei massigen Dosen Alkohols, welcher 10 bis 20 Minuten vor der Mahlzeit genossen wurde. Ferner konnte freie Milchsäure zu einer Zeit, wo dieselbe normaler Weise im Mageninhalt regelmässig vermisst wurde, nachgewiesen werden (Chemisches Centralblatt, 1891 Bd. 2 S. 763, daselbst nach Therapeutischen Monatsheften, Bd. 5 S. 504). Spiritus- und Benzinbrenner neuer Construction liefert die Firma Gustav Barthel in Dresden-Altstadt (vgl. S. 71 d. Bd.) Neuerung an Aufbewahrungsräumen für landwirthschaftliche Bodenerzeugnisse, insbesondere für Rüben, Kartoffeln, Knollen u.s.w. von Gustav Vibrans in Wendhausen bei Hildesheim (D. R. P. Nr. 57342 vom 14. März 1890). Dieselbe besteht im Wesentlichen darin, dass in der Erde unterhalb der Mieten Hohlräume oder Kanäle angeordnet werden, welche ausserhalb der Aufbewahrungsräume mit der Aussenluft in Verbindung stehen, so dass die in den Kanälen befindliche Luft nach auswärts frei ausströmen und die ihr aus der Erde mitgetheilte Wärme nicht an die in der Mitte befindlichen Früchte abgeben kann. Statt der Kanäle kann auch eine die Wärme schlecht leitende Schicht angewendet werden. Untersuchungen über den Einfluss der Temperatur auf keimende Gerste theilt T. Cuthbert Day im Journal of the Chemical Society, Bd. 59 S. 664, mit. Es wurde die täglich producirte Menge Kohlensäure festgestellt und am Schluss das Grünmalz näher untersucht. Unter den geprüften Temperaturen von 3,5 bis 21° erwiesen sich 13° als die günstigste, indem hier die Bildung des Zuckers ihr Maximum erreichte und die Diastase am wirksamsten war; die Stärke wurde am meisten vermindert und die in Wasser löslichen Substanzen waren in grösster Menge vorhanden. Ueber die Bedingungen, unter denen die Fluoride in vergährbaren Lösungen das Maximum der Wirkung zeigen, von J. Effront. Die Fluoride wirken nicht nur antiseptisch, sondern sie üben auch einen directen Einfluss auf das Protoplasma der Zellen aus. Die antiseptische Wirkung steigt mit dem Zunehmen der Acidität der Würze; in einer neutralen Würze ist sie fast gleich Null. Auch bezüglich der speciellen Wirkung der Fluoride auf das Protoplasma der Zellen spielt die Acidität eine wesentliche Rolle; eine der wichtigsten Bedingungen für diese Wirkung ist aber die Gegenwart oder Abwesenheit der Phosphate. Eine zuckerhaltige Flüssigkeit, welche keine Phosphate enthält, vergährt viel besser ohne Fluoride, als mit Zusatz dieser Salze, wogegen eine phosphathaltige Flüssigkeit sich gerade entgegengesetzt verhält. Die Wirkung der Phosphate und der Fluoride zeigt sich um so weniger, je grösser die Menge der angewandten Hefe ist (Chemiker-Zeitung, Repertorium 1891 S. 348, daselbst nach Bull. Soc. Chim., 1891 3 Ser. 6 S. 786). Behandlung des Ackerbodens mit löslichen Fluorverbindungen von der Société Generale de Maltose in Brüssel (D. R. P. Nr. 59008 vom 20. Juni 1890). Um Getreide für Brauereizwecke geeigneter zu machen, wird der Ackerboden mit löslichen Fluorverbindungen, namentlich Fluorkalium, Fluornatrium, Fluornatriumkalium und Fluorammonium behandelt, und zwar werden entweder 5 bis 10 g der Fluorverbindung in 100 l Wasser gelöst, oder die gleiche Menge wird als Pulver mit etwa 100 k Staubmist vermischt möglichst gleichmässig auf dem Acker vertheilt. Die verschiedenen Anwendungen des Ozons in der Branntweinindustrie beschreibt Villon in La lumière électrique vom 17. October 1891. Das Resultat dieser Mittheilungen ist dahin zusammenzufassen, dass man durch Behandlung mit Ozon den Branntwein, welcher zum Verbrauch oder zur Herstellung von Liqueuren bestimmt ist, einfach alt machen oder in 3 bis 4 Monaten feine Getränke erhalten kann. Auch zum Altmachen und Conserviren der Weine soll das Ozon sich bewährt haben (nach Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 14 S, 396). Morgen.