Titel: Neuerungen in der Koksbereitung.
Fundstelle: Band 295, Jahrgang 1895, S. 127
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Neuerungen in der Koksbereitung. (Fortsetzung des Berichtes S. 112 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neuerungen in der Koksbereitung. In mancher Hinsicht Neues und Originelles zeigt der neue Koksofen von Dr. Theodor Bauer in Berlin; derselbe bezweckt, durch eine eigenartige Anordnung der Luft- und Gaskanäle ein besseres Mischen von Gas und Luft zu erzielen und demgemäss mit einem geringeren Luftüberschuss, als dies bei den bisherigen Koksöfen der Fall war, zu arbeiten; wodurch weniger, aber heissere Verbrennungsproducte erzeugt und eine Verkleinerung der Regeneratoren ermöglicht würde. Wie weit diese Vortheile bei der Bauer'schen Construction wirklich erreicht werden, ist vorderhand bei der Neuheit dieser Oefen noch eine offene Frage. Indessen ist der Fachmann besonders bei neuen Koksofenconstructionen derartige Anpreisungen der Erfinder bereits bewährten Koksofensystemen gegenüber schon so gewohnt, dass wohl stets eine abwartende Haltung geboten erscheint. Textabbildung Bd. 295, S. 127 Koksofen von Bauer. Das hauptsächlich Neue an dem Bauer'schen Koksofen ist die Anordnung eines Mittelraumes a zwischen den beiden Verbrennungsräumen b und b1 je zweier Kokskammern c (Fig. 11 und 12). Dieselben dienen, wie Fig. 11 zeigt, sowohl zur Emporführung der beiderseits durch Rohre d eingeleiteten, von der Condensation kommenden Gase, welche an jeder Ofenseite durch je vier Züge aufsteigen und hierbei eine Vorwärmung erfahren, als auch zur Zuleitung der bei e aus den Recuperatoren kommenden Luft; diese wird mittels Gebläse durch das Rohr f nach beiden Seiten hin in die zweikammerigen Winderhitzer geblasen und verlässt dieselben wieder in hocherhitztem Zustande durch Oeffnungen e, um beiderseits durch je sechs Züge in den oberen Heissluftsammelkanal h geführt zu werden. Von hier gelangt sie, durch Schieber i regulirt, in den Raum k und entzündet hier die vorgewärmten Gase. Die Verbrennungsproducte ziehen nun zunächst durch je vier an den beiden Ofenseiten gelegene Züge b und b1 abwärts, alsdann durch je drei Zuge aufwärts und schliesslich, in dem Kanäle über den Zügen wechselnd, wieder abwärts (drei Züge, natürlich beiderseits) bis unter die Ofensohle in der Mitte der Ofenlänge. Von hier gelangen sie in den über dem zweikammerigen Winderhitzer l gelegenen Sammelkanal m, dann durch die Winderhitzer und, von der entgegenströmenden kalten Verbrennungsluft abgekühlt, in die Abzugskanäle n zur Esse. (D. R. P. Kl. 10 Nr. 67275 vom 28. Juni 1892.) Textabbildung Bd. 295, S. 128 Fig. 13.Koksofen von Bauer. Textabbildung Bd. 295, S. 128 Fig. 14.Koksofenthür von Borgs. Nach einem neueren Patente (Nr. 73701 vom 26. Februar 1893) will Th. Bauer es ermöglichen, einen eventuell sich beim Betriebe ergebenden Gasüberschuss auch bei Oefen ohne Condensation vor der Zusammenführung mit Luft zu beliebiger Verwendung ausserhalb der Ofengruppe zu entnehmen. Dies war bislang nur bei Koksöfen mit Condensation möglich, während bei Oefen mit directem Betriebe das gesammte Rohgasquantum mit dem nöthigen Luftzuschuss innerhalb der Oefen verbrannt werden musste und dann erst nach Passirung unvortheilhaft grosser Verbrennungsräume als mehr- oder minderwerthiges Abgas ausserhalb der Oefen zur weiteren Verwendung gelangen konnte. Die Nachtheile eines derartigen Betriebes ergeben sich, ebenso wie die Vortheile der Bauer'schen Neuerung, von selbst. Bauer ordnet zu diesem Zwecke (Fig. 13) in den vier Ecken der Ofengruppe mit Register regulirbar eingerichtete Abfallkanäle c an, welche aus den Gassammelkanälen entweder in die Abzugskanäle der Abgase münden oder zu denjenigen Betrieben direct weiter geführt werden können, wo die Rohgasüberschüsse zu beliebigen Zwecken verwendet werden sollen. Die Schieber können nach kurzer Erfahrung derart eingestellt werden, dass der Gasdruck des Ofens selbst die Gase in der entsprechenden Menge zu den betreffenden Verwendungsstellen führt. Textabbildung Bd. 295, S. 128 Koksöfen von Sallen. H. Borgs in Bruch (Westfalen) sucht dadurch an den beiden Enden nicht völlig abgegarte Kokskuchen zu vermeiden, dass er zwischen Kohle und Thür während des Verkokens einen Zwischenraum herstellt, welcher eine zu grosse Abkühlung der beiden Kokskuchen- enden verhindert. Die Koksofenthüren (Fig. 14) sind zu diesem Zwecke aus zwei Theilen, der äusseren c und der inneren Thür b hergestellt. Die innere Thür b, welche in dem Thürrahmen d beweglich sitzt, ist mit diesem durch drei Schraubenspindeln a verbunden und kann durch Drehen der Spindeln vor- oder rückwärts bewegt werden. Wenn der Koksofen gefüllt werden soll, schraubt man mittels der Schrauben a die innere Thür b vorwärts (in den Ofen hinein) und lässt sie in dieser vorgeschraubten Stellung, bis der Ofen einige Stunden unter Wärme gestanden hat und die Kohle in sich zusammengebackt ist. Dann wird die innere Thür durch die Schraubenspindeln a in ihre ursprüngliche Stellung zurückgeschraubt und so zwischen Thür und Kohle ein Zwischenraum geschaffen, welcher die Enden des Kokskuchens vor zu starker, ein gutes Garen derselben verhindernder Abkühlung schützt. (D. R. P. Kl. 10 Nr. 67299 vom 13. Juli 1892.) Um bei liegenden Koksöfen mit senkrechten oder wagerechten Zügen jede Ofenkammer unabhängig von den beiden benachbarten Kammern heizen zu können, theilt Heinrich Sallen in Zaborze (O.-Schl.) den Sohlkanal eines jeden Ofens durch eine volle Wand a (Fig. 15 und 16) in zwei Hälften b1 b3, in welche an jedem Ofenende je zwei Kanäle c1 c3 einmünden; durch diese wird die für die Verbrennung nöthige Luft zugeführt. Aus den Sohlkanälen b1 b3 gelangt dieselbe in die untersten Wandkanäle f1 f3, welche gleichfalls durch eine volle Wand d von einander getrennt sind. Die Kanäle f1 f3 sind an jedem Ofenende mit je einem Gaszuführungsrohr r1 r3 versehen. Die sich hier entzündenden Gase steigen in den Wandkanälen hoch und gelangen durch den oberen Verbindungskanal m1 m3 in die andere Wandhälfte, wo sie durch die Wandkanäle zu den untersten Wandkanälen f1 gelangen und durch die Schlitze s2 in die Sohlkanäle und die Abzugskanäle c strömen. Diese Construction soll folgende Vortheile in sich vereinigen: 1) Die zur Heizung jeder Ofen wand erforderliche Gas- und Luftmenge kann unabhängig von der anderen beliebig regulirt werden. 2) Jeder Ofen kann für sich unabhängig von den Nachbaröfen beheizt werden, was für den Fall, dass Reparaturen an einzelnen Ofenkammern erforderlich sind, von grossem Werth ist. 3) Die Unterstützung der Ofensohle durch die feste Wand a macht den Ofen dauerhafter. 4) Ein frisch besetzter Ofen übt auf seine beiden Nachbaröfen keine nachtheilige Wirkung aus. Der Patentschutz beschränkt sich auf die Theilung des Sohlkanales durch die Wand a, die Anordnung der Luftzuführungen in den beiden Sohlkanälen b1 b3 und die Verbindung derselben mit den unteren Wandkanälen f1 f3, in welche die Gaszuführungen einmünden, durch Schlitze s1 s3. (D. R. P. Kl. 10 Nr. 78640 vom 7. Februar 1894.) Textabbildung Bd. 295, S. 129 Fig. 17.Magirius' Koksöfen. Johannes Magirius in Chemnitz sucht bei liegenden Koksöfen mit Gewinnung der Nebenproducte dadurch eine gleichmässige Beheizung der sämmtlichen Ofenwände und der Sohlflächen zu erzielen, dass er das Gas an mehreren Stellen in die Ofenwände einführt, dabei aber durch besondere Zwischenwände dafür Sorge trägt, dass das Gas jedes Brenners in einem besonderen Raume vollständig verbrennt, bevor es sich mit den Verbrennungsproducten des bezieh. der anderen Brenner mischen kann. Wenngleich Koksöfen mit mehreren Gaseinführungen ganz allgemein bekannt sind, so besitzt doch keiner derselben die von Magirius angegebene Anordnung, die zweifelsohne den Vortheil hat, dass die Verbrennung der Gase jedes einzelnen Brenners eine vollkommenere als bei anderen ähnlichen Koksofen Systemen ist und dass in Folge dieser besseren Verbrennung die Regulirung der einzelnen Brenner eine leichtere und sicherere ist. Fig. 17 zeigt an einem Koksofen ohne Wechsel der Gasrichtung die besprochene Anordnung der getrennten Gaswege. Auf jeder Ofenseite befinden sich je zwei Brenner f1 f2 f3 f4, die aus den Gasleitungen g gespeist werden. Auf beiden Seiten sind die zusammengehörenden Brenner durch eine volle Zwischenwand k i von einander getrennt, so dass das aus jedem Brenner ausströmende Gas mit der durch die Kaltluftkanäle l einströmenden Luft vollständig für sich verbrennt, bevor es bei c mit den gleichfalls vollständig verbrannten heissen Gasen des anderen Brenners sich mischt und mit diesen von hier aus den übrigen Weg durch den Ofen gemeinschaftlich zurücklegt. Diese Weiterführung der Verbrennungsproducte bietet gegenüber bereits Vorhandenem nichts wesentlich Neues. Der gesetzliche Schutz erstreckt sich, da Koksöfen mit mehreren Gaseinführungen bekannt sind, lediglich auf die getrennte Brenneranordnung. (D. R. P. Kl. 10 Nr. 78927 vom 10. October 1893.) (Fortsetzung folgt.)