Titel: Neuere Bohrwerke.
Fundstelle: Band 306, Jahrgang 1897, S. 271
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Neuere Bohrwerke. Mit Abbildungen. Neuere Bohrwerke. Bement-Miles' Horizontalbohrmaschine. (schwere Bauart). Für die Bethlehem Iron Company ist von Bement, Miles und Co. in Philadelphia, Pa., ein 109 t schweres Bohrwerk zur Bearbeitung von Panzerplatten und Panzerthürmen geliefert worden, dessen Einrichtung nach American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 18 * S. 336, in Fig. 1 bis 3 dargestellt ist. Auf der Wange a, die einschliesslich des Antrieb Werkes eine Gesammtlänge von 14,8 m besitzt, verschiebt sich der Ständerschlitten c bis 9,14 m Hub weite, auf dessen Kreisbahn der Hohlständer d einen Winkelausschlag von 90° in der Richtung nach der an die Wange a seitlich angeschlossenen Bettplatte b von 6 m Breite, bei 9,45 m Länge, ermöglichen kann. Textabbildung Bd. 306, S. 270 Bement-Miles' Horizontalbohrmaschine. An der lothrechten Seitenbahn des Hohlständers d verschiebt sich von 1,37 m Höhe über Bettplatte um 3 m der Bohrwerkschlitten f, welcher mit einem über Seilrollen g geführten Gegengewicht h die erforderliche Ausgleichung bekommt. Mittels einer weiteren Ringbahn am Schlitten f wird ferner dem Bohrwerklager i Winkelstellung in senkrechter Ebene gegeben, so dass dessen 203 mm starke Bohrspindel k bei 1,22 m axialem Vorschub ein senkrechtes Arbeitsfeld von 27 qm beherrscht, wobei, wie erwähnt, der Bohrspindel selbst Winkeleinstellung in wagerechter und senkrechter Ebene ertheilt werden kann, wie es die besondere Art der Werkstücke erheischt. Die Bethätigung erfolgt nach Drehbankart von einer im Anschlusstheil l der Wange a befindlichen Stufenscheibe n durch doppeltes, ausrückbares Rädervorgelege m auf die genuthete Längswelle o, so dass damit, bei doppelten Scheiben am Decken Vorgelege, 2.15 = 30 verschiedene Umlaufszahlen hervorgerufen werden können. Mittels Stufenscheiben p wird von der Spindel o durch Räderwerke q mit Geschwindigkeitswechsel im Räderwerk mit Handhebel r, sowie durch Räder s die Gangspindel t bethätigt, von der aus durch Handsteuerungswerke, welche auf der Plattform des Ständerschlittens c aufgestellt sind, die einzelnen Hauptschalt- und Stellbewegungen eingeleitet werden. So wird mit u der Ständerschlitten b längsgeschaltet, mit v die Drehbewegung des Ständers c und mit w die Lothrechtbewegung des Bohrwerkschlittens f eingeleitet, wozu entsprechende Kuppelungsmuffe 1, 2 und 3 zum Selbstgang dienen. Mit dem Kuppelungsmuff 4 (unter 3) werden diese Schaltbewegungen umgekehrt, während mit dem Handhebel x diese Schaltbetriebe zu Gangbetrieben oder umgekehrt abgeändert werden, indem mit der Welle y, durch Einstellung der Kuppelungsmuffe 5, die unmittelbar vom Deckenvorgelege betriebene Riemenscheibe z zur Bethätigung herangezogen wird. Endlich wird die Bohrspindel mit Schraubendruckspindel bezieh. durch Stufenrädersätze in bekannter Art selbsthätig geschaltet, wobei Drehverstellung des Bohrwerkes nur durch Hand ermöglicht werden kann. E. Schiess' Kesselbohrwerk. Textabbildung Bd. 306, S. 271 Schiess' Kesselbohrwerk. Dieses 40 t schwere, vierfache Bohrwerk dient zum Bohren der Nietlöcher in cylindrischen Langkesseln bis 4 m Durchmesser und 10 m Länge sowohl für Löcher in den Längs-, als auch in den Ringnähten. Vier Schlittenständer können auf einer 12 m langen Wange nach Bedarf eingestellt werden, und während die gewichtentlasteten Bohrwerkschlitten an der lothrechten Ständerführung Hochstellung erhalten, kann dem Bohrerlager Winkelrichtung ertheilt werden. Das nach Stahl und Eisen, 1893 Nr. 14 S. 590, in Fig. 4 und 5 dargestellte Bohrwerk besitzt eine 70 mm starke, für 950 mm axiale Verschiebung eingerichtete Bohrspindel a, welcher durch Zahnstangentriebwerk b die erforderliche Schaltung mitgetheilt wird. Der Winkelradantrieb c ist für doppelte Räder mit zwischenliegender Zahnkuppelung d als Umkehrgetriebe eingerichtet, so dass auch Gewinde geschnitten werden können. In einer Ringbahn der senkrechten Schlittenplatte g ist eine Kreisbahn vorhanden, durch welche die Winkeleinstellung des Bohrspindellagers f ermöglicht ist. Auf vier winkelrecht zur Hauptwange stehenden kürzeren Wangenstücken sind Doppelrollenpaare zur Unterstützung des Kesselwerkstückes angeordnet, welche nebst der, erforderlichen Verlegung noch selbsthätigen Drehbetrieb nach gleicher Richtung erhalten, womit der Kessel gerollt werden kann. Dixon's Bohrwerk mit Einrichtung zum Gewindeschneiden. Textabbildung Bd. 306, S. 271 Dixon's Bohrwerk mit Einrichtung zum Gewindeschneiden. Dieses von Kendall und Gent in Manchester gebaute Bohrwerk, welches sowohl an Flügelbohrmaschinen, als auch an wagerechten Universalbohrwerken Anwendung findet, besteht nach Le Génie civil, 1896 S. 329, aus einem Bohrwerkschlitten b (Fig. 6 bis 8), welcher am Flügelarm a sich befindet, in welchem die wagerechte Antriebwelle c mit Keilnuth lagert, von der mittels wandernder Stirnräder d ein Winkelgetriebe f auf dem wagerechten Wellenstumpf bethätigt wird. Dieses treibt zwei Winkelräder g und h mit angeschlossenen Stirnrädern, von denen das obere Paar g zum Gangbetriebe der Bohrspindel i und zugleich zum Rücklauf betrieb der zweiten Schneidbohrspindel k dient, welche im festen Abstande und parallel zur Bohrspindel i lagert. Dagegen besorgt das untere Räderpaar h, welches lose und frei um die Bohrspindel i läuft, den Gangbetrieb der Schneidspindel k mit Uebersetzung ins Langsame (2 : 1). Diese Schneidspindel k wird aber im Arbeitsgange nicht unmittelbar durch die Räder h, sondern durch Vermittelung einer federgespannten Reibungskuppelung l versetzt, wozu die eingeschaltete Zahnkuppelung m vorgesehen ist. Bei einem zufällig eintretenden grösseren Schneid widerstände, welcher den Bruch des Schneidbohrers veranlassen könnte, versagt die Reibungskuppelung l, weshalb die untere mit Schrägzähnen versehene Zahnkuppelung der Reibungshülse l gegenüber dem in doppelter Keilnuth gleitenden Zwischenmuff m zurückbleibt, wodurch dieser Zahnkuppelungsmuff m gehoben und in den Eingriff mit Zahnkuppelung des Rücklaufrades g gebracht wird. Bemerkenswert ist die Regelung der Federkraft der Reibungskuppelung l, was durch Verstellung einer Ringmutter der inneren Federhülse ermöglicht wird. Zum gewöhnlichen Umschalten dient ein Gabelhebel, zum Angriff des Schneidbohrers der Gewichtshebel, welcher, freigelassen, sofort das Eigengewicht des Schneidwerkes k entlastet, so dass beim Durchschneiden die Werkzeuge geschont bezieh. die Rücklaufstellung überhaupt ermöglicht wird. Bemerkenswerth ist das in Fig. 9 und 10 dargestellte, mit Dixon's Doppelwerk f ausgestattete, wagerechte Universalbohrwerk mit 2 m grosser Planscheibe b und 1,83 m Verstellung derselben am Bett a. Der Ständer d hat ebenfalls 2 m Quer Verschiebung auf der Wange c, während der Bohrwerkschlitten f eine Hochverstellung von 2 m ermöglicht, so dass das Arbeitsfeld einen Raum von 4 cbm beherrscht, wobei durch Bethätigung des Drehtisches b alle vier Seiten des Werkstückes vor die Werkzeuge gebracht werden können. Die Bohrspindel hat 76 mm Stärke, die Schneidspindel eine solche von 63 mm; mit der ersteren kann eine grösste Bohrung von 300 mm bei 380 mm Tiefe behandelt werden. Mit einem über eine Kopfrolle g geführten Gegengewicht h wird der Bohrwerkschlitten d vollkommen entlastet, während die Einstellungen der übrigen Schlittenwerke durch Handbetrieb von frei abstehenden Seitenständern i und k besorgt wird. Textabbildung Bd. 306, S. 272 Dixon's Bohrwerk mit Einrichtung zum Gewindeschneiden. A. D. Quint's Bohrwerk mit Bohrerwechsel. Textabbildung Bd. 306, S. 272 Quint's Bohrwerk mit Bohrerwechsel. In manchen mechanischen Betrieben und bei Massenerzeugung kann es oftmals vortheilhafter sein, mit Bohrerwechsel zu arbeiten, anstatt das Werkstück von Maschine zu Maschine zu transportiren oder gar die verschiedenen Werkzeuge aus- und einzuspannen. Die von A. D. Quint in Hartford, Conn., erfundene Bohrmaschine besitzt nach American Machinist, 1891 Bd. 14 Nr. 51 S. 5 (vgl. D. p. J. 1893 289 124) bezieh. The Engineering Review vom 20. December 1892, S. 290, die aus Fig. 11 und 12 ersichtliche Einrichtung. Am Säulenkopf a ist ein Lagerstock b für die Antriebsspindel mit Stufenscheibe c aufgeschraubt, von der aus durch zwei Winkelräder d und f, welche gegensätzlich umlaufen, eine Rohrhülse mit Kegelscheibe g und eine darin laufende Spindel mit Kegelscheibe h betrieben werden. Excentrisch zu dieser Spindelachse, und zwar nach oben zu, ist am vorderen Lagerkopf b ein Hohlzapfen angesetzt, auf dem sich das Bohrspindelgehäuse i verdrehen und durch ein Riegelwerk k in gewünschter Lage feststellen lässt. Jede der strahlenförmig angeordneten Bohrspindeln trägt am inneren Ende einen aus Rohhaut gepressten Kegel l, welcher nur in der unteren Arbeitslage zum Eingriff mit den beiden Kegelscheiben g und h gelangt, so dass nur die lothrecht nach unten stehende Bohrspindel bethätigt wird. Mit dem Gehäusedeckel m wird aber auch der Spindel zu h eine Lagerung gewährt. Textabbildung Bd. 306, S. 272 Quint's Bohrwerk mit Bohrerwechsel. Der Andruck jedes Bohrspindelkonus l kann durch Verschraubung der Lagerbüchse mit Rücksicht auf die besonderen Bohrerwerkzeuge geregelt werden, so dass dem schwachen Bohrer auch nur geringe Betriebskraft zugeleitet wird. Da der Schaltdruck durch Heben des Bohrtisches durch Hand- oder Fussbetrieb erhalten wird, so ist zur Schonung der Bohrer wie zur Begrenzung der Lochtiefe den entsprechenden Werkzeugen eine Anschlagleiste o beigefügt, welche auf die Lagernabe festgeschraubt wird. Textabbildung Bd. 306, S. 273 Fig. 15.Quint's Bohrwerk mit Bohrerwechsel. Eine zweite neuere Ausführung ist nach Revue industrielle, 1894 Nr. 48 * S. 473, in Fig. 13 und 14 dargestellt, wobei ein vierfaches Bohrergehäuse p in Anwendung kommt. Mittels eines Winkelradpaares q, welches von der Riemenscheibenweiler getrieben ist, wird ein kurzes Wellenstück s bethätigt, welches mittels eines gegabelten Winkelhebels t axiale Verschiebung erhält, wodurch die Kuppelzähne zwischen die Zähne der kurzen Bohrspindel u einsetzen. Mit dieser Hebelbewegung ist zugleich die Verriegelung v des Bohrergehäuses p verbunden, welches diesmal abweichend, d. i. centrisch zur Antriebwelle r am Hohlzapfen w des Lagerkopfes x angeordnet ist. Bemerkt zu werden verdient noch, dass der Antrieb der Maschine von einem Deckenvorgelege mit zwei glatten Konusscheiben (Fig. 15) ausgeht, zwischen denen eine Riemenschlinge das vermittelnde Kraftglied bildet.Vgl. Bach, Maschinenelemente 6. Aufl. S. 269. Barnes' Bohrmaschinenantrieb mit Differentialgetriebe. Textabbildung Bd. 306, S. 273 Barnes' Bohrmaschinenantrieb mit Differentialgetriebe. Auf der wagerechten Welle a (Fig. 16 bis 18) ist ein Zahnrad b und anschliessen eine Scheibe c aufgekeilt, welche auf zwei Zapfen lose laufende Schwesterräder d und f trägt, von denen die kleineren d in das Zahnrad b greifen, während die grösseren f von einem mit der Stufenscheibe h verbundenen Getriebe g bethätigt sind. Die Gesammtübersetzung dieses in der Stufenscheibe untergebrachten Differentialgetriebes ist zu 5,5 : 1 angegeben. Nach American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 31 S. 587, wird dieses Werk von der W. F. und John Barnes Company, Rockford, III., an ihren freistehenden Bohrmaschinen angewendet.