Titel: Ueber Maschinen zum Weichmachen, Strecken, Entwirren und Glätten von Garnen.
Autor: H. Glafey
Fundstelle: Band 308, Jahrgang 1898, S. 109
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Ueber Maschinen zum Weichmachen, Strecken, Entwirren und Glätten von Garnen. Von H. Glafey, Regierungsrath, in Berlin. (Schluss des Berichtes S. 83 d. Bd.) Mit Abbildungen. Ueber Maschinen zum Weichmachen, Strecken, Entwirren und Glätten von Garnen. August Monforts in M.-Gladbach bürstet auf seinen durch das Patent Nr. 90314 und das Schweizer Patent Nr. 12860 geschützten Maschinen den über zwei Rollen geführten Garnsträhn, sobald er gespannt ist, im Ruhestande von aussen und innen gleichzeitig, entspannt sodann den Strähn nach Stillsetzung der Bürsten durch Parallelverschiebung einer der ihn tragenden beiden Rollen, zieht ihn durch Drehung der einen Rolle um und spannt ihn schliesslich wieder durch Entfernung beider Rollen von einander. Die durch das erstgenannte Patent unter Schutz gestellte Maschine ist in den Fig. 40 bis 42 dargestellt und besitzt folgende Einrichtung. Die Garnrolle g1 ist auf dem Maschinengestell und die Garnrolle g2 auf einem um c1 schwingenden Hebel h1 gelagert. Der Hebel h1 wird von dem auf der Welle w sitzenden Daumen d1, welcher auf die Rolle r1 wirkt, bewegt. Die Bewegung des Hebels h1 wird mittels der Verbindungsstange v1 auf das die Garnrolle g1 drehende Schaltwerk k1 übertragen. Gleichzeitig wird die auf dem Hebel h1 sitzende Garnrolle g2 bei der Bewegung des Hebels durch die Klinke k2 gedreht. Auf dem Hebel h1 ist ein kleiner Hebel h2 gelagert, auf welchen der Daumen d2 mittels der Rolle r2 einwirkt. Die Bewegung des Hebels h2 wird durch die Verbindungsstange w2 auf das Schaltwerk k3 übertragen. Durch jede Schaltung des Schaltwerkes k3 erhalten beide Bürsten b1b2 mittels Zahnradübersetzung oder sonstigen Getriebes gleichzeitig eine ein- oder mehrmalige Kreisbewegung um ihre excentrisch angeordneten Zapfen, so dass eine Parallelverschiebung beider Bürsten erfolgt und diese nur senkrecht in das Garn einstechen. Die Bürsten b1b2 werden beim Stillstande durch Gegengewichte in ihrer höchsten Stellung gehalten. Der Fusshebel t dient dazu, den Hebel h1 von der Welle w zu entfernen, die Rollen r1r2 aus dem Bereich der Daumen d1d2 zu bringen und die Garnrollen g1g2 einander zu nähern. Textabbildung Bd. 308, S. 110 Bürstmaschine von Monforts. Die Arbeitsweise der Maschine ist folgende: Der Antrieb erfolgt durch die Welle w, welche mit den Daumen d1 und d2 versehen ist. Der Hebel h1 mit der Garnrolle g2 wird der Rolle g1 mittels des Tritthebels t genähert und der Garnsträhn, wie in Fig. 42, um die Rollen gelegt, wobei die Bürsten b1 b2 ihre höchste Stellung einnehmen. Wird der Tritthebel freigegeben, so bewegt sich das Gewicht g0 abwärts und somit der Hebel h1 rückwärts, bis der Garnsträhn vollständig angespannt ist. Der Daumen d2 drückt den Hebel h1 mittels der Rolle r1 von der Welle w ab und lässt denselben zurückfallen, wodurch der Garnsträhn gereckt und gespannt wird. Hierauf erreicht der Daumen d2 die Rolle r2, bewegt den Hebel h2 und setzt durch die Verbindungsstange w2 das Schaltwerk k3 und damit durch Räderübersetzung die die Bürsten b1 und b2 tragenden Kurbelzapfen in ein- oder mehrmalige Umdrehung. In Folge dieser Umdrehung greifen die durch die Gleitstange s parallel geführten Bürsten b1b2 ein- oder mehrmal nach einander rechtwinklig in den Garnsträhn ein (Bürste b1 innenseitig, Bürste b2 aussenseitig) und bürsten eine der Excentricität der Zapfen entsprechende Länge des Garnes, worauf sie, durch Gegengewicht gehalten, in ihrer oberen Lage zum Stillstand kommen. Hierauf erreicht der Daumen d1 wiederum die Rolle r1, hebt den Hebel h1 an und bewegt mit den durch die Schaltwerke k1k2 gedrehten Garnrollen g1 und g2 den Garnsträhn eine Strecke vorwärts. Nunmehr erreicht der Daumen d2 die Rolle r2 und das Spiel beginnt von Neuem, so lange, bis der Garnsträhn genügend gebürstet und gereckt ist. Die Einrichtung der durch Schweizer Patent geschützten Ausführungsform der Monforts'schen Strähngarn-Bürst- und Reckmaschine ergibt sich aus den Fig. 43 und 44 und ist folgende: Die Bürsten b1b2 sind in den Armen a1a2 gelagert und erhalten durch die Excenter e1e2 eine um den Zapfen z schwingende Bewegung. Durch die Excenterscheibe e3 und den Hebel h2 wird der Zapfen z gehoben und gesenkt und die Bürsten b1b2 beschreiben daher eine Ellipse, deren Form durch die Excenterscheibe e3 bestimmt wird. Die Excenter e1, e2 und e3 sind so eingestellt, dass die Bürsten b1b2 die untere Hälfte der Ellipse beschreiben und in den Garnsträhn eingreifen, solange derselbe gespannt ist, während sie die obere Hälfte der Ellipse beschreiben, solange der Garnsträhn entspannt ist und weiter bewegt und gereckt wird. Der Fusshebel t dient dazu, den Hebel h1 von der Welle w zu entfernen, und dadurch die Garnrolle g2 der Garnrolle g1 zunähern, sowie gleichzeitig die Bürsten b1b2 durch Heben des Hebels h2, gegen dessen Unterseite sich die Rolle r2 des Fusshebels legt, in ihre höchste Stellung zu bringen, um ungehindert den gebürsteten und gereckten Garnsträhn von den Garnrollen g1g2 abnehmen und einen neuen auflegen zu können. Textabbildung Bd. 308, S. 110 Strähngarn-Bürst- und Reckmaschine von Monforts. Wird der Tritthebel t freigegeben, so wird der Hebel h1 durch das Gewicht g0 in seine Anfangslage zurückbewegt, ebenso gehen die Bürsten in ihre untere Stellung, zurück. Die Arbeitsweise der Maschine ist folgende: Der Antrieb erfolgt durch die Welle w, welche mit dem Daumen d1 und den Excentern e1e2 und e3 versehen ist. Der Hebel h1 mit der Garnrolle g2 wird der Rolle g1 mittels des Tritthebels t genähert, und die Bürsten b1b2 werden gleichzeitig durch die Rolle r2 in ihre höchste Stellung gehoben; alsdann wird ein Garnsträhn um die Garnrollen g1g2 gelegt. Lässt man nun den Tritthebel t zurückfallen, so wird der Garnsträhn gereckt und gespannt, und dann greifen die von der Rolle r2 freigegebenen Bürsten b1b2 in die Fäden desselben ein. Sobald durch Drehung der Welle w der Daumen d1 von Neuem die Rolle r1 erreicht, bewegen die Bürsten b1b2 sich aus dem Garnsträhn. Das Schaltwerk k2 dreht die Garnrolle g2 und bewegt dadurch den Garnsträhn eine entsprechende Strecke vorwärts, worauf derselbe wieder gereckt und gespannt wird. Sodann beginnt das Spiel von Neuem, so lange bis der Garnsträhn genügend gebürstet und gereckt ist. In den Fig. 45 und 46 ist eine Maschine zum Glätten von Strähngarn nach dem Schlichten von Josef Timmer in Coesfeld dargestellt, bei welcher eine schonende Bearbeitung des Garnes auf seiner ganzen Oberfläche dadurch herbeigeführt wird, dass das für gewöhnlich zwischen einer festen Bürste und einer beweglichen Bürste ohne Berührung hindurchgehende Garn von der beweglichen Bürste zeitweise erfasst und in die Gegenbürste gedrückt, also auf kurze Zeit zwischen beiden Bürsten bearbeitet wird, während gleichzeitig die Spann- und Transportwalzen, in Folge ihres sternförmigen Querschnitts neben der Schaltbewegung eine abwechselnde Drehung und Lockerung der einzelnen Garnfäden herbeiführen, diese also allmählich die Unebenheiten und Knoten ihres gesammten Umfangs den Borsten zum Abstreichen darbieten. Textabbildung Bd. 308, S. 111 Fig. 45.Maschine zum Glätten von Strähngarn von Timmer. Die dargestellte Maschine ist, wie Fig. 45 erkennen lässt, als Doppelmaschine ausgeführt, d.h. es sind an dem Gestell zwei unabhängig von einander arbeitende Maschinen angebracht, so dass der Arbeiter im Stande ist, zwecks neuer Auflegung von Material abwechselnd die eine Maschine zum Stillstand zu bringen, die andere aber weiter arbeiten zu lassen. Zu diesem Zweck sind auf dem Maschinenrahmen a vier Wellen b vorgesehen, welche die zum Schlagen des Garnes dienenden Walzen c von kreuzförmigem Querschnitt tragen. Die beiden äusseren Paare dieser Walzen sind zwecks leichten Auflegens der Garnsträhne sowie zum Anspannen derselben verschiebbar gelagert. Zwischen jedem Paar zusammengehöriger Walzen sind zwei Bürsten gg1 so angeordnet, dass zwischen ihnen die unterhalb der Walzen liegenden Garnsträhnhälften hindurchpassiren müssen und zwar für gewöhnlich, ohne eine der Bürsten zu streifen, während dann von Zeit zu Zeit (etwa 200mal in der Minute) die eine Bürste in das Garn eingreift und dieses auch in die andere Bürste hineindrückt. Letztere ist die obere Bürste g, welche fest am Maschinenrahmen mit den Borsten nach abwärts gelagert ist, während die untere Bürste g1, mit den Borsten nach oben gerichtet, derart beweglich geführt ist, dass sie sich in gleichmässigen Zwischenräumen abwechselnd der oberen Bürste bis zum Eingriff nähert und dann sich wieder davon entfernt. Diese Bewegung kann, wie gezeichnet, von der Scheibe i aus durch Drehung oder Excenterbewegung auf die bei h drehbar befestigte und durch Stange k am Maschinenbock geführte Bürste g1 übertragen oder durch andere Hilfsmittel erreicht werden, doch bildet die Vorrichtung zur Bewegung der Bürste keinen Theil der Erfindung. Textabbildung Bd. 308, S. 111 Fig. 46.Maschine zum Glätten von Strähngarn von Timmer. Das Garn wird bei dem zeitweiligen Eingreifen der Bürsten von oben und von unten gleichzeitig bearbeitet, wobei ein Zurückweichen des Garnsträhns, wie es sonst bei blossem Eingreifen der beweglichen Unterbürste ohne Anwesenheit der oberen Garnbürste eintreten würde, unmöglich ist. Aber auch hierbei ist immer noch ein Verdrehen der Fäden möglich, so dass ihre Unebenheiten und Knoten glatt zwischen den Borsten herstreichen und nicht von diesen gefasst werden, somit also eine ganz vollständige Reinigung noch nicht gesichert ist. Zur Behebung dieses Uebelstandes dienen die Walzen c mit ihrem kreuz- oder sternförmigen Querschnitt. Da nämlich bei beiden Walzen in Folge der Umdrehung das Kreuz im Querschnitt abwechselnd in stehender und in liegender Form von dem Garnsträhn umgeben wird, so erfährt letzterer abwechselnd eine Drehung und eine Zusammenziehung, und zwar sowohl in der Längsrichtung, wie, wenn auch nur ganz gering, in der Breitenrichtung des Strähns. Hierbei machen also die einzelnen Fäden, ausser der durch das Drehen der Walzen an sich erzeugten fortlaufenden Bewegung zwischen den Bürsten hindurch, noch fortwährend kurze, ruckweise Längs- und Querbewegungen. Ausserdem aber wird durch das abwechselnde Dehnen und Zusammenziehen des Strähns jeder einzelne Faden abwechselnd straff gezogen und wieder nachgelassen, wobei derselbe eine hin und her gehende Verdrehung um seine Achse ausführt. Dies zusammen wirkt dahin, dass sich die einzelnen Fäden längs der einzelnen Borsten der Bürsten verschieben und verdrehen, also den Borsten allmählich ihren ganzen Umfang darbieten, so dass alle Knötchen und sonstigen Unebenheiten mit Sicherheit von den Borsten erfasst und entfernt werden. Die kreuzförmig profilirten Walzen bieten fernerhin einen grossen Vortheil bei Heizung von innen behufs Trocknens der Garnsträhne. Sie bilden hierbei gleichsam Rippenheizkörper mit vergrösserter Oberfläche und zudem wird jedesmal in den vom Garn ganz umschlossenen Vertiefungen zwischen zwei Armen des Kreuzes eine auf kurze Zeit ganz von der Aussenluft abgeschlossene stagnirende Heissluftschicht gebildet, also bei energischer Wirkung auf das Garn ein zu schnelles Abgeben der Wärme nach aussen verhindert. Hierdurch wird also einerseits eine Beschleunigung des Trockenprocesses, andererseits eine Ersparniss an Heizmaterial erzielt. Selbstredend könnten die Walzen, statt des kreuzförmigen, auch einen sonstwie vieleckigen Querschnitt, jedoch stets mit hohlen, d.h. nach der Achse hin einwärts gekrümmten Seitenflächen haben, so dass also im Querschnitt von der Mitte nach jeder Ecke hin eine Art Arm gebildet wird. Im Uebrigen ist die Einrichtung der Maschine folgende: Der Antrieb der Maschine geschieht von der Hauptriemenscheibe r' aus, welche mit den Riemenscheiben r'1r'2 auf gleicher Welle q sitzt. Den Riemenscheiben auf der Welle q entsprechen auf der anderen Hälfte der Maschine bezieh. unter der zweiten Bürstvorrichtung die Riemenscheiben s'1s'2 auf der Welle q1, von denen s'1 mit r'1 verbunden ist. Von der Riemenscheibe r'2 führt ein Riemen ohne Ende zunächst nach der Riemenscheibe r der ersten Walze c, von da über eine durch Federkraft beeinflusste Spannrolle r1 nach der Antriebscheibe r2 der zweiten Walze c und von dieser wieder zurück nach der Antriebscheibe r'2. Diese Riemenverbindung wiederholt sich im anderen Theile der Maschine, wie aus Fig. 46 (rechts) hervorgeht. Ein besonderer Riemen verbindet nun noch je eine mit den Riemenscheiben r bezieh. s auf gleicher Achse sitzende Scheibe r'3 bezieh. s'3 mit den Scheiben r3 bezieh. s3, die zum Antrieb der Scheibe i bezieh. i1 dienen.