Titel: Der amerikanische Zeilentypendrucktelegraph.
Fundstelle: Band 288, Jahrgang 1893, S. 232
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Der amerikanische Zeilentypendrucktelegraph. Der amerikanische Typendrucktelegraph. Ueber den das Telegramm in Zeilen druckenden amerikanischen Telegraph (von J. Moore und J. E. Wright; vgl. 1889 274 170 und englisches Patent Nr. 2413 vom 11. Februar 1889; über Higgins' Typendrucker vgl. 1891 279 264) hat der New Yorker Electrical Engineer, 1892 Bd. 14 * S. 89, neuere Mittheilungen gemacht. Hiernach ist das Streben dabei darauf gerichtet, dass man eine Typenschrift mittels des Drahtes und nach Art der gewöhnlichen Typenschreibmaschinen erreichen will. Die Breite des Papierblattes (0,2 m), die Gestalt und Behandlung des Tastenwerkes und das Arbeiten an der Maschine sind möglichst ähnlich mit derjenigen gemacht, an welche ein gewöhnlicher Maschinenschreiber gewöhnt ist. Alle Buchstaben, Ziffern, Brüche und andere fürs Maschinenschreiben nothwendigen Zeichen sind vorhanden. Der Empfänger arbeitet ganz für sich allein und braucht von keinem geübten Arbeiter bedient und überwacht zu werden. Der Geber ähnelt rücksichtlich der Tastenanordnung der Typenschreibmaschine und kann von jeder mit letzterer vertrauten Person bedient werden. Der gebende Beamte hat mittels seines Tastenwerkes den Empfänger vollkommen in seiner Gewalt und kann die Länge jeder gedruckten Zeile und den Zwischenraum zwischen zwei Theilen einer Nachricht oder zwischen zwei Telegrammen ganz nach seinem Willen bestimmen. In elektrischer Beziehung sollen bei diesem Typendrucktelegraphen die in die Telegraphenleitung eingeschalteten Elektromagnete von Vorrichtungen möglichst entlastet werden. Dies ist durch Verwendung eines kleinen elektrischen Motors zum Liefern der Treibkraft für die Bewegung der druckenden und das Papier bewegenden Theile unabhängig von den Magneten erreicht worden, während dabei den Elektromagneten nur noch das Freilassen und Anhalten, überhaupt die Ueberwachung der Triebkraft zufällt. Das in diesem Telegraph verwendete Typenrad hat vier Reihen von Typen und ist mit einer Vorrichtung zum Heben und Senken zur richtigen Einstellung einer jeden der vier Reihen versehen. Das Aufdrucken der eingestellten Type erfolgt bei einer dem Typenrade ertheilten Schwingung. Zur Einstellung der abzudruckenden Type wird das Typenrad in Umdrehung versetzt. Das Typenrad kann mit seinem Wagen quer über das Papierblatt bewegt und wiederum bis zu seinem Ausgangspunkte zurückgeführt werden. Wenn eine Zeile gedruckt ist, wird das Papier nach oben fortgerückt. Die von dem erwähnten Motor getriebenen Vorrichtungen stellen ferner das Typenrad ein, vollziehen den Abdruck, überwachen den Buchstaben abstand und die Zwischenräume, führen den Typenradwagen zurück und rücken das Papier fort. Auch die Stellung des Typenrades auf die erste, zweite, dritte und vierte Reihe besorgt der Motor, sowie die Zurückführung auf die erste Reihe. Die Einstellvorrichtung, welche alle die erwähnten Bewegungen beherrscht, ist eine leichte Welle, welche durch Reibung vom Motor getrieben und schrittweise von einem empfindlichen polarisirten, im Hauptstromkreise liegenden Relais losgelassen wird. Die Trägheit ist also hier klein und demgemäss kann eine hohe Umdrehungsgeschwindigkeit (400 und mehr Umdrehungen in der Minute) erreicht werden. Auf dieser Welle sitzt ein Steigrad, ein Sperrad, eine Correctionsvorrichtung und ein Stellstift und Keil. Sowie der Stift durch die Wirkung sehr rasch folgender Wechselströme an die richtige Stelle gekommen ist, werden durch die Verlängerung des Stromes andere, neutrale und minder empfindliche, im Linienstromkreise liegende Magnete wirksam gemacht und lassen die mit dem Motor verbundenen Vorrichtungen frei, welche die schon erwähnten Thätigkeiten verrichten. Die von diesen in die Telegraphenleitung eingeschalteten Magneten (deren Zahl drei ist) zu verrichtende Arbeit ist möglichst leicht und das Arbeiten des Apparates auf langen Leitungen, in denen schwache Ströme verwendet werden müssen, ist erfahrungsgemäss gesichert. Beim Gebrauche ist eine Geschwindigkeit von über 40 Wörtern in der Minute auf einer 320 km langen Leitung unter Verwendung der gewöhnlichen Morse-Stromstärke erreicht worden und wird wahrscheinlich noch überschritten werden, wenn die Telegraphisten ganz vertraut mit dem Arbeiten an diesem Telegraph geworden sein werden. Für Privatlinien werden etwas kleinere Telegraphen gebraucht, welche in gleicher Weise und mit guter Geschwindigkeit arbeiten. Eine Seitendruckmaschine von J. E. Wright in New York ist seit 3 Jahren in London in Thätigkeit und überliefert mit Erfolg Berichte an alle leitende Zeitungen und Gesellschaften.