Titel: J. J. Carty's Brückenschaltung für Wecker in Telephonlinien.
Fundstelle: Band 285, Jahrgang 1892, S. 276
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J. J. Carty's Brückenschaltung für Wecker in Telephonlinien. Mit Abbildungen. Carty's Brückenschaltung für Wecker in Telephonlinien. Wenn man, ähnlich wie es in Telegraphenlinien üblich ist, mehrere in derselben Telephonleitung liegende Sprechstellen hinter einander schaltet, nach Befinden in von der Hauptleitung sich abzweigende Schleifen, so kommt man bald an die Sprechgrenze zufolge des durch die Wecker in die Leitung gebrachten grossen Widerstandes, da die elektromotorische Gegenkraft der Elektromagnetrollen derselben den wirklichen Widerstand ungeheuer vergrössern. Man hat daher zur Brückenschaltung gegriffen, aber auch ohne befriedigenden Erfolg, bis es dem Elektriker der Metropolitan Telephone and Telegraph Company, J. J. CartyEs mag dabei auf den eingehenden Vortrag über die Induction zwischen Telephonleitungen hingewiesen werden, welchen Carty am 17. März 1891 vor dem American Institute of Electrical Engineers gehalten hat, und auf die an ihn sich knüpfende Besprechung (vgl. Transactions, Bd. 8 * S. 100 und * 109 und den New Yorker Electrical Engineer, 1891 Bd. 11 S. 366 und *451). in New York gelungen ist, einen dazu besonders geeigneten Wecker herzustellen, denn dieses ist die Hauptsache. Im New Yorker Electrical Engineer, 1890 Bd. 10 * S. 330, ist schon mitgetheilt worden, dass bei diesem „Metropolitan“-Brückenwecker der stromerzeugende Inductoranker eine Wickelung von sehr geringem Widerstände besitzt, dagegen äusserst kräftige permanente Feldmagnete, und die Weckerelektromagnete sind mit Draht Nr. 33 von bis 1000 Ohm wirklichem Widerstand bewickelt, haben daher eine grosse Zahl von Windungen und eine hohe Selbstinduction. Auf diese Weise kann der Widerstand des Weckerstromkreises 10000 Ohm und noch mehr betragen, und wenn nun jede Sprechstelle als ein Nebenschluss an die beiden Zweige der Leitung angeschlossen wird, wie dies in Fig. 1 skizzirt istEs weicht diese Schaltung wesentlich von der Schaltung der Mann'schen Dienstleitung (vgl. 1891 282 182. 1892 283 14) ab, welche ja erst beim Rufen in der rufenden Stelle geschlossen wird., so besitzt der Nebenschluss einen so beträchtlichen Widerstand im Vergleich mit dem Widerstände des Sprechstromkreises, dass er das Sprechen in keiner Weise stört. Natürlich braucht der Sprechstromkreis nicht unbedingt aus zwei metallischen Zweigen zu bestehen; es könnte z.B. in Fig. 1 der gestrichelte Zweig weg bleiben, wenn jede Sprechstelle an Erde gelegt würde. Der Widerstand im Sprechstromkreise kann als bloss aus dem Widerstände der Leitung und der Telephonempfänger und der secundären Rolle des einen Gebers bestehend angesehen werden, denn den anderen Geber kann der Hörende durch Drücken auf einen dazu vorhandenen Knopf stets ausschalten. Textabbildung Bd. 285, S. 276Carty's Brückenschaltung für Wecker in Telephonlinien. In New York wurden so bald mehrere wichtige Privatlinien angelegt, von denen eine mehr als 20 Stellen enthielt; sie sind den ganzen Tag über stark benutzt und befriedigen sehr durch das klare Sprechen. In San Francisco wurde eine 80 km lange eiserne Leitung mit 8 Zwischenstellen, auf welcher man bei der Schleifenschaltung nicht sprechen konnte, mit der Brückenschaltung versehen, indem man die Wecker an Erde legte, und da arbeitete die Zwischenstellenleitung so gut, wie die auf demselben Gestänge liegende durchgehende Leitung. Die Benutzung dieser Schaltungsweise werden die Kosten für das Leitungsnetz sehr wesentlich vermindern, und deshalb ist sie in Amerika viel angewendet worden. Die für Carty patentirte Schaltung zeigt Fig. 2 nach dem Electrical Engineer, 1891 Bd. 11 * S. 420, in einer Sprechstelle, welche mittels der Drähte h, h an die beiden Zweige der ganz metallischen Leitung angeschlossen ist. Solange das Telephon T an dem Haken H hängt, ist der Contactarm g von den beiden Federn f entfernt und es besteht in der Sprechstelle zwischen h und h nur die Verbindung durch den Wecker W mit grossem Widerstand. Will die Stelle rufen, so schliesst sie den Contact bei n, dreht den Rufinductor E und entsendet von ihm aus über h, h die Rufströme. Während des Sprechens ist das Telephon T vom Haken H abgenommen und g tritt mit den beiden Federn f in Berührung, wodurch nicht allein der Stromkreis durch die primäre Rolle j2 des Inductors T geschlossen ist, in welchen zwischen d und d das Mikrophon und die Mikrophonbatterie eingeschaltet sind, sondern auch der Strom weg durch die zweite Inductorrolle j1 und das Telephon T von h nach h. Diese Schaltung besitzt noch die Eigenthümlichkeit, dass jeder Wecker W mit seinem Rufinductor R nicht in gewöhnlicher Weise in Hintereinanderschaltung, sondern in Parallelschaltung aufgestellt ist.