Titel: Elektrische Omnibusbeleuchtung.
Fundstelle: Band 287, Jahrgang 1893, S. 136
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Elektrische Omnibusbeleuchtung. Mit Abbildung. Elektrische Omnibusbeleuchtung. Seit längerer Zeit schon hat man sich bemüht, das elektrische Licht für Omnibusse verwendbar zu machen. James Willing jun. in London hat verschiedene primäre und secundäre Batterien versucht und nach dem Engineer, 1892 Bd. 73 * 504, zuletzt einen Vertrag mit der Lithanode Company in Westminster abgeschlossen. Die von ihm gewählte Anordnung ist aus einem dreimonatlichen praktischen Versuche entsprungen, dessen Ergebnisse zu dem Abschlüsse über die Beleuchtung von 22 Omnibussen der Road Car Company als erste Ausführung geführt haben. Textabbildung Bd. 287, S. 136Willing's Omnibusbeleuchtung. Die Lithanodezellen sind eine verbesserte Form eines Elementes von Desmond Fitzgerald, Dr. Frankland u.a., woran Fitzgerald viele Jahre gearbeitet hat. Der positive Pol besteht aus einer Anzahl von gegossenen Platten aus Lithanode, mit V-förmigen Rändern. Diese sind, wie es in Beaumont's Patent beschrieben ist, in einer passenden Form angeordnet und die Zwischenräume mit geschmolzenem Blei ausgefüllt. Da sie vollkommen geformt und deswegen völlig ausgebreitet sind, so üben sie keinen Druck auf den Bleirahmen aus und veranlassen keine Biegung. Die negative Platte besteht aus einem doppelten Netzwerk feiner Kupfergaze, welche mit Kupfer oder Kupferlegirung überzogen worden ist durch Eintauchen in das geschmolzene Metall. Auf diesen Rahmen ist die wirksame Masse gepappt und gepresst, und die Kupfergaze liefert eine gute Unterlage. Bei Benutzung solcher Platten soll eine bestimmte aufgespeicherte Capacität mit der Hälfte des Gewichtes erzielt werden. Als Elektrolyt kommt verdünnte Schwefelsäure zur Verwendung. Trotz des die Anwendung von Speicherbatterien auf Omnibussen so sehr erschwerenden Rüttelns, durch welches die Platten vieler Batterien zerbröckelt werden, sollen die Lithanodezellen davon ganz frei bleiben. Auf dem Fussbrette unter des Kutschers Sitz wird eine Büchse befestigt, welche die Endstücke für die zur Beleuchtung benutzten Drähte trägt. Im Inneren der Büchse befinden sich zwei Messingfedern, deren jede eines der Endstücke bildet. Die Batterie ist in einer Holzbüchse enthalten, welche an der Aussenseite zwei Contactplatten besitzt, so dass der Strom mittels des Umschalters zum Beleuchten eingeschaltet werden kann, sowie die Holzbüchse in die sie aufnehmende Büchse eingesetzt ist. Die Batterie selbst besteht aus fünf Zellen, und wiegt etwa 15 Pfund (= 6,8 k); sie liefert für 15 oder 20 Stunden 1 Ampère mit einer elektromotorischen Kraft von 10 Volt. Die Wiederladung ist sehr einfach und kann in sechs Stunden bewirkt werden. An den Endstücken sind keine losen Schrauben und Muttern, so dass jede Gefahr mangelhaften Contacts beseitigt ist. Der von der Redaction des Engineer besichtigte Omnibus wurde von einer fünfkerzigen Edison-Swan-Glühlampe beleuchtet, welche in einer Bayonnet-Dille unter einem weissen Reflector stak. Das Ganze war unter einem Glasschirme verschlossen, welcher den in Eisenbahnwagen benutzten ähnlich war, und war innerlich an der Mitte der Decke befestigt. Von der Lampe liefen Drähte nach den bereits erwähnten Federcontacten. Der Umschalter war am Lampenträger befestigt, so dass der Schaffner das Licht zum Brennen oder Verlöschen bringen konnte, indem er den Glasschirm ein wenig drehte. Bei der Besichtigung wurden auch zwei Brougham-Lampen vorgezeigt, deren jede 10 Volt und 1 Ampère brauchte; sie wurden durch fünf den beschriebenen ähnliche Zellen betrieben, welche in einer nur 305 mm langen, 127 mm breiten und 178 mm hohen Büchse enthalten waren. Auch zwei feine Seitenlampen für einen Omnibus waren ausgestellt, deren jede 12 Volt und 1,25 Ampère brauchte; sie wurden gespeist von einer Batterie von sechs Zellen, welche nebst Kasten 25 Pfund (= 11,35 k) wogen, der Kasten war 343 mm lang, 184 mm breit und 203 mm hoch. Die Zellen werden auch viel für Prüfungszwecke benutzt und die Lithanode Company hat deren bereits 500 jener in der beigegebenen Abbildung gleichende an die British Insulated Wire Company in Prescott, Lancashire, geliefert. Die Zellen sind in Gruppen von je 100 getheilt und jede Gruppe in drei Sätze zur Bequemlichkeit beim Laden. Jede Gruppe ist auf Oelinsulatoren aufgestellt und die Verbindungsstäbe liegen auf 75 mm langen, mit Rinnen versehenen, polirten Vulkanitsäulen. Die Thüren der Kästen schliessen dunstdicht. Die Batterie gibt 1000 Volt. Jede Zelle hat eine Capacität von 1 Ampèrestunde.