Titel: Neuere Pumpen.
Autor: Fr. Freytag
Fundstelle: Band 296, Jahrgang 1895, S. 121
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Neuere Pumpen. Von Fr. Freytag in Chemnitz. (Vorhergehender Bericht 1893 288 * 105.) Mit Abbildungen. Neuere Pumpen. In dem Nachstehenden soll über die Fortschritte berichtet werden, welche in den letzten Jahren auf dem Gebiete der Flüssigkeitshebung durch Maschinen gemacht wurden, wobei die Maschinen zur Ortsveränderung der Luft – die Gebläse, Luftcompressoren und Luftpumpen oder Vacuumpumpen – unberücksichtigt geblieben sind. Die Eintheilung des reichhaltig vorliegenden Stoffes ist in der Weise getroffen, dass zunächst die immer weiter verbreiteten direct wirkenden Dampfpumpen für gewerbliche und industrielle Zwecke jeder Art, darnach die zur Wasserversorgung von Städten u.s.w. dienenden Wasserwerkspumpen unter Hinzufügung von Mittheilungen über Wasserdruckbetriebsanlagen, sodann die mit Dampf betriebenen Bergwerkspumpen, sofern dieselben, wie auch die Wasserwerkspumpen nicht zu den direct wirkenden Dampfpumpen gehören, ferner die Wassersäulenmaschinen, des weiteren die Dampfdruckpumpen, Kreiselpumpen, Dampfstrahlpumpen, sowie verschiedene Pumpen für Wasser und andere Flüssigkeiten, welche nicht in den Rahmen der bisher genannten Flüssigkeitshebemaschinen hinein gehören, schliesslich einzelne Neuerungen und Verbesserungen, welche an Pumpen getroffen wurden, zur Besprechung gelangen. 1) Direct wirkende Dampfpumpen. Die hauptsächlichsten Fortschritte, welche im Laufe der letzten Jahre an direct wirkenden Dampfpumpen, deren Construction bekanntlich von Henry R. Worthington herrührt (1893 288 * 62), getroffen wurden, bestehen in der Einführung der Zwei- bezieh. Dreifach-Verbundmaschinen, sowie in der Verwendung hochgespannten Dampfes und weitgehender Expansion. Hierdurch, sowie durch Anordnung von Kraftausgleichern, von denen weiter unten die Rede sein wird, war es möglich, derartige Pumpen den Schwungradpumpen namentlich in ökonomischer Hinsicht ebenbürtig an die Seite zu stellen, wie denn die immer grössere Verbreitung, welche die direct wirkenden Dampfpumpen auch in Europa zur Bedienung hydraulischer Accumulatoren, für hydraulische Pressen, hydraulische Nietanlagen, unterirdische Wasserhaltungen, zur Wasserversorgung grösserer industrieller Anlagen und Städte, überhaupt zur Förderung jeglicher Flüssigkeiten auf mehr oder weniger beträchtliche Höhen gefunden haben, am besten Zeugniss davon ablegt, welcher grossen Beliebtheit sich diese nur einen geringen Raumbedarf erfordernden Pumpen überall erfreuen. R. E. Lengerke in Westminster steuert den Vertheilungsschieber einer eincylindrigen Pumpmaschine durch eine mittels Druckluft oder Druckwasser betriebene kleine Hilfsmaschine. Die den Industries, 1892, entnommenen Abbildungen (Fig. 1 bis 4) zeigen die Arbeitsweise der Pumpe. Der Vertheilungsschieber A ist mit dem Kolben des kleinen Druckwassercylinders B durch eine Stange verbunden, deren Ende sich in dem Gehäuse C führt; die in dem letzteren untergebrachte Feder dient dazu, dem Schieber in der einen Bewegungsrichtung einen vermehrten Widerstand entgegenzusetzen. Der Schieber D des Wassercylinders wird durch Mitnehmer E1 welche auf die Enden der zugehörigen Schieberspindel wirken, hin und her bewegt, und diese selbst erhalten ihre Bewegung von einem Daumen F, welcher mit Anschlägen auf der die Mitnehmer E verbindenden Stange zusammentrifft. Eine schwingende Bewegung wird dem Daumen F durch den mit dem Kreuzkopfe verbundenen Hebel G ertheilt, welcher ausserdem mittels der Stange I auf die Expansionsschieberplatten H wirkt. Textabbildung Bd. 296, S. 121 Lengerke's Pumpensteuerung. Der Schieberkasten des Wassercylinders steht mit dem Druckraume der Pumpe in Verbindung, so dass die auf den Kolben geäusserte Kraft annähernd dem Pumpenwiderstande proportional ist und der Hub des Vertheilungsschiebers A, entgegen der Federwirkung, grösser oder kleiner ausfällt bezieh. der Dampf während eines grösseren oder kleineren Kolbenhubes in den Arbeitscylinder gelangt. Das Ausströmrohr des Hilfscylinders ist mit einem Hahn versehen, durch dessen Stellung die Pause beim Hubwechsel geregelt werden kann; ebenso lässt sich auch die Spannung der in dem Gehäuse C liegenden Feder verändern. Die Expansionsschieber auf dem Rücken des Vertheilungsschiebers lassen sich von aussen verstellen. Eine stehende Dampfpumpe mit Hilfskolbensteuerung von J. Tweedy, Walker und J. Patterson in Wallsend, Northumberland, veranschaulichen die dem Engineering entnommenen Abbildungen (Fig. 5 bis 7). Dem linksseitigen Hilfscylinder strömt frischer Dampf durch den geöffneten Hahn O1 zu, während der im rechtsseitigen Hilfscylinder wirksam gewesene Dampf durch die Hähne O2 und O3 ins Freie tritt. Der Kolben F bewegt sich demnach von links nach rechts und nimmt hierbei den Vertheilungsschieber D mit, so dass durch die frei werdende Oeffnung E2 frischer Dampf in den Arbeitscylinder ein- und durch die Oeffnung E1 verbrauchter Dampf aus demselben austreten kann bezieh. sich der Kolben B nach aufwärts bewegt. Dies verursacht mittels des Hebels K, der Schieberspindel I1 und des Bügels I auch eine Aufwärtsbewegung des Schiebers D, wodurch die Oeffnungen E2 und E1 wieder geschlossen werden und ausser Verbindung mit dem Ein- bezieh. Ausströmrohr kommen. Der Kolben B kann sich nur um so viel auf- und abwärts bewegen, als die Querbewegung durch die Hilfskolben F gestattet. Nähert sich der Kolben B dem Ende seines Hubes, so wird der Steuerhahn N durch den Arm L und Anschlag M1 umgestellt, so dass frischer Dampf nun in den Hilfscylinder G strömt und die Kolben F sich in entgegengesetzter Richtung wie vordem bewegen. Textabbildung Bd. 296, S. 122 Dampfpumpe von Tweedy, Walker und Patterson. Durch geeignete Stellungen der Hähne O1O2O3, sowie der Anschläge M1M2 lässt sich die Arbeitsweise der Maschine regeln. Textabbildung Bd. 296, S. 122 Dampfpumpe von Richardson. Eine ebenfalls stehende direct wirkende Dampfpumpe für Marinezwecke von R. Richardson in Paisley, Renfrew, N. B., veranschaulichen die den Industries, 1892, entnommenen Abbildungen (Fig. 8 bis 12). Dampf- und Wassercylinder A bezieh. B sind durch kräftige Säulen und ihre Kolben C bezieh. D durch Stangen mit einander verbunden, deren äussere Enden mit einem Stück E verkuppelt sind, an dessen einseitigem Arm eine Stange F angreift, welche mittels Hebel G das Steuerorgan H bethätigt. Letzteres besteht aus einem hohlen, cylindrischen Schieber, welcher sich in einem cylindrischen Gehäuse I, dessen Achse mit derjenigen des Dampfcylinders einen rechten Winkel bildet, hin und her bewegt. Das Gehäuse ist mittels Flansch seitlich am Dampfcylinder aufgeschraubt; in letzterem sind nach seinem oberen und unteren Ende führende Dampfkanäle K und K1 angeordnet, welche im unteren Theile des Schiebergehäuses zu beiden Seiten eines mittleren Ausströmkanales K2 ausmünden. Der Schieber kann in dem Gehäuse I in Richtung seiner Längsachse auf dem flachen Theil der Spindel durch den Dampfdruck um einen gewissen Betrag abwechselnd hin und her bewegt werden. Der durch L in das Schiebergehäuse strömende Dampf tritt zunächst in den ringförmigen Raum M desselben, mit welchem jede der beiden Oeffnungen NN1 bei der Drehbewegung des Schiebers in Verbindung kommt, und veranlasst hierdurch die abwechselnde Längsbewegung desselben, ferner in eine mittlere Oeffnung des Schiebers und von hier nach den Oeffnungen OO1, welche je nach der Längsbewegung des Schiebers mit den Kanälen KK1 in Verbindung treten, so dass der Dampf nach dem oberen oder unteren Ende des Arbeitscylinders strömen kann. Textabbildung Bd. 296, S. 122 Dampfpumpe von Holborow. Der durch die Kanäle KK1 austretende Abdampf gelangt in eine D-förmig gestaltete Aushöhlung des Schiebers, welche entweder K oder K1 mit dem Ausströmkanal K2 in Verbindung bringt. Die zur Ein- und Ausströmung des Wassers dienenden Pumpenventile liegen in getrennten Kammern über einander und bestehen aus je einer Anzahl kurzer hohler Kolbenventile Q (Fig. 8 und 12) mit zwischenliegenden Führungen R. Bei der direct wirkenden Dampfpumpe von H. G. Holborow in Stonehouse, Gloucestershire, erfolgt die Bethätigung des Steuerschiebers von der Kolbenstange aus, mit welcher er direct verbunden ist, unter Mitwirkung einer zusammengedrückten Schraubenfeder, an deren Stelle auch comprimirte Luft treten kann. Wie die den Industries, 1893, entnommenen Abbildungen (Fig. 13 und 14) erkennen lassen, ist an die Kolbenstange A ein um B schwingender doppelarmiger Hebel C angeschlossen, welcher durch einen Gleitklotz D mit einer Stange E, letztere durch ein Gelenk mit der Schieberspindel F verbunden ist. An die Stange E greift ferner mittels Hebels Gein Druckstück H an, welches sich auf eine Schraubenfeder I stützt und durch einen Lenker I1 geführt wird, ausserdem ein um L schwingender Gewichtshebel K. Bewegt sich der Kolben aus seiner in Fig. 13 ersichtlichen Todtpunktlage nach rechts, so wird durch die Schwinge C zunächst die Feder I zusammengedrückt, danach der Steuerschieber direct mitgenommen. Hierbei kommt der Hebel G in die bezüglich der Fig. 13 entgegengesetzte Lage und die zusammengedrückte Feder bewirkt, indem sie in ihre ursprüngliche Lage zurückkehrt, die Vollendung des Schieberhubes, da der Gleitklotz D der Stange E eine gewisse Bewegung unabhängig von der Schwinge C gestattet. W. Holker in Liverpool bethätigt den Steuerschieber e (Fig. 15 bis 17) des zu einer direct wirkenden Pumpe gehörigen Dampfcylinders durch eine Schwinge i derart, dass das Abschneiden der Dampfzufuhr nach Zurücklegung eines gewissen Kolbenhubes erfolgt und der im Cylinder eingeschlossene Dampf auch durch Expansion Arbeit verrichten kann. Die auf der Welle h sitzende Schwinge i wird vom Kreuzkopf d, welcher die Kolbenstangen j und K des Dampf- bezieh. Pumpencylinders mit einander verbindet, hin und her bewegt und trägt an den Enden ihrer beiden Arme Führungen für je eine Gleitplatte i2, welche durch Federn i3 in ihrer Lage gehalten werden und mit ihren unteren vorstehenden Enden einen gewissen Winkel mit der unteren Fläche der Schwinge i bilden. Auch die Enden der letzteren sind mit Vorsprüngen versehen, welche das Voreilen des Schiebers bestimmen, während die untere Fläche der Schwinge so geformt ist, dass der Schieber nach Zurücklegung des halben oder irgend welchen Kolbenhubes den Dampf abschneidet. Textabbildung Bd. 296, S. 123 Holker's Pumpensteuerung. Um einen gleichmässigen Gang der Maschine zu sichern, ist der Kreuzkopf d mit einem kleinen Schwungrad p verbunden, welches ein Getriebe r trägt; dieses steht mit den Zähnen eines in Führungen t auf- und abwärts gleitenden Rahmens s derart in Eingriff, dass das Schwungrad eine ununterbrochene Drehbewegung ausführt. Die unteren Enden der am Maschinenrahmen befestigten Hebel u sind durch eine Stange v mit einander verbunden, welche auf einen Hebel w wirkt, der sich mit seinen beiden Armen auf den geneigten Flächen einer unterhalb des Rahmens s liegenden Schleife x führt. Die Hebel u werden von Stangen z bethätigt, welche durch die Enden des Rahmens s treten und am Ende eines jeden Hubes von dem mit ihnen abwechselnd in Berührung kommenden Kreuzkopf ihre Bewegung ableiten, derart, dass auch der Rahmen s durch Stange v und Hebel w eine auf- bezieh. abwärts gerichtete Bewegung annimmt und auf das Getriebe r zu liegen kommt. Eine Dampfpumpe von T. H. Williams in London, bei welcher der Arbeitskolben des Dampfcylinders gleichzeitig auch die Dampfvertheilung regelt, zeigen die den Industries entnommenen Abbildungen (Fig. 18 und 19). Textabbildung Bd. 296, S. 123 Dampfpumpe von Williams. Dampf- und Pumpencylinder A bezieh. B bilden, damit ihre Achsen genau zusammenfallen, mit dem Zwischentheile G ein einziges Gusstück. Der Pumpencylinder ist in gewöhnlicher Weise hergestellt. Der Kolben A1 des Dampfcylinders hat eine grössere Länge, als der Hub beträgt; er führt eine Drehbewegung um seine Achse, wie auch abwechselnd eine geradlinige Bewegung in der Lothrechten mit Hilfe der Kolbenstange D, des Armes I0, der auf einer Welle F befestigten Kurbel E und des Fig. 18 ersichtlichen Universalgelenkes aus. Die Welle F führt sich in dem Lager G des Zwischentheiles C und trägt ein Schwungrad H. Auf dem Umfange des Kolbens sind in Form von Nuthen gehaltene Aussparungen II1 und I2I3 für Ein- bezieh. Ausströmung des Dampfes angebracht, welche entweder ganz oder theilweise der elliptischen Bahn der Kolbenbewegung entsprechend derart gekrümmt sind, dass die Aussparungen II1 stets mit der Einströmöffnung K, die Aussparungen I2I3 stets mit der Ausströmöffnung L während des Kolbenhubes in Verbindung stehen. Die Aussparungen II1 stehen mit dem oberen bezieh. unteren Ende des Kolbens A1 durch Kanäle M bezieh. M1, die Aussparungen I2I3 durch Kanäle M2M3 in ähnlicher Weise mit den entgegengesetzten Enden von A1 in Verbindung. Es ist leicht einzusehen, dass bei den abwechselnden Dreh- und Längsbewegungen des Kolbens A1 die Aussparungen II1 bezieh. I2I3 abwechselnd der Ausströmöffnung L und der Einströmöffnung K gegenüber zu liegen kommen, so dass Dampf an jedem Cylinderende entweder aus- oder einströmen kann. Durch grössere oder geringere Längen der Aussparungen II1 lässt sich die Dampfzufuhr an irgend welchem Punkte der Kolbenbewegung abschneiden, auch wird das innere und äussere Voreilen von den Abmessungen der Aussparungen abhängig sein bezieh. kann denselben eine solche Länge gegeben werden, dass die Einströmung von Dampf erst beginnt, nachdem der Kolben das Ende seines Hubes erreicht hat. Behufs grösserer Leistung und Oekonomie hat J. H. Carruthers in Polmadie, Renfrew, N. B., nach Industries, 1892, die nachstehend beschriebenen Verbesserungen an solchen direct wirkenden Dampfpumpen getroffen, welche mit zwei hintereinander liegenden Dampfcylindern arbeiten. Wie Fig. 20 ersichtlich, bilden die nach dem Verbundsystem arbeitenden Cylinder A und B ein einziges Gusstück. Die Kolben C und D sitzen auf Stangen E und F, welche die erhaltenen Bewegungen in der gewöhnlichen Weise auf den Pumpenkolben übertragen. Textabbildung Bd. 296, S. 124 Carruthers' Dampfpumpe. Zur Steuerung beider Cylinder dient ein einziger Schieber H in dem Gehäuse G. In der Schiebergleitfläche liegen fünf Oeffnungen I, I1, K, L und M (Fig. 21 und 22), von denen die mittlere Oeffnung K für den austretenden Dampf bestimmt ist, während die beiden äusseren I und M mit dem Hochdruck-, die anderen beiden Oeffnungen I1 und L mit dem Niederdruckcylinder in Verbindung stehen. Der Schieber mit Aushöhlung N in der gewöhnlichen Weise hat einen Durchgangskanal O, durch welchen Dampf vom Hochdruck- nach dem Niederdruckcylinder strömt. Die Bewegung des Schiebers erfolgt durch eine Stange P, deren Enden mit Gewinde versehen sind und Kolben QR tragen, die sich in Cylindern ST an beiden Enden des Schiebergehäuses führen und in eigenartiger Weise durch den Arbeitsdampf, welcher auf ihre Aussenflächen wirkt, hin und her bewegt werden. Hierzu dient ein kleiner Schieber U, welcher mit einer Stange V verbunden ist, die ihre Bewegung von einem Winkelhebel W ableitet, der mittels Bolzen X und Y von den Arbeitskolben C und D entsprechend gedreht wird. Textabbildung Bd. 296, S. 124 Umsteuerung von Healy und Southern. In ähnlicher Weise bewirken B. D. Healy und G. Southern in Bamber Bridge, Lancashire, die Umsteuerung des Vertheilungsschiebers mittels eines vom Arbeitskolben durch Knaggen hin und her bewegten Vorsteuerschiebers. Nähert sich der Kolben A (Fig. 23 und 24) der linksseitigen Knagge B, so bewegt sich der Vorsteuerschieber nach rechts und gibt eine Oeffnung D frei, so dass, da die Kammer E mit dem Ausström-, die Kammer F mit dem Einströmrohre in Verbindung steht, auch der Vertheilungsschieber G eine Rechtsbewegung ausführt und Dampf nach dem linksseitigen Ende des Cylinders gelangt. Bewegt sich der Kolben A in der entgegengesetzten Richtung und nähert sich der linksseitigen Knagge, so wiederholt sich der Vorgang in ähnlicher Weise. In die Enden der Schieberkammer sind Pfropfen H geschraubt, durch welche der Hub des Vertheilungsschiebers regulirt werden kann. (Die Pfropfen sollten von aussen und nicht erst nach Abnahme der Cylinderdeckel zugänglich sein). Fig. 25 zeigt die Umsteuerung an einer mittels Druckwasser betriebenen Pumpe. Treibt das Druckwasser in dem Cylinder I den Arbeitskolben I1 nach dem rechtsseitigen Ende des Cylinders K, so wird der Anschlag L und damit die Schieberspindel M nach rechts getrieben und, da die Oeffnung N mit der freien Atmosphäre in Verbindung, ferner die Kammer O unter Druck steht, auch der Vertheilungsschieber P nach rechts bewegt, so dass Druckwasser in den rechtsseitigen Treibcylinder I treten kann. Kommt der Kolben I1 in seine andere Endstellung, so findet eine ähnliche Wirkung der arbeitenden Theile statt. J. N. Floyd in Handsworth, Staffs., bewirkt die Umsteuerung des Vertheilungsschiebers wieder durch directe Wirkung des Arbeitsdampfes auf die äusseren Flächen des ersteren. Textabbildung Bd. 296, S. 124 Floyd's Umsteuerung. Wie die den Industries vom 29. Mai 1891 entnommenen Abbildungen (Fig. 26 und 27) erkennen lassen, ist die Verbindung des Innenraumes A des Schieberkastens, in welchen der frische Kesseldampf strömt, mit den Cylindern B, in denen sich die Kolben C des Schiebers D bewegen, durch Hilfskanäle E im Schiebergehäuse hergestellt, deren Durchgangsquerschnitte von aussen mittels der Schrauben F eingestellt werden können. Die cylindrischen Räume B stehen durch Rohrleitungen mit den Enden des Cylinders in Verbindung. Um zu verhüten, dass die Schrauben F durch unberufene Personen so weit nach unten bewegt werden, dass sie die Durchgänge E vollständig abschliessen und die Pumpe in Folge dessen zum Stillstand kommt, sind dieselben mit Durchblasöffnungen in solcher Grösse versehen, dass noch so viel Dampf durchtreten kann, um die Pumpe in Gang zu halten. Fig. 28 lässt die Steuervorrichtung an einer Verbunddampfpumpe erkennen. A ist der Hochdruck-, B der Niederdruckcylinder. Der Vertheilungsschieber C des letzteren wird durch einen Kolben hin und her bewegt, der sich in einem Hilfscylinder E führt, dessen Enden, wie die Abbildung erkennen lässt, behufs Ein- bezieh. Ausströmung des Dampfes durch Rohre F und G mit den bezüglichen Kanälen des Cylinders A in Verbindung stehen. Die Enden des Schiebers C bilden wieder Kolben HH, welche sich in kurzen Cylindern I bewegen und zur Regelung der Bewegung des Kolbens D dienen; letzterer ist mit dem linksseitigen Kolben H durch eine Stange N verbunden. Textabbildung Bd. 296, S. 125 Fig. 28.Floyd's Umsteuerung. Jedes Ende des Schieberkastens, in welchem die Schieber H arbeiten, ist durch Hilfskanäle K, deren Durchgangsquerschnitte, genau wie oben angegeben, durch Schrauben LL geändert werden können, mit dem Inneren des Schieberkastens verbunden. Tritt nun in den Hilfscylinder E Dampf durch die Rohre FG aus dem Hochdruckcylinder A und treibt den Kolben D vor- oder rückwärts, so wird der in den cylindrischen Räumen I auf der einen oder anderen Seite befindliche Dampf zusammengepresst und damit ein elastisches Polster gebildet, welches die Bewegung des Hilfskolbens D hemmt. Hierdurch werden die Arbeitskolben des Hoch- und Niederdruckcylinders am Ende ihres Hubes zu einem kurzen Stillstand gezwungen, so dass die Pumpenventile geräuschlos und ohne Stoss auf ihre Sitze fallen. Die Verzögerung der Bewegung des Schiebers C lässt sich auch durch Hähne MM in den Rohrleitungen FG reguliren. Die Umsteuerung des zum Hochdruckcylinder gehörigen Vertheilungsschiebers erfolgt ebenfalls durch den Arbeitsdampf des Hochdruckcylinders in der auf der Abbildung ersichtlichen Weise. Eine neuere Anordnung der Steuerung an Duplex-Dampfpumpen von der Worthington Pumping Engine Company in London veranschaulichen die der The Engineering Review vom 5. October 1891 S. 227 entnommenen Abbildungen (Fig. 29 bis 31). Während bei der gewöhnlichen Anordnung derartiger Pumpen der Vertheilungsschieber eines jeden Arbeitscylinders von der Kolbenstange des anderen Cylinders mittels aussen liegender Steuerung mitgenommen wird, ist im vorliegenden Falle die mit verschiedenen Abänderungen versehene Steuerung in das Innere des Schieberkastens verlegt. Hierdurch wird eine grössere Einfachheit der Construction der Einzeltheile, welche auch zufälligen Beschädigungen nicht mehr so ausgesetzt sind wie vordem, ferner eine vollkommene Schmierung aller bewegten Theile mittels der bisherigen Vorrichtungen erreicht. Die Dampfcylinder A und B haben die gewöhnlichen Ein- und Ausströmkanäle VY, welche mit dem Schieberkasten C und den Ausströmkanälen bezieh. dem Ausströmrohre D communiciren. Die Mündungen der Kanäle im Schieberkasten werden von zwei Schiebern F und G bedeckt. Die Kolbenstange H des Dampfcylinders A bethätigt die Schieberstange K mit Hilfe des Hebels M, diejenige I des Cylinders B die Schieberstange L mit Hilfe des Hebels N. Beide Hebel sind um den Bolzen E drehbar und mit den Kolbenstangen durch auf denselben verschiebbare Muffen S verbunden. Der quer im Schieberkasten liegende Arm O ist mittels Stellschraube auf der Schieberstange K befestigt und liegt mit seinem freien Ende zwischen Ansätzen R des Schiebers G. Die Schieberspindel L trägt stellbare Anschläge U, zwischen welche das eine Ende des um einen mittleren Zapfen Q schwingenden Hebels P greift, während das andere Ende des Hebels P zwischen Anschlägen T des Schiebers F liegt. Zwischen den Anschlägen R und T sowie den Hebeln O und P ist das nöthige Spiel vorgesehen. Durch die Bewegungen der Kolbenstangen jeder Maschinenseite werden die Schieberstangen auf derselben Seite bethätigt. Bevor die Schieberstange K das Ende eines Hubes erreicht, wird der Schieber G durch den Arm O getroffen und in derselben Richtung wie die Schieberstange, aber in entgegengesetzter Richtung zur Kolbenstange H auf derselben Maschinenseite mitgenommen. Kommt die Schieberstange L nahe ihrer Endstellung, so bewegt sie mittels der Anschläge U und der Schwinge P den Schieber F in entgegengesetzter Richtung zu derjenigen der Schieberstange bezieh. in derselben Richtung, in welcher sich die Kolbenstange I bewegt. Bei der direct wirkenden Duplex-Dampfpumpe von G. G. Picking und W. Hopkins in London erfolgt die Bewegung der cylindrischen Steuerschieber wieder durch den Arbeitsdampf. Textabbildung Bd. 296, S. 125 Dampfpumpensteuerung der Worthington Co. Wie die den Industries, 1891, entnommenen Abbildungen (Fig. 32 bis 34) erkennen lassen, strömt nämlich, sobald der Kolben A bei seiner durch die Pfeilrichtung angegebenen Bewegung den Kanal B überschritten hat, durch diesen, sowie den Kanal C Dampf gegen den Cylinderschieber D und bewegt denselben nach dem Schieberkastendeckel E zu. Der Abdampf entweicht aus dem Schiebergehäuse D durch die Kanäle F und G nach der Emissionsseite des Kolbens A, wobei die schmale Austrittsöffnung H durch den Schieber I geschlossen gehalten wird. Die Bewegung des anderen Kolbens wird in Folge der Verschiebung des Schiebers D eine umgekehrte sein und sowie er in seinem Cylinder eine ähnliche Oeffnung wie B überschritten hat, auch hier in ähnlicher Weise Dampf durch diese Oeffnung und den Kanal F treten und den Schieber I nach dem Schieberkastendeckel L zu bewegen. Fig. 34 zeigt die Stellung der Kanäle nach erfolgter Umsteuerung, wenn der Kolben A das Ende seines Hubes bei M erreicht hat; der Kanal G ist in dieser Stellung durch den Schieber I geschlossen, der Kanal H geöffnet. Ueberschreitet der Kolben A bei seinem Rückhube die mittlere Oeffnung des Kanales B wieder, so strömt Dampf durch denselben und bewirkt die Umsteuerung des Schiebers D, welcher sich nun nach dem Schieberkastendeckel L zu bewegt. Textabbildung Bd. 296, S. 126 Duplex-Dampfpumpe von Picking und Hopkins. Die Wirkung des Steuermechanismus der Duplex-Dampfpumpe von Tangyes Limited in Soho und E. Barnes in Handsworth, Staffs., ist folgende: Befinden sich die Theile in der Fig. 35 ersichtlichen Stellung, d.h. die Kolben der beiden Cylinder A und B am Ende ihres Aussenhubes, so sind die Ein- und Ausströmkanäle der Maschine A geschlossen, der vordere Einström- und hintere Ausströmkanal der Maschine B dagegen vollständig geöffnet. Der Kolben der Maschine B vollführt deshalb seinen Innenhub, nach dessen Zurücklegung der Expansionsschieber c1 mittels des kurzen Armes der mit der Kolbenstange verbundenen Schwinge g1, der Verbindungsstange l1 und des mit der Hülse e1 auf der Spindel i1 zusammentreffenden Gleitstückes d1 geschlossen, gleichzeitig auch mittels des auf der Schwinge g1 sitzenden gezähnten Sectors q1, welcher mit dem Sector q in Eingriff steht, und des Daumens f der Vertheilungsschieber a der Maschine A umgesteuert wird. Textabbildung Bd. 296, S. 126 Fig. 35.Dampfpumpe von Tangye. Die Schieber der Maschine A befinden sich nun in denselben bezüglichen Stellungen, wie diejenigen der Maschine B; der Kolben der Maschine A vollführt einen Innenhub, sein Schieber c wird unter Mitwirkung des Hebels g geschlossen und der Vertheilungsschieber a1 der Maschine B mit Hilfe des Daumens f1 u.s.w. umgesteuert. Beide Schieber der Maschine B liegen nun so, dass der Kolben der Maschine B einen Aussenhub macht, wobei sein Expansionsschieber c1, wie vorhin beschrieben, aber in entgegengesetzter Richtung bewegt wird, ebenso und gleichzeitig auch der Vertheilungsschieber a der Maschine A. Wenn der Kolben der Maschine A einen Aussenhub zurückgelegt hat, kommen Schieber c und a1 in ihre ursprünglichen Stellungen, womit der Kreislauf beendet ist. Textabbildung Bd. 296, S. 126 Duplex-Dampfmaschine von Scott and Mountain. Die Fig. 36 und 37 ersichtliche stehende Duplex-Dampfpumpe von Ernest Scott and Mountain in Newcastle hat nach Engineering, 1893, Dampfcylinder aa1 von je 229 mm Durchmesser für 229 mm Kolbenhub, während die beiden Pumpencylinder hh1 je 152 mm Durchmesser besitzen. Die Pumpenkolben sind je 190 mm lang. Beide Dampfcylinder sind in einem Stück gegossen und ruhen auf vier kräftigen Säulen, welche zugleich Dampf kästen und Pumpengehäuse starr mit einander verbinden. Die Steuerung der entlasteten Vertheilungsschieber beider Cylinder erfolgt unter Verwendung der Hebel gg1, ff1, ee1, dd1, cc1 und der Schieberstangen in der bei Duplex-Dampfpumpen gebräuchlichen Weise. Das Pumpengehäuse enthält ausser den beiden Pumpencylindern je vier Saug- und Druckventile, welche im Wasserkasten i bezieh. i1 neben und über einander angeordnet sind. Sämmtliche acht Ventile sind nach Abnahme seitlicher Deckel leicht zugänglich. Ein Windkessel k2 sitzt auf dem Druckstutzen k1 und vermittelt den Druckausgleich. Der gemeinsame Saugstutzen beider Pumpen ist mit k bezeichnet. (Fortsetzung folgt.)