Titel: Elektrotechnik.Fortschritte der angewandten Elektrochemie.
Autor: Franz Peters
Fundstelle: Band 310, Jahrgang 1898, S. 74
Download: XML
Elektrotechnik.Fortschritte der angewandten Elektrochemie. Von Dr. Franz Peters. (Fortsetzung des Berichtes S. 55 d. Bd.) Fortschritte der angewandten Elektrochemie. Durch elektrolytische Oxydation von Hydroxyl- und Aminoderivaten der aromatischen Reihe hat schon früher Goppelsroeder bezw. auch Drechsel braune bis schwarze Farbstoffe erhalten, die theils Chinonderivate sind, theils in näherer Beziehung zum Anilinschwarz zu stehen scheinen. F. Alefeld und W. Vaubel (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 297) haben jetzt diese Arbeiten durch Untersuchung des Verhaltens des Resorcins und verwandter Körper ergänzt. Verwendet wurden wässerige neutrale, schwach saure oder schwach alkalische Lösungen dieser Körper im Anodenraume unter Rühren. In der Kathodenzelle befand sich eine anorganische Säure oder eines ihrer löslichen Salze. Dqdm = 5 bis 10 Ampère, Spannung des Stromes 3 bis 5 Volt. Temperatur und Concentration sind meist von geringem Einflusse. Je nach Art der Säure sind die Einwirkungsproducte verschieden. Die mit Resorcin als Ausgangsmaterial erhaltenen, wenig in Wasser löslichen, geben in saurem Bade auf Wolle gelblichbraune und braunrothe, in alkalischem Bade auf Baumwolle braungraue, braune, graue und graublaue Färbungen, die aber stark abrussen und gegen Alkalien sehr empfindlich sind. Die schwarzen Farbstoffe sind vielleicht orceïnartige Körper. Resorcingelb wurde ohne Farbstoffbildung vollständig zersetzt. Somit scheint eine Diazogruppe in p- oder o-Stellung zu den Hydroxylgruppen die Umwandlung in die gefärbten Derivate zu verhindern. AehnlicheFarbstoffe wie das Resorcin liefern Gallussäure und Gerbsäure. Aus den Fluoresceïnen entstehen in schwach alkalischer Lösung rothe Farbstoffe, die mit den von E. Willm, G. Bouchardat und Ch. Girari (D. R. P. Nr. 2618) auf chemischem Wege erhaltenen verwandt zu sein scheinen. Auch die Eosine erleiden durch den Strom unter Einwirkung der Säurereste eine Aenderung in der Nuance. Schon früher (Zeitschrift für Elektrochemie, Bd. 2 S. 365) hat H. Kauffmann gezeigt, dass bei der Elektrolyse einer wässerigen Lösung der Bisulfitverbindung des Benzaldehyds die beiden isomeren Hydrobenzoïne entstehen. Bisulfit ist aber nach neueren Untersuchungen (ebenda, 1898 Bd. 4 S. 461) ein ungeeignetes Lösungsmittel, da hauptsächlich die schweflige Säure reducirt wird. Besser ist alkoholische Natronlauge, die zwar schon an und für sich Aldehyde und Ketone zersetzt, aber nicht so schnell, als dass man beim Arbeiten mit starken Strömen nicht doch noch eine ganz gute Ausbeute erhielte. In solcher Lösung gibt Benzaldehyd ziemlich leicht ebenfalls die beiden Hydrobenzoïne, Michler's Keton liefert Benzhydrol und aus Acetophenon entsteht Acetophenonpinakon. Anodenflüssigkeit war verdünnte Natronlauge, Anode Platinblech, Kathode Blei. Die Lösung des Benzaldehyds in angesäuertem Alkohol (100 g in 300 cc, versetzt mit 40 Schwefelsäure und 40 Wasser) gibt (mit J = 1,5 bis 2 Ampère in 16 Stunden) neben Hydrobenzoïn viel Harz. Das α-Diketon-Benzil muss zuerst siedend, dann immer noch 70 bis 80° warm elektrolysirt werden, da es schwer löslich ist. Man reducirt eine Lösung von 10 g in 150 cc Alkohol, der 30 cc 10procentige Natronlauge zugesetzt sind, mit 2 bis 3 Ampère. Mit 10 Proc. Ausbeute (der Menge nach) wird Benzoïnpinakon oder sym. Tetraphenylerythrit erhalten, das sich von dem auf andere Weise gewonnenen in einigen Punkten unterscheidet. Daneben konnten Benzoësäure, Benzylsäure und ein Körper C28H26C3 von zweifelhafter Constitution nachgewiesen werden. A. Binz (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 5 S. 5) zeigt, dass bei der Elektrolyse von 6fach normaler Natronlauge zwischen Platinkathode und Zinkanode (Dqdm = 0,35 Ampère) das an letzterer befindliche Indigblau in Indigweiss übergeführt wird, dass also die Bildung der Indigoküpe nicht nur, wie bisher angenommen wurde, auf der Addition von Wasserstoff zum Indigblau (langsame Reaction), sondern auch auf der Einwirkung von Zink darauf (schnellere Reaction) beruht. Dabei geht mehr Zink von der Elektrode verloren als dem Faraday'schen Gesetz entspricht; es muss sich also Zink an das Indigotin anlagern. Bei Verwendung von 1/10 normaler Natronlauge findet keine Indigweissbildung statt, bei der von normaler ist sie stärker und schneller als bei der von 3-, 6- und 10fach normaler. Bei normaler und 3fach normaler Lauge wird die Küpe aber allmählich wieder zerstört. Indigweissnatrium- und -calciumlösung kann also durch den Strom zu Indigotin oxydirt werden. Für praktische Zwecke arbeitet man mit Diaphragma und nimmt man die Bildung der Indigoküpe durch kathodische Einwirkung vor, entwickelt aber am negativen Pole nicht Wasserstoff, sondern schlägt an ihm Zink nieder, wobei man als Elektrolyten Zinkoxydnatrium verwendet. Zur Darstellung von Mono-, Di- und Trioxyanthrachinon elektrolysirt Weizmann (Französisches Patent Nr. 265291) eine Auflösung von Anthrachinon in 4 Th. concentrirter Schwefelsäure unter Rühren als Anodenflüssigkeit bei 60 bis 70° mit Dqc = 4 Ampère. Als Kathodenflüssigkeit dienen Lösungen von Alkalien, Alkalicarbonaten, Permanganat, Chromat, verdünnten Säuren oder angesäuertem Wasser. Man arbeitet mit Gleich- oder Wechselstrom. Dioxyanthrachinon wird auch erhalten, wenn man als Anodenflüssigkeit eine mit 5 g Oxalsäure versetzte Lösung von 10 g Anthrachinon in 50 bis 60 g concentrirter Schwefelsäure bei 80 bis 90° verwendet. Aus Mononitroanthrachinon erhält man (Französisches Patent Nr. 265292) auf ähnliche Weise Nitrooxyanthrachinon. Bei Anwendung von Wechselströmen resultiren Amidophenole; ist die Kathodenflüssigkeit statt Potaschelösung verdünnte Schwefelsäure, so entstehen Amidalizarin und Analoge. Befindet sich an der Anode rauchende Schwefelsäure, so gewinnt man geschwefelte Derivate. Bei der Elektrolyse einer schwefelsauren Lösung von Nitroanthrachinon bei Gegenwart von Glycerin, Mannit o. ä. erhält man in 30 Stunden blaue oder grüne Reductionsproducte. Dass Pokoloff (Französisches Patent Nr. 263163) Gespinnstfasern unter Zuhilfenahme der X-Strahlen und magnetischer Pole bedrucken will, sei der Curiosität halber angeführt. Die elektrischen Anlagen in der Papierfabrik von S. D. Warren und Co. in Cumberland Milles bei Portland, Me., die ausser zur Kraft- und Lichtlieferung auch für elektrolytische Zwecke dienen, beschreibt Ch. F. Scott (The Electrical World, 1898 Bd. 31 S. 274). D. Apparatur. Zur directen Umwandlung der Wärme in elektrische Energie lässt sich nach M. Deprez (Comptes rendus, 1897 Bd. 125 S. 511) die von Guillaume entdeckte Eigenschaft von Nickel-Eisenlegirungen nutzbar machen, bei einer bestimmten Temperatur stark magnetisch, bei höher liegender es aber nicht mehr zu sein. Erwärmt man z.B. eine 30procentige Nickellegirung, die als Stabbündel zwischen den Wchenkeln eines Hufeisenmagnetes senkrecht zu dessen Achse und parallel mit der Stromlinie so liegt, dass die Enden der Stäbe die inneren Polflächen des Magneten berühren, auf 50°, so wird das Bündel stark magnetisch und erzeugt in einer darum liegenden, auf einer Spule aufgewickelten isolirten Drahtspirale einen starken Strom. Dieser verschwindet bei 100° und kehrt, aber in entgegengesetzter Richtung wieder beim Abkühlen auf 50°. Ueber die chemische Gleichrichtung eines Wechselstroms (vgl. D. p. J/. 1898 308 42) hat auch Dina (Rendic. R. Inst. Lombardo, 1898 Bd. 31; The Electrician, 1898 Bd. 41 S. 175) Versuche angestellt. Er fand, dass die Schwächung des gegen die Kohle gerichteten Stromes bei Verwendung verdünnter Schwefelsäure als Elektrolyt umgekehrt proportional dem specifischen Gewichte der Flüssigkeit ist. Das ist nicht so ausgesprochen bei Lösungen von Kalialaun. Bis hinauf zu 20 Volt beträgt der Strom nur ein paar tausendstel Ampère, bis hinauf zu 30 Volt einige hundertstel. Die Grenze rückt mit grösserer Dichtigkeit des Elektrolyten eher höher. Das Umgekehrte ist der Fall bei sehr verdünnten Lösungen. Solche vom spec. Gew. 1,001 halten 44 Volt das Gleichgewicht.Die Polarisation ist analog der Ladung eines Condensators. Ehe der von Graetz angegebene Nutzeffect von 95 Proc. erreicht werden kann, sind weitere Vervollkommnungen in der Wahl des Elektrolyten und der Herstellung der Aluminiumplatten nothwendig. Zur Gleichrichtung von Wechselströmen kann ausser der Aluminium-Kohlezelle nach V. Lang (Wied. Ann., 1897 Nr. 13) auch der zwischen Kohle und Aluminium übergehende Bogen dienen. Auf diese Art können aber nur etwa 6 Proc. des Wechselstroms umgewandelt werden. Einen walzenförmigen Schaltapparat, der aber nur Hintereinanderschaltung erlaubt, hat F. Daurer construirt und Pawek beschrieben (Oesterr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen, 1898 S. 121). Ueber das Isolationsmaterial Ambroin, ein Gemenge von Kopal mit Silicaten (wie Asbest oder Glimmer) bringen L'Électricien und The Electrician, 1898 Bd. 40 S. 508, nähere Angaben. Zur einfachen Herstellung eines Widerstandes, der haltbar ist und bei hohem Widerstände geringsten Raum sowie höchstes Wärmeausstrahlungsvermögen besitzt, presst H. Helberger (D. R. P. Nr. 98050) in gewöhnlichen oder unverbrennlichen Carton Goldschlägerhäutchen in der Art ein, wie Buchbinder den Golddruck auf die Einbanddecke. Ch. Carmichel (Comptes rendus, 1898 Bd. 126 S. 240) gibt ein Ampèremeter an, das aus einer -förmigen, mit Quecksilber gefüllten Röhre besteht, in deren einen Schenkel ein Thermometer mit cylindrischem, den Querschnitt der Röhre nahezu ausfüllendem Quecksilbergefäss taucht. Die an dieser Stelle eintretende Temperaturerhöhung ist proportional der Stromstärke. C. O. Bastian (The Electrician, 1898 Bd. 41 S. 104) hat ein Voltameter construirt, bei dem nicht die Menge des entwickelten Gases, sondern die der zersetzten Flüssigkeit gemessen wird. Beim Titriren gefärbter Lösungen, die Säuren und Basen enthalten, dürfte sich nach W. Böttger (Zeitschrift für physikalische Chemie, 1897 Bd. 24 S. 253) als Indicator die Anwendung des Elektrometers empfehlen. Die bei gleicher Concentration der Wasserstoffionen in den beiden Säurelösungen stromlose Kette H-Elektrode |Säure-Neutralsalz-Säure| H-Elektrode zeigt eine Potentialdifferenz, wenn die Concentration der Wasserstoffionen in der einen Lösung durch Zusatz von Basen herabgemindert wird. Im Augenblick der Neutralisation steigt die elektromotorische Kraft sehr stark an. Zur annähernden Bestimmung der Leitfähigkeit schaltet P. C. Mc Ilhiney (Journal of the American Chemical Society, 1898 Bd. 20 S. 206) den zu messenden Widerstand mit einem bekannten in einen Stromkreis ein und misst die Potentialdifferenz an letzterem. Durch den bekannten Widerstand geht Gleichstrom, durch den gesuchten Wechselstrom. Wo die Kohlrausch'sche Methode zur Messung des Widerstandes von Elektrolyten wegen Polarisation, Unreinheit der Elektroden u.s.w. versagt, kann man noch annähernde Werthe erhalten, wenn man nach T. W. Richards und J. Trowbridge (Amer. Journ. of Science, 1897 Bd. 3 S. 391) die Dämpfung von elektrischen Oscillationen ermittelt. Die genaue und schnelle Bestimmung des Widerstandes von Elektrolyten will R. Federico (Il Nuovo Cimento, 1897 Ser. 4 Bd. 6 S. 161) mit einem Differentialtelephon vornehmen. Wenn Gelatineplatten, feuchtes Leder und ähnliche permeable Stoffe zwischen zwei Quecksilberkörpern, die in einen Stromkreis eingeschaltet waren, sich befanden, beobachtete Appleyard (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 365) auf der der Anode zugekehrten Seite die Ablagerung einer beständigen Quecksilberhaut. Diese Erscheinung lässt sich vielleicht da verwerthen, wo es, wie bei der Goldextraction, darauf ankommt, grosse Flächen mit Quecksilber zu überziehen, bei der Herstellung von Elektroden für galvanische Elemente und nach Borchers zur Herstellung von Diaphragmen für die Elektrolyse von Alkalisalzen. Nach einem geschichtlichen Rückblick bespricht F. Jehl (The Electrician, 1898 Bd. 40 S. 476) die neueren Methoden zur Herstellung von Kohlen für Beleuchtungszwecke, für Elektroden und Elementenplatten. Eine neue Idee wird man in dem Vorschlage C. C. Connor's (Englisches Patent Nr. 26059/1896), mehrere Kohlenelektroden durch Um- oder Eingiessen von Blei, das vor dem Angriffe des Elektrolyten durch Portlandcement o. ä. geschützt wird, zu vereinigen, vergebens suchen. Um hohe Stromdichten unter verhältnissmässig geringen Materialkosten erzielen und Nebenreactionen, wie Reduction durch Wasserstoff möglichst einschränken zu können, nimmt. Kellner (Englisches Patent Nr. 16057/1896) das Elektrodenmaterial spitz oder kantig und ordnet die einzelnen Drähte so an, dass die von ihnen ausgehenden Kraftlinien bei der Projection auf eine Ebene nicht zusammenfallen. Diese Zwecke erreicht er dadurch, dass er Platindrahtgaze in einen Rahmen aus dielektrischem Material einspannt oder Platten aus diesem mit Platindrähten in 3 bis 5 mm Entfernung überzieht. Diese Anordnung lässt keinen Unterschied von der schon früher von Hermite (vgl. Peters, Angewandte Elektrochemie, Bd. 2 Abth. 1 S. 18 und 20) angegebenen erkennen. Ein billiger Elektrodenhalter, der an jedem chemischen Stativ befestigt werden kann, besteht nach R. Lorenz (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 359) aus zwei von einander isolirten Cylinderhälften, die durch eine isolirt geführte Schraube fest mit einander verbunden sind. Jede Cylinderhälfte hat zwei Bohrungen. Die eine weitere geht durch den ganzen Cylinder hindurch und nimmt den Stift auf, an dem die Elektrode befestigt ist. Die andere dient als Klemmschraube zur Stromzuführung und zum Abzweigen der Voltmeterleitung. Ein stabileres Stativ als das gewöhnlich zur quantitativen Elektroanalyse benutzte, erhält man nach H. Marshall (The Journal of the Society of Chemical Industry, 1898 Bd. 17 S. 227), wenn man den auf einem Schieferfusse stehenden Messingstab, de6 den Ring trägt, hohl macht und, durch Vulcanit davon isolirt, die Stange, an der der obere Arm befestigt ist, hindurchführt. Die Stange wird metallisch mit einer Schraube verbunden, die auf dem Fusse des Stativs neben der anderen Stromzuführungsschraube sitzt. E. Pyroelektrochemie. Gin und Leleux (Comptes rendus, 1898 Bd. 126 S. 236) schreiben den charakteristischen Potentialabfall eines in einem bestimmten Mittel übergehenden Bogens dem Widerstande der Gasatmosphäre zwischen den beiden Elektroden zu, die von der Verflüchtigung der Elektroden oder der behandelten Substanz herrührt. Neuere elektrische Oefen (von Hughes, Contardo, Regnoli, Siemens und Halske, Horry, Chalmot, Patten und Strong) beschreibt G. Richard (L'Éclairage électrique, 1898 Bd. 15 S. 228). Einen elektrischen Ofen, der durch Auswechselung einzelner Theile für alle Erhitzungsarten nutzbar gemacht werden kann, gibt W. Borchers (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 523) an. N. A. Birchmore (Soc. of Chem. Ind., New York Section vom 25. März 1898; Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 379) beschreibt eine Verbesserung des Moissan'schen Ofens für Laboratoriumszwecke, bei dem die Kohlenelektrode automatisch regulirt wird. Die Vorgänge bei der Reduction der Metalle werden durch eine Linse auf eine weisse Wand projicirt. Der Ofen von Price (D. p. J. 1897 304 296) ist dadurch verbessert worden (U. S. P. Nr. 583936), dass die Vorderwand, durch welche die Schmelze ausfliessen sollte, zur Verhinderung des Ansetzens erstarrender Producte durch eine weitere Elektrode ersetzt wurde, und der Beschickungstrichter sämmtliche Elektroden, die elektromagnetisch regulirt werden, umfasst. Der elektrische Ofen mit Ablenkung des Lichtbogens durch Elektromagnete (vgl. D. p. J. 1898 308 43) ist F. J. Patten jetzt auch in Deutschland geschützt worden (D. R. P. Nr. 97608). R. C. Contardo (Englisches Patent Nr. 3288 von 1897) gibt einen Ofen an, bei dem die Gesammthitze der Lichtbögen und der bei der Reduction der oxydischen Erze entstehenden Gase ausgenutzt werden soll. Der elektrische Muffelofen von Timme (D. R. P. Nr. 95322) besteht aus einem Metallgehäuse mit seitlichem Deckel, der mit Schauloch versehen ist. Das Gehäuse ist mit vier Heizplatten ausgerüstet, die in Parallelschaltung stehen. In die Heizplatten sind Platindrähte eingebettet, die in Contactklemmen an der Stirnseite des Mantelgehäuses endigen. Zur Herstellung einer Masse für elektrische Widerstände, die bei geringem Volumen sehr grossen elektrischen Widerstand hat, und ohne Schaden zu nehmen sehr hohe Temperaturen aushält, mischt L. Parvillée (D. R. P. Nr. 94293) Metallpulver mit Quarz, Kaolin, plastischem Thon, Feldspath o. dgl. Beispielsweise nimmt er 63 g trocken vermahlenes gekörntes Nickel, 27 g mit Wasser vermahlenen Quarz und 10 g Kaolin. Dazu werden, um die Oxydation des Metalls zu verhüten, 15 g eines Flussmittels gesetzt, das aus einer mit Wasser vermahlenen Mischung von 20 g Kieselerde, 66 g kohlensaurem Bleioxyd und 14 g calcinirtem Borax besteht. Das Ganze wird geschmolzen, in Wasser sehr fein vermählen, bis auf 5 Proc. Wassergehalt getrocknet, in Formen unter hydraulischem Druck von 2000 k auf 1 qc zu Stiften oder Platten gepresst und zur Erhöhung der Festigkeit in geschlossenen Behältern mit Holzkohle bei 1200° gebrannt. Den Stiften gibt man zur Sicherung der Contacte an den Enden etwas mehr Metallpulver oder überzieht sie dort galvanisch. Aehnliche, durch die Mengenverhältnisse ihrer Bestandtheile regulirbare Widerstände erhalten J. F. Bachmann, A. Vogt, J. Kirchner, A. König, C. C. Weiner und A. Jörg (Englisches Patent Nr. 15238/1897) durch Mischen eines schlechten mit einem guten Leiter. Man mengt z.B. Thon, Cement oder Gyps mit Graphit oder graphitgebenden Substanzen oder Metallen, die erst aus Salzen oder Oxyden reducirt werden können. Die Mischung kann durch Wasserglas, Zinkchlorid, Gummi oder Zuckerlösung verkittet und nach dem Formen gebrannt oder gehärtet werden. Die Massen sind gut verwendbar in Oefen mit Widerstandserhitzung, bei denen man wechselnde Temperaturen erzeugen kann, je nachdem man das Mischungsverhältniss des Widerstandes, also seine Leitfähigkeit wählt. Heise und Thiem (Elektrotechnische Zeitschrift, 1898 Bd. 19 S. 3, 34 und 46) fanden, dass Schlagwetter mit 9 bis 10 Proc. Methan sich durch weissglühende Kohlenfäden entzünden, spätestens beim Durchbrennen des Fadens auch ohne Funkenbildung. Man sollte in Schlagwettergruben Glasbirnen mit dünnen Kohlenfäden wählen, da diese bei Zertrümmerung des Glases sofort brechen oder bei angebrochener Birne unter Weissglut abgekühlt werden, das Methan dann gefahrlos entzünden und bei wieder eintretender Weissglut im nicht explosiven Gasgemisch durchbrennen. Bogenlampen entzündeten Schlagwettergemische, sobald der Bogen überging, Kohlenstaubaufwirbelungen, selbst mit 4 bis 5 Proc. Methan, nicht. Am gefährlichsten sind die Oeffnungsfunken. Auch funkende Gleichstrommotoren können Entzündung des Schlagwettergemisches herbeiführen. Gefahrlos sind Drehstrommotoren mit Schleifring, mit kurzgeschlossener Ankerwickelung und mit luftdicht abgeschlossener Centrifugalgegenschaltung, nicht die mit Handgegenschaltung. Glühende Drähte sind verhältnissmässig sicher. Um zwei Metallgegenstände von verschiedener Dicke oder verschiedenem Schmelzpunkt an einander zu schweissen oder zu löthen, geben Payne und Diven (U. S. P. Nr. 584120) den Kohlenelektroden verschiedenen Querschnitt, damit sie ungleich hoch oder verschieden schnell erhitzt werden, oder nehmen bei gleich dimensionirten Kohlen von derjenigen, die mit dem leichter schmelzbaren oder dünneren Metall in Contact ist, einen Theil des Stromes durch eine regulirbare Nebenschlussleitung weg und führen ihn der anderen Kohle zu. F. Elektromagnetische Aufbereitung. Zur magnetischen Aufbereitung schwach magnetischer Substanzen, wie Rotheisenstein, Spatheisenstein, Raseneisenstein, Titaneisen u.s.w., ohne jegliche vorbereitende Behandlung gibt J. P. Wetherill (D. R. P. Nr. 92212) eine Vorrichtung an, bei der die Materialien unmittelbar unter oder durch ein magnetisches Feld von sehr grosser Intensität geleitet werden. Einen magnetischen Scheider beschreibt L. G. Rowand (U. S. P. Nr. 596719 und Nr. 596720). Die elektromagnetische Aufbereitungsanlage in Edison, New Jersey, bespricht Engineering (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 392). Eine elektromagnetische Aufbereitungsanlage für den apatithaltigen Magnetit von Gellivare, wie sie auf der Insel Svartön vor Luleå in Betrieb gesetzt ist, beschreibt Beckert (Stahl und Eisen, 1897 Nr. 21). G. Litteratur. 1) Armagnat, H., Instruments et méthodes de mesures électriques. Paris, G. Carré et C. Naud. 2) Clausen, C., Catalogo delle opere di Elettricità e Magnetismo publicate in Italia ed all' Estero negli anni 1885–1897. Torino. 3) Dommer, F., Calciumcarbid und Acetylen. Autorisirte Uebersetzung von W. Landgraf. München und Leipzig, R. Oldenbourg. Als Unterrichtsbuch wird die vorliegende Veröffantlichung gute Dienste leisten. Dass fast ausschliesslich die französischen Apparate berücksichtigt sind, ist ein Mangel, den das Buch mit anderen französischer Herkunft theilt. Die Darstellung ist übersichtlich und verständlich. 4) Frölich, O. und H. Herzfeld, Stand und Zukunft der Acetylenbeleuchtung. Berlin, Julius Springer. 5) Gibbs, W. E., Lighting by acetylene generators, burners and electric furnaces. New York, D. van Nostrand and Co. 6) Graetz, L., Die Elektricität. 7. Aufl. Stuttgart. 7) Haber, F., Grundriss der technischen Elektrochemie auf theoretischer Grundlage. München und Leipzig, R. Oldenbourg. Der Verfasser ist bei der Abfassung des Buches von dem Gedanken geleitet gewesen, dass der elektrochemischen Technik gleiche Erfolge wie der organisch-chemischen Grossindustrie beschieden sein werden, wenn das Rüstzeug der Theorie dem praktischen Elektrochemiker erst ebenso handlich und vertraut geworden ist, wie die Benzoltheorie dem Farbstoffchemiker. Alle technischen Chemiker, die sich der Elektrochemie zuwenden wollen, werden dem Verfasser dankbar sein für den übersichtlichen und klar geschriebenen Leitfaden, den er ihnen bietet. Die Titel der Hand- und Nachschlagebücher, die über die einzelnen Zweige bereits erschienen sind, wurden jedem einzelnen Abschnitt vorgedruckt. 8) Liebenow, C., Der elektrische Widerstand der Metalle. Halle a. S., W. Knapp. (Encyklopädie der Elektrochemie, Bd. 10.) 9) Peters, F., Angewandte Elektrochemie, Bd. 3: Organische Elektrochemie. Wien, A. Hartleben. 10) Schoop, P., Ueber die Planté-Accumulatoren. Stuttgart. 11) Schoop, P., Handbuch der elektrischen Accumulatoren. Stuttgart, Ferd. Enke. Der bekannte Praktiker bietet in diesem Werk eine sehr dankenswerthe Einführung in das grosse Gebiet der Accumulatorentechnik. Besonderes Gewicht wurde auf die technische Herstellung der Secundärbatterien gelegt. Die Prüfung der Rohmaterialien ist eingehend erörtert. Grösseren Raum nimmt auch die Behandlung der vergleichenden Untersuchung fertiger Accumulatoren ein, da sie naturgemäss eine hervorragende Wichtigkeit für den Käufer besitzt. Bei den Prüfungsinstrumenten wurde von den theueren, zu kaufenden abgesehen und Gewicht auf Selbstanfertigung gelegt. Elektroden und Füllmassen haben eine eingehende Behandlung erfahren. Das Werk sei allen, die mit Accumulatoren wissenschaftlich oder praktisch zu thun haben, bestens empfohlen. 12) Tommasi, D., Formulaire physico-chimique. Paris, J. Fritsch. Das Tabellenwerk entspricht dem Bedürfniss des Chemikers, Ingenieurs und Industriellen, wenn auch eine grössere Sichtung des behandelten Materials erwünscht gewesen wäre. Es werden behandelt: 1) Schmelz-, Erstarrungs-, Verflüssigungs- und Siedepunkte; 2) Löslichkeit; 3) Kältemischungen; 4) Ausdehnung; 5) Capillarerscheinungen; 6) Specifische Gewichte; 7) Thermochemisches; 8) Verschiedene Erscheinungen und Vorschriften. 13) Wiedemann, G., Die Lehre von der Elektricität. Bd. 4. Braunschweig, Friedrich Vieweg und Sohn. 14) Zacharias, J., Transportable Accumulatoren. Berlin, W. und S. Loewenthal.