Titel: Neuerungen in der Schleiferei.
Fundstelle: Band 306, Jahrgang 1897, S. 248
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Neuerungen in der Schleiferei. Mit Abbildungen. Neuerungen in der Schleiferei. Das Schmirgelschleifrad. Bemerkenswerte Einzelheiten über das Schleifrad sind von W. Samuel Worssam in Industries and Iron, 1895 I Bd. 17 * S. 11, mitgetheilt, von welchen das Wichtigste als Ergänzung früherer Berichte (vgl. D. p. J.: das Schleifmittel 1891 294 151; die Schleifscheiben * 175; Schleifräder 1889 273 * 449 bis 453) erwähnt sein soll. Hiernach ist der Amerikaner C. Goodyear der erste gewesen, der an Stelle der früher üblichen Bindemittel, Leim, Zuckersyrup für den Schleifsand, das Kautschuk (india-rubber) in Anwendung gebracht hat. Diese Vulcanit benannten Schleifscheiben hatten aber den fatalen Nachtheil, dass ihre Arbeitsstellen unter dem Einflüsse der Arbeitswärme sich verschmierten und die Schleifkörner bei Verlust des Griffes verglasten. Durch das Aufrauhen mittels heisser Eisen wurden die Scheiben meistens verdorben. Erst zur Zeit der Londoner Ausstellung (1862) wurden die ersten brauchbaren Schleifscheiben vorgeführt. Textabbildung Bd. 306, S. 247 Schmirgelschleifrad. Textabbildung Bd. 306, S. 247 Fig. 4.Leshure's Schleifrad mit Sicherungsscheiben. Jacques und Fanshawe, früher L. Sterne und Co., erhielten ein Patent auf ein Verfahren zur Herstellung von Schleifrädern, wobei ein von F. Walton erfundenes Mittel den Grundstoff für das Bindemittel lieferte. Leinöl wird in flachen Pfannen gewärmt, wobei durch Aufnahme von Sauerstoff Kohlensäure frei wird. Dieses verdickte (sogen. oxydirte) Leinöl wird zur Hälfte des Gewichtes mit Schellack, Asphalt, Pech u. dgl. zu einem teigartigen Brei gemengt, in welchen Schmirgelsand, Glas, Stahlkörner (crushed steel) u.s.w. eingeknetet bezieh. unter Walzen verarbeitet wird, Schwefel darf nicht beigegeben werden, sofern Eisen bezieh. Stahl das Schleifkorn ausmacht. Dieser Teig wird unter Pressen zu Scheiben geformt und diese bis 176° C. in trockener Wärme gebrannt. In neuerer Zeit werden die Schleifräder auf der Töpferscheibe a mittels Tellerformen b bezieh. Stahlblechschablonen c gedrechselt (Fig. 1 und 2), wobei das Mittelloch mittels eines Stahlblechwerkzeuges mit Hand eingearbeitet wird. Diese Schmirgelscheiben gelangen in einen Trockenraum, worauf diese in einem Töpferofen gebrannt werden. Einer der grössten Oefen ist nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 27 * S. 639, in Trenton, welcher bei 5 m Durchmesser auf einmal für 60000 M. Schmirgelscheiben fassen kann. Die gebrannten Scheiben werden nicht mehr wie früher mittels schwarzer Diamanten, sondern mit Stahlwerkzeugen von Glockenform mit Trier's (vgl. 1891 281 * 35) Abrichter nach der gewünschten Form genau abgedreht. Der Arbeitsraum im Ganzen und jede Drehbank insbesondere ist mit kräftiger Ventilation versehen, so dass die Werkstatt völlig staubfrei ist. Der Schmirgelabfall beläuft sich in der Norton Company allein auf 50 t jährlich. Jedes Schleifrad wird, wie bereits erwähnt, mit annähernd doppelter Arbeitsgeschwindigkeit zur Prüfung der Festigkeit in einer Maschine zum Laufen gebracht, welche mit einer Schutzhaube aus 12 mm starkem Kesselblech versehen ist. Jedes Schleifrad, welches die Prüfung bestanden hat, wird protokollirt und die Protokolle an Eidesstatt dem Gerichte übergeben. Die Geschwindigkeit zum Abdrehen bezieh. Abrichten der Schleifscheiben schwankt zwischen 300 und 400 mm/Sec., die Arbeitsgeschwindigkeit zum Schleifen zwischen 20 und 30 m/Sec., während die Prüfgeschwindigkeit annähernd 46 bis 50 m/Sec. beträgt. Man nimmt an, dass bei dieser Geschwindigkeit jeder Mangel sofort zur Entdeckung kommt, wie dies in Fig. 3 ersichtlich gemacht ist. Aus dem ursprünglichen L. Sterne'schen bezieh. Jacques-Fanshawe'schen Schmirgelschleifrade ist im Laufe der Zeit eine stattliche Reihe mehr oder weniger vollkommener Producte, wie Tanite, Norton, Bateman, Luke-Spencer, Diamond, Sterling, Sundale, Naxos Detroit, Celluloid u.a.m., hervorgegangen. Die urspünglichen Consolidated emery-wheels von L. Sterne haben als Schleifwerkzeuge den grossen Vorzug der Temperaturbeständigkeit und der Unempfindlichkeit gegen Einwirkungen von Oel und Wasser, halten das Schleif körn frei, behalten die genaue Form bei, verglasen und verschmieren an der Arbeitsfläche nicht. Diese Schleifräder eignen sich zu allen Hartmetallarbeiten, während das Amalgameted emery-wheel zur Bearbeitung von Rothguss, Kupfer und sonstigen Weichmetallen gebraucht wird. Dagegen wird die Composition Burr emery-wheel als Schälstein für Reis und andere Getreidearten an Stelle der französischen Mahlsteine verwendet. Endlich werden Sterne's Compound emery-wheels zum trocknen Schleifen von Hartgusswalzen und verwandten Arbeiten vorgezogen. Zum Schlusse mag noch erwähnt sein, dass vor 30 Jahren der schwarze Diamant, der härteste Stein, sehr billig im Preise stand. Nachdem man seinen Werth als Werkzeug kennen lernte, stieg der Preis derart, dass mürbe und fehlfarbige lichte Diamanten auf künstliche Weise schwarz gefärbt und dadurch die Käufer hintergangen wurden. Noch zu Anfang der 90er Jahre stellte sich der Preis eines ½ Karat schweren Steines (6 mm lang und etwas weniger dick) zu 50 bis 60 M. Dieser Stein wurde zur Hälfte in ein Stahlfutter eingelöthet, eingehämmert bezieh. eingeschweisst; dieser Stahlbolzen aber in den Halter eingespannt. Sowie aber fahrlässiger Weise der Futterbolzen statt dem Steine zum Angriff kommt, ist der Stein meistens verloren. Leshure's Schleifrad mit Sicherungsscheiben. Die Hamden Corundum Wheel Company, Brightwood, Springfield, Mass., verfertigen die grösseren Schmirgelschleifräder mit ringförmigen Nabenverstärkungen, welche durch eiserne Bordringe übergriffen werden. Nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 44 * S. 1028, genügt gewöhnlich bloss ein Sicherungsring, nur ausnahmsweise werden doppelte Schutzringe in Anwendung gebracht. In Fig. 4 ist a ein 600 mm grosses Schleifrad, welches mit 400 mm doppelrändiger Scheibe b versichert ist, während c eine Ersatzscheibe von 200 mm Grösse, welche nach erfolgter Abnutzung des Schleifrades angewendet wird. Eine 300 mm grosse, 38 mm starke Schleifscheibe, die sonst normalmässig mit 1800 minutlichen Umläufen, entsprechend 28 m/Sec. geht, lief mit 5600 Umdrehungen 84 m/Sec., wobei dieselbe in zwei Theile sprang, welche durch die Schlusscheibe bei 3600 Umläufen bezieh. 56 m/Sec. Geschwindigkeit noch zusammengehalten wurden. Planschleifmaschine. Textabbildung Bd. 306, S. 248 Planschleifmaschine. Nach Industries and Iron, 1895 II Bd. 18 * S. 387, besteht dieses Schleifwerk aus dem Hohlgussbock a (Fig. 5 und 6) mit Mulde für Schleifräder von d = 355 bis 610 mm, einem Seitenlager b und einem Lagerkreuz c. Die Wellenzapfen sind 70 mm stark und 178 mm lang, die Riemenscheibe f hat bei 152 mm Breite 254 mm Durchmesser, wobei Schleifräder mit 460 mm Durchmesser 750 Minutenumläufe machen. Die 700 zu 1625 mm bemessene zweitheilige Tischplatte g wird mittels je zwei Tragspindeln h von jeder Seite aus von 787 bis 915 mm Höhe über Flur verstellt und so auf die betreffenden Schmirgelraddurchmesser aufs Genaueste eingestellt, wozu Handkurbeln i dienen. Blood's Messerschleifmaschine. Von C. W. H. Blood in Boston, Mass., ist nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 8 * S. 223, eine Vorrichtung zum Schleifen langer Messer an Holzhobelmaschinen gebaut. Von der Schleifradspindel wird eine Scheibentrommel mittels offener und geschränkter Riemen, und durch eine mittlere schmale Scheibe das aus Winkel- und Stirnrädern zusammengebaute Schaltwerk betrieben, welches mittels Zahnstangengetriebe den Messerschlitten in begrenzte Hubbewegung versetzt, wozu Anschlagknaggen dienen, die auf einen Umsteuerungshebel treffen und dadurch die Umkehrung des Schlittenhubes selbsthätig durchführen. Am Messerschlitten ermöglicht der Werkstückhalter Winkelstellungen, um die verlangten Zuschärfungswinkel der Schneide zu ermöglichen. Textabbildung Bd. 306, S. 248 Fig. 7.Blood's Messerschleifmaschine. Erwähnung verdient die durch Riemenscheiben bethätigte Pumpe (Fig. 7) mit Kurbelantrieb p, zwischen deren Taucherkolben q und der Kühlflüssigkeit r ein Luftpolster eingeschaltet wird, wozu die erforderliche Luft durch das kleine Loch s in der Hochlage des Kolbens q eindringt, während der Kolben selbst durch ein Schutzrohr t vor Staub und Schleifwasser bewahrt wird. Besly's Doppelscheiben-Parallelschleifmaschine. Diese in Fig. 8 und 9 nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 39 S. 906, abgebildete, von Ch. H. Besly in Chicago gebaute Schleif- und Polirmaschine besitzt zwei gesonderte Schleifwerke, deren Scheiben in parallelem Abstande laufen und zwischen welchen das Werkstück eingeführt wird. Auf der Trogwange a steht in fester Lage angeschraubt der Lagerbock b mit Schleifscheibe c. Parallel zu dieser läuft die Schleifscheibe d, deren Spindel vermöge eines Handhebels f mittels Halsring g eine axiale Verstellung ermöglicht, deren Abstand durch eine Anschlagschraube h geregelt werden kann. Um grössere Abstände zwischen den Scheiben c und d zu erhalten, wird der Lagerbock i auf der Wange a verlegt. Sofern der Zwischenabstand der Scheiben c und d gross genug ist, werden die Werkstücke auf dem Anlagewinkel k durch Hand eingeführt. Sobald aber die Scheibenentfernung zu klein wird, müssen passende Griffschlösser oder Kluppen angewendet werden. Tausende von Schraubenköpfe können stündlich nach Maass abgeschliffen werden. Textabbildung Bd. 306, S. 249 Besly's Doppelscheiben-Parallelschleifmaschine. Builders' Polirmaschine. Textabbildung Bd. 306, S. 249 Fig. 10.Builders' Polirmaschine. Bemerkenswerth ist bei der von der Builders' Iron Foundry in Providence, R. I., gebauten Polirmaschine die Lagerung der 1375 mm langen Schleifradspindel a (Fig. 10), welche im Lager 41 mm bezieh. in den Gewindenden 32 mm stark ist und die Polirscheibe von 600 mm Durchmesser und 127 mm Breite trägt. Am Gabelbock b werden durch aufgeschraubte Deckel c die langen, getheilten Lagerbüchsen d gehalten, zwischen welchen die mittels Gabelklötzchen gehaltenen Schmierringe f angeordnet sind, wobei die Büchsenuntertheile d eine kastenförmige Erweiterung erhalten. Durch Bordringe g bezieh. durch die eingreifenden Borde der Spannscheiben h werden die Lagerstellen vor Schleifstaub bewahrt und geschützt. Die Riemenscheibe i wird von einem Deckenvorgelege mit Stufenscheibe bezieh. einfacher Fest-Losscheibe betrieben. (American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 38 * S. 873.)