Titel: Gewindeschneidapparate.
Fundstelle: Band 298, Jahrgang 1895, S. 39
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Gewindeschneidapparate. Mit Abbildung. Gewindeschneidapparate. Die Schraubenkluppen weisen in ihren neuesten Formen sowohl in Hinsicht des stark beanspruchten Materials, aus dem die Schneidbacken gefertigt sind, als auch der überaus genauen Bearbeitung der letzteren und der Leistungsfähigkeit und Handlichkeit des ganzen Apparates eine hohe Vollendung auf. Eine in Amerika gefertigte vollkommene Schneidkluppe dieser Art, vornehmlich geeignet für den Gebrauch des Installateurs zum Schneiden von Röhrengewinden, führt die umstehende Abbildung vor; sie wird als Excelsior-Röhrengewindeschneidkluppe von der Firma Delisle und Ziegele in Stuttgart auf den Markt gebracht. Der mit zwei bezieh. mit vier Hebeln ausgestattete Rahmen der Kluppe enthält sowohl Schneidbacken als auch Führungsbacken, je vier, die unabhängig von einander durch je eine einzige Bewegung nach einer angebrachten Scala auf die zu schneidende Dimension eingestellt werden können. Zum Verstellen der Schneidbacken dient der Griff A, mit welchem eine drehbare Scheibe um eine centrale, festgeschraubte Scheibe nach rechts oder links gedreht werden kann; dadurch werden die vier Backen in radialer Richtung einwärts oder auswärts bewegt. Durch Anziehen der Stellschraube E legt sich die Pratze C fest auf den Rand der Scheibe, wodurch diese und damit auch die Schneidbacken in ihrer Lage festgehalten werden. – In ähnlicher Weise werden die Führungsbacken, welche das zu bearbeitende Rohr centriren sollen, durch Bethätigung des Hebels B mit anschliessender beweglicher Scheibe auf der anderen Seite der Kluppe eingestellt; diese Scheibe wird beim Anziehen der Flügelschraube F festgehalten, indem sich eine Pratze gegen ihren Rand legt, wie auch eine solche (Gegenpratze D) gegen den Rand der für die Schneidbacken dienenden Scheibe. Textabbildung Bd. 298, S. 40 Wenn man beispielsweise an 1¼''-Röhren ein Gewinde anschneiden will, dreht man am Scheibenhebel A, bis auf der drehbaren und der daneben liegenden festen Scheibe die Striche unter den Buchstaben AA in eine Linie zu stehen kommen. Dann werden die mit 1¼'' bezeichneten Backen in die Oeffnungen 1, 2, 3, 4 eingesetzt und so weit als möglich eingedrückt. Durch weiteres Drehen des Scheibenhebels A bringt man die Striche der beiden Zahlenstempel 1¼1¼ neben einander und hat dadurch die vier Schneidbacken auf die normale Dimension 1¼ eingestellt. Durch Antreiben der Stellschraube E werden die Backen festgespannt. Jetzt bringt man die Schneidkluppe auf die Röhre. Durch Anziehen des Scheibenhebels B drückt man die Führungsbacken an die Röhre an und spannt auch diese mittels Anziehens der Stellschraube F fest. Alsdann wird das Gewinde geschnitten, und wenn dasselbe fertig ist, werden durch Nachlassen der beiden Stellschrauben C und F, sowie eine kleine Drehung der Scheibenhebel A und B die Backenführungen zurückgezogen und die Kluppe vom Arbeitsstück weggehoben. – Sollen mehrere Rohrstücke oder Stutzen gleicher Dimension geschnitten werden, so wird der Stellschieber G an die Pratze vorgerückt und durch Anziehen der Schraube H festgestellt, wodurch ohne fernere Regulirung an den Schneidbacken letztere auf die frühere Stellung durch einen Griff eingestellt werden. – Zur Herausnahme und Auswechselung der Schneidbacken führt man den Hebel A so weit nach links, bis ein Anschlagstift auf der drehbaren Scheibe unter der Pratze D, nach Lösung derselben, hindurchgeführt ist. – Grössere Nummern der Kluppe werden auch mit Rohrabschneider (K) geliefert. Der Apparat ist von vorzüglicher Ausführung; die Schneidkluppenkörper sind in besonders geeigneter Metallcomposition hergestellt, die grosse Dauerhaftigkeit verbürgt, Backenführungen aus bestem Gusstahl. Es bestehen sechs Grössennummern der Röhrenschneidkluppe „Excelsior“ für Gewinde von ¼'' bis 4''; beispielsweise kostet eine solche einschliesslich der Schneid- und Führungsbacken für Röhren von 1, 1¼, 1½ und 2'' (ohne Abschneider) 94 M. Grössennummern 1 bis 4 haben zwei, die beiden grössten vier Hebel. Für Interessenten ist die Annehmlichkeit geboten, dass sie den Apparat auch probeweise überlassen erhalten, um ihnen desto eher Gelegenheit zu bieten, sich von der vorzüglichen Leistungsfähigkeit zu überzeugen. Für den Bedarf der Werkstätte des Mechanikers wird auch eine, in der Construction dem vorbeschriebenen Apparate gleiche Schraubengewindekluppe „Excelsior“ hergestellt, die jedoch für eine grössere Anzahl von Gewindestärken – ¼ bis ganze Gewinde in zehn Abstufungen – eingerichtet, und mit je einem Satz von vier Schneidbacken und mit je einem entsprechenden Durchschneidbohrer (Whitworth-Gewinde) ausgerüstet ist. Das Ganze ist in einem Besteck untergebracht und kann als eine Zierde der mechanischen Werkstatt gelten. Der Preis desselben ist 125 M., eine kleinere Nummer, für nur acht verschiedenartige Gewinde bestimmt, kostet 85 M. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die hier vorgeführten Gewindeschneidapparate sich bei uns bald einführen werden. (Pf. in der Badischen Gewerbezeitung.)