Titel: Neuerungen an Injectoren.
Autor: Freytag
Fundstelle: Band 288, Jahrgang 1893, S. 82
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Neuerungen an Injectoren. Mit Abbildungen. Neuerungen an Injectoren. Eine Verbesserung an solchen Injectoren, welche direct an der Wandung des Kessels, dem sie das nöthige Speisewasser zuzuführen haben, befestigt sind, darin bestehend, dass die Mischdüse ganz oder nur theilweise, die Fangdüsedagegen vollständig im Inneren des Kessels liegt, ist R. G. Brooke in Blackpool durch englisches Patent Nr. 10164 vom 1. Juli 1890 geschützt worden. Textabbildung Bd. 288, S. 82 Fig. 1.Brooke's Injector. Die Industries, 1891 S. 574, entnommenen Abbildungen (Fig. 1 und 2) veranschaulichen einen Injector, dessen Fangdüse /und theilweise auch Mischdüse H in das Innere des Kessels eintreten. Das Injectorgehäuse A, mit einem Flansch B am Kessel festgeschraubt, ist mit dem ebenfalls direct an diesem befestigten Dampfeinströmrohr G aus einem Stück gegossen und mit einer Oeffnung E für den Wassereintritt, sowie der Austrittsöffnung F zur Abführung des Schlabberwassers aus dem Raume G versehen; im Inneren des Gehäuses liegt noch die zur Regulirung des eintretenden Dampfes oder Wassers in der Längsrichtung des Injectors bewegliche Dampfdüse D. Der Uebergang von der Mischdüse H nach der Fangdüse / wird durch eine röhrenförmige Verlängerung der ersteren gebildet, in welcher sich zwei Reihen von Oeffnungen J und K, sowie eine zwischen diesen liegende Scheidewand L zur Verhinderung eines directen Durchganges des Wassers nach dem Kessel befinden. Das ankommende Wasser gelangt zunächst durch die Oeffnungen J und den Kanal M des Injectorgehäuses nach einem Rückschlagventil N und erst von hier durch den Kanal O des Gehäuses, sowie die Oeffnungen K und den offenen Ablauf P nach dem Kessel. Textabbildung Bd. 288, S. 82 Fig. 2.Brooke's Injector. Textabbildung Bd. 288, S. 82 Borland's Injector. Das Rückschlagventil N kann durch Drehung einer Schraubenspindel Q geschlossen werden. Bei dem Injector von F. J. Borland und W. Carter in Manchester, R. R. Wood in Marple Bridge, Derbyshire, wird der Abschluss des Schlabberwassers selbsthätig durch ein Ventil geregelt; derselbe besteht nach Mittheilungen in Engineering vom 19. Juni 1891, S. 747, aus zwei mit einander verschraubten Gehäusetheilen a und a1 (Fig. 3). Die Dampfdüse b führt sich in einem mit Aussengewinde versehenen Ansätze ax des Theiles a, der noch durch die Mutter b2 mit dem Dampfeinströmrohr b1 verbunden ist. Der Konus c ist mit dem Gehäuse aus einem Stück gegossen und in den unteren Theil des letzteren eine Büchse c1 geschraubt, deren drei radiale Stege (Fig. 4) den oberen konischen Theil der Mischdüse c3 tragen. Die untere Fläche der Büchse c2 dient mitsammt einem äusseren Ansatz c4 an der Mischdüse c3 zur Hubbegrenzung eines röhrenförmigen mit Endflanschen versehenen Ventiles d, welches sich ungehindert auf dem cylindrischen Theil der Mischdüse c3 bewegt und den Uebersprung des Schlabberwassers aus dem Raume c5 des Injectors nach dem Ablauf schliesst. Das angesaugte Wasser tritt durch das obere Rohr in den Injector, sodann durch die Verengung e der Mischdüse c3 und die Fangdüse f in das nach dem Kessel führende Rohr a4. J. O. Johnson in Detroit, Michigan (Nordamerika), bewirkt das selbsthätige Schliessen des Uebersprunges (D. R. P. Nr. 46192) durch eine auf der Druckdüse verschiebbare Scheibe, welche, wenn in der ersteren Druck herrscht, durch Wasser gegen eine Erweiterung der Mischdüse gedrückt wird. Der Injector von V. Mabille in Mariemont, Belgien, arbeitet nach demselben Princip wie jeder gewöhnliche Dampfstrahlapparat, nur ist die Anordnung seiner Einzeltheile insofern bemerkenswerth, als dieselben leicht auswechselbar sind. Textabbildung Bd. 288, S. 83 Fig. 5.Mabille's Injector. Wie die Engineering vom 21. August 1891 entnommene Abbildung (Fig. 5) erkennen lässt, ist A das Gehäuse des Injectors und B ein in dem Wasserzuströmrohre X eingeschalteter Hahn oder ein Ventil. C ist die Dampfdüse, welche in das hintere Ende des Gehäuses A geschraubt ist, und D die Mischdüse, welche von vorn in dieses Gehäuse eingelassen ist, so dass ihr Flansch d sich gegen einen ringförmigen Ansatz a im Inneren desselben legt; auch die Uebergangsdüse E ist von vorn in das Injectorgehäuse gelegt und mit der Mischdüse D verbunden. Die Fangdüse F ist in den vorderen erweiterten Theil der Uebergangsdüse eingeschraubt. Der Schlabberhahn ist mit G bezeichnet. Der Injector von William B. Mach in Boston, Mass., ist dadurch gekennzeichnet, dass, wie in Fig. 6 ersichtlich, das durch f1 angesaugte Wasser innerhalb des Gehäuses a an der äusseren Wand e der inneren Kammer emporsteigt und von dem bei b zuströmenden Dampfe durch den aus drei mit einander verschraubten Theilen bestehenden Düsenapparat cdd1 mitgerissen, danach durch den Kanal f nach aussen bezieh. in den Kessel gedrückt wird. Bei der oberen Verschraubung sind Oeffnungen vorgesehen, welche eine Verbindung mit dem Aussenraume der inneren Kammer herstellen; letztere steht noch durch einen besonderen Kanal mit der Aussenluft in Verbindung. Die sogen. Universalinjectoren von Gebr. Körting in Hannover haben seit ihrem Auftauchen im J. 1877 (1877 226 * 455) immer grössere Verbreitung gefunden und weitere Vervollkommnungen erfahren. Vergleicht man die Formdes neuen Injectors (Modell 1889) mit derjenigen des älteren Modells, so findet man, dass die Anordnung sämmtlicher Einzeltheile bedeutend compendiöser geworden, auch die Stellung und Form des Handhebels gegen früher eine andere geworden ist; ferner ist die obere Haube des Apparates nach oben halbkugelig geschlossen und mit einem seitlichen Dampfstutzen versehen. Textabbildung Bd. 288, S. 83 Fig. 6.Mack's Injector. Textabbildung Bd. 288, S. 83 Fig. 7.Körting's Universalinjector. Die Haube des Injectors (Modell 1889) wird, wie in Fig. 7 ersichtlich, von einer Führungsstange überragt, welche durch eine zweite Stange mit dem Drehpunkte des Handhebels verbunden ist und zur Regulirung der Bewegung der Ventilkegel der beiden oberen Düsen VV1 dient; das Wasser tritt durch den Stutzen I in den Apparat, während der Dampf bei H in die Haube eintritt. Behufs Ingangsetzen des Injectors wird, genau wie bei dem Injector älterer Construction, durch eine geringe Bewegung des Handhebels das kleine Dampfventil V etwas gehoben, dadurch das Wasser angesogen und anfangs durch den Kanal M ins Freie getrieben; durch weitere Fortbewegung des Hebels schliesst der Hahn E diesen Kanal ab, so dass das Wasser in das Düsensystem F1 unter Druck eintritt und nun durch den Kanal M1 noch so lange ins Freie ausfliesst, bis das grosse Dampfventil V1 ganz geöffnet ist und gleichzeitig der Hahn E den Kanal M1 abgeschlossen hat, worauf das Wasser durch das Speiseventil G in den Kessel getrieben wird. Die Nummern 3 bis 16 der Universalinjectoren von Gebr. Körting für stündliche Lieferungen von 570 bis 19200 l kaltem Wasser (bei 6 at Dampfdruck) werden jetzt in der Ausführung des Modells 1891 geliefert, welches gegenüber dem Modell 1889 den Unterschied aufweist, dass die Uebertragung der Handhebelbewegung auf die im Kopfe befindlichen Anlassventilchen durch ein Excenter anstatt des früheren unrunden Bogens geschieht. Bei dem Doppelinjector von C. Gronert in Berlin (D. R. P. Nr. 57635), welchem der Dampf, ähnlich wie bei der älteren Construction des Universalinjectors von Gebr. Körting, durch einen Stutzen im oberen Theile der Haube zuströmt, werden die darunter liegenden Dampfzulassventile und der Schlabberhahn durch eine inmitten des Gehäuses zwischen den beiden Injectoren gelagerte, die Verlängerung des Schlabberhahns bildende Spindel ebenfalls derart bewegt, dass die Dampfzulassventile nach einander geöffnet werden und der Schlabberhahn geschlossen wird, wenn erstere ganz geöffnet sind. In den letzten Jahren sind an Injectoren noch verschiedene Regelungsvorrichtungen für den Dampf- und Wasserzutritt, die entweder selbsthätig wirken oder von Hand bethätigt werden, durch Patente geschützt worden. In neuerer Zeit hat man den Injectoren Einrichtungen gegeben, welche ermöglichen, den aus irgend einem Grunde unterbrochenen Wasserzufluss selbsthätig wieder herzustellen, ohne das Dampfventil schliessen zu müssen. Während bei den gewöhnlichen Injectoren das Eintreten von Luft in das Saugrohr ein Aufhören der Saug Wirkung und das sogen. „Durchschlagen“ veranlasst, so dass eine erneute Ingangsetzung erfolgen muss, ist dies bei den selbsthätig wieder ansaugenden, unter dem Namen „Re-starting-Injectoren“ eingeführten Dampfstrahlpumpen nicht nothwendig; man kann bei diesen sogar das Saugrohr aus dem Wasser entfernen und, sobald es von neuem eingetaucht wird, saugt die Pumpe sofort wieder an und speist. Da eine unabsichtlich herbeigeführte Unterbrechung des Wasserzuflusses beim Locomotivbetrieb leicht eintreten kann, sei es beim schnellen Durchfahren von Weichen, sei es beim Anziehen der schnell wirkenden Bremsen, wodurch das Tenderwasser in starke Schwankungen geräth, haben die Re-starting-Injectoren in umfangreichem Maasse Verwendung gefunden. Die Abbildungen Fig. 8 und 9 veranschaulichen einen Re-starting-Injector für Locomotiven von der bekannten Firma Schäffer und Budenberg in Buckau-Magdeburg. Textabbildung Bd. 288, S. 84 Schäffer's Re-starting-Injector. Die Regelung der Dampfdüse a erfolgt durch die Spindel b, welche in der Mitte derart verstärkt ist, dass sie sich mit einer kugelförmigen Fläche auf die obere Mündung der Düse drücken lässt, während die kegelförmige Spitze sich in den engeren Theil der Düse schiebt. Die Mischdüse c ist getheilt und wirkt in derselben Weise, wie dies bei den Abdampfinjectoren der obigen Firma (1883 249 * 240 bezieh. 1885 257 * 170) erläutert wurde. Beim Anlassen strömt Dampf und Wasser durch das mit einer äusseren Feder belastete Schlabberventil d ab. Das zum Kessel führende Rohr wird bei e, das Saugrohr bei f angeschlossen. Die Einstellung der Spindel b erfolgt durch einen Handhebel g, an dem aussen ein getheilter Bogen angebracht ist, der, bei der Drehung sich gegen einen feststehenden Zeiger verschiebend, die Lage der Spindel anzeigt. Der Hebel g ist am Gehäuse gelagert, innerhalb dessen der Zapfen einen excentrisch angeordneten Stift trägt, welcher in ein an der Spindel b befestigtes Gleitstück fasst; dieses wird daher bei der Drehungdes Hebels bewegt und hebt bezieh. senkt die seitlich an zwei Geleisen geradlinig geführte Spindel. Da dieser Injector stark saugend wirkt, ist derselbe oberhalb des Tenderwasserspiegels angebracht und zwar frostfrei innerhalb des Führerhauses auf dem Feuerkasten und dem Personal bequem zur Hand. Bei dieser Anbringung können Wasserabsperrhahn und Schlabberventil stets ganz geöffnet bleiben und es bedarf nur eines Handgriffes, um den Injector in und ausser Thätigkeit zu setzen. Das Schlabberventil braucht nur dann geschlossen zu werden, wenn der Dampf zum Anwärmen nach dem Tender übergeführt werden soll. Die Saugfähigkeit des Re-starting-Injectors ist so bedeutend, dass das Wasser bis auf 6½ m angesogen werden kann, auch functionirt er in normaler Ausführung gleich gut saugend oder nichtsaugend und nimmt das Speisewasser bis zu 60° C. und darüber an. Textabbildung Bd. 288, S. 84 Fig. 10.Kneass' Re-starting-Injector. Eine andere Einrichtung zeigt der von S. L. Kneass in Philadelphia erfundene, von der Firma Wm. Sellers und Co. ebendaselbst angefertigte Restarting-Injector, dessen Dampfdüse nach Mittheilungen in Engineering vom 22. November 1889, S. 611, aus den beiden Umdrehungskörpern E und F (Fig. 10) besteht; E ist durch vier Rippen mit F verbunden, so dass ein ringförmiger Hohlraum zwischen beiden Theilen entsteht. Das durch den Hebel J verstellbare Ventil G schliesst mit dem cylindrischen Theil die Düse E ab und mit dem kegelförmigen Theil den ringförmigen Raum zwischen F und E. Die Wasserzuführung L kann mittels eines durch eine Schraubenspindel bewegbaren Ventiles abgesperrt bezieh. geregelt werden. K und H sind Oeffnungen, durch welche das Wasser bei unregelmässiger Arbeit des Injectors zunächst in den Raum A über- und sodann durch das in der Abbildung ersichtliche Schlabberventil abfliesst; B ist das Dampfrohr, D die zum Kessel führende Speiseleitung. Die Handhabung des Injectors ist folgende: Dampf- und Wasserabsperrventile sind offen. Das Ventil G ist zunächst geschlossen und wird um ein Weniges geöffnet, so dass Dampf in den ringförmigen Raum zwischen die Düsen E und F treten kann, wodurch aus L Wasser angesaugt wird; sobald dies geschehen, wird G weiter geöffnet und der durch die Düse E eintretende Dampf drückt das Wasser in den Kessel Bei vollständig geöffnetem Ventile G wird alsdann der Wasserzufluss geregelt, bis dem Ableitungsrohr kein Wasser mehr entfliesst. Wird der Wasserzufluss unterbrochen, so strömt der in die Düse E eintretende Dampf durch die Oeffnungen K und H aus, während der in den ringförmigen Raum strömende Dampf das Wasser wieder ansaugt. Freytag.