Titel: Neue Dynamomaschine und Elektromotor der Firma Pöschmann und Co., Dresden.
Fundstelle: Band 293, Jahrgang 1894, S. 135
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Neue Dynamomaschine und Elektromotor der Firma Pöschmann und Co., Dresden. Mit Abbildungen. Neue Dynamomaschine und Elektromotor der Firma Pöschmann und Co., Dresden. Textabbildung Bd. 293, S. 134Dynamomaschine von Pöschmann. Als eine der ersten Regeln beim Berechnen der Magnetwickelung einer Dynamomaschine ist zu beachten, dass die Drahtwindungen keinen zu grossen Umfang erreichen, da die äusseren Windungen nicht so stark wirken wie die inneren (Fig. 1); es ist daher bei Neuconstruction darauf zu achten, durch Verminderung des Windungsumfangs, d.h. durch günstige Form des Magnetkerns das Rückschlusseisen näher an den Kern zu rücken bezieh. die Wegelänge zu verkürzen, wodurch natürlich die Kraftlinien vermehrt und das Kupfergewicht verringert wird. Um ein Beispiel anzuführen, in welchem Verhältniss dies stattfinden kann, wurde ein Kern (Fig. 2) einmal mit 2-mm- und das andere Mal mit 0,8-mm-Draht bewickelt, und bei gleicher Windungszahl gleiche Strommengen hindurchgeleitet. Für den ersten Fall betrug der äussere Spulendurchmesser 41 mm, für den zweiten 30 mm, und es wurde das Joch ab näher an den Anker gerückt. Die gemessenen Kraftlinien verhielten sich wie 1 : 1,44, so dass dieselben in grösserem Verhältnisse zugenommen, als die Wegelänge abgenommen hat, was dadurch zu begründen ist, dass sich bei ersterer Anordnung eine Anzahl Kraftlinien um die Drähte in kurzen Bahnen schliessen, ohne in das Eisen zu gelangen, d.h. dass bei derselben die Streuung der Kraftlinien grösser ist. Eine günstige Form sowohl für den Kern als für den äusseren Rückschluss besitzen die neuen Maschinen der Firma Pöschmann und Co. in Dresden, wie wir einem Aufsatz von Ingenieur Thom. Marcher aus der Elektrotechn. Zeitschr. 1894 entnehmen. Aus der Fig. 3 sind die Hauptbestandtheile dieser Maschine zu ersehen. Ein runder, massiver Magnetkern M mit der Spule befindet sich in der Mitte der runden Grundplatte G, diesem gegenüber ein oberer Polvorsprung P; beide sind durch einen aufrechten, oben und unten geschlossenen ungetheilten Cylinder C verbunden. Gegen die Collectorseite hin besitzt dieser eine Oeffnung, welche nach Einsetzen des Ankers A durch eine Verschlussplatte V, die sich der Form des Mantels anschliesst, geschlossen wird. Durch diese Anordnung wird die magnetische Streuung auf das Mindeste beschränkt, wodurch die Funkenbildung nahezu ganz vermieden wird und der Kupferverbrauch verhältnissmässig sehr gering ausfällt. Textabbildung Bd. 293, S. 134Fig. 3.Dynamomaschine von Pöschmann. Wegen des Luftwiderstandes zwischen Anker und Magnet ist die magnetische Streuung nicht ganz zu beseitigen, da die umgebende Luft einen parallelen Leiter bildet. Es würde demnach eine, wenn auch geringe Anzahl von Kraftlinien in den Luftraum treten und sich durch die Luft und den Mantel schliessen, ohne in das obere Polstück zu gelangen. In der Anzahl der Kraftlinien im oberen und unteren Pole wäre daher ein Unterschied vorhanden, welche einseitigen Achsendruck nach unten verursachen würde. Um dies zu vermeiden, läuft um den oberen Pol ein Wulst W zur Aufsaugung der verstreuten Linien nach oben, welcher in die neutrale Stelle überhängt. Versuche haben ergeben, dass dadurch der Anker, besonders wenn die Achse nur um Bruchtheile eines Millimeter aus der Mitte nach oben gelagert ist, vollständig frei schwebt. Es verlohnt sich, auf einige andere Vortheile hinzuweisen, welche diese Construction mit sich bringt; das ist der stabile, gedrängte Bau, die geringe Raumbeanspruchung, das leichte Gewicht, die gefällige Form u.s.w. Wie aus Fig. 3 ersichtlich, besitzt die Maschine Kugellager (aus Nickelinbronze) mit doppelter Ringschmierung. Durch die Mitte der Magnetkerne führen Ventilationslöcher L. Die Luft wird durch diese und die als Gebläse wirkende Ringscheibe angezogen, umspielt den Anker und verlässt den Mantel durch seitliche Löcher. Der untersuchte Wirkungsgrad einer solchen Maschine für 200 Lampen wurde bei halber Belastung zu 91,5 Proc. festgestellt, was den Schluss zulässt, dass der Nutzeffect bei Vollbelastung 93 Proc. beträgt. Auch bei Ueberlastung war die Funkenbildung sehr gering.