Titel: Ueber Flammenschutzmittel.
Autor: Peter Lochtin
Fundstelle: Band 290, Jahrgang 1893, S. 231
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Ueber Flammenschutzmittel. Von Peter Lochtin, techn. Chemiker. Ueber Flammenschutzmittel. In der technischen Literatur gibt es ziemlich viel Mittheilungen über Flammenschutzmittel. Zum Auftragen auf Holz werden empfohlen: Alaun, Kochsalz, Eisenvitriol, Potasche, Kalkmilch, Thon mit Wasser angerührt, Wasserglas, borsaure, phosphorsaure und schwefelsaure Salze, Asbest; für Gewebe, Theaterdecorationen u.s.w.: schwefelsaures Ammoniak 1 : 10 (Oppenheim und Wersmann), wolframsaures Natron 1 : 6 (in England unter dem Namen Lady's live preserver verkäuflich); phosphorsaures Natron. Da die Ammoniaksalze das Glätten nicht vertragen, so existiren für Gewebe, die geglättet werden sollen, ziemlich complicirte Vorschriften (von Kletzinsky, Patera, Hottin u.s.w.). In diesen Vorschriften werden noch erwähnt: Zinkvitriol, schwefelsaure Magnesia, Chlorammonium, Ammoniakalaun, phosphorsaurer Kalk, phosphorigsaures und kohlensaures Ammoniak, Kieselsäure, Borsäure, Gyps. Als Zusätze zum Wasser bei dem Feuerlöschen werden vorgeschlagen: Kochsalz, Thon (Glaser), Potasche (Kaiser), Alaun, Wasserglas, Eisenvitriol. In Frankreich werden, um das Holz unentflammbar zu machen, ziemlich eigenthümliche Mischungen angewendet, so z.B. eine Auflösung von schwefelsaurem Blei im neutralen Tartrat, oder eine ammoniakalische Auflösung des Gemisches aus essigsaurem Kalk und Chlorcalcium.Kick und Gintl. Techn. Wörterbuch, 13 d. V. S. 626. Meyer's Convers.-Lexicon, 13 d. VI. S. 209. Eneycl. chimique par W. Fremy, f. X. Les fertiles pur M. Carpontier, 1890 p. 533. Aus dem Gesagten ist zu ersehen, dass Substanzen von ganz verschiedenem chemischem Charakter als Flammenschutzmittel empfohlen oder angewendet werden. Aber so viel mir bekannt, sind in der technischen Literatur über diesen Gegenstand keine systematischen Untersuchungen, sondern nur zufällige, vereinzelte Mittheilungen enthalten. Es ist nicht untersucht; welche von den genannten Substanzen die am besten wirkenden sind, oder welche minimalen Dosen dieser Substanzen genügen, um den Holzstoff unverbrennlich zu machen. Hinsichtlich einiger der erwähnten Substanzen kann bezweifelt werden, dass man ihre Wirkung überhaupt versuchte, da angestellte Versuche sogleich deren Unbrauchbarkeit erwiesen haben würden (Kochsalz, Kalkmilch); andere wiederum können keine allgemeine Anwendung finden, da sie stark sauer oder alkalisch reagiren (Alaun, Eisenvitriol, Potasche, Kalkmilch). Dem Mangel an systematischen Untersuchungen in diesem Gebiete ist es einerseits zuzuschreiben, dass man zu einem so theuren Mittel, wie es das wolframsaure Natron ist, Zuflucht nimmt, obwohl uns viel billigere und besser wirkende Substanzen zur Verfügung stehen, andererseits mag hierin der Grund für die relativ geringe Anwendung von Flammenschutzmitteln im praktischen Leben zu suchen sein. Es schien mir deshalb nützlich, eine Untersuchung verschiedener Substanzen auf ihre Fähigkeit, den Holzstoff unentflammbar zu machen, vorzunehmen. Ich habe etwa 50 Substanzen untersucht, wobei vorwiegend solche gewählt wurden, für deren Anwendung in der Praxis keine wesentlichen Hindernisse, wie theure Preise, Giftigkeit, stark alkalische oder saure Reaction, leichte Zersetzbarkeit u. dgl., bestehen. Die Untersuchungen wurden auf folgende Weise ausgeführt: Aus dichtem Filtrirpapiere (1000 qc = 8 g) wurden Streifen von 50 cm Länge und 5 cm Breite herausgeschnitten und mit den betreffenden Lösungen getränkt. Die wässerigen Auflösungen der Substanzen wurden meistens in den Stärken von 20, 15, 10, 5, 3,5, 2, 1 und 0,5 Proc. hergestellt, wobei der Berechnung immer die wasserfreie Verbindung zu Grunde gelegt wurde, um die Wirkung verschiedener Verbindungen besser vergleichen zu können. Die mit den betreffenden Lösungen getränkten Papierstreifen wurden bei Zimmertemperatur und alle auf gleiche Weise aufgehängt getrocknet. Das untere Ende der Streifen, wo sich grössere Mengen der Lösung anhäuften, wurde nach dem Trocknen abgeschnitten. Der obere Theil des Streifens wurde der Länge nach zusammengebogen und mit der Kerze angezündet. Dabei hielt ich den Streifen jeweils wagerecht und mit dem Biegungsrande nach unten. Bei den Versuchen wurde beobachtet, ob die Streifen vollständig oder nur theilweise verbrannten, ob sie verglimmten oder ob sich Flamme zeigte. Daraus konnte geschlossen werden, ob die zum Imprägniren der Streifen verwendete Substanz das Verbrennen verhindert, befördert oder sich indifferent verhält. Ausserdem wurde bestimmt, welche minimalen Stärken der Auflösungen nöthig waren, um die Unentflammbarkeit zu erzeugen. Für viele der untersuchten Substanzen habe ich auch die minimalen relativen Mengen (das Gewicht des Papiers = 100 gesetzt) bestimmt, die das Papier unverbrennlich machen. Es wurde nämlich bemerkt, dass verschiedene Substanzen, obwohl in gleich starken Lösungen angewendet, in verschiedener Menge von dem Papiere zurückgehalten werden. Wie es scheint, ist diese Menge desto grösser, je schwerer löslich die Substanz ist oder je leichter sie aus der Lösung auskrystallisirt. Leicht lösliche Substanzen werden von dem Papiere fast in gleichen Mengen zurückgehalten. Zunächst fragt es sich, welche Substanzen sind als Flammenschutzmittel geeignet. Es ist ohne weiteres klar, dass es keine Substanz gibt oder geben kann, die beim Imprägniren des Holzstoffes diesen vollkommen unveränderlich im Feuer macht (eine lange Einwirkung des Feuers vorausgesetzt). Dies kann man vielmehr nur durch ein Mittel erreichen: durch Isolirung des Holzstoffes mit einer genügend dicken Schicht einer die Wärme schlecht leitenden Substanz. Als Flammenschutzmittel im eigentlichen Sinne sind vielmehr nur solche Körper zu verstehen, welche verhindern, dass das Holz mit Flamme brennt oder glimmt, bezieh. verhüten, dass ein Fortschreiten der Flamme oder des Glimmens vom Orte der Entstehung des Feuers stattfindet. Bei meinen Versuchen habe ich Lösungen nur bis 20 Proc. Gehalt angewendet. Schon bei dieser Stärke vergrösserten einige Substanzen das Papiergewicht um etwa 100 Proc. und bildeten auf dem Papiere eine dicke Schicht, die grösstentheils oberflächlich lag und sich von dem Papiere leicht abtrennte. In technischer Hinsicht interessirte mich insbesondere die Frage, ob es Substanzen gibt, welche die specifische Eigenschaft haben, den Holzstoff unentflammbar zu machen, die also als eigentliche Flammenschutzmittel gelten können, und worauf sich ihre Wirkung gründet. Meine Untersuchung führte allerdings zu einer Anzahl solcher Substanzen, sie ergab aber auch das unerwartete Resultat, dass es viele Substanzen gibt (ausser den bekannten Verbindungen, die leicht Sauerstoff abgeben), die das Verbrennen befördern. Ein mit phosphorsaurem Ammoniak getränkter Papierstreifen wird im Feuer verkohlt, gibt aber keine Flamme und kein Glimmen. Dieses Salz macht also den Holzstoff unverbrennlich. Hingegen brennt ein mit schwefelsaurem Natron imprägnirter Papierstreifen mit grosser Flamme; wenn die letztere ausgeblasen wird, so geht das Glimmen lebhaft vorwärts bis zum Ende des Streifens und es bleibt eine weisse Asche zurück (es wird also die Kohle beim Glimmen vollständig verbrannt). Man ist genöthigt, aus diesen Erscheinungen den Schluss zu ziehen, dass das schwefelsaure Natron das Verbrennen befördert, sogar in solchen Fällen, wo keine Flamme gebildet wird, sondern ein fortschreitendes Glimmen entsteht. Am reinen, nicht imprägnirten Papier setzt sich das Glimmen nicht bis zum Ende des Streifens fort. Im Nachstehenden ist die Wirkung der einzelnen chemischen Verbindungen angegeben. Die voranstehenden Zahlen bedeuten die Stärken der angewendeten Lösungen in Procenten der wasserfreien Substanzen. Die bei den Angaben über die Flamme stehenden Zahlen zeigen, auf welcher Länge des Streifens (in Centimetern) das Papier mit Flamme verbrannte. I. Wasserlösliche Substanzen. Schwefelsaures Natron. 20. Verbrennt mit grosser Flamme bis zum Ende. Wenn die Flamme ausgeblasen wird, so entsteht ein lebhaftes Glimmen, welches bis zum Ende geht, hellgraue Asche. 15. Dasselbe. Wie auch bei 20, die ausgeblasene Flamme lodert wieder auf. 10. Dasselbe.   5. Dasselbe. Das Glimmen weniger lebhaft. Schwefelsaures Kali. 15. Dieselben Erscheinungen wie bei Na2SO4.   5. Dasselbe, das Glimmen scheint lebhafter vor sich zu gehen als bei Na2SO4. Schwefelsaures Ammoniak. 20. Keine Flamme, kein Glimmen, die Kohle schwarz. 15. 10. Dasselbe.   5. Dasselbe, ein unbedeutendes Glimmen. 3,5. Kleine, sogleich erlöschende Flamme, fast kein Glimmen.   2. Flamme etwa 2. Geringes Glimmen stellenweise, dunkelgraue Kohle.   1. Brennt schwach bis zum Ende, weisse Asche. Schwefelsaure Magnesia. 20. Fast keine Flamme, ein unbedeutendes Glimmen, schwarze Kohle. 15. Flamme und Glimmen 1–2. 10. Dasselbe 3–4.   5. Verbrennt mit Flamme bis zum Ende. Eisenvitriol.   8. Flamme 1,5, bis zum Ende gehendes Glimmen, ein röthlicher Rauch, Asche dunkelroth.   6. Flamme 1,5, lebhaftes Glimmen bis zum Ende, rothe Asche, rother Rauch.   3. Verbrennt vollständig mit Flamme, hellrothe Asche. Zinkvitriol. 15. Keine Flamme, kein Glimmen. 10. Dasselbe.   5. Unbedeutende Flamme 1,5, kein Glimmen, schwarze Kohle. 2,5. Flamme 2–3, geringes Glimmen, Geruch nach SO2.   1. Verbrennt langsam bis zum Ende. Kalialaun.   8. Unbedeutende Flamme, fast kein Glimmen, schwarze Kohle.   6. Dasselbe.   3. Flamme 3, langsam erlöschendes Glimmen, schwarze Kohle. 1,5. Verbrennt bis zum Ende. Schwefligsaures Natron. 15. Keine Flamme, aber ein lebhaftes Glimmen bis zum Ende, weisse Asche. 10. Dasselbe.   5. Verbrennt mit grosser Flamme bis zum Ende. Unterschwefligsaures Natron. 20. Kleine gelbe Flamme bis zum Ende, lebhaftes Glimmen bis zum Ende. 15. 10. 5. Dasselbe. Die Kohle in allen Fällen schwarz. Kochsalz. 20. Flamme 3–5, kleines Glimmen, schwarze Kohle. 15. Verbrennt mit grosser Flamme bis zum Ende, ein bedeutendes Glimmen. 10. 5. Verbrennt mit grosser Flamme und verglimmt lebhaft bis zum Ende. Chlorkalium. 20. Verbrennt mit Flamme fast bis zum Ende, verglimmt lebhaft bis zum Ende, Kohle schwarz mit weissen Krystallen. 15. 10. 5. Verbrennen mit Flamme und Verglimmen bis zum Ende. Chlorammonium. 20. Keine Flamme, kein Glimmen, schwarze Kohle. 15. 10. Dasselbe.   5. Unbedeutende Flamme und Glimmen. 3,5. Flamme 1, kleines Glimmen.   2. Dasselbe.   1. Verbrennt langsam bis zum Ende, ist aber sehr zum Auslöschen geneigt. Chlorcalcium. 20. Das Papier ist nass, keine Flamme, kein Glimmen, schwarze Kohle. 15. 10. Dasselbe.   5. Das Papier ist trocken, fast keine Flamme und kein Glimmen. 3,5. Flamme 1, kleines Glimmen.   2. Flamme 2, kleines Glimmen.   1. Verbrennt langsam bis zum Ende, ist sehr zum Auslöschen geneigt, ein unbedeutendes Glimmen. Chlormagnesium. 20. Das Papier stark feucht, keine Flamme, kein Glimmen, schwarze Kohle. 15. 10. Dasselbe.   5. Das Papier ist trocken, Flamme 1, unbedeutendes Glimmen. 3,5. Flamme 2, kleines Glimmen, graue Asche.   2. Dasselbe.   1. Brennt fast bis zum Ende, ist aber zum Auslöschen geneigt. Chlorzink. 10. Keine Flamme, kein Glimmen, schwarze Kohle.   5. Dasselbe, unbedeutendes Glimmen. 3,5. Flamme 1, kleines Glimmen.   2. Dasselbe.   1. Brennt bis zum Ende, ist aber zum Auslöschen geneigt, schwarze Kohle. Zinnsalz (SnCl2). 10. Keine Flamme, geringes Glimmen, graue Asche.   5. Keine Flamme, Glimmen etwa 2.   2. Brennt mit Flamme fast bis zum Ende, ist zum Auslöschen geneigt. Kohlensaures Natron. 20. Fast keine Flamme, aber ein lebhaftes Glimmen bis zum Ende, graue Asche. 15. 10. 5. Dasselbe. Kohlensaures Kali. 20. Keine Flamme, unbedeutendes Glimmen, die schwarze Kohle bläht sich stark auf und fliesst vorwärts. 15. 10. Dasselbe.   5. Keine Flamme, die Kohle verglimmt aber vollständig.   4. Keine Flamme, das Glimmen geht lebhaft vorwärts bis zum Ende, weisse Asche.   3. Dasselbe.   2. Flamme 2, lebhaftes Glimmen bis zum Ende. Phosphorsaures Natron. 15. Sehr kleine Flamme und geringes Glimmen, die Kohle schwarz mit weissen Krystallen. 10. Grosse Flamme 2–4, ebenso langes Glimmen.   5. Verbrennt mit Flamme und verglimmt lebhaft bis zum Ende. Phosphorsaures Kali. 15. Sehr kleine Flamme und geringes Glimmen, die Kohle schwarz mit weissen Krystallen. 10. Grosse Flamme 2,5–4, ihr folgt Glimmen nach.   5. Verbrennt mit Flamme und verglimmt bis zum Ende. Phosphorsaures Ammoniak. 15. Keine Flamme, kein Glimmen, die Kohle schwarz. 10. 5. Dasselbe. 3,5. Eine kleine blaugrüne Flamme 0,5–1, kein Glimmen.   2. Grünliche Flamme 2, kein Glimmen.   1. Brennt schwach mit grünlicher Flamme bis zum Ende, kein Glimmen. Borsaures Natron (Borax). 10. Keine Flamme, geringes Glimmen, die Kohle schwarz.   5. Keine Flamme, ziemlich lange dauerndes Glimmen. 3,5. Keine Flamme, ein ziemlich lebhaftes Glimmen 2–3 vorwärts.   2. Flamme 2–3, ebensolches Glimmen, schwarze Kohle.   1. Flamme 2–3, verglimmt bis zum Ende. 0,5. Verbrennt langsam bis zum Ende, die Kohle schwarz. Borsäure. 10. Grüne Flamme 1–1,5, geringes Glimmen, schwarze Kohle.   5. Grüne Flamme 2–3, schnell erlöschendes Glimmen.   4. Grüne Flamme 3, wenig Glimmen.   3. Dasselbe. Die Flamme etwas länger.   2. Brennt mit grünlicher Flamme bis zum Ende, die Kohle ist schwarz. Kieselsaures Natron (Wasserglas). 20. Kleine Flamme, langsam erlöschendes Glimmen. 15. Kleine Flamme 1, langsames Glimmen bis zum Ende. 10. Kleine Flamme, lebhaftes Glimmen bis zum Ende, dunkelgraue Asche.   5. Flamme 1–1,5, sehr lebhaftes Glimmen bis zum Ende. Wolframsaures Natron. 10. Keine Flamme, lebhaftes Glimmen bis zum Ende, schwarze Kohle.   5. Keine Flamme, lebhaftes Glimmen bis zum Ende. 2,5. Flamme 2–3, lebhaftes Glimmen bis zum Ende. Wolframsaures Ammoniak. 10. Flamme 1–1,5, kein Glimmen.   5. Verbrennt mit Flamme bis zum Ende, nach dem Ausblasen der Flamme lebhaftes Glimmen bis zum Ende. 2,5. Dasselbe. Zinnsaures Natron. 10. Keine Flamme, lebhaftes Glimmen bis zum Ende, Asche grau.   5. Keine Flamme, lebhaftes Glimmen bis zum Ende. Essigsaures Natron. 20. Keine Flamme, kein Glimmen, die Kohle bläht sich stark auf. 15. Dasselbe, Asche grau. 10. Dasselbe.   5. Flamme 2, sehr lebhaftes Glimmen bis zum Ende. Essigsaures Kali. 20. Das Papier ist stark feucht, keine Flamme, kein Glimmen, die Kohle bläht sich stark auf. 15. 10. Dasselbe.   5. Flamme etwa 2, langsames Glimmen bis zum Ende. II. Wasserunlösliche Substanzen. Das Papier wurde mit der löslichen Verbindung getränkt, getrocknet, mit den die unlösliche Verbindung gebenden Reagentien bearbeitet, getrocknet, gewaschen, blieb 6–12 Stunden im Wasser liegen, wurde dann wieder ausgewaschen und getrocknet. Kieselsäure. 20. Flamme 1, ebenso langes Glimmen, schwarze Kohle. 15. Flamme 2–3, ebensolches Glimmen. 10. Verbrennt mit Flamme bis zum Ende, verglimmt bis zum Ende.   5. Verbrennt bis zum Ende. Wolframsäure. 10. Verbrennt lebhaft bis zum Ende mit grosser Flamme, Kohle schwarz.   5. 2,5. Verbrennt und verglimmt wie reines Papier. Schwefelsaures Calcium. 15. Verbrennt mit kleiner Flamme bis zum Ende, das Glimmen geht im Zickzack längs den Krystallreihen, weisse Asche. 10. 5. Dasselbe. Kohlensaurer Kalk. 15. Verbrennt mit grosser Flamme, nach dem Ausblasen der Flamme verglimmt lebhaft bis zum Ende, die Asche fast weiss. 10. 5. Dasselbe. Kohlensaure Magnesia. 15. Flamme 5, verglimmt lebhaft bis zum Ende, Asche weiss. 10. Verbrennt mit grosser Flamme, die ausgeblasene Flamme erscheint wieder, verglimmt lebhaft bis zum Ende, Asche weiss. Kohlensaures Zink. 15. Unbedeutende Flamme, lebhaftes Verglimmen bis zum Ende, graue Asche. 10. Flamme 3–5, lebhaftes Verglimmen bis zum Ende.   5. Verbrennt und verglimmt vollständig. Phosphorsaurer Kalk. 15. Verbrennt mit Flamme, verglimmt bis zum Ende, Kohle schwarz. 10. 5. Dasselbe. Phosphorsaurer Magnesia. 15. Verbrennt bis zum Ende mit kleiner Flamme, verglimmt vollständig, schwarze Kohle. 10. 5. Dasselbe. Phosphorsaures Zink. 15. Verbrennt mit grosser Flamme bis zum Ende, verglimmt vollständig, schwarze Kohle. 10. 5. Dasselbe. Phosphorsaure Thonerde. 15. Kleine Flamme 4–5, die Kohle schwarz. 10. Verbrennt mit kleiner Flamme und verglimmt fast vollständig.   5. Verbrennt vollständig. Borsaures Kalk. Auf dem Papiere wurden sehr ungleichmässige Schichten dieser Verbindung und unzuverlässige Resultate erhalten. Borsaures Zink. 15. Brennt mit kleiner grünlicher Flamme 2–3, geringes Glimmen. 10. Brennt mit grünlicher Flamme 3–5.   5. Verbrennt langsam bis zum Ende, schwarze Kohle. Borsäure Thonerde. 15. Flamme 2–3, geringes Glimmen, schwarze Kohle. 10. 5. Verbrennt und verglimmt vollständig. Thonerdehydrat. A) Aus der basischen schwefelsauren Verbindung durch Ammoniak gefällt. 13 (Al2O3). Verbrennt mit grosser Flamme bis zum Ende, verglimmt zum Theil, schwarze Kohle. 6,5. 3,25. Dasselbe. B) Thonerdehydrat aus Natronaluminatlösung durch doppeltkohlensaures Natron gefällt. Die Soda war gut ausgewaschen. 7,8. Unbedeutende Flamme, unbedeutendes Glimmen, schwarze Kohle. 3,9. Wie auch das vorherige, das Papier lässt sich schwer anzünden, geringe Flamme und geringes Glimmen etwa 1. 1,95. Dasselbe, die verbrannte Stelle etwa 2. Zweite Versuchsreihe. Das Thonerdehydrat wurde aus dem Natronaluminat durch die Kohlensäure der Luft gefällt. (Die Lufteinwirkung dauerte 2 Tage; wie es scheint, ist aber dazu nur eine viel kürzere Zeit nöthig.) Die Soda war gut ausgewaschen. 3. Flamme 1, unbedeutendes Glimmen, schwarze Kohle. 2. Flamme 2–3, geringes Glimmen, schwarze Kohle. 1. Verbrennt langsam bis zum Ende, ist sehr zum Auslöschen geneigt, schwarze Kohle. Magnesia (hydrat). 8. (MgO). Flamme 1, verglimmt lebhaft bis zum Ende, weisse Asche. 4. 2. Verbrennt und verglimmt lebhaft bis zum Ende, weisse Asche. Thon. Das Papier wurde mit dem wässerigen Brei des geschlemmten Thones getränkt. Die Zahlen bedeuten die Zunahme des Papiergewichtes in Procent nach dem Trocknen.   20. Verbrennt und verglimmt lebhaft bis zum Ende, schwarze Kohle.   50. Verbrennt mit kleiner Flamme bis zum Ende. 100. Kleine Flamme 1–2, kein Glimmen. 200. Lässt sich schwer anzünden, gibt eine kleine, sogleich ausgehende Flamme. Die mitgetheilten Resultate der Untersuchung verschiedener Substanzen auf ihre Fähigkeit, den Holzstoff unentflammbar zu machen, ermöglichen die Eintheilung dieser Substanzen in die folgenden drei Gruppen: 1) Substanzen, die das Verbrennen (Verglimmen) befördern. Schwefelsaures Natron, schwefligsaures Natron, unterschwefligsaures Natron, kieselsaures Natron, kohlensaures Natron, zinnsaures Natron, wolframsaures Natron, Chlornatrium, schwefelsaures Kali, phosphorsaures Kali, Chlorkalium, kohlensaures Zink, kohlensaurer Kalk, kohlensaure Magnesia, schwefelsaurer Kalk, Eisenvitriol, Magnesiahydrat. 2) Indifferente Substanzen oder solche, die nur in grossen Quantitäten angewendet den Holzstoff unentflammbar machen. Schwefelsaure Magnesia, borsaure Thonerde, borsaures Zink, phosphorsaurer Kalk, phosphorsaure Magnesia, phosphorsaure Thonerde, phosphorsaures Zink, essigsaures Natron, essigsaures Kali, Kieselsäure, phosphorsaures Natron, Thonerdehydrat aus der sauren Lösung niedergeschlagen, Wolframsäure, wolframsaures Ammoniak, Potasche. 3) Antipyrene oder Substanzen, die den Holzstoff specifisch unentflammbar machen. Schwefelsaures Ammoniak, phosphorsaures Ammoniak, Chlorammonium, Chlorcalcium, Chlormagnesium, Chlorzink, Zinkvitriol, Zinnsalz, Alaun, Borax, Borsäure, Thonerdehydrat aus dem Natronaluminat niedergeschlagen. Die folgende Tabelle enthält die Angaben über die minimalen Stärken der Lösungen, welche den Holzstoff unentflammbar machen, auch die minimalen Quantitäten der Substanzen auf 100 Gew.-Th. des Holzstoffes, die den letzteren unverbrennlich machen. Es versteht sich von selbst, dass alle Zahlen in dieser Tabelle nur näherungsweise richtig sind. Nume der Substanz: Der wasserfreien Substanz minim. Stärkeder Lösungin  Procenten, dieden Holzstoffunentflammbarmacht minim. relativeGewichtsmenge(der Holzstoff= 100), die un-entflammbarmacht Chlorammonium 1,5 4,2 Phosphorsaures Ammonium 1,5 4,5 Schwefelsaures Ammonium 1,5 4,5 Chlorzink 1,5 4,0 Chlorcalcium 1,5 4,5 Chlormagnesium 1,5 4,5 Thonerdehydrat 1,5 3,8 Alaun 2,0 Zinkvitriol 1,5 4,5 Zinnsalz 2,5 Borax 1,5 8,5 Borsäure 2,5 10,0 Potasche 7,5 Schwefelsaures Magnesia 7,5 15,0 Chlornatrium 15,0 35,0 Kieselsaures Natron 17,5 50,0 Kieselsäure 12,5 30,0 Chlorkalium 20,0 45,0 Phosphorsaures Natron 7,5 30,0 Phosphorsaures Kali 20,0 Borsaure Thonerde 12,5 24,0 Phosphorsaure Thonerde 10,0 30,0 Phosphorsaurer Kalk 12,5 30,0 Phosphorsaure Magnesia 12,5 30,0 Borsaures Zink 7,5 20,0 Phosphorsaures Zink über 15 Wolframsäure über 10 über 15 Wolframsaures Natron über 10 über 15 Wolframsaures Ammonium 7,5 über 10 Thon (lufttrocken) 75,0 Essigsaures Natron und Kali 7,5–5,0 Von den obengenannten Flammenschutzmitteln sind einige für Zwecke der Praxis nicht gut anwendbar, so z.B. Borax wegen der alkalischen Reaction, schweren Löslichkeit und des hohen Preises, Borsäure wegen des Preises, Alaun wegen der sauren Reaction und Zinnsalz wegen leichter Zersetzbarkeit und saurer Reaction, sowie dem hohen Preise. Auch wirken alle diese Substanzen nicht besonders energisch. Calcium-, Magnesium- und Zinkchlorid sind ausgezeichnete Flammenschutzmittel, haben aber den Nachtheil, dass sie stark hygroskopisch sind; Zinkchlorid ist dazu noch stark giftig (wie auch der Zinkvitriol). Es bleiben somit als beste Flammen Schutzmittel die drei genannten Ammoniaksalze und Thonerdehydrat. Das letztere kann in den Fällen angewendet werden, wo die Gegenstände dem Regen und der Nässe ausgesetzt sind. In allen übrigen Fällen sind Ammoniaksalze vorzuziehen. Vor dem Thonerdehydrat haben sie den grossen Vortheil, dass sie, in genügender Quantität aufgetragen, auch jene Flamme paralysiren können, die aus dem Inneren der Holzstücke entstehen kann. Von den Ammoniaksalzen ist das schwefelsaure Ammoniak als das billigste besonders empfehlenswerth. Uebrigens scheint sich aus einigen Versuchen, die ich mit geöltem Papiere angestellt habe, zu ergeben, dass für Gegenstände, die mit Oelfarbe angestrichen werden, am besten Salmiak wirksam ist. Wenden wir uns jetzt zu der Frage: Auf welche Weise wirken die Flammenschutzmittel? Für die Ammoniaksalze ist nur eine Erklärung möglich: Unter dem Einflüsse der Wärme werden sie verflüchtigt (und dabei wahrscheinlich zersetzt) zu gleicher Zeit, wenn auch der Holzstoff die brennbaren Gase (oder Dämpfe) entwickelt; auf diese Weise entsteht ein unbrennbares Gas (Dampfgemisch), welches die Bildung einer Flamme verhindert. Die Chloride des Calciums, Magnesiums, Zinks, des Zinns wirken auch auf ähnliche Weise: es wird hier durch die Wärme die Salzsäure abgespalten. Dagegen werden Chlorkalium und Chlornatrium bei der Temperatur der Verflüchtigung der Destillationsproducte aus dem Holze nicht zersetzt oder nicht verflüchtigt, und deswegen sind sie auch keine Flammenschutzmittel. Ebenso wie die Ammoniaksalze und die obenerwähnten Chloride wirken Zinkvitriol und Alaun (bei letztgenanntem Salze wird SO3 oder SO2 abgespalten). Ganz anders wirkt das Thonerdehydrat. Was die Thatsache betrifft, dass das aus saurer Lösung niedergeschlagene Thonerdehydrat keine Fähigkeit besitzt, das Holz unverbrennlich zu machen, so kann sie auf folgende Weise erklärt werden. Es ist bekannt, dass die Alkalien das Thonerdehydrat aus den sauren Lösungen in einem voluminösen Zustande ausscheiden. Beim Trocknen zieht sich dieser Niederschlag zusammen und bildet vollkommen ausgetrocknet kein feines Pulver, sondern Körnchen oder Klumpen. Dasselbe geschieht beim Eintrocknen auf dem Papiere. Beim Papiere mit 6 Proc. und mehr Thonerde kann man solche Körnchen schon mit blossem Auge bemerken. Es ist einleuchtend, dass in dem Holzstoffe so ungleichmässig vertheiltes Thonerdehydrat unmöglich das Verbrennen verhindern kann. Thonerdehydrat aus Natronaluminat durch Kohlensäure ausgeschieden stellt ein weisses, äusserst feines Pulver dar, welches einen sehr compacten Niederschlag gibt. Die Feinheit dieses Pulvers ist z.B. daraus zu ersehen, dass es, mit Wasser angerührt, sich tagelang nicht vollkommen abscheidet. Besonders fein ist das Thonerdehydrat, wenn es langsam und aus einer kalten Lösung ausgeschieden wird, z.B. bei der Einwirkung der atmosphärischen Luft mit ihrem geringen Kohlensäuregehalt. Ausserdem durchtränkt eine alkalische Lösung den Holzstoff viel gleichmässiger und vollkommener als eine saure. Deswegen vertheilt sich das aus dem Natronaluminat durch die Kohlensäure ausgeschiedene Thonerdehydrat in dem Holzstoffe vollkommen gleichmässig als äusserst zartes Pulver. In dieser Thatsache ist auch die Erklärung der Wirkungsweise des Thonerdehydrates zu suchen. Das Thonerdehydrat wirkt nur auf rein mechanische Weise als schlechter Wärmeleiter, indem es die Entstehung und die vorwärtsschreitende Bewegung der Flamme verhindert. Andere Substanzen, wie z.B. Borax und Borsäure, wirken in gleicher Weise deswegen nicht, weil sie sich in dem Holzstoffe nicht so gleichmässig vertheilen. Was die Frage anlangt, auf welche Weise die obenerwähnten Substanzen das Verbrennen (das Verglimmen) befördern, so scheint es, dass chemische Reactionen hierbei keine grosse Rolle spielen; vielmehr scheint die Ursache ihrer Wirkung auch hier eine rein mechanische zu sein. Beim Eintrocknen oder bei der Bildung unlöslicher Niederschläge in dem Papiere vertheilen sich viele Verbindungen ungleichmässig mehr auf der Oberfläche des Papiers, wo sie poröse, manchmal krystallinische und wenig compacte Krusten bilden. Die letzteren befördern das Verglimmen, indem sie den Wärmeverlust verhindern. Daraus erklärt sich dann auch, warum ein nichtimprägnirter Papierstreifen nur auf einen Theil seiner Länge verglimmt. Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, dass einige Substanzen gleichzeitig chemisch und mechanisch wirken; ein Theil der Verbindung (CO2, SO3, SO2 u.s.w.) macht durch Verflüchtigung die Bildung der Flamme unmöglich, der Rest befördert das Verglimmen wie oben angedeutet. Auf solche Weise können wirken: CaCO3, MgCO3, ZnCO3, FeSO4, Na2SO4, Na2SO3 u.s.w. Zum Schluss werden einige Bemerkungen über die praktische Anwendung der Flammenschutzmittel vielleicht nicht überflüssig erscheinen. Da der weitaus grösste Theil der brennbaren Theile eines Gebäudes sich unter Dach befindet, so ist es unnöthig, von einem Flammenschutzmittel zu verlangen, dass es durch Wasser nicht auswaschbar sei. Demgemäss und wegen ihrer ausgezeichneten Wirkung verdienen die Ammoniaksalze die weiteste Anwendung. Sogar hölzerne Dächer können von innen angestrichen werden, ebenso wie die Fussböden; äussere Bretterbeschläge der Häuser kann man von der inneren Seite imprägniren u.s.w. Fussböden, Wände u.s.w. sollen zuerst mit Ammoniaksalzen angestrichen und dann erst gefärbt bezieh. die Wände mit Tapeten beklebt werden. In den Kleister für die Tapeten sind ebenfalls Ammoniaksalze einzumischen. Die anzuwendende Menge des Flammenschutzmittels ist aus der angeführten Tabelle ersichtlich. Als maximale Grenze kann man auf 100 Holzstoff 5 Gew.-Th. des Flammenschutzmittels betrachten. Für Gewebe, Theaterdecorationen u.s.w. wird diese Grenze mit 10- bis 15 procentigen Lösungen erreicht, für dünne Bretter, Pappe u.s.w. mit 20- bis 30 procentigen Lösungen. Für Balken, dicke Bretter u.s.w. sind stärkere Lösungen, oder besser 2- bis 3 maliges Anstreichen mit 25- bis 30 procentigen Lösungen zu empfehlen. Was das Glätten der Gewebe betrifft, so scheint es rathsamer, statt complicirte Vorschriften zu geben, einfach das Glätteisen nicht übermässig zu erwärmen (z.B. nur in kochendem Wasser). Auch ist hier die Anwendung des Thonerdehydrates sehr zweckmässig. Als Zusatz zu dem Wasser bei dem Feuerlöschen sind besonders Chlorcalcium, Chlormagnesium und Manganchlorür empfehlenswerth. Diese Substanzen – Abfallstoffe der Industrie – sind sehr billig und wirken ebenso energisch wie die Ammoniaksalze. Sie haben auch den Vortheil, dass sie ausserordentlich leicht im Wasser löslich sind und dass man sie deswegen in kleinen Behältern in relativ grossen Mengen fertig für den Gebrauch vorräthig halten kann. Die fabrikmässige Darstellung fertiger Auflösungen der Flammenschutzmittel zum Anstreichen bezieh. Tränken verschiedener Gegenstände würde die Anwendung derselben erleichtern und befördern. Es ist auch zu wünschen, dass mit Flammenschutzmitteln versetzte Lacke, Oelfarben, Firnisse, Stärkemehl für Tapeten und Gewebe u.s.w. fertig in den Handel gebracht werden. Alexandrow, Gouv. Wladimir, Russland, August 1893.