Titel: Die Chemische Industrie auf der Columbischen Weltausstellung im J. 1893.
Autor: Otto Mühlhäuser
Fundstelle: Band 290, Jahrgang 1893, S. 111
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Die Chemische Industrie auf der Columbischen Weltausstellung im J. 1893. Von Dr. Otto Mühlhäuser. (Fortsetzung des Berichtes S. 91 d. Bd.) Die Chemische Industrie auf der Columbischen Weltausstellung im J. 1893. III. Die Erdölindustrie. Unter Erdöl verstehen wir bekanntlich eine in der Erdrinde vorkommende, aus thierischen Fetten gebildete Flüssigkeit.Unsere Kenntniss über die Bildung des Erdöls in der Natur verdanken wir bekanntlich den klassischen Arbeiten C. Engler's. Die Zusammensetzung dieser Flüssigkeit dürfte im Allgemeinen abhängen: 1) von der Art der zersetzten Fette bezieh. vom früheren Mischverhältnisse der einzelnen Fettsäureester; 2) von der Form, in welcher die Fettsäuren vor der Reaction, der Erdölbildung, vorgelegen haben, ob als Fettsäureglycerid, oder als freie Fettsäure, oder als fettsaurer Kalk; 3) von dem Orte der Reaction bezieh. des Vorkommens; 4) von den die Atomverschiebung bedingenden Factoren (Druck und Temperatur); 5) von der Dauer der Einwirkung, dem geologischen Alter des Oeles. Daraus erhellt, dass jede einzelne Lagerstätte ein Oel eigenster Zusammensetzung birgt. Sämmtliche bis jetzt untersuchten Erdöle geben beim Destilliren Kohlenwasserstoffe, welche zwei grossen Reihen angehören. Der einen Reihe ist die „offene“ Kohlenstoff kette, der anderen die „geschlossene“, der Ring, eigen. Ob diese Kohlenwasserstoffe im Oel als solche vorhanden oder aber Spaltungsproducte complicirterer Verbindungen sind, ist unerforscht. Die Erdöle von Baku geben beim Destilliren Kohlenwasserstoffe, welche Vertreter beider Kohlenwasserstoffklassen enthalten, neben Unreinigkeiten, welche den nichtfettischen Antheilen der zersetzten Seethierleichen entstammen. Die Spaltung der Kohlenwasserstoffe in bestimmte Gesellschaften ist die Absicht der Verarbeitung. Jede Gesellschaft birgt Individuen von gleichen oder ähnlichen Eigenschaften. Charakteristisch für die Glieder einer solchen Gruppe bezieh. für diese selbst ist Lösungsvermögen bei leichter Flüchtigkeit, effectvolle Brennbarkeit bei hinreichend hohem Siedepunkt, Schmierfähigkeit bei genügender Viscosität. Diesen Eigenschaften verdanken die einzelnen Kohlenwasserstoffgruppen ihre Verwendung zum Lösen, Verdunsten, Brennen, Ueberziehen, Schmieren. Die aus den Oelen von Baku hergestellten Präparate kann man, ihrer Verwendung gemäss, zweckmässig in folgende vier Hauptgruppen eintheilen: I. Lösungsöle oder Benzine, II. Leuchtöle oder Petrole, III. Salbenöle oder Vaseline, IV. Schmieröle oder Maschinenöle. Aus den amerikanischen Oelen gewinnt man ausserdem noch eine wachsartige Substanz, das Paraffin. Die reichsten Erdölgebiete besitzen Russland und die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Beide Länder haben sich an der Beschickung der Ausstellung betheiligt. Wir werden es hier daher mit der russischen und nordamerikanischen Erdölindustrie allein zu thun haben. Russland. Das bei weitem erdölreichste Gebiet Russlands ist das Gebiet von Apscheron am Kaspi-See. Das Erdöl findet sich dort in den miocänen Schichten. Die in Anwendung stehenden Bohrmethoden sind: die gewöhnliche Drehbohrung, Freifallbohrung mit Fabian'scher Schere, Wasserspülmethode mit Freifallschere. Die Verarbeitung des Rohöls geschieht zum Theil in Baku, zum Theil in anderen Städten des russischen Reiches, in Moskau, Petersburg, Riga u.s.w. Man unterscheidet in Baku namentlich zwischen zwei Rohölen, der Naphta aus der Gegend Balachani-Sabuntchi und der Naphta von Bibiejbat. Erstere wird hauptsächlich verarbeitet, letztere nur von einzelnen Firmen. Folgende Tabelle erläutert die Verschiedenartigkeit der Oele aus den beiden Gebieten: Naphta von Spec. Gew. Bei Grad Cels. Flammpunkt I. Balachani 0,877 15° C. 33,5° C. II. Bibiejbat 0,872 15° C. 17,0° C. Die am schiffbaren Wasser belegenen Raffinerien erhalten das Rohöl entweder auf der Eisenbahn oder durch Tankschiffe zugeführt, oder – wie die Fabriken in Baku – durch Rohrleitungen. Letztere sind meist durch Pumpstationen unterbrochen und stehen einerseits mit den um den Bohrbrunnen herum angelegten Reservoirs, andererseits mit den Rohpetrolreservoirs der Raffinerien in Verbindung. α) Die Verarbeitung des Rohöls von Balachani. Das Roherdöl wird entweder „continuirlich“ in mit einander zu einer Batterie verbundenen Kesseln oder „periodisch“ in einzelnen Kesseln destillirt. Das periodische Verfahren ist das gebräuchliche, es soll hier erörtert werden. Jede Erdölraffinerie besteht wesentlich aus folgenden Theilen: 1) Aus den grossen Rohölspeichern. 2) Aus der Destillationsanlage, bestehend aus: a) einem bezieh. mehreren oder vielen Destillationssystemen zum Abtreiben von Benzin, Kerosin und schwereren Leuchtölen; b) einer bezieh. mehreren Destillationsbatterien zum Abtreiben der leichten und schweren Schmieröle (Spindel-, Maschinen- und Cylinderöl). 3) Aus einem chemischen Reinigungsbetriebe, mit Anlage zum Reinigen von: a) Leuchtölen; b) Schmierölen. 4) Aus den verschiedenen Behältern zum Aufbewahren der Zwischen- und Endproducte. 5) Aus der Dampfkesselanlage: a) mit Maschinenhaus; b) mit Dampfüberhitzeranlage. Die Rohölbehälter werden meist – wenigstens ausserhalb des Erdölgebietes – aus Kesselblech angefertigt und fassen gewöhnlich zwischen 10000 und 20000 Barrels. In der Nähe der Quellen hat man Gefässe, welche bis zu 600000 Barrels fassen. Diese Riesenvorrathsbehälter liegen im Boden, sind mit Kalkstein aufgemauert und mit Holz überdacht. Der Boden ist einfach aus gestampftem Lehm erstellt. In den Behältern bleibt das Rohöl längere Zeit stehen und setzt währenddem Wasser und der Quelle entstammende erdige Antheile ab. Die Reservoire sind durch eine Pumpenstation mit den Destillirblasen verbunden. Das Destillationssystem zum Abtreiben von Naphta, Kerosin und schweren Leuchtölen besteht aus einer grossen, schmiedeeisernen Blase mit Condensirschlange und verschiedenen Reservoirs zur Aufnahme der verschiedenen Destillate. Die schmiedeeiserne bezieh. auch stählerne Blase besteht aus einem liegenden, von einem oder mehreren Flammrohren durchzogenen Cylinder und ist so eingemauert, dass das im Flammrohre erzeugte Feuer aus dem Rohre unter den Kessel und dann noch um die Kesselwände herum streicht. Die Blase steht mit einem Dampfüberhitzer in Verbindung, dessen eines Ende mit den Dampfkesseln, das andere mit der Blase verbunden ist und darin am Boden endigt. Der Blasenhelm endigt in einer Schlange. Ein Theil der Kühlleitung wird durch ein Reservoir, den Naphtavorwärmer, geführt. Derselbe hat dieselbe Grösse wie die Blase und liegt über derselben; der Rost der Schlange liegt in einem Kühlbottich, der mit Wasser gefüllt ist. Das Schlangenende führt in eine, mit einer Scheidewand versehene Vorlage, welche mit den verschiedenen Oelbehältern in Verbindung gebracht ist. Dieses aus Dampfüberhitzer, Blase, Naphtavorwärmer, Wasserkühler, Vorlage und Vorrathsbehältern bestehende Destillirsystem kann zweierlei Zwecken dienen: einmal zur Fabrikation von Residuen für die Destillation auf helle Oele, dann auch zur Bereitung der als solche verwendeten Residuenmarken. In letzterem Falle lässt man den eingedampften Rückstand einfach in ein Reservoir durch einen am Boden der Blase angebrachten Hahn ablaufen. A) Die Fabrikation der dunkeln Schmieröle. (Residuen.) Diese mit Nummern oder Buchstaben bezeichneten Oelmarken finden in Europa, ihrer vorzüglichen Schmiereigenschaften wegen, auf allen Eisenbahnen u.s.w. Anwendung. Marke A. Man füllt zunächst Vorwärmer und Blase etwa zu ¾ mit Rohnaphta an, feuert und treibt das Benzin, später unter Einleiten von massig überhitztem Dampf das Kerosin über. Im Kessel verbleibt dann ein braunes Oel, welches man nach einiger Zeit in ein Reservoir abfliessen lässt. Man destillirt über: Benzin 1,33 Vol.-Proc. Kerosin 33,33 fängt die Destillate in grossen Reservoirs auf und behält im Kessel 65,33 Proc. Schmieröl. Die „Marke A“ besitzt ein specifisches GewichtWo die Temperatur, bei welcher das specifische Gewicht bestimmt wurde, nicht angegeben ist, bezieht sich die Beobachtung auf die Temperatur von 15° C. von 0,910 bis 0,912, einen zwischen 140 und 150° C. liegenden Flammpunkt, eine zwischen 180 und 200° C. liegende Entzündungstemperatur, die Viscosität bei 50° C. beträgt beispielsweise \frac{5\mbox{ Min. }38\mbox{ Sec.}}{240}=1,4; der Cold test-Punkt liegt bei – 21° C. Das Oel hat ein braunes Aussehen und dient zum Schmieren von Waggonachsen, Transmissionen, Bergwerkswagen und groben Lagern. Marke B. Marke B wird dargestellt durch Abtreiben von mehr leicht flüchtigen Antheilen. Man treibt ab: Benzin 1,33 Vol.-Proc. Kerosin I 35,33 Kerosin II 3,33 Solaröl 0,66 und erhält eine Ausbeute an „Marke B“ von 59,33 Proc. Das braune Oel hat folgende Eigenschaften: Specifisches Gewicht bei 15° C. = 0,913 bis 0,917, Flammpunkt 150 bis 170° C., Entzündungstemperatur 190 bis 210° C., ViscositätDen Viscositätsbestimmungen ist ein Rüböl zu Grunde gelegt, welches im Engler'schen Viscosimeter folgende Auslaufsgeschwindigkeiten zeigte: bei 20° C. = 782 Secunden, bei 30° = 490, bei 40° = 334 und bei 50° = 240. bei 50°\mbox{ C.}=\frac{8\mbox{ Min.}}{240}=2,0, Cold test-Punkt – 21° C. Dient zu ähnlichen Zwecken wie „Marke A“. Marke C. Man treibt ab: Benzin 1,33 Vol.-Proc. Kerosin I 35,33 Kerosin II 3,33 Solaröl 3,33 Spindelöl I 3,33 Spindelöl II 3,33 und behält „Marke C“ 50,02 Vol.-Proc. Das Oel „Marke C“ dient speciell für Eisenbahnzwecke als Universalöl zum Schmieren von Locomotiven, Dampfcylindern, Waggonachsen, Werkzeugmaschinen u.s.w. Das Oel besitzt ein specifisches Gewicht von 0,917 bis 0,922 bei 15° C., einen Flammpunkt von 175 bis 190° C., eine Entzündungstemperatur von 210 bis 225° C., eine ViscositätBeispielsweise. von 3,6 bei 50° C. und hat einen Cold test-Punkt von – 12° C. Marke D. wird erhalten durch Abdestilliren von: Benzin 1,33 Vol.-Proc. Kerosin I 35,33 Kerosin II 3,33 Solaröl 3,33 Spindelöl I 3,33 Spindelöl II 3,33 Spindelöl III 3,33 Man bekommt „Marke D“ mit 46,69 Vol.-Proc. „Marke D“ dient zum Schmieren von Dampfcylindern. Bei 15° C. beträgt das specifische Gewicht 0,922 bis 0,926, der Flammpunkt liegt bei 200 bis 210° C., die Entzündungstemperatur bei 240 bis 250° C., die Viscosität bei 50°\mbox{ C.}=\frac{22\mbox{ Min. }30\mbox{ Sec.}}{240}=5,6, der Cold test-Punkt bei – 10° C. B) Die Fabrikation der hellen Schmieröldestillate. (Schmieröldestillation.) Behufs Destillation der Rückstände lässt man den Blaseninhalt in eine Batterie kleinerer gusseiserner Kessel, deren Inhalt demjenigen der Residuum blase angepasst ist, einlaufen. Diese Gussblasen sind oval und haben flachen Deckel, der Helm des Kessels steht mit einem dreitheiligen Kühler in Verbindung. Letzterer endigt in einer in einem Kühlfasse liegenden Schlange, ebenso jeder einzelne Theil der Kühlung. Es gelingt mit diesem von Herrn Max Albrecht in die Technik eingeführten Apparate die Abtrennung von zersetzten Oelen bei gleichzeitiger Gewinnung der schweren Oele selbst. Arbeitet man auf helle Schmieröle, so destillirt man auf der grossen Residuumblase – wie bei der Darstellung der dunkeln Schmieröle – zunächst einen Theil der leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffe ab, stellt z.B. „Marke A“ dar. Dann lässt man den heissen Blaseninhalt in die gusseisernen Schmierölblasen ablaufen, erhitzt die Kessel über freiem Feuer so hoch, dass eben die Destillation zu beginnen anfängt, stellt den überhitzten Dampf an und treibt die Oele nach dem specifischen Gewichte über. Oelsorte Bei 15° C. Vol.-Proc. Kerosin II          bis 0,865   3,6 Solaröl 0,865 bis 0,870   5,2 Spindelöl I 0,870   „  0,875   5,2 Spindelöl II 0,875   „  0,880   6,3 Spindelöl III 0,880   „  0,895 14,6 Spindelöl IV 0,895   „  0,900   5,2 Maschinenöl 32,3 Cylinderöl   6,3 Theilweise zersetztes Maschinenöl   5,2 Theilweise zersetztes Cylinderöl   3,1 Erdöltheer und Verlust 13,0 Die Destillate, wie sie aus den mit Scheidewand versehenen Vorlagen entfliessen, enthalten noch Wasser suspendirt. Letzteres setzt sich beim Stehen in den Reservoirs vollständig ab. Dickere Oele erwärmt man während dem Abstehen auf etwa 30 bis 40°. Die Destillate, wie man sie bei Darstellung der Marken A, B, C und D und bei der Destillation der Residuen erhält, haben nun beispielsweise folgende Eigenschaften. Benzin. Das Benzin, welches mit einem specifischen Gewicht von 0,754 zu destilliren beginnt und bis zum specifischen Gewicht 0,780 aufgefangen wird, hat bei 15° C. ein Durchschnittsgewicht von 0,769, Es hat eine wasserhelle Farbe, fluorescirt schwach, ist leicht beweglich und zeigt einen unangenehmen Geruch. Es schmeckt brennend und hinterlässt auf Papier einen Fettfleck. Aus diesem Grunde ist es für den Handel, ohne weitere Bearbeitung, nicht zu gebrauchen. Kerosin I. Das Kerosin I-Destillat beginnt mit 0,780 und schliesst mit 0,860. Im Durchschnitt wiegt es bei 15° C. 0,825 bis 0,830. Das Destillat ist farblos und fluorescirt schwach bläulich. Kerosin II. Beginnt mit 0,860 und schliesst mit 0,865. Durchschnittsgewicht bei 15° C. = 0,861 bis 0,863. Solaröl. Theil zwischen 0,865 und 0,870. Specifisches Gewicht bei 15° C. = 0,868. Flammpunkt 108° C. Viscosität bei 20° C. = 89 Sec. = 0,11; bei 50° C. = 64 Sec. = 0,27. Spindelöl I. Abnahme zwischen 0,870 und 0,875. Durchschnittsgewicht 0,873. Spindelöl II. Abnahme zwischen 0,875 und 0,880. Specifisches Gewicht 0,877. Spindelöl III. Abnahme zwischen 0,880 und 0,895. Specifisches Gewicht 0,887 bis 0,888. Beispiel: Specifisches Gewicht bei 15° C. = 0,887. Flammpunkt 140° C. Viscosität bei 20° C. = 3 Min. 7 Sec. = 0,24; bei 50° C. = 1 Min. 24 Sec. = 0,35. Geruch des Oeles brenzlich, Farbe gelbweiss mit blaugrüner Fluorescenz. Spindelöl IV. Abnahme zwischen 0,895 und 0,900. Durchschnittsgewicht bei 15° C. = 0,897 ½ Gelbliches Oel. Maschinenöl nimmt man von 0,900 bis 0,915 bezieh. auch bis 0,917 ab. Es erscheint in dickeren Schichten grünlichblau, in dünneren röthlichgelb. Das Oel schmeckt stark brenzlich. Eine Lösung von 1 Th. Maschinenöl in 100 Th. Benzin besitzt eine lichte strohgelbe Farbe. Beispiel: Specifisches Gewicht bei 15° C. = 0,9085. Flammpunkt 166° C. Viscosität bei 20° C. = 30 Min. und 4 Sec. = 2,31; bei 50° C. = 4 Min. 32 Sec. = 1,1. Zersetztes Maschinenöl entfliesst zu einer gewissen Zeit dem letzten Kühlgange, namentlich gegen das Ende der Maschinenölperiode. Dieses Oel zeigt beispielsweise folgende Eigenschaften: Specifisches Gewicht bei 15° C. = 0,891. Flammpunkt 65° C. Viscosität bei 20° C. = 5 Min. 59 Sec. = 0,4; bei 50° C. = 1 Min. 53 Sec. = 0,5. Durch Erhitzen über freiem Feuer und Einblasen von überhitztem Dampf treibt man die leichteren – durch Zersetzung von eigentlichem Maschinenöl entstandenen – Oelantheile abDer technische Ausdruck für diese Operation ist „Reduction“, theilweises Abtreiben. und behält in der Blase ein Oel, welches nahezu alle Eigenschaften des gewöhnlichen Maschinenöls besitzt und auch mit diesem zusammen raffinirt wird. Das abgeblasene Oel besitzt graugrüne Farbe, ist undurchsichtig, fluorescirt grünlich und schmeckt brenzlich. Specifisches Gewicht 0,910 bei 15° C., Flammpunkt 195° C., Viscosität bei 20° C. = 42 Min. 15 Sec. = 3,2, bei 50° C. = 5 Min. 25 Sec. = 1,6. Cylinderöl. Das Cylinderöl beginnt nach Schluss des Maschinenöls, nach 0,915 bis 0,917 überzudestilliren. Es besitzt bei 23° C. ein specifisches Gewicht von 0,907, einen Flammpunkt von 151° C. und hat bei 50° C. eine Viscosität von 6 Min. 52 Sec. = 1,7. Um das Oel von dem bei der Destillation sich bildenden, durch Zersetzung höherer Kohlenwasserstoffe hervorgegangenen leichteren Oele zu befreien, wird es in einer Destillirblase über freiem Feuer erhitzt und durch Einblasen von überhitztem Dampf von jenen leichten, die Viscosität beeinträchtigenden Antheilen befreit. Das „reducirte“ Oel zeigt dann folgende Eigenschaften: Es erstarrt bei gewöhnlicher Temperatur schmalzartig, ist in dicken Schichten undurchsichtig und erscheint allseitig graugrün. In dünneren Lagen ist das Fett braungelb. Es riecht wenig brenzlich. 1 Th. Oel mit 100 Th. Benzin verdünnt gibt eine braungelbe Flüssigkeit mit bläulichgrüner Fluorescenz. Specifisches Gewicht bei 23° C. = 0,916, Flammpunkt 203° C., Viscosität bei 50° C. = 625 Sec. = 2,6. Die – während der Destillation des Cylinderöls übergehenden – dem letzten Kühlgange entfliessenden Zersetzungsproducte werden zur Oelgasfabrikation verwendet. Sie bestehen aus niederen Kohlenwasserstoffen, welche durch Spaltung hochmolekularer Verbindungen entstanden sind. Diese Spaltung ist auch von einer heftigen Gasentwickelung begleitet, und bestehen die Gase hauptsächlich aus Sumpfgas. Das Oel selbst hat keine Schmierfähigkeit mehr. Man trocknet es daher und verwendet es zur Oelgasbereitung. Das Oel hat eine dunkle Farbe, reflectirt das Licht allseitig blaugrün. In dünnen Schichten ist es durchscheinend und schmutziggelb gefärbt. 1 Th. Oel in 100 Th. Petroläther gelöst zeigt strohgelbe Farbe und schwachgrüne Fluorescenz. Der Geruch des Oeles ist unangenehm brenzlich. In der Kälte sondert das Oel feste paraffinige Kohlenwasserstoffe aus. Specifisches Gewicht bei 15° C. = 0,875, Flammpunkt 42° C., Viscosität bei 20° C. = 1 Min. 57 Sec. = 0,15, bei 50° C. = 1 Min. 19 Sec. = 0,33. Erdöltheer. Der nach der Destillation des Cylinderöls in der Blase zurückbleibende Theer, eine aus hochmolekularen Kohlenwasserstoffen und darin suspendirtem molekularem Kohlenstoff bestehende asphaltartige Masse, ist kein sehr werthvolles Product und dient in Walzwerken – an Stelle von Pflanzenfett – zum Schmieren der Walzen. Erdölkoks. Treibt man die Destillation bis zur Verkohlung des Rückstandes, so verbleibt in der Blase ein werthvoller hochprocentiger Koks, der Erdölkoks. Derselbe besteht aus fast reinem Kohlenstoff, zeigt Silberglanz, ist zellig und wird vornehmlich zur Darstellung von Elektroden u.s.w. benutzt. C) Die Raffination der Destillate. 1) Benzin. Benzin bereitet man aus Benzindestillat. Man behandelt dasselbe zunächst mit 1 Proc. Schwefelsäure von 66° B. Nachdem man längere Zeit gemischt hat, lässt man absitzen, zieht die Säure ab und laugt mit 1 Proc. Natronlauge von 30° B. Nach dem Abziehen der Lauge wäscht man mit Wasser und destillirt das Oel auf einer schmiedeeisernen Blase. Die Destillation beginnt mit 0,754 und endet mit 0,770. Das Destillat hat ein Durchschnittsgewicht von 0,760 bei 15° C., ist wasserhell, zeigt einen reinen angenehmen Geruch und hinterlässt beim Verdunsten auf Papier keinen Fettfleck. 2) Kerosin. Die chemische Reinigung des Kerosin I-Destillats geschieht in grossen Spitzcylindern, deren Inhalt man mit comprimirter Luft durchmischen kann. Ein Cylinder dient zur Schwefelsäurebehandlung, ein darunter stehender zum Laugen und Waschen des Oels. Das durch längeres Absitzenlassen von Wasser völlig befreite Destillat wird wie folgt chemisch gereinigt: Man füllt zunächst den ausgebleiten Spitzcylinder zu ⅔ mit Kerosindestillat, bläst Luft ein und versetzt mit ¼ Proc. concentrirter Schwefelsäure.In allen Fällen, wo man englische Säure anzuwenden pflegt, substituirt man mit Vortheil Lunge's Monohydrat. Diese entzieht dem Oele zunächst etwa noch vorhandenes Wasser und übelriechende, verharzbare Stoffe. Man mischt so lange durch, bis die Schwefelsäure ermüdet. Dann lässt man abstehen, zieht die Säure nebst gebildetem Harz ab, rührt wieder und versetzt mit 0,5 Proc. Schwefelsäure. Es tritt dann Geruch nach SO2 auf, schwarze ölige Tropfen bilden sich im schwach rosa gefärbten Oele, ein weisser Schaum entsteht. Nach längerem Rühren wirkt die Säure nicht mehr ein und man lässt daher absitzen. Nach dem Abziehen von Säure und Harz lässt man das gesäuerte Kerosin in den Laugenständer abfliessen. Man laugt nun mit 1 Proc. einer Natronlösung von 40° B. unter heftigem Umrühren mit Luft. Die aus der Einwirkung von Schwefelsäure auf Naphta hervorgegangenen Carbonsäuren versalzen sich dabei. Der grösste Theil der Seifen fällt in Form von Flocken zu Boden und bildet dort eine schlüpferige, gelatineartige Masse. Ein kleiner Theil der erdölsauren Natronsalze bleibt jedoch im Kerosin gelöst. Um auch diese auszulösen bezieh. abzuscheiden, versetzt man, nachdem man die Seifen abgelassen hat, mit 0,5 Proc. Natronlauge von 40° B. und mischt so lange durch, bis die vordem klare Flüssigkeit sich getrübt hat. Dann überlässt man sie der Ruhe, zieht die Lauge ab und wäscht zweimal mit lauwarmem Wasser. Dabei wird das Oel stark getrübt, die letzten Antheile Seife fallen aus. Das Kerosin wird nun auf grossen Reservoirs abstehen gelassen. Will man es absolut farblos haben, so versetzt man unter Umrühren mit 0,5 Proc. Thierkohle und filtrirt durch eine mit Tüchern ausgeschlagene Filterpresse. Das Kerosin bildet eine klare, farblose, bläulich fluorescirende Flüssigkeit. Es trübt sich beim Schütteln mit Wasser nicht, besitzt ein specifisches Gewicht von 0,824 und hat einen Flammpunkt von 26° C. 3) Kerosin, hochraffinirt. Sticht man bei der Kerosindestillation diejenigen Antheile, welche mit 0,780 beginnen und mit 0,850 schliessen, heraus, so bekommt man ein Destillat, das im Durchschnitt ein spec. Gew. von 0,818 zeigt. Säuert, laugt und wäscht man dieses Destillat in der oben beschriebenen Weise, so erhält man ein Product von beispielsweise 0,817 bis 0,818 spec. Gew. bei 15° und einem Flammpunkte von 31° C. 4) Pyronaphta. Den Grundstoff für die Pyronaphta bildet das Solaröl. Man bringt letzteres in eine schmiedeeiserne Blase und destillirt. Diejenigen Partien, welche mit 0,861 beginnen und mit 0,865 enden, werden für sich aufgefangen und wie nachstehend raffinirt: Man säuert 2 mal mit 3 Proc. 66° B.-Schwefelsäure, laugt 1 mal mit 20 Proc. Natronlauge von 3° B., dann mit 10 Proc., wäscht mit warmem Wasser aus, lässt abstehen und behandelt mit 1,5 Proc. Thierkohle. Die Pyronaphta hat beispielsweise folgende Eigenschaften: Petrolähnliche Flüssigkeit vom spec. Gew. 0,863 bei 15° C. Flammpunkt 100° C. Die Pyronaphta ist ein vollkommen feuersicheres Sicherheitsöl, muss aber auf Lampen besonderer Construction gebrannt werden. 5) Solaröl. Das Solaröl wird folgendermaassen raffinirt: Man säuert das Oel unter Mischen mit Luft mit 1 Proc. 66° B.-Schwefelsäure vor und zieht nach einiger Zeit die schwarzbraun gefärbte Säure ab. Dann säuert man noch einmal mit 2,5 Proc. Schwefelsäure von 66° B. Unter Entwickelung von SO2 bildet sich beim Mischen mit Luft ein röthlich weisser Schaum. Oft greift die Schwefelsäure erst nach einiger Zeit an. Die Flüssigkeit färbt sich dann intensiv dunkel und gleichzeitig entwickelt sich schweflige Säure. Das in Form feiner Tröpfchen im Oel umherschwimmende Harz ballt sich nach einiger Zeit des Umrührens zusammen, fällt zu Boden, die Flüssigkeit selbst verliert die dunkle Farbe, wird klar und nun kann man auch das Rühren abstellen. Nach mehrstündigem Abruhen zieht man das Harz ab, lässt das saure Oel in einen Laugenständer ablaufen und behandelt dort mit Natronlauge. Vor dem Eingeben der Lauge stellt man das Luftmischen an, gibt dann 20 Proc. einer 3° B. starken Natronlauge ein. Man mischt nur so lange, bis sich die Seife gebildet hat, dann lässt man abstehen. Nach dem Abziehen der Lauge wäscht man das Oel mit lauwarmem Wasser aus, indem man es mit einem Sprühregen überträufelt. Man lässt nach einiger Zeit das Wasser ab und wiederholt dieses Auswaschen so lange, bis das abgezogene Waschwasser nicht mehr milchig trübe erscheint – keine Seifen mehr enthält. Nach dem Auswaschen lässt man das Oel in einen – durch Dampf erhitzbaren – Doppelkessel einlaufen, erwärmt darin auf etwa 45°, zieht die dabei sich abscheidenden letzten Wasserreste ab und trocknet schliesslich das auf 50° erwärmte Oel unter Einblasen von Luft, welche die letzten Spuren Wasser abführt. Das gelbliche Oel hat bei 15° ein spec. Gew. von 0,867 und einen Flammpunkt von 100° C. 6) Spindelöl A, hochraffinirt. Zur Darstellung des hochraffinirten Spindelöls „Marke A“ nimmt man gleiche Volumtheile Spindelöl I- und II-Destillat. Die Mischung hat ein specifisches Gewicht von 0,875 bei 15°. Man behandelt zunächst mit 5 Proc. gewöhnlicher 66° B.-Schwefelsäure, indem man letztere innerhalb 2 Minuten in Form eines Sprühregens in das in Bewegung gehaltene Oel einführt. Nach 10 stündigem Abstehen zieht man das schwarze Säureharz ab und säuert in derselben Weise mit 5 Proc. rauchender Schwefelsäure von 20 Proc. SO3-Gehalt. Man lässt wiederum 10 Stunden absitzen, zieht das Säureharz ab und wiederholt das Absäuern noch 5 mal mit je 5 Proc. rauchender Schwefelsäure der genannten Concentration. Nach dem Absäuern filtrirt man das Oel durch Sand und laugt das klare weingelbe Filtrat mit 15 Proc. Natronlauge von 6° B. Man mischt die schwach alkalische Masse gründlich durch, erwärmt auf 40° C. und lässt abstehen. Die milchige Masse scheidet sich dann: das klare Oel schwimmt oben, ein dicklicher weisser Natronseifenschlamm unten. Nach etwa 10 stündiger Ruhe lässt man die Seife ablaufen, wäscht das Oel mit Wasser vollkommen aus und lässt über Wasser stehen. Das auf 60° C. erwärmte Oel klärt sich dann vollkommen und hat jede Spur von Seife an das Wasser abgegeben. Man lässt daher das Wasser ab, rührt das Oel mit 1,5 Proc. Thierkohle an und filtrirt durch Filter pressen. Man bekommt so ein Oel, welches vollkommen farblos, fast geruchlos und schimmerfrei ist. Sein specifisches Gewicht bei 15° C. beträgt 0,858. Das Oel dient zum Brennen, dann auch zum Schmieren sehr leichter Maschinen u.s.w. 7) Spindelöl B, gewöhnliche Marke. Das Spindelöl B bereitet man aus dem Spindelöl III-Destillat. Specifisches Gewicht bei 15° C. 0,887. Man säuert das Oel zunächst mit 2 Proc. Schwefelsäure von 66° B. bei 25 bis 28° C., mischt etwa 15 Minuten lang, lässt 3 bis 4 Stunden absitzen, zieht das Harz ab, säuert nochmals mit 2 Proc. Schwefelsäure von 66° B. bei derselben Temperatur, lässt etwa 8 Stunden absitzen, zieht das Harz ab und lässt nun das Oel durch eine Centrifuge gehen. Dabei werden die noch in Suspension gehaltenen Harzpartikelchen abgeschieden und in der Schleudermaschine zurückgehalten, während das saure Oel selbst durchläuft. Das rothblau fluorescirende Oel wird nun gelaugt. Man mischt zunächst mit Luft und gibt 20 Proc. einer 3° B. starken Natronlauge allmählich ein. Dabei geht die Farbe des Oels von Blau durch Röthlichgrau, Grau, Grauweiss, Nankinggelb, Gelbweiss in Elfenbeinweiss über. Die schleimige Masse stellt eine aus Oel, erdölsaurem Natron und erdölsulfonsaurem Natron bestehende Emulsion dar. Man erwärmt nun auf 60° C., worauf sich die Masse entmischt. Die Seifen scheiden sich aus, fallen zu Boden, bilden dort einen gelben Schlamm, während das klare Oel obenauf schwimmt. Nach einigem Stehen ist die Trennung eine vollkommene geworden, zwischen Oel und Seife besteht eine scharfe Grenze, man zieht daher den gelben Seifenschlamm ab. Das klare – immer noch etwas Seife gelöst enthaltende – Oel wäscht man nun mit warmem Wasser so lange aus, bis das Abwasser klar abläuft, etwa 3- bis 4 mal. Dann trocknet man, indem man in das auf 60 bis 70° C. erwärmte Oel Luft einbläst. Wenn sich eine Probe beim Erkalten nicht mehr trübt, kann das Oel als trocken erachtet werden. Man lässt dann erkalten und zieht in den Vorrathsbehälter ab. Das Spindelöl B hat folgende Eigenschaften: Es besitzt bei 15° C. ein specifisches Gewicht von 0,887. Der Flammpunkt liegt zwischen 135 und 150° C., die Entzündungstemperatur zwischen 160 und 170° C., der Gold test-Punkt liegt bei – 21° C. Man verwendet es zum Schmieren von Nähmaschinen u.s.w. 8) Spindelöl B, hochraffinirt. Diese Marke wird ebenfalls aus Spindelöl III-Destillat bereitet. Man säuert das Destillat mit 5 Proc. gewöhnlicher Schwefelsäure von 66° B., trennt dadurch von noch etwa beigeselltem Wasser und scheidet auch schon etwas Harz ab. Dann säuert man in Zeiträumen von je 8 bis 10 Stunden und unter jedesmaligem Abziehen des Säureharzes 5 mal mit 5 Proc. rauchender Schwefelsäure von 20 Proc. SO3-Gehalt. Das Einlaufenlassen der Säure dauert jedes Mal etwa 2 Minuten, das Mischen etwa 5 Minuten. Zum Schluss gibt man noch eine Säuerung mit 2,5 Proc. Schwefelsäure von 66° B. Dann filtrirt man das saure Oel durch Sand. Laugt man Proben der einzelnen Absäuerungen mit Natronlauge und bestimmt das specifische Gewicht der bezieh. Oele, so bemerkt man, dass der Eingriff der Schwefelsäure bezieh. die dabei statthabende Oxydation beispielsweise folgende Abnahme im specifischen Gewichte zur Folge hat; Flammpunkt und Viscosität dagegen werden nicht alterirt. Stärke der Saure Spec.- Gew.bei 15° C. Flamm-punkt Viscositätbei 50° C. 5 Proc. englische Säure 0,887 146° C.    90 Sec. 5    „     20 proc. rauch. Säure 0,885 146° C. 90   „ 5    „     20    „        „         „ 0,883 146° C. 90   „ 5    „     20    „        „         „ 0,880 146° C. 90   „ 5    „     20    „        „         „ 0,877 146° C. 90   „ 5    „     20    „        „         „ 0,875 146° C. 90   „ Das filtrirte Saueröl wird mit 15 Proc. einer starken Natronlauge von 6° B. gemischt und später auf 65° C. erwärmt. Nach 12 bis 15 Stunden haben sich Oel und Seife geschieden. Man zieht daher letztere ab, wäscht das Oel vollständig mit Wasser aus, lässt bei 70° über Wasser klären, zieht ab, mischt mit 1,5 Proc. Thierkohle und filtrirt. Man erhält so ein farbloses, schimmerfreies, geruch- und geschmackloses Oel vom specifischen Gewicht 0,874 bei 15° C. Es wird sowohl als Leuchtöl, als auch als feines Schmieröl verwendet, auch kommt es als Salbenöl in Anwendung. 9) Spindelöl C wird aus einem Destillate bereitet, das man sich durch Vermischen von Spindelöl III und Maschinenöldestillat dargestellt hat. Die Mischung soll das specifische Gewicht 0,900 bei 15° C. besitzen. Das Versäuern hat bei diesem Oele lediglich den Zweck, demselben das noch beigemischte Wasser zu entziehen. Man gibt daher auch nicht mehr Schwefelsäure zu, als nöthig ist, um jene Menge Wasser herauszunehmen. Dazu genügt 1 Proc. Schwefelsäure von 66° B. Gibt man nämlich mehr Schwefelsäure hinzu, so greift letztere auch das Oel an, das gebildete wenige Harz fällt aber nicht aus, sondern bleibt gerne suspendirt. Das vom Absatze befreite vorgesäuerte Oel versetzt man mit 3 Proc. Schwefelsäure von 66° B. unter massigem Mischen durch Luft. Man mischt etwa 15 bis 20 Minuten lang. Das Oel beginnt bald nach SO2 zu riechen und auf der tintenschwarz aussehenden Flüssigkeit bildet sich ein weisslicher Schaum. Man hört dann mit dem Rühren auf und lässt vollständig absitzen. Nach dem Abziehen des schwarzen Harzes lässt man das saure Oel durch die Centrifuge gehen und behandelt mit Natronlauge. Man laugt mit 20 Proc. Natronlauge von 3° B., indem man letztere allmählich zu dem in massiger Bewegung gehaltenen Oele eingibt. Mischt man zu heftig, so kann es passiren, dass sich ein Theil der Masse klumpig ausscheidet, im dünneren Antheile herumschwimmt und sich nicht mehr vermischen lässt. Beim Einmischen der Lauge beobachtet man schon nach Eingabe weniger Procent die Ausscheidung von Seife in feinen Körnern. Später wird sie grobkörniger. In sehr grossem Korn erscheint sie aber erst, wenn wirkliche Alkalinität erreicht ist. Tritt mit Phenolphtaleїnlösung rothe Färbung auf, so kann man am Rande einer in die Masse getauchten Glasscheibe deutlich die Ausscheidung der erdölsauren Natronsalze in Form von Stücken beobachten. Das ist immer ein Beweis dafür, dass sich die Seife gut abscheiden wird, und man bemerkt auch dann im Mischcylinder eine Art Streifenbildung. In diesem Augenblicke hört man auch mit dem Umrühren auf und erwärmt auf 40 bis 50° C. Dann überlässt man 8 bis 10 Stunden der Ruhe. Den folgenden Tag zieht man die Lauge ab, wäscht das auf etwa 45° C. erwärmte Oel mit lauwarmem Wasser, das man aus einer Brause zufliessen lässt, aus, so lange, bis alle im Oel gelöste Seife ausgefallen ist. Dann erwärmt man das Oel im Doppelkessel unter Einblasen von Luft auf etwa 105° C. Man erhitzt so lange, bis eine Probe beim Erkalten klar bleibt. Das gelbe Oel hat bei 15° C. ein specifisches Gewicht von 0,897, einen zwischen 150 und 170° liegenden Flammpunkt, eine zwischen 180 und 200° liegende Entzündungstemperatur; der Cold test-Punkt liegt bei – 21° C. Bei 50° C. ist die Viscosität = 0,77. Das Spindelöl C dient zum Schmieren von Baumwollspindeln, Schnellpressen u.s.w. 10) Maschinenöl. Zu seiner Bereitung dient das Maschinenöldestillat. Man bringt das Oel zunächst auf eine Temperatur von 28 bis 30° C. und gibt die Vorsäure 1 Proc. Schwefelsäure von 66° B. zu dem mit Luft in Bewegung gehaltenen Oel. Es scheiden sich dann braune Flocken aus, welche sich rasch zu Boden setzen. Nach etwa 15 Minuten langem Mischen ist das Oel klar geworden, das Wasser ist entzogen. Nach etwa 3 stündigem Abstehen zieht man die Säure ab und behandelt mit 4 Proc. Schwefelsäure von 66° B. Dabei steigt die Temperatur des Oels um etwa 3° C. Man gibt die Säure etwa innerhalb 5 Minuten zu dem in starker Bewegung gehaltenen Oel und rührt etwa 20 Minuten lang. Ob die Schwefelsäure gut angegriffen hat, sieht man einmal daran, dass der auf dem Oel schwimmende Schaum weiss aussieht, dann an der Farbe der Harzpartikelchen, welche man in der Weise zur Beobachtung heranzieht, dass man eine Glasplatte in das Oel eintaucht. Je kleiner und je schwärzer die in Form kleiner Punkte markirten Säureharzpartikelchen erscheinen, desto besser hat die Schwefelsäure gewirkt. Während das Oel beim Vorsäuern seine gelbgrüne Farbe behalten hat, hat es durch die zweite Behandlung mit Schwefelsäure eine prächtige „Lasurfarbe“ angenommen. Im durchfallenden Lichte erscheint das Oel „braunroth“. Man lässt absitzen und centrifugirt am folgenden Tage das Oel. Dabei werden ihm die noch suspendirten Harzantheile entzogen. Das klare Saueröl laugt man. Das Oel wird durch Einströmen von Luft in ein massiges Wallen gebracht. Dann gibt man während 10 Minuten 25 Proc. Natronlauge von 3° B., zum Schluss ¼ Proc. Oelsäure zu. Dabei nimmt das Oel eine schöne elfenbeingelbe Farbe und eine schleimige Consistenz an. Man prüft nun noch mit Phenolphtaleїn, lässt Dampf einströmen und erwärmt das Oel auf etwa 70 bis 80° C. Während des Einströmens des Dampfes beobachtet man das Oel mittels einer Glasplatte. Ist der Gang der Operation normal, so treten nach einiger Zeit des Erwärmens kleine Oelbläschen auf, welche anzeigen, dass die Ausscheidung des Oels aus der Emulsion begonnen hat, die Masse behält im Wesentlichen die gelbe Farbe. Tritt die Bläschenbildung schon vor 50° C. auf und beginnt die Farbe in Weiss umzuschlagen, so kann man annehmen, dass die Lauge – trotzdem man vielleicht die Phenolphtaleїnreaction erhalten hat – zu schwach war. Man setzt in einem solchen Falle noch 2 Proc. Lauge von 3° B. zu. Unterliesse man den Zusatz der Lauge, oder würde man letztere erst später, wenn das Oel schon ziemlich warm ist, einrühren, so würde nachher die Ausscheidung des Oels aus der Emulsion entweder gar nicht oder nur sehr unvollkommen statt haben. Hat man die richtige Menge Lauge in Anwendung gebracht, so erscheinen, je mehr man sich der Temperatur 80° C. nähert, die sogen. Oelstreifen: die ausgeschiedenen Oeltröpfchen haben sich zu sammeln begonnen und bilden eine beim Mischen sich abhebende gelblichbraune, dünne Oelschicht. Ist die Temperatur erreicht, so lässt man abstehen. Oel und Seife trennen sich scharf. Die aus erdölsauren und erdölsulfonsauren Natronsalzen bestehende elfenbeinfarbige Seife hat sich in Form einer klebrigen Masse, welche öfters über Wasser schwimmt, abgesetzt; über der Seife schwimmt das bräunlichgelbe Maschinenöl. Man lässt etwa 8 bis 10 Stunden absitzen. Dann zieht man die Seifenlösung ab, bringt das Oel auf eine Temperatur von etwa 60° C. und lässt aus einer Brause warmes Wasser als Sprühregen über dem Oel einlaufen. Nach einiger Zeit des Abruhens wiederholt man das Waschen so oft, bis alle Seife ausgewaschen ist und das unten abgezogene Wasser klar abläuft. Das ausgewaschene Oel trocknet man im Doppelkessel unter Einblasen von Luft bei etwa 105° C. Das Oel wird als trocken erachtet, sobald eine in kaltes Wasser gestellte Probe beim Erkalten sich nicht trübt. Dann zieht man das Oel auf das Vorrathsreservoir ab und lässt dort erkalten. Das Maschinenöl hat eine bernsteingelbe Farbe. Sein specifisches Gewicht ist beispielsweise bei 15° C. 0,9045, sein Flammpunkt 167° C., seine Viscosität bei 20° = 31 Minuten 24 Secunden = 2,41, bei 50° C. = 4 Minuten 30 Secunden = 1,21. Man verwendet es zum Schmieren von Betriebsmaschinen aller Art als vollkommener Ersatz für Olivenöl und Rüböl. 11) Cylinderöl. Das zur Verarbeitung kommende rohe Cylinderöl wird zunächst auf 38° C. erwärmt. Dann bringt man das Oel mit Luft ins Wallen. Man säuert vor mit 3 Proc. Schwefelsäure von 66° B. und mischt 15 Minuten lang. Betrachtet man das gesäuerte Oel mittels einer in die Flüssigkeit getauchten Glasplatte, so sieht man, dass das Oel braungelb im durchgehenden und graugrün im auffallenden Lichte erscheint. Unendlich viele, feine, braune Pünktchen durchsetzen das Oel, da die verharzten Oelantheile während des Mischens mit Luft suspendirt bleiben. Das vorgesäuerte Oel riecht schwach nach schwefliger Säure. Kurz nach dem Mischen sieht das Oel auf der Oberfläche graugrün aus, auf dem grünen Grunde ist etwas gelblicher Schaum bemerkbar. Längere Zeit abgestandenes Oel zeigt einen frischeren grünen Ton als das eben kurz gesäuerte. Beim Absäuern steigt die Temperatur auf 42° C. Nach 3 stündigem Abstehen wird das Harz abfliessen gelassen. Letzteres ist sehr zähe und entquillt dem Hahne nur langsam in Form eines Faden ziehenden und Klumpen bildenden glänzend schwarzen Peches. Nach dem Abziehen des Peches war die Temperatur 40° C. Man säuerte das zweite Mal mit 8 Proc. englischer Schwefelsäure, indem man letztere innerhalb 10 Minuten zu dem massig wallenden Oele eingiesst. Nach dem Eingeben der Säure mischt man etwa 10 Minuten lang. Betrachtet man kurz nach der Einwirkung das Oel auf einer Glasplatte, so erscheint es jetzt in auffallendem Lichte graublau, im durchfallenden bräunlichgelb. Eine Probe, welche längere Zeit steht, verliert die Frische des Blaues, das offenbar von dem sich absetzenden Harze herrührt, und geht in Graublau über. Kurz nach Eingabe der Schwefelsäure ist das Oel von vielen schwarzen Flocken durchsetzt, die indessen beim Rühren durch Zusammenballen grösser werden. Nach der Oxydation ist die Temperatur auf 45° C. gestiegen. Nach etwa 6 stündigem Absitzenlassen wird das Harz abgezogen. Das Oel wird nun gelaugt. Man bringt das Oel in massiges Wallen und gibt innerhalb 8 bis 10 Minuten 15 Proc. Natronlauge von 8° B. und zum Schlusse 1 Proc. Oelsäure zu. Das Oel geht dabei von Blau durch Braun, Gelb in Erbsengelb über. Das Rühren kann beim Eingeben der Lauge ziemlich kräftig geschehen, muss aber nach dem Zugiessen der Oelsäure gemässigt werden. Man rührt dann nur ganz schwach und nur so lange, bis die vordem mehr lichte Farbe der Mischung einen dunkeln Schein angenommen hat. Dieser Umschlag des Lichtes bezieh. der neue Lichteffect wird nur vom geübten Auge wahrgenommen. Sobald der Umschlag eingetreten ist, stellt man das Rühren ab. Taucht man jetzt eine Glasscheibe ins Oel, so erscheinen die am Rande auslaufenden und niedertropfenden Antheile klar und durchscheinend und besitzen auch jenen Grad von Klebrigkeit (der sich im Abfallen der Tropfen dem Auge äussert), welcher einer gut gelaugten Operation eigen ist. Eine in dieser Weise hergestellte Emulsion lässt beim Anwärmen das Oel sehr leicht fallen. Man erwärmt auf 60° C. innerhalb 6 Stunden. Dann überlässt man die Operation sich selbst. Während des Stehens in der Wärme klärt sich das Oel mehr und mehr, die Seifentheile fallen zu Boden, das Oel schwimmt oben, auf dem braungelben Oelspiegel ist ein leichter gelber Schaum. Die nach unten sinkende Seife bildet zum grössten Theile eine bräunlichgelbe, grün fluorescirende Flüssigkeitsschicht. Zwischen dieser Schicht und dem Oel befindet sich zumeist noch eine Lage eines gelblichen Schlammes, der aus etwas Eisenoxydhydrat und ungelöster Seife besteht. Von diesem Schlamm soll nur wenig vorhanden sein. Nach dem Abziehen der Lauge wäscht man das Oel. Man erwärmt in einem Doppelkessel auf etwa 70° C., und lässt etwa 20 Proc. 66° C. warmes Wasser in Form eines Sprühregens eintropfen. Nach dem Absitzen lässt man das weissliche Waschwasser ab und wiederholt das Auswaschen so lange, bis man unten klares Wasser abzieht. Das ist gewöhnlich nach dem vierten Waschwasser der Fall. Hat man alles Wasser sorgfältig abgezogen, so trocknet man das Oel, indem man dasselbe im Doppelkessel auf etwa 110° C. erwärmt und Luft einbläst. Während des Klärens ist das Oel mit einem leichten gelblichen SchaumeDie Farben der verschiedenen sauren und gelaugten Oele, die beim Rühren mit Luft hervorgebrachten Wallungserscheinungen, die dabei auftretende Schaumbildung sind höchst eigen artig, ästhetisch interessant und anziehend, so ganz anders als die unter ähnlichen Umständen mit Wasser hervorgebrachten Effecte. Je nach der Viscosität des Oels werden beim Rühren mit Luft Linien und Flächen erzeugt, welche dem Auge völlig neu sind. Das Oel hat seine zu Studien auffordernde Aesthetik. Würde ein Künstler, ein Arnold Böcklin seine Nymphen in ein Meer versetzen können, das in seinem Wesen die Eindrücke wiedergäbe, die man bei Betrachtung eines wallenden Erdölbehälters erhält, so müsste der amphibiale Charakter jener Wesen verstärkt zum Ausdruck kommen. Wir würden die sich uns offenbarende Natur des Meeres ohne weiteres auf deren sagenhafte Bewohner übertragen. bedeckt. Man lässt die Temperatur des Oeles etwas heruntergehen und zieht es in einen oben offenen Vorrathsbehälter ab. Das erkaltete Oel bildet eine schmalzartige Masse von bräunlichgelbem Aeussern. In der Wärme schmilzt das Fett zu einer in dünnen Lagen röthlichgelben, in dickeren Schichten braunrothen Flüssigkeit von schwach grünlicher Fluorescenz. Das Oel ist geschmack- und geruchlos. Eine Lösung von 1 Th. Cylinderöl in 100 Th. Benzin ist strohgelb gefärbt und besitzt schwach grünliche Fluorescenz. Das specifische Gewicht bei 23° C. ist = 0,9095, der Flammpunkt liegt bei 203°. Viscosität bei 50° C. = 540 Sec. = 2,25. Das Fett dient zum Schmieren der Dampfcylinder und aller heissgehenden Maschinentheile. 12) Flüssiges Paraffin, Paraffinum liquidum. Flüssiges Paraffin bereitet man aus Maschinenöldestillat. Dasselbe wird mit 5 Proc. Schwefelsäure von 66° B. vorgesäuert, dann 3 mal mit je 5 Proc. rauchender Schwefelsäure von 20 Proc. Anhydridgehalt behandelt. Man filtrirt und laugt das Filtrat mit 15 bis 18 Proc. Lauge von 6° B. unter Anwendung von Oelsäure und Weingeist. Dieser Process des Absäuerns und Laugens wird so oft wiederholt, bis man ein Product erhält, welches die gewünschten Eigenschaften hat. Dann lässt man das Oel über Wasser abklären, behandelt mit Thierkohle und filtrirt.Auf die Einzelheiten der Fabrikation kann nicht eingegangen werden, da solche zur Zeit noch als Fabrikgeheimniss zu betrachten sind. Das in obiger Weise bereitbare Oel ist farblos, geruch- und geschmacklos, es besitzt keinen Schimmer – fluorescirt nicht – und hat ein specifisches Gewicht von 0,880 bei 15°. Das Oel gelangt bei 360° C. noch nicht zum Sieden. Werden 3 cc „flüssiges Paraffin“ in einem zuvor mit warmer Schwefelsäure ausgespülten Glase mit 3 cc Schwefelsäure von 66° B. unter öfterem Umschütteln 10 Minuten lang im Wasserbade erwärmt, so darf das Paraffin nicht verändert und die Schwefelsäure nur wenig gebräunt werden. 1 Vol. Weingeist mit 1 Vol. flüssigem Paraffin gekocht, darf blaues Lackmuspapier nicht röthen. Es dient in der Medicin, in der Kosmetik u.s.w. D) Die Aufarbeitung der Rückstände. Ausser den schon erwähnten, bei der Destillation entstehenden Zersetzungsproducten – welche zur Oelgasbereitung dienen – fallen bei der Raffination der verschiedenen Erdölsorten noch eine Reihe anderer Producte ab, so vor allem die Laugen und Säureharze. Die sogen. Laugen oder Seifen der Fabrikation, die aus erdölsaurem Natron, ölsaurem Natron, freiem Natron und auch noch beigemischtem Mineralöl bestehenden Emulsionen können auf zweierlei Weise aufgearbeitet werden. 1) Man entwässert zunächst die aus Laugen aller Art bestehende Mischung durch Erwärmen über freiem Feuer und dampft so lange ein, bis der aus dem Kessel entweichende Dampf die Hand nicht mehr benetzt und brenzlich riecht. Dann schliesst man den Kessel und destillirt unter Einleiten von überhitztem Dampf. Dabei werden aus abgedampfter Laugenmischung beispielsweise erhalten: Abgenommen Vol.-Proc. Kerosin         bis 0,865 13,5 Solaröl 0,865  „  0,870   6,2 Spindelöl I 0,870  „  0,875   6,2 Spindelöl II 0,875  „  0,880   8,3 Spindelöl III 0,880  „  0,895 20,3 Spindelöl IV 0,895  „  0,900   7,3 Maschinenöl 17,7 Cylinderöl   3,1 Theilweise zersetztes Maschinenöl   4,7 Theilweise zersetztes Cylinderöl   0,0 Die so erhaltbaren Oele werden in der gewöhnlichen Weise gereinigt und in Raffinate übergeführt. 2) Man mischt 100 Raumtheile Lauge bezieh. Seife mit 300 Th. Wasser von 45° C., verrührt zur Milch und neutralisirt nahezu mit gewöhnlicher Abfallschwefelsäure. Die homogene Masse wird dann, mit Kochsalz versetzt, ausgesalzen. Es findet dadurch Scheidung in Wasser und Seifenöl statt. Ersteres zieht man ab, letzteres wäscht man durch Einlaufenlassen von Wasser aus einer Brause. Dann trocknet man das Oel bei 105° C. unter Einblasen von Luft und bringt es als Naphtaseife auf den Markt. Die Naphtaseife hat folgende Eigenschaften: Specifisches Gewicht bei 15° C. = 0,932, Flammpunkt 158° C., Brennpunkt 175° C., Viscosität bei 20° C. = 41 Minuten und 44 Secunden = 3,2, bei 50° C. = 6 Minuten 27 Secunden = 1,6. Die beim Betriebe abfallenden schwarzen Säureharze werden nach dem Abziehen der beigesellten freien Schwefelsäure, mit etwas Wasser zum Schmelzen erhitzt, dann mit Kalkmilch neutralisirt, auf Sägemehl ausgegossen und erkalten gelassen. Der in Stücke geschlagene Kuchen wird unter den Feuerungen verbrannt. Die Abfallschwefelsäure, eine lichtbraun bis schwarz gefärbte Flüssigkeit, wird theils zur Darstellung der Naphtaseife benutzt, theils auch, an Düngerfabriken verkauft. In Baku scheidet man aus jener Säure mit Wasser theerige Substanzen aus und bringt sie in Bleipfannen durch Eindampfen auf die ursprüngliche Stärke. Bei gut geleitetem Betriebe soll man nur 12 Proc. Schwefelsäure beim Absäuern verlieren, etwa 88 Proc. sollen wiedergewonnen werden. β) Naphta von Bibiejbat. Die Naphta von Bibiejbat besitzt ähnliche Eigenschaften wie diejenige von Balachani, enthält aber mehr leichte Kohlenwasserstoffe als diese. Die Verarbeitung ist aber im Allgemeinen dieselbe und interessirt es daher an dieser Stelle nur, zu erfahren, welche Resultate man bei der Destillation bekommt. Destillirt man die Bibiejbatnaphta auf der Kerosinblase auf Residuen ab, so erhält man beispielsweise folgende Ausbeuten: Benzin 15,2 Vol.-Proc. Kerosin I 24,5 Residuum 60,8 Die Residuen haben folgende Eigenschaften: Specifisches Gewicht bei 15° C. = 0,923, Flammpunkt 108° C. Destillirt man den Rückstand auf helle Schmieröle, so gehen über: Abgenommen Vol.-Proc. Kerosin II        bis 0,865   2,6 Solaröl 0,865   „  0,870   2,6 Spindelöl I 0,870   „  0,875   3,6 Spindelöl II 0,875   „  0,880   3,1 Spindelöl III 0,880   „  0,895 11,4 Spindelöl IV 0,895   „  0,900   4,0 Maschinenöl 36,4 Theilweise zersetztes Maschinenöl   9,4 Cylinderöl   3,1 Theilweise zersetztes Cylinderöl   2,0 Erdöltheer und Verlust 21,8 Die Ueberführung der Destillate in Raffinate geschieht genau, wie früher mitgetheilt wurde. Die so erhaltbaren Oele differiren aber von denen, welche aus Balachaninaphta hergestellt wurden, in ihren inneren Eigenschaften, sie scheinen auch mehr Kohlenwasserstoffe mit offener Kette, weniger Ring-Kohlenwasserstoffe zu besitzen. Die Untersuchung der Erdöle. Um die Untersuchung der verschiedensten Roherdöle, um die Erforschung ihres Bildungsprocesses hat sich C. Engler die grössten Verdienste erworben. Demselben Forscher dankt die Technik auch eine Reihe von Apparaten, mittels derer die Prüfung der Fabrikate in rascher und einfachster Weise ausgeführt werden kann. So vor allem den Namen des Urhebers tragenden Apparat zur Bestimmung der Viscosität, welcher in allen Ländern zur Prüfung von Schmierölen angewendet wird. Dieser Apparat hat auch bei allen oben genannten Viscositätsbestimmungen gedient. Meist ermittelt man auch das specifische Gewicht des respectiven Oels mittels eines Aräometers, dann den Flammpunkt, den Brennpunkt und den Cold test. Den Flammpunkt der Leuchtöle bestimmt man mit dem Apparat von Abel, den der Schmieröle in einem mit Thermometer versehenen, in einem Sandbade ruhenden Porzellantiegel. Man erhitzt so lange, bis sich die entwickelnden Dämpfe mit einem kleinen Flämmchen, etwa 1 cm vom Oelniveau entfernt, berührt verpuffen lassen. Erhitzt man so hoch, dass das Oel zu brennen beginnt, so erhält man den Brennpunkt. Zur Feststellung der Kältebeständigkeit dient ein von G. A. Schultze construirter Apparat. Man ermittelt damit den sogen. Cold test. Statistisches. Die folgende Tabelle illustrirt, in welcher Weise die Erdölgewinnung sich von der Zeit des Erbohrens des ersten Bohrlochs entwickelt hat. Man förderte und gewann nach C. Engler auf der Halbinsel Apscheron im Jahre: 1863 36700 Barrels 1877 1612000 Barrels 1864 58000 1878 133400 1865 59300 1879 2465000 1866 74000 1880 2800000 1867 107000 1881 3265000 1868 79400 1882 4535000 1869 180700 1883 5335000 1870 183250 1884 7540000 1871 148000 1885 10900000 1872 165400 1886 13722222 1873 427000 1887 15777777 1874 520000 1888 16997000 1875 627000 1889 20925238 1876 1294000 1889 betheiligten sich an der Erdölgewinnung in der Balachani- und Sabuntschigegend 57 Firmen. Die hervorragendsten waren die Gebrüder Nobel, die Kaspische Schwarze-Meer Gesellschaft, Zatierow und Co., die Bakuer Naphta-Gesellschaft. In Bibiejbat waren nur 4 Firmen, darunter Tagieff, betheiligt. In der Balachani- und Sabuntschigegend wurden 1889 gewonnen 186342528 Pud und bei Bibiejbat 18839809 Pud, zusammen also 205182068 Pud Rohöl = 20925238 Barrels. Die Erzeugung von Kerosin und Schmierölen betrug im J. 1889 auf der Apscheronhalbinsel: Aus 3417000 t wurden erzeugt 1016000 t Kerosin und 56100 t Schmieröl. 1890 betrug die Zahl der Fabriken 224, an der Spitze Gebrüder Nobel mit 299074 t, Zatierow mit 83223,1 t, die Kaspische Schwarze-Meer Gesellschaft mit 78125,5 t Production. Wegen Vorzüglichkeit der Fabrikate hervorzuheben sind: A. Oehlrich und Co. in Riga, Dr. Max Albrecht und Co. in Baku-Hamburg. Der Export vom Kaukasus erfolgt von Baku entweder durch das Kaspische Meer die Wolga hinauf oder mit der Eisenbahn nach Batum. 1889 expedirten 167 Bakuer Fabriken durch das Kaspische Meer 1836484,6 t und mit der transkaukasischen Bahn 792391,4 t. 1889 wurden von Batum aus exportirt: Producte Ins Ausland NachRussland Summein Pud RohölFestes Mineralfett, Vaselin,  ParaffinBenzin, Gasolin, LigroinLeuchtöle, leichteLeuchtöle, schwereSchmieröle, unrafinirtSchmieröle, raffinirtErdölrückstände             40          33929374885        8710    996957  1167008  5489312       9597      1372      11683902464    65036  184025  115946  172317         9637        1711        116833277349      73746  1180982  1282954  5661629 137037251 4451925 41489176 Für die erste Jahreshälfte 1890 betrug der Export der Erdölfabrikate aus Baku in Tonnen: Producte Durch denKaspi-See Mit dertranskauk.Bahn MitFuhr-werk Summe LeuchtöleSchmieröleGoudron und andere    RückständeErdöl 194183        4868,3872193  59496 393553  33930  70160    8653   292  1461483 588028     38798,3942499  69622   1130740,3 506296 1921 1638957,3 Aussteller: 1) Petroleumproductions-Gesellschaft, Gebrüder Nobel in Baku. a) Ausstellung von Rohproducten: Rohöl (0,8668), Kirr (1,52), helles Rohpetrol (0,7767), Schwarzes See-Rohpetrol (0,8968), Ozokerit (0,9242), Asphalt. b) Ausstellung von Fabrikaten: Benzin raffinirt (0,7128), Benzin unraffinirt (0,7106), Kerosin raffinirt (0,8234), Kerosin unraffinirt (0,8248), weisses Solaröl raffinirt (0,8694), weisses Solaröl unraffinirt (0,8646), Solaröl raffinirt (0,887), Pyronaphta (0,8658), Solaröl unraffinirt (0,890); Spindelöl raffinirt (0,8955), Spindelöl unraffinirt (0,8996), Maschinenöl raffinirt (0,9075), Maschinenöl unraffinirt (0,911), Cylinderöl raffinirt (0,9144), Cylinderöl raffinirt (0,9178); weisses Petroleum unguent.; Goudron (0,9358), Asphalt; Massoot (0,9114). c) Ausstellung von Rückständen: Regenerirte Soda, Gastheer, Kerosinlaugen (saure und alkalische), Schmierölrückstände (saure und alkalische). 2) Russisch-Amerikanische Naphtaproducten-Gesellschaft in Kouskowo bei Moskau. Die Firma stellt aus: Naphta, Benzin, Kerosin, Astralin, Pyronaphta, Solaröl, Spindelöle, Maschinenöle, Cylinderöle, Mineraltheer, Waggonöl, Saponaphta, Vaselin, Regenerirte Schwefelsäure von 66° B. (Fortsetzung folgt.)