Titel: Vervielfältigende Kunst.Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Reproductionsverfahren.
Autor: J. M. Eder, E. Valenta
Fundstelle: Band 308, Jahrgang 1898, S. 89
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Vervielfältigende Kunst.Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Reproductionsverfahren. Von J. M. Eder und E. Valenta in Wien. Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Reproductionsverfahren. Photographische Objective, Camera, Momentapparate u.s.w. Die Firma Voigtländer in Braunschweig bringt eine neue Linse aus vierfach verkitteten Gläsern in den Handel.Brit. Journ. Photogr., 1897 S. 729. Ferner erzeugt diese Firma die englische Cook Linse (Taylor's Patent) unter dem Namen Tripl-Anastigmat.D. R. P. Nr. 86757. Dieses Objectiv arbeitet mit einer Oeffnung 1 : 7,7 und ist billiger als die dreifach verkitteten Linsen. C. Zeiss in Jena bringt ein neues vierfach verkittetes Objectiv in den Handel, welches als Planar bezeichnet wird. Dasselbe ist ein sehr lichtstarkes Objectiv, welches bei guter anastigmatischer Bildebnung über ein grosses Gesichtsfeld verfügt und besonders hohen Anforderungen an die chromatische und sphärische Correction des Bildes genügt. Dieser Zweck wird durch Anwendung des im sogen. Gauss'schen Fernrohrobjective zum Ausdrucke kommenden Correctionsprincipes bei diesem Objective erreicht. Der Preis dieses Objectives ist aber ein sehr hoher und daher das Bedürfniss, dasselbe anzuwenden, auf wenige Fälle beschränkt. Auf ein aus drei getrennten Linsen bestehendes Objectiv erhielten H. Lancelot und A. Aldis ein englisches Patent (Nr. 92582/1895). Das Objectiv wird aus zwei Verbundlinsen zusammengesetzt, von denen die vordere ein lichtsammelndes, mit stark positiver sphärischer Abweichung, die hintere ein zerstreuendes System mit stark negativer sphärischer Abweichung darstellt.Photogr. Chron., 1897 S. 352. Auch bezüglich des Teleobjectives liegen Neuconstructionen vor. Miethe beschreibt eine Construction im Atelier des Photographen, 1897 S. 14, welches Objectiv von Voigtländer erzeugt wird. Das sehr lichtstarke Instrument besteht aus vier getrennten Linsen. Die ersten drei sind ihrer Form nach ein Porträtobjectiv, dessen Lichtstärke etwa ⅓ ist. An dieses schliesst sich eine dreifach verkittete Negativlinse an, welche gegen das Porträtobjectiv verschoben werden kann, in welchem überdies auch die beiden einfachen, in der Mitte des ganzen Objectives befindlichen Linsen gegen einander verstellbar sind. Diese letztere Verstellung ermöglicht eine genaue sphärische Correctur bei den verschiedenen Cameraauszügen. Bezüglich Cameras und Momentapparaten finden wir eine grössere Anzahl deutscher Reichspatente, welche sich mit diesem Gegenstande beschäftigen. So wurde dem Th. M. Clark in Newton eine zusammenlegbare Camera patentirt, welcher eine begrenzte Bewegung der Bodenplatte eigenthümlich ist (D. R. P. Nr. 92144, Zusatz zu Nr. 84835).Photogr. Chron., 1897 S. 328. August Krösche in Dresden liess sich eine Magazincamera mit einem um zwei Kanten drehbaren Plattenmagazin patentiren (D. R. P. Nr. 89398).Ibid. S. 85; Eder's Jahrb. f. Photogr. f. 1898 S. 349. J. Linder in Paris construirte eine Wechselvorrichtung für Magazincameras, bei welcher die Plattenrahmen in einem treppenförmigen Gestelle angebracht und durch Verschieben desselben mit einer Schraubenspindel der Reihe nach umgelegt werden.Ibid. S. 87. L. J. A. Holst in Amsterdam erhielt ein Patent (D. R. P. Nr. 89200) auf eine Reflexcamera mit Kippwechselvorrichtung, bei welcher der Spiegel, der zur Einstellung dient, bei der Exposition nicht, wie sonst üblich, um seine obere Kante gedreht, sondern durch zwei seitwärts angebrachte Hebel gehoben oder gesenkt wird, wodurch es möglich ist, den Spiegel so nahe der Objectivwand anzubringen, dass die belichtete Platte hinter dem Spiegel vornüber gekippt werden kann. Serienapparate, Vorrichtung zur Bestimmung der Geschwindigkeit von Momentverschlüssen, Copirautomaten. Gebr. Lumière in Lyon gaben ihrem KinematographenEder's Jahrb. f. Photogr. f. 1898, S. 189. eine etwas veränderte Form. Die Lampe des neuen Apparates enthält an Stelle der kostspieligen Condensatorlinse einen kugelförmigen, mit ausgekochtem Wasser gefüllten Kolben, welcher neben der Function einer Sammellinse noch jene einer Kühlwanne für die durchgehenden Strahlen bildet. Zur Sicherung der Films ist eine mit Mattglas versehene Scheibe vorhanden, welche vor Beginn der Projection die Strahlen zerstreut, dass dieselben nicht längere Zeit auf dasselbe Filmbild auffallen; ferner werden die Films während der Projection gegen ein 5 bis 6 mm starkes Glas gepresst, so dass die Erhitzung der Celluloidschicht eine gewisse Grenze nicht überschreiten kann. Der Apparat zeigt das lästige Flimmern der Bilder, welches bei manchen Constructionen sehr störend hervortritt, nur in sehr geringem Maasse. Zur Behebung dieses Uebelstandes wird von Geaumont et Cie. in Paris ein Fächer in den Handel gebracht, welcher mit vielen viereckigen Löchern versehen ist, durch welche man die Bilder betrachtet, während man den Fächer vor den Augen bewegt. Ein dem Kinematographen ähnlicher Apparat ist der von der Firma G. Demeny in Paris in den Handel gebrachte Chronophotograph. Ferner nahm P. Müller in Köln ein deutsches Reichspatent auf eine Vorrichtung zur Aufnahme und Projection von Reisebildern (D. R. P. Nr. 92247)Photogr. Chron., 1897 S. 360.. Bei diesem Apparate erfolgt die sprungweise Fortschaltung des Bildbandes durch periodische Ausbauchung des zwischen der Belichtungsstelle und der Aufwickelrolle befindlichen Theiles desselben. Eine Zusammenstellung verschiedener Methoden und Apparate der „lebenden Photographien“ findet sich im Brit. Journ. Phot. Almanac, 1898 S. 643; ferner siehe über diesen Gegenstand: Bloch, Der Photograph, 1897 S. 21. C. FlammarionDeutsche Photogr.-Ztg., 1898 S. 73. wendete den Kinematographen in der Himmelskunde an, indem er in 2000 bis 3000 Einzelaufnahmen in gleichen Festabständen den gestirnten Himmel während einer Nacht photographirte und dann binnen 2 Minuten als Serienphotogramme projicirte. J. GautBrit. Journ. Photogr., 1897 S. 522. construirte einen Serienmomentapparat zur Verwendung bei Wettrennen, welchen er Dromograph nennt; er ist mit einem Chronograph verbunden. Eine in amerikanischen Journalen beschriebene Form des Kinematographen führt die Namen Mutograph und Mutoskop; er ist von Herman Casler construirt und im Phot. Times, 1897 S. 472, mit zahlreichen Figuren abgebildet. Hughes nennt eine von ihm construirte Vorrichtung zur Abwickelung von Films für Projection lebender Photographien „Motophotoskop“ und beschreibt es im Brit. Journ. of Phot., 1897 S. 186 (mit Figur). Short nahm ein Patent auf Herstellung von Filmbänder für derartige Apparate (Brit. Journ. of Phot., 1897, mit drei Figuren). Max Sklodanowsky in Pankow bei Berlin liess sich eine Vorrichtung zur intermittirenden Vorwärtsbewegung des Bildbandes für photographische Serienapparate und Bioskope patentiren (D. R. P. Nr. 88599).Photogr. Chron., 1897 S. 119. Die Bildtrommel wird durch einen Schneckenradantrieb fortgeschaltet, bei dem die Schneckenachse mittels einer in sich geschlossenen Leitnuth so geführt wird, dass bei einer Theildrehung der Schnecke die Drehung des Schneckenrades und damit der Bildbandtrommel in Folge der axialen Verschiebung der Schnecke gerade aufgehoben wird. Auf diese Weise kommt eine periodische Fortbewegung und Stillsetzung des Bildbandes zu Stande. Dr. WatkinsDer Mechaniker, 1897 S. 280. in New York hat einen von ihm Mikrokinetoskop benannten Apparat construirt, der mit Hilfe des Mikroskopes in vielfacher Vergrösserung die kleinsten Lebewesen, wie Mikroben, Milben, Bacillen u.s.w., in ihren natürlichen Bewegungen in photographischen Bildern in vielen, rasch auf einander folgenden Aufnahmen fixirt, so dass es nachher möglich wird, diese Organismen viel bequemer und zu jeder Zeit im scheinbar lebenden Zustande zu studiren. Zur Bestimmung der Geschwindigkeit von Momentverschlüssen existiren recht brauchbare Apparate, von denen einzelne sogar sehr genaue Resultate ergeben. Neuester Zeit wurde von BraunEder's Jahrb. f. Photogr. f. 1897. in Berlin ein derartiger Apparat construirt, welcher aus einer grossen Scheibe besteht, auf der 20 kreisrunde Spiegelchen angebracht sind. Vor dieser Scheibe rotirt eine andere, welche einen Ausschnitt besitzt, der gerade so gross ist, dass er einen Spiegel erblicken lässt. Dreht sich nun diese Scheibe, so wird man, wenn man eine Aufnahme mit einem Momentverschlusse oder unter Anwendung von Blitzpulver macht, um so mehr Spiegelbilder erhalten, je länger die Belichtung dauert. Die Tourenzahl der rotirenden Scheibe wird in der Weise bestimmt, dass eine geschlossene, zu zwei Drittel mit Glycerin gefüllte, gegen die Horizontale geneigte, mit ihrem höheren Ende durch Zahnräder mit der Scheibe verbundene Glasröhre, welche ebenso viel Umdrehungen als diese macht, gleichzeitig in Umdrehung versetzt wird. Die Luftblase wird sich um so mehr senken, je schneller die Scheibe rotirt, und eine seitlich angebrachte Scala gestattet eine einfache Messung der Tourenzahl, indem dieselbe entsprechend dem Stande der Luftblase auf der Scala ersichtlich gemacht ist. L. Crosse verwendet rotirende Scheiben, Th. Simon ein Pendel zu obigem Zwecke. York Schwarz empfiehlt ein Secundenpendel mit Quecksilbergefäss zur Bestimmung der Geschwindigkeit von Momentverschlüssen. Das Quecksilbergefäss spiegelt und gibt eine Curvenlinie auf der photographischen Platte, aus deren Länge mittels einer Tabelle die Belichtungszeiten des Momentverschlusses ermittelt werden können. Künstliches Licht. Von den neueren künstlichen Lichtquellen ist das Acetylengaslicht zu erwähnen, über welches sich in der Fachliteratur zahlreiche Angaben finden. Seit man Acetylengas durch Zusammenbringen von Calciumcarbid und Wasser herstellt, welche Art der Acetylengaserzeugung eine sehr einfache und dabei relativ billige ist, findet dasselbe häufig Anwendung zu Beleuchtungszwecken. Die Gaserzeugungsapparate waren anfangs primitiver Natur und daher Explosionen nicht ausgeschlossen. Man hat dieselben heute bedeutend verbessert und eine rasche und gefahrlose Gasentwickelung bei diesen verbesserten Apparaten erzielt. Versuche, Acetylengaslicht zu photographischen Zwecken zu verwenden, sind wiederholt gemacht worden, es hat sich jedoch das Auer'sche Gasglühlicht, insbesondere, wenn mit Pressluft gearbeitet wird, demselben als bedeutend überlegen erwiesen, und es gestattet, nach Versuchen von JahrSüdd. Photogr.-Ztg., 1897 S. 97., das mit Pressluft gespeiste Auer-Licht bei genügendem Drucke und 400 l Gasverbrauch in der Stunde eine Helligkeit von 600 Kerzen zu erzielen. Dr. R. NeuhausPhotogr. Rundschau, 1897 S. 204. verglich die Helligkeit verschiedener künstlicher Lichtquellen, welche zu Projectionszwecken Verwendung finden, und kam zu folgenden Resultaten: Auer'sches Gaslicht 84 Kerzen Acetylengaslicht (Apparat von Unger    und Hoffmann in Dresden) 90 Zirkonlicht, Sauerstoff-Leuchtgas (Ge-    bläse von Schmiedt und Hänsch in Berlin) 95 Kalklicht (Kalkblock) 350–950 Kalklicht (Einrichtung von Elkon in    Berlin) 500–1390 Zu Momentaufnahmen in Höhlen, für Interieuraufnahmen u. dgl. empfiehlt R. HitschcockAnthony's Internat. Annal. f. 1898, S. 20., als Blitzpulver ein Gemisch von 66 Th. Aluminiumpulver, 34 Th. Magnesiumpulver, 50 Th. Kaliumchlorat und 10 Th. Kaliumhypermanganat zu verwenden. A. T. TompsonEder's Jahrb. f. Photogr. f. 1898, S. 386. in New York richtete ein Porträtatelier mit elektrischer Beleuchtung zu Aufnahmen ohne Tageslicht ein; er verwendet eine Bogenlampe von 10000 Kerzen und zerstreut das von derselben ausgehende Licht, welches durch einen Hohlspiegel verstärkt wird, mittels verschiedener Schirme. O. SchottWiedemann's Ann, d. Phys.u. Chem., 1897 Nr. 12. in Jena beschreibt Entladungserscheinungen, welche auftreten, wenn man den Funken einer Inductionsrolle durch eine Capillarröhre von 0,05 mm Durchmesser im Inneren schlagen lässt. Das auftretende Licht ist so stark, dass es das Bogenlicht übertrifft. Es würde diese Erscheinung eine höchst ergiebige Lichtquelle abgeben, wenn sie continuirlich gemacht werden könnte. Die Röhren, welche verwendet wurden, waren 10 cm lang und mit Kupfer- oder Aluminiumelektroden versehen; sie gingen leider sehr schnell zu Grunde, während weitere Capillarröhren ein schwächeres Licht gaben. Röntgen-Strahlen. Nach Prof. Röntgen geben die Vacuumröhren Strahlen von verschiedener Qualität, und zwar: 1) Die von einem Entladungsapparate ausgehenden Strahlen bestehen aus einem Gemische von Strahlen verschiedener Absorbirbarkeit und Intensität. 2) Die Zusammensetzung des Gemisches ist wesentlich von dem zeitlichen Verlaufe des Entladungsstromes abhängig. 3) Die bei der Absorption von den Körpern bevorzugten Strahlen sind für die verschiedenen Körper verschieden. Die fluorescenzerregende Wirkung der X-Strahlen geht keineswegs parallel mit der photographischen Wirkung. Allerdings aber steigert ein Vergrössern der primären Stromstärke beide Wirkungen in demselben Maasse. Prof. Röntgen gibt in seiner späteren Mittheilung in der Berliner Akademie der WissenschaftenBerliner Berichte, Bd. 26 S. 576; Beibl. Wiedemann's Ann. d. Phys.u. Chem., 1897 S. 651. die Principien der Herstellung von Röntgen-Lampen genau an. Er theilt die Lampen (Röhren), welche X-Strahlen aussenden, in zwei Gruppen: „harte“ und „weiche“ Röhren, je nach dem Grade der Verdünnung des Gasinhaltes der Entladungsröhre und dem dadurch bedingten Entladungspotential; Röhren mit kleinerem Entladungspotential nennt er „weich“, solche mit grösserem Potential „hart“. Die Körper sind für Strahlen einer harten Röhre durchlässiger als für Strahlen einer weicheren Röhre. Ebenso ist das Verhältniss der Dicke von zwei gleich durchlässigen Platten verschiedener Körper von der Härte der Entladungsröhre abhängig. Weiche Röhren geben z.B. von der Hand dunkle Bilder, in denen die Knochen wenig durchleuchtet sind, sehr harte Röhren durchdringen nicht nur Weichtheile, sondern ziemlich stark auch die Knochen. Man kann den „Härtegrad“ einer Röhre durch eine vorgeschaltete Funkenstrecke oder einen eingeschalteten Tesla-Transformator erhöhen, wie Röntgen eingehend darlegt. Unter Anwendung solcher Hilfsmittel kann man schon bei relativ hohen Gasdrücken (bis 3,1 mm) von einer Röhre X-Strahlen erhalten. Die Qualität der ausgesendeten Strahlen ist von der Art der Unterbrechung, d.h. dem Verlaufe des primären Stromes abhängig und schliesslich noch von verschiedenen, noch nicht genügend erkannten Vorgängen im Inneren der Entladungsröhre. Von der Stärke des primären Stromes hängt die Qualität der X-Strahlen nicht ab, wohl aber ist ihre Intensität proportional. Zur Durchführung photometrischer Vergleichung von X-Strahlen bedient sich Röntgen einer dem Bouguer'schen Photometer analogen Vorrichtung: Ein Streifen Bleiblech wirft seine von beiden zu vergleichenden X-Strahlenquellen erzeugten Schattenbilder auf denselben Fluorescenzschirm. Man stellt auf gleiche Fluorescenzhelligkeit beider Schirmhälften ein. Mittels dieses Instrumentes zeigte Prof. Röntgen, dass die Bestrahlung von einer X-Strahlenantikathode fast halbkugelförmig sehr gleichmässig erfolge, und zwar am Rande fast so stark wie in der Mitte. Für die Technik der Herstellung von Röntgen-Photographien folgt aus der erwähnten Intensitätsvertheilung, dass man, um möglichst scharfe Bilder zu erhalten, diejenigen Strahlen verwenden soll, welche die Platinoberfläche unter einem möglichst grossen, jedoch nicht über 80° hinaus gehenden Winkel verlassen, denn dann verkürzt sich die strahlende Fläche möglichst zu einer Linie, ohne dass die Intensität der Strahlen geringer wird. Campbell SwintonJourn. Camera-Club London, 1897 S. 119. fand, dass bei der Herstellung von Röntgen-Röhren die Antikathode von Platin besser als andere Metalle (Cu, Fe, Bi, Al, Ag) wirkt; grosse Kathoden erfordern grössere Evacuirung als kleine. Mittels Röhren, bei denen die Antikathode gegen die Kathode verschiebbar ist, fand er, dass je geringer die Entfernung der Antikathode von der Kathode ist, desto grösser die durchdringende Kraft der Strahlen ist. A. C. Swinton befestigt die Platinantikathode auf einer Aluminiumscheibe, um die Erwärmung zu vermindern. Platinantikathoden geben die hellsten X-Strahlen; Silber wirkt fast ebenso gut, aber schwärzt schnell die Innenwand der Röhren.Electrician, Bd. 39 S. 15; Bleibl. Wiedemann's Ann. d. Phys.u. Chem., 1897 S. 654. Die neueren Inductorien mit grösseren Schlagweiten als 20 cm werden fast ausnahmslos anstatt mit dem gewöhnlichen Quecksilberunterbrecher mit sogen. rotirenden Unterbrechern ausgerüstet. Diese Apparate bestehen in einem kleinen Dynamo, an dessen Ankerwelle mittels Excenter und Schieberstange ein oder zwei Contactstifte in auf und ab gehende Bewegung versetzt werden; diese sind mit dem einen Pole der die Primärspule speisenden Stromquelle in Verbindung, während das heb- und senkbare Quecksilbergefäss mit dem anderen Pole leitend verbunden wird. Nachdem die Tourenzahl des Motors mittels eines Rheostaten leicht regulirt werden kann und andererseits die Unterbrechung durch den die Quecksilberschicht bedeckenden schlechten Leiter (Wasser, Erdöl) eine exacte ist, so arbeiten diese Unterbrecher sehr zufriedenstellend. Vorzügliche Constructionen derartiger Apparate liefern Max Kohl in Chemnitz, die Firma Kayser und Schmiedt in Berlin, Voltohm in München u.a. Bezüglich der Röntgen-Lampen ist man heute dahin gelangt, dass ausschliesslich Lampen mit Antikathoden Verwendung finden, und zwar gibt man den Lampen, um ihre Lebensdauer zu verlängern, heute ein möglichst grosses Volumen. Eine sehr empfehlenswerthe Form solcher Röhren ist die zuerst von Gundelach angegebene, welche heute fast allgemein in Gebrauch ist. Diese Lampen haben Kugelform mit cylindrischem Ansätze, in welchem sich die Hohlspiegelkathode befindet. Die Anode und Antikathode sind mittels eines Drahtes leitend verbunden. Das Volumen der Lampen ist je nach der Grösse des Inductoriums 1 bis 2,5 l und halten die grossen auch länger. J. Rosenthal gibt als Grund der Anordnung, dass man die Antikathode nicht isolirt, sondern leitend mit der Anode verbindet, Folgendes an: Nach E. Goldstein wird ein Kathodenstrahlenbündel beim Vorbeigehen an einer anderen Kathode zum grossen Theil abgelenkt, deflectirtDie erwähnte Deflexionserscheinung an einer isolirten Antikathode tritt um so stärker auf, je höher der Druck in der Vacuumröhre ist; bei sehr niedrigen Drucken ist sie nur äusserst schwach zu bemerken.; es trifft also dieselbe nicht vollständig und kann daher nur theilweise in Röntgen-Strahlen transformirt werden. Eine isolirte Antikathode wird aber unter dem Einflüsse der Kathodenstrahlen selbst zur Kathode, zeigt also die erwähnten Erscheinungen. Sobald man aber die Antikathode mit der Anode verbindet oder selbst zur Anode macht, kann sie nicht mehr Kathode werden, die Kathodenstrahlen können in Folge dessen vollständig auf dieselbe auftreffen und damit intensive X-Strahlen erzeugen. (Sitzber. phys. medie. Societät in Erlangen, 14. December 1896; Beibl. Wied. Annal. d. Phys.u. Chem., 1897 S. 446.) Die Thatsache, dass Röntgen-Röhren beim andauernden Gebrauche (zufolge Absorption der letzten Gasreste in den Elektroden) ein immer höher steigendes Vacuum bekommen, dann dem Durchschlagen der Funken zu grossen Widerstand entgegensetzen und nur wenig X-Strahlen erzeugen, sowie die Beobachtung über die verschiedene Leistungsfähigkeit von „harten“ und „weichen“ Vacuumröhren und ihre Fähigkeit, X1-, X2- und X3-Strahlen zu erzeugen, führte zur Construction von Lampen mit variablen Vacuum. Das Verfahren von Siemens und Halske, eine Röntgen-Röhre wirksam zu erhalten, ist ähnlich dem Verfahren von Dorn (vgl. unten). Das Mittel zur Verminderung des Luftdruckes ergab sich aus der Beobachtung, dass die beim Stromdurchgange leuchtende Luft mit den Dämpfen des Phosphors und ähnlicher Stoffe feste Körper bildet, während eine Zunahme des Druckes durch Erwärmung der Rohrwandung und Vertreiben der an der Glasfläche verdichteten Luftschicht erreicht werden kann. Eine mit dem Entladungsrohre verbundene Kugel trägt eine Hilfsanode und dieser gegenüber ein Ansatzrohr, dessen Wandung mit dem zur Luftabsorption dienenden Phosphor bedeckt ist. Mit Hilfe eines fluorescirenden (Bariumplatincyanür) Schirmes lässt sich leicht erkennen, ob im Entladungsrohre der für die Entstehung von Röntgen-Strahlen günstigste Luftdruck herrscht. Leuchtet der Schirm nur schwach, während von dem Aluminiumhohlspiegel ein starkes konisches Bündel blauer Strahlen ausgeht, so ist der Luftdruck im Rohre zu hoch; man legt in diesem Falle den positiven Pol der Stromquelle an die Hilfsanode der Kugel und lässt den Entladungsstrom so lange auf die Luft und den Phosphor in der Kugel einwirken, bis das anfangs das Verbindungsrohr erfüllende blauweisse Licht zu einem dünnen Faden zusammenschrumpft. Ein zu niedriger Luftdruck wird durch völliges Fehlen des blauen Lichtes bei schwacher Fluorescenz des Schirmes angezeigt; man erhöht dann den Druck, indem man die Kugel mit einer Flamme erwärmt und dadurch die am Glase haftende Luftschicht in das Vacuum hineintreibt. Max DornAbhandl. d. naturf. Gesellsch. zu Halle 1896 Bd. 21 S. 75. empfiehlt, zur Regulirung des Vacuums der Lampe einen Ansatz mit Aetzkali anzubringen. Wird das Vacuum zu gering, so wird durch Erwärmen aus dem Aetzkali etwas Wasserdampf herausgetrieben; bis das richtige Vacuum wieder hergestellt ist. Dr. Walter in Hamburg erwärmt, um Schwankungen im Vacuum zu vermeiden, das Dorn'sche Ansatzstück constant durch einen galvanischen Strom. Zu diesem Zwecke wird ein Platindraht spiralförmig um das Ansatzstück gewickelt und der Strom einer Batterie hindurchgehen gelassen, welcher die Spirale erwärmt. Die Stärke dieses elektrischen Stromes muss durch Einschaltung von Drahtwiderständen so regulirt werden, bis das Vacuum gleichmässig bleibt. Von Amerika aus kommt heute eine Röntgen-Lampe in den HandelSiehe Eder's Jahrb. f. Photogr. f. 1898., bei welcher dieses Princip verwerthet wird und durch Einschaltung einer variablen Funkenstrecke eine Selbstregulirung des inneren Lampenwiderstandes stattfindet. Durch Verstellung der an der Lampe angebrachten Funkenstrecke lässt sich diese der Schlag weite des verwendeten Inductoriums entsprechend reguliren und hat man es in der Hand, ob die Lampe „hart“ oder „weich“ arbeiten soll. Die Fluorescenzerscheinung, welche X-Strahlen auf Calciumwolframat hervorbringen, benutzt Edison zur Construction einer Fluorescenzlampe. Er bekleidet Röntgen-Röhren innen mit Calciumwolframat, welches unter dem Einflüsse der in denselben erzeugten X-Strahlen stark zu leuchten begann (Helligkeit von 2 bis 3 Kerzen), ohne dass merkbare Wärmeentwickelung eintrat; die angewendete Kraft soll 75 Proc. an Licht ergeben, was sehr ökonomisch betreffs der theoretischen Kraftausnutzung wäre, wenn auch die Fluorescenzlampe gegenwärtig nicht concurrenzfähig in ihrer praktischen Anwendung erscheint. Für Röntgen-Photographie werden in neuerer Zeit (1897) Platten mit sehr dicker Schicht von Lumière in Lyon fabricirt, wobei sehr gute Matrizen erhalten werden, weil die X-Strahlen sehr dicke Schichten der Emulsion mit geringer Schwächung durchsetzen und die Wirkung durch dicke Schichten vervielfacht wird. Dr. Max Levy in Berlin führte doppelseitig überzogene Bromsilberemulsionsplatten und Films, sowie Verstärkungsschirme ein. Die doppelseitig überzogenen Films (welche auch die Trockenplattenfabrik der Berliner Actiengesellschaft für Anilinfabrikation erzeugt) sind günstiger als Glasplatten, wegen der grösseren Durchlässigkeit des Celluloids gegen X-Strahlen. Die Verstärkungsschirme bestehen aus Calciumwolframat (auf Carton unter Celluloidfirniss), welches unter dem Einflüsse der Röntgen-Strahlen lebhaft blau fluorescirt. Legt man eine solche Schicht auf eine Bromsilberplatte und lässt die Röntgen-Strahlen einwirken, so verstärkt sich die Wirkung wesentlich, weil das blaue Fluorescenzlicht stark wirkt und ein grosser Theil der Röntgen-Strahlen die Calciumwolframatschicht durchsetzt und gleichfalls photographisch wirkt. Solche Verstärkungsschirme und Cassetten bringt Dr. M. Levy in Berlin, sowie Dr. Kahlbaum in Berlin in den Handel. Anwendung der Photographie zu wissenschaftlichen Zwecken. Photogrammetrie, Mikrophotographie. Ueber Wolkenphotographie erschien mit Bezug auf den vom internationalen Comité (Paris 1897) herausgegebenen Atlas ein Artikel im Bull. Assoc. Belg. de Photogr., 1897 S. 508. Prof. MachZeitschr. f. Luftschiff. u. Phys. d. Atmosph., 1896 S. 126. stellte Versuche über Photographie der Luftstromlinien an. A. CornuPhotogr. Wochenbl., 1897 S. 36. studirte die Transversalschwingungen von Saiten mit Hilfe der Photographie, indem er an verschiedenen Stellen der schwingenden Saite Spiegelchen befestigte, die einen Lichtstrahl auf die photographische Platte warfen und den Weg dort aufzeichneten. Dabei constatirte er das bisher nicht beobachtete Auftreten von Torsionsschwingungen, welche am stärksten bei gestrichenen Saiten zur Geltung gelangen. A. C. FergussonIbid. S. 247. construirte ein Photophon, bei dem die Schallwellen zuerst photographirt und dann wieder reproducirt werden. Es scheint bei diesem Apparate das Princip des Graphophons zur Geltung gebracht worden zu sein, mit dem Unterschiede, dass ein Stift die Bewegungen des Resonanzbodens photographisch fixirt. L. MachBer. d. kais. Akad. d. Wiss. Wien, Bd. 105 Abth. Ha S. 605; Eder's Jahrb. f. Photogr. f. 1898, S. 399. hat seine Versuche über die Photographie der Kopfwelle von Gewehrgeschossen fortgesetzt. Bei der von ihm gewählten Versuchsanordnung wurde als Kopf des Töpler'schen Schlierenapparates ein sphärischer Glasspiegel von 15,6 cm freier Oeffnung und 1,6 m Brennweite und als photographische Linse ein Steinheil'scher Gruppenantiplanet mit 78 mm Oeffnung und 44 cm Brennweite gewählt. Er erhielt Bilder der erzeugten Kopfwelle, welche eine Menge Details zeigten, die bei keiner anderen Versuchsanordnung wahrgenommen werden konnten. Die Photogrammetrie findet eine von Jahr zu Jahr ausgebreitetere Verwendung. Das militär-geographische Institut zu Wien hat sich entschlossen, für phototopographische Zwecke zwei Instrumente zu benutzen, und zwar: 1) einen Theodoliten zur Festlegung der Standpunkte, und 2) einen photogrammetrischen Apparat, welcher neben compendiöser Form, leichtem Gewichte auch eine einfache, rasche und sichere Rectification ohne Zuhilfenahme von Hilfsinstrumenten gestattet. Der photogrammetrische Apparat, welchen das Institut benutzt, ist nach den Angaben von Baron Hübl bei Rast in Wien gebaut und hat nachstehende Hauptbestandtheile: a) die photographische Camera, b) die Orientirungsvorrichtung, und c) den Unterbau sammt Stativ. Die photographische Camera hat ein Metallgerippe, welches mit Aluminiumblech verkleidet ist. Das Objectiv ist ein Zeiss'scher Anastigmat mit der Brennweite 24 cm und einer Rotationsblende. Dasselbe kann in einer sicheren Führung durch einen Trieb in senkrechtem Sinne verschoben und die Grösse dieser Verschiebung bis auf 0,05 mm ermittelt werden. Ausserdem kann dem Objective eine Gelbscheibe vorgesetzt und dasselbe mit einem pneumatisch auslösbaren Momentverschlusse ausgerüstet werden. Dem Objective gegenüber befindet sich, auf der Camera befestigt, ein Metallrahmen mit sichtbaren Marken für den Horizont und die Verticallinie. An diesen Metallrahmen wird die Cassette mit der lichtempfindlichen Platte angepresst. Zur Richtigstellung des Horizontes und der optischen Achse des Objectivs sind zwei Libellen an der Camera montirt, und ausserdem ist eine Hängelibelle beigegeben, mittels welcher eine directe Prüfung der Horizontmarken des Rahmens erfolgen kann. Auf die obere Begrenzungsfläche der Camera lässt sich eine Orientirungsvorrichtung mit einem Horizontalkreise, welcher an der Camera fix montirt ist, in entsprechende Verbindung bringen. Das Fernrohr ist durchschlagbar und trägt eine Reversionslibelle. Eine Reiterlibelle ist vorhanden zur Prüfung der wagerechten Drehachse des Fernrohres, und ausserdem ist eine kleine Libelle mit der Achse parallel zur Fernrohrdrehachse an der Alhidade angebracht, um die Reiterlibelle zu ersetzen. Die Orientirungsvorrichtung dient einem doppelten Zwecke: a) der Rectification des photogrammetrischen Apparates, und b) der eigentlichen Orientirung der Platte im Raume. Durch die beschriebene Einrichtung des Fernrohres und die erwähnte Hängelibelle wird es möglich, ohne Hilfsinstrumente die Rectification in kürzester Zeit durchzuführen. Die Orientirung der Platte erfolgt dann auf folgende Weise: Die Alhidade der Orientirungsvorrichtung kann auf einen der Theilstriche, welche mit den Buchstaben A, B... H auf dem mit der Camera fest verbundenen Kreise sich befinden, gestellt werden; wird sie auf A scharf gestellt, dann läuft bei einspielender Libelle des Fernrohres dessen Visirlinie parallel zur optischen Achse des Objectivs, wobei bei richtig ausgeführtem Instrumente die Bildebene senkrecht zu den beiden genannten Linien stehen muss. Wird nun bei fix bleibender Visur der Index der Alhidade auf B des Limbus gestellt, so hat die optische Achse der Camera ihre Lage um \frac{360}{8}=45^{\circ} im Horizonte geändert, weil die Buchstaben um den achten Theil der Peripherie von einander abstehen. Durch successive Drehung der Camera und Einstellung des Index auf die Buchstaben C... H wird die volle Umdrehung im Kreise vollzogen, und die Bildebene repräsentirt durch ihre nach einander folgenden Lagen ein Panorama von acht Bildern. Der Unterbau des Instrumentes besitzt die gewöhnlichen Einrichtungen. Das Stativ ist solid hergestellt, und bei neueren Apparaten ist die Kopfplatte des Stativs derart eingerichtet, dass nach Entfernung des photogrammetrischen Instrumentes auf dasselbe Stativ der Theodolit placirt werden kann, um die erforderlichen Winkelmessungen vornehmen zu können. Die Stativfüsse können von der Kopfplatte entfernt und als Bergstöcke zur Stütze benutzt werden. J. Scheimpflug in Wien demonstrirte der 69. Versammlung deutscher Naturforscher in Braunschweig 1897 sein Verfahren der Verwendung des Skioptikons zur Herstellung von Karten und Plänen. Das Verfahren ist kurz folgendes: Werden die in den Endpunkten einer bekannten Basis erhaltenen Negative der photogrammetrischen Aufnahme in ihre richtige relative Lage zur Basis in Skioptikas gesetzt, derart, dass der innere Knotenpunkt des Linsensystemes mit dem Augpunkte des Bildes (Negativs) coïncidirt, so entstehen optische Bilder, welche auf einer Fläche aufgefangen und nachgezeichnet oder aber auf eine andere Art festgehalten werden können. Scheimpflug zeigt, wie speciell für topographische Aufnahmen eine Ebene, welche sich dem Terrain am besten anpasst, Schmiegungsebene genannt, eine bedeutende Rolle spielt, wie ein Berg in eine Schaar solcher Ebenen zerlegt werden kann. Indem er mehrere zuerst von Deville gegebene theoretische Transformationen des Augpunktes zur Basisebene in die Praxis umsetzt, ist er im Stande, direct die horizontale Projection der Karte abzuleiten. Die Wichtigkeit besonders des letzten Problems für die Phototopographie liegt auf der Hand, und das k. k. militär-geographische Institut zu Wien hat im Interesse der Ausbildung der Phototopographie sich entschlossen, die Scheimpflug'schen Bestrebungen zu unterstützen.Eder's Jahrb. f. Photogr. f. 1898. Einen Ueberblick über die Fortschritte der Mikrophotographie im J. 1897 gibt Marktanner-Turneretscher in Eder's Jahrbuch f. Photographie f. 1898. J. ButterworthJourn. of the Royal Microscopical Society, 1896 S. 595. beschreibt unter dem Titel „Photomicrographic Camera, designed chiefly to facilitate the Study of Opaque Objects, more especially in the Study of Palaero-Botany“ einen speciell zu Vergrösserungen und mikrophotographischen Aufnahmen bei auffallendem Lichte construirten Apparat, der gewiss überall dort, wo derartige Aufnahmen häufig gemacht werden müssen, empfehlenswerth ist. Die Einstellung des Objectivs, und zwar eines gewöhnlichen photographischen oder eines Mikroskopobjectivs, geschieht durch eine eigenthümliche Hebeleinrichtung, wobei auf das eine Hebelende eine Art Mikrometerschraube wirkt, die vom hinteren Cameraende aus gedreht werden kann. Das Objectiv ist am Ende einer weiten Röhre aufgeschraubt, welche in einer zweiten, am Objectivbrette befestigten Röhre verschiebbar ist. Die Verschiebung wird durch den zweiten Arm des erwähnten Hebels besorgt. Als Lichtquelle fungirt eine Lampe, deren Licht durch eine in ihrer Nähe angebrachte Condensorlinse fast parallelstrahlig austritt, dann durch einen Hohlspiegel convergent zurückgeworfen und neben dem zu photographirenden Objecte noch durch eine weitere Condensorlinse concentrirt wird. Diese Einrichtung kann unter entsprechender Veränderung in der Anordnung der Lichtquelle auch für schwächere Vergrösserungen bei durchfallendem Lichte dienen. G. M. GilesIbid. 1897 S. 169; auch Marktanner's Bericht in Eder's Jahrb. f. Photogr. f. 1898, S. 320. beschreibt einen mikrophotographischen Apparat, zu dem jede beliebige photographische Camera verwendet werden kann. Eigentlich ist es also nur ein für Aufnahmen bei schwächerer und mittelstarker Vergrösserung gewiss recht brauchbares Camerastativ, welches uns Giles vorführt und dessen Anschaffung keine nennenswerthen Kosten verursacht. Ein Basalbrett von etwa 1 Quadratfuss Grösse und 1 Zoll Dicke trägt an einer seiner Seiten eine senkrechte dicke Röhre, in der sich eine zweite Röhre gleitend auf und ab schieben und durch eine am oberen Ende der äusseren Röhre angebrachte Stellschraube in beliebiger Höbe fixiren lässt. Die innere Röhre ist an ihrem oberen Ende nach aussen gebogen und trägt dort eine senkrechte Platte von etwa 2,5 Zoll im Geviert, die in ihrem Mittelpunkte ein Loch besitzt, durch welches die gewöhnliche Stativschraube der verwendeten Camera durchgesteckt werden kann, um auf diese Art die Camera (mit senkrechter optischer Achse) daran befestigen zu können. Die innere Röhre soll, soweit sie in der äusseren Röhre verschiebbar ist, eine Theilung tragen. Die Verbindung des Objectivbrettes mit dem Tubus des auf das Basalbrett zu stellenden Mikroskopes geschieht in gewöhnlicher Weise mittels eines Sammetkonus. Bemerkt mag nur werden, dass Giles einer Camera den Vorzug gibt, bei welcher der Objectivtheil nicht fix mit dem Laufboden verbunden ist, so dass nach Entfernung des ersteren das Objectivbrettchen am Balgen lose herabhängt. A. E. Weight'sJourn. of the Royal Microscopical Society, 1897 S. 182 und 245. Methode zur Messung und Zählung mikroskopischer Objecte, welche auch für mikrophoto-graphische Aufnahmen praktisch sein soll, besteht darin, dass er mit Hilfe des Condensors ein verkleinertes Bild einer Scala oder eines Systems von Quadraten in die Objectebene projicirt. Diese Scala kann entweder auf einer Glasplatte vor dem Mikroskopplanspiegel oder zwischen Lichtquelle und Spiegel, oder auf der Oberfläche des Planspiegels selbst, oder zwischen diesem und dem Condensor angebracht werden, und erfordert naturgemäss jede dieser Aenderungen eine andere Einstellung des Condensors. Die Scala wird jedenfalls durch Einritzen oder Aetzen auf der Glasplatte erzeugt. Darin, dass die Scala unbehindert vom eingestellten Präparate leicht entfernt werden, eventuell bei vorhergegangener Markirung wieder leicht an dieselbe Stelle gebracht werden kann, liegt ein Vortheil dieser Methode, gegenüber den für gewisse Zwecke (Zählung der Blutkörperchen) sonst angewandten. (Fortsetzung folgt.)