Titel: Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Autor: Morgen
Fundstelle: Band 288, Jahrgang 1893, S. 232
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Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. (Fortsetzung des Berichtes S. 113 d. Bd.) Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. VIII. Allgemeines und Theoretisches. Ueber kohlenstoffreichere Zuckerarten macht E. Fischer Mittheilungen in Liebig's Annalen, 1892 Bd. 270 S. 64. Nach den bekannten Methoden ist es ihm gelungen, Säuren, Lactone, Zuckerarten nebst Derivaten und Alkohole mit 7, 8 und 9 Atomen Kohlenstoff darzustellen. Ueber Xylose und ihre Drehungserscheinungen haben C. Schulze und B. Tollens Untersuchungen ausgeführt (Liebig's Annalen, 1892 Bd. 271 S. 86). Die Xylose zeigt ebenso wie die Dextrose eine nicht unbeträchtliche Zunahme der specifischen Drehung von der 9procentigen biszur 61,7procentigen Lösung. Für die Berechnung der specifischen Drehung geben die Verfasser folgende Formeln: 1) Für Lösungen bis 34,3 Proc.: [α]D = 18,095 + 0,06986P 2) Für Lösungen mit mehr als 34,3 Proc: [α]D = 23,089 – 0,1827P + 0,00312P, worin P die betreffenden Procentzahlen bedeutet. Die Fukose haben Günther und Tollens näher untersucht (Liebig's Annalen, 1892 Bd. 271 S. 86). Eingehende Untersuchungen über die Vergährung der Arabinose durch den Bacillus aethaceticus theilen P. F. Frankland und J. M. Gregor im Journal Chemical Society, 1892 S. 737, mit. Chinit, der einfachste Zucker aus der Inositgruppe. A. Bayer stellte ein Glykol von der Formel C6H12C2 dar, welches das Aussehen und Verhalten eines Zuckers der Mannitgruppe zeigt und von ihm Chinit benannt wurde (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 25 S. 1037). Durch Erhitzen mit verdünnter Schwefelsäure erhielt W. Bauer aus Leinsamenschleim einen Zucker von der Drehung [α]D = + 46,135 (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, Bd. 11 S. 480). Ueber unterbrochene Gährung, ein Beitrag zum Studium der Amyloine (Maltodextrine), veröffentlichen G. H. Morris und J. G. Wells in Transactions of the Institute of Brewing, Bd. 4 S. 133 (auch Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 833) eine umfangreiche Arbeit, nach welcher sie die Methode der unterbrochenen Gährung zum Studium der Gährung der Stärkeumwandelungsproducte benutzten. Wir können, da die Arbeit dem Gebiete der Brauerei näher steht, hier nur auf dieselbe aufmerksam machen. Das pflanzliche Amyloid stellte E. Winterstein aus Samenabkochungen durch Fällen mit Alkohol dar. Es wird mit Jod blau gefärbt, gibt auch andere Reactionen des Stärkemehls, wird aber durch Diastase nicht in Zucker verwandelt und liefert auch beim Erhitzen mit Wasser unter Druck keine reducirende Substanz. Bei der Hydrolyse entsteht Galaktose und eine Pentose, Xylose, das Amyloid gibt also andere Glykosen wie Cellulose und Stärke und kann also kein Uebergangsproduct zwischen diesen beiden sein (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1892 S. 1237). Ueber Versuche zur Gewinnung der Isomaltose aus den Producten der Stärkeumwandelung durch Diastase berichten C. J. Lintner und G. Duell in der Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 263. Die Darstellung geschieht durch fractionirte Fällung mit Alkohol von verschiedener Stärke in sehr verdünnten Lösungen und Entfernung von Maltose und selbst Dextrose, die in kleinen Mengen zuweilen auftreten, durch Gährung. Die verschiedenen Fractionen liessen nichts erkennen, was auf das Vorhandensein von Zwischendextrinen mit einer zwischen 140° und 190° liegenden constanten Drehung schliessen lässt, vielmehr geht das Ergebniss der ganzen Arbeit dahin, dass die Verfasser nur zwei Körper mit constant bleibendem Drehungsvermögen in Händen hatten, die Isomaltose und Dextrin. Die Isomaltose ist bis jetzt nicht krystallisirt erhalten worden. Sie besitzt einen süssen Geschmack, ihr specifisches Drehungsvermögen ist in 10procentiger Lösung [α]D = 139 bis 140 gefunden worden. Sie reducirt Fehling'sche Lösung 83 Proc. so stark wie Maltose. Letztere Angabe bezieht sich jedoch nur auf 1procentige Lösungen. Mit der Concentration scheint sich auch das Reductionsvermögen zu ändern. Sie ist sehr empfindlich gegen höhere Temperaturen. Ueber die nicht krystallisirbaren Producte der Einwirkung der Diastase auf Stärke hat Schifferer auf Veranlassung von C. J. Lintner eingehende Untersuchungen ausgeführt (Inauguraldissertation, Kiel 1892). Einem Bericht darüber in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 313, entnehmen wir das Folgende. Nach Brown und Morris entstehen bei der Umwandlung der Stärke: Maltose, Dextrin und eine Reihe von verschieden zusammengesetzten ähnlichen Amyloinen. Dieser Theorie steht die von Lintner gegenüber, nach welcher beim Abbau der Stärke durch Diastase nur Maltose, Isomaltose und Dextrin entstehen. Lintner nimmt also die Isomaltose, Brown und Morris die Amyloine als Zwischenproducte an. Zu den Amyloinen von Brown und Morris gehört auch das von Herzfeld beschriebene Maltodextrin. Als Haupteigenschaft der Amyloine und des Maltodextrins wird angeführt, dass dieselben mit Saccharomyces cerevisiae nicht, dagegen wohl mit anderen Saccharomycesformen vergährbar sein sollen. Der Verfasser versuchte nun unter genauer Einhaltung der Vorschriften sowohl das Maltodextrin von Brown und Morris, wie dasjenige von Herzfeld darzustellen. Dies gelang nicht und Verfasser kommt nach seinen Versuchen zu dem Schlusse, dass Körper von der Eigenschaft der Amyloine unter den Maischproducten nicht vorhanden sind, dass ferner die Maltodextrine (Amyloine) von Brown und Morris und das Maltodextrin Herzfeld's nichts anderes sind als Gemenge von Dextrin mit Isomaltose, und zwar erstere im Verhältniss von 67:33, letzteres im Verhältniss von 25 Proc. Dextrin mit 75 Proc. Isomaltose. Die verschiedenen Angaben über die Vergährbarkeit des Maltodextrins lassen sich aus obigen Zahlen wohl erklären; das Herzfeld'sche Maltodextrin bestand grösstentheils aus Isomaltose, die vergährbar ist, dasjenige von Brown und Morris dagegen zum grössten Theil aus unvergährbarem Dextrin. Die Behauptung Herzfeld's, das Maltodextrin sei vollständig vergährbar, erklärt der Verfasser damit, dass Herzfeld zur Vergährung unreine, d.h. mit Spaltpilzen besetzte Presshefe verwandte und nicht Reinhefe. Nach den Versuchen des Verfassers sind also die Producte der Einwirkung von Diastase auf Stärke, abgesehen von der Maltose, einzig und allein Isomaltose und Dextrin. Eine Untersuchung des Dextrins führte noch zu keinem entscheidenden Resultat. Es wurde ein Achroo- und ein Erythrodextrin erhalten, dagegen kein nicht reducirendes Dextrin, was nach den Untersuchungen von Scheibler und Mittelmeier, welche die Aldehydnatur der Dextrine nachgewiesen und zugleich dargelegt haben, dass Brown und Morris u.a., die durch Behandeln ihrer Präparate mit oxydirenden Agentien die Dextrine als nicht reducirende Körper erhalten haben, den Charakter derselben durch Ueberführen der Aldehydgruppe in die Carboxylgruppe vollständig verändert haben, auch durchaus erklärlich erscheint. Ferner vermuthet der Verfasser aus seinen Beobachtungen in Bezug auf das Erythrodextrin, dass die Färbung mit Jod, sowie die im Vergleich zum Achroodextrin erhöhte Drehung und niedrigere Reduction einzig und allein von einer Beimengung löslicher Stärke herrühren, und er glaubt nach alledem, dass sich die Annahme, dass Isomaltose und ein Dextrin – Achroodextrin– neben Maltose die einzigen Maischproducte sind, einer grossen Wahrscheinlichkeit erfreuen darf. Der Verfasser stellte auch Gährversuche mit den Dextrinen an. Bei Anwendung reiner Hefe waren in pepton- und aschehaltiger Lösung beide Dextrine völlig unvergährbar. In Gemischen von Maltose, Isomaltose und Dextrin vergohr die Maltose vollständig, die Isomaltose bei Gegenwart genügender Mengen Nährsubstanz ebenfalls vollständig. Ueber die Entstehung von Dextrose aus der Stärke durch Fermentationsprocesse hat C. J. Lintner Untersuchungen ausgeführt, welche die von Cuisinier und später von Géduld gemachte Beobachtung, dass in den Samen der Getreidearten ein Ferment enthalten sei, welches Stärke, nachdem diese durch Diastase in Lösung gebracht ist, in Dextrose überzuführen vermag, bestätigen. Auch bei der Einwirkung von Darrmalz auf Stärke kann Dextrose in nicht unerheblicher Menge entstehen und Verfasser glaubt, dass die Dextrose einer Würze zum Theil durch dieses Ferment, die Glykase, während des Maischprocesses gebildet wird, denn er vermuthet, dass die Glykase im Malz nicht nur in unlöslicher, wie Géduld annimmt, sondern auch in löslicher Form enthalten ist. Dass Verfasser bei seinen früheren Versuchen mit ungekeimtem Weizen keine Dextrose erhielt, hat darin seinen Grund, dass einmal Weizen ebenso wie Gerste nur wenig Glykase enthält – in grösster Menge findet sie sich im Mais – andererseits, dass er wässerige Auszüge verwendete, in denen die schwer lösliche Glykase in kaum nennenswerther Menge enthalten war, sondern vorwiegend die Maltose bildende Diastase (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1892 S. 123). Ueber die Reduction des Fruchtzuckers macht E. Fischer in der Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, Bd. 26 S. 56, interessante Mittheilungen, nach welchen neben Mannit als zweiter stereoisomerer Alkohol Sorbit entsteht. Als Zersetzungsproducte von Mannit und Dextrose durch den Bacillus aethaceticus fanden Frankland und Lumsden bei beiden Aethylalkohol, Essigsäure, Kohlensäure, Wasserstoff und Spuren Bernsteinsäure. Bei der Gährung im geschlossenen Raum entsteht stets noch eine beträchtliche Menge Ameisensäure (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 520). Das specifische Drehungs- und Reductionsvermögen des Invertzuckers und des aus Rohrzucker durch Invertase erhaltenen Traubenzuckers hat J. O'Sullivan bestimmt. Die bisherigen Zahlen gelten nur für den durch Erhitzen von Rohrzucker mit Säuren erhaltenen Invertzucker, für den durch Invertase erhaltenen fand Verfasser bei 15,5° ein Drehungsvermögen von [α]D = 24,5, ferner eine Dextrose vom Drehungsvermögen [α]D = 57 bis 58. Beide besitzen dasselbe Kupferreductionsvermögen, nämlich 99 bis 101. Für Lävulose berechnet sich hieraus [α]D = 106. Ueber ein Oxydationsproduct der Stärke, erhalten durch Einwirkung von Salpetersäure, berichtet P. Petit in Comptes rendus, Bd. 114 S. 1375. Ueber die optisch isomeren Gulonsäuren; von E. Fischer und R. S. Curtiss (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1892 S. 1025). Reduction der Schleimsäure; von E. Fischer und J. Hertz (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1892 S. 1247). Ueber die Bindung von Jod durch Stärke veröffentlicht G. Rouvier in Comptes rendus, Bd. 114 S. 749 und 1366, im Anschlusse an seine früheren Untersuchungen (vgl. 1892 285 260) zwei weitere Arbeiten. In der einen kommt er in Uebereinstimmung mit Toth zu dem Schlusse, dass die Stärke Jod binden kann, ohne dass dabei Jodwasserstoff oder ein Jodid betheiligt ist. In der anderen Arbeit hat Verfasser die bei einem Ueberschuss von Stärke entstehende Jodverbindung untersucht und einen Jodgehalt von 8,57 bis 9,12 Proc. in fünf Versuchen gefunden, was in Uebereinstimmung stehen würde mit der von Mylius angenommenen Formel (C6H10O5)8J. Zur Frage der Vergährbarkeit der Dextrine. L. Medicus und C. Immerhäuser stellten directe Gährversuche mit käuflichem rohem Stärkezucker an und fanden, dass man in der That die Dextrine des Kartoffelzuckers durch Presshefe zur völligen Vergährung bringen kann, wenn man eine genügende Menge kräftiger Presshefe des öfteren erneuert und eine günstige Gährtemperatur von 30° 1 bis 2 Monate lang anwendet. W. Fresenius äussert sich dahin, dass Presshefe Kartoffelzucker langsam, aber vollständig zur Vergährung bringt, während Bierhefe eine völlige Vergährung nicht bewirkt, jedoch werden die durch Bierhefe unvergährbaren Stoffe durch den Kahmpilz vollständig zersetzt (Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 30 S. 665). Der Ansicht dieser Autoren tritt C. J. Lintner in der Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 328, entgegen. Versteht man unter Dextrinen Spaltungsproducte der Stärke und unter Gährung eine durch echte Saccharomyceten bewirkte Alkoholgährung, so können nach seiner Ansicht die Versuche von Medicus und Immerhäuser nicht als beweiskräftig für die Vergährbarkeit der Dextrine angesehen werden, denn zu diesem Behufe hätte man mit reinem Dextrin und mit reinen, bakterienfreien Hefen arbeiten müssen. Lintner bezweifelt, dass der aus dem Stärkezucker erhaltene Körper wirklich Dextrin gewesen ist, sondern lässt die Annahme zu, dass dieser Körper zu den von Wohl aufgefundenen Reversionsproducten gehören könne, d.h. ein dextrinähnlicher Körper sei, der durch Einwirkung der Säure auf Dextrose entstanden ist. Ein solches Reversionsproduct ist auch die von Scheibler und Mittelmeier aus dem Gallisin dargestellte Isomaltose, welche ebenso wie die von E. Fischer erhaltene sehr wahrscheinlich mit der durch Einwirkung von Diastase auf Stärke gewonnenen, glatt vergährbaren Isomaltose identisch ist. Weiter hält Lintner die Anwendung von Presshefe für derartige Versuche für unzulässig, da dieselbe grosse Mengen wilder Hefen und Spaltpilze enthalte, unter deren Mitwirkung die Dextrine zersetzt werden können, wie ja auch Stärke durch eine derartige Symbiose vergohren werden kann. Lintner ist der Ansicht, dass die Dextrine, wenigstens die Malzdextrine, durch Saccharomyces cerevisiae unvergährbar seien und dass es sich mit den Säuredextrinen ähnlich verhalten wird, wie überhaupt der Abbau des Stärkemoleküls durch Säuren in ganz gleicher Weise erfolge, wie durch Diastase, mit dem Unterschiede, dass die Maltose nur vorübergehend entstehe und alsbald in Dextrose weiter gespalten werde. Was jedoch die Verhältnisse beim Stärkeabbau complicire, sei das Auftreten der Reversionsproducte, deren Trennung vom Dextrin mit Schwierigkeiten verknüpft sein werde. Die sich vielfach widersprechenden Angaben über die Vergährbarkeit der Dextrine erklärt Lintner damit, dass in dem einen Falle mit isomaltosefreiem, im anderen mit isomaltosehaltigem Dextrin gearbeitet wurde. Da dieIsomaltose weniger rasch vergährt als die Dextrose, so kann dieselbe im unvergohrenen Rückstande von käuflichem Zucker leicht auftreten, sobald man die Gährung ohne Zusatz von Hefenährstoffen und bei etwas niedriger Temperatur ausführt, welcher Umstand aber natürlich nicht für die Unvergährbarkeit der Isomaltose überhaupt geltend gemacht werden kann. Dass es nicht zweckmässig ist, zu Gährversuchen Presshefe zu verwenden, darauf weist auch C. Amthor in der Zeitschrift für Nahrungsmitteluntersuchungen und Hygiene, 1892 S. 321, hin. Er erklärt die Beobachtung vieler Forscher, dass durch Bier- und Weinhefe unvergährbare Stoffe durch Presshefe vergohren werden, dadurch, dass dieselbe das von Geduld in den Getreidesamen aufgefundene Ferment, die Glykase, welche Dextrine in Dextrose überführt, enthält, welches in der Brauerei zwar durch Kochen zerstört, in der Brennerei aber nicht zerstört wird. Ueber den Einfluss der Hefe auf den Charakter der Gährflüssigkeit hat Francesco Bavizza Versuche mit Reinhefen ausgeführt, bei welchen sich in keinem Falle eine Verbesserung der angewandten Moste durch die benutzte Hefe feststellen liess (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 201). Untersuchungen über die hydrolytischen Functionen der Hefe veröffentlicht James O'Sullivan in Proceedings Chemical Society, 1892 S. 124. Im Gegensatz zu den Untersuchungen Berthelot's, wonach Hefewaschwasser ebenso wie die Hefe selbst die Fähigkeit besitzt, Rohrzucker zu invertiren, und dass die wirksame Substanz aus dem Hefewasser durch Alkohol abgeschieden werden könne, fand der Verfasser, dass gesunde Hefe keine Invertase an das Waschwasser abgibt und dass die Hydrolyse des Rohrzuckers bei der Berührung mit Hefe nur unter dem unmittelbaren Einfluss des Zellplasmas vor sich geht, indem keine Invertase während der Hydrolyse die Zelle verlässt. Der Verfasser ist daher der Ansicht, dass die Inversion des Rohrzuckers unter dem Einflüsse der Hefe auf einer Wirkung der lebenden Zelle beruht. Ein Verfahren zur Herstellung stickstoffreicher Extracte für die Hefe- und Spiritusfabrikation ist O. E. Bycander und G. Francke vom 7. November 1891 ab im Deutschen Reich patentirt (D. R. P. Nr. 64354). Dasselbe besteht darin, dass rohe und getrocknete Abfälle von Schlächtereien, Fischabfälle, Rückstände von der Gewinnung vegetabilischer Oele mit Säuren unter Druck oder mit den bekannten Peptonisirungsmitteln, wie Pepsin, Malzextract, Milchsäure u.s.w., bei niederen Temperaturen behandelt werden und dadurch Extracte gewonnen werden, die den grössten Theil des Proteins in einer für die Hefe assimilirbaren Form enthalten. Die Einwirkung einiger Metallsalze auf die Milchsäuregährung hat Ch. Richet studirt. Es wirken nachtheilig in 11 gelöst: 1) durch Zehntel der Moleküle: Natrium, Kalium, Lithium, Magnesium, Calcium, Strontium und Barium; 2) durch Tausendstel der Moleküle: Eisen, Mangan, Blei, Zink, Uran und Aluminium; 3) durch Hunderttausendstel der Moleküle: Kupfer, Quecksilber, Platin, Cadmium, Kobalt und Nickel (Comptes rendus, Bd. 114 S. 1494). Die höheren Alkohole halten nach P. Regnard die alkoholische Gährung in folgenden Dosen auf: Methylalkohol 20 Proc. Aethylalkohol 15 Proc. Propylalkohol 10 Proc. Butylalkohol 2,5 Proc. Amylalkohol 1 Proc. Caproylalkohol 0,2 Proc. Caprylalkohol 0,1 Proc. Das Rabuteau'sche Gesetz, wonach die Giftigkeit der Alkohole mit der Anzahl der Kohlenstoffatome zunimmt, gilt also auch für die Wirkung auf die Hefe (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1891 Ref. S. 163). Ueber die Zusammensetzung der Trinkbranntweine veröffentlicht C. Windisch in den Arbeiten aus dem kaiserlichen Gesundheitsamt, 1892 Bd. 8, eine Abhandlung, welche eine unsere gesammten Kenntnisse über den Gegenstand umfassende Monographie darstellt. Wir müssen uns hier auf einen kurzen Ueberblick beschränken. Im ersten Theil werden die Methoden der Untersuchung der Branntweine besprochen, und zwar 1) der Nachweis der in den Branntweinen enthaltenen Körperklassen: Aldehyde, freie Säuren, Ester, Basen, höhere Alkohole; 2) die Abscheidung dieser Körperklassen und 3) die Trennung der Glieder derselben Körperklasse, Der zweite Theil handelt von der Zusammensetzung der Branntweine: Kartoffelbranntwein, Getreidebranntwein, Weinbranntwein (Cognac, Tresterbranntwein), Rüben- und Melassebranntwein, Rum und Branntweine aus selteneren Rohmaterialien. Es folgt eine ausführliche Erörterung über die Constitution der Gährungsalkohole, der wir das Folgende entnehmen: Der Gährungspropylalkohol ist der normale, der Isopropylalkohol ist noch nicht mit der genügenden Sicherheit als Gährungsproduct dargethan. Der gewöhnliche Gährungsbutylalkohol ist Isobutylalkohol; einmal im Cognac gefundener Normalbutylalkohol wurde nicht als Product der Hefe, sondern des Bacillus butylicus erkannt. Der von Butlerow im Fuselöl vermuthete tertiäre Butylalkohol ist seither nicht wieder aufgefunden worden. Der Gährungsamylalkohol ist ein Gemisch von Isoamylalkohol und activem Amylalkohol in wechselnden Verhältnissen; er dreht stets links. Die Anwesenheit noch anderer Amylalkohole im Fuselöl ist noch nicht erwiesen. Der Verfasser gibt ferner Zahlen über die Zusammensetzung des Kartoffel- und Kornfuselöles sowohl im ursprünglichen, wie in dem von Wasser und Aethylalkohol befreiten Zustande. Wir geben hier nur die Zusammensetzung des von Wasser und Aethylalkohol befreiten Productes, da diese Zahlen zutreffender sind, weil der Gehalt an Wasser und Aethylalkohol von Zufälligkeiten abhängig ist. In 1 k des von Wasser und Aethylalkohol befreiten Kartoffelfuselöles sind enthalten: Normalpropylalkohol   68,54 g Isobutylalkohol 243,50 g Amylalkohol 687,60 g Freie Fettsäuren     0,11 g Fettsäureester     0,20 g Furfurol and Basen     0,05 g In 100 Th. der freien Säuren und Estersäuren sind enthalten: Caprinsäure 36 Th. Caprylsäure 32 Buttersäure   0,5 Pelargonsäure 12 Capronsäure 14 Essigsäure   3,5 1 k des von Wasser und Aethylalkohol befreiten Kornfuselöles enthielt: Normalpropylalkohol   36,9 g Isobutylalkohol 157,6 g Amylalkohol 758,9 g Hexylalkohol     1,33 g Freie Fettsäuren     1,60 g Fettsäureester     3,05 g Terpen     0,33 g Terpenhydrat     0,48 g Furfurol, Basen und Heptylalkohol     0,21 g Es sind ferner enthalten in 100 Gew.-Th. der freien Fettsäuren der Fettsäureester Caprinsäure 44,1 40,7 Pelargonsäure   12,19 14,2 Caprylsäure 26,7 34,8 Capronsäure 13,2   9,6 Buttersäure   0,4   0,4 Essigsäure   2,7   0,3 Das Terpen stellte eine farblose, stark lichtbrechende Flüssigkeit von sehr starkem, lange an den Fingern haftendem Geruch dar; es siedet bei 167 bis 170° und hat ein specifisches Gewicht von 0,8492 bei 15,5°. Es hat die Formel C10H16. Das Terpenhydrat, C10H18O, ist ebenfalls eine farblose, stark lichtbrechende Flüssigkeit von starkem, lange anhaltendem Geruch, siedet bei 206 bis 210° und hat ein specifisches Gewicht von 0,9302 bei 15,5°. Sowohl das Terpen, wie das Terpenhydrat besitzen noch in sehr grosser Verdünnung den charakteristischen Kornbranntweingeruch und tragen sehr wesentlich zu dem Aroma des Kornbranntweins bei. Ueber das Verhalten der Fermente bei Temperaturerhöhungen liegen mehrere Arbeiten vor. Für die Diastase ist der schützende Einfluss der Stärkeumwandelungsproducte, also der Kohlehydrate, durch die Untersuchungen von Petzold, Lintner u.a. schon lange nachgewiesen. Windisch bespricht diese Versuche nochmals in der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 537. Wir entnehmen diesen Ausführungen das Resultat der Petzold'schen Versuche, dass Rohrzucker keine schützende Wirkung der Diastase gegenüber besitzt; es erscheint danach, dass es hauptsächlich die Fermentationsproducte selbst sind, welche das Ferment vor Schaden bewahren. Bestätigt wird diese Annahme durch Versuche, welche E. Biernacki mit den Fermenten Pepsin, Trypsin und Ptyalin ausführte (Zeitschrift für Biologie, 28 neue Folge Bd. 10 S. 49). Er fand, dass die Fermente im Secret widerstandsfähiger sind als im isolirten Zustande, und erklärt dies damit, dass im Secret gewisse Stoffe vorhanden sind, welche einen schützenden Einfluss ausüben. Für die eiweisspaltenden Fermente ist zunächst die Reaction von Einfluss, das Pepsin ist in saurer, das Trypsin in alkalischer Lösung widerstandsfähiger gegen Temperaturerhöhung als in neutraler Lösung. Für das Ptyalin scheint die Reaction ohne grosse Bedeutung zu sein. Den gleichen Einfluss üben ferner Ammoniaksalze und Eiweisskörper (Albumosen und Peptone) auf die genannten drei Fermente aus, während die Kohlehydrate eine solche schützende Wirkung für dieselben nicht besitzen. Die schützende Wirkung der Eiweisstoffe findet jedoch nur statt, wenn die Reaction für das Pepsin und Trypsin die geeignete ist. Unter diesen Bedingungen sind sogar annähernd reine Fermentpräparate ziemlich widerstandsfähig gegen die Temperaturerhöhung. Windisch weist im Anschluss an diese Arbeit in der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 486, darauf hin, dass im Malz jedenfalls eiweisspaltende Fermente vorkommen, welche die Aufgabe haben, während des Maischprocesses die Eiweisskörper in diffusibele stickstoffhaltige Hefenährstoffe, Peptone und Amide, überzuführen, welche dem Pepsin und Trypsin sehr nahe stehen dürften und für welche die Thatsache der schützenden Wirkung gewisser Eiweisskörper und Salze in hohem Maasse interessant und wichtig wäre; auch wäre eine solche Wirkung für die Diastase nicht ausgeschlossen. Ein exactes Studium dieses Gegenstandes wäre für die Wissenschaft sowohl wie für die Praxis ebenso interessant als weittragend. Endlich sei erwähnt, dass eine schützende Wirkung, wie die Kohlehydrate sie für die Diastase ausüben, von Adolf Mayer auch für das Invertin festgestellt ist (Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 532). Ueber Diastasewirkung haben E. B. Moritz und T. A. Glendinning Versuche ausgeführt, um die von ihnen gemachte Beobachtung aufzuklären, dass die Diastase auf die in einer Bierwürze enthaltenen Producte keine Wirkung mehr ausübt, obwohl sie frisch hinzugefügte Stärke noch gut verzuckert. Die Versuche ergaben, dass die Kraft der Diastase nicht erschöpft, sondern nur vermindert ist, vorausgesetzt, dass nicht das Temperaturoptimum der Zuckerbildung überschritten war; im letzteren Falle ist die Wirkung der Diastase erheblich geschwächt (Journal of the Chemical Society, 1892 S. 689). Untersuchungen über lösliche Fermente veröffentlicht John Jacobson in der Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. 16 S. 340. Schönbein hat den Satz aufgestellt, dass bei den wasserlöslichen Fermenten der Verlust des Vermögens Gährungen zu erregen, auch den Verlust der Fähigkeit Wasserstoffsuperoxyd zu zerlegen, nach sich zieht. Der Verfasser prüfte die Richtigkeit dieses Satzes mit Emulsin, Pankreatin und Diastase und fand, dass der Schönbein'sche Satz einer starken Einschränkung bedarf. Denn wenn es auch bisher noch nicht gelungen ist, die Fermentwirkung ohne die katalytische Kraft zu schädigen, so zeigten doch die Versuche des Verfassers, dass man die katalytische Kraft schädigen kann, ohne der Fermentwirkung den geringsten Eintrag zu thun. Die Milchsäure haben T. Purdie und J. W. Wolker in eine Rechts- und Linksmilchsäure zerlegt. Die eine der aus der Gährungsmilchsäure abgeschiedenen activen Säuren ist identisch mit der linksdrehenden Säure, welche Schardinger durch bakterielle Zersetzung des Rohrzuckers erhalten hat (Chemical Society, 1892, durch Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 941). Untersuchungen über die Natur der bei der Gährung der Eiweisskörper erzeugten Gase führten Nencki und Sieber zu dem Schlusse, dass der üble Geruch bei fauligen Eiweissgährungen nicht durch Schwefelwasserstoff, sondern durch Methylmerkaptan verursacht wird, welches durch den Bacillus liquefaciens magnus erzeugt wird (Annales de l'Institut Pasteur nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 391). Ein gasförmiges Antisepticum ist nach C. Chabrié das Fluormethylen, welches im Stande ist, die Entwickelung der Bakterien zu verhindern oder die Bakterien zu vernichten (Biedermann's Centralblatt, 1892 S. 360). Auf kaltem Wege sterilisirte eiweisshaltige Nährböden. R. Wollny empfiehlt als Sterilisirungsmittel den Aethyläther, welcher in der Menge, in der er sich in Flüssigkeiten auflöst (10 bis 12 Proc), in kurzer Zeit und nach den bisherigen Erfahrungen auch vollständig und sicher sterilisirend wirkt (Chemiker-Zeitung, 1892 Repertorium S. 279). Ein Verfahren zum Bleichen und Geruchlosmachen von Maischen oder Würzen der Presshefe- und Spiritusfabrikation, welches in der Behandlung derselben mit Ozon oder ozonhaltiger Luft besteht, ist G. Francke und O. E. Bycander vom 23. Juli 1891 ab patentirt (D. R. P. Nr. 62491). Royer-Tabelle zur Bestimmung des Inhaltes von theilweisegefüllten Fässern, berechnet von Alfons Wahlke, theilt die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 184, mit. Morgen.