Titel: Dürr-Licht.
Fundstelle: Band 306, Jahrgang 1897, S. 274
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Dürr-Licht. Von Ludwig Dürr und Co. in Bremen. Mit Abbildung. Dürr-Licht. Dieses Licht wird durch selbsthätige Verdampfung und Ueberhitzung der Dämpfe von gewöhnlichem Lampenerdöl erzeugt, indem dasselbe aus einem etwa 1 m über dem Brenner liegenden Behälter dem eigenartig construirten Vergaser tropfenweise zugeführt wird und nach erfolgter Entzündung als eine weisse mächtige Stichflamme aus dem Brenner tritt, die je nach Modellgrösse 3500 bis 14000 Kerzenstärke liefert bei einem Erdölverbrauch von 11 stündlich für je 1000 Kerzenstärke. Bevor das Oel zugelassen wird, muss der Vergaser mittels kleiner Anwärmer etwas angewärmt werden. Hinter dem Brenner, welchem die Lichtquelle entströmt, ist ein zweiter Brenner angeordnet, der nach dem Entfernen der Anwärmer das stetige Erzeugen und Ueberhitzen des Dampfes besorgt, zugleich aber auch den vorderen Brenner vollständig mit einer starken Flamme umgibt, wodurch das Auslöschen des Lichtes, selbst bei starkem Winde, fast unmöglich gemacht wird. Durch das kräftige Ausströmen der Leuchtflamme wird zwischen dem Vergaser und dem äusseren Cylinder stets frische Luft eingesogen. welche erwärmt sodann dem Brenner zugeführt wird und eine rauchfreie Flamme ergibt. Auf diese Weise arbeitet das Dürr-Licht ohne Anwendung besonderer künstlicher Pressluft. Textabbildung Bd. 306, S. 273 Dürr-Licht. Die Preisrichter auf der internationalen Ausstellung für Erdöl, Erdölbeleuchtung u.s.w. in Bolsward (Holland) haben bei ihrer Prüfung im J. 1893 folgende Ergebnisse mit Dürr-Licht ermittelt: Die Dauer des Versuches betrug 35,5 Minuten, wobei das Lesen von kleinstem Zeitungsdruck noch auf 52,2 m möglich und für gewöhnliche gewerbliche Arbeiten auf 82,6 m noch möglich war. Der Erdölverbrauch betrug während des Versuches 2,1 l. Die gemessene Lichtstärke in Normalkerzen betrug 3515. Daraus ergibt sich als stündlicher Erdölverbrauch für 1000 Normalkerzen während des Versuches 1 l. Die beigegebene Figur gibt eine Anschauung der Einrichtung im Allgemeinen, die für den verschiedenen Lichtbedarf der Grösse nach, wechselt und jedem vorliegenden Falle angepasst werden kann. Bei grösserem Lichtbedarf wird die Einrichtung zwei- oder mehrarmig ausgeführt. Die Art der Aufstellung der Apparate richtet sich nach der Verwendungsweise; sie geschieht mittels beweglicher Gestelle oder durch Aufhängevorrichtungen, die fest oder der Höhe nach verstellbar (nöthigenfalls mittels eines hölzernen oder eisernen Mastes) geliefert werden. Eine zweckmässige Verstärkung und Lenkbarkeit der Lichtstrahlen wird mittels eines Reflectors erzielt, der nach Bedarf mitgeliefert wird. Für die plötzlich erforderliche Beleuchtung, wie z.B. bei Seegefahr, ist das Glühlicht von besonderer Bedeutung, auch hat es sich bei nächtlichen Bauten, bei Eisenbahnunfällen, bei Bränden u. dgl. gut bewährt. Für den Gebrauch des Militärs ist eine tragbare Ausrüstung zusammengestellt, welche für 3500 Kerzenstärke verwendbar ist. Bei diesem Apparat ist des bequemeren Transportes wegen das Oelleitungsrohr abschraubbar und mit Handverschraubungen versehen. Sämmtliche Werkzeuge sind in praktischer Weise im Tornister und im Oelbehälter, dessen Deckel abnehmbar, angebracht. Im Oelbehälter befindet sich zudem noch ein herausnehmbarer zweiter Behälter, welcher zum Holen und Aufbewahren von Erdöl dient. Ebenso befinden sich noch zwei Blechflaschen für Spiritus, welcher zum ersten Vorwärmen dient, in diesem Behälter. Behörden und Private, die das Dürr-Licht benutzen, heben die grosse Leuchtkraft, sowie die Sturmsicherheit und die Widerstandsfähigkeit gegen Regen besonders hervor. Das „neue“ Dürr-Licht zeichnet sich vor den früheren Bauweisen durch grössere Einfachheit, insbesondere durch erleichterte Reinigung, aus, mit der naturgemäss eine grössere Betriebssicherheit verbunden ist.