Titel: Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem letzten Viertel 1895.
Fundstelle: Band 299, Jahrgang 1896, S. 91
Download: XML
Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem letzten Viertel 1895. (Letzter Bericht Bd. 298 S. 88, 114 und 138.) Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem letzten Viertel 1895. A. Die Rübenzuckerfabrikation. I. Landwirthschaft. In eingehender Weise verbreitet sich P. SorauerBlätter für Zuckerrübenbau, 1895 II S. 289. über Beobachtungen und Betrachtungen der Pilzinfection bei Zuckerrüben, namentlich unter der Berücksichtigung, welche pflanzlichen Feinde an den gesunden Samenrüben überwintern. Die durchgeführten Beobachtungen haben zwei bemerkenswerthe Punkte ergeben. Es gelingt durch Impfung mit Sporen von zwei sehr verbreiteten, auf todten Pflanzentheilen in der Regel lebenden Pilzen, den gesunden, allerdings im Zimmer erzogenen, also zarten Rübenstengel krank zu machen. Aber es ist auch gelungen, nachzuweisen, dass die Pflanzen im Stande sind, durch einen Selbsttheilungsvorgang den Parasiten zu überwinden und sich wie ungeimpfte weiter zu entwickeln. In der freien Natur sind natürlich auch Witterungsverhältnisse (oder in anderen Fällen unsere Cultureinflüsse) ausschlaggebend für den Kampf der Organismen gegen einander. Die Frage der Melassenfütterung hat sowohl in Deutschland, als auch in Oesterreich in immer weiteren Kreisen interessirt und Anlass zu vielen Publicationen, Besprechungen in Versammlungen u.s.w. gegeben. Es muss nun hervorgehoben werden, dass man, ausgenommen nur in wenigen Fällen, mit der Melassenfütterung ausgezeichnete Resultate zu verzeichnen und dass dieselbe sowohl für die Landwirthschaft, als auch für die Zuckerindustrie eine grosse Bedeutung hat. Interessante Versuche liegen von N. WestermeierIbid. S. 353. über die Samengewinnung aus getheilten Rüben vor. Ruhen wurden in zwei gleiche Hälften zerschnitten, die eine Hälfte so wie sie war ausgepflanzt, während die andere Hälfte in 2 bis 7 Theile getheilt wurde. Die so entstandenen Viertel, Achtel, Zwölftel und Vierzehntel wurden in Gartenerde ausgepflanzt und sorgfältig behandelt. Aus diesem Versuche steht fest, dass durch weitere Theilung der Rübe bis zu 12 Theilen eine Steigerung des Knäuelertrages von der Einzelrübe mit grosser Sicherheit erreicht werden kann. Allem Anscheine nach ist die Grenze der thatsächlichen Durchführbarkeit bei einer Theilung bis zu 12 oder höchstens 14 Theilen erreicht. Aus dem Versuch geht übrigens hervor, dass diese Grenze für die erzielbare Ertragssteigerung schon bei der Zerlegung in Zwölftel erreicht worden ist, da die Theilung in Vierzehntel keine Vergrösserung der aus den untersuchten Samenrüben erwachsenen Samenernte mehr herbeigeführt hat. In Fortsetzung früherer Versuche haben Strohmer, Briem und StiftOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895 XXIV S. 788. die Studien zur Kenntniss der Stoffbildung und des Nährstoffverbrauches der Zuckerrübe im zweiten Wachsthumsjahre weiter fortgesetzt, wobei aber die Versuche nicht in künstlichen Bodenmischungen, sondern in gewöhnlichem Rübenboden durchgeführt wurden. Aus den Schlussfolgerungen dieser Arbeit ergibt sich kurz zusammengefasst Folgendes: Die in der Mutterrübe ausgesetzten stickstoffreien Extractivstoffe dienen nicht nur als Baumaterial für die neuen Pflanzentheile, sondern hauptsächlich auch als Kraftquelle zur Leistung der Wachsthumsarbeit. In erster Linie ist es der Rohrzucker, welcher den Zwecken der Energie- bezieh. Kraftlieferung dient. Die Zufuhr des Stickstoffs und der mineralischen Nährstoffe, wie der Phosphorsäure und des Kalis, beginnt bei der Samenrübe frühzeitig; ein Theil dieser Nährstoffe wird, und zwar so lange als das Saugwurzelsystem der Pflanze noch nicht genügend ausgebildet ist, der ausgesetzten Wurzel entnommen. Bei der Samenrübe tritt das Bedürfniss nach einer Zufuhr von Kali wahrscheinlich weit früher ein, als jenes nach Phosphorsäure. Eine durch äussere oder innere Ursachen bei der Samenrübe herbeigeführte Aenderung in der Aufnahme eines Nährstoffes hat auch eine solche bei den anderen Nährstoffen zur Folge. Wenn einmal die Stengelglieder und der Blattapparat der Samenrübe entwickelt sind, verhält sich die Samenrübe wie eine aus Samen gezogene Rübe in ihrem ersten Wachsthumsjahre. Nachdem bis jetzt über die chemische Zusammensetzung des Blüthenstaubes der Zuckerrübe keine Angaben vorliegen, so hat A. StiftOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895 XXIV S. 783. diesbezügliche Untersuchungen angestellt. Der Blüthenstaub entstammte der Rübensorte „Wohanca's Zuckerreiche“. Die Stickstoffsubstanzen setzen sich hauptsächlich aus Eiweiss zusammen. Daneben findet sich fertig gebildetes Ammoniak vor, welches aber hauptsächlich in Form von Trimethylamin vorhanden ist. Das Fett besitzt eine grünlich-gelbe Farbe und ist anzunehmen, dass es keinen einheitlichen Körper darstellt. Auffällig gering ist der Kaligehalt der Reinasche in Bezug auf die Menge des Kalis in den anderen Theilen der Rübenpflanze. Von organischen Säuren ist Oxalsäure vorhanden, während Aepfel- und Weinsäure fehlen. Stärke und Dextrin sind nur in geringen Mengen aufgefunden. Wenn es auch wegen Mangel an Material nicht möglich war, Rohrzucker zur Abscheidung zu bringen, so ist aber doch dessen Anwesenheit zweifellos. Daneben ist aber auch noch eine andere, vorderhand noch unbekannte, kupferreducirende Zuckerart vorhanden. Die Untersuchungen finden im nächsten Jahre ihre Fortsetzung. Obwohl in den letzten Jahren die Forschungen auf dem Gebiete der Pflanzenpathologie eine bedeutende Höhe erreicht haben, so fehlt jedoch noch vollständig das Studium des Chemismus der vitalen Processe in den pathologischen Erscheinungen des Pflanzenreiches. Es sind daher die chemischen Untersuchungen auf dem Gebiete der Phytopathologie von J. StoklasaZeitschrift für physiologische Chemie, 1895 XXI S. 791. darum von Interesse, weil sie sich nur auf das Studium des Chemismus der Zuckerrübe beschränken, und zwar unter der Einwirkung der Rübennematode (Heterodera Schachtii), der Pilze Rhizoctonia violacea und Cercospora beticola. Trotzdem man z.B. die verheerenden Wirkungen der Rübennematoden auf den Organismus der Rübenpflanze genau kennt, so ist man doch vollständig im Unklaren gewesen über die pathologischen Processe, welche sich in der Zuckerrübe abspielen, wenn deren Wurzeln von den Weibchen der Rübennematoden befallen werden. Stoklasa hat nun sowohl gesunde, normale, als auch verkümmerte, kranke Rüben der chemischen Analyse unterzogen und hierbei bedeutende, höchst charakteristische Unterschiede gefunden. Da eine nähere Auseinandersetzung hier zu weit führen würde, so sei auf die Originalabhandlung verwiesen. Bei der gegenwärtigen Nothlage der Landwirthschaft ist es begreiflich, dass man auch der Verfütterung der Rübenblätter Aufmerksamkeit zuwendet, d.h. also, dass man bestrebt ist, alle Abfallproducte vollkommen zu verwerthen. Man hat sogar ernstlich daran gedacht, die Blätter behufs besserer Conservirung zu trocknen, und der Verein für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches hat eine eigene Commission eingesetzt, welche die Aufbewahrungsfrage zu studiren hat. Ehe man zum Trocknungsverfahren überging, musste natürlich geprüft werden, wie weit die vielfachen Angaben, dass die Rübenblätter bei Verfütterung in grösserer Menge schädliche Wirkungen ausüben, berechtigt sind. Zum Studium dieser Frage liegen nun ausgedehnte Versuche über den Einfluss der Rübenblätterfütterung auf den thierischen Organismus vor, welche im Auftrag des genannten Vereins von Zuntz begonnen und von W. CaspariZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXV S. 725. weiter fortgesetzt wurden, und zwar mit besonderer Berücksichtigung auf die Veränderung des Knochensystemes. Bezüglich der Einzelheiten dieser umfangreichen Versuche, die mit Hunden und Kaninchen angestellt wurden, muss auf das Original verwiesen werden und seien hier nur die Schlussfolgerungen hervorgehoben: Oxalsäure enthaltendes Futter ist in geringen Mengen und in nicht allzu leicht löslicher Form, wenn es nur kurze Zeit gegeben wird, nicht als schädlich anzusehen; in solchen Fällen wirkt es im Gegentheil als Genussmittel und regt den Appetit des Thieres an, wodurch die Nahrungsaufnahme gesteigert wird. Werden jedoch die angegebenen Bedingungen für die Unschädlichkeit des Futters nicht erfüllt, so entwickeln sich erhebliche Schädigungen im Organismus unter dem Bilde der chronischen Oxalsäurevergiftung. Diese schädlichen Wirkungen beziehen sich in erster Linie auf die Nieren und die Knochen, vielleicht auch auf das Herz. Die Schädigung der Knochen wird hervorgerufen durch eine vermehrte Kalkausscheidung, welche auf Kosten der Knochensubstanz geht. Gegen diese Schädlichkeit bildet bis zu einem gewissen Grade ein genügender Zusatz von Kalk ein gutes Gegenmittel. Uebrigens wurde in neuerer Zeit auf Grund ganz anderer Versuche ebenfalls ein deutlicher Antagonismus zwischen Oxalsäure und Kalk constatirt. Streift man noch ganz kurz die Frage, ob die Erfahrungen dieser Arbeit auch für die Diätetik des Menschen von irgend welcher Wichtigkeit sind, so ist ja von vornherein ganz klar, dass so grosse Mengen Oxalsäure, wie sie ein Pflanzenfresser aufzunehmen Gelegenheit hat, vom Menschen niemals genommen werden. Dennoch glaubt Caspari zu dem Hinweis berechtigt zu sein, dass Individuen, welche mit Knochenkrankheiten, Rhachitis, Osteomalacie u.s.w. behaftet sind, in der Aufnahme oxalsäurehaltiger Nahrungsmittel Vorsicht walten lassen müssen. Untersuchungen in Italien angebauter Zuckerrüben liegen von A. BornträgerCentralblatt für die Zuckerindustrie der Welt, 1895 IV S. 9. vor, welcher mittheilt, dass in Italien neuerdings mehrfache Versuche über den Anbau von Zuckerrüben gemacht worden sind. Die untersuchten 14 Rüben entstammten der Gegend von Benevento und zwar von einem einzigen Anbauversuch. Das Gewicht der geköpften Rüben schwankte von 105 bis 411 g. Von vier Rüben wurde ein Längskeil herausgeschnitten, dessen Kante die Centrallinie der Rübe und dessen Basis die Rübenrinde bildete, und welcher etwa ⅛ von jeder Rübe ausmachte. Die vier Keile wurden zerschnitten und das Gemenge der Analyse zugeführt. Die Untersuchung ergab 0,3 Proc. vom Gewichte der Rüben an Invertzucker; der Saccharosegehalt wurde zu 15 Proc. ermittelt. Letzteres Resultat ist für einen ersten Anbauversuch ganz befriedigend. (Anbauversuche wurden übrigens auch in der römischen Campagna durchgeführt, die aber kein besonders befriedigendes Resultat ergaben. Der Zuckergehalt betrug z.B. bei einer Partie nur 7,00 Proc. Der Ref.) II. Chemie und analytische Untersuchungsmethoden. Ein diastatisches Ferment in der Zuckerrübe. Seit längerer Zeit ist das Bestreben der physiologisch arbeitenden Chemiker, die im Thier- und Pflanzenkörper physiologische Spaltungsvorgänge bedingenden ungeformten Fermente, Enzyme, aufzufinden, und sind solche bereits isolirt (Pepsin, Invertin u.a.), andere jedoch mit mehr oder weniger Albuminaten gemischt, aber immer von grosser Wirkungskraft als Glycerinauszüge erhalten worden. M. GonnermannChemiker-Zeitung, 1895 XIX S. 1806. hat nun Untersuchungen über ein in gefrorenen und gekeimten Zuckerrüben vorkommendes Enzym angestellt und es ist ihm auch gelungen, in den Zuckerrüben ein Ferment zu finden. Es fragt sich nur, ob dieses Enzym in den gefrorenen oder in den gekeimten Rüben oder in beiden Arten vorhanden ist, und diese Frage dürfte durch erneuerte Untersuchungen zu beantworten sein. Es scheint eher, dem physiologischen Entwickelungsprocess im Pflanzenkörper zufolge, dass das Enzym sich zumeist in den keimenden Rüben befindet, indem bei dem Beginn der Blattvegetation dasselbe sich bilden und nach und nach das Stärkemehl in Zucker überführen kann, bis dieser nicht weiter als Nährstoff für die Entwickelung der Rübe selbst verwendet wird, welches Stadium mit der sogen. „Reife“ eintritt. Ist dieser Zeitpunkt überschritten, schiesst die Rübe in Samen, so ist der Verbrauch an Zucker für Nährzwecke grösser, als die zuckerbildende Kraft des Enzyms, der Zuckergehalt der Rübe geht zurück. Ganz dasselbe tritt bei neukeimenden Rüben ein; die Blattentwickelung bedarf den Zucker als Nahrungsmittel und die Erfahrung der Praxis hat gezeigt, dass neukeimende Rüben einen viel geringeren Zuckergehalt zeigen, als nicht gekeimte, der Nichtzuckergehalt sich dagegen vermehrt. In beiden Fällen ist die Wirkung des Enzyms dieselbe wie im ganzen Vegetationsprocess: sie wird nur geschwächt. In den gefrorenen Rüben wird das Enzym derselben jedenfalls zum Theil zerstört und der Zucker in organische Säuren übergeführt, wodurch der Rückgang im Gehalt an solchem seine Erklärung finden dürfte. Weitere Untersuchungen nach dieser Richtung hin könnten auch diese Frage zur Erledigung bringen. Zu der vorstehenden Arbeit Gonnermann's bemerkt v. LippmannChemiker-Zeitung, 1895 XIX S. 1853., dass schon Dubrunfaut die Anwesenheit eines Fermentes in den Wurzeln und Blättern der Rübe constatirte. Für die Blätter hat dies neuerdings auch Brasse und für die junge rohrzuckerführende Wurzel A. Meyer bestätigt. Ein den Rohrzucker invertirendes Enzym ist nach Dubrunfaut hauptsächlich in der Samenrübe vorhanden und wurde dies auch von Corenwinder bestätigt. Eine neue Methode zur Unterscheidung verschiedener Zucker. Die von A. Villiers und FayolleComptes rendus, 1895 CXXI S. 75, durch Scheiblerl's Neue Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1895 XXXV S. 285. gefundene Methode gründet sich auf die Thatsache, dass eine Lösung von Rosanilin, die mit einer ganz kleinen Menge schwefliger Säure entfärbt wird, sich wieder färbt, wenn man sie mit Aldehyden, dagegen farblos bleibt, wenn man sie mit Ketonen zusammenbringt. Einige Zucker, z.B. Traubenzucker, Invertzucker und Galaktose, ebenso die reducirenden Dextrine verhalten sich wie Aldehyde, während andere, z.B. Lävulose und Sorbin, sich wie die Ketone verhalten. Man kann also auf diese Weise feststellen, ob ein Zucker Aldehyd- oder Ketonnatur hat. Die verwendeten chemisch reinen concentrirten Zuckerlösungen müssen neutral sein, da Säuren die Rosanilinreaction stören. Rohrzucker, Maltose und Laktose geben anfangs keine Färbung; bleiben sie aber mit der entfärbten Rosanilinlösung einige Tage in Berührung, so beginnt die Röthung, die allmählich zunimmt. Offenbar werden diese Zucker beim Stehen invertirt und bilden dabei Zucker von Aldehydnatur, die die entfärbte Rosanilinlösung wieder roth färben. Die Bestimmung der Zuckerarten durch Kupferkaliumcarbonat. Vor mehreren Jahren hat H. OstChemiker-Zeitung, 1895 XIX S. 1783., von Soldaini's Reagenz“ ausgehend, eine Lösung von Kupferkaliumcarbonat hergestellt und zur Bestimmung der Zuckerarten empfohlen. Da aber diese Lösung an mehreren Uebelständen gelitten hat, so hat Ost die Zusammensetzung der Lösung etwas geändert und enthält dieselbe nun in 1 l: 17,5 g CuSO4 + 5H2O 250 g K2CO3 100 g KHCO3 Die angewendeten Kaliumcarbonate müssen chemisch rein sein und ist die Kupfersulfatlösung in die Lösung der Kaliumcarbonate langsam einzutragen, damit keine grösseren Mengen Kohlensäure entweichen. Die fertige Lösung ist eventuell, unter Entfernung des ersten Filtrates, durch Asbest oder Papier zu filtriren. Die Wirkungswerthe der neuen Lösung gegen die Zuckerarten wurden neuerdings festgestellt und hierbei Dextrose, Lävulose, Invertzucker und Maltose zu den Untersuchungen herbeigezogen und die entsprechenden Reductionstabellen aufgestellt. Die Vorzüge dieser Kupferkaliumcarbonatlösung sind die folgenden: 1) Die Lösung greift Rohrzucker weniger an als die Fehling'sche Lösung; 2) die durch 1 Th. Zucker gefällte Kupfermenge beträgt das 1½- bis 2fache von der durch Fehling'sche Lösung abgeschiedenen; 3) der Wirkungswerth gegen die einzelnen Zuckerarten weist grössere Unterschiede auf, und 4) die Kochdauer beeinflusst das Ergebniss weniger als bei Fehling'scher Lösung. Für besondere Zwecke verwendet Ost eine kupferarme Kupferkaliumcarbonatlösung, welche 3,6 g CuSO4 + 5H2O 250 g K2CO3 100 g KHCO3 in 1 l enthält. Diese äusserst haltbare Lösung kann mit Vortheil zur Bestimmung des Invertzuckers da angewendet werden, wo nicht reducirende Zucker vorherrschen, z.B. im Rübenrohzucker. Ausserdem dient diese Lösung zum qualitativen Nachweis von Spuren reducirender Zucker überhaupt und übertrifft hierin jedes andere Reagenz an Zuverlässigkeit. Reductionsvermögen der Lävulose. Zur gewichtsanalytischen Bestimmung der Lävulose hat R. Lehmann Tabellen ausgearbeitet und hierbei eine aus Inulin mittels ½ Proc. Schwefelsäure bereitete syrupartige Lävulose benutzt, welche 83,14 Proc. Zucker enthielt. O. ŠulcListy Chemické, 1895 XIX S. 1. hat reine krystallisirte Lävulose verwendet und festgestellt, dass man bei der gewichtsanalytischen Bestimmung nach Lehmann mehr reducirtes Kupfer erhält, als die Lehmann'sche Tabelle eigentlich anzeigt. Bei sehr verdünnten Lösungen stimmen zwar die Resultate ziemlich überein, jedoch bei grösserer Concentration zeigen sich sogar Differenzen von mehr als 20 mg. Diese Differenzen veranlassten Šulc zu einer neuen Berechnung der Lehmann'schen Tabelle, welche von 20 bis 430 mg Kupfer geht. Zur volumetrischen Zuckerbestimmung mittels Kupferoxydammoniaklösung empfiehlt Z. PeškaIbid. S. 45. die von Pavy vorgeschlagene Modifikation der Fehling'schen Lösung, nämlich Zusatz von Ammoniak zu derselben. Die Titration wird in der Weise durchgeführt, dass man die Kupferlösung auf 80° C. erhitzt und hierauf die Zuckerlösung aus einer Bürette vorsichtig an der Seiten wand des Becherglases herabfliessen lässt. Damit aber eine Wiederoxydation der Kupferoxydammonlösung durch den Sauerstoff der Luft verhindert wird, empfiehlt Peška die zu reducirende Lösung mit einer dichteren indifferenten Flüssigkeit zu bedecken, so dass der Luftzutritt ganz abgeschlossen wird. Peška empfiehlt hierfür ParaffinölIn Bezug auf diesen Vorschlag nimmt übrigens A. Allen die Priorität für sich in Anspruch. (Chem. News, 1895 Bd. 71 S. 257.), welches zugleich das Entweichen des Ammoniaks verhindert und eine unter gleichbleibenden Bedingungen vor sich gehende Arbeit ermöglicht. Die modificirte Fehling'sche Lösung wird in folgender Weise bereitet: 6,927 g chemisch reines Kupfersulfat werden im Wasser gelöst und nach Zusatz von 160 cc 25procentigem Ammoniak auf 500 cc ergänzt; in einem zweiten Gefäss werden 34,5 g Seignettesalz und 10 g Natronhydrat gelöst und die Lösung ebenfalls auf 500 cc aufgefüllt. Zur genauen Durchführung der Methode genügen drei Bestimmungen. Zuerst fügt man zu 50 cc der Kupferlösung 50 cc Seignettesalzlösung, bedeckt sofort mit einer 0,5 cc hohen Paraffinölschicht und erhitzt auf 80° C. Die Zuckerlösung wird dann nach und nach unter vorsichtigem Umrühren eingelassen, bis 1 cc derselben die Entfärbung der blauen Flüssigkeit zur Folge hat. Dabei darf die Temperatur 85° nicht übersteigen. Diesem Vor versuche folgen zwei ganz genaue Versuche. Die Fehling'sche Lösung wird bei 80° mit so viel Zuckerlösung versetzt, dass die Lösung eben noch blau bleibt. Man erhitzt dann rasch auf 85° und lässt die Zuckerlösung in der Menge von 0,1 cc bis zur Entfärbung der Lösung hinuntertropfen. Der dritte Versuch ist nur ein Controlversuch des zweiten und darf von demselben maximal nur um 0,1 cc differiren. Für die analytische Praxis hat PeškaZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S. 916. brauchbare Tabellen aufgestellt und zwar für Glykose, Invertzucker, Milchzucker und Maltose. Die Methode gibt im Ganzen richtige Resultate, oder doch wenigstens solche, wie man sie von einer volumetrischen Methode verlangen kann. In manchen Fällen, wo ammoniakalische Verbindungen vorhanden sind, kann man die gewichtsanalytische Methode nicht einmal benutzen, und in solchen Fällen ist die volumetrische Methode mit Kupferoxydammoniaklösung die einzige chemische Methode, die richtige Resultate gibt. Die volumetrische Methode kann man überall benutzen, wo man sich eine 0,1- bis 1procentige Zuckerlösung bereiten kann, für welche Concentrationen die Tabellen aufgestellt sind. Sehr vortheilhaft ist, wenn man über farblose Zuckerlösungen verfügt. Anlass zu dieser Arbeit gab eine Abhandlung von F. GaudComptes rendus, 1894 Bd. 119 S. 651. welcher jedoch zum Luftabschluss einen Wasserstoff- oder Stickstoffstrom benutzte. Peška bezeichnete als Vortheil seiner Modifikation die constante Concentration der reagirenden Flüssigkeiten, was bei relativen Methoden, wie die Oxydationsmethoden der Aldosen und Ketosen überhaupt sind, unbedingt nothwendig ist. Maassgebend bei diesen Methoden ist gleiche Oxydation bei gleichen Bedingungen, was jedoch bei der Methode Gaud nicht der Fall ist, da bei derselben die Oxydationsbedingungen durch Austreiben des Ammoniaks fortwährend geändert werden. Ueber die Frage: Warum beeinflusst die Gegenwart von Bleisalzen die Resultate der Fehling-Soxhlet'schen Titrirungen? liegen ausführliche Untersuchungen von A. BornträgerDie deutsche Zuckerindustrie, 1895 XX S. 1711. vor, aus welchen sich folgende Schlüsse ziehen lassen: 1) In Gegenwart von Bleisalzen findet man in Lösungen von Invertzucker, Dextrose oder Milchzucker bei der Titrirung nach Fehling-Soxhlet geringere Gehalte an diesen Zuckerarten als bei Abwesenheit von Blei. 2) Ein Theil des gegenwärtigen Bleies geht in die Kupferoxydulniederschläge über. 3) Der Einfluss der Bleisalze auf die Resultate der Titrirungen mit der vierfach verdünnten Fehling'schen Lösung erreichte bei Erhöhung des Bleizusatzes rasch seine Grenze. Beim Arbeiten mit der unverdünnten Fehling'schen Flüssigkeit wuchs dagegen mit Steigerung des Bleizusatzes jener Einfluss fortwährend, so dass er schliesslich den bei Vornahme der Verdünnung beobachteten stark überragte. 4) Sowohl bei Vornahme als bei Unterlassung der Verdünnung wurde um so mehr Blei gefunden, je grösser der Bleizusatz gewesen war. 5) Bei gleichen Bleizusätzen ist stets mehr Blei mit niedergefallen, wenn die alkalische Kupferlösung verdünnt worden war, als im anderen Falle. 6) Wenn man je 50 cc Fehling'scher Lösung mit 5 cc Bleizuckerlösung vom spec. Gew. 1,200 bis 1,220 oder mit 5 cc Bleiessig Ph. G. III vom spec. Gew. 1,240 bis 1,250 versetzt, so ergibt sich bei Vornahme der Verdünnung ein stärkerer Einfluss des Bleisalzes auf die Resultate der Titrirungen und ein höherer Gehalt der Kupferoxydulniederschläge an Blei, als wenn die Verdünnung unterlassen worden war. Im letzteren Falle ist die Beeinflussung der Resultate der Titrirungen im Allgemeinen eine etwas stärkere gewesen bei Anwendung ungefähr 1procentiger als von etwa 0,5procentigen Invertzuckerlösungen. Bei Vorliegen der letzteren wurde aber etwas mehr Blei in dem Niederschlage angetroffen. 7) Wenn bei der Reduction die Kochdauer länger als 2 Minuten währt, ohne dass die Zuckermenge geändert wird, so scheint weniger Blei im Kupferoxydulniederschlag enthalten zu sein, als bei letzterer Kochdauer. 8) Ebenso wurde bei Anwendung von weniger und mehr Zuckerlösung, als zur genauen Reduction erforderlich war, bei 2 Minuten Kochdauer zu wenig Blei im Niederschlag gefunden. 9) Es ist für die Ausbeute an Bleisulfat gleich, ob man den Kupferoxydulniederschlag im Wasserstoffstrom oder an der Luft abfiltrirt und auswäscht. 10) Papierfilter dürfen zum Abfiltriren der Kupferoxydulniederschläge behufs der Bleibestimmung nicht verwendet werden, da jene aus alkalischen Flüssigkeiten recht erhebliche Mengen Blei aufzunehmen vermögen. 11) Mit verdünnter Salpetersäure ausgekochter Asbest besitzt diese Eigenschaft nicht oder kaum. In einer zweiten Mittheilung über dasselbe Thema befasst sich BornträgerDie deutsche Zuckerindustrie, 1895 XX S. 1741. mit der Frage: Warum fällt eine Bleiverbindung mit dem Kupferoxydul aus? Nach den Versuchen scheint bei der Titrirung in Gegenwart von Bleiacetaten mit dem Kupferoxydul kein Bleisalz mit einer organischen Säure auszufallen. Bornträger glaubt daher auch nicht, dass das Mitfallen des Bleies von einem nur in Gegenwart von Bleisalzen auftretenden Oxydationsproducte des Zuckers organischer Natur abhängt. Es hängt vielmehr das bei der Fehling-Soxhlet'schen Titrirung in Gegenwart von Bleisalzen beobachtete Ausfallen einer Bleiverbindung auch von der Anwesenheit des Kupfersalzes ab und nicht nur von derjenigen des Invertzuckers und des Bleisalzes. Es entsteht nun die Frage, ob das Ausfallen des Bleies nicht etwa auf eine Mitreduction von Bleioxyd zurückzuführen sei, und wird Bornträger auf diese Frage in einer folgenden Mittheilung zurückkommen. Ueber Vorkommen, Eigenschaften und Wirkungen der Caramelcomponenten des Rohrzuckers. Die von C. VolmerZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S. 451. angestellten Untersuchungen wurden bereits im J. 1883 ausgeführt, aber erst jetzt veröffentlicht. Anlass zu diesen Untersuchungen boten empfindliche Schäden an Dampfkesseln. Sämmtliche Nähte waren gelockert, die Kesselbleche stark durchbeult und tiefe Corrosionen zeigend. Der ganze Innenraum der Kessel war mit einer etwa 50 bis 60 mm, auf der Bodenplatte sogar bis 300 mm starken Schicht einer Masse überzogen, die genau den Habitus erdiger Braunkohle zeigte. Auch im Hauptdampfrohr fanden sich grosse Massen einer erstarrten, schwarzbraunen Materie, die an den Verschraubungen in glänzenden Stalaktiten ausgeschwitzt war. Diese aufgefundenen Substanzen, von denen man sich mit Recht Aufklärung über den Grund jener Zerstörungen versprach, erwiesen sich bei der Untersuchung als mehr oder minder weitgehende Zersetzungsproducte des Rohrzuckers (Caramelan, Caramelen, Caramelin), die aber unter der combinirten Einwirkung von gespanntem Dampf oder Metallen bezieh. Metalloxyden in eigenartiger, für ihre chemische Individualität charakteristischer Form auftraten. Volmer hat ferner durch specielle Versuche gezeigt, dass die Gegenwart von Metallen einen beschleunigenden Einfluss auf die Zersetzung des Zuckers ausübt, wie er auch gefunden hat, dass zunächst unter der gemeinsamen Einwirkung der bei beginnender Zersetzung nascirenden Wasserelemente und der entstehenden sauren Caramelcomponenten eine sehr energische Oxydation stattfindet – ein Vorgang, durch welchen der Kesselwand erhebliche Quantitäten Metall entzogen werden und jene daher ein oberflächlich zerfressenes Aussehen erhält. Es erscheinen daher die durch weitergehende Zersetzung des Zuckers sich bildenden Substanzen geeignet, grössere Schäden zu verursachen, zumal wenn sich diese chemischen Vorgänge innerhalb der zur Dampferzeugung bestimmten Apparate vollziehen. Von dem bei der Osmose sich ausscheidenden Schleim und den aus demselben entstehenden Dextranstoffen. Nach K. AuderlikZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1895 XX S.84. ist dieser Schleim das Resultat des Lebens gewisser Bakterien und besteht die frische Substanz fast ausschliesslich aus einer Form von Mikroorganismen, welche dicht an einander gruppirt und dem Anscheine nach unter einander mittels des ausgeschiedenen formlosen Stoffes verbunden sind. Die Färbung des Schleimes tritt erst später im Stadium der Zersetzung desselben auf und hat ihren Ursprung nicht in der Melasse, nachdem die Nährflüssigkeit ausschliesslich verdünntes Osmosewasser ist. Die zuerst alkalische Nährflüssigkeit wird in Berührung mit dem Schleime sauer und reducirt die Fehling'sche Lösung. Falls sich unter den Osmogenen viel Schleim anhäuft und derselbe in verdünntes, in grösseren Reservoirs aufbewahrtes Osmosewasser gelangt, so kann er dasselbe sauer machen und bedeutend invertiren. Zur Schleimentwickelung sind nebst der vorangegangenen Infection folgende Bedingungen nöthig: Stetiges tropfen weises Zufliessen von Osmosewasser, genügender Luftzutritt, Temperaturen von 18 bis 30° R. und stetiger Abfluss der Nährflüssigkeit. Die Schleimentwickelung vollzieht sich hauptsächlich auf Kosten der Saccharose, welche dabei in Glukose und Lävulose zerlegt wird. Die Glukose wird als plastisches Material zur Bildung von Bakterienzellen verwendet, während die Lävulose einer weiteren Zersetzung unterliegt. Wenn der Schleim in bedeutenden Mengen auftritt, so werden dadurch Verluste an Zucker herbeigeführt. Die chemische Untersuchung hat ergeben, dass frischer Schleim weniger Trockensubstanz und weniger mittels Wasser auslaugbare Stoffe als alter Schleim enthält. Die löslichen Stoffe sind Produete der Schleimzersetzung in Folge der verschiedenen Gährungsprocesse, die hier vor sich gehen und mit der Bildung von Fettsäuren, namentlich aber der Milchsäure, verbunden sind; nebstdem scheint es, als ob ein Theil der unlöslichen Schleimtrockensubstanz durch besondere, bei der Gährung entstehende diastatische Fermente löslich wird, da eine mittels Abpressen durch ein Tuch von dem Schleime abfliessende Lösung Dextran lieferte, welcher Körper unzweifelhaft hydrolytisches Product eines im Wasser unlöslichen schleimartigen Stoffes ist. Ein älterer Schleim verbreitet mit Alkalien einen ammoniakalischen und methylaminartigen Geruch. Die weiter vom Verfasser durchgeführten hydrolytischen Versuche ergaben folgende Resultate: Der mittels Wasser nicht auslaugbare Schleimbestandtheil wird durch die Hydrolyse löslich und liefert Producte, welche sich je nach der Intensität des hydrolytischen Processes verschieden verhalten. Jene Producte sind Dextrane mit allen Uebergangsproducten, deren letztes Glied die Dextrose bildet. Der im Wasser unlösliche Schleimbestandtheil ist demnach ein an die Hemicellulose erinnernder Stoff. Die Dextranproducte der Hydrolyse kann man nach dem Verhalten gegenüber dem basischessigsauren Blei in zwei Hauptgruppen theilen: Gruppe a) enthält die fällbaren, Gruppe b) die nicht fällbaren Dextranstoffe. Die Gruppe a) enthält wieder zwei charakteristische Dextrantypen; beide reduciren die Fehling'sche Lösung nicht. Die wässerige Lösung des einen Typus opalisirt stark und besitzt ein schwächeres Drehungsvermögen, während die wässerige Lösung des zweiten Typus nicht opalisirt und ein stärkeres Drehungsvermögen besitzt. Hierher liesse sich auch ein dritter Typus einreihen, welcher sich vom zweiten dadurch unterscheidet, dass Alkohol aus demselben ein erst nach längerer Zeit in Syrup übergehendes Pulver ausscheidet. Dieser Typus bildet die Grenze zwischen den beiden Haupttypen und reducirt bereits die Fehling'sche Lösung. Die Gruppe b) ist nicht mehr von ausgesprochenem Dextrancharakter und bildet Uebergangskörper zur Dextrose. Das Drehungsvermögen ist geringer als bei Gruppe a), ferner wird im Gegensatz zu dieser Fehling'sche Lösung reducirt. Ein näheres Studium der Körper dieser Gruppe steht noch aus und wäre dasselbe sehr wünschenswerth. N. RydlewskyDie deutsche Zuckerindustrie, 1895 XX S. 1411. hat einige Aschenuntersuchungen nach Büttner-Meyer getrockneter Schnitzel vorgenommen. Von verschiedenen Seiten wurde gefunden, dass die chemische Zusammensetzung der Schnitzel durch das Trocknen beinahe gar nicht verändert wird, dagegen aber der Aschengehalt durch die mitgerissene Flugasche eine Vermehrung findet. Da nun der Aschengehalt der getrockneten Schnitzel von verschiedenen Seiten sehr verschieden angegeben wird, so hat Rydlewsky zur Klärung der Sachlage seit drei Campagnen Untersuchungen mit verschiedenem Rübenmaterial angestellt. Aus den gesammten Analysen ergibt sich, dass durch den Trocknungsprocess die Schnitzel keiner wesentlichen chemischen Veränderung unterliegen, wohl aber der Aschengehalt um etwa 1 Proc., auf Trockensubstanz berechnet, wegen der anhaftenden Flugasche steigt. Da die Flugasche 10 bis 15 Proc. Kalk (CaO) enthält, so liegt darin die Ursache der Vermehrung des Kalkgehaltes der getrockneten Schnitzel um 0,68 Proc. Ferner wurde auch durch Trocknen der Schwefelsäuregehalt um 0,93 Proc. der Trockensubstanz vergrössert, in Folge Oxydation der in den Feuergasen enthaltenen schwefligen Säure. Da bereits in einigen Fabriken die neuen von Büttner-Meyer construirten Hochdruckwalzenpressen aufgestellt sind und mittels dieser mit Kalkzugabe abgepresste Schnitzel getrocknet werden, so wurden zum Vergleich derselben mit ungekalkten Schnitzeln einige Proben untersucht. Die gekalkten Trockenschnitzel weisen nun einen um 0,73 Proc. der Trockensubstanz höheren Gehalt an Gesammtasche auf. Ferner ist durch den Kalkzusatz der Gehalt an CaO um 29,56 Proc. der Asche = 2,68 Proc. der Trockensubstanz vermehrt worden. Ueber die Fütterung mit gekalkten Schnitzeln ist bis jetzt wenig bekannt geworden. Maerker hat bei Hammeln gefunden, dass 50 g Kalk pro Tag und Stück nicht schaden, sondern eher zuträglich sind. Da aber die Menge des Kalkes in den gekalkten Schnitzeln eine ziemlich bedeutende ist, so müssen erst Fütterungsversuche ergeben, wie lange die Thiere ein derartiges Futter aufnehmen können. Diese Versuche dürften von um so grösserem Interesse für die Schnitzeltrocknung und in Folge dessen für die Landwirthschaft sein, als bereits vereinzelte Klagen über das Füttern mit gekalkten Schnitzeln auftauchen. Ueber das Verhalten der Oxalsäure während der Einmiethung von Rübenblättern und -köpfen liegen Untersuchungen von A. HerzfeldZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S. 828. vor. Als Miethen dienten grosse irdene Steinkruken, die 4 bis 5 k Rübenblätter fassten. Das Material wurde fest eingestopft und das Gefäss dicht verschlossen. Zum Entweichen der Gase diente ein Glasröhrchen, welches durch ein Quecksilberventil abgesperrt war. Der erste Versuch währte vom 26. October 1894 bis 14. August 1895; zwei Kruken waren hierbei auf 60° C. erhitzt. Nach Beendigung des Versuches erwiesen sich die Blätter nach praktischen Begriffen gut erhalten, nur das Erhitzen auf 60° C. hatte eher ungünstig gewirkt, nachdem der Inhalt eine leichte Schimmeldecke zeigte. In allen Fällen ist ein Theil der Oxalsäure während des Einmiethens verschwunden, in Folge dessen die früher geäusserte gegentheilige Ansicht, wonach die Oxalsäuremenge in der Miethe zunehmen soll, als widerlegt betrachtet werden kann. Bei der zweiten Versuchsreihe wurden bereits eingesäuerte Blätter, frische Köpfe und eingesäuerte Köpfe eingemiethet und währte der Versuch vom 10. December 1894 bis 7. August 1895. Der Versuch mit den eingesäuerten Köpfen missglückte durch Platzen der Kruken zur Winterszeit. Auch hier ist in den Blättern die Menge der Oxalsäure bedeutend zurückgegangen; bei den Köpfen jedoch konnte eher eine Zunahme von 0,02 Proc. beobachtet werden, welche jedoch innerhalb der Fehlergrenzen der benutzten analytischen Methoden liegt. F. StrohmerOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895 XXIV S. 809. beschreibt eine neue Scalenbeleuchtungsvorrichtung für Polarisationsapparate (Patent J. und J. Frié-Prag). Der Apparat ist namentlich für Metallscalen vorzüglich geeignet, erfordert keine eigene Lichtquelle, sondern nur jene der Beobachtungslampe und lässt sich an jedem Polarisationsapparat mit Keilcompensation anbringen. Der Apparat beruht auf dem Princip, dass sich während der Ablesung in der glänzenden Oberfläche der Scala gleichzeitig auch eine beleuchtete undurchsichtige oder mattirte, farblose oder farbige Fläche aus Glas oder die Lichtquelle selbst nach bekannten optischen Gesetzen abspiegeln, wodurch die Scala stark aufgehellt und die Ablesung eine vollkommen sichere wird. (Fortsetzung folgt.)