Titel: Untersuchung über den Wassergehalt des lufttrockenen lohgaren Leders.
Autor: v. Schroeder
Fundstelle: Band 293, Jahrgang 1894, S. 140
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Untersuchung über den Wassergehalt des lufttrockenen lohgaren Leders. Von Prof. v. Schroeder in Tharand. Untersuchung über den Wassergehalt des lufttrockenen lohgaren Leders. Im Handel wird das lohgare Leder in der Regel nach Gewicht gekauft und verkauft, nur ausnahmsweise werden einige Sorten feinerer Oberleder nach Stückzahl oder Fläche gehandelt. Man verlangt in der Praxis für das fertige Leder einen gehörigen Grad von Trockenheit, das Leder soll beim Transport sein Gewicht nicht verändern, so dass das vom Käufer bei der Uebernahme der Waare gefundene Gewicht hinter dem vom Verkäufer bei der Absendung festgestellten und aufgegebenen Gewichte nicht zurückbleibt. Ebenso soll das Leder beim Liegen nicht leichter werden, und ein längeres Lager vertragen, ohne dass dauernde Gewichtsverluste eintreten. Man spricht in der Praxis von reell und unreell getrocknetem Leder und versteht unter reell getrocknetem Leder ein solches, welches den angegebenen Anforderungen in Bezug auf Gewichtsconstanz beim Lagern und Transport entspricht. Es spielt daher der Wassergehalt des Leders für den Gerber und Lederhändler eine sehr wichtige Rolle. Ueber Ledertrocknung ist in den gerberischen Fachzeitschriften ziemlich viel geschrieben worden, und man hat, mit Rücksicht auf die im Handel nicht selten vorkommenden Streitigkeiten wegen Gewichtsdifferenzen des Leders, sehr oft die Nothwendigkeit einer guten Ledertrocknung betont. Brauchbare Untersuchungen über den durchschnittlichen Wassergehalt verschiedener Leder im lufttrockenen Zustande, sowie über den Wechsel des Wassergehaltes bei lufttrockenem Leder liegen bis jetzt aber gar keine vor, und es fehlt daher im speciellen Falle zur sicheren Beurtheilung des Trockenheitsgrades eines Leders jeder Zahlen anhält. Theils um in dieser praktisch wichtigen Frage die nöthigen Unterlagen zu gewinnen, theils aber auch um die in meinem Laboratorium ausgeführten Lederanalysen auf einen einheitlichen durchschnittlichen Wassergehalt berechnen zu können, unternahm ich im Jahre 1892 eine Untersuchung, welche die Feststellung des für unsere klimatischen Verhältnisse anzunehmenden mittleren Wassergehaltes für lohgares Leder bezweckte, und durch welche zugleich entschieden werden sollte, wie gross die bei lufttrockenem Leder vorkommenden, durch den Wechsel der Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit bedingten Schwankungen des Wassergehaltes im Laufe des Jahres sich gestalten können. Die Anlage und Ausführung einer solchen Untersuchung ist natürlich sehr einfach, denn man hat nichts weiter zu thun, als eine Anzahl wirklich lufttrockener Lederproben von bekanntem Wassergehalt unter gleichen äusseren Verhältnissen aufzubewahren, und ihre Gewichte von Zeit zu Zeit festzustellen. Will man hier aber richtige, praktisch brauchbare Resultate erhalten, so muss man berücksichtigen, unter welchen Verhältnissen das Leder in Gerbereien und Lederhandlungen aufbewahrt wird, und man muss sich darüber Rechenschaft geben, was bei Leder unter dem Begriff „trocken“ nach den Anforderungen der Praxis und im richtigen Interesse der Praxis verstanden werden kann. Das Leder, wie es aus den Gruben, Versenken oder Gerbebrühen im fertig gegerbten Zustande hervorgeht, enthält immer eine grosse Menge Wasser aufgesogen. und von dieser Nässe soll es soweit befreit werden, dass es später beim Lagern und Transport sein Gewicht möglichst wenig verlindert. Im Sommer geschieht das Trocknen in den Gerbereien meist ohne Zuhilfenahme von künstlicher Wärme, indem man in den Trockenräumen einen ausreichenden Luftwechsel herstellt und zugleich darauf achtet, dass die Leder in der wärmeren Jahreszeit nicht von der directen brennenden Sonnenhitze getroffen werden. Dabei verdunstet die überschüssige Wassermenge, und das Leder hält, wenn die Trocknung eine ausreichende gewesen ist, nur noch soviel Wasser zurück, wie dem jeweiligen Stande der Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit entspricht. Keinem Gerber wird es einfallen, die Trocknung im Sommer weiter zu treiben, denn das auf diese Art wirklich vollständig trocken gemachte Leder kann auf dem Lager sowohl wie auch bei längerem Transport, sofern man es nur vor der Einwirkung directer Sonnenhitze schützt, was immer geschehen muss, an Gewicht nicht wesentlich abnehmen. Wohl aber kann ein auf diese Art getrocknetes Leder, wenn es in einen Lagerraum kommt, wo eine niedrigere Temperatur und eine höhere relative Feuchtigkeit vorhanden ist, beim Liegen an Gewicht zunehmen. Dasselbe wird der Fall sein, wenn die Witterung sich ändert und das Leder auf dem Transport einer niedrigeren Temperatur und höheren relativen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt ist, auch dann kann das Gewicht desselben mehr oder weniger zunehmen. Zuweilen rechnet der Gerber schon von vornherein mit einem solchen Lagerraum, der im Sommer eine wesentlich niedrigere Temperatur hat, als die Aussenluft. Das Leder wird nicht ganz soweit ausgetrocknet, wie dem wirklichen Stande der Temperatur und Luftfeuchtigkeit entspricht, und wenn es dann auch auf dem Lagerraum nicht wesentlich an Gewicht einbüsst, so kommt es doch häufig vor, dass das Gewichtsmanko in der wärmeren Jahreszeit beim Transport sich geltend macht. Nicht selten ist eine solche Gewichtsbeschwerung mit Wasser von Seiten des Gerbers aber auch eine unbeabsichtigte, und nur darauf zurückzuführen, dass beim Trocknen die nöthige Sorgfalt ausser Acht gelassen wurde. Fasst man die Sommertrocknung ins Auge, so wird man sich mit einem praktischen Gerber theoretisch über den Begriff der „Trockenheit“ des Leders leicht verständigen können, und es wird wohl zugegeben werden, dass diese Trockenheit von dem Stande der durch die Jahreszeit gegebenen durchschnittlichen Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängen muss. Ist ein Leder dementsprechend trocken gemacht, so ist es „reell getrocknet“, und wesentliche Gewichtsdifferenzen können beim Handel nicht vorkommen. Scheinbar etwas anders liegt die Sache bei der Wintertrocknung, oder überhaupt bei der Trocknung in der kühleren Jahreszeit, und darum verständigt man sich darüber mit dem Praktiker auch nicht so schnell. Die grossen Massen Wasser in den frischen nassen Ledern verdunsten im Winter nur sehr langsam. Kleinen Gerbereien macht die Wintertrocknung daher oft grosse Schwierigkeiten, und in allen grösseren, rationell eingerichteten Gerbereien wird bei der Wintertrocknung immer künstliche Wärme, die durch irgend eine Heizeinrichtung hervorgebracht wird, zu Hilfe genommen. Welchen Zweck hat hier nun die Erwärmung des Trockenraumes, und bis zu welchem Grade soll das Leder in den erwärmten Trockenräumen ausgetrocknet werden? Offenbar hat die Erwärmung nur den Zweck, das Trocknen zu beschleunigen, man kann dabei aber doch auch nichts mehr beabsichtigen, als die Leder in den Zustand der Lufttrockenheit zu bringen. Macht man die Leder nicht ganz so trocken, wie in dieser Jahreszeit dem lufttrockenen Zustande entspricht, so werden sie natürlich später unter allen Umständen an Gewicht verlieren, und die Trocknung müsste als eine unreelle bezeichnet werden. Trocknet man sie dagegen in dem erwärmten Trockenraum schärfer aus, als dem Zustande der Lufttrockenheit entspricht, so wird man allerdings später mit Gewichtsmankos keine Unannehmlichkeiten haben, es ist das aber ein Luxus, den man sich bietet, weil das Leder, sobald es aus dem Trockenraum herauskommt, auf dem Lager und beim Transport das fehlende Wasser aus der Luft anziehen und sich von selbst sehr bald wieder auf den Zustand der Lufttrockenheit einstellen muss. Dabei würde man natürlich an Wärme und Ledergewicht ohne Grund einbüssen, und der Abnehmer hätte den Vortheil, nachdem das Leder sein normales Gewicht durch Wasseranziehung aus der Luft wieder hergestellt hat. Uebrigens glaube ich gar nicht, dass ein solches stärkeres oder, wie man es gern nennt, „besseres“ Trocknen in der Praxis sehr oft vorkommt, – das widerspricht einer gesunden Calculation, und es ist menschlich viel verständlicher, dass das Gegentheil im Handel und Wandel der weit häufigere Fall zu sein pflegt. Der allein richtige Maasstab für eine reelle Trocknung kann daher wie im Sommer so auch im Winter nur der Lufttrockenzustand sein, wie er dem Stande der Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit nach der jeweiligen Jahreszeit entspricht. Damit ist auch ganz klar vorgezeichnet, wie ein Leder auf reelle Trocknung zu untersuchen ist. Man bringt das Leder in einen ungeheizten, nach Norden gelegenen Raum, der von der Sonne direct nicht beschienen und erwärmt werden kann. Die Aussenluft muss dabei zu dem Raum zutreten können, ohne dass gerade ein starker Luftzug stattzufinden braucht, – wenn das Leder in einem solchen Raum einige Tage hängend im Gewicht nicht wesentlich zurückgeht, und weiter von Tag zu Tage sein Gewicht nur um geringe Beträge, entsprechend dem Gange der Lufttemperatur, verändert, so ist es als lufttrocken anzusehen. Selbstverständlich wird das Leder dabei im Winter einen höheren Wassergehalt haben, als im Sommer. Die Grösse dieser Schwankungen festzustellen, sowie den durchschnittlichen Wassergehalt des lufttrockenen Leders kennen zu lernen, ist die Aufgabe, die ich mir in der vorliegenden Arbeit gestellt hatte. Zur Untersuchung kamen 24 Lederproben, die ich mir theils direct aus Gerbereien und Lederhandlungen zu diesem Zwecke verschaffte, oder die ich von früher im Laboratorium in grösseren Stücken liegen hatte, und die hier auf dem Bodenraum des Laboratoriums aufbewahrt worden waren. Diese Leder waren folgende: Nr. 1. Sohlleder, durch Schwitzen enthaart, aus einer Gerberei in Plauen im Voigtlande. Mit Eiche und Fichte nach altem Grubensystem hergestellt. Der Wassergehalt beim Empfang aus der Lederhandlung Ende März 1892 betrug 20,83 Proc. Nr. 2. Sohlleder, durch Schwitzen enthaart, aus einer Freiberger Gerberei. Nach altem Grubensystem gegerbt, mit Eichen- und Fichtenbrühen geschwellt, im 1. Satz Eiche und Fichte, im 2. und 3. Satz reine Eiche. Der Wassergehalt beim Empfang aus der Gerberei Ende März 1892 betrug 22,72 Proc. Nr. 3. Sohlleder, sogen. norddeutsches. Hamburger Fabrikat. Durch Anschwöden mit Kalk und Schwefelnatrium enthaart, mit Schwefelsäure geschwellt und vorherrschend mit Quebracho unter Beigabe anderer Gerbmaterialien, wie Myrobalanen, Knoppern, Valonea u.s.w., in Farben und Versenken gar gemacht. Der Wassergehalt beim Empfang aus der Lederhandlung Ende März 1892 betrug 19,39 Proc. Nr. 4. Sohlleder, durch Kalken enthaart, aus einer Tharander Gerberei, nach altem Grubensystem gegerbt. Mit Fichtenbrühen geschwellt, im Versenk und 3 Sätzen mit Eiche und Fichte zu gleichen Theilen gegerbt. Wassergehalt Ende März 1892 beim Empfang aus der Gerberei 19,00 Proc. Nr. 5. Sohlleder, durch Kalken enthaart, aus einer Gerberei in Celle. Schwellfarben und Versenk mit Eiche und Fichte. Im 1. und 2. Satz auf 100 Theile Eiche 34 Theile Mimosenrinde, im 3. Satz auf 100 Theile Eiche 20 Theile Valonea. Probe aus der Sammlung des Laboratoriums. Nr. 6. Vacheleder, aus einer Gerberei in Hannoverisch-Münden. Reine Eichengerbung nach altem System. Probe aus der Sammlung des Laboratoriums. Nr. 7. Vacheleder, aus einer Gerberei in Buchholz im Erzgebirge. Reine Fichtengerbung nach altem System. Probe aus der Sammlung des Laboratoriums. Nr. 8. Vacheleder, aus einer rheinischen Gerberei; Eichengerbung. Der Wassergehalt der Probe betrug Ende März 1892 beim Empfang aus der Lederhandlung 21,50 Proc. Nr. 9. Vacheleder, aus einer Dresdener Gerberei. Mit Fichtenlohe angegerbt und mit Eichenholzextractbrühen gar gemacht. Probe aus der Sammlung des Laboratoriums. Diese 5 Proben Sohlleder und 4 Proben Vacheleder zeigten nach der Analyse bei 100° C. folgende Zusammensetzung: Nr. 1. Nr. 2. Nr. 3. Nr. 4. Nr. 5. Nr. 6. Nr. 7. Nr. 8. Nr. 9. MineralstoffeFettDurch Wasser extrahirbareReine Ledersubstanz gerbende Stoffeorg. Nichtgerbstoffe     0,71    0,24    1,53    3,12  94,40     0,89    0,31    3,94    4,05  90,81     0,89    0,59    8,19    6,24  84,09     0,77    0,20    6,99    4,12  87,92     0,95    0,82    8,23    3,80  86,20     0,77    1,11    2,71    1,43  93,98     1,33    0,42    7,01    5,70  85,54     0,93    0,60    3,29    2,76  92,42     0,80    2,13    4,87    9,75  82,45 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 Zuckergehalt des Leders Stickstoffgehalt des LedersStärke des Leders in Millimetern                      Proc.                        „MinimumMaximumMittel     0,28  10,15    4,34    6,80    5,19     0,16    9,66    5,66    7,10    6,25     0,41    7,74    4,80    5,62    5,26     0,11    9,67    5,23    5,90    5,33     0,19    9,03    2,80    6,75    6,10     0,04    9,01    3,18    3,72    3,45     0,53    9,58    5,23    5,85    5,56     0,09  10,54    6,85    7,42    7,09     0,42    9,17    2,72    3,30    3,19 Die folgenden Leder sind mit Ausnahme des lohgaren Rossschildes Nr. 13 und der beiden Hornleder Nr. 23 und 24 sämmtlich mehr oder weniger gefettet. Nr. 10. Riemenleder, aus einer Freiberger Gerberei, gegerbt mit Eiche und Fichte. Der Wassergehalt betrug Ende März 1892, als ich das Leder aus der Gerberei erhielt, 17,20 Proc. Nr. 11. Riemenleder, aus einer Gerberei in Deuben bei Dresden. Gegerbt mit Eiche und Fichte. Ende März 1892 beim Empfang aus der Gerberei betrug der Wassergehalt 19,12 Proc. Nr. 12. Geschirrleder, schwarzes, aus einer Freiberger Gerberei. In der Hauptsache mit Eiche und Fichte gegerbt. Der Wassergehalt betrug, als ich das Leder Ende März 1892 aus der Gerberei erhielt, 17,92 Proc. Nr. 13. Rossleder, lohgares Schild, unzugerichtet. Aus einer Gerberei in Ost-Steinbeck bei Hamburg. Reine Extractgerbung in Brühen, die durch Extraction eines Gemisches aus gleichen Gewichtstheilen Quebrachoholz und Fichtenlohe hergestellt sind. Probe aus der Sammlung des Laboratoriums. Nr. 14. Rossschuhleder, geschwärzt, Halstheil. Aus derselben Gerberei und dieselbe Gerbung wie Nr. 13. Das Leder ist zugerichtet und ziemlich stark gefettet. Probe aus der Sammlung des Laboratoriums. Nr. 15. Fahlleder, braunes Rindleder, aus einer Tharander Gerberei, und in der Hauptsache mit Eiche und Fichte gegerbt. Als ich das Leder Ende März 1892 aus der Gerberei erhielt; hatte es 17,82 Proc. Wasser. Nr. 16. Kalbleder, braunes. Aus derselben Gerberei und dieselbe Extractgerbung wie Nr. 13 und 14. Aus der Sammlung des Laboratoriums. Nr. 17. Kalbleder, braunes. Sehr gute Qualität aus einer Gerberei im Elsass, reine Eichengerbung. Ende März 1892, als ich dieses Leder aus einer Lederhandlung erhielt, hatte es 16,29 Proc. Wasser. Nr. 18. Kalbleder, schwarz, satinirt. Aus der Lehrgerberei der Deutschen Gerberschule. Sehr schöne, feine Qualität. Zur Hälfte mit Eiche und zur Hälfte mit Fichte gegerbt, und zuletzt zur Aufhellung gesumacht. Aus der Sammlung des Laboratoriums. Nr. 19. Kipsoberleder, braunes, aus Arsenikkipsen. In der Lehrgerberei der Deutschen Gerberschule durch Gerbung mit Fichte und Quebracho hergestellt. Als ich eine Haut von diesem Leder Ende Februar 1892 aus einer Leipziger Lederhandlung, wohin die Partie schon verkauft war, mir kommen liess, enthielt dieselbe beim Empfang in Tharand 19,38 Proc. Wasser. Nr. 20. Kipsoberleder, schwarz, genarbtes. Geringe Qualität aus einer Thüringer Gerberei und höchst wahrscheinlich reine Fichtengerbung. Nr. 21. Kipsoberleder, schwarz, genarbtes. Feine Qualität; mit Eiche und Fichte gegerbt, aus einer renommirten Thüringer Kipsgerberei. Nr. 22. Schafleder, mit Fichtenlohe und einer ganz geringen Spur Quebracho in einer Tharander Weissgerberei lohgar gemacht. Der in diesem Leder aufgefundene Fettgehalt von 7,52 Proc. in der Trockensubstanz rührt vom Blössenfett her. Diese 13 Proben, von Nr. 10 bis 22 inclusive, zeigten nach der Analyse bei 100° C. folgende Zusammensetzung: Nr. 10. Nr. 11. Nr. 12. Nr. 13. Nr. 14. Nr. 15. Nr. 16. Nr. 17. Nr. 18. Nr. 19. Nr. 20. Nr. 21. Nr. 22. MineralstoffeFettDurch Wasser   extrahirbareReine Ledersubstanz gerbende Stoffeorg. Nichtgerbstoffe     0,36  11,12    4,31    1,61  82,60     1,10    7,46    4,49    2,44  84,51     0,84    3,56    3,28    1,77  90,55     0,35    1,22    3,83    1,31  93,29     0,86  29,81    2,59    1,50  65,24     0,23  13,97    1,98    1,61  82,21     0,31  23,92    4,96    1,42  69,39     0,23  21,72    3,97    1,22  72,80     1,14  22,31    3,70    2,40  70,45     0,33  20,81    4,31    2,23  72,32     0,85  23,45    3,87    2,99  68,84     0,45  21,98    1,67    1,36  74,54     2,28    7,52    3,94    4,84  81,42 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 Zuckergehalt des LedersStickstoffgehalt des LedersStärke des Leders   in Millimetern                      Proc.                        „MinimumMaximumMittel     0,20    8,60    4,18    4,90    4,64     0,21    9,02    5,08    5,09    5,44     0,23    9,60    2,73    3,30    3,21     0,00    9,80    2,18    4,65    3,76     0,00    6,43    1,02    2,18    1,42     0,17    9,57    3,60    4,22    3,38     0,24    7,04    1,18    2,13    1,74     0,12    8,09    1,64    2,92    2,18     0,12    7,57    0,68    1,04    0,82     0,00    8,13    1,10    2,20    1,65     0,20    7,69    1,20    2,65    2,19     0,24    8,97    1,62    2,15    1,82     0,20  10,58    1,06    1,34    1,17 Die beiden letzten Proben, die noch zur Untersuchung kamen, waren sogen. Hornleder. Das Hornleder ist weiter nichts, als ungegerbte, aufgetrocknete Blösse, dasselbe wird in Streifen geschnitten zu kleinen Maschinenriemchen in Spinnereien u.s.w. verwendet. Aus den Schwankungen des Wassergehaltes dieser Hornleder lässt sich ersehen, wie die ungegerbte Hautsubstanz bezüglich der Fähigkeit, Wasser aus der Luft anzuziehen und festzuhalten, sich zu dem lohgaren Leder verhält. Das Leder Nr. 23 wurde mir von dem Gerber als Transparentleder, d.h. mit Glycerin gegerbtes Leder, übergeben. Die nähere Untersuchung zeigte aber, dass der Glyceringehalt ein ganz verschwindender war. Aus 100 Theilen des völlig trockenen Leders Hessen sich nicht mehr als 1,88 Proc. organische Stoffe mit kaltem Wasser extrahiren. Das Leder muss daher als Hornleder mit einer Spur Glycerin bezeichnet werden. Nr. 23. Hornleder, mit einer ganz geringen Menge Glycerin. Aus einer Gerberei in Deuben bei Dresden. Als ich das Leder Ende März 1892 aus der Gerberei bekam, enthielt es 22,10 Proc. Wasser. Nr. 24. Hornleder, aus einer Freiberger Gerberei. Beim Empfang aus der Gerberei Ende März 1892 ergab dieses Leder 20,43 Proc. Wasser. Die Analyse dieser beiden Leder führte, auf Trockensubstanz berechnet, zu folgendem Resultat: Nr. 23 Nr. 24 Mineralstoffe     1,50     1,26 Fett     0,31     0,32 In Wasser lösliche org. Stoffe     1,88 Reine org. Hautsubstanz   96,31   98,42 –––––– ––––– 100,00 100,00 Stickstoffgehalt des Leders.   17,18 Proc.   17,52 Proc. Stickstoffgehalt der reinen org.    Hautsubstanz   17,84   17,80 Stärke desLedersin Millimetern MinimumMaximumMittel     1,03    1,45    1,19     1,07    1,78    1,37 Zu den fortlaufenden Wägungen wurden von den Lederproben quadratische Stücke geschnitten, deren Seite 10 cm betrug, so dass der Flächeninhalt 100 qcm war. Bei den stärkeren Ledern genügte ein solches Stück, bei den schwächeren Oberledern wurden mehrere Stücke geschnitten und diese immer zusammen gewogen. Die Wägungen wurden stets auf einer feinen Analysenwaage ausgeführt, und es betrug das absolute Gewicht der einzelnen Proben zu Anfang des Versuches im lufttrockenen Zustande etwa 15–70 g. In einem zu gleicher Zeit geschnittenen Stücke wurde zu Anfang der Wassergehalt genau bestimmt, so dass bei jeder Probe der Gehalt an Trockensubstanz bekannt war und bei den späteren Wägungen aus dem absoluten Gewicht der Wassergehalt immer berechnet werden konnte. Die Proben wurden Ende März 1892 hergerichtet, da die Leder aber verschiedener Provenienz waren und vorher sich nicht unter gleichen äusseren Bedingungen befunden hatten, so war es nothwendig, die Stücke vorher unter denjenigen Verhältnissen, bei welchen der Versuch angestellt werden sollte, zum Ausgleich der Wassergehalte längere Zeit liegen zu lassen und dann erst die maassgebenden Wägungen anzufangen. Die Ende März geschnittenen und gewogenen Stücke befanden sich bis zum 15. April neben einander im Corridor des Laboratoriums, wurden an diesem Tage in den Versuchsraum gebracht, und nachdem sie hier 2 Wochen gestanden hatten, mit den Wägungen am 1. Mai 1892 begonnen. Die folgenden Wägungen sind immer am 1. eines jeden Monates ausgeführt, und zwar dauerten die Wägungen bis zum 1. August 1893, an welchem Datum die Beobachtungen geschlossen wurden. Die am 1. eines jeden Monates bestimmten Wassergehalte beziehen sich also immer auf die Wassergehalte, wie sie sich im Laufe des vorhergehenden Monates eingestellt hatten. Es sind daher diese am 1. eines jeden Monates festgestellten Zahlen in den Tabellen, welche die gewonnenen Resultate enthalten, immer mit dem Namen des vorhergehenden Monates bezeichnet. Leider sind die Wägungen am 1. September 1892 ausgefallen, da ich verreist war und es versäumt worden ist, die Bestimmungen in meiner Abwesenheit auszuführen. Um hier keine Lücke zu haben, sind die fehlenden Wassergehalte als Mittel aus den Wägungen am 1. August und 1. October berechnet worden. Die auf diese Art ergänzten Zahlen sind sicher höher, als sie ausgefallen sein würden, wenn die Wägungen wirklich ausgeführt worden wären, denn gerade der August 1892 zeichnete sich durch eine ungewöhnlich hohe Durchschnittstemperatur aus, indem er der wärmste Monat des ganzen Jahres war. Aus letzterem Grunde ist der Wegfall dieser Wägungen vom 1. September zu bedauern, die allgemeinen Resultate der ganzen Untersuchung können dadurch aber nicht wesentlich verändert sein. Während der Zeit des Versuches standen die 24 Lederproben in dem Versuchsraum in aufrechter Stellung und in gehöriger Entfernung von einander in einem Holzkasten, in welchem sie durch quer gespannte Drähte in ihrer Lage festgehalten wurden. Aus den Seitenwänden und dem Deckel des Kastens war das Holz zum grössten Theil herausgesägt und die entstandenen viereckigen Oeffnungen mit Leinwand beschlagen. Auf diese Art waren die Proben vor Staub geschützt und befanden sich bezüglich der Temperatur und Luftfeuchtigkeit doch unter den im Versuchsraum herrschenden Verhältnissen. Was nun den Aufbewahrungsort anbetrifft, so wählte ich aus den schon angegebenen Gründen einen nach Norden gelegenen Raum, einen Holzanbau an meinem Hause, der von der Sonne im Laufe des ganzen Jahres niemals direct beschienen wird. Vor den atmosphärischen Niederschlägen, Regen, Schnee, Thau, sind die Leder in diesem Raum vollkommen geschützt, dagegen kann die Aussenluft durch das nicht vollständig schliessende Fenster und die ebenfalls nicht ganz dicht schliessende und öfter geöffnete Thür hinreichend zutreten. Die Temperatur steigt in diesem Raume am Tage nicht so hoch und sinkt in der Nacht nicht so tief, wie im Freien; im Durchschnitt stehen Temperatur und Luftfeuchtigkeit hier aber doch immer unter dem Einfluss der Witterung und wechseln in demselben Sinne. Da in diesem Aufbewahrungsraum immer genügende Durchlüftung vorhanden ist, müssen die Leder zu jeder Jahreszeit und entsprechend derselben lufttrocken sein, und wenn man dieselben von einem solchen Lagerraum versendet, können sie weder im Sommer noch im Winter auf dem Transport wesentliche Gewichtsänderungen zeigen. Ich halte das Princip dieser Art der Aufbewahrung daher für das richtige und will die hier gewonnenen Resultate in Folgendem als normales Lager I bezeichnen. Im Gegensatz zu dieser ersten Versuchsreihe habe ich ganz in derselben Weise eine zweite ausgeführt, bei welcher ich die Leder aber unter solchen Verhältnissen aufbewahrte, dass ihre Gewichte im Laufe des Jahres möglichst geringen Schwankungen unterworfen waren. Hierzu wählte ich das in meinem Laboratorium befindliche Magazin, in welchem die Vorräthe an Glas- und Porzellangegenständen aufbewahrt werden. Dieses Magazin befindet sich in dem erhöhten Souterrain, es hat nur zwei nach Norden gelegene Fenster und wird von der directen Sonnen wärme nie getroffen. Die Mauern sind ziemlich dick und die Thür öffnet sich nach einem Corridor, der nur ein einziges, ebenfalls nach Norden gelegenes Fenster hat. Während der Dauer des Versuches wurden die Fenster und die Thür des Raumes fast immer geschlossen gehalten. Im Sommer ist dieser Raum ziemlich kühl, die Temperatur wesentlich niedriger als im Freien, und die relative Feuchtigkeit daher entsprechend höher. Im Winter ist die Durchschnittstemperatur dagegen höher und die relative Feuchtigkeit niedriger. Viele Gerber und Lederhändler würden, so weit ich die Praxis kenne, diesen zweiten Aufbewahrungsraum für Leder als den geeigneteren erklären, und es ist daher von Interesse, zu vergleichen, wie die beiderseitigen Resultate sich stellen. Ich will diese zweite Versuchsreihe in Folgendem als „Magazin“ II bezeichnen. (Schluss folgt.)