Titel: Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Autor: Bühring
Fundstelle: Band 301, Jahrgang 1896, S. 208
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Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. (Schluss des Berichtes S. 185 d. Bd.) Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. Ueber molekulare Modificationen der Glukose berichtet Tanret (Compt. rend., 1895 120 S. 1060). Nach Beobachtungen von Dubrunfaut zeigt eine frisch bereitete Lösung krystallisirter Glukose ein Drehungsvermögen von [α]d = + 106°, nach mehrstündigem Stehen oder Auf kochen aber nur noch ein solches von [α]d = 52,5°. Verfasser hat die bei Untersuchung von Acetaten gemachten Erfahrungen verwerthet, um diese Birotation aufzuklären, und konnte feststellen, dass die Glukose in drei Modificationen auftritt, welche sich leicht in einander überführen lassen; er bezeichnet dieselben als α-, β- und γ-Glukose. In Form der α-Glukose ([α]d = + 106) krystallisirt die Glukose stets aus kaltem Wasser und unter gewissen Bedingungen auch aus Alkohol; in der wässerigen Lösung geht dieselbe, wie oben erwähnt, nach kurzem Aufkochen oder bei 7- bis 8-stündigem Stehen bei 15° oder nach 30-stündigem Stehen bei 0°, sofort aber auf Zusatz von 1 Proc. Kalihydrat in β-Glukose mit einem Drehungsvermögen von [α]d = + 52,5° über. Diese Modifikation hinterbleibt auch beim Eindampfen einer wässerigen Glukoselösung zur Trockne als amorpher, hygroskopischer Rückstand und kann krystallisirt erhalten werden durch Einengung einer solchen Lösung auf 1/10 ihres Volumens, wie auch durch deren Fällung mit grossen Mengen auf 0° abgekühlten Alkohols. Bei 19° hergestellte, übersättigte, wässerige Lösungen von β-Glukose scheiden nach 1stündigem Stehen wieder α-Glukose aus. Die γ-Glukose bildet sich neben β-Glukose bei längerem Erhitzen des durch Eindampfen gewonnenen, amorphen Rückstandes auf 110° unter Schmelzung. Die beigemengte β-Verbindung lässt sich aus einer concentrirten, wässerigen Lösung des geschmolzenen Rohproductes nach Zusatz von soviel absolutem Alkohol, dass eine etwa 90- bis 95procentige, alkoholische Lösung entsteht; unter Reiben der Gefässwände mit einem Glasstabe entfernen. Die Drehung der γ-Glukose beträgt + 22,5°; sie verwandelt sich beim Eindampfen ihrer wässerigen Lösung zunächst wieder in die α- und dann in die β-Verbindung. Die drei Modificationen besitzen das gleiche Molekulargewicht. (Chemisches Centralblatt, 1895 II 25.) Eine Ammoniakverbindung der Dextrose hat Stone (Americ. Chem. Journ., 1895 17 S. 192) auf dem Wege erhalten, dass er Dextrose in Alkohol suspendirte und dann bis zur Lösung des Zuckers Ammoniak einleitete. Das nach 4tägiger Einwirkung sich ausscheidende, krystallinische, schneeweisse Product zeigt das Verhalten einer Aldehydammoniakverbindung von der Zusammensetzung C6H12O6NH3, schmilzt bei 122 bis 123° und weist in wässeriger Lösung die specifische Drehung [α]d = 22,0 bis 22,7° auf. Birotation wurde nicht beobachtet. (Chemiker-Zeitung, 1895 36, Repertorium 10 S. 111.) Ein dem Anschein nach gleiches Ammoniakderivat der Dextrose gewann Lobry de Bruyn (Rec. trav. chim. des Pays-Bas, 1895 14 S. 98) durch Eintragen von wasserfreier Dextrose in mit Ammoniak gesättigten Methylalkohol. Der Schmelzpunkt des neuen Körpers liegt bei 127 bis 128°; das specifische Drehungsvermögen beträgt [α]d = + 19,5°. Nach der Analyse kommt der Verbindung die Formel C6H13NO5 zu; dieselbe ist also nicht als ein Aldehydammoniak, sondern als Glykosamin aufzufassen, welches dem Isoglykosamin und dem Acrosamin isomer ist, jedoch schwächer basischen Charakter als seine Isomeren zeigt. Verdünnte Säuren bewirken schon bei gewöhnlicher Temperatur Zersetzung unter Rückbildung von Ammoniak und Dextrose. Beim Erhitzen der wässerigen Lösung entweicht der grösste Theil des Ammoniaks, und es tritt Caramelgeruch auf. In absolutem, siedendem Methylalkohol ist das Glykosamin ohne Ammoniakentbindung löslich; es entsteht ein bisher noch nicht untersuchter, krystallinischer, hygroskopischer Körper, welcher auf Zusatz von Aether zu dieser Lösung sich ausscheidet. (Chemiker-Zeitung, 1895 62, Repertorium 18 S. 211.) Die Ammoniakderivate anderer Zuckerarten wurden durch Lobry de Bruyn und van Seent (Rec. trav. chim. des Pays-Bas, 1895 14 S. 134) auf gleiche oder ähnliche Weise dargestellt und zwar: 1) Ein Additionsproduct des Milchzuckers mit Ammoniak, das Laktoseammoniak, von der Zusammensetzung C12H22O11NH3 mit einem Drehungsvermögen von [α]d = 39,5°; 2) ein Maltosamin, entstanden unter Austritt von Wasser aus dem Maltosemolekül, welchem die Formel C12H20O10NH3 zukommt; Drehungsvermögen [α]d = 118°; 3) ein Galaktosaminammoniak (C6H10O5 . 2 NH3 + H2O) und ein Galaktosamin C6H13NO5; das letztere ist isomer mit Isoglukosamin, Chitosamin und Acrosamin; es ist beständiger als erstere Verbindung und entsteht auf Zusatz von Wasser zur Lösung von Galaktose in ammoniakhaltigem Methylalkohol ausschliesslich; 4) ein Xylosamin C5H11NO4; 5) ein Arabinosamin C5H11NO4; 6) ein Rhamnosamin, welches wahrscheinlich mit Methylalkohol krystallisirt und also die Zusammensetzung (C6H13NO4)2 + CH3OH besitzt. Versuche, aus Mannosesyrup und Glykoheptose ähnliche Derivate zu gewinnen, verliefen resultatlos. (Chemiker-Zeitung, 1895 100, Repertorium 35 S. 390.) Verbindungen der Zuckerarten mit Alkoholen und Ketonen hat Fischer (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1895 S. 1145 und ebendaselbst 1895 S. 2496) neuerdings unter Benutzung von sehr verdünnter Salzsäure gewonnen und eine grosse Anzahl derartiger Körper genau beschrieben. Zur Kenntniss der Trehalose. Winterstein (Biedermanne's Centralblatt, 1895 Heft III S. 194) invertirte zwecks Klärung der Frage, ob der Traubenzucker das einzige Inversionsproduct der Trehalose ist, grössere Mengen derselben mit 5procentiger Schwefelsäure und konnte nach der Neutralisation des Reactionsgemisches mit Aetzbaryt in der resultirenden Krystallmasse andere Zuckerarten als Dextrose nicht auffinden. Das Molekulargewicht der Trehalose bestimmte er nach der Gefrierpunkterniedrigungsmethode zu 328, das specifische Drehungsvermögen des krystallwasserhaltigen Zuckers zu [α]d = 176,33° (Soleil-Ventzke). Die Trehalose gleicht also bezüglich ihrer Molekulargrösse und ihres Inversionsproductes der Maltose, unterscheidet sich von dieser aber dadurch, dass sie Fehling'sche Lösung nicht angreift und auch mit Phenylhydrazin kein Osazon liefert. Neues Enzym der Hefe von Bau (Chemiker-Zeitung, 1895 83 S. 1873). In seiner Abhandlung „Ueber Melitriose und deren quantitative Bestimmung“ hatte Bau die Ansicht ausgesprochen, dass Melitriose und deren Spaltungsproduct, die Melibiose, nicht direct vergährbar seien, sondern dass beide erst durch das Invertin der Hefe in ihre Monosen zerlegt werden müssten, um gährfähig zu werden. Verfasser hat nun Invertin aus Ober- und Unterhefe auf Melitriose und reine Melibiose unter geeigneten Bedingungen einwirken lassen und durch diese Versuche den endgültigen Nachweis erbracht, dass das Enzym der Oberhefe aus Melitriose nur Fruchtzucker und Melibiose erzeugt, reine Melibiose jedoch nicht zu verändern vermag, dass aber dasjenige der Unterhefe mit Leichtigkeit reine Melibiose in Glukose und Galaktose spaltet. Dadurch ist die Thatsache erklärt, dass die obergährigen Formen der Hefen Saaz und Frohberg Melitriose nur zum Theil vergähren, während beide untergährige Rassen diesen Zucker vollständig zerlegen. In Gegenwart des Invertins von Unterhefe war Melitriose, wie zu erwarten, völlig vergährbar. Verfasser bezeichnet den in der Unterhefe enthaltenen Körper, welche die Melibiose in ihre Componenten spaltet, mit dem Namen Melibiose; nach ihm kommen in der Hefe, d.h. den Arten des Sammelbegriffs Saccharomyces cerevisiae, folgende Enzyme vor: 1) Invertin, löslich in Wasser, fällbar durch Alkohol, büsst durch fortgesetzte Behandlung mit Alkohol an Wirksamkeit ein. Das Invertin ist allen bisher untersuchten Arten der Gruppe Saccharomyces cerevisiae gemeinsam; es vermag Rohrzucker in Invertzucker und Melitriose in Fructose und Melibiose umzuwandeln, wirkt aber auf andere Kohlehydrate nicht ein. Bau schlägt für diese Verbindung die Bezeichnung Euinvertin oder Euinvertase vor. 2) Hefenglykase oder Hefenglukase. Nach allen Versuchen findet sich dies zuerst von C. J. Lintner entdeckte und von Fischer genauer studirte Enzym ebenfalls in allen Arten und Rassen der Gruppe Saccharomyces cerevisiae; es ist unlöslich in Wasser und spaltet Maltose und Isomaltose in Glukose. 3) Melibiase. Sie tritt nur in Unterhefen auf und scheint mit der Hefenglukase die Schwer- oder Unlöslichkeit in Wasser zu theilen. – Mit dem genaueren Studium dieses Körpers, wie auch der durch ihn aus Melibiose erzeugten Spaltungsproducte ist Verfasser beschäftigt. Ueber Enzyme einiger Hefen veröffentlichen Fischer und Lindner in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 43 S. 341, ebenfalls die Ergebnisse von Untersuchungen. Im Widerspruch mit Scheibler und Mittelmeier, welche angegeben hatten, dass Melibiose bei längerer Behandlung mit Invertin völlig gespalten werde, und in Uebereinstimmung mit Bau konnten die Verfasser nachweisen, dass dieses Bisaccharid durch das Invertin der Oberhefen Frohberg und Satz nicht verändert wird, wohl aber durch das Enzym derselben untergährigen Rassen völlig zerlegt werden kann; dasselbe liess sich aus den bei 20 bis 25° an der Luft getrockneten und zerriebenen Hefen durch eine 20stündige Extraction mit der 20 fachen Menge Wasser bei 33° C. gewinnen. Ebenso fanden beide Forscher (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1895 S. 3034), dass auch bei der Vergährung des Rohrzuckers durch Monilia candida ein in der Hefe enthaltener Stoff den Zucker spaltet; derselbe kann jedoch weder durch Extraction der frischen, noch der getrockneten Monilia mit Wasser gewonnen werden und lässt sich nur durch die hydrolysirende Wirkung der getrockneten und auch der frisch verriebenen Hefe auf Rohrzucker nachweisen. Das invertirende Agens scheint kein beständiges, in Wasser lösliches Enzym, sondern ein Bestandtheil des lebenden Protoplasmas zu sein. Das Verhalten der Monilia, welche nach Hansen Rohrzucker direct vergähren sollte, kann also nicht mehr als Argument gegen den allgemeinen Satz, dass der alkoholischen Gährung der Polysaccharide die Hydrolyse vorausgeht, angesehen werden. Saccharomyces apiculatus vergährt Rohrzucker nicht und kann das Disaccharid weder in frischem, noch getrocknetem Zustande spalten. (Chemiker-Zeitung, 1895 102, Repertorium 36 S. 407.) Die Enzyme von Schizo-Sacch. octosporus und Sacch. Marxianus haben Fischer und Lindner (Wochenschrift für Brauerei, 1895 20 S. 457) ebenfalls auf ihr Verhalten gegen Zuckerarten mit dem Resultate geprüft, dass Schizo-Sacch. octosporus, welcher nach seinem Entdecker Beijerinck zwar die Maltose, aber nicht den Rohrzucker vergährt, bei seiner Extraction in getrocknetem und pulverisirtem Zustande mit Wasser eine Flüssigkeit liefert, mittels deren man reichliche Mengen Maltose in Glukose umzuwandeln vermag. Rohrzucker wird unter den gleichen Umständen nicht verändert. Die Isolirung des Enzyms aus seiner Lösung durch Fällung mit Alkohol und Aether ist den Verfassern nicht gelungen, denn der gereinigte Niederschlag wirkte auf Maltoselösungen nicht mehr ein. Sacch. Marxianus vergährt nach Hansen Rohrzucker, aber nicht die Maltose, und gibt einen wässerigen Auszug mit den entsprechenden Eigenschaften. Unter dem Titel: Zur Kenntniss der Hefenglykase publiciren Lintner und Kröber in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1895 S. 1050, eine Arbeit, aus der hervorgeht, dass die früher von Fischer, Lintner und Röhmann aufgefundene Hefenglykase von der Maisglykase und dem Hefeninvertin verschieden ist. Das Temperaturoptimum liegt für das die Maltose invertirende Hefenenzym bei etwa 40°, für das Invertin nach Hansen bei 52 bis 53°, für Maisglykase nach Géduld bei 57 bis 60°. Bei einer Temperatur von 55° wird die in Wasser schwer lösliche Hefenglykase bereits abgetödtet und durch Chloroformzusatz in ihrer Wirkung gehemmt. (Wochenschrift für Brauerei, 1895 Nr. 20 S. 458.) Untersuchungen von Kröber: „Ueber das Vorkommen eines glykasischen und die Abwesenheit eines Saccharose invertirenden Enzyms im Malze“ (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1895 18 S. 337) haben folgende Resultate ergeben: 1) Im Malze finden sich an vorgebildeten Kohlehydraten ausser Dextrose und Saccharose wahrscheinlich auch noch Lävulose, aber keine Maltose. 2) Die absoluten und relativen Mengen von Dextrose und Saccharose sind sehr variabel. 3) In bei 15° und 55° bereiteten Malzauszügen wurde kein Saccharose invertirendes Ferment aufgefunden. 4) Im Malze ist ein glykasisches Ferment enthalten, dessen Wirkung bei etwa 55° am energischsten zu sein scheint. 5) Durch das Darren wird ein Theil des im Grünmalze enthaltenen, reducirenden Zuckers in weniger stark reducirende Producte übergeführt und zwar ein um so grösserer, bei je höherer Temperatur abgedarrt wurde. Eine Fortsetzung seiner Arbeit über Einfluss der Configuration der Zuckerarten auf die Wirkung der Enzyme gibt Fischer in den Belichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1894 S. 3479 und ebendaselbst 1895 S. 1429 bis 1438. Verfasser erklärt zunächst die früher von ihm beobachtete Spaltung des Rohrzuckers und der Maltose mittels des wässerigen Auszuges getrockneter Hefe und auch mittels desjenigen durch Zerreiben mit Glaspulver zerkleinerter Hefezellen durch die Gegenwart von zwei verschiedenen Enzymen in der Hefe. Der ausschliesslich den Rohrzucker hydrolysirende Körper konnte der frischen, unverletzten Hefe durch Auslaugen mit Wasser entzogen werden und liess sich durch wiederholte Fällung dieses Auszuges mit Alkohol leicht isoliren. Das die Maltose spaltende Enzym dagegen wurde unter diesen Bedingungen nicht gelöst und war nur dadurch nachzuweisen, dass die frische, feuchte, unverletzte Hefe selbst beide Zuckerarten in Gegenwart von Chloroform zerlegte. Da Morris gelegentlich einer Wiederholung des letztgenannten Versuches die Beobachtung Fischer's bezüglich der Zerlegung chloroformhaltiger Maltoselösungen durch frische Hefe nicht bestätigen konnte, prüfte Verfasser von Neuem die Richtigkeit seiner früheren Angaben mit dem Resultate, dass auch ihm jetzt die Spaltung der Maltose unter den angegebenen Verhältnissen nicht gelang. Wohl aber fand eine solche reichlich statt, wenn er als anästhetisirende Mittel Thymol, Toluol und Aether anwandte. Das Enzym bildet sich demnach nicht erst beim Trocknen der Hefe, sondern es ist schon in den ganz frischen, feuchten Zellen enthalten, und die Hydrolyse der Maltose vollzieht sich in diesem Falle ausschliesslich innerhalb der Zellen. Die Milchzuckerhefe erzeugt ebenfalls zwei Enzyme, die Laktase und eine dem Invertin gleiche oder ähnliche, der unverletzten Hefe durch Wasser entziehbare Substanz. Die Identität des in den Kefirkörnern enthaltenen, Milchzucker spaltenden Körpers mit den Producten der reinen Milchzuckerhefe konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden. Weitere Versuche bestätigen die bisherigen Befunde des Verfassers über die Abhängigkeit der Wirkung der Enzyme von der Configuration der Glukoside. Als wichtigstes Ergebniss dieser Arbeit bezeichnet er die Spaltung des β-Methylgalaktosids durch Emulsin, weil aus dieser und aus der analogen Wirkung des Emulsins auf Milchzucker sich die Berechtigung der Auffassung des Milchzuckers als eines Galaktosids der β-Reihe ableiten lässt. Obwohl die Configurations- und Structurfrage bei den Polysacchariden noch verwickelter ist, als bei den Glukosiden, so sind doch die Enzyme auch für jene specifische Reagentien auf bestimmte Atomgruppen im structur-, wie auch im stereochemischen Sinne, so für Rohrzucker das Invertin, für Maltose die Maltose, für Milchzucker die Laktase oder das Emulsin. Isomaltose, Melibiose und Turanose gestatteten wegen mangelhafter Reinheit noch keine zuverlässigen Beobachtungen bezüglich der Enzymwirkung. Trehalose verhält sich gegen Invertin indifferent, wird von der Hefe selbst, wie auch von Diastase gespalten, von Hefenauszug aber innerhalb 40 Stunden nicht verändert. (Chemisches Centralblatt, 1895 I S. 389, ebendaselbst 1895 II. S. 313.) Unter dem Titel: „Die Säuerungskraft von Bacterium aceti Hansen und Bacterium Pasteurianum Hansen in ihrer Abhängigkeit von der Temperatur“ veröffentlicht Lafar (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, 1895 B. I Nr. 4 und 5 S. 129) eine interessante Arbeit, auf welche hier nur hingewiesen werden kann. (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 27 S. 215.) Die Bedingungen, unter welchen anaerobe Bakterien auch bei Gegenwart von Sauerstoff existiren können, suchte Kedrowski (Zeitschrift für Hygiene, 1895 20 S. 358) festzustellen; er fand, dass die Anaeroben mit allen Aeroben in sauerstoffhaltigen Medien Symbiose eingehen können, derart, dass die Aëroben eine besondere, bis jetzt chemisch nicht genauer definirte Substanz ausscheiden, auf deren Kosten das Wachsthum der Anaeroben erfolgt; die Absorption des Sauerstoffs durch Aeroben ist für gutes Gedeihen der Anaeroben von ungleich geringerer Bedeutung. (Chemiker-Zeitung, 1895 86, Repertorium 28 S. 314.) Umwandlung des Schimmelpilzes Aspergillus Oryzae in einen Hefenpilz von Juhler (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, Abtheil. II Bd. I 1895 Nr. 9 und 10 S. 326). Verfasser hatte bei früheren Untersuchungen nachgewiesen, dass Taka-Koji, das Ferment der japanesischen Gährungsindustrie, aus Sporen von drei verschiedenen Schimmelarten, und zwar von einem weissen Schimmel, dem Amylomyces Roux nach Calmette ähnlich, von einer Mucorart und von Aspergillus Oryzae, besteht. Er suchte nun aufzuklären, welchem dieser Pilze die verzuckernde Wirkung vorzugsweise eigen sei, und constatirte, dass Aspergillus Oryzae in dieser Beziehung beide anderen Pilze weit übertraf. Juhler verfolgte die Entwickelung des Pilzes unter wechselnden Verhältnissen auf verschiedenartigen Substraten und machte gelegentlich dieser Arbeiten die Beobachtung, dass eine reichliche Zufuhr von Luft bei passender Temperatur die reifen Conidien zur Entwickelung eines Myceliums veranlasste. Bei Benutzung besonders stärkehaltiger, bereits durch die diastatischen Fermente des Pilzes verzuckerter und verflüssigter Substrate indessen sanken die Conidien in die Flüssigkeit, änderten unter Ausschluss von Luft ihr Ansehen und gingen in Hefenpilze mit allen Eigenthümlichkeiten der Saccharomyceten über. Versuche, den neugebildeten Hefenpilz wieder in den Schimmelpilz umzuwandeln, verliefen bis jetzt resultatlos. Verfasser spricht die Erwartung aus, dass dies Verhalten vielen auf reifenden Früchten wachsenden Schimmelpilzen gemeinsam ist, und dass es gelingen wird, durch Umwandlung rein cultivirter derartiger Pilze auf sterilen Substraten zu neuen, sehr vollkommenen Varietäten der Hefenpilze zu gelangen. (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 30 S. 241.) Ursprung der Weinhefen von Jörgensen (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, Abtheil. II Bd. I 1895 Nr. 9). In Folge der oben erwähnten, schönen Entdeckung Juhler's studirte Jörgensen die Frage, ob die auf Trauben auftretenden typischen Saccharomyceten der Weinhefe gleichfalls von Schimmelpilzen abstammen, indem er eine Anzahl von Culturversuchen mit den Trauben entstammenden Schimmelpilzformen auf dem natürlichen Substrate, also den sterilisirten Trauben selbst, eine weitere Anzahl aber auf saurer und auf alkalischer Gelatine durchführte. Die sorgfältig den betreffenden Mycelbildungen entnommenen, aus typisch entwickelten, verzweigten Hyphen bestehenden Vegetationen mit einer deutlich endogenen saccharomycesähnlichen Sporenbildung gaben auf sterilen Trauben zunächst eine dematiumartige Form. Nach Verlauf einiger Tage bildete der oberste Theil der Mycelienfäden durch reichliches Auftreten von Querwänden kurze, rectanguläre Zellen mit abgerundeten Ecken, die nach und nach in ovale Formen übergingen und in deren oberen Conidien in einem gewissen Reifestadium jener Glieder Sporenbildung eintrat. Durch Auspräpariren dieser Conidien fand Jörgensen die schönsten Uebergangsformen von schwach abgerundeten, rectangulären Gliedern mit kurzem Seitenzweige bis zu vollkommen ovalen Zellen mit zwei bis vier Sporen, welche von den gewöhnlichen, ellipsoidischen Saccharomyceszellen der Weinhefe nicht zu unterscheiden waren. Die gleichen, für Trauben verwendeten Zellindividuen gaben, auf alkalische Gelatine übertragen, eine typische Chalaravegetation, auf dasselbe saure Medium verpflanzt dagegen eine solche von Dematium. Beide Formen konnten durch Wechsel der Substrate in einander übergeführt werden und brachten zwar eine üppige Bildung ellipsoidischer Zellen hervor, waren aber auf keine Weise zu neuen Entwickelungsphasen zu bringen; sie verhielten sich hartnäckig entweder wie Torulaformen oder wie Dematiumconidien. Da Trauben aus den verschiedensten Ländern die dematium- bezieh. chalaraartigen Schimmelpilze enthielten, aus welchen sich nach einer Reihe von allmählichen Uebergangsformen zuletzt Vegetationen von S. ellipsoideus, der eigentlichen Weinhefe, entwickeln, so haben diese Beobachtungen allgemeine Bedeutung. Verfasser ist jetzt mit Untersuchung der gleichfalls auf dem Weine auftretenden Aspergillus- und Sterigmatocystesarten, bezieh. mit der Klarlegung der natürlichen Verhältnisse, unter welchen die Umwandlung der Conidien dieser Schimmelpilze in Hefenzellen stattfindet, beschäftigt. (Wochenschrift für Brauerei, 1895 19 S. 436.) Mittheilungen über neue, noch höhere Vergährungsgrade als Hefe Frohberg liefernde Hefe, die Hefe Logos, machen von Laër und Denamur im Moniteur scientifique, 1895 S. 499, auf welche hier nur verwiesen werden kann. (Wochenschrift für Brauerei, 1895 28 S. 654.) Ueber eine neue und merkwürdige Ascusbildung bei einer Hefe berichtet Schiönning in dem Compte rendu des traveaux du Laboratoire de Carlsberg, Bd. 4 Heft I S. 30; dieselbe ist nach dem Verfasser vermuthlich identisch mit dem Beijerinck'schen Schizo-Saccharomyces octosporus. Kleinere Abweichungen seiner eigenen Beobachtungen von denen des genannten Forschers bezüglich der Ascus- und Sporenbildung glaubt er auf einen Irrthum Beijerinck's zurückführen zu müssen. (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 46 S. 363.) Auf eine interessante Arbeit von Klöcker über Saccharomyces Marxianus, über Saccharomyces apiculatus und Saccharomyces anomalus (Heft I Bd. 4 der Meddeleser fra Carlsberg Laboratoriet, S. 20, s. auch Wochenschrift für Brauerei, 1895 39 S. 934) mag an diesem Ort aufmerksam gemacht werden. Zur Morphologie der Sprosspilze von Eisenschitz (Inaug.-Dissert., Bern 1895). Verfasser hat die Frage, ob die Zellen der Hefenpilze echte Zellkerne besitzen, durch Untersuchung zahlreicher Hefenarten zu entscheiden gesucht und kommt zu dem Resultate, dass die Zellen keine Kerne im gewöhnlichen Sinne enthalten, dass sie aber aus Nucleïn bestehende Körnchen einschliessen, die durch Lebendfärbung mit Benzopurpurin gut sichtbar gemacht werden können. Dieselben finden sich meist hart am Rande der Vacuolen, zum Theil aber auch im Innern derselben und sind alle mit mehr oder weniger lebhaften Bewegungen ausgestattet. Bei der Sprossung der Zellen gehen stets Körnchen der Mutterzelle auf die Tochterzelle über. (Chemiker-Zeitung, 1895 66, Repertorium 20 S. 225.) Untersuchungen über das Nucleïn der Hefe veröffentlicht Lasche im November- und Decemberheft 1894 des Brewer and Malster. Nach dem Verfasser sind die Nucleïne der einzelnen Organismen verschieden, aber alle besitzen keimtödtende Eigenschaften. Verschiedene Bakterien arten wurden in sehr verdünnten Lösungen desselben bereits in 1 bis 2 Stunden getödtet. Lasche stellt folgende Sätze auf, die er experimentell begründet: 1) Nucleïn kann unter gewissen Bedingungen in einem unlöslichen Zustande von der Zelle ausgeschieden werden. 2) Nucleïntrübungen im Bier werden irrthümlich oft als Eiweisstrübungen angesehen. 3) Geschwächte Brauhefe enthält verhältnissmässig geringe Mengen von Nucleïn und Invertin. 4) Die keimtödtenden Eigenschaften des Nucleïns sind in verschiedenen Hefenarten merklich verschieden. 5) Zwischen dem Nucleïn eines Organismus und der lebenden Zelle eines anderen Organismus bestehen bestimmte Beziehungen. Vollständige Resultate über Wirkung der Nucleïne und über Zusammensetzung der Nucleïnsäure wird Verfasser nächstens bringen. (Wochenschrift für Brauerei, 1895 1 S. 3.) Darstellung von Nucleïn nach Lasche. Die dem Gährbottich entnommene, frische, mit sterilem, destillirtem Wasser gewaschene und dadurch von fremden Bestandtheilen, wie Hopfenharz, Eiweisskörpern befreite Hefe wird mit der zehnfachen Menge ihres Gewichts 5procentiger Natronlauge extrahirt, die Hefe dann durch Decantiren entfernt und die entstandene klare Lösung mit verdünnter Salzsäure genau neutralisirt. Die neutralisirte, gleichfalls klare Flüssigkeit wird mit 80procentigem Alkohol versetzt, dadurch das Nucleïn gefällt, der Niederschlag nach dem Absetzen von der dunkelgefärbten Flüssigkeit befreit und mit 80procentigem Alkohol gewaschen, bis der letztere farblos erscheint. Der gewaschene, aus rohem Nucleïn bestehende Niederschlag enthält Peptone und wahrscheinlich auch andere eiweissartige Substanzen, kann aber schon zur Feststellung seiner keimtödtenden Wirkungen benutzt werden. Zwecks Reindarstellung des Körpers digerirt man denselben mit Pepsin (1000 g Nucleïn auf 1 g aseptisches Pepsin) in einer ½procentigen Lösung von Salzsäure bei einer Temperatur von 35° C. während ungefähr 40 Stunden oder so lange, bis die Lösung die Biuretreaction nicht mehr gibt. Die so behandelte, abfiltrirte Substanz bildet das reine Nucleïn und darf nur mit 70procentigem Alkohol gewaschen werden, weil sonst die keimtödtenden Eigenschaften desselben leiden. Das Nucleïn ist in Alkalien löslich, unlöslich in Säure; es reagirt nicht auf Biuret, gibt aber mit dem Millon'schen Reagens einen Niederschlag. Bei der Darstellung dürfen nur sterile Gefässe und sterilisirtes Wasser Verwendung finden. (Wochenschrift für Brauerei, 1895 5 S. 103.) Die Kohlehydrate der Hefe untersuchte Salkowski (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1894 27 S. 3325 bis 3329). Nach Entfernung des Hefengummis aus Hefen durch Erhitzen mit 3procentiger Kalilauge, Auswaschen des Rückstandes mit Wasser, mit salzsaurem Wasser und Extraction mit Alkohol und Aether hinterbleibt lediglich reine Hefencellulose in Form von stark geschrumpften Zellmembranen, welche die Eigenschaft hat, sich mit Jodjodkaliumlösung dem Anscheine nach ganz gleichmässig braunroth zu färben. Dennoch besteht die Cellulose aus zwei Substanzen, von denen die eine die braune Färbung mit jenem Reagens nicht liefert. Beide Körper lassen sich durch Kochen mit vielem Wasser oder besser unter Druck bei 2 bis 2 ½ at trennen. Unter diesen Bedingungen geht die Hälfte der Cellulose in Lösung, und nur dieser Antheil zeigt Jodreaction. Verfasser bezeichnet den letzteren nach Analogie der Dextrine als Erythrocellulose, den unlöslichen Theil aber als Achroocellulose. Die Erythrocellulose wird durch Eindampfen ihrer Lösung als Gallerte erhalten; sie gleicht bezüglich der Jodreaction und der Fällbarkeit mit Barytwasser dem Glykogen, unterscheidet sich von diesem aber wesentlich durch die specifische Drehung ihrer viel schwächer opalisirenden Lösung und wird durch verdünnte Säuren oder Speichel rasch in d-Glukose umgewandelt. Die bei oben angegebenem Verfahren in unlöslichem Zustande hinterbleibende Achroocellulose ist kein einheitlicher Körper, denn sie liefert unter dem Einflüsse von Säuren neben grösseren Mengen von Glukose auch erhebliche Quantitäten von Mannose. (Wochenschrift für Brauerei, 1895 7 S. 149.) Studien über den Einfluss organischer Säuren auf Eintritt und Verlauf der Alkoholgährung machte Lafar; er benutzte zu seinen Versuchen Most, verschiedene Weinhefenrassen und eine grössere Anzahl von Säuren, als: Bernstein-, Essig-, Oxal-, Apfel-, Citronen- und Milchsäure, und veröffentlicht vorerst unter dem Titel: „Die Weinhefen und die Essigsäure“ einen Bruchtheil seiner Untersuchungsergebnisse in Thiel's Landwirthschaftlichen Jahrbüchern, 1895 S. 445 bis 475. Wir können an diesem Orte über die interessante Arbeit nicht eingehender berichten, werden aber später die vom Verfasser in Aussicht gestellten Untersuchungen bezüglich der Wirkung der Milchsäure auf die verschiedenen Brennereihefen ausführlich behandeln. (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 30 S. 238.) Versuche über Milchsäuregährung machte Kayser (Annales de l'Inst. Pasteur, Bd. VIII S. 737, 782) mit 15 verschiedenen Milchsäureerregern und beobachtete, dass das Widerstandsvermögen der einzelnen Mikroorganismen ein sehr ungleiches ist und dass die Fermente bezüglich der Natur des Nährmaterials sehr empfindlich sind. Qualität und Quantität der gebildeten Säuren wechseln mit der Art des Fermentes, der Nahrung, dem Alter der Aussaat, der Züchtung der Culturen in der Tiefe oder an der Oberfläche der Flüssigkeiten. Einzelne Milchsäuremikroben erzeugen aus der gleichen Zuckerart verschiedene Säuren, andere aus verschiedenen Zuckerarten immer dieselbe Milchsäure. Der optische Charakter der letzteren wird auch durch die Art der Cultivirung der Fermente beeinflusst. In einem gewissen Alter der Cultur scheinen die Zellen am leistungsfähigsten zu sein. (Biedermann's Centralblatt, 1895 Heft IX S. 646.) Die Coagulirung von Eiweisskörpern auf mechanischem Wege durch blosses Schütteln der Lösung konnte Ramsden (Du Bois-Reymond's Arch., 1894 517 S. 34) bei allen bisher geprüften coagulirbaren Eiweisskörpern nachweisen, so bei Eieralbumin, Eierglobulin, Vitellin, Serumalbumin, Serumglobulin, Fibrinogen, Laktalbumin, Myosinogen, Kartoffeleiweiss und vegetabilischem Vitellin aus Kürbissamen, wie auch bei Alkalialbuminat und Caseïnogen, welche letzteren bei Siedetemperatur nicht gerinnen. Vom Hühnereiweiss werden auf diesem Wege 96,4 Proc. ausgeschieden. Das mechanische Coagulum ist in Eigenschaften und Zusammensetzung von dem in der Hitze gebildeten verschieden und die Gerinnung lediglich eine Folge der mechanischen Bewegung; sie erfolgt am leichtesten in sauren Lösungen, tritt aber auch in neutralen und alkalischen Flüssigkeiten auf. Im frischen, alkalischen Blutserum und auch im eiweisshaltigen Harn konnte durch Schütteln keine Ausscheidung bewirkt werden. (Chemisches Centralblatt, 1895 Bd. II S. 630.) Die in der sogen. Asche der Eiweisskörper sich findenden Elemente, Kalium, Natrium, Calcium, Magnesium, Phosphor, Chlor, bezieh. Eisen, hält Nencki für wesentliche Bestandtheile der Moleküle der verschiedenen Eiweisskörper und glaubt, dass ihnen auch eine fundamentale Rolle im lebenden Thier- und Pflanzenkörper zukommt. (Archiv des sciences biolog. St Petersburg, 1895 3 S. 212.) Zur Kenntniss der Albumosen von Schrötter (Monatshefte für Chemie, 16609 S. 18). Nach allgemeiner Ansicht wird Eiweiss durch Einwirkung von Fermenten und Säuren zuerst in Albumosen und dann in Peptone übergeführt. Verfasser hat unter Berücksichtigung der Untersuchungen Paal's und seiner eigenen Arbeiten über diesen Gegenstand eine nochmalige Prüfung der hierbei obwaltenden Verhältnisse unternommen, deren Ergebniss er in folgenden Schlussätzen zusammenfasst: 1) Die von Kühne vorgeschlagene Differentialreaction für Albumosen und Peptone, die auf Fällbarkeit, bezieh. Nichtfällbarkeit durch Ammonsulfat beruht, ist nicht mehr aufrecht zu erhalten. Die Albumosen unterscheiden sich von den Peptonen durch ihren grösseren Gehalt an Stickstoff und ihr höheres Molekulargewicht, wie auch durch den Gehalt an Schwefel; der letztere ist in Peptonen nicht enthalten. 2) Bei der Einwirkung von Salzsäure ist die Umwandlung von Albumin in Pepton eine directe; es bilden sich nicht Albumosen als intermediäres Product. Die Albumosen werden durch Salzsäure grösstentheils zersetzt und liefern kein oder nur wenig Pepton. Die Frage, ob das Pepton noch als richtiger Eiweisskörper anzusehen ist, kann nur durch physiologische Versuche beantwortet werden. (Chemisches Centralblatt, 1895 II 14 S. 679.) Ueber Desinfection mit gasförmigem Formaldehyd berichtet Windisch (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 25 S. 201.) Im Anschluss an einen Bericht über die ausserordentliche Wirksamkeit des Formaldehyds auf Bakterien und andere schädliche Organismen hatte Verfasser (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 Nr. 5 S. 37) die Möglichkeit der Sterilisirung von Brennereiräumlichkeiten, als Kellern, Tennen, Leitungen u.s.w., mittels dieses gasförmigen Antisepticums besprochen. In neuerer Zeit hat sich nun eine ganze Reihe von Forschern mit der Wirkungs- und Darstellungsweise dieses Körpers beschäftigt, und es ist denn auch eine entsprechende Anzahl von Arbeiten über diesen Gegenstand erschienen, deren Ergebnisse hier jedoch nur ganz kurz zusammengefasst werden können. Bezüglich der antiseptischen Eigenschaften des Aldehyds kommen alle Autoren, Trillat, Cambier und Brocket, Herzfeldt, Pottevin, Fernbach, Dieudonné u.a., zu gleich günstigen Resultaten. Pottevin indessen spricht die Ansicht aus, dass dieser Körper wegen seiner die Schleimhäute reizenden Eigenschaften nur unter Einhaltung besonderer Vorsichtsmaassregeln für die Praxis verwerthbar sei, und auch Fernbach glaubt, dass dieses Antisepticum mit Lebensmitteln oder mit Gefässen, in welchen solche aufbewahrt werden sollen, nicht in Berührung kommen dürfe. Windisch kann diese Befürchtungen in keiner Beziehung theilen; er macht darauf aufmerksam, dass die Verwendung des Formaldehyds, wenn auch nicht in concentrirter Form, zur Sterilisirung und Conservirung von Nahrungsmitteln im Grunde gar nichts Neues sei, denn zweifellos finde sich derselbe in nachweisbaren Mengen in den Holzfeueressengasen und äussere in diesem Gemenge bei der Räucherung von Fleischwaaren seine vorzügliche Wirkung. Auf Grund von einschlägigen Versuchen misst Windisch sogar dem Aldehyd eine grössere conservirende Bedeutung bei, als dem gleichfalls im Rauche enthaltenen Creosot, welches man bisher als den einzig wirksamen Bestandtheil der Feuergase angesehen habe. Ebenso könne die Praxis für den von ihm besprochenen Zweck von diesem Mittel um so unbedenklicher Gebrauch machen, als die Formaldehyddämpfe aus den desinficirten Räumen mit Leichtigkeit durch Lüftung vollständig zu entfernen seien. Lampen zur Erzeugung von Formaldehyd, die sämmtlich mehr oder weniger vollkommen functioniren, sind ausser von Trillat noch von Jäger, Cambier und Brocket, Tollens und Krell construirt. Ueber die Verbreitung des Rohrzuckers in den Pflanzen, über seine physiologische Rolle und über lösliche Kohlehydrate, die ihn begleiten, berichten Schulze und Frankfurt. Mit Hilfe der Strontianmethode von Schulze, deren Ausführung genau beschrieben wird, konnten Verfasser den Rohrzucker aus den Pflanzenstoffen in krystallisirter Form gewinnen und identificiren; sie fanden denselben in vielen Samen, Samenhülsen, etiolirten Keimpflanzen, grünen Pflanzen, Blättern und oberirdischen Stengeln, Wurzeln, Rhizomen, Knollen, Zwiebeln, Blüthen, Blüthentheilen und Früchten. Aus Weizen wurde ausser Rohrzucker noch Raffinose (Melitriose) und aus Roggenpflanzen ein neues, bei der Inversion Lävulose lieferndes Kohlehydrat, die Sekalose (β-Lävulin) isolirt. Nach den Untersuchungen beider Forscher dient der im Pflanzenreiche weit verbreitete Rohrzucker, abgelagert in den Samen, den Keimpflanzen während ihrer ersten Entwickelung als stickstoffreie Nahrung. Der ruhende Keim des Weizenkornes enthält kein Stärkemehl, wohl aber Rohrzucker in beträchtlicher Menge, welcher beim Erwachen der Lebensthätigkeit des Keimes verwerthet wird. Auch bei weiterer Entwickelung der Keime verschwindet dieser Vorrath an Rohrzucker nicht, weil die jungen Pflanzen diesen fortwährend ergänzen können. Verfasser schliessen hieraus, dass der Rohrzucker für die Pflanze leichter verwendbar, also werthvoller ist als Stärke und andere Polysaccharide, wahrscheinlich aus dem Grunde, weil er ausserordentlich leicht in Glukose, die vielleicht allein unmittelbar physiologisch thätige Form der Kohlehydrate, übergeht. Muttersubstanz ist voraussichtlich die Stärke, in welche er wieder umgewandelt werden kann. Der Rohrzucker ist also nicht nur ein sehr werthvoller Reservestoff, sondern er spielt auch als Wanderungsform des Stärkemehls eine sehr wichtige Rolle in den Pflanzen. (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 28 S. 222.) Veränderungen der Zuckerstoffe während des Keimens der Gerste von Petit (Compt. rendus, 1895 120 S. 687, 689). Petit weichte Gerste 120 Stunden, bezieh. 96 Stunden in Wasser ein, behandelte den ersten Theil derselben dann 9 Tage auf dem Malzboden, den zweiten Antheil im Saladinschen Apparat und erhitzte den Rest der geweichten, grünen Gerste schnell auf 45°, um Keimung zu verhüten. Eine tägliche, analytische Controle des Keimgutes und die Analyse der nur geweichten Gerste führten zu folgenden Resultaten: 1) Während des Einweichens der Gerste bleibt der Gehalt derselben an Glukose ziemlich constant; gleichzeitig steigert derjenige an Rohrzucker sich täglich; es tritt also schon im Verlaufe des Weichprocesses eine Umwandlung der Stärke ein. 2) Bei der Keimung vermehrt sich die Glukose bis zum 9. Tage, am schnellsten vom 2. bis zum 3. Tage, sehr langsam nur vom 3. bis zum 6. Tage. Verfasser schliesst aus diesen Ergebnissen auf ganz bestimmte Beziehungen zwischen dem Gehalt der Gerste an Rohrzucker und Glukose während der Dauer der Keimung. (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 24 S. 193.) Alkohol aus Cellulose und Holz von Simonsen (Norsk teknisk Tidsskrift, 1895 65 S. 80). Verfasser studirte zunächst den Einfluss der verschiedensten Versuchsbedingungen auf den Verlauf des Verzuckerungsprocesses von Sulfitcellulose und erreichte eine Maximalausbeute von etwa 42 bis 45 Proc. Zucker von 100 Thl. des Rohmaterials, wenn er 250 cc 0,5procentige Schwefelsäure auf 40 g trockene Cellulose unter 1 ½stündigem Erhitzen und bei einem Druck von 6 bis 8 at einwirken liess. Aus Sägespänen wurde die grösste, erreichbare Zuckermenge bei übrigens gleichen Verhältnissen bereits nach ¼stündigem Erhitzen erzielt; doch betrug dieselbe nur etwa 22,5 Proc. vom Gewichte des Holzes. Neben Traubenzucker entstanden stets bedeutende Quantitäten unbestimmter, organischer Säuren. Der aus 100 k Sägespänen gewonnene Zucker liess sich in der neutralisirten und concentrirten Flüssigkeit vergähren und lieferte 6,5 k reinen Alkohols. (Chemiker-Zeitung, 1895 88, Repertorium 29 S. 334.) Chemische Reinigung des Wassers von Bordas und Girard (Compt. rend. de l'Acad. des sciences, 120 S. 689). Die Reinigung des Wassers mit übermangansaurem Kali hat verschiedene Nachtheile, unter anderen denjenigen dass das gereinigte Wasser Kalisalze enthält. Verfasser empfehlen daher für diesen Zweck den leicht in seine Componenten zerfallenden, übermangansauren Kalk (1 g auf 1 hl) bei dessen Benutzung die durch Oxydation organischer Substanzen gebildete und im Wasser bereits vorhandene Kohlensäure den hinzugefügten Kalk ausfällt. Der Ueberschuss an Calciumpermanganat wird durch Zusatz von reducirend wirkenden, niedrigeren Oxydationsstufen des Mangans, eventuell im Gemenge mit Kohle, entfernt. Das auf diese Weise behandelte Wasser ist frei von organischen Substanzen und von Mikroorganismen; es enthält Spuren von Wasserstoffsuperoxyd und wird nur in ganz geringem Grade an Kalksalzen angereichert. (Chemisches Centralblatt, 1895 I S. 892.) Elektrolytische Reinigung von Gebrauchswasser (Elektrochem. Zeitschrift, 1895 I S. 97, 105). Die elektrische Reinigung und Sterilisirung von Wasser zu Gebrauchszwecken beruht nach Oppermann lediglich auf der Wirkung des durch den Strom erzeugten Ozons und Wasserstoffsuperoxyds. Zur Anwendung dürfen für diesen Zweck seiner Ansicht nach nur Platinelektroden oder solche aus platinirtem Metall kommen, und überdies müssen sowohl Ozon als Wasserstoffsuperoxyd entfernt werden, wenn das gereinigte Wasser geniessbar sein soll. Bei den früheren Reinigungsverfahren hat man diese Punkte nicht beobachtet, und Verfasser schlägt daher folgende Reinigungsmethode vor, nach welcher er jedes vorkommende Wasser zu gutem Trinkwasser verarbeiten und durch intensive Stromwirkung sogar fauliges, inficirtes Wasser genussfähig machen konnte. Das in Frage kommende Wasser wird entweder unter Benutzung von Platinelektroden der oxydirenden Wirkung der Elektrolyse ausgesetzt, oder mit Wasserstoffsuperoxyd gemischt; hierauf folgt eine elektrolytische Behandlung mittels Aluminiumelektroden, bei welcher sowohl Ozon, wie Wasserstoffsuperoxyd zerlegt und alle suspendirten Unreinigkeiten durch sich ausscheidendes Thonerdehydrat zu Boden gerissen werden. (Chemisches Centralblatt, 1895 I S. 549.) Bühring.