Titel: Ueber Walzen und Walzwerke.
Fundstelle: Band 289, Jahrgang 1893, S. 241
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Ueber Walzen und Walzwerke. (Fortsetzung des Berichtes S. 217 d. Bd.) Mit Abbildungen. Ueber Walzen und Walzwerke. Textabbildung Bd. 289, S. 241Fig. 55.Räderwalzwerk von Jones. 6) Walzwerke für Räder und Radreifen. Das Räderwalzwerk von J. R. Jones in Philadelphia, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 457922), Fig. 55, hat drei Arbeitswalzen abc, welche das Kaliber für den Radkranz bilden, und eine Führungswalze d. Die Walzen ac werden angetrieben, wohingegen b Schleppwalze ist. c ist fest gelagert, wohingegen die Walze a mittels eines hydraulischen Kolbens e radial und Walze b mittels eines hydraulischen Kolbens f seitlich verstellbar ist. Um bei der Verstellung von a die Antriebskegelräder mn, von welchen m auf der Antriebswelle o sitzt, stets in Eingriff zu erhalten, sind dieselben durch Keil und Nuth auf ihren Wellen verschiebbar und durch Zugstangen unter sich und mit einem Winkelhebel r verbunden, der durch eine Zugstange s mit dem gezahnten Winkelhebel t in Verbindung steht. Letzterer wird von der Kolbenstange des hydraulischen Kolbens e bewegt. Nach einer Mittheilung der Eisenzeitung vom November 1889 hat sich die Continental Rolled Steel Car Wheel Company in Norristown, Pa., seit geraumer Zeit damit beschäftigt, flusseiserne Wagenräder aus Rohstücken zu walzen (Fig. 56), welche annähernd die Form des fertigen Rades besitzen. Auf der von genannter Firma zu diesem Zwecke erbauten Walzenstrasse, deren beifolgende Abbildung nach einer ausgeführten Maschine hergestellt ist, wird das erhitzte Walzgut, das entweder aus Bessemer- oder Flammofenmaterial bestehen kann, zwischen sechs kräftigen Walzen gewalzt, von denen zwei oben, zwei unten und zwei zu beiden Seiten des Spurkranzes angebracht sind. Die oben und unten liegenden Walzen stehen sich symmetrisch gegenüber und bilden die Führung des Rades. Die oberen Kopfwalzen können während des Ganges mittels Schnecke je nach Bedürfniss gehoben oder gesenkt werden, wohingegen die unteren Walzen festliegen. Eine Belastung von 142 k/qc hat sich als die geeignetste Druckgrösse erwiesen. Textabbildung Bd. 289, S. 241Fig. 56.Walzwerke der Continental Rolled Steel Car Wheel Company. Die Gesellschaft, welche die Versuche ausgeführt hat, beansprucht für ihre gewalzten Räder ein geringeres Gewicht und eine längere Dauer gegenüber Gussrädern, sie steht im Begriffe, eine grössere Anlage zu bauen, welche eine tägliche Leistung von 100 Stück besitzen soll. Textabbildung Bd. 289, S. 241Fig. 57.Räderwalzwerk von Lake. Das Räderwalzwerk von H. H. Lake in London bezieh. K. W. Fowler in Chicago ist durch Fig. 57 erläutert. Die Walze B dient zur Formgebung für den äusseren Rand; sie ist im Ständer A gelagert und durch Stellschrauben einstellbar. Seitlich wird das Rad durch die Flanschen der Walze B und durch Rollachsen CC1 geglättet. Diese Rollachsen stützen sich gegen den Bund M und sind mittels der Schraube N nachstellbar. Das Rad ist in seiner Nabe G centrirt mittels zweier Stellschrauben und geeigneter Führungsvorrichtungen. Die Nebenfigur zeigt eine zum Glätten des Radkranzes bestimmte Walze. 7) Drahtwalzen. Ueber Walzwerke zum Auswalzen von Draht in einer einzigen Hitze gibt die Oesterreichische Berg- und Hüttenzeitung, 1892 S. 316, eine übersichtliche Darstellung, die wir hier folgen lassen: „In der letzten Zeit sind in Amerika zahlreiche Patente auf Drahtwalzwerke genommen worden, nach welchen der Draht in einer einzigen Hitze fertig gewalzt werden soll. Es werden dabei mehrere Walzenstrassen verwendet, von welchen jede gegenüber der vorangehenden mit einer gesteigerten Geschwindigkeit angetrieben wird. Sowohl durch die gegenseitige Anordnung der Walzenstrassen, als auch durch ausgiebige Anwendung von selbsthätigen Führungen zur Ueberführung des Walzstabes wird auf die möglichste Verringerung der bei der Walzarbeit beschäftigten Arbeiter hingewirkt. Die combinirten Walzenstrassen werden entweder durch eine einzige Maschine angetrieben, oder es werden hierbei zwei für sich selbständig arbeitende Maschinen in Aussicht genommen. In Fig. 58 bis 60 sind einige Anordnungen von solchen in der neueren Zeit patentirten Anordnungen gegeben. Textabbildung Bd. 289, S. 242 Drahtwalzen mit Führung. Fig. 58 zeigt ein Drahtwalzwerk mit drei hinter einander angeordneten, seitlich verschobenen Walzenstrassen, welche alle von einer einzigen, bei M aufgestellten Maschine getrieben werden. Die erste Walzenstrasse ist direct mit der Maschine verkuppelt; die Mittelstrasse und die Endstrasse werden mittels Riemen, mit zunehmender Geschwindigkeit, angetrieben. Das erste Walzengerüst enthält drei, alle übrigen nur zwei Walzen in jedem Gerüst. Die Ueberführung des Walzstabes von der einen zu der anderen Strasse erfolgt durch lange Führungsrinnen. In das erste Walzenpaar der Mittelstrasse gelangt der Walzstab erst dann, nachdem er die Walzen der ersten Strasse bereits verlassen hat. Eine Streckung bezieh. Stauchung des Drahtes zwischen der Mittel- und Endstrasse wird wegen der zwischen beiden eingelegten langen Führung als unschädlich angesehen und der Draht wird zwischen den Walzen der Endstrasse schon gewalzt, noch bevor er die Mittelstrasse verlassen hat. An den durch Doppellinien gekennzeichneten Stellen wird der Draht von dem einen zum anderen Walzenpaar durch Rinnenleitungen übergeführt. Eine ähnliche Einrichtung hat auch das in Fig. 59 angedeutete Drahtwalzwerk, mit dem Unterschiede, dass hier die gleiche Anzahl von Walzengerüsten auf vier Strassen vertheilt ist, welche paarweise von je einer Maschine bethätigt werden. Die beiden Walzenzugmaschinen sind bei M1 und M2 aufgestellt. Die Maschine M1 ist direct mit der Walzenstrasse II, welche zwei Walzen paare enthält, verkuppelt und treibt mittels eines Riementriebes die Walzenstrasse I mit verminderter Geschwindigkeit. Die erste Walzenstrasse hat ein Trio- und zwei Duogerüste. Von der Maschine M2 werden die Strassen III und IV, mit je vier Duogerüsten, durch Riemen angetrieben. Die Transmission ist so ausgeführt, dass die Walzen der nach einander folgenden Strassen mit gesteigerter Umgangszahl gedreht werden. Bei der aus Fig. 60 ersichtlichen Anordnung eines den gleichen Zweck anstrebenden Drahtwalzwerkes, welches ebenfalls mit zwei Maschinen und vier Walzenstrassen ausgerüstet ist, sind die Triowalzen durch sieben hinter einander gestellte Walzenpaare ersetzt, welche von der Maschine M1 mittels Kegelräder mit zunehmender Geschwindigkeit gedreht werden. Die Entfernungen zwischen diesen Walzenpaaren sind so bemessen, dass der Walzstab von dem einen Walzenpaare erst dann erfasst wird, wenn er von dem vorangehenden freigelassen wurde. Zwischen den ersten drei Walzenpaaren dienen zur Ueberführung des Walzstückes angetriebene Roll walzen, zwischen den übrigen sind Führungsrinnen angeordnet. Die Maschine M2 treibt die Walzenstrasse II direct, die Strasse III und IV mittels Riemenumsetzung, und zwar in der Weise, dass die Geschwindigkeit der Walzen der nach einander folgenden Strassen zunimmt. Die Ueberführung von der einen Strasse zur anderen erfolgt wieder mittels Rinnenleitungen. Ob durch die Umgehung des ersten Trios die Arbeit wesentlich vereinfacht wird, bleibt dahingestellt; die hierbei erforderliche complicirte feste Transmission ist jedenfalls sehr umständlich.“ Textabbildung Bd. 289, S. 242Haenel's Drahtkaliber. Ein Verfahren und eine Vorrichtung zum gleichzeitigen Walzen von zwei oder mehreren Drähten ist durch D. R. P. Nr. 60309 vom 4. April 1891 W. Haenel in Haspe i. W. (Fig. 61 und 61a) patentirt worden. Die Kaliber 1 bis 6 der Fertigwalzen flachen die zu walzenden Knüppel k allmählich ab, bis das Kaliber 7 zwei (oder auch mehrere) nur durch einen dünnen Steg verbundene Drähte ergibt. Diese werden dann durch zwei in der Nebenfigur skizzirte Schneidwalzen a, die dicht vor dem nun folgenden Walzenpaar Kaliber 8 aufgestellt sind, in zwei getrennte Drähte Kaliber 8 zerschnitten, die durch je eine besondere Führung c je einer besonderen Fertigwalze 9 zugeführt werden. Von diesen gehen die Drähte zu den Haspeln o. Thomas Valentian Allis in New York, Nordamerika, ordnet nach dem D. R. P. Nr. 64393 vom 27. Januar 1892 (Amerikanisches Patent Nr. 462388) eine Walzenstrasse mit geneigten Walzen an (Fig. 62 bis 65). Textabbildung Bd. 289, S. 243Allis' Walzenstrasse. Zum Auswalzen von Draht sind mehrere Walzenpaare geneigt und um 90° gegen einander versetzt hinter einander angeordnet, so dass der Draht in einem einzigen Stich fertig gewalzt wird. Die Knüppel a werden dem Walzwerk durch eine oder die andere der seitlich desselben liegenden Transportketten b, die über in Wasser sich drehende Kühlwalzen c laufen, zugeführt und in eine vor den Walzen liegende Rinne geworfen. Aus dieser werden die Knüppel a durch einen hydraulisch bewegten Kolben d in das Walzenkaliber geschoben. Jedes Walzenpaar ist mit mehreren gleichen Walzenkalibern versehen, die durch Längsverschiebung der Walzen in ihren Lagern nach einander benutzt werden können, um bei Abnutzung eines der Kaliber die Walzen nicht sofort auswechseln zu müssen. Die hierzu getroffene Lagereinrichtung mit besonderer Schmierung ist aus der unteren Skizze ersichtlich. Der Antrieb der Walzen erfolgt von den Wellen i aus; die Verstellung der Walzen geschieht mittels der Spindeln o. Die Schräge r dient zum Abfall von Walzsinter, Eisenabfällen u. dgl. in den Kanal s. Eine etwas vereinfachte Form dieses Walzwerkes zeigt das demselben Erfinder ertheilte amerikanische Patent Nr. 462388. Der Unterschied liegt hauptsächlich in der Bewegungsübertragung. Es sei hier noch das Verfahren und Maschine zum Ziehen von Draht (D. R. P. Nr. 67477 vom 26. April 1892) von E. Szandtner in Pressburg erwähnt (Fig. 66), obwohl wir uns nach der Patentschrift kein genaues Bild davon machen können, wie der Erfinder die durch die Eigendrehung der Drähte entstehenden Schwierigkeiten beseitigen will. Textabbildung Bd. 289, S. 243Fig. 66.Drahtwalze von Szandtner. Als Ziehöffnung wird der Spalt i benutzt, der gebildet wird von einer Mittelscheibe a und einer dieselbe umgebenden Ringscheibe b, die sich in entgegengesetztem Sinne drehen. In dem Spalt können also gleichzeitig mehrere Drähte gezogen werden. Beim Ziehen drehen sich die Drähte um ihre Mittellinie. Das Vorrücken der Drähte wird durch richtige Wahl der Geschwindigkeit der Scheiben a und der Ringscheibe b erzielt. D. Turk in Dimlach bei Kapfenberg legt in seinem D. R. P. Nr. 61486 vom 24. Januar 1891 abwechselnd senkrechte und wagerechte Walzen so in ein grösseres Gerüst, dass der Draht schlangenförmig durch die Walzen hindurchgeht und von einer zur anderen mechanisch geführt wird. Der Patentanspruch lautet: „Ein Drahtwalzwerk mit senkrechten Ovalkaliberwalzen und wagerechten Quadratkaliberwalzen, welche den Draht abwechselnd bearbeiten und so hinter einander angeordnet sind, dass der Draht mittels selbständiger Umführungen von zwei unmittelbar hinter einander liegenden Walzenstrassen gleichzeitig bearbeitet wird.“ Es scheint demnach die Eigenthümlichkeit nur in der abwechselnden Verwendung der beiden Kaliberarten bezieh. -anordnung zu liegen. Eine sehr lesenswerthe Arbeit über die Erzeugung von Walzdraht, verfasst vom Civilingenieur R. M. Daelen in Düsseldorf, findet sich in Stahl und Eisen, Nr. 3 vom Jahre 1889, auf die wir hier jedoch nur hinweisen können. 8) Specialwalzen. Unter dieser Bezeichnung fassen wir einige Walzenconstructionen zusammen, die für specielle Zwecke bestimmt sind. Das amerikanische Patentwalzwerk (Fig. 67 bis 70) Nr. 402087 von Fred.h. Rindl in Chicago, Illinois, betrifft ein Walzwerk zur Herstellung ornamentirter Bandeisen. Zwei Walzen ab, welche mit je einer Flansche cd in einander greifen, bilden ein Kaliber, welches abwechselnd flach liegt und senkrecht steht, so dass ein durchgewalztes Bandeisen die gezeichnete Gestalt annimmt. Dieses Bandeisen wird dann einem zweiten Walzwerk w zugeführt, in welchem die umgebogenen Stellen gelocht werden. Durch Aufeinandernieten derartiger Bandeisen erhält man geschmackvolle Gitter. (Fig. 68 und 69.) Ein Walzwerk zur Herstellung von hin und her gebogenen Blechstreifen ist unter der Nr. 448073 der Price Railway Appliance Company in Philadelphia für die Vereinigten Staaten in Amerika patentirt worden. Textabbildung Bd. 289, S. 244Rindl's Walze für ornamentiertes Bandeisen. Um Blechstreifen in der skizzirten Form hin und her zu biegen, benutzt man zwei Walzscheiben ab (Fig. 71), die zwischen den kreisscheibenförmigen Endflächen einander entsprechende Zähne und Zahnlücken haben. Die Drehung der Walzscheiben erfolgt durch eine Verzahnung, die abwechselnd auf dem Boden der Zahnlücken und der Kopffläche der Zähne liegt, so dass die beiden Walzscheiben ab abwechselnd mit kleinen und grossen Winkelgeschwindigkeiten sich drehen. Die Folge ist, dass der Blechstreifen beim Durchgang zwischen die Zähne die skizzirte Gestalt annimmt. Textabbildung Bd. 289, S. 244Fig. 71.Walze der Price Railway Appliance Company zum Biegen von Flacheisen.Textabbildung Bd. 289, S. 244Fig. 72.Potter's Panzerplattenwalze.Textabbildung Bd. 289, S. 244Fig. 73.Löhr's Walzwerk für Rippenbleche. Das unter Nr. 477821 der amerikanischen Patentliste an John A. Potter in Munhall, Pa., ertheilte Walzwerk ist besonders zum Walzen von Panzerplatten bestimmt. Es hat zwei dünnere angetriebene Walzen ab (Fig. 72), die sich nach oben bezieh. unten gegen zwei dickere Schlepp walzen cd stützen. Die unteren Walzen bd ruhen in festliegenden Lagern, wohingegen die oberen Walzen ac mittels der Stangen i ausgeglichen sind und mittels der Schrauben o nachgestellt werden können. Ein Walzwerk zum Walzen von Blechen mit hohen Rippen ist Carl Löhr in Christinenhütte bei Meggen, Westfalen, unter Nr. 68691 vom 18. Februar 1892 patentirt worden. Das Walzen von Blechen mit hohen Rippen erfolgt durch ein Walzwerk mit drei Walzen (Fig. 73), von denen die Unterwalze z dick und die Oberwalze y dünn ist, welche letztere gemeinsam mit der dicken Stützwalze x ausbalancirt wird. Die Walze y wird durch Federn f gegen die durch Lager u getragene Walze x gedrückt. 9) Einzeltheile. Um sich von den zufälligen Festigkeitsverhältnissen der gegossenen Brechtöpfe unabhängig zu machen, wendet nach dem D. R. P. Nr. 51978 vom 10. November 1889 die Duisburger Maschinenfabrik vorm. Bechern und Keetman einen aus einem mehrtheiligen Gehäuse a (Fig. 74) bestehenden Brechtopf an. Die Theile des Gehäuses werden durch Sprengringe c zusammengehalten. Innerhalb des mehrtheiligen Gehäuses befindet sich ein Stopfen b, dessen Flächen zum Theil konisch geformt sind. Das Gehäuse a ruht auf dem Deckel der oberen Lagerschale, von welcher der Walzenzapfen nach oben hin am Ausweichen verhindert wird, während die Druckschraube auf den oberen Theil des Stopfens aufsetzt. Wird der Druck der oberen Walzen zu gross, so sprengen die Kegelflächen des Stopfens b die Sprengringe c aus einander, und die Walzen werden vor Schaden bewahrt. Die Grösse der zum Zersprengen erforderlichen Kraft kann leicht durch Rechnung und Versuche bestimmt werden, so dass, wie zu Anfang erwähnt, die Zufälligkeiten in der Beschaffenheit des Materials wegfallen. Textabbildung Bd. 289, S. 244Fig. 74.Brechtopf der Duisburger Maschinenfabrik. Einen anderen Weg schlägt W. Parje in Frankfurt a. M. in seinem D. R. P. Nr. 48532 vom 12. Februar 1889 ein, um die gebräuchliche starre Brechkapsel durch eine nachgiebige bezieh. elastische zu ersetzen. Diese ist, wie Fig. 75 zeigt, aus zwei sehr starken Scheibenfedern a gebildet, welche sich mit ihren concaven Seiten auf einander legen? so dass zwischen beiden ein linsenförmiger Hohlraum verbleibt. Dieser Raum wird entweder leer gelassen (rechte Seite der Figur), oder mit Blei ausgegossen (linke Seite der Figur). Im letzteren Falle kann beim starken Zusammenpressen der Kapsel das Blei durch eine seitlich am Bande der beiden Federn ausgesparte Oeffnung e aus dem Hohlraum heraustreten. Ein in die Bleimasse eingeschraubter Stift c, welcher aus der genannten Oeffnung herausragt, soll durch seine, bei der Zusammenpressung der Kapsel erfolgende Verschiebung zur Beurtheilung der Grösse des stattfindenden Höchstdruckes dienen. Bleibt der Hohlraum leer, so wird zum gleichen Zweck ein durch die obere Scheibenfeder in denselben eingelassener Stift i benutzt, welcher beim Zusammenpressen der Kapsel aus derselben heraustritt, und durch Sperrfedern in jener Stellung erhalten wird, welche er bei dem vorkommenden Höchstdrucke angenommen hatte. Textabbildung Bd. 289, S. 245Fig. 75.Parje's Brechtopf. Um die Kuppelmuffen der Walzwerke widerstandsfähiger zu machen und gleichzeitig die Walzenzapfen zu schonen, spart Valentine Shervey in Newport (County of Monmouth) nach dem englischen Patente Nr. 5404 vom 29. März 1889 bei a der Fig. 76 im Inneren der Kuppelung, da wo sich der Walzenzapfen und die Brechspindel treffen, eine Rinne aus, so dass bei winkeliger Stellung der Walze und der Brechspindel die Kanten derselben auf die Innenfläche der Muffe nicht schädlich einwirken können und auch selbst nicht beschädigt werden. Textabbildung Bd. 289, S. 245Fig. 76.Shervey's Kuppelung. 10) Herstellung der Walzen. Nach einer Mittheilung in Jern. Kont. Annaler, 1892, verwenden Garison und Sleeth und Black in Pittsburg zu ihren Hartgusswalzen, die, wie üblich, mit tangentialen Einlauflöchern gegossen werden, nachstehende Coquillenstärken, bei denen tiefgehende und grosse Härte erreicht wird. Durchmesser in Millimeter der Coquille innerer äusserer 200   380 267   470 330   585 483   788 585   940 825 1460 838 1524 Die Beschickung besteht auf 1500 Einsatz aus 400 Woodstock Nr. 4, 300 Warna Nr. 4, 350 alten coquillharten Eisenbahnrädern, 150 weichem Gusseisenabfall, 300 coquillhartem Walzenabfall. Weiter gibt die angeführte Quelle an, dass in Milwaukee zu Walzenguss meist, wenn auch nicht ausschliesslich, Holzroheisen genommen wird, das man meist aus Michigan, aber auch aus Alabama, Minnesota u.s.w. bezieht. Die betreffenden Hochöfen sind 12,5 bis 16,6 m hoch, 2,8 bis 3,3 m weit und blasen mit 200 bis 360° warmer Luft; sie bringen 44 bis 60 Proc. Eisen aus, brauchen 1 bis 20 Proc. Kalkstein, 42 bis 54 hl Kohlen auf 1 t Eisen und liefern täglich 25 bis 50 t. Die Erze enthalten 44,23 bis 64,83 Proc. Eisen und 0,053 bis 0,192 Phosphor, und die amerikanischen Walzen und Räder 3,40 bis 4,05 Kohlenstoff, 0,51 bis 0,75 Silicium, 0,23 bis 0,61 Phosphor und 0,02 bis 0,16 Schwefel. Die benutzten Holzkohlen sind etwa zu gleichen Theilen harte und weiche; sie wiegen etwa 18 k auf das Hectoliter und tragen deshalb gegen 20 Proc. mehr Satz wie nur weiche. Nach einem englischen Verfahren werden, damit bei den Hartgusswalzen die Härte der Kruste nicht von aussen nach innen abnimmt, sondern umgekehrt, die Walzen zuvörderst mit entsprechend schwächerem Ballendurchmesser in einer gewöhnlichen Sandform gegossen und die Hartkruste durch nachheriges Umgiessen des weichen Kernes in einer dem Durchmesser der fertigen Walze entsprechenden Sandform hergestellt, wobei die Abschreckung von innen nach aussen erfolgt. Wir bezweifeln sehr, dass sich auf diese Weise haltbare Walzen herstellen lassen. Eine Gussform zum Stehendgiessen der Walzen ist H. Reusch in Kirchheim u. T. durch D. R. P. Nr. 65991 vom 29. April 1892 geschützt worden. Die Einrichtung ist in den Fig. 77 bis 80 skizzirt. Textabbildung Bd. 289, S. 245Walzengussform von Reusch. Bei dem Verfahren ist ausser dem tangentialen am unteren Ende der Form befindlichen Eingüsse a ein zweiter in gleicher Richtung wirkender tangentialer Einguss b an der oberen Hälfte der Form und zwar an der unteren Partie des Oberzapfens angeordnet, durch welchen hitziges Eisen geeigneter Qualität eingegossen wird, sobald das bei a eingegossene Eisen bis zum oberen Eingüsse aufgestiegen ist, um die gegen oben verlangsamte Wirbelbewegung des Eisens in der Form zu beschleunigen, dadurch der Porenbildung in der oberen Hälfte entgegen zu wirken, das beim Gusse von Hartwalzen durch das Aufsteigen an der Coquille kälter gewordene Eisen wieder zu erwärmen, das vorzeitige Erstarren des Eisens in der oberen Hälfte der Form und damit die Rissbildung am hartgegossenen Walzenkörper, sowie die Bildung von Nachsätzen im Inneren durch das hiernach von unten nach oben erfolgende Erstarren des Eisens zu verhindern. Diese Vorrichtung ist jedenfalls empfehlenswerth, da bekanntlich die durch die tangentiale Richtung der Einlaufskanale erzielte Bewegung des Eisens bei der Höhe des Oberzapfens bedeutend nachgelassen hat. Die sich sonst so gerne bildenden Saugestellen an dem Oberzapfen werden durch das beschriebene Verfahren, wenn nicht ganz beseitigt, so doch vermindert. Textabbildung Bd. 289, S. 246Fig. 81.Herstellung von Walzen von Lorenz. Die Herstellung von Walzen mit unregelmassigen Kalibern erreicht W. Lorenz in Karlsruhe nach seinem D. R. P. Nr. 50063 vom 1. December 1888 (Fig. 81) durch ein kegeliges Werkzeug, welches mit Längszähnen versehen ist, a (und dann sich dreht), oder welches mit Quer- oder gewundenen Zähnen versehen ist, bc (und dann sich nur verschiebt und nicht dreht). Das Werkzeug arbeitet zwischen den sich drehenden, zu kalibrirenden Walzen e mit demjenigen Querschnitt, welcher dem Kaliber an der betreffenden Walzenstelle entspricht. Die Erzeugende der Werkzeuge abc kann anstatt eine gerade, auch eine Curvenlinie sein. Desgleichen kann der Querschnitt von abc ein beliebiger; also ein Kreis, eine Ellipse, ein Viereck u. dgl. sein. (Fortsetzung folgt.)