Titel: Schütte's Vorrichtung zur Controle der Bahnwärter.
Autor: K.
Fundstelle: Band 286, Jahrgang 1892, S. 106
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Schütte's Vorrichtung zur Controle der Bahnwärter. Schütte's Vorrichtung zur Controle der Bahnwärter. Eine von Schütte erdachte Vorrichtung hat die Aufgabe, genaue Feststellungen darüber zu ermöglichen, ob die Bahnwärter in der vorgeschriebenen Ordnung bezieh. zur richtigen Zeit die ihnen überwiesenen Bahnstrecken begehen. Dieser Apparat wird auf freier Strecke neben dem Gleise an jener Stelle aufgestellt, wo die Dienststrecken zweier Bahnwärter zusammentreffen, und er hat denn auch gleich für beide Nachbarwärter dem angeführten Zwecke zu dienen. Die wesentlichsten Theile der Vorrichtung sind ein zweiarmiger Fühlhebel nach Art derjenigen, welche für sogen. Schienendurchbiegungscontacte bei Zugsgeschwindigkeits-Controleinrichtungen benutzt werden (vgl. 1892 285 60 Fig. 103 oder 62 Fig. 111), und eine Papierstreifenführung. Der längere Arm des Fühlhebels überträgt in dem vorliegenden Falle die Bewegungen des kürzeren Armes, welche dieser durch die von den Rädern eines darüber wegfahrenden Zuges bewirkten Einbiegungen der Schiene erhält, allerdings nicht auf eine Contactvorrichtung, sondern mit Hilfe einer nach aufwärts geführten hölzernen Gelenkstange auf die vorher genannte Papierführung. Letztere besteht nämlich der Hauptsache nach aus zwei Papierrollen; wovon, ähnlich wie bei den Siemens und Halske'schen Morseschreibern, die eine wagerecht, die andere lothrecht angebracht ist; von der ersteren wird der Papierstreifen abgewickelt, von der anderen aufgewickelt. An der Achse der Aufwickelungsrolle sitzt auch ein Zahnrad fest, in welches zwei Sperrzähne oder Mitnehmer, welche an einem in Führungen laufenden, mit der vorerwähnten Gelenkstange verbundenen Schieber angebracht sind, eingreifen, so dass beim Vorbeifahren eines Zuges durch jede Schieneneinbiegung die Aufwickelüngsrolle ein bisschen gedreht, d.h. ein Stückchen Papierstreifen von der einen Rolle ab und auf der anderen aufgewickelt wird. Die mit dem längeren Arm des Fühlhebels verbundene Holzstange wirkt mit ihrem oberen Ende ferner auch auf einen zweiarmigen Schreibhebel ein, dessen Schreibstift den Papierstreifen gegen eine Graphitwalze drückt. Dadurch stellen sich die durch einen Zug bewirkten senkrechten Auf- und Abbewegungen der Stange bezieh. des Schreibhebels mit dem Schreibstifte auf dem Papierstreifen, der, wie früher bereits bemerkt wurde, gleichzeitig ab- bezieh. aufgewickelt wird, als eine zusammenhängende, einseitig wellenförmige Bleistiftlinie dar, welche für jeden vorüberkommenden Zug ein abgeschlossenes Bild gibt, das sowohl die Achsenzahl als das grössere oder geringere Gewicht der Achsen deutlich ersehen lässt. Die ganze Schreibanordnung befindet sich in einem wohlverwahrten, für Unbefugte natürlich vollständig verschlossenen Kasten, von welchem selbst den beiden betreffenden Bahnwärtern nur ein kleiner, hinter einer Thür abgetrennter Raum zugängig ist. Hier befindet sich nämlich eine Art Schlüsselloch, welches der Bahnwärter, wenn er bei seinen Streckenbegehungen zum Controlapparat gelangt, jedesmal zu benutzen hat, um auf dem Papierstreifen eine Marke anzubringen, welche nachweist, dass er richtig an Ort und Stelle war. Es ist zu diesem Zwecke dem Bahnwärter ein in das erwähnte Schlüsselloch passender Stempel nebst dem zugehörigen Typensatze übergeben. Dieser Stempel, dessen Druckfläche die Nummer der betreffenden Dienststrecke trägt, hat der Bahnwärter bei jeder Streckenbegehung mit sich zu nehmen, nachdem er vorher auch noch die Typen einsetzte; welche dem Tage entsprechen, sowie der Nummer des Zuges, vor welchem er den Revisionsweg unternimmt. Durch Einführung dieses Stempels in die zugehörige Schlüsselloch artige Oeffnung wird am Papierstreifen, der hinter der Oeffnung über einem Stempelkissen liegt, die erforderliche Anwesenheitsmarke angezeichnet. An jedem Controlapparate sind selbstverständlich zwei Einführungsöffnungen für verschiedene Stempel vorhanden, weil ja die Vorrichtung von zwei Bahnwärtern, unter Umständen gleichzeitig oder wenigstens in derselben Zugspause benutzt werden soll und die beiderlei Anwesenheitsmarken nicht zusammenfallen dürfen. Sämmtliche Theile der Vorrichtung sind überdies so angeordnet und geschützt, dass jede Fälschung des Streifens hintangehalten wird, und dass insbesondere die Verschiebungen des Papierstreifens und die Hervorrufung von Bleilinien am Streifen ausschliesslich nur durch den von schweren Fahrzeugen auf die Bahnschienen ausgeübten Druck bewirkt werden können. Die von Zeit zu Zeit durch die Ueberwachungsbeamten abzunehmenden und durchzusehenden Papierstreifen ermöglichen es erklärlichermaassen, jede Unterlassung oder Unordnung, welcher sich etwa der Bahnwärter hinsichtlich der ihm vorgeschriebenen Streckenbegehungen schuldig gemacht hat, leicht und unzweifelhaft festzustellen. Schütte'sche Controlapparate der geschilderten Anordnung sind in den Bezirken der Eisenbahnbetriebsämter Magdeburg-Halberstadt und Görlitz, sowie in den Bezirken des Abtheilungs-Ingenieur-Bureaus II zu Leipzig in Benutzung (vgl. Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1892 Bd. 29 S. 138). K.