Titel: G. W. v. Vianen's elektrische Weckanlage und P. B. Delany's Erinnerer.
Fundstelle: Band 291, Jahrgang 1894, S. 206
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G. W. v. Vianen's elektrische Weckanlage und P. B. Delany's Erinnerer. Vianen's elektrische Weckanlage und Delany's Erinnerer. Damit ein in einem Gasthofe wohnender Gast in Bezug auf die Zeit, zu welcher er geweckt sein, oder an irgend etwas anderes erinnert werden will, nicht auf die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des Gasthofpersonals angewiesen sei, sollen nach einem von Gerhard Wilhelm v. Vianen in Cöln a. Rh. gemachten Vorschlage in den Fremdenzimmern der Gasthöfe elektrische Wecker aufgestellt werden, welche durch einen eigenartigen Stöpselapparat vom Gaste selbst mit einer Contactuhr so in Verbindung gesetzt werden können, dass der Wecker eben nur, aber bestimmt zu den beabsichtigten Zeiten weckt. Die Anlage kann so eingerichtet werden, dass sie zu beliebig vielen Zeitpunkten innerhalb 12 (bezieh. 24) Stunden zu wecken vermag. Bei den nachfolgenden, der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1894 Bd. 12 * S. 74, entnommenen Angaben über eine solche Anlage sei angenommen, dass das Wecken in 12 Stunden 24mal stattfinden kann, also alle halbe Stunden. Dazu sind 24 Zuleitungsdrähte von der Contactuhr nach den Stöpselapparaten der sämmtlichen Wecker und ein für sie alle gemeinschaftlicher Rückleiter nöthig. Der Rückleiter läuft von dem einen Pole der galvanischen Batterie aus und in dem Wecker jedes Zimmers durch den Elektromagnet einer elektrischen Klingel mit Selbstunterbrechung, welcher in dem Hohlraume unter der Glocke durch diese geschützt liegt, nach einem ausserhalb der Glocke liegenden isolirten Metallringe, welcher auf seiner Aussenfläche 24 halbkreisförmige Ausschnitte besitzt. Jedem dieser Ausschnitte liegt ein gleicher Ausschnitt in einem isolirten Contactplättchen gegenüber, und in jedes so gebildete Loch kann ein Metallstöpsel eingesteckt werden. An die 24 Plättchen jedes Weckers sind die 24 Zuleitungsdrähte geführt, welche von 24 im Kreise stehenden Contactplatten der Contactuhr auslaufen. Der zweite Batteriepol ist mit zwei Contactfedern in der Contactuhr verbunden, welche sich von aussen an eine auf die Achse des Stundenzeigers fest aufgesteckte Metallscheibe anlegen. An dieser sich mit dem Stundenzeiger gleichmässig drehenden Scheibe ist ferner eine hufeisenförmig gebogene Contactfeder angebracht, welche bei der Drehung mit dem Platinknöpfchen an ihrem Ende nach und nach über die ebenfalls mit Platin belegten Spitzen der 24 im Kreise ringsum angeordneten Contactschrauben hingleitet. Diese Contactschrauben sitzen in 24 Winkelstücken, welche an einen isolirenden Ring angeschraubt und jedes mit einer Klemmschraube versehen sind, von welcher einer der erwähnten 24 Zuleitungsdrähte ausläuft. Hieraus geht hervor, dass nur diejenigen Klingeln läuten können, in deren Stöpselapparat ein oder mehrere Stöpsel eingesteckt sind, und dass auch diese Klingeln nur zu denjenigen Zeiten läuten können, welche den eingesteckten Stöpseln entsprechen; denn nur zu diesen Zeiten ist der Stromkreis der Batterie sowohl in der Contactuhr, wie in dem Stöpselapparate der Klingel durch deren Elektromagnet hindurch geschlossen. Dieser Weckanlage lässt sich ein Apparat an die Seite stellen, mit welchem unlängst der bekannte amerikanische Elektriker Patrick B. Delany (vgl. 1890 276 575, 278 * 348) aufgetreten ist. Sein „Erinnerer“ ist für Aemter, Läden, Fabriken, Gasthöfe u.s.w. bestimmt und soll Jedermann dagegen schützen, dass er etwa eine Sache vergesse, welche zu einer bestimmten Zeit erledigt werden soll. Nach dem New Yorker Electrical Engineer, 1892 Bd. 13 * S. 141, läuft in dem Erinnerer über einem Zifferblatte, auf welchem die 12 Stunden verzeichnet sind, jeder Stundenraum aber durch 12 Stöpsellöcher in Fünfminutenräume abgetheilt ist, ein Zeiger so, dass er immer nach 5 Minuten einen solchen Raum überspringt. Das Fortspringen dieses Zeigers vermittelt ein anderer, durch ein Laufwerk stetig über einem Zifferblatte in Umdrehung versetzter und dabei zugleich als Contactarm wirkender Zeiger, welcher alle 5 Minuten über einen der in sein Zifferblatt eingesetzten Contacte hinwegstreicht und dadurch den Strom einer kleinen galvanischen Batterie durch einen Elektromagnet sendet, so dass dessen Ankerhebel mittels eines Sperrzahnes das auf der Achse des erstgenannten Zeigers sitzende Steigrad so weit dreht, dass dieser Zeiger um 5 Minuten fortrückt. Wenn nun in eins der 60 Löcher nahe am Rande des Zifferblattes jenes zuerst erwähnten Zeigers ein Contactstöpsel eingesteckt wird, so schliesst die Contactfeder am Ende eines auf die Stundenzeigerachse aufgesteckten Contactarmes den Strom einer zweiten Batterie durch eine Rasselklingel. Letztere aber braucht sich keineswegs neben dem Erinnerer selbst zu befinden, sondern sie kann auch an einem anderen Orte angebracht werden, und man kann weiter bequem auch mehrere Klingeln zugleich in den Stromweg der zweiten Batterie einschalten, ja man kann unter Benutzung mehrerer Contactstöpsel und eines geeigneten Stöpselumschalters auch mehrere Klingelstromkreise in beliebiger Weise unter sich und mit den verschiedenen Stöpseln verbinden.