Titel: | Ueber Dampfkessel. |
Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, S. 224 |
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Ueber Dampfkessel.
(Fortsetzung des Berichtes S. 126 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber Dampfkessel.
4) Vorrichtungen zur Rauchverzehrung.
Einer verdienstvollen Arbeit hat sich der Centralverband der preussischen
Dampfkessel-Ueberwachungsvereine unterzogen, indem er die Rauchfrage einer
besonderen Commission zur Bearbeitung überwiesen hat. In der 11.
Vorstandssitzung des Vereins erstattete Oberingenieur Schneider-Berlin über die Arbeit der Commission einen eingehenden Bericht,
der in der Zeitschrift des internationalen Verbandes der
Dampfkessel-Ueberwachungsvereine, Nr. 14 Jahrg. 17, veröffentlicht worden
ist und dem wir Folgendes entnehmen:
Die auf Anregung des Ministers für Handel und Gewerbe unter dem Vorsitze des
Commerzienraths Dr. Delbrück gebildete Commission zur
Prüfung von Einrichtungen und Feuerungen zur Rauchbeseitigung hat am 30. April 1894
in Berlin getagt und über die in ihrem Auftrage von Caspar,
Schneider, Tschorn und de Grahl an einer Reihe
von Dampfkesselanlagen ausgeführten Untersuchungen Bericht erstattet.
Wenngleich sich die Commission in diesem Bericht dagegen verwahrt, dass damit eine
Stellungnahme zu den untersuchten Feuerungen ausgesprochen sein solle, weil dazu der
Umfang der Versuche bei weitem nicht ausreiche, so bieten die Ergebnisse der
Prüfungen doch schon ein reichhaltiges Material für die Beurtheilung der
Rauchfrage.
Schon die im J. 1890 vom Centralverbande der preussischen
Dampfkessel-Ueberwachungsvereine niedergesetzte Commission, bestehend aus den
Oberingenieuren Cario, Schneider und Vogt, hatte in ihrem zu Anfang 1891 erstatteten
Gutachten die zahlreichen Bedingungen eingehend erörtert und die Schwierigkeiten
hervorgehoben, welche bei den in Deutschland vorhandenen Brennmaterialien zur
Erzielung einer möglichst rauchfreien Verbrennung in Betracht kommen.
Die Prüfung der Feuerungen hat gezeigt, dass diese Schwierigkeiten seiner Zeit nicht
überschätzt worden sind, dass man mit theilweise recht complicirten technischen
Einrichtungen allein das Uebel nicht aus der Welt schaffen kann; und wir begrüssen
es mit Genugthuung, dass die Commission beschlossen hat, unter anderem durch weitere
Versuche festzustellen, welche Brennmaterialien am geeignetsten erscheinen, den
Rauch zu vermindern.
Des weiteren sollen die Versuche, so weit es möglich ist, an denselben Feuerungen,
jedoch ohne Einschaltung oder Benutzung der Rauchverbrennungseinrichtung, wiederholt
werden.
I. Programm.
Die Ausführung der Versuche geschah nach folgendem Plane:
1) Zweck der Versuche. Die anzustellenden Versuche
haben den Zweck, zunächst die von der Commission zur Prüfung und Untersuchung
der Rauchverbrennungsvorrichtungen in der Sitzung am 13. December 1892
ausgewählten sechs Feuerungsarten für Dampfkessel in Bezug auf Rauchverhütung
und wirthschaftliche Wirkung zu prüfen.
2) Umfang der Versuche. Die Versuche sollen zunächst
nur an Berliner Anlagen ausgeführt werden.
Es soll so weit als möglich ermittelt werden die Brauchbarkeit der
Einrichtungen
a) bei Anwendung von nachfolgenden in Berlin ortsüblichen Brennmaterialien:
1) oberschlesischen Steinkohlen, 2) niederschlesischen, 3) westfälischen
Steinkohlen, 4) böhmischen Braunkohlen, 5) Holz- und anderen Abfällen, sofern
die Feuerungsanlage vom Erbauer als dafür besonders geeignet bezeichnet
wird;
b) bei verschiedener Beanspruchung der Rostfläche, und zwar:
1) bei normaler, 2) bei stärkster Beanspruchung, welche nöthigen Falles vom
Erbauer der Einrichtung zu bezeichnen sind, und 3) unter Berücksichtigung eines
stark wechselnden Betriebes;
c) in Bezug auf die Dampfleistung der Kesselanlage.
3) Durchführung der Versuche. Die Ausführung der
einzelnen Messungen erfolgt auf Grund der Bedingungen, welche hierfür vom
Verbände der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine und dem Verein deutscher
Ingenieure aufgestellt worden sind.
Es sollen insbesondere festgestellt werden:
A. Hinsichtlich der Rauchentwickelung:
1) die Stärke der Rauchbildung durch Beobachtung nach einer bestimmten Scala; 2)
die in den Heizgasen enthaltenen Russmengen, soweit dieses überhaupt ausführbar
ist; die Heizgase sind dabei dicht hinter der Feuerbrücke und an anderen dazu
geeigneten Stellen der Feuerzüge abzusaugen; 3) die Wartung und der Gang der
Feuerung in Bezug auf: a) das Aufgeben frischen Brennmaterials, b) das Schüren,
c) das Schlacken, d) die Handhabung besonderer Einrichtungen (dem Erbauer der
Einrichtung soll es frei stehen, seinen eigenen Heizer zu stellen, die
Commission behält sich jedoch das Recht vor, wenn nöthig. ausserdem Versuche mit
einem von ihr bestimmten Heizer auszuführen); 4) die Flammenbildung und
Zusammensetzung der Heizgase dicht hinter dem Verbrennungsraume und am Ende des
letzten Kesselzuges; 5) die Temperatur der Heizgase und die Zugstärke am Ende
des letzten Kesselzuges und an anderen geeignet erscheinenden Stellen; 6) die
chemische Zusammensetzung und der Feuchtigkeitsgrad des Brennmaterials, wobei
der Heizwerth desselben nach der Dulong'schen
Formel zu berechnen ist.
B. Hinsichtlich der wirthschaftlichen Wirkung, soweit diese nicht schon im
Vorstehenden berührt ist;
1) die Verdampfungsziffer bezogen auf 1 k der rohen Kohle und berechnet auf
Wasser von 0° und Dampf von 100°; 2) die Ausnutzung des Brennmaterials in
Procenten des theoretischen Heizwerthes; 3) die W arme Verluste: a) durch
unverbrannte Gase und Russ, b) in den Herdrückständen, c) durch den Kamin, d)
durch Strahlung, Leitung und die durch das Mauerwerk angesaugte Luft.
Ueber jeden Versuch ist nach einem bestimmten Schema ein Protokoll aufzunehmen,
welches Eigenthum des Centralverbandes der preussischen
Dampfkessel-Ueberwachungsvereine bleibt.
4) Personal. Die Versuche sollen unter Anleitung der
unterzeichneten Dreier-Commission durch ein besonderes Personal, bestehend aus
Ingenieuren, Chemikern und Hilfsarbeitern ausgeführt werden.
Das Programm hat nur die nothwendigsten Forderungen zusammengestellt.
Die Anlagen sollten unter den verschiedenen in der Praxis vorkommenden
Verhältnissen untersucht werden. Dem Zwecke der Versuche entsprechend war auf
eine unzweifelhafte Feststellung der Rauchstärke der grösste Werth zu legen, die
damit zusammenhängenden Umstände waren ebenfalls genau zu beobachten. Zur
Beurtheilung der Schädlichkeit des Rauches reicht die einfache Beobachtung nicht
aus; es sollte deshalb der Versuch gemacht werden, die festen Bestandtheile
des Rauches zu ermitteln; die gasförmigen ergeben sich aus der Gasanalyse. Aber
auch die wirthschaftlichen Ergebnisse durften nicht aus den Augen gelassen
werden. Das vorliegende Programm musste vor allen Dingen auf eine Klarstellung
derjenigen Einwürfe bedacht sein, die erfahrungsmässig fast immer gemacht
werden, wenn die Beseitigung der Rauchbelästigung erörtert wird. In erster Linie
befürchtet man Betriebsstörungen und Verminderung der Leistungsfähigkeit
hinsichtlich der Dampfmenge.
In Bezug auf die wirthschaftlichen Ergebnisse ist ein berechtigtes Misstrauen
seitens der Erfinder derartiger Einrichtungen bei der Industrie dadurch
hervorgerufen worden, dass der ökonomische Wirkungsgrad der Einrichtung hinter
den gegebenen Versprechungen oft weit zurückgeblieben ist.
Von den in der Sitzung vom 13. December 1893 ausgewählten Feuerungsarten für
Dampfkessel sind gegenwärtig zur Prüfung herangezogen worden die Einrichtungen
von:
1) Kowitzke und Co., bei einer Kesselanlage der Actiengesellschaft für Anilinfabrikation vor dem
Schlesischen Thor,
2) Chubb, auf der Pumpstation in Charlottenburg,
3) Schomburg, an der Kesselanlage der
Oberpostdirection, Oranienburgerstrasse,
4) Stauss, auf der Pumpstation in
Charlottenburg,
5) Kuhn, an einem Kessel der Kunstwollspinnerei von
Alb. Hahn,
6) Tenbrink, desgl. der Fabrik von Julius Pintsch,
7) Donneley, an der Kesselanlage des königl.
Universitätsgebäudes,
8) Ruthel, desgl. der Fabrik von Kuhnert und Kühne, Martinickenfelde.
Die Untersuchung der Kohlenstaubfeuerung musste unterbleiben, weil die Actiengesellschaft für Kohlenstaubfeuerung die
Prüfung vorerst noch ohne Angabe von Gründen ablehnen zu müssen glaubte.
Während der Prüfung der oben angeführten Feuerungseinrichtungen heizte vorwiegend
der ständige Wärter der Kesselanlage; einen eigenen Heizer stellten nur die
unter 3) und 4) genannten Erfinder.
II. Umfang der
Versuche.
Bezüglich des Umfanges der Versuche ist zu bemerken, dass die im Programm
bezeichneten Arten von Brennmaterialien nicht bei allen Versuchsanlagen zur
Verwendung gelangen konnten. In den meisten Fällen musste man sich mit dem
Brennmaterial begnügen, welches die Fabrik gerade zur Verfügung stellte, auch
wurden für verschiedene Feuerungseinrichtungen – insbesondere für die mit
schrägen Rosten – bestimmte Brennmaterialien als geeignet bezeichnet und konnte
man sich aus Furcht vor Betriebsstockungen nicht dazu entschliessen, Versuche
mit anderen Kohlensorten anzustellen. Dadurch kam es, dass die Heizversuche
zumeist mit oberschlesischer Steinkohle und böhmischer Braunkohle ausgeführt
wurden, weil diese alle anderen in Berlin verwendeten Brennmaterialsorten weit
überwiegen.
Niederschlesische Steinkohle wird zumeist von den Gottesberger Werken eingeführt;
von einer Verwendung dieser Kohle wurde aber abgesehen, weil dieselbe bei ihrer
Verbrennung erfahrungsgemäss sehr wenig Rauch entwickelt und somit als Prüfstein
für eine rauchverhütende Verbrennungseinrichtung nicht dienen kann.
Auch westfälische Kohle wird in Berlin in geringem Umfange zur Dampferzeugung
benutzt; es bot sich nur in einem Falle Gelegenheit, einen Versuch damit zu
machen.
Da die westfälische Kohle sich weit schwieriger verheizt als oberschlesische,
insbesondere was die Schlackenbildung anbetrifft, so werden mit dieser Kohle
noch eingehende Versuche anzustellen sein.
Für die Verwendung von Holzabfällen war lediglich die Ruthel'sche Feuerung vorgesehen.
Ausser mit den im Programm bezeichneten Brennmaterialien wurde noch je ein
Versuch mit deutschen Braunkohlebriquetts und englischer Steinkohle an dem
Kessel der Pumpstation in Charlottenburg gemacht, bei dem zunächst die Chubb'sche, dann die Stauss'sche Einrichtung zur Rauchverhütung in Anwendung kamen.
Den im Programm gestellten weiteren Anforderungen konnte bis auf die Versuche mit
der Ruthel'schen Feuerung im Allgemeinen
entsprochen werden; bei letzterer war die Dampfleistung in Folge eigenthümlicher
Betriebseinrichtungen nicht mit Sicherheit festzustellen. Wo die
Betriebsverhältnisse einen gesteigerten bezieh. stark wechselnden Dampfverbrauch
nicht gestatteten, wurde derselbe durch zeitweises Oeffnen des
Sicherheitsventils künstlich herbeigeführt.
Der Umfang der Versuche ist noch kein solcher, dass daraus über den Werth dieser
oder jener Einrichtung ein endgültiges Urtheil gefällt werden kann, es ist
zunächst auch erforderlich, an Kesselanlagen ohne jede
Rauchverhütungseinrichtung zum Vergleiche Versuche anzustellen. Die meisten
Versuche haben ferner an Kesseln mit Innenfeuerung stattgefunden, bei denen
erfahrungsmässig am leichtesten die Rauchbildung zu vermindern ist. Schwieriger
gestaltet sich die Frage bei Kesseln mit Unterfeuerung, insbesondere bei den
engröhrigen Siederohr- und den stehenden Feuerbüchskesseln. Für letztere
Kesselart ist bei der Prüfungs-Commission bisher keine einzige rauchverhütende
Einrichtung zur Prüfung angemeldet worden.
Die bis jetzt ausgeführten Versuche können somit nur als Anfang einer Reihe von
weiteren nothwendigen Untersuchungen auf diesem Gebiete angesehen werden.
III. Durchführung der
Versuche.
1) Rauchstärke, Zur Feststellung der Stärke der
Rauchbildung durch Beobachtung nach einer bestimmten Scala diente ein
photometrischer Apparat, mit Hilfe dessen die jeweilige Intensität einer durch
den Rauch geschwächten Lichtquelle durch Vergleich mit einer Normalkerze
gemessen wurde. Zur Controle wurde auch die Schornsteinmündung unmittelbar
beobachtet.
Die zuerst angestellten Bemühungen, die Rauchstärke auf photographischem Wege
bildlich darzustellen, blieben leider erfolglos.
Für die Beobachtung der Rauchstärke wurde in fast allen Fällen der Abzugskanal
zwischen dem zu untersuchenden Kessel und dem Schornstein gewählt, weil es hier
am ehesten möglich war, die Beobachtung auszuführen. Der Kanal wurde zu diesem
Zwecke quer durchbohrt und durch die Bohrung ein 50 mm weites Rohr
hindurchgesteckt, welches auf der einen Seite mit der Lichtquelle, auf der
anderen Seite mit dem Photometer in Verbindung gebracht wurde. Das Rohr war
in der Mitte auf eine bestimmte Länge aufgeschlitzt, um dem Rauche nur hier
einen Durchlass zu gewähren. Aus den Vorversuchen hatte sich nämlich ergeben,
dass eine Rauchsäule von der Breite des ganzen Kanals die Lichtquelle allzusehr
verdunkelte.
Als Photometer diente ein nach Prof. Dr. Leonhard
Weber von Franz Schmidt und Haensch in
Berlin construirter Apparat (Fig. 1 und 2). Die im
Lampengehäuse L befindliche Normalkerze wirft ihr
Licht durch die Milchglasplatte M nach dem im
Kreuzungspunkte der Achsen von A und B angebrachten Lummer-Brodhun'schen Prisma, welches das von der Normalkerze und der
hinter dem Rauchkanale angebrachten Lichtquelle herrührende Gesichtsfeld in zwei
zu einander concentrisch liegende elliptische Flächen zerlegt. Die
Milchglasscheibe M steht mit einem von aussen
angebrachten Schieber in Verbindung und kann beliebig im Rohre A verschoben werden. Während der Verschiebung
derselben von L nach B
nimmt man nach einander einen dunklen Kern in heller Hülle, einen hellen Kern in
heller Hülle, einen hellen Kern in dunkler Hülle wahr (Fig. 3 a, b, c).
Zur Bestimmung der Intensität einer Lichtquelle ist die Milchglasscheibe so lange
nach links oder nach rechts zu schieben, bis Kern und Hülle gleich hell
erscheinen.
Bezeichnet J die Intensität der dem Photometer
gegenüberstehenden Lichtquelle, R die Entfernung
derselben vom Photometer, r diejenige Entfernung
der Milchglasscheibe von der Benzinkerze, welche nach Wahrnehmung des
Gesichtsfeldes b an der Scala von A abgelesen wird, so ist J bestimmt durch
. . . . . 1)
wobei C eine dem Photometer
angehörige Constante bedeutet.
Findet diese Bestimmung bei vollkommener Rauchlosigkeit statt, so wird nach dem
Auftreten des Rauches, der J zu J1 verdunkelt, bei
Einstellung der Gleichheit des Gesichtsfeldes nunmehr die Entfernung x statt r abgelesen
und zur Berechnung von J1 die Gleichung
. . . . . 2)
erhalten.
Aus 1) und 2) ergibt sich durch Division die Gleichung
. . . . . 3)
in welcher die Constante C
und das Maass R eliminirt sind.
Da bei allen Versuchen dafür Sorge getragen wurde, dass bei vollkommener
Rauchlosigkeit die Gleichung 1) für r = 105 mm
erfüllt blieb, so stellt Gleichung 3) nur noch ein einfaches Zahlenverhältniss
zwischen J und J1 dar, welches für verschiedene x aus der die Gleichung 3) darstellenden Curve
(Hyperbel) zu entnehmen ist.
In Fig. 4 ist die Curve für eine als Einheit
angenommene Lichtstärke J construirt; der
Lichtstärke J entspricht eine Stellung der
Milchglasplatte bei x = r = 105 mm, während bei
einer Verschiebung auf x = 200 mm die zugehörige
Lichtstärke linear abzugreifen
ist.
Da die Rauchstärken indirect proportional den Lichtintensitäten sind, so ergeben
die innerhalb der Curve liegenden Ordinaten eine Scala für die Stärke der
Rauchbildung bei den verschiedenen Feuerungseinrichtungen.
Das Photometer erhielt für die Versuchszwecke einige Abänderungen, um eine
einfache und schnelle Einstellung des Gesichtsfeldes zu ermöglichen. Die
Bedienung desselben ist äusserst einfach und gestattet ohne Schwierigkeiten
Ablesungen von 15 zu 15 Secunden.
Zur Bestimmung der den einzelnen Werthen von x
entsprechenden Rauchstärken wurde gleichzeitig vom Photometer aus durch ein
Prisma P (Fig. 2) die Mündung
des Schornsteines beobachtet und zur bildlichen Darstellung folgende Abstufungen
in der Rauchentwickelung zu Grunde gelegt:
1)
6) Verdampfungsziffer. Um die wirthschaftliche
Wirkung der rauchverhütenden Einrichtungen beurtheilen zu können, wurde das
während des Versuches in den Kessel hineingespeiste Wasser dem Gewichte nach
festgestellt. Hierbei wurde gleichzeitig die Temperatur des Speisewassers
gemessen. Nur bei den Versuchen mit der Kowitzke'schen Einrichtung zur Rauch Verhütung ging das Speisewasser durch
einen Vorwärmer und musste daher nach dem Verlassen desselben die
Temperaturerhöhung durch stetige Messungen festgestellt werden. Alle mit der
Speiseleitung des Versuchskessels etwa zusammenhängenden anderen Leitungen
wurden abgeflanscht.
Die jeweilige Dampfspannung wurde an dem auf seine Richtigkeit verglichenen
Betriebsmanometer abgelesen. Grosser Werth wurde schliesslich darauf gelegt,
dass der zu Anfang des Versuches im Kessel vorhandene Wasserstand bis zum
Schlusse beibehalten wurde.
7) Ausnutzung des Brennmaterials. Diese ergibt sich
ohne weiteres aus der Verdampfungsziffer und dem Heizwerthe des verwendeten
Brennmaterials bezieh. aus dem Procentsatze des Heizwerthes der Kohle, welcher
zur Dampfbildung nutzbar gemacht worden ist. Die bezüglichen Werthe sind in den
nachfolgenden Tabellen enthalten.
8) Wärmeverluste. Zur Ermittelung der Wärmeverluste
durch unverbrannte Gase, durch den Kamin und durch nachgesaugte Luft dienten die
Temperatur und die chemische Zusammensetzung der Heizgase. Kohlenoxyd wurde nur
selten in den Heizgasen gefunden und auch dann nur in sehr geringen Mengen. Um
die Verluste durch nachgesaugte Luft bestimmen zu können, war es nothwendig, die
Temperatur und Zusammensetzung der Heizgase sowohl am Ende des ersten Feuerzuges
bezieh. hinter der Feuerbrücke, als auch am Ende des Kessels vor dem
Rauchschieber zu ermitteln. Die Bestimmung der durch Russ hervorgerufenen
Wärmeverluste musste wegen der bereits erwähnten Schwierigkeiten des
Russabfangens sich auf ein Beispiel beschränken. Die Bestimmung der
Wärmeverluste in den Herdrückständen erfolgte auf Grund des in denselben
ermittelten Kohlenstoffes. Als Rest bleiben die durch Strahlung und Leitung
hervorgerufenen Verluste übrig.
IV. Beschreibung der
Versuchskessel.
1) Die Prüfung der Kowitzke'schen Einrichtung fand
an einem Kessel der Actiengesellschaft für
Anilinfabrikation in Treptow bei Berlin statt. Der Versuchskessel ist
ein Zweiflammrohrkessel mit Galloway-Rohren; die Anordnung der Kesselanlage geht
aus Fig. 11 und
12 hervor.
Der Kessel ist im J. 1884 von Berninghaus in
Duisburg für einen Betriebsdruck von 5 at gebaut; er hat:
für
x
zwischen
105
und
140
mm
dünner grauer Rauch
„
x
„
140
„
175
„
„ schwärzl. Rauch.
„
x
„
175
„
230
„
schwärzlicher Rauch.
„
x
„
230
„
350
„
schwarzer Rauch von derStärke 1
„
x
„
350
„
420
„
schwarzer Rauch von derStärke 2.
Eine weitere Ausdehnung der Rauchscala schien in Anbetracht dessen, dass es sich
um eine Untersuchung von rauchverzehrenden Feuerungseinrichtungen handelte,
unzweckmässig; dem Werthe x = 350 entspricht eine
Rauchentwickelung, welche bei längerer Dauer nach dem Gutachten der Commission
nicht mehr statthaft sein dürfte.
Die Beobachtung der Rauchstärke erfolgte stetig; den Ablesungen der jeweiligen
Schieberstellungen wurde die Zeit beigeschrieben, um bei der graphischen
Darstellung der Rauchcurven den Gang der Feuerung beobachten zu können. Die
Richtigkeit der Aufzeichnungen fand jederzeit eine Controle, wenn bei
Rauchlosigkeit der Nullpunkt 105 erreicht wurde. Durch die Beobachtung mit
dem Photometer wurde nachgewiesen, dass der Rauch erst 40 bis 55 Secunden nach
der Wahrnehmung im Fuchs der Essenmündung entquoll.
2) Russmenge. Grosse Schwierigkeiten verursachte die
Bestimmung der in den Heizgasen enthaltenen Russmengen. Es sollte eine gewisse
Gasmenge durch unverbrennliches Filtermaterial hindurchgeführt werden, um den
darin enthaltenen Russ auszuscheiden. Die kleine Russmenge kann auf das
genaueste dadurch bestimmt werden, dass man ihn durch Erhitzung im
Sauerstoffstrome verbrennt und das Volumen der entwickelten Kohlensäure
feststellt, welches im Verhältniss zur Russmenge sehr gross ist.
Es wurden anfänglich Porzellanröhren, welche im Innern einen Asbestpfropfen
enthielten, in den Fuchskanal eingeführt und durch diese mit Hilfe eines
Aspirators die Rauchgase angesaugt. Die Bestimmung der Russmengen erwies sich
aber auf diesem Wege als schwer ausführbar, weil sie einerseits die Entfernung
des Asbestes nebst den fein vertheilten Russmengen aus dem Innern der Rohre
bedingte; andererseits der hierzu verwendete Asbest nicht vollständig rein zu
bekommen war; er enthielt noch Substanzen, die bei der Bestimmung der Russmenge
von nachtheiligem Einfluss waren.
Auch die Anwendung von dicken Glasröhren, welche direct als Verbrennungsrohre
dienen sollten, führte zu keinem Ergebniss, weil dieselben beim Absaugen der
Gase in Folge der hohen Temperatur zersprangen.
Zur Vermeidung des lästigen und umständlichen Entfernens des Asbestpfropfens aus
dem Innern der Porzellanröhre wurde ein 50 mm weites Gasrohr von der Form Fig. 5 in Anwendung gebracht. Man beabsichtigte,
die in das Rohr gelangenden Russmengen nach Beendigung des Versuches durch
Entfernung des Trichters T ohne weiteres
herauszunehmen und durch Wägung zu bestimmen. Indess erhitzte sich das Rohr,
welches am Ende des ersten Feuerzuges eingeführt wurde, zu stark und verbrannte
den in seinem Inneren angesammelten Kohlenstoff.
Es wurde endlich noch folgender Weg eingeschlagen: Die Gase traten (Fig. 6) durch ein Porzellanrohr, welches weit
genug war, um ein Verstopfen zu verhüten, durch den Schlauch S in die Wasserflasche F, wo sie gezwungen wurden, zur Ablagerung des Russes das Wasser zu
passiren. Die Gewinnung des Russes sollte durch Filtriren erreicht werden.
An Stelle der bisher als Aspiratoren dienenden Wasserflaschen, die ihres geringen
Inhaltes wegen unbequem waren, wurde ein etwa 450 l enthaltender Kessel K construirt, welcher die Gase beim Ablassen seiner
Wasserfüllung ansaugte.
Um den Verlust von Russtheilchen zu vermeiden, erhielt das Glasrohr G einen Stopfen aus Watte.
Diese Methode des Russabfangens hatte anfänglich den Nachtheil, dass bereits nach
Abzug von etwa 200 l die Saugleitung bei G
verstopft wurde und der Kessel seine Dienste versagte.
Es wurde deshalb an Stelle der Wasserfläche F der in
Fig. 7 dargestellte Apparat eingeschaltet,
welcher Schichten von Glaswolle mit zwischenliegender Drahtgaze erhalten
hat.
Die Ausscheidung des Russes erfolgte mit dieser Vorrichtung vollständig; die
Glaswolle blieb in der obersten Schicht weiss, während sie sich nach unten zu
intensiv schwarz färbte. Leider waren die Kosten dieses Apparates, der für jeden
Versuch ersetzt werden musste, zu gross, um mehrfache Russbestimmungen
vorzunehmen, auch glaubte die Commission, sich zunächst mit einem Versuche
begnügen zu können, um von dessen Ergebniss weitere Verwendung der Einrichtung
abhängig zu machen.
3) Wartung und Gang der Feuerung. Flammenbildung, Um
die Wartung und den Gang der Feuerung zu beobachten, wurde die Zeit der
Beschickung, die Anzahl Schaufeln, die Zeit des Schürens, Schlackens u.s.w.
während der Versuchzeit notirt, um aus dem Vergleiche mit der Rauchbeobachtung,
den Gasanalysen u.s.w. die entsprechenden Schlüsse zu ziehen. Die Aufnotirung
der Schaufeln ermöglichte es, die Beanspruchung der Rostfläche nach Einführung
des auf eine Schaufel entfallenden Kohlengewichtes halbstündlich festzustellen.
Bei den Feuerungen mit schrägem Rost wurde zu diesem Zweck der Fülltrichter
stets gefüllt gehalten. Die Flammenbildung wurde durch Schaulöcher beobachtet.
Das Brennmaterial wurde dem Heizer in Karren von bestimmtem Gewichtsinhalt nach
Bedarf übergeben, zu diesem Zweck wurde im Kesselhause jede Karre abgewogen; die
Notirung einer jeden Karre erfolgte zur Controle an verschiedenen Stellen.
Bei den Kesselanlagen mit Planrostfeuerung liess man vor dem Beginne des
Versuches das Feuer reinigen und so weit herunterbrennen, dass der Rost nur mit
einer sehr dünnen Schicht bedeckt war; in derselben Weise verfuhr man am Ende
des Versuches. Diese Methode bot die grösste Sicherheit, dass der Versuch nahezu
mit derselben Brennmaterialienmenge auf dem Roste, womit er begonnen hatte,
abgeschlossen wurde.
Bei den Feuerungen mit schrägem Roste wurde mit vollem Fülltrichter
angefangen und ebenso geendet.
Zur Bestimmung der Menge der Herdrückstände (Schlacken und Asche) wurde der
Aschenfall jedesmal vor dem Versuche vollständig ausgeräumt und die während des
Versuches sich ergebende Asche und Schlacke, sofern dieses anging, besonders
gewogen.
Bei Rosten mit Wasserkühlung wurden die Herdrückstände auf dem Kesselmauerwerk
völlig getrocknet und dann gewogen.
4) Heizgase. Die Heizgase wurden mit Hilfe von Orsat'schen Apparaten an zwei Stellen gleichzeitig
(am Ende des ersten Feuerzuges und dicht vor dem Rauchschieber) auf ihren Gehalt
an Kohlensäure, Kohlenoxyd und Sauerstoff untersucht. Bisweilen sind auch Proben
von Rauchgasen zur Controle in Glasballons eingeschmolzen worden. Die Gase
wurden durchweg mit Porzellanröhren abgesaugt, weil diese feuerbeständig sind
und Absorption ausschliessen.
Zum Ansaugen der Gase dienten je zwei mit Glycerin gefüllte Flaschen von 10 l
Inhalt, welche Flüssigkeit wegen ihres indifferenten Verhaltens gegen
Kohlensäure gewählt wurde.
Das Absaugen der Rauchgase geschah stetig (Fig.
8). Während Flasche 1 die Rauchgase aus der
Abzugstelle a entnimmt, drückt die nach Flasche 2 übertretende Flüssigkeit die hier befindliche,
vordem abgesogene Rauchgasmenge in den Orsat o. Auf
diese Weise erhält man in Zwischenräumen von 20 zu 20 Minuten
Durchschnittsproben der Gase zur Analyse. Der in den Rauchgasen enthaltene Russ
wurde durch geeignete Filterrohre F aufgefangen, um
Verunreinigungen der engen Glasröhren des Orsats zu vermeiden. Der
Kohlensäuregehalt der Rauchgase ist im Zusammenhange mit der Rauchentwickelung
graphisch aufgezeichnet worden. Die Temperatur der Heizgase wurde in kurzen
Zeitabschnitten am Ende des Verbrennungsraumes mit Hilfe eines Dürr'schen Luftpyrometers und am Ende des letzten
Kesselzuges, vor dem Rauchschieber mit einem Quecksilberthermometer
gemessen.
Die Kenntniss der Temperatur am Ende des Verbrennungsraumes bezieh. am Ende der
Flammrohre erschien für die Wärmeabgabe der die Feuerzüge durchstreichenden
Rauchgase und zur Berechnung des in Folge angesaugter Luft hervorgerufenen
Verlustes von Wichtigkeit.
Die Wirkungsweise des Dürr'schen Pyrometers beruht
auf der Ausdehnung einer in einem Porzellankolben K
(Fig. 9) eingeschlossenen Luftmenge. An
diesen Kolben schliesst sich eine Capillarröhre C
aus Kupfer, durch welche die in K befindliche Luft
mit dem Innern der Glocke Gin Verbindung tritt.
Die Glocke taucht in Paraffinöl und ist ähnlich einer Wage aufgehängt, so dass
Volumenänderungen der Luft in K sich durch Heben
und Senken von G bemerkbar machen. Der Wagebalken
trägt in gleicher Höhe mit dem Aufhängepunkte ein Zahnsegment, dessen Drehung
auf einen Zeiger übertragen wird.
Das Pyrometer wird vor dem Gebrauche einer bekannten Temperatur ausgesetzt und
der Zeiger durch Ansaugen mit Hilfe eines an a
befestigten Gummischlauches eingestellt. Nach dem Schliessen des Hahnes a kann der Porzellankolben in den zu untersuchenden
Feuerraum gebracht werden.
Um den Einfluss der Barometerschwankungen und der verschiedenen
Aussentemperaturen auf das Pyrometer unschädlich zu machen, dient ein
Compensator von der Form Fig. 10. In dem ∪-förmig gebogenen Glasrohr, welches an dem einen
Ende offen ist, an dem geschlossenen Ende in eine Erweiterung E ausläuft, wird unter dem Einflusse der in E eingeschlossenen Luft eine Säule aus Paraffinöl
hin und her verschoben. Das Niveau im freien Schenkel hängt daher von den
jeweiligen Verhältnissen ab und muss bei richtiger Angabe des Pyrometers stets
auf den Zustand gebracht werden, von welchem bei Berechnung der Scala
ausgegangen worden ist. Dieser Zustand ist erreicht, wenn der Oelspiegel im
freien Schenkel in gleicher Höhe mit der hier angebrachten Marke M steht. Sollte es sich hingegen zeigen, dass das
Niveau unter die Marke M sinkt, so wäre dies ein
Beweis, dass die Glocke in Folge Temperatur- oder Barometerstandswechsel eine
Aenderung ihrer Lage erlitten hat. Um daher eine Fehlangabe des mit der Glocke
in Verbindung stehenden Zeigers zu vermeiden, hat man bei geschlossenem Hahne
H so lange durch Ansaugen von Luft mit Hilfe
des Hahnes b die Spannung im Pyrometerkasten zu
vermindern, bis das Niveau der Flüssigkeit mit der Marke zusammenfällt. In
ähnlicher Weise wird, wenn das Oel im Compensator über M steht, durch Hineinblasen bei b der
gewünschte Zustand hergestellt. Das Pyrometer wurde vor Beginn und während der
Versuche mittels des Quecksilberthermometers controlirt; es erwies sich wegen
seiner bequemen Ablesung bei den Versuchen als äusserst zweckmässig; es ist auch
zuverlässig und empfindlich.
Zur Messung der Temperatur der in den Fuchs abziehenden Gase wurden
Quecksilberthermometer von A. Geissler-Berlin
benutzt, welche Messungen bis zu 400° C. ermöglichen.
Bei Bestimmung der Zugstärke erwiesen sich neben den einfachen mit Wasser
gefüllten ∪-Röhren die Dürr'schen Zugmesser am geeignetsten.
Die Zugstärke wurde ausser am Rauchschieber noch am Ende des
Verbrennungsraumes gemessen, um etwaige Druckverminderung festzustellen. Im
Zusammenhang mit den Angaben der Zugmesser wurden die jeweiligen
Rauchschieberöffnungen vermerkt.
5) Chemische Zusammensetzung und Heizwerth des
Brennmaterials. Zur Feststellung der chemischen Zusammensetzung und des
Feuchtigkeitgrades des Brennmaterials sind während eines jeden Versuches
Durchschnittproben entnommen und diese in dicht verschlossenen Blechbüchsen der
chemisch-technischen Versuchsanstalt übergeben worden. In derselben Weise wurden
den Herdrückständen Durchschnittproben entnommen und auf den Gehalt an
Kohlenstoff untersucht.
Die Berechnung des Heizwerthes erfolgte nach der Dulong'schen Formel
Wasserberührte Heizfläche
99,5
qm
Dampfberührte Heizfläche
22,0
qm
Rostfläche2)
2,1
qm
Verhältniss der Rostfläche zur
wasserberührten Heizfläche
1 : 47,62
Abmessung des Fuchses
0,65 . 0,8 = 0,52
qm
Höhe des Schornsteins
42
m
Oberer Querschnitt
2,01
qm
Zur Verhütung von Wärmeverlusten sind am Ende der Flammrohre Drehklappen
angebracht, welche sich beim Oeffnen der Feuerthüren selbsthätig schliessen.
Die Speisung des Kessels erfolgt durch eine Dampfpumpe; das Speisewasser geht,
bevor es in den Kessel eintritt, durch einen Schmid'schen Wassermesser und einen Röhrenvorwärmer.
Die Kowitzke'sche Einrichtung zur Rauchbeseitigung
besteht in einer hohlen gusseisernen Feuerbrücke, welche oben bogenförmig
ausgebildet einen 30 mm weiten Schlitz für den Durchzug der Luft besitzt; unten
ist dieselbe mit einer jalousieartigen Klappe versehen, die mittels einer
Zugstange vom Stande des Heizers aus geöffnet bezieh. geschlossen werden kann,
je nachdem die mehr oder weniger vorgeschrittene Verbrennung es erfordert. Zur
besseren Erwärmung der Luft enthält die Feuerbrücke eine Anzahl dünner
Heizrippen.
Es muss erwähnt werden, dass das Princip dieser und der beiden folgenden
Einrichtungen nicht neu ist.
2) Die Prüfung der Chubb'schen, eine der Kowitzke'schen ganz ähnliche Einrichtung wurde an
einem Kessel der Pumpstation Charlottenburg vorgenommen. Die ganze
Anordnung der Kesselanlage, sowie die Bauart des Versuchskessels sind aus Fig. 13 und 14 ersichtlich.
Der Kessel ist im J. 1889 von der Maschinenfabrik Cyclop
Mehlis und Behrens in Berlin für einen Betriebsdruck von 6 at erbaut.
Er hat:
Wasserberührte Heizfläche
59,31
qm
Rostfläche
1,96
qm
Verhältniss der Rostfläche zur
wasserberührten Heizfläche
1 : 30,26
qm
Höhe des Schornsteins
41
m
Querschnitt an der Mündung
2,19
qm
Die Füchse der in der Pumpstation Charlottenburg befindlichen drei Kessel haben
je einen Querschnitt von 0,7 × 0,8 = 0,56 qm und münden in einen Hauptkanal von
1,94 × 1,6 = 3,10 qm. Der Kessel befand sich bei Tag und Nacht allein im
Betriebe; der Rauchschieber wurde, wie aus der Abbildung zu ersehen ist,
versetzt, um die Gase besser abziehen zu können. Die Speisung erfolgte mittels
Speisepumpe. Die Einrichtung zur Rauchverhütung besteht aus einer hohlen
gusseisernen Feuerbrücke, welche oben zwei schmale Schlitze für den Durchgang
der Luft besitzt; unten ist dieselbe, wie bei der Kowitzke'schen Einrichtung, mit einer Klappe versehen, die vom
Heizerstande aus regulirt werden kann.
3) Die Prüfung der Stauss'schen Feuerungseinrichtung
fand an demselben Versuchskessel statt, nachdem die Chubb'sche Einrichtung beseitigt und hierfür die Stauss'sche eingebaut worden war.
Letztere (Fig. 15) besteht aus einem System
dünner, gusseiserner Platten, welche über einem Luftkasten aufrecht stehend
derartig angeordnet sind, dass sie paarweise ganz schmale Schlitze bilden, die
durch senkrechte Seitenrippen abgeschlossen sind und die Luft nach oben
durchstreichen lassen. Die Aussenseiten dieser Plattenpaare bilden breitere,
unten und oben durch wagerechte Leisten begrenzte Schlitze, in welche die
Heizgase eindringen und dabei die zwischen den Platten
hindurchstreichende Luft erwärmen sollen. Die Regulirung der Luftzufuhr findet
selbsthätig durch Cataracte statt.
4) Die Kuhn'sche Feuerung wurde an einem Kessel der
Alb. Hahn'schen Kunst Wollspinnerei geprüft.
Der Versuchskessel (vgl. Fig. 16), ein
Cornwall-Kessel mit Quersieder und Galloway-Röhren, ist von G. Kuhn in Stuttgart im J. 1893 für einen
Betriebsdruck von 8 at gebaut.
Die mechanischen Verhältnisse des Kessels sind:
Wasserberührte Heizfläche
83
qm
Dampfberührte Heizfläche
18,5
qm
Rostfläche
1,5
qm
Verhältniss der Rostfläche zur
wasserberührten Heizfläche
1 : 55,33
Abmessung des Fuchses
0,75 . 0,9 = 0,675
qm
Höhe des Schornsteins
33
m
Querschnitt an der Mündung
1,21
qm
Die Speisung erfolgte mittels Dampfpumpe.
Die Kuhn'sche Feuerung ist ihrem Princip nach eine
Tenbrink-Innenfeuerung (vgl. 1891 279 * 2 und * 121);
der Feuerherd wird nach dem Heizer st an de zu durch einen schrägen Rost, nach
hinten zu durch einen Quersieder begrenzt; der Raum zwischen dem Quersieder und
der unteren Flammrohrwand ist mit Chamotte ausgefüllt, so dass nur der Raum
oberhalb des Sieders für den Durchgang der Verbrennungsgase vorgesehen ist. Das
Brennmaterial gelangt durch einen Fülltrichter, welcher vorn in die
Verkleidungsplatte des Kesselmauerwerks eingesetzt ist, auf den schrägen Rost,
wo es durch sein eigenes Gewicht herabrutscht und allmählich in Brand geräth.
Die unverbrennlichen Bestandtheile stauen sich unten an und geben dem Rost nach
unten den nöthigen Abschluss. Ueber der Einfüllöffnung befindet sich noch ein
Luftkanal, durch welchen je nach Bedarf der rückwärts brennenden Flamme Luft
zugeführt werden kann. Das Reinigen der Rostplatten geschieht mittels einer
Schürstange, welche vorn am Ende ein kurzes Schwert trägt; hiermit werden, von
unten anfangend, die anhaftenden Schlacken durch die Röstspalten allmählich
hinabgestossen. Die Regulirung der Feuerung erfolgt in der Hauptsache durch den
Kaminschieber. Der Vorgang in der Feuerung ist folgender:
Die Rauchgase entwickeln sich vorherrschend auf der Rostplatte, wo zunächst eine
trockene Destillation des Brennmaterials stattfindet und die flüchtigen
Bestandtheile desselben entweichen. Diese zumeist zur Rauchbildung Anlass
gebenden flüchtigen Kohlenwasserstoffe werden im Augenblicke ihres Aufsteigens
von dem Feuerstrome getroffen, der vom unteren Theile des Rostes aus der vollen
Glut des Brennmaterials aufsteigt.
Während der Versuche blieb die oberhalb des Fülltrichters befindliche Luftklappe
geschlossen, weil die zur Verbrennung erforderliche Luftmenge durch die freie
Rostfläche treten konnte.
5) Zur Prüfung einer Halb-Tenbrink-Feuerung wurde
die Kesselanlage der Firma Julius Pintsch in Berlin
gewählt (Fig. 17
und 18).
Die mechanischen Verhältnisse des Kessels sind:
Wasserberührte Heizfläche
50,86
qm
Dampfberührte Heizfläche
6,13
qm
Rostfläche
0,750 . 0,910 = 0,68
qm
Verhältniss der Rostfläche zur
wasserberührten Heizfläche
1 : 74,8
Abmessung des Fuchses
0,668 . 0,310 = 0,20
qm
Höhe des Schornsteins
26,7
m
Die Speisung erfolgte durch einen Injector.
Die Feuerung ist hier als Aussenfeuerung angewandt. Als das nothwendige
Zwischenglied zwischen dem Hauptkessel und dem darunter gelagerten schrägen Rost
dient ähnlich der Kuhn'schen Feuerung ein
Quersieder, weshalb auf die nähere Beschreibung dieser Feuerung hier nicht
eingegangen werden braucht. Die Regulirung der Luftzufuhr kann neben dem
Kaminschieber noch durch eine seitlich am Kesselmauerwerk angebrachte
Luftklappe, die Beobachtung der Flammenbildung durch Schaulöcher erfolgen.
6) Die Schomburg'sche Feuerung wurde an der
Kesselanlage der Oberpostdirection Berlin geprüft.
Der Versuchskessel, ein Wasserrohrkessel Patent Heine (vgl. Fig. 19 und 20), ist für einen Betriebsdruck von 6 at erbaut.
Die mechanischen Verhältnisse des Kessels sind:
Wasserberührte Heizfläche
66,1
qm
Rostfläche
1,0
qm
Verhältniss der Rostfläche zur Heizfläche
1 : 66,1
Abmessung des Fuchses
0,7 . 0,6 = 0,42
qm
Höhe des Schornsteins
36
m
Querschnitt an der Mündung
0,785
qm
Die Speisung des Kessels erfolgte mit Hilfe einer Dampfpumpe.
Die Schomburg-Feuerung ist eine Schüttfeuerung (Fig. 19) mit
Fülltrichter und Füllschacht. Der schräge Rost schliesst sich unmittelbar an den
Fülltrichter an und liegt unten auf einem Rostbalken, der durch Wasser gekühlt
wird. Zur Leitung der in Folge trockener Destillation des Brennmaterials
entweichenden Gase ist über dem Roste auf etwa zwei Drittel seiner Länge ein
Chamottegewölbe gespannt, dessen Neigung zu der der Roststäbe aus der Figur
ersichtlich ist. Die Verbrennungsluft gelangt durch eine oberhalb des Trichters
befindliche Luftklappe in den Füllschacht und wird mit den Verbrennungsgasen dem
von unten aufsteigenden Feuerstrom zugeführt.
Die Regulirung der Feuerung geschieht durch den Rauchschieber. Zur Vergrösserung
des Luftüberschusses können im Bedarfsfalle die Rostthüren geöffnet werden.
7) Die Prüfung der Donneley-Feuerung fand an der
Kesselanlage des königlichen Universitätsgebäudes zu Berlin statt.
Der Versuchskessel ist ein Zweiflammrohrkessel, welcher für einen Betriebsdruck
von 6 at erbaut ist.
Die mechanischen Verhältnisse des Kessels sind:
Wasserberührte Heizfläche
65,50
qm
Rostfläche
1,6
qm
Verhältniss der Rostfläche zur
wasserberührten Heizfläche
1 : 40,94
Höhe des Schornsteins
27
m
Querschnitt an der Mündung
1,13
qm
Die Füchse der zur Kesselanlage gehörigen drei Kessel haben je einen
Querschnitt von 0,52 qm und münden in einen gemeinschaftlichen Fuchs von 1,25 qm
Querschnitt.
Die Speisung erfolgte mittels einer Dampfpumpe.
Die Donneley-Feuerung ist an dem Versuchskessel als Vorfeuerung mit zwei von
einander getrennten Verbrennungsräumen ausgeführt (Fig.
21).
Sie besteht aus einem Füllschacht, welcher nach dem Heizerstande zu durch einen
nahezu senkrechten Planrost und nach dem Kessel zu durch einen Röhrenrost
begrenzt wird. Die Wasserröhren des letzteren münden oben und unten in
schmiedeeiserne Sammelrohre, welche mit dem Wasserraume des Kessels in
Verbindung stehen. Seitlich ist der Schacht durch Mauerwerk abgeschlossen,
während unten zwischen dem Roste und der Schürplatte ein Zwischenraum zur
Entfernung der Schlacken vorhanden ist.
Zwischen den Wasserrohren und der Kesselstirnwand befindet sich der eigentliche
Verbrennungsraum, welcher oben durch ein Gewölbe abgedeckt ist. Das Gewölbe ist
dicht an den Wasserröhren, parallel zu diesen, nach unten verlängert, um die aus
dem Brennmaterial entweichenden flüchtigen Bestandtheile mit dem von unten
aufsteigenden Feuerstrom in Berührung zu bringen.
Das Ganze sitzt in einem nach allen Seiten abgeschlossenen gusseisernen Kasten,
welcher über dem Füllschachte einen Füllkasten mit verschiebbarer Klappe trägt.
An der Stirnwand des Kastens befinden sich ferner zwei geräumige Thüren, um das
Reinigen und Abschlacken des Rostes zu ermöglichen.
Die Regulirung der Luftzufuhr erfolgt entweder durch die Rostthüren oder durch
eine besondere, unmittelbar vor dem Füllkasten angebrachte Luftklappe.
Das Brennmaterial, welches durch den Füllkasten in den Füllschacht eingeführt
wird, sinkt, je nach der Schnelligkeit des Abbrandes, durch sein eigenes Gewicht
allmählich herab. Zur Verhütung eines schädlichen Luftüberschusses ist der
Füllkasten stets voll zu halten.
Die Regulirung der Feuerung erfolgt lediglich durch den Rauchschieber.
8) Zur Prüfung der Ruthel-Feuerung stellte die Firma
Kuhnert und Kühne in Martinickenfelde ihre
Kesselanlage zur Verfügung. Die Feuerung dient hier insbesondere zur Verwerthung
von Holzabfällen, wie Säge- und Hobelspänen, und besteht (vgl. Fig. 22) in einer Vorfeuerung. Der Rost ist
zusammengesetzt aus
einem
Planrost
von
0,75
m
Länge,
„
Stellrost
„
0,13
m
Höhe,
„
Kipprost
„
0,40
m
Länge
und hat eine Breite von 2 . 0,9 = 1,8 m. Der
Versuchskessel ist von der Maschinenfabrik Petzold und
Co. im Jahre 1891 angefertigt; die festgesetzte höchste Dampfspannung
beträgt 7 at.
Die mechanischen Verhältnisse des Kessels sind:
Wasserberührte Heizfläche
142,5
qm
Rostfläche
2,3
qm
Verhältniss der Rostfläche zur
wasserberührten Heizfläche
1 : 61,98
Querschnitt des Fuchses
1,0
qm
Höhe des Schornsteins
30,5 m.
Querschnitt an der Mündung
0,785
qm
Die Speisung des Kessels erfolgte mittels einer Dampfpumpe.
Bemerkung.
In den Abbildungen der Versuchskessel sind zum allgemeinen Verständniss
diejenigen Stellen bezeichnet worden, an denen die Temperaturen gemessen, die
Gase abgesaugt und die Zugstärken ermittelt worden sind; es bedeuten:
A
1
und
A
2
:
die Stellen, an denen die Heizgase abgesaugtwurden;
Z
1
und
Z
2
:
die Stellen, an denen die Zugstärken ge-messen wurden;
T
1
und
P:
die Beobachtungstellen für die Temperaturder Heizgase;
Ph:
die Beobachtungstelle für das Photometer.
(Fortsetzung folgt.)