Titel: Bericht über die Fortschritte auf dem Gebiete der chemischen Technologie der Gespinnstfasern seit 1893.
Autor: Otto N. Witt , Arthur Buntrock
Fundstelle: Band 295, Jahrgang 1895, S. 297
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Bericht über die Fortschritte auf dem Gebiete der chemischen Technologie der Gespinnstfasern seit 1893. Von Otto N. Witt und Arthur Buntrock in Charlottenburg. (Schluss des Berichtes S. 283 d. Bd.) Fortschritte auf dem Gebiete der chemischen Technologie der Gespinnstfasern seit 1893. Brillantalizarinblau G in Teig der Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer und Co. färbt mit Kaliumbichromat und Oxalsäure gebeizte Wolle unter Zusatz von Glaubersalz und Essigsäure grünstichig blau. Die Licht-, Alkali- und Säureechtheit soll der der übrigen Alizarinfarbstoffe gleich, die Walkechtheit vorzüglich sein. Seide wird vorher mit Chromchlorid gebeizt. Auch in der Druckerei für Baumwolle und Wolle, mit essigsaurem Chrom fixirt, eignet sich der Farbstoff. Etwas rothstichiger, sonst aber dem vorhergehenden gleich, ist das Brillantalizarinblau R derselben Firma. Der Farbstoff wird auf Wolle mit Kaliumbichromat oder Fluorchrom befestigt, und zwar wird entweder mit Kaliumbichromat oder Oxalsäure gebeizt und mit Essigsäure ausgefärbt oder es wird aus essigsaurem Bade vorgefärbt und mit Fluorchrom nachgebeizt. Brillantalizarincyanin G ist weniger grünlich als die Marke Alizarincyanin 2 G und von besonders reiner und klarer Nuance, die auch bei künstlichem Lichte nicht roth erscheint. Als Beize wird in erster Linie Kaliumbichromat empfohlen. Das Brillantchromroth in Teig der Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer und Co. dient zum Baumwolldruck; es gibt mit essigsaurem Chrom und essigsaurer Stärke-Traganthverdickung auf geölten Stoff gedruckt bei nachfolgendem Dämpfen mit Druck sehr schönes volles lebhaftes Türkischroth. Ein anderer Druckfarbstoff derselben Firma ist Chromrubin in Teig. Er wird ebenfalls wie die anderen Chromfarben der Farbenfabriken mit essigsaurer Stärke-Traganthverdickung und essigsaurem Chrom, 20° Bé., auf geölte Baumwollstoffe gedruckt und mit Druck gedämpft. Nuancen Rubinroth bis Purpur. Diamantbraun in Teig empfehlen die Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer und Co. als Vervollständigung ihrer Diamantfarbstoffe (Azofarbstoffe) für Baumwolle und Wolldruck. Man druckt auf Baumwolle mit essigsaurer Stärke-Traganthverdickung und essigsaurem Chrom und fixirt durch Dämpfen ohne Druck; die Lichtechtheit soll ziemlich gut sein. In der Wollfärberei wird es auf chromgebeizte Wolle gefärbt; die Färbungen sollen walkecht sein. Alizaringelb R der gleichen Firma bildet mit essigsaurem Chrom einen röthlichgelben Chromlack, der zwar auch für sich zum Baumwolldruck, mehr aber noch als Misch- und Füllmaterial bei anderen Farben, die gelber und trüber gestellt werden sollen, empfohlen wird. Der Farbstoff kann auch zum Färben chromgeklotzter Baumwolle Verwendung finden. Von den genannten Farbenfabriken wird ferner als chrombeizenfärbender Farbstoff das Cölestinblau B empfohlen. Die Färbungen sollen walkecht, reibecht, bügelecht und widerstandsfähig gegen Licht und Luft sein. Der zu den Oxazinen zählende Farbstoff lässt sich mit allen Alizarin-, Chrom- und Diamantfarben mischen. In der Kattundruckerei wird es auf ungeölte Stoffe gedruckt; die Seifenechtheit ist vorzüglich. Auf Wolle wird Cölestinblau B mit oder ohne Chrom gedruckt und ohne Druck gedämpft. Der Seidendruck ist seifenecht. Das Anthracenroth der Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer und Co. und der Gesellschaft für chemische Industrie in Basel, ein Azofarbstoff aus Nitrobenzidin, Salicylsäure und α1-α2-Naphtolsulfosäure (D. R. P. Nr. 72867), soll als Ersatz des Cochenille ammoniacale und Alizarin zum Färben der Wolle im sauren Bade oder auf Chrombeize dienen; die Farben sind schwefelecht, sehr licht- und walkecht. Um ein lebhaftes Roth zu erzielen, arbeitet man am besten aus Holzgefässen unter Vermeidung von Kupfergefässen. Ein an und für sich unechter Azofarbstoff ist das Chrombraun R O der Farbwerke vorm. Meister, Lucius und Brüning; durch Nachoxydation mit Chromsäure auf der Wollfaser wird es zu einem sehr wasch-, alkali- und säureechten Braun entwickelt. Es findet Anwendung zum Färben von Strick- und Webgarnen, Kammzug und schweren Wollwaaren. Chrom braun B O derselben Firma eignet sich für dunkle, gut licht-, alkali-, schweiss- und säureechte Brauns auf Wollstückwaaren. Man färbt in mit Schwefelsäure und Glaubersalz versetzten Bädern 1 Stunde kochend, setzt dann Chromkali zu und entwickelt das Braun durch 1- bis 1½stündiges Kochen. Das Färbeverfahren dieser beiden Farbstoffe ist zum Patent angemeldet. Chromotrop S, der gleichen Firma patentirt, ein sich von der α1-α4-Dioxynaphtalin-β2-β3-Disulfosäure ableitender Azofarbstoff, färbt Wolle im sauren Bade tiefroth an, wird aber durch Kaliumbichromat und Schwefelsäure in Schwarz von grosser Schönheit übergeführt; je nachdem man kürzere oder längere Zeit kocht, entsteht eine röthere oder blauere Nuance. Das resultirende Schwarz ist von hervorragender Widerstandsfähigkeit gegen Licht, Alkalien, Strassenstaub, Wäsche und auch Säuren. Für feine Schwarzblaus auf Cachemire wird die Marke S B in den Handel gebracht, die in den Echtheitseigenschaften der Marke S etwas nachsteht, in der Schönheit der Nuance dem Blauholzchromschwarz aber gleichkommt. Chromotrop S R hat im Allgemeinen dieselben Eigenschaften wie Chromotrop S; es ist jedoch etwas farbkräftiger und mithin billiger. Es wird nach dem Verfahren des D. R. P. Nr. 69095 hergestellt. Chromotrop F B ähnelt ebenfalls der bekannten Marke S, jedoch liefert es röthere Töne und besitzt ein besseres Egalisirungsvermögen; es wird für Stückwaare zur Herstellung dunkler und dabei billiger Marineblaus empfohlen. Chromogen I der Farbwerke vorm. Meister, Lucius und Brüning in Höchst ist das saure Natrium salz der „Chromotropsäure“ genannten α1-α4-Dioxynaphtalin-β2-β3-Disulfosäure. Es ist als solches kein eigentlicher Farbstoff, sondern ein Product, das zur Erzeugung von echtem Braun auf Wolle durch Auffärben im sauren Bade kochend mit Glaubersalz und Schwefelsäure und nachträgliche Oxydation (Entwickeln) mit Kaliumbichromat und Schwefelsäure nach dem Verfahren des D. R. P. Nr. 77552 dient. Die Färbungen sind säure-, schwefel- und absolut walkecht, ändern die Nuance in stark alkalischer Walke nicht und bluten weder auf Wolle noch Seide und Baumwolle; sie widerstehen einer starken Wäsche, dem Staub, Schweiss und Ammoniak. Ein lauchgrünes Alizarinchinolin aus α-Amidoalizarin, Glycerin, Nitrobenzol und Schwefelsäure ist das Alizaringrün S der Farbwerke vorm. Meister, Lucius und Brüning (D. R. P. Nr. 67470), in erster Linie für Baumwolldruck bestimmt; es wird als Bisulfitverbindung in den Handel gebracht. Die schönsten grünen Dampffarben erhält man mit einer Nickelbeize. Alizarinblau A Teig und Alizarindunkelblau S Teig, zwei neue Alizarinblaumarken derselben Firma, sollen wie die gewöhnlichen Blaumarken dieser Firma Verwendung finden. Das α-Amidoalizarin wird von Seiten der Farbwerke vorm. Meister, Lucius und, Brüning unter dem Namen Alizaringranat R in den Verkehr gebracht (D. R. P. Nr. 66811). Der bordeauxrothe Alizarinfarbstoff ist für Baumwolldruck, Baumwollfärberei und Seidenfärberei bestimmt; er liefert mit Thonerde eine lebhaft röthliche, mit Chrombeizen etwas stumpfere und bläulichere Bordeauxfarbe. Auf dem für Türkischroth gebeizten Garn erhält man ein sehr lebhaftes Bordeauxroth, welches durch Mitanwendung von Chrombeizen, indem man das für Türkischroth gebeizte Garn durch verdünnte Chrombeize G A II passirt, dann auswäscht und färbt, beliebig bis zu Granat nuancirt werden kann. Azochromin von J. R. Geigy und Co. (D. R. P. Anm. G Nr. 9012 und 9225) liefert auf mit Bichromat und Weinstein oder Fluorchrom und Oxalsäure angesottener Wolle ausserordentlich walk- und lichtechte braune Färbungen, die auch gegen Wäsche, Alkalien und Säuren widerstandsfähig sind. Speciell für den Baumwolldruck ist das Chrombraun (Gallusbraun D. R. P. Anm. G Nr. 9019) der gleichen Firma bestimmt; es lässt sich mit allen anderen mit Chrombeizen fixirbaren Farbstoffen combiniren, und die erzielten kräftigen Nuancen sind widerstandsfähig gegen Licht und Seife. Walkblau von Kalle und Co. erzeugt auf Wolle unter Zusatz von Glaubersalz und Schwefelsäure oder unter Zusatz von oxalsaurem Ammoniak sehr licht-, luft-, walk- und schwefelechte Färbungen, deren Echtheit durch nachträgliche Behandlung mit Fluorchrom noch erhöht werden kann. Das Färben kann auch direct auf mit Fluorchrom und Oxalsäure vorgebeizter Wolle vorgenommen werden. Unionechtbordeaux von J. Levinstein und Co. ist ein beizenfärbender Azofarbstoff, der auf mit Chrom gebeizter Wolle oder mit Weinsteinpräparat und Fluorchrom gefärbt wird. In einem Vortrage gelegentlich des VI. Deutschen Färbertages in Berlin erörterte Otto N. Witt die Einwirkung des Lichtes auf die Farbstoffe (vgl. auch Prometheus, 1894 S. 625 und 641 und Färberzeitung, 1893/94 S. 317). Das Sonnenlicht ist ein Gemisch von Aetherschwingungen der verschiedensten Wellenlängen. Jene, die länger als 760 Millionstel Millimeter sind, nehmen wir als Wärme wahr, die Wellenlängen der eigentlichen Lichtstrahlen liegen zwischen 760 und 393 Millionstel Millimeter und eine noch kürzere Wellenlänge haben die ultravioletten Strahlen. Werden die Farbstoffe von diesen verschiedenen Strahlen getroffen, so wird ein Theil der letzteren zurückgeworfen, gelangt in unser Auge und bringt dort den Lichteffect hervor, ein anderer Theil aber wird verschluckt und entweder durch Ueberführung von Strahlen mit kurzer Wellenlänge in solche von langer Wellenlänge in Wärme umgewandelt oder – es sind dies hauptsächlich die im Lichte bereits vorhandenen oder durch Kürzung der längeren Lichtwellen entstehenden ultravioletten Strahlen – zur Einleitung irgend welcher chemischen Reactionen verbraucht. Als Beispiel für letzteren Fall wird das Chlorophyll angeführt, das von den auf die Pflanzen fallenden Sonnenstrahlen nur die rothen und orangegelben Theile absorbirt, diese in Schwingungen von kurzer Wellenlänge verwandelt, welche nun als chemische Energie die Bildung des Stärkemehls in den Pflanzen veranlassen. Die auf die Gespinnstfasern aufgefärbten Farbstoffe erzeugen, wie oben gesagt, auch chemische Energie, welche – bietet sich ihr nichts anderes – den Farbstoff selbst zerstört und durch Dissociation oder durch Oxydation unter Mitwirkung des Luftsauerstoffes in farblose Reactionsproducte verwandelt. Man hat neuerdings angefangen, die von Farbstoffen durch Lichtverwandlung erzeugte chemische Energie auf Kupfersalze abzuleiten, indem man Färbungen zur Erhöhung ihrer Lichtechtheit mit Kupfersalzen imprägnirt. Diese werden nämlich durch die chemisch wirksamen Strahlen in Kupferoxydulverbindungen und freien Sauerstoff gespalten; der Sauerstoff verbindet sich aber sehr bald wieder mit dem Oxydulsalz zu Kupferoxydsalz. Hierbei wird zwar das gleiche Maass an Energie wieder frei, das ursprünglich zur Zerlegung des Kupferoxydsalzes nöthig war, aber diese Energie äussert sich nunmehr in der Form von unschädlicher Wärme. Beim Sengen der mit directen Farbstoffen gefärbten Baumwolle auf der Platte macht sich häufig der Uebelstand geltend, dass die Schwielen und Brüche auf der Waare mehr oder weniger gesengt werden als die Waare selbst, wobei Streifen entstehen. Um diese zu vermeiden, empfiehlt E. Waldhaus die Nassenge. Die Waare wird auf der Klotzmaschine durch heisses Wasser genommen, 4- bis 8mal über die glühende Kupferplatte passirt und dann sofort in die Kreppmaschine gebracht (Färberzeitung, 1892/93 S. 349). O. Walther bemerkt zu dem Vorschlage G. Löbner's an Stelle der Seife stark verdünnte Schwefelsäure zum Walken der Wollstoffe anzuwenden, dass bei leichteren Stoffen, Cheviots, lose gewebten glatten Tuchen, überhaupt allen Stoffen, die eine längere Walke nicht beanspruchen, die saure Walke anwendbar sei, dass sie aber für schwere, dicht eingestellte, längere Zeit zu walkende Waare, z.B. in der Feintuchfabrikation, nicht geeignet sei; es soll hierbei ein nachtheiliger Einfluss der Säure auf die Wollfaser eintreten (Färberzeitung, 1892/93 S. 329). Es bleibt abzuwarten und die Erfahrung wird es lehren, in welchem Maasstabe die „saure Walke“ – die bei ihrer Empfehlung seinerzeit berechtigtes Aufsehen erregt hat und die die Verwendung einer ganzen Reihe von Wollfarbstoffen ermöglicht, welche sonst in der Alkaliwalke ihre Farbe verändern – die alte Walke zu ersetzen im Stande ist. Ganz neuerdings hat man auch begonnen, leicht dissociirbare Chloride, wie Chloraluminium, Chlormagnesium u.s.w. für die saure Walke zu verwenden. Die Analogie mit der Carbonisation ist auffallend, aber noch unerklärt. Ferner erinnert O. Walther an die Gefahren, die das Verweilen der Gewebe in mit Zink- oder besonders mit Messingblech ausgeschlagenen Walk- oder Waschmaschinen mit sich bringt. Die Oxydationsproducte der Metalle dieser Bleche sind häufig die Ursache grösserer Flecke und Farbenveränderungen in der Waare. So wirkt beispielsweise Ammoniak auf das Kupfer des Messings unter Bildung von Kupferoxydammoniak ein; alle mit dieser Kupferverbindung in Berührung gekommenen Stofftheile färben sich in der Küpe stets dunkler. Zum Schlusse sei hier auf eine Anwendung des Ozons von Siemens und Halske zur Darstellung besonders reiner Stärke und Stärkederivate aus gewöhnlicher – namentlich Kartoffel- – Stärke aufmerksam gemacht, die für die Färberei und Kattundruckerei nicht ohne Interesse ist und von O. Frölich in der Elektrochemischen Gesellschaft (siehe auch Prometheus, 1894 S. 117) empfohlen wurde. Die mit Ozon und Chlorwasser nach dem D. R. P. Nr. 70012 gebleichte und „raffinirte“ Stärke ist das Ausgangsmaterial einer Reihe von Derivaten, von denen lösliche Stärke, Dextrin, Leyogomme und Krystallgummi hier genannt werden sollen. Diese Producte werden aus der raffinirten Stärke im Allgemeinen nach denselben bekannten Methoden – allerdings immer unter Beihilfe von Ozon – hergestellt, welche bereits zur Darstellung der gewöhnlichen löslichen Stärke, Dextrin und Gummi dienen. Die Anwendung des Ozons ermöglicht es, Derivate von hervorragender Reinheit zu erzeugen. Es werden besonders Dextrin und Leyogomme für die Zeugdruckerei empfohlen. Das Dextrin ist schön weiss, geruchlos und in kaltem Wasser klar löslich; Leyogomme ist hellgelb, geruchlos und ebenfalls in kaltem Wasser klar löslich. Die Litteratur der chemischen Verarbeitung und Veredelung der Gespinnstfasern hat durch eine Reihe von neuen Werken eine nicht unwesentliche Ergänzung erfahren. Die bereits in dem vorhergehenden Bericht angekündigte „Tabellarische Uebersicht über die künstlichen organischen Farbstoffe und ihre Anwendung in Färberei und Zeugdruck“ von A. Lehne ist nunmehr vollständig erschienen. Das Werk enthält Ausfärbungen und die dazu gehörigen Färbevorschriften der in den bekannten Tabellen von Schultz und Julius aufgeführten Farbstoffe; ferner wird eine Anleitung zur Prüfung der Färbungen auf Echtheit und zum Nachweis der Farbstoffe auf der Faser gegeben. Eine Zierde unserer Fachlitteratur ist die Arbeit von bleibendem Werthe. Ein ziemlich ausführliches, durchaus empfehlenswerthes „Handbuch der Färberei“ wurde von Knecht, Rawson und Löwenthal verfasst. A. Kielmeyer hat die „Entwickelung des Anilinschwarz in der Druckerei und Färberei“ in einem kleineren Bändchen sehr interessant geschildert. Die Walkechtfärberei der Wolle hat eine Abhandlung von Herzinger zum Gegenstande. Besondere Beachtung verdient ferner das Werk von Zipser: „Die Apparate und Maschinen der Wäscherei, Färberei und des Zeugdrucks“. Ein Atlas mit einer ganzen Anzahl von sauber ausgeführten Abbildungen ist dem Werke beigegeben. (Vgl. 1894 292 240.) Herzfeld behandelt in einer Broschüre die „Dampfwäscherei“, Cadoret die Fabrikation der „künstlichen Seide“. Zwei französische Werke beschäftigen sich ebenfalls mit der Färberei der Gespinnstfasern: M. Prud'homme, „Teinture et impression“ und J. Garçon, „La pratique du teinturier“. Beide Verfasser sind in Fachkreisen wohl bekannt. Von dem letzteren Werke ist bisher nur der erste Theil erschienen, welcher die Methoden des Färbens und eine Anleitung zur Anstellung von Färbeversuchen enthält. Die Schultz-Julius'schen Tabellen wurden von A. G. Green in das Englische übersetzt und zu gleicher Zeit durch Aufnahme aller jener seit Erscheinen der deutschen Ausgabe neu in den Handel gebrachten Farbstoffe, deren Constitution bekannt wurde, bis auf die Gegenwart ergänzt. Von Nietzki's „Chemie der organischen Farbstoffe“ ist wiederum eine neue Auflage nöthig geworden. Die Errungenschaften der letzten Jahre auf dem Gebiete der Farbenchemie sind in vollem Maasse berücksichtigt, so dass das Werk als das derzeit beste und vollständigste Lehrbuch der Chemie der organischen Farbstoffe bezeichnet werden muss. Cross und Bevan haben soeben unter dem Titel „Cellulose, an outline of the Chemistry of the structural elements of plants“ (London, Longmans, Green and Co.) eine umfassende Monographie dieses wichtigsten Baustoffes der Pflanzenwelt veröffentlicht, zu dessen genauerer Erforschung sie in den letzten Jahren mehr beigetragen haben, als irgend ein anderer Forscher. Dieses ausgezeichnete und geistvoll geschriebene Werk berücksichtigt nicht nur alle Forschungsergebnisse über die Cellulose und die mit ihr verwandten Körper, sondern es dringt auch tief in die Technik dieser Substanzen ein und wirft ganz neue Streiflichter auf die chemiche Begründung der üblichen, meist empirischen Methoden. Es unterliegt keinem Zweifel, dass für die nächste Zukunft dieses Werk die Grundlage für alle weitere Arbeit auf diesem umfassenden Gebiete bilden wird. Von allgemeinerem Interesse dürften ferner sein der „Amtliche Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches auf der Columbischen Weltausstellung in Chicago 1893“ und der „Specialkatalog der chemischen Industrie Deutschlands“ auf derselben Ausstellung, der erstere redigirt, der letztere verfasst von O. N. Witt. In dem ersteren findet sieb eine Abhandlung über die Entwickelung und den jetzigen Stand der Textilindustrie in Deutschland, und in dem letzteren ist die Entwickelung der Industrie der künstlichen Farbstoffe geschildert. Wir verweisen weiter auf den „Bericht über die chemische Industrie auf der Columbischen Weltausstellung zu Chicago und in den Vereinigten Staaten von Nordamerika im Jahre 1893“ von O. N. Witt. Die Fortschritte auf dem Gebiete der Farbenindustrie, der Färberei und des Zeugdruckes während des Jahres 1893 endlich hat A. Buntrock in einer „Jahresrundschau“ an der Hand von Auszügen der Patente und der Fachlitteratur zu schildern versucht.