Titel: Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem dritten Viertel 1896.
Fundstelle: Band 302, Jahrgang 1896, S. 186
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Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem dritten Viertel 1896. (Fortsetzung des Berichtes S. 161 d. Bd.) Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem dritten Viertel 1896. III. Zuckerfabrikation. E. KaczmarkiewiczGazeta Cukrownicza, 1896 V S. 169; Oesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1896 XXV S. 541. hat den Einfluss der Filtration des Diffusionssaftes auf den endgültigen Reinheitsgrad des Saftes mit dem Hinweise studirt, dass die Filtration dieses Saftes sich heute zwar im Zuckerfabriksbetrieb allgemein Eingang verschafft, dass man es aber bis heute unterlassen habe, den Einfluss der Filtration ziffermässig festzustellen. Die grösste Zahl der in dieser Frage vorliegenden Arbeiten begnügt sich damit, den Reinheitsgrad vor und nach der Filtration zu bestimmen, obwohl diese Daten keine entscheidende Schlussfolgerung zulassen, da eine Erhöhung des Reinheitsgrades durch die Filtration (bestimmt unmittelbar nach der Filtration) noch nicht eine endgültige Erhöhung des Reinheitsgrades des Saftes bedingt. Wird die Menge des aus 100 g Saft durch Filtration entfernten Nichtzuckers (trocken) mit x, die durch die nachfolgende Scheidung und Saturation entfernte Nichtzuckermenge mit b bezeichnet, so würden im Ganzen x + b = y Nichtzucker entfernt werden. Wenn der vom Filter zurückgehaltene Rückstand während der Scheidung nicht löslichen Nichtzucker erzeugen würde und sich zur Gänze durch die Scheidung entfernen liesse, so wäre der Einfluss der Filtration auf den endgültigen Reinigungsgrad gleich Null und die Filtration selbst zwecklos. In Gegenwart von Kalk scheidet sich jedoch aus dem Rückstande x eine gewisse Menge löslicher Nichtzucker ab, welche mit δx bezeichnet werden soll, wobei δ den aus der Einheit x in Lösung übergegangenen Nichtzucker bedeutet; δ kann nun höchstens den Werth 1 erreichen, aber auch Null sein. Wird deshalb nicht filtrirter Saft der Scheidung unterworfen, so ist die Menge des entfernten Nichtzuckers y1 = x + b – δx. Diese Gleichung von der ersten abgezogen, ergibt den Werth y1 – y = δx oder in Worten: Die Menge des aus 100 g Rohsaft entfernten Nichtzuckers, welche ausschliesslich dem Einflüsse der Wirksamkeit der Filtration zuzuschreiben ist, ist gleich δx. Den Werth dieser Erwägungen erläutert folgendes Beispiel aus der Praxis. Der Diffusionssaft ging durch ein Filter von 30 qm Filterfläche (System Šindelar) in die Messgefässe; Temperatur während der Diffusion höchstens 80° C, in den Messgefässen höchstens 38° C, durchschnittliche Saftmenge auf 1 qm Filterfläche in der Minute 7,4 1. Der dem Filter entnommene Rückstand stellte eine dunkelgraue, schleimige Masse vor. 50 g des Niederschlages wurden mit Wasser auf 100 cc versetzt, auf 78° C. erwärmt und mit Kalkmilch (5 g CaO) versetzt; nach zweimaligem Aussaturiren und Herstellung der verlangten Alkalinität (0,02 Proc. CaO auf 100 cc Saft) wurde die Flüssigkeit bis zum Sieden erhitzt und filtrirt, die Niederschläge mit heissem Wasser ausgelaugt und das Filtrat auf 250 cc ergänzt. Der höchste Werth für δ wurde bei folgender Probe erhalten: 1) Die Menge des entsüssten Niederschlages betrug nach 6stündiger Filtration 21,5 k; 2) der Wassergehalt dieses Niederschlages betrug 90,70 Proc; 3) der Gehalt an Trockensubstanz 9,3 Proc; 4) das Filtrat des Niederschlages hatte folgende Zusammensetzung: Trockensubstanz 1,40 Proc., Zucker 0,145 Proc., Nichtzucker 1,255 Proc., Alkalität 0,02 Proc., Nichtzucker nach Entfernung des Kalkes 1,235 Proc Die eingangs abgeleitete Berechnung durchgeführt, ergibt, dass von 100 Th. des dem Filter in natura entnommenen Niederschlages durch die Einwirkung von Kalk 6,147 Nichtzucker in Lösung übergehen und dass aus 100 Th. Trockensubstanz des obigen Niederschlages 66,39 Th. gelöst werden. Hieraus folgt: δ = 0,6639. Werden diese Daten auf Procente des Saftes umgerechnet, aus welchem der Niederschlag herrührt, so ergibt sich: 1) Zuckerverlust im Niederschlag 0,00041 Proc. = 411,10; 2) abgesüsster Niederschlag in natura 0,072 Proc. = 7200,10; 3) getrockneter Niederschlag (x) = 0,067 Proc. = 670,10; 4) δ = 0,6639; 5) Menge des durch die Filtration des Saftes entfernten Nichtzuckers, welche sich bei Vermeidung der Filtration nach der Saturation im Safte vorfinden würde, (δx) = 0,0067. 0,6639 = 0,00411 Proc. Hieraus ist zu ersehen, dass selbst in diesem Falle, wo δx das Maxiraum aller angeführten Untersuchungen erreicht, der Einfluss der Filtration verschwindend gering ist. Welchen Werth deshalb die sogen. Eiweissfänger besitzen, zeigt die Berechnung aus den Herzfeld'schen Analysen. Herzfeld erhielt 0,025 Proc. getrockneten Niederschlag bezieh. Eiweiss, von welchen unter Einwirkung von Kalk nur 1,7 Proc. in löslicher Form in den Saft übergingen. Hieraus folgt: x = 0,025, δ = 0,017, δx = 0,000425 oder der Effect der Eiweissfänger auf die endgültige Reinheit des Saftes ist praktisch gleich Null. Logischer Weise wendet sich Kaczmarkiewicz hierauf der Untersuchung der Frage zu, ob und wann δx einen Betrag erreichen könnte, der auf das endgültige Ausbeuteergebniss von praktisch verwerthbarem Einfluss wäre. δx = 0,1 würde z.B. eine Erhöhung der Ausbeute um ungefähr 0,16 Proc. Zucker aus dem Safte bedingen. Angenommen δ = 0,5, so müsste zur Erreichung des obigen Ergebnisses x=\frac{0,1}{0,5}=0,2 sein. Eine solche Menge von trockenem Rückstand aus dem Rohsafte zu erlangen, ist jedoch in der Praxis bis heute nicht gelungen, obwohl die Möglichkeit nicht bestritten werden kann, nachdem es Kaczmarkiewicz durch Laboratoriumsversuche gelungen ist, mit Hilfe der Centrifugalkraft Rückstände von 0,6 bis 0,9 zu erhalten. Wenn es nun auch der Praxis gelingen würde, mit eigens construirten Separatoren solche Resultate zu erreichen, so würde dies eine recht bedeutende Erhöhung der Ausbeuteziffern bedingen. Einen Melassecoëfficient von 1,6 angenommen, müsste sich die Zuckerausbeute durchschnittlich um 0,4 × 1,6 = 0,64 Proc. auf Rübe erhöhen und die Melassebildung um 0,4 + 0,64 = 1,04 Proc. verringern. Die Anregung von Kaczmarkiewicz verdient die Beachtung der Praxis, denn sie ist geeignet, die mechanische Filtration in neue Bahnen zu lenken. In neuerer Zeit beginnt man einen gewissen Werth auf die Bestimmung der Viscosität der Säfte zu legen, indem man erkannt hat, dass man daraus gewisse Schlüsse für den Verlauf der Fabrikation ziehen kann. J. ZaglenicznyGazeta Cukrownicza, 1896 V S. 129; Oesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1896 XXV S. 544. spricht sich ganz richtig dahin aus, dass wir in Folge unserer unvollkommenen Erkenntniss des Wesens der Krystallisation oft nicht im Stande sind, aus den Ergebnissen der im Laboratorium ausgeführten Saftuntersuchungen auf die zu erhaltende Zuckerausbeute und den Melasserückstand eine verlässliche Schlussfolgerung zu ziehen, da es nicht selten vorkommt, dass zwei Füllmassen von gleicher chemischer Zusammensetzung beim Centrifugiren verschiedene Zuckerausbeuten ergeben. Die Nichtausbringung des Zuckers in der Melasse rührt nicht allein von Umständen chemischer Natur her, sondern es sind auch die physikalischen Eigenschaften des Saftes – darunter der Grad der Viscosität – auf die Krystallisation von Einfluss. Auf Grund der Viscositätsbestimmungen ist Sidersky zu Resultaten gelangt, die ihm gestatteten, scheinbare Anomalien der Praxis zu erklären. So konnte nachgewiesen werden, warum geschwefelte Säfte leichter krystallisiren und solche Füllmassen sich leichter verarbeiten lassen, obwohl die Concentration, der Reinheitsquotient und auch der Gehalt an mineralischen Stoffen vor und nach der Schwefelung unverändert geblieben war. Betrug die Viscosität des geschwefelten Saftes nämlich z.B. 100°, so erreichte jene des ungeschwefelten Saftes kaum 73°. Die Bestimmung der Viscosität wird in derselben Weise vorgenommen, als es bei Oelen geschieht, und empfiehlt Zagleniczny für den Zuckerfabriksbetrieb den Apparat von Reischauer-Aubry, der zu Viscositätsbestimmungen im Bier allgemein Verwendung findet. CollignonJournal des fabricants de sucre, 1896 XXXVII Nr. 28. macht einige Bemerkungen über die Saturationsarbeit, indem er zunächst hervorhebt, dass die Diffusionssäfte verschiedener Zusammensetzung verschiedene Kalkmengen zur Scheidung verlangen. Wenn nun eine Fabrik mit mehreren Saturationskesseln arbeitet, so kann es vorkommen, dass z.B. Kessel I zu viel Kalk, Kessel II die richtige Menge Kalk und Kessel III zu wenig Kalk erhält. Wenn der Kessel zu wenig Kalk erhalten hat, so ist 1) die Filtration durch die Schlamm- und Filterpressen schwierig, unter Umständen unmöglich; 2) der Schlamm schmutzig und schwer auszuwaschen; daher grösserer Aufwand an Dampf und Tüchern; 3) schwierig, zur Beschleunigung der Arbeit directen Dampf im Triple-effet anzuwenden, wegen zu starker Schaumbildung und leichten Herausspritzens; 4) Auftreten von Schaum auf den Syrupbassins; 5) Erschwerung des Kochens und längere Kochdauer; 6) schäumende Nachproductensude, Gährung in den Füllmassekästen, niedrige Zuckerausbeute und Veränderung der Melasse; 7) Verminderung der Arbeitsleistung der Fabrik. Es entsteht nun die Frage, wie man diese Uebelstände vermeiden kann. Angenommen, der Saft sei auf 65° erwärmt, man leitet Kohlensäure ein und behandelt den Saft wie gewöhnlich. Der Kesselinhalt wird auf die gewünschte Alkalität gebracht und einer Prüfung unterworfen, wobei sich folgende Erscheinungen zeigen sollen: 1) Der Kessel hat die richtige Kalkmenge. Es bedeckt ein leichter, grauer Schlamm die ganze Oberfläche in der Stärke von etwa zwei Finger, ein Zeichen, dass die weitere Arbeit glatt vor sich gehen wird. 2) Bei Zusatz von zu viel Kalk ist der Schlamm zu dick, wodurch allerdings hieraus keine besondere Unannehmlichkeit erwächst, ausser dass die Saturationsdauer eine längere sein wird; man wird also beim nächsten Kessel weniger Kalk zusetzen. 3) Der Schaum an der Oberfläche besteht aus grossen Blasen, die mehr oder weniger wachsen, ein Zeichen, dass eine ganz geringe Menge Kalk fehlt. Der Kessel ist dann noch annehmbar. 4) Der Schaum zeigt sich in eigenthümlichen Streifen, was beweist, dass dem Safte noch Kalk fehlt. Man fügt alsdann 1 hl Kalkmilch hinzu und saturirt bis zum gewünschten Alkalitätsgrad, bis die unter 1) angegebenen Bedingungen erfüllt sind. 5) Es zeigt sich gar kein Schaum, ein Beweis, dass eine beträchtliche Menge Kalk fehlt. Man ist dann oft gezwungen, eine noch ganz bedeutende Kalkmenge dem Safte zuzusetzen, wobei man allerdings überzeugt sein kann, es mit verdorbenen Rüben zu thun zu haben. Collignon ist überzeugt, dass, wenn man in der angegebenen Weise verfährt, man stets ein glattes und sicheres Arbeiten zu erwarten hat, wie Beispiele aus spanischen Fabriken zeigen. V. K. DědekZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1896 XX S. 723. spricht sich in günstiger Weise über die Verwendung der Brüdenwässer zur Diffusion aus. Die verwendete Batterie besteht aus 14 Diffuseuren à 80 hl Inhalt und hat eine Leitung für kaltes und eine solche für warmes Wasser. Die durchschnittliche Temperatur des kalten Wassers betrug 5,5° C., jene des warmen 61° C. Die Verwendung der beiden Wässer von so verschiedener Temperatur bestand darin, dass man beim Diffusionsprocess während des Anstellens des ersten Diffuseurs (frisch gefüllten) warmes Wasser von 61° C. auf den letzten Körper fliessen liess, dagegen während des Abziehens des Saftes zu den Messgefässen durch einfachen Wechsel der Ventile beider Wasserrohre des letzten Diffuseurs die Kaltwasserleitung benutzte, um die Schnitte, welche schon aus der Batterie entfernt werden sollten, abzukühlen. Die Befürchtung, dass die hohe Temperatur (75 bis 80° C.), welcher die beinahe ausgelaugten Schnitte des letzten Diffuseurs ausgesetzt wurden, ungünstig auf den Quotienten des Diffusionssaftes einwirken werde, hat sich als unbegründet erwiesen, nachdem im Durchschnitt eine Verbesserung des Diffusionssaftes gegenüber dem Rübensafte eingetreten ist. Nach dieser Methode arbeiten übrigens schon viele deutsche Zuckerfabriken. Nach der Mittheilung von DrenkmannZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reichs, 1896 XXXXVI S. 478. trat die oft wiederkehrende und dann andauernde Dunkelfärbung der Säfte in den höheren Stadien der Verdampfung wenige Wochen nach Beginn der Campagne als eine durch das äussere Ansehen höchst beunruhigende Erscheinung auf. Die directe Untersuchung der dunkelnden Säfte machte es unzweifelhaft, dass, sobald bei dem Verkochen der höchste Grad der Dunkelfärbung eintrat, in den Säften diejenigen Säuren nachweisbar werden, welche als Spaltungsproduct der Glukose anzusehen sind (apoglucinsaurer Kalk), und dass die Alkalität stets vorwaltend aus Alkali und nicht aus Kalk besteht. Man könnte nun schliessen, dass die im Verdampfapparat dunkelnden Säfte Invertzucker und darin Glykose aus glykosehaltigen Zuckerrüben enthielten, und sich mit dieser Erklärung begnügen. Aber die unverkochten Säfte zeigten bei vorsichtiger Prüfung ohne langandauerndes Kochen keine Reduction der Kupferlösung. Interessant war nun die Verfolgung der aus den bezüglichen Pressäften und Fabriksdünnsäften seiner Zeit hergestellten Bleiessigniederschläge, welche mit Wasser ausgewaschen unter Alkohol conservirt waren. Nach Abscheidung des Bleies mit Schwefelwasserstoff resultirte eine adstringirend schmeckende, gelblich gefärbte Flüssigkeit, welche nach der Hydrolyse durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure Kupferlösung sehr ansehnlich reducirte; langsamer bewirkt diese Eigenschaft eine vorbereitende Kochung mit verdünntem Alkali. Es erscheint demnach der im Bleiessigniederschlag vorhanden gewesene Stoff als eine Gerbsäure von dem Charakter eines Glykosides, also einer ätherartigen Verbindung, welche erst nach längerer vorbereitender Behandlung Glykose ausscheidet. Wenn diese Glykosidgerbsäure mit Alkali in Stärke der Alkalität eines Dünnsaftes gekocht wird, so tritt erst bei dreifacher Concentration Glykosebildung, aber auch unter Bräunung der Flüssigkeit Glykosezersetzung ein. Bei der Lagerung der Rüben in den Miethen verschwand die Erscheinung der Dunkelfärbung der Säfte. Es erscheint daher die oft beobachtete Dunkelfärbung der Säfte bei der Verkochung als eine Wirkung der concentrirenden Alkalität auf Glykose, welche Glykose sich im Zustande der Entstehung befindet, abgespalten wird, und einem Gerbsäureglykosid, welches wahrscheinlich dem roheren Rindenzellgewebe unreifer Rüben entstammt. O. MittelstaedtDie deutsche Zuckerindustrie, 1896 XXI S. 1746. beschäftigt sich mit der Reinigung der Säfte mittels Barythydrat, welchem er die verschiedenartigsten Vortheile gegenüber der reinen Kalkarbeit zuschreibt. Nach den von Herzfeld angestellten Untersuchungen ist es in Bezug auf die Zuckerzerstörung völlig gleichgültig, ob die Alkalität durch kohlensaure Alkalien oder Kalk gebildet wird. Durch die Anwendung von Barythydrat wird man nun in den Stand gesetzt, die in den Saturationssäften in Form von Salzen enthaltenden Alkalien zu Trägern der Alkalität zu machen, ohne dass man irgend welche fremde Substanzen in den Säften behält, sondern vielmehr gleichzeitig eine Entfernung von bedeutenden Mengen Nichtzucker und Farbsubstanzen zu erzielen ist. Da weiterhin die kohlensauren Alkalien durchaus keine stärkere melassebildende Wirkung ausüben, als diejenigen organischen Kalisalze, die zur Zersetzung gelangten, Kalksalze aber völlig zur Abscheidung kommen, indem die Säure derselben an Baryt, der frei gewordene Kalk aber an Kohlensäure gebunden wird, so ist dem Baryt eine höchst bedeutsame Wirkungsfähigkeit nicht abzustreiten. Aus der ferneren Möglichkeit, den Kalk vollständig aus den Säften zur Abscheidung zu bringen, erwächst der technische Vortheil, dass Incrustationen der Verdampfapparate und Vacuum vermieden werden, wodurch die bedeutenden Unkosten der Reinigung mit Soda und Salzsäure in Wegfall kommen. Was die Menge des zuzusetzenden Baryts anbetrifft, so wird man mindestens so viel Barythydrat dem Saturationssafte zusetzen, dass eine constante, d.h. durch Kohlensäure nicht mehr beeinflussende Alkalität von 0,1 Proc. erzielt wird. Die mit dem verschiedensten Material vorgenommenen Untersuchungen haben ergeben, dass die Saftbehandlung mit Barythydrat und darauf folgender Saturation eine Quotientenaufbesserung von 0,4 bis 0,5 Einheiten ergibt, was nach den Claassen'schen Berechnungen 0,4 × 3,7 = 1,48, also etwa 1,5 Proc. Mehrausbeute an Rohzucker gleichkommt. Der λ-ReferentChemiker-Zeitung, Repertorium 1896 XX S. 239. der Chemiker-Zeitung bemerkt gegenüber diesen Ausführungen, dass, wenn das frei werdende Alkali nicht Zucker als Alkalisaccharat in die Melasse überführen soll, dieses durch Kohlensäure vollkommen in Alkalicarbonat und freien Zucker zerlegt werden muss. Nun hat aber Gunning gezeigt, dass umgekehrt schon beim Eindampfen wässeriger Alkalicarbonatlösung mit Zucker eine ziemlich energische Umsetzung des Salzes eintritt, wobei Kohlensäure frei wird und das sehr beständige Kaliumsaccharat entsteht; auch zahlreiche praktische Versuche, die Reinheit und Krystallisationsfähigkeit alkalisaccharathaltiger Säfte durch Kohlensäure aufzubessern, sind bisher erfolglos geblieben, in Folge dessen die Richtigkeit der Mittelstaedt'schen Annahme zu bezweifeln ist. Vor einigen Jahren haben sich C. Steffen und L. Drucker ein Verfahren der Reinigung von Zuckerlösungen durch schweflige Säure und Knochenkohle bei einer Temperatur unter 50° C. patentiren lassen (D. R. P. Kl. 89 Nr. 78142 vom 19. September 1893 ab), welches angewendet wird bei Säften, die durch Kalk, Baryt oder ein anderes Metall der alkalischen Erden geschieden und von dem betreffenden Schlamm befreit sind. Damit die schweflige Säure nicht invertirend wirke, soll der Saft auf 30 bis 40° C. abgekühlt werden. Die Säfte werden dann bis zur starksauren Reaction mit schwefliger Säure behandelt, bis keine weitere Abnahme der Farbe zu bemerken ist, und dann der Berührung mit geringen Mengen von Knochenkohle ausgesetzt. Die Knochenkohle soll auf derartige Säfte bedeutend stärker reinigend und entfärbend wirken, als bei Säften, die nach früheren Methoden über Knochenkohle filtrirt wurden. Der filtrirte, saure, auf 30 bis 40° C. abgekühlte Saft wird entsprechend seinem Säuregehalt mit einer alkalischen Erde versetzt und dann unter Erhitzen der Flüssigkeit die entsprechenden Salze ausgefällt und getrennt. Der filtrirte Saft soll geringe Alkalität zeigen und wird auf Füllmasse wie üblich verarbeitet. Zu dem französischen Hauptpatente wurde später ein Zusatzpatent genommen, wonach dieselbe Wirkung auch ohne Anwendung von Knochenkohle erzielt werden soll. Dieses Patent hat ziemliches Aufsehen erregt und ist deshalb auch auf der heurigen Generalversammlung des Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches zur Sprache gekommen, wobei MartinZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reichs, 1896 XXXXVI S. 488. die Discussion dahin einleitete, dass dem Verfahren nach dem Urtheile von Baumann keine besonders erfreuliche Zukunft vorauszusagen ist, nachdem für die Industrie ein wesentlicher Nutzen aus ihm nicht zu erwarten ist. Andererseits aber hat Steffen zur Finanzirung und Einführung seines neuen Verfahrens ein Consortium gebildet, welches von den 100 Antheilscheinen 50 Stück von hohem Betrage erworben hat. Diesem Consortium gehören nur bekannte Fachleute an, von welchen erwartet werden darf, dass sie den Werth eines solchen Verfahrens richtig zu beurtheilen verstehen. Herzfeld beschreibt die Arbeitsweise in amerikanischen Raffinerien, und geht daraus hervor, dass man dort schon lange mit schwefliger Säure und Knochenkohle arbeitet, ohne dass ein Patent darauf bestünde. Ein solches ist auch kaum denkbar, da ja die Rohrzuckerindustrie von Alters her mit schwefliger Säure gearbeitet hat. – Pfeifer hat im verflossenen Frühjahr ein grösseres Rübenquantum nach dem Verfahren von Steffen verarbeitet und gelangt zu dem Resultate, dass es nach dem Verfahren nicht möglich ist, aus schlechtem Rübenmaterial consumfähige Waare zu erzielen. Auch Degener ist der Ansicht, dass das Verfahren, welches in seinem Princip nicht ganz neu ist, sich für die Rübenverarbeitung weniger eignen wird, als für sehr schlechte Nachproducte und Melassen. Jedenfalls soll man dieser neuen Arbeit gegenüber, die bei ihrer Einführung eine vollständige Umwälzung bedeuten würde, Vorsicht anwenden. – Lippmann machte aufmerksam, dass die Temperatur ausserordentlich vorsichtig zu handhaben sein wird, wenn man wirklich Invertzuckerbildung vollständig vermeiden will; ausserdem sind die möglichen Nachtheile der sehr bedeutenden Löslichkeit des schwefligsauren Kalkes in Zuckerlösungen in Berücksichtigung zu ziehen. Was nun die Neuheit des Verfahrens anbelangt, so steht dieselbe auf sehr schwachen Füssen, wie Lippmann beweist, denn sowohl die Benutzung grosser Mengen schwefliger Säure als auch die Anwendung derselben bei niedriger Temperatur, als auch ferner die Entfärbung saurer Lösungen mit Knochenkohle sind seit langer Zeit bekannt. Auf jeden Fall sind über die Erfolge dieses neuen Verfahrens weitere Nachrichten aus der Praxis abzuwarten, bevor man zu einem definitiven Urtheil gelangen kann. Bis jetzt liegen nur Versuche aus der französischen Zuckerfabrik AbbevilleJournal des fabricants de sucre, 1896 Bd. 37 Nr. 26. vor, bei welchen die wie gewöhnlich saturirten und geschwefelten Säfte auf 30° abgekühlt, längere Zeit mit feiner, mit 10 Proc. schwefliger Säure getränkter Knochenkohle in Berührung gelassen, durch eine hölzerne Presse filtrirt und sodann, 2,5 bis 3 g schweflige Säure in 1 l enthaltend, in einem Holzgefäss mit so viel Kalkmilch zusammengebracht wurden, dass eine geringe Alkalität verblieb. Die Säfte waren hell, ohne Viscosität und gaben feine, reine und helle Füllmassen. Angeregt durch die jetzt vielbesprochene saure Arbeitsweise mit schwefliger Säure hat W. GrundmannCentralblatt für die Zuckerindustrie der Welt, 1896 IV S. 975 und 999. einige Versuche mit schwefliger Säure angestellt, wobei es ihm hauptsächlich daran lag, die immer noch bezweifelte Thatsache, dass selbst bei hohen Temperaturen und bei gleichzeitiger Uebersaturation durch schweflige Säure Zuckerlösungen nicht unbedingt invertirt werden, noch einmal festzustellen. Um Vergleichszahlen zu erhalten, wurden die verschiedenen Zuckerlösungen bei verschiedenen Temperaturen und bei verschiedenem Schwefligsäuregehalt des Saturationsgases dem Schwefeln unterworfen und auch versucht, ob durch Kalk, Kalilauge und Ammoniak die Inversion beeinflusst wird. In der Hauptsache geht nun aus den Versuchen hervor, dass es zur Vermeidung von Inversion im Wesentlichen auf die Höhe der Acidität ankommt, dass die Zeit, in welcher die Säfte sauer stehen, einen Einfluss hat, und dass man je kälter, um so saurer arbeiten kann, aber nur, wenn man bald hinterher wieder neutral oder schwach alkalisch macht; dass die Menge Säure, welche nöthig ist, um den Saft auf seine grösste Entfärbung zu bringen, bei allen Temperaturen noch unter der Anfangsinversionsgrenze liegt, dass die Acidität bei Dünn- und Dicksäften in der Kälte schneller zunimmt als in der Wärme, dass bei Melasse sonderbarer Weise bis zu einer bestimmten Aciditätsgrenze das Gegentheil stattfindet, dass Dünnsäfte schneller Acidität annehmen als Dicksäfte und dass endlich Melasse eine bedeutend höhere Menge schwefliger Säure als Dünn- und Dicksäfte aufnehmen und auch ohne Inversion mehr vertragen kann, jedenfalls in Folge des hohen Salzgehaltes. Die Concentration der schwefligen Säure hat, wenigstens bis zu dem Gehalte von 98 Vol.-Proc., keinen Einfluss auf die Inversion, oder doch nur insofern, als die Säfte mit sehr hochprocentiger schwefliger Säure geschwefelt schneller ihre Inversionsacidität erreichen werden, und man deshalb vorsichtiger verfahren müsste. Sauer aufgekochte Säfte zeigten immer Inversion. Die Anwesenheit von Ammoniak scheint die Inversionsgefahr zu verringern. H. Karlik beschäftigt sich mit der Frage, ob Erfahrungen über die Entbehrlichkeit der dritten Saturation bekannt geworden sind, nachdem die Erfolge, trotz des 12jährigen Bestehens dieser Arbeitsweise, sehr verschieden lauten. Auf Grund der bisherigen Erfahrungen kommt man aber zu der Ueberzeugung, dass die minder befriedigenden Erfolge dieser Methode der Saftreinigung immer durch Unregelmässigkeiten und Unrichtigkeiten beim Saturationsprocess verursacht werden. Die Arbeit mit dreifacher Saturation begegnet hauptsächlich in Frankreich starkem Misstrauen, und ist es hier sogar schon so weit gekommen, dass über diese Frage nicht die Chemiker, sondern die Mechaniker sprechen, nach welchen die dritte Saturation lediglich nur für solche Zuckerfabriken von Bedeutung sein soll, welche nur schlecht zu arbeiten verstehen. Karlik beschreibt nun in kurzen Zügen das bekannte Wesen der Arbeit mit der dreifachen Saturation mit speciellem Hinweis auf den chemischen Reinigungseffect und folgert daraus, dass dieser Effect von einer zweifachen Saturation nicht erreicht werden kann. Dies wurde übrigens auch in einer französischen Zuckerfabrik im Laufe der letzten Campagne gefunden, wo man in jeder Richtung hin Resultate zu Gunsten der dreifachen Saturation gefunden hat. Zu diesem Thema muss übrigens hervorgehoben werden, dass M. Deutsch schon auf dem Congress der französischen Zucker- und Brauereichemiker zu Lille am 10. und 11. April 1894 die Vortheile der dreifachen Saturation hervorgehoben hat, nachdem Zucker aus nur zweimal saturirten Säften sich mit solchen aus dreifach saturirten absolut nicht vergleichen lassen. Einen eigenthümlichen Fall aus der Zuckerfabrikspraxis theilt J. H. VěrnýČasopis pro průmysl chemický, 1896 VI S. 186. Chemiker-Zeitung, Repertorium 1896 XX S. 212. mit. Lange Regen im Herbst hatten im J. 1894/95 in einer Gegend Böhmens zur Folge, dass die Rüben viel organische Säuren enthielten. Nach der dritten Saturation waren im Safte bei 0,02 Proc. Alkalinität grosse Mengen Kalksalze, wogegen sonst Ammoniumoxalat nur ganz geringen Niederschlag erzeugt. Nach dem Verdampfen auf 60° Big. hatte der Saft statt 0,2 nur 0,02 Proc. Alkalität, im Vacuum bildete sich schlecht das Korn, die Ausbeute an Zucker war kleiner, der erste Syrup schäumte und stieg in den Krystallisirgefässen über, und Melasse konnte aus demselben Grunde gar nicht osmosirt werden. Alle diese Fehler wurden beseitigt durch 0,04 Proc. Soda (vom Rübengewicht), wovon die Hälfte gleich in den Diffusionssaft in den Messgefässen zugegeben wurde, die andere Hälfte nach der dritten Saturation vor der Filtration. Ueber das Kalksteinmaterial der deutschen Zuckerfabriken liegt eine ausführliche Arbeit von HerzfeldZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reichs, 1896 XXXXVI S. 498 und 571. vor, aus welcher zunächst zu ersehen ist, dass hauptsächlich 12 Gruppen von Fundorten für die deutsche Zuckerindustrie in Betracht kommen. Im Verlaufe der Arbeit hat Herzfeld ein sehr einfaches und zweckmässiges Verfahren gefunden, welches mit grosser Leichtigkeit die Brauchbarkeit des Kalksteines, wenn auch nur oberflächlich, zu prüfen gestattet. Dieses Verfahren beruht darin, dass man zunächst das Unlösliche beseitigt, was durch Lösung in Salzsäure rasch geschieht, und dann einfach die salzsaure Lösung mit Kalilauge zurücktitrirt, indem man einmal Methylorange und das zweite Mal Phenolphtaleïn als Indicator anwendet; bei Phenolphtaleïn findet man auf diese Weise nur den Aetzkalk und die vorhandene, meist geringe Menge Magnesia. Wendet man hingegen Methylorange an, so findet man neben diesen Basen auch Eisenoxyd und Thonerde, also bedeutend höhere Werthe für die Gesammtalkalität in Kalk ausgedrückt. Je grösser die Differenzen zwischen den beiden Alkalitätszahlen mit Methylorange und Phenolphtaleïn für denselben Kalkstein sind, desto unreiner ist derselbe. Herzfeld hat auch versucht, aus den Analysen der gebrannten Kalksteine allgemeine Schlüsse auf ihre Brauchbarkeit zu ziehen, doch ist er aber hier zu keinem Resultat gelangt, weil ein und dieselben Werke häufig ganz total verschiedene Kalksteine liefern. Interessant ist die Beobachtung, dass die reinsten Kalksteine häufig die dunkelsten Säfte geben, und steht die Färbung in ziemlich directer Relation zur Menge des Rückstandes, welche der einzelne Kalkstein beim raschen Ablöschen hinterlässt. Im Allgemeinen ergibt sich, dass die deutsche Zuckerindustrie über ein ausgezeichnetes Kalksteinmaterial verfügt; nur ist zu beklagen, dass die Werke oft ganz anderen Kalkstein liefern, als man von denselben erwarten sollte. Hat man einen guten Kalkstein, so werden Misstände, die sich bei der Scheidung einstellen, weit seltener durch eine Analyse des Kalksteines, als durch eine Controle des Kalkofenbetriebes aufzuklären sein, welche mancherorts nicht mit wünschenswerther Vollkommenheit von Statten geht. Herzfeld beabsichtigt nun, die Vorgänge im Kalkofen vom Standpunkte des Zuckerfabrikanten in wissenschaftlicher Hinsicht zu studiren, nachdem dies bisher nur im beschränkten Maasse geschehen ist. Die Vortheile der Arbeit mit geschlossenen Vorwärmern beschreibt V. DědekListy cukrovarnické, 1896 XIV S. 309; Oesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1896 XXV S. 546. an der Hand der Einrichtung und Arbeitsweise der neu errichteten Zuckerfabrik Przeworsk. Im Ganzen wurden folgende Vortheile in chemischer und mechanischer Hinsicht erzielt: 1) bessere Entfärbung der Säfte, 2) höhere Reinheitsquotienten derselben, 3) günstigeres Verhältniss an Stickstoff, 4) Hintanhalten der schädlichen Einwirkungen beim Anwärmen des sauer reagirenden Saftes auf höhere Temperaturen, 5) Erzielung grösserer Schnelligkeit des den Vorwärmer durchfliessenden Saftes, 6) Verhinderung der Incrustation an den Heizröhrenflächen im Saftraum in Folge der erhöhten Saftschnelligkeit, 7) Erhöhung des Transmissionscoëfficienten bezieh. Vergrösserung des Wärmeeffectes auf 1 qm der Heizfläche, 8) Verhinderung einer schädlichen Einwirkung der Luft auf den Saft und 9) sehr leichte Bedienung der Vorwärmer in Hinsicht auf die seltene Reinigung der Heizflächen. Diese aufgezählten Vortheile sprechen nur für die Anwendung der Vorwärmer. Nach der gegenwärtigen Arbeitsweise der Raffinerien, möglichst grosse Mengen von Rohmaterial zu verarbeiten, um die Werksvorrichtungen das ganze Jahr hindurch zu benutzen, entspringt die Notwendigkeit, beträchtliche Mengen von Rohzucker der Hauptsache nach im Laufe der wenigen Monate der Campagne anzukaufen und 8 bis 10 Monate liegen zu lassen. Es herrscht nun die Klage vor, dass die Qualität der meisten Rohzucker keineswegs eine zu Zwecken des Lagerns besonders geeignete ist, nachdem die Rückgänge der Rohzuckerqualität ganz erhebliche sind. Auf die Ursachen der starken Rückgänge der Rohzuckerqualität bei längerem Lagern, welche einzig und allein in dem Mangel an Alkalität liegen, haben bereits Herzfeld, Strohmer und viele Andere hingewiesen, leider ohne die nöthige Beachtung zu finden. Es liegt nun die Frage nahe, wie gross die Rückgänge sind, und hat diesbezüglich LippmannZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reichs, 1896 XXXXVI S. 516. genaue Untersuchungen angestellt. Die erste Untersuchungsreihe im J. 1893/94 erstreckte sich auf etwas über 480000 Centner Rohzucker, von welchen Proben zuerst beim Einlagern untersucht wurden und von denen zur Zeit, als sie zur Verarbeitung kamen, nochmals besondere Proben zur Untersuchung entnommen wurden. Während des Einlagerns betrug nun der Verlust an Aschenrendement 0,25 Proc. und an Nichtzuckerrendement 1,30 Proc. Im J. 1894/95 erstreckten sich die Versuche auf etwas über 660000 Centner Rohzucker und war hier der Rückgang an Aschenrendement 0,35 Proc., an Nichtzuckerrendement aber 1,47 Proc. Für das laufende Jahr liegen noch keine abschliessenden Zahlen vor, doch waren noch niemals so grosse Massen von saurem, an Invertzucker, Schwefelverbindungen und organischen Zersetzungsproducten reichem, häufig ekelhaft nach Ammoniak u. dgl. riechendem Rohzucker zu beobachten. Dies ist hauptsächlich die Folge der fortwährend wachsenden, aber nicht immer genügend controlirten Anwendung der schwefligen Säure, welche die bei der Scheidung und Saturation begangenen Fehler schleunigst wieder gut machen soll. Lippmann beobachtete Zucker, welche schon mit einem Invertzuckergehalt von 0,05 Proc. zur Einlagerung kamen und entschieden sauer reagirten. Von diesen ergab der erste einen Verlust von 0,30 Proc. Aschen- und 0,98 Proc. Nichtzuckerrendement, der zweite einen solchen von 0,33 bezieh. 1,08 Proc., der dritte aber, der mit 93,4 Proc. Polarisation überhaupt der geringste an Qualität war, einen solchen von 0,60 bezieh. 1,95 Proc. Um diesem Uebelstande nun abzuhelfen, ist nur darauf zu achten, dass die Rohzucker bezieh. schon die Säfte eine wirklich dauernde Alkalität haben, die gar nicht übermässig hoch zu sein braucht, um einen sicheren und genügenden Schutz zu gewähren. Will man radical abhelfen, so würde freilich nur das Mittel übrig bleiben, welches heute schon in Oesterreich angewandt wird; es wird daselbst in jedem Analysenatteste vom Handelschemiker eingetragen, ob der Zucker mit Lackmus als Indicator alkalisch reagirt oder nicht. (Schluss folgt.)