Titel: Einiges über Säemaschinen.
Autor: Victor Thallmayer
Fundstelle: Band 303, Jahrgang 1897, S. 218
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Einiges über Säemaschinen. Von Victor Thallmayer, Professor an der landwirthschaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg. (Fortsetzung des Berichtes S. 193 d. Bd.) Mit Abbildungen. Einiges über Säemaschinen. Wenn nach Beendigung des Getreideanbaues die Säemaschine am Hofe z.B. für den Anbau von Rübe oder Mais hergerichtet werden muss, so verursacht das Abnehmen der überzählig werdenden Schare, die Einstellung der verbleibenden auf die grössere Reihenweite, die Einstellung der Vorderräder von der Maschinenmitte auf das nun nothwendige Maass, eine Arbeit, welcher gegenüber jene, die mit dem Auswechseln der Wechselräder verbunden ist, wirklich verschwindend genannt werden muss; thatsächlich würde einen besonderen Vortheil nur eine solche Construction bieten, mit welcher man das Verfahren zur Einstellung der Schare auf verschiedene Reihenweiten vereinfachen könnte; eine solche aber dürfen wir nicht sobald erwarten. Die Vermeidung von Wechselrädern und ihr Ersatz mit Schub- und Schieber Vorrichtungen bietet thatsächlich keine besonderen Vortheile, weil auch die Wechselräder an der Maschine nirgends im Wege sind und ihre Anwendung keinerlei complicirte Auslösevorrichtung erheischt. Ausserdem reicht schon eine geringe Anzahl von Wechselrädern hin, um der Säe welle vielerlei Geschwindigkeit zu ertheilen, deshalb ist die neuerdings von verschiedener Seite her bekundete Abneigung gegen die Wechselräder nur schwer verständlich. Wie immer wir die Sache auch drehen und wenden mögen, wenn wir bedenken, dass mit der Säemaschine bald Samen von der Grösse eines Mohnkornes, bald solche von der Grösse einer Erbse angebaut werden sollen, und zwar einmal weniger und einmal mehr davon, so werden wir finden, dass für europäische Verhältnisse die mit auswechselbaren Streu- und auswechselbaren Zahnrädern arbeitenden Säemaschinen doch am besten passen, um so mehr, als deren Säeapparat auch seiner Bauart nach weniger complicirt ist, als jener an Maschinen, die ohne Wechselräder die Aussaat reguliren. Es wäre schon an der Zeit, dass man mit der fortwährenden Variation in der Ausführung der Säeapparate, die wirklich schon ins Uebermässige geht, aufhören würde; aus Rücksichten der Einfachheit und der Billigkeit sollte vielmehr angestrebt werden, dass bei der Fabrikation der Drills Verschiedenheiten soviel als möglich vermieden bleiben, und dass man sich nach Normalconstructionen umsehen sollte, die allgemein als Muster dienen könnten. Unter den vielen heutzutage bekannten und erprobten Constructionen wäre es nicht schwer, einzelne als Normen aufzustellen und zu acceptiren. Von allen den Richtungen, welche bis jetzt auf dem Gebiete des Säemaschinenbaues sich bemerkbar gemacht haben, waren es bloss zwei, die zu allgemeiner Bedeutung gelangten. Von diesen zwei Richtungen abzweigend, haben sich im Laufe der Zeit noch andere Nebenrichtungen herausgebildet, welche aber sämmtlich nur von localer und zumeist auch nur von geringer Bedeutung waren. So gab es eine Zeit, wo die Fabrikanten, damit die Säemaschinen auch auf welligem Terrain gleichmässig anzubauen vermögen, statt gewöhnlicher Saatkästen solche verwendeten, welche, wenn dieselben auf welliges Terrain gelangten und so aus ihrer normalen Lage herausgebracht wurden, von selbst wieder (automatisch) in ihre normale Lage zurückkehrten. Es waren dies die sich selbst stets normal einstellenden Saatkästen. Als Construction an und für sich betrachtet, konnte man die mit selbstregulirenden Saatkästen versehenen Maschinen als gelungen bezeichnen, trotzdem aber fanden dieselben in der Praxis keinen rechten Anklang und keine rechte Verwendung. Es ist dies auch leicht erklärlich; denn damit eine Säemaschine auch auf welligem Terrain gut anbaue, ist es nicht absolut nothwendig, dass dieselbe mit einem selbstregulirenden Saatkasten versehen sei; es kann bergauf, bergab in der Ebene und quer über Hänge eine Säemaschine am einfachsten dann ganz gleichmässig aussäen, wenn man statt Löffelscheiben und statt Schöpfräder sich der Streuräder und Schubräder nach amerikanischem Muster bedient, wobei die Beweglichkeit oder wie immer gedachte Selbstregulirbarkeit des Saatkastens ganz entfallen kann. Es kann daher nicht Wunder nehmen, wenn heutzutage in der Praxis den Säemaschinen mit selbstregulirendem Saatkasten gar keine Wichtigkeit mehr beigemessen wird und dieselben als etwas ganz Ueberflüssiges betrachtet werden; es ist dies um so mehr gerechtfertigt, als die Einrichtung auf Selbstregulirbarkeit die Maschine anstatt zu vereinfachen, complicirter macht. Von mehr localer Bedeutung sind auch die von hinten zu steuernden Drills geblieben. Gegenwärtig lassen sich bezüglich der Fabrikation der Säemaschinen zwei Richtungen unterscheiden; die Anhänger der einen Richtung betonen fortwährend, dass es nothwendig sei, die Säemaschinen, um mit ihnen alle Samengattungen anbauen zu können, mit auswechselbaren Wechsel- und Streurädern zu versehen. Die Fürsprecher der anderen Richtung hingegen wollen von alledem nichts wissen, erklären die auswechselbaren Streu- und Wechselräder für überflüssig, weil nach ihrer Ansicht man jede Gattung Saatgut ganz gut auch nur mit einerlei Streurad und mit nur einerlei Geschwindigkeit der Säewelle anbauen kann. Die oben erwähnte Meinungsverschiedenheit kam in den landwirthschaftlichen Zeitungen schon öfter zum Ausdrucke und war Anstoss zu polemischen Artikeln. Die Anhänger der einen und der anderen Richtung sehen der endgültigen Entscheidung, welche den beiden Strömungen die Oberhand halten wird, ungeduldig entgegen, voraussichtlich übrigens wird der Sieg der Gegner der Wechselräder kein vollständiger sein; wir unserestheils glauben, dass kein triftiger Grund vorhanden ist, mit den auswechselbaren Zahn- und Streurädern zu brechen. Dass sich die Fabrikation der Säemaschinen von Anfang an innerhalb zweier so verschiedener Richtungen bewegt, kommt wohl daher, dass von Anfang an die Anforderungen, die man an die Säemaschinen stellte, nicht überall die gleichen waren; so z.B. als die Reihensäemaschine anfing, im Inventar unserer Wirthschaften unentbehrlich zu sein, bewegte sich die Pflanzenproduction bei uns schon nicht mehr in jenen engen Grenzen, wie in Amerika, wo, man kann sagen, auch heutzutage die Landwirthe ausser Weizen und Mais kaum etwas anderes bauen, und wenn der amerikanische Landwirth auch heute noch von seinem Drill nicht mehr verlangt als dass derselbe Weizen und sonstiges Getreide gut anbaue, so ist das für uns nicht genügend, weil wir mit der Säemaschine die verschiedenartigsten Samen anzubauen haben. Deshalb hat man bei uns von Anfang an die Säemaschinen mit mehrerlei Säewellen und Wechselrädern ausgestattet. Es ist dies auch jetzt noch ganz richtig, denn wie einestheils feine Samen kleinerer Löffel oder Aufnahmezellen bedürfen, als Getreide oder grosse Samen, ebenso muss anderentheils beim Anbau von Hackfrüchtesamen die Säewelle mit anderer Geschwindigkeit sich drehen als beim Anbau von Getreide, damit nicht in dem einen Falle der Anbau zu dicht und in dem anderen zu dünn ausfalle. Schon dies in Betracht gezogen, ist zu ersehen, dass bei uns die Anwendung von verschiedenen Säewellen und Wechselrädern vollständig begründet ist. Dies aber wollen heute viele nicht mehr als richtig anerkennen. Nachdem in England, der Geburtsstätte der Säemaschinenfabrikation, das Getreide auch vielfach behackt wurde, ergab sich gleich von Anfang an die Nothwendigkeit der Lenkbarkeit der Maschine durch eine passende Steuervorrichtung, sowie die Möglichkeit der Einstellung der Schare auf verschiedene Reihenweiten. Der amerikanische Landwirth, der seine Reihensäemaschine vornehmlich nur zum Anbau von Weizen benutzt und der beim Getreidebau das Behacken nicht kennt, empfand nie das Bedürfniss danach, seine Reihensäemaschinen mit mehreren Säewellen, mit einem Vordersteuer und auf verschiedene Reihenweite einstellbaren Scharen versehen zu lassen; für ihn wäre dies alles nur überflüssiger Ballast gewesen. Der amerikanische Landwirth hat bei seiner extensiven Betriebsweise in den meisten Fällen keine eigene Scheuer zur Unterbringung seiner Maschinen, und so liebt er es nicht, wenn seine Maschinen solche Extratheile haben, die er nicht weiss, wo unterzubringen; bei uns z.B. werden die Wechselräder, die Aufhängegewichte in jenem Kästchen untergebracht, welches zwischen dem Saatkasten und dem Vordersteuer innerhalb der zwei Seitenschienen des Gestelles befindlich ist, wo dieselben einen ganz guten Platz haben, indem sie dort auch etwas dazu beitragen, dass die Gewichtsvertheilung längs der Maschine eine bessere werde. Bei den amerikanischen Säemaschinen wären lose Wechselräder, lose Streuräder, lose Gewichte u. dgl. im Wege, weil es an der Maschine keinen geeigneten Platz zu deren Unterbringung und Mitführung gibt und dieselben extra irgendwo zu Hause oder in einer Scheuer gehalten werden müssten. Bei den amerikanischen Drills, welche nur zum Anbau von Getreide dienen, ist das Vorhandensein von nur einer Säewelle mit nicht auswechselbaren Streurädern vollkommen am Platze und würde es auch bei uns sein, wenn wir unsere Drills ausschliesslich nur zum Anbau von Getreide zu verwenden hätten. Jene, welche mit Ausschliessung der Wechselräder die Menge der Aussaat reguliren wollen, führen häufig die Amerikaner als Beispiel an, indem sie angeben, als würden hierfür in Amerika Zahnräder überhaupt nicht verwendet werden; die dies thun, sind aber im Irrthum, da es gerade in Amerika nicht wenige sind, welche die Regulirung der Aussaatmenge durch Wechselräder und verschiedene Umdrehungsgeschwindigkeit für die beste und sicherste Methode halten. Die Art, wie die Amerikaner die Zahnräder (jedoch nicht als lose Wechselräder) zur Regulirung der Aussaatmenge gebrauchen, haben wir in den Fig. 107 bis 109 veranschaulicht. In den Fig. 111 und 112 haben wir solche amerikanische Constructionen vorgeführt, bei welchen ohne Zuhilfenahme von Wechselrädern die Regulirung der Aussaatmenge mittels Verschiebens der Säewelle stattfindet. Bei jener Art des directen Antriebes, wo auch das Nabenrad ausgewechselt wird, braucht der Saatkasten nicht stellbar zu sein; hieraus aber resultirt kein Vortheil und kommt noch in Betracht, dass das Abziehen des Fahrrades beim Nabenradauswechseln umständlich ist, ferner auch, dass die Stellbarkeit des Saatkastens bei wellenförmigem Terrain wünschenswerth erscheint. Bei Drills mit Löffelscheiben oder Schöpfrädern ist erfahrungsgemäss der stellbare Saatkasten besser am Platz, als der unverrückbar auf dem Gestell befestigte, und zwar deshalb, weil bei letzterem jeder Ruck und Stoss, den das Gestell erfährt, wenn die Fahrräder auf Schollen und andere Hindernisse aufstossen, unverändert und ganz auf die Löffelscheiben oder Schöpfräder übertragen wird, was zur Folge hat, dass die vorzeitig aus den Löffeln oder Zellen herausfallenden Samen nicht in die Auffangtrichter gelangen und so anstatt in die Reihe, wieder in den Saatkasten zurückfallen. Bei den beweglich und stellbar befestigten Saatkästen werden durch die gelenkige Verbindung des Saatkastens mit dem Gestell die Stösse etwas gelindert und deshalb ist auch die Aussaat bei Verwendung solcher Saatkästen erfahrungsgemäss genügend gleichförmig. Textabbildung Bd. 303, S. 218 Fig. 113.Auswechseln der Zahnräder bei indirectem Antrieb. Auswechseln der Zahnräder bei indirectem Antrieb. Bei indirectem Antriebe sind die Zahnräder gewöhnlich an einem Hebel E befestigt (Fig. 113), der einen Schlitz hat, in welchem sich der das Wechselrad aufnehmende Achsstummel so einstellen lässt, dass das eben zur Verwendung kommende Wechselrad auch mit dem Säewellenrad im Eingriff sei. Anzahl der Wechselräder bei directem Antrieb. Wenn zur Uebertragung der Drehbewegung vom Fahrrade auf die Saatwelle auf der Nabe des Fahrrades sich nur ein Zahnrad befindet, so beträgt die Anzahl der Wechselräder gewöhnlich sieben. Der Erfahrung nach kann man in diesem Falle mit siebenerlei Wechselrädern und drei verschiedenen Saatwellen, Löffel- oder Schöpfräderdrills vorausgesetzt, alle Samen, die gewöhnlich zum Anbau kommen, als: Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Mais, Rübe, Esparsette, Luzerne, Reps, Klee, Mohn, Wickhafer und andere Gemenge, säen. Die Anzahl der Wechselräder beträgt beim directen Antrieb nur vier, wenn nämlich auf der Nabe des Fahrrades sich zwei Zahnkränze von verschiedener Grösse befinden, wie dies z.B. bei den Säemaschinen von Pohl in Steinamanger der Fall ist. In diesem Falle kann mit jedem Wechselrade die Saatwelle auf zweierlei Geschwindigkeit eingestellt werden, je nachdem wir dasselbe mit dem einen oder dem anderen Zahnkranz auf der Nabe des Fahrrades in Eingriff bringen, wenn mit dem grösseren, auf grössere, wenn mit dem kleineren, auf kleinere Geschwindigkeit. Anzahl der Wechselräder bei indirectem Antrieb. Beim indirecten Antrieb, wenn hierbei nur das auf der Saatwelle befindliche Rad ausgewechselt wird (Fig. 94 und 96), genügen ebenfalls sieben Wechselräder; wenn aber auf einmal auch zwei Räder ausgewechselt werden können (Fig. 95 und 97), so genügen fünf bis sechs Wechselräder mehr als vollkommen, indem man mit denselben die Geschwindigkeit der Säewelle auf zwanzig- bis dreissigerlei Weise, also zwischen sehr weiten Grenzen variiren kann. Flächenmessapparate. An den amerikanischen Säemaschinen findet man gewöhnlich Flächenmessapparate angebracht, um von denselben die Grösse der von der Maschine befahrenen Fläche ablesen zu können. Die Flächenmessapparate dienen sowohl zur Controle der Grösse an und für sich, als auch zur Controle der Dichtigkeit der Aussaat. Dem Wesen nach ist der Flächenmesser nichts weiter als ein durch das Fahrrad in Drehung gebrachtes und die Drehungen zählendes (registrirendes) Räderwerk (Zählwerk), welches derartig eingerichtet ist, dass, so oft das Fahrrad so viel Umdrehungen gemacht hat, als nothwendig sind, um 1 Acre zu befahren, die Zifferscheibe um einen Zahn (eine Ziffer) verschoben bezieh. verdreht wird. In Fig. 114 geben wir eine Abbildung des an der amerikanischen Säemaschine Buckeye angebrachten Flächenmessapparates. Genannter Flächenmessapparat besteht aus einem mit einem Zählapparat versehenen, um den Punkt O drehbaren zweiarmigen Hebel, dessen Schraubenrad S mit der auf der Fahrradwelle befindlichen Schnecke F in und ausser Eingriff gebracht werden kann. Auf das andere Ende des Hebels wirkt ein auf die Scharaushebewelle Ws befestigter Daumen E ein, welcher, so oft die Schare beim Wenden in die Höhe gehoben werden, das Zählwerk ausser Eingriff mit der Schnecke F bringt; es geschieht dies deshalb, damit das Zählwerk sich nicht drehen könne, wenn die Maschine nicht thatsächlich anbaut. Von den Schneckenrädern des Zählapparates wird jenes S mit 31 Zähnen unmittelbar von der Fahrradachse getrieben; das Schraubenrad S treibt mit seiner Welle, die nach 31 Umdrehungen des Fahrrades eine Umdrehung macht ein zweites Schneckenrad, welches 21 Zähne zählt. Textabbildung Bd. 303, S. 219 Fig. 114.Säemaschine von Buckeye mit Flächenmessapparat. Mithin dreht sich nach 21 Umdrehungen des Rades S das Rad S1 und dessen Welle einmal herum; es müssen demnach vom Fahrrade 31 × 21 = 651 Umdrehungen gemacht werden, damit sich das Rad S1 einmal herumdrehe. Auf der Achse oder dem Zapfen des Rades S1 befindet sich ein kleiner Arm (d), welcher nach je einer Umdrehung des Schraubenrades S1 oder, was dasselbe ist, nach je 651 Umdrehungen des Fahrrades das Zifferrad R um einen Zahn oder eine Ziffer weiterschiebt. Da bei der Buckeye-Säemaschine nach 651 Umdrehungen des Fahrrades gerade 1 Acre befahren ist, so bezeichnen die Ziffern 1 bis 10 am Ziffer- oder Zählrade Acres. Zu Beginn des Anbaues stellt man gewöhnlich den Arm d auf die Ziffer Null ein. In unseren Wirthschaften kennt man die Fläche der einzelnen Felder und Tafeln und wendet deshalb an unseren Säemaschinen keine Flächenmessapparate an. Ein Flächenmessapparat kann aber in manchen Fällen doch eine gewisse Bequemlichkeit bieten; wenn z.B. von einer Tafel nur ein bestimmter Theil anzubauen ist, so ist es bei Vorhandensein eines Zählapparates nicht nothwendig, denselben erst abzumessen, sondern man wird mit der Maschine so lange anbauen, bis das Zählwerk die gewünschte Fläche ausweist. Ebenso könnte man mit einer mit einem Flächenmessapparat versehenen Säemaschine grössere Flächen in Parzellen von gegebener Grösse auftheilen; auch dann, wenn z.B. auf einer Tafel nach einander zwei, drei, fünf u.s.w. Joch mit verschiedenen Samen anzubauen wären, würde ein Zählwerk bequem sein, indem man dann mit den verschiedenen Samenarten den Anbau unterbrechen würde, wenn der Zählapparat die geplante Fläche anzeigt. Hierbei setzen wir ebenes Terrain voraus, weil auf wellenförmigem Terrain der Zählapparat eine grössere Fläche ergibt, als die in dem Wirthschaftsplan angegebene, auf dem alle Flächen als Horizontalprojection der wirklichen Flächen erscheinen. Die Fahrräder der Säemaschine legen auf welligem Terrain zwischen zwei Punkten einen längeren Weg zurück, als die Strecke beträgt, die sich in gerader Linie zwischen den zwei Punkten des Planes befindet. Mit einer mit Zählwerk versehenen Maschine lässt sich auch ermitteln, um wie viel bei welligem Terrain die Oberfläche eines Feldes oder einer Tafel grösser ist, als die auf dem Plane angegebene Fläche; man braucht in diesem Falle die Angabe des Zählwerkes nur mit der nach dem Plane berechneten Fläche, wo alles als Ebene gedacht ist, zu vergleichen. Befinden sich auf einer Säemaschine zwei Zählapparate, von denen der eine alle Bewegungen des Fahrrades, einer hingegen nur jene Bewegungen des Fahrrades aufzeichnet, während welcher die Maschine thatsächlich säet, so kann danach auch die beim Wenden verloren gehende Fläche und Zeit bestimmt werden. Da die Reihensäemaschinen die zu bebauende Fläche nach Streifen von constanter Breite durchmessen, können dieselben gewissermassen als Planimeter oder Flächenmesser in Naturgrösse angesehen werden. Wie viel Fläche wir tagsüber mit einer Säemaschine bebauen können, das hängt, indem die Geschwindigkeit, mit welcher die Maschine fährt (weil dieselbe von Arbeitern zu Fuss bedient wird), nicht viel mehr als 1 m betragen kann, hauptsächlich nur von der Geschicklichkeit und dem Fleisse des Bedienungspersonals ab. Je weniger Zeit beim Umwenden mit der Maschine und beim Einfüllen von Saatgut in den Saatkasten verloren geht, desto grösser wird die bebaute Fläche ausfallen. Auf die Grösse der angebauten Fläche haben, vom Standpunkte des Rechners aus betrachtet, Einfluss: die Säebreite der Maschine S, ihre Fortbewegungsgeschwindigkeit C und die Arbeitszeit T. Die Grösse der bebauten Fläche H ergibt sich dann durch die Formel H=\alpha\,\times\,\frac{S\,\times\,C\,\times\,T}{10000}\mbox{ ha} . . . 1) in welcher Formel α einen von der Geschicklichkeit und dem Fleisse der Arbeiter abhängigen Coëfficienten bedeutet, welcher im Allgemeinen durchschnittlich mit 75 Proc. angenommen werden kann. Wenn z.B. eine 17 reihige Säemaschine mit 12 cm Reihenweite und 0,95 m Geschwindigkeit durch 8 Arbeitsstunden hindurch anbaut, so ist, weil S = 17 × 12 = 204 cm = 2,04 m H=0,75\,\times\,\frac{2,04\,\times\,0,95\,\times\,8\,\times\,3600}{10000}=4,18\mbox{ ha}=7,23\mbox{ Katastraljoch.} Zur Berechnung der von der Maschine in einer bestimmten Zeit angebauten Fläche haben wir die im Nachstehenden angegebene Formel aufgestellt. Nach unserer Formel, wenn S die Säebreite der Maschine (Anzahl der Schare multiplicirt mit der Rechenweite) bedeutet, L den Weg bezeichnet, welchen die Maschine bei einem Gange zurücklegt, a Secunden der Zeit entspricht, welche das Umwenden mit der Maschine erfordert, L1 hingegen die Wegstrecke ist, nach deren Zurücklegung wieder Saatgut in den Saatkasten nachgefüllt werden muss, a1 Secunden die Zeit bezeichnet, welche das Nachfüllen des Saatgutes in Anspruch nimmt, t Secunden die Zeit ist, in welcher die Maschine den Weg L zurücklegt, so ergibt sich die Zeit T, welche dazu nothwendig ist, damit die Maschine nach einander n Maschinenbreiten anbaue: T=n\,\times\,t+(n-1)\,\times\,a+\left(\frac{n\,\times\,L}{L_1}-1\right)\,a_1\mbox{ Secunden}. Baut die Maschine mit der Geschwindigkeit von c m an, so ist t=\frac{L}{c}. Substituiren wir dies in die Formel ein, so wird T=n\,\times\,\frac{L}{c}+(n-1)\,\times\,a+\left(\frac{n\,\times\,L}{L_1}-1\right)\,a_1, woraus die in der Zeit T bebauten Maschinenbreiten n n=\frac{c\,\times\,L_1\,\times\,(T+a+a_1)}{L\,\times\,L_1+c\,(L\,a_1+L_1\,a)}, demnach die Fläche H in Hektaren, welche in der Zeit T angebaut werden kann H=\frac{n\,\times\,L\,\times\,S}{10000} . . . (2) Wenn z.B. eine 17 reihige mit 12 cm Reihenweite, demnach mit einer Säebreite von S = 2,04 m anbauende Maschine mit einer Geschwindigkeit von c = 0,95 m fährt, wenn ferner a = 60 Secunden, a1 = 90 Secunden ist, die Wegstrecken L = 300 m, L1 = 600 m sind, die Arbeitszeit mit 8 Stunden = 28800 Secunden angenommen wird, so ist n=\frac{0,95\,\times\,600\,\times\,(28800+60+90)}{300\,\times\,600+0,95\,(300\,\times\,90+600\,\times\,60)}=68,8 in runder Zahl 69. Demnach ist die von der Maschine in einer Arbeitszeit von 8 Stunden angebaute Fläche H=\frac{69\,\times\,2,04\,\times\,300}{10000}=4,2\mbox{ ha}=7,29\mbox{ Katastraljoch}. Nach unseren Erfahrungen können geübte Arbeiter mit einer Säemaschine in 1 Minute ganz gut wenden; zum Nachfüllen von Saatgut in den Saatkasten genügen 2 Minuten. Unter diesen Voraussetzungen ist die in der Zeit T anzubauen mögliche Fläche H=\frac{n\,(T+3)}{n\,(t+1)+2}\,\times\,\frac{S\,\times\,L}{10000} . . . (3) in welcher Formel t die zur Zurücklegung eines Maschinenganges nothwendige Zeit in Minuten, n hingegen jene Anzahl der Maschinengänge bezeichnet, welche von einer Nachfüllung des Saatkastens zur anderen von der Maschine zurückgelegt werden. Die Zeit T ist auch in Minuten ausgedrückt in die Formel einzusetzen. Wenn z.B. L = 300 m, t = 5,26 Minuten, n = 2, S = 2,04 m, so ist die angebaute Fläche nach 8 Stunden (480 Minuten) Arbeitszeit H=\frac{2\,(480+3)}{2\,(5,26+1)+2}\,\times\,\frac{2,04\,\times\,300}{10000}=4,07\mbox{ ha}=7,04\mbox{ Katastraljoch}. Zur Berechnung der in der Zeit T angebauten Fläche ist auch die Formel H=\frac{T}{t+2}\,\times\,\frac{S\,\times\,L}{10000} . . . (4) verwendbar, in welcher die Buchstaben t, T, S und L dieselbe Bedeutung haben wie in der obigen Formel. Wenn z.B. T = 8 Stunden = 480 Minuten, t = 5,26 Minuten, so ist H=\frac{480}{7,26}\,\times\,\frac{2,04\,\times\,300}{10000}=4,04\mbox{ ha}=7\mbox{ Katastraljoch}. Wenn wir daher wissen wollen, welche Fläche eine Säemaschine voraussichtlich in einer bestimmten Zeit anbauen wird, so thun wir am einfachsten, wenn wir auf unserer Uhr die Zeit in Minuten beobachten, welche zur Zurücklegung eines Ganges nothwendig ist, und dann die Formel H=\frac{T}{t+2}\,\times\,\frac{S\,\times\,L}{10000} zur Berechnung benutzen. Die Länge von L wird man in den meisten Fällen nicht besonders zu messen brauchen, weil in den Wirthschaften die Dimensionen der einzelnen zu bebauenden Tafeln, die bei uns von 10 bis 100 Katastraljoch Flächeninhalt haben, ohnehin bekannt sind. Zur Berechnung der von der Maschine in einer bestimmten Zeit angebauten Fläche kann auch die Formel H=\alpha\,\times\,\frac{M}{P}\,\times\,\frac{S}{10000} . . . (5) benutzt werden, in welcher α einen Erfahrungscoëfficienten (etwa 0,75) bedeutet, M jene mechanische Arbeit in Kilogrammeter vorstellt, welche die Zugthiere in der Zeit T zu leisten im Stande sind, P hingegen die nöthige Zugkraft bedeutet. Obige Formel ist mit der ganz oben eingangs angegebenen Formel 1) identisch, weil nämlich c\,T=\frac{M}{P} ist, d.h. die Anzahl der Kilogrammeter M dividirt durch die in Kilogramm ausgedrückte Zugkraft P gibt ebenso den von der Maschine zurückgelegten Weg, als ihn das Product aus der Zeit T in die Geschwindigkeit c ergibt. Zieht man in Betracht, dass S = a × w (Anzahl Schare multiplicirt mit der Reihen weite), P =a × p (Anzahl Schare multiplicirt mit der Zugkraft, die eine Schar erfordert) ist, so können wir Formel 5) auch H=\alpha\,\times\,\frac{M}{P}\,\times\,\frac{w}{10000} schreiben. Textabbildung Bd. 303, S. 221 Fig. 115.Säemaschine mit Einrichtung zum Verstellen der Schare in eine oder zwei Fronten von Davis. Wenn z.B. ein Gespann durch 8 Stunden hindurch arbeitend 4800000 k mechanische Arbeit zu verrichten im Stande ist, wenn die Reihen weite, mit welcher angebaut wird, 12 cm beträgt, die für die Schar erforderliche Zugkraft hingegen 9 k, so ist H=0,75\,\times\,\frac{4800000}{9}\,\times\,\frac{0,12}{10000}=4,8\mbox{ ha}=8,3\mbox{ Katastraljoch}. Die weiter oben angegebenen Formeln geben die Grösse der Fläche in Hektaren an, sollen dieselben auf Katastraljoche umgerechnet werden, so sind die Resultate mit 1,737 zu multipliciren. Bei amerikanischen Säemaschinen begegnet man mitunter einer Einrichtung, mit welcher während des Anbaus die Schare wann immer nach Befinden in zwei Fronten gebracht oder in nur einer belassen werden können. Bei mit Wurzelresten stark verunreinigten Feldern hält man die Schare in zwei Fronten, um mehr Durchzugsraum zu gewinnen, und versetzt die Schare einige Mal aus der einen Stellung in die andere, um etwa sich an dieselbe angehängt habenden Mist abschütteln zu können. Textabbildung Bd. 303, S. 221 Fig. 116.Säemaschine mit Einrichtung zum Verstellen der Schare in eine oder zwei Fronten von Davis. Eine das beliebige Verstellen der Schare in eine oder zwei Fronten ermöglichende Einrichtung ist die in Fig. 115 und 116 abgebildete von Charles F. Davis, welche ich bereits im J. 1876 auf der Centennialausstellung in Philadelphia angetroffen habe. Mit Hilfe des in den Abbildungen ersichtlichen und von dem auf dem Saatkasten sitzenden Arbeiter erreichbaren Hebels H und der beiden gezahnten Quadranten Z und Z1 lassen sich die an zwei separate, um Zapfen drehbare Balken befestigten Schare durch Hin- und Herbewegen des oben bereits genannten Hebels H leicht in eine oder zwei Fronten bringen. Gegenwärtig misst man auch in Amerika dieser Einrichtung nicht mehr jenen Werth bei, wie ehemals, weil, wenn die Schare auch unwandelbar in zwei Fronten gestellt sind, bei entsprechendem Auseinandersetzen der zwei Fronten auch ohne weiteres Hinzuthun Raum genug zum Hindurchziehen der Verunreinigungen bleibt. Bei uns, wo hinter der Maschine ein Arbeiter einherschreitet, um die Schare mit einem lanzenförmigen Stock rein zu halten, wird oben genannte Einrichtung nicht angewendet. Am schlimmsten in Bezug auf Verunreinigung steht es beim Anbau von mit Mais bestanden gewesenen Feldern, deren Stoppeln und Wurzelreste sich gern zwischen und an die Schare hängen. In Gegenden, wo es wenig Brennmaterial gibt, sammeln Kinder die Maisstoppeln nach dem Pflügen, um mit denselben daheim zu heizen, wodurch auch die Aecker in der entsprechendsten Weise rein werden. Manche unserer Fabrikanten hängen die Scharhebel auch an zwei separate Schienen, die sich nach Lösung von Stellschrauben näher oder weiter aus einander stellen lassen, je nachdem dies der Grad der Bearbeitung oder der Reinheit der Feldfläche wünschenswerth macht. (Fortsetzung folgt.)