Titel: Faserstoffe.Neuerungen in der Papierfabrikation.
Autor: Alfred Haussner
Fundstelle: Band 310, Jahrgang 1898, S. 133
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Faserstoffe.Neuerungen in der Papierfabrikation. Von Prof. Alfred Haussner, Brünn. (Fortsetzung des Berichtes S. 106 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neuerungen in der Papierfabrikation. d) Vordruckwalzen. Die bereits erwähnten Bestrebungen, möglichst leichte und doch hinreichend widerstandsfähige und steife Siebwalzen zu erzielen, haben einige neue Vorschläge gezeitigt, die sich wenigstens theilweise an das früher Gesagte (vgl. 1894 294 32. 1896 301 151) anschliessen. So wird nach dem D. R. P. Nr. 88383 von Karl Ludwig Kurtz in Reutlingen der Kern der Vordruckwalze aus einem vollen Metallcylinder herausgefräst, um eine möglichst sichere Verbindung zwischen den einzelnen Stäben, welche dann den Kern bilden (Fig. 74), und dabei eine relativ billige Herstellung zu erzielen, besser als es durch Löthen zu erreichen ist. Selbstverständlich hat man ein weites Spiel hinsichtlich der Form der stehen bleibenden Theile. Man kann dieselben z.B. ganz gut gegen aussen kantig zulaufen lassen, um dadurch den Flüssigkeitstheilchen, welche durch das auf das Gerippe gezogene Sieb ins Innere dringen, möglichst wenig Hindernisse entgegen zu stellen, wie es z.B. bei der Sieb walze von Kufferath (vgl. 1896 301 150) bereits durch besondere, dreikantig prismatische Stäbe angestrebt worden ist. Textabbildung Bd. 310, S. 132 Fig. 74. Kern der Vordruckwalzen nach Kurtz. Zu demselben Endzweck stellt Gottlieb Heerbrandt in Raguhn nach D. R. P. Nr. 92531 seine bereits 1896 301 151 erwähnten Sieb- bezw. Vordruckwalzen mittels gestanztem Bleche derart her, dass sich zwischen den Löchern Rippen von spitzdachförmigem Querschnitt ergeben, welche nach aussen vorragen. Um sich von den schädlichen Einflüssen desjenigen Wassers zu befreien, welches doch durch das Sieb in das Innere dringt, wird das Wasser aus dem Siebinneren der Vordruckwalzen gemäss der Construction von Andreas Kufferath (D. R. P. Nr. 91335) durch Schöpfen entfernt, was bei anderen Maschinen, die ähnlichen Zwecken dienen sollen, auch in ähnlicher Weise sich bereits vorfindet. Wir sehen in Fig. 75 und 76 die Achse a der Vordruckwalze hohl, daran schliessend eine Rinne c, welche bei b, und zwar mit Gefälle beiderseits, in die hohle Achse mündet, während im Inneren Schaufeln d mit dem Cylinder sich drehen. Diese Schaufeln fassen das in die Walze gedrungene Wasser und giessen dasselbe, wie besonders Fig. 76 deutlich zeigt, in die Rinne c aus, worauf es durch die hohle Achse unschädlich weiter geleitet wird. Ausser mit dem Wasser hat man auch noch mit Schaum zu kämpfen, welcher bei den Vordruckwalzen recht unangenehm werden kann. Um die Schaumgefahr zu beseitigen, wird gemäss mehrerer principiell gleichartiger Vorschläge, z.B. nach dem D. R. P. Nr. 89533 von The New Paper-Makers Engineering and Dandy Roll Patents Company, so vorgegangen, dass man durch Oeffnungen der hohlen Walzenachse Dampf- oder warme Luftstrahlen in das Innere und von da durch das Sieb nach aussen dringen lässt. Damit nicht etwa Condensationswasser schädigt, wird dieses aus der Achsenhöhlung seitlich abgeleitet; auch sind die Austrittsöffnungen des Dampfes als gegen die Mittelachse gerichtete Röhrchen ausgebildet. Textabbildung Bd. 310, S. 133 Construction von Kufferath. Textabbildung Bd. 310, S. 133 Fig. 77. Herstellung der Wasserzeichen nach Hoesch. Ganz von selbst soll die Schaumbildung bei der Vordruckwalze von Harry E. Wambold in Appleton nach U. S. P. Nr. 566825 dadurch vermieden werden, dass bei dem aus zusammengelötheten Drähten erzeugten Gestell, das kaum von der 1894 294 32 beschriebenen Construction von Tucker abweicht, die Kreuzungsstellen weit aus einander gelegt werden, weil gerade diese die Anhäufung von Schaum nach den Angaben des Erfinders veranlassen. Endlich sei noch hier bei den Vordruckwalzen der Wasserzeichen gedacht, welche nach dem D. R. P. Nr. 75236 von Emil Hoesch in Düren erhöht hergestellt werden. Die Vordruckwalze a auf der Achse b (Fig. 77) wird für alle zu erzeugenden Muster benutzt. Auf sie werden cylindrische Rohre c geschoben, die aus Aluminium, Kupfer, Zink oder Messing bestehen und dem Muster entsprechend gelocht sind. Es können auch gemusterte Metallrohre unmittelbar, ohne Unterlage eines Schlauches, über Rosetten, welche auf einer durchgehenden Achse sitzen, geschoben werden. In die Durchlochungen der Rohre wird durch den Druck der Walze das noch nachgiebige Stoffmaterial gedrängt, wodurch echte, erhabene Wasserzeichen entstehen. e) Pressen. Bei jenen Papieren, bei welchen zur Herstellung ein Obertuch aus Metallgewebe verwendet wird, kann durch die Vorgautschwalzen nur ein Theil des ausgepressten Wassers, und zwar von der unteren Vorgautschwalze aufgenommen werden. Ein anderer Theil des Presswassers füllt die Maschen des Messingsiebes aus, geht mit diesem weiter und hat hinter den Vorgautschwalzen Gelegenheit, wieder ins Papier zurück zu gelangen. Das Papier kommt dann noch recht sehr feucht in die Gautschpresse und kann dort allenfalls zerdrückt werden. Um die Wirksamkeit des Obertuches zu verbessern, schlägt Ferd. Andres in Rheinbrohl nach D. R. P. Nr. 92072 vor, das Obertuch selbst wassersaugend zu machen, indem es aus einem Gewebe von Gespinnstfasern erzeugt wird, dessen Festigkeit und Dauerhaftigkeit durch ein Drahtgewebe, ein Haarsieb, feste Gaze oder durch ein Blech, welches mit dem Gewebe etwa vernäht wird, zu erhöhen ist. Es könnten aber auch zwei Drahtsiebe genommen werden, zwischen welchen sich wassersaugende Stoffe, wie Schwämme, Kork u. dgl. befinden. Die Fig. 78 lässt die principielle Anordnung erkennen. Das Langsieb f läuft über die Spannwalzen g, Brustwalze a, Registerwalzen h, Sauger c zur Gautschpresse e. Das Obertuch h läuft oberhalb des Papierblattes, aber unter den Vorgautschwalzen d, bezw. u, über die Regulirwalze o, zwischen den Spritzrohren pp, durch die Wasserrinne q zur Presse, welche aus den beiden Walzen r und s gebildet wird, und dann über t zu den Vorgautschwalzen zurück. Damit. das Papier nicht etwa am Obertuche hängen bleibt, befindet sich gerade unter der letzten Vorgautschwalze u ein schwacher Sauger. Textabbildung Bd. 310, S. 133 Fig. 78. Anordnung nach Andres. Um die Oberwalze der Gautschpresse auf beiden Seiten gleichmässig und bequem anheben, überdies die Oberwalze, wenn es nothwendig ist, zu entlasten, wendet Carl Hemmer in Neidenfels nach D. R. P. Nr. 84042 bei seinen Gautschpressen die folgende Construction an. Die Oberwalze a0 (Fig. 79) ist in Hebeln h gelagert, deren Drehungsachse i im Schlitze m stellbar ist, um die Walze weiter vor oder zurück zu bringen. Dabei belastet der Hebelarm v mit dem Gewichte r die Oberwalze, erhöht also den Druck gegen die Unterwalze d, wenn v in dervoll gezeichneten Lage in der Hülse u steckt, wobei die Schraube k zum Klemmen benutzt werden kann. In der punktirt gezeichneten Lage entlasten offenbar v und r. Um a gleichmässig anzuheben, ist der Hebel h nach der anderen Seite zu einem Hebel w verlängert, dessen Ende links eigenthümlich gekrümmt gestaltet ist. Wirkt auf diese Krümmung die Excenterscheibe x, mittels des Wurmrädertriebes z von y aus bewegt, so wird w niedergedrückt, also a gehoben. Damit dieser Hub aber möglichst gleich gross ausfällt, mag die Achse i sich wo immer im Schlitze m befinden, so ist eben die Endkrümmung von w1 dem geänderten Hebelverhältniss und der Verschiebung entsprechend zu gestalten. Textabbildung Bd. 310, S. 134 Fig. 79. Construction von Hemmer. Textabbildung Bd. 310, S. 134 Fig. 80. Construction von Emmel. Um die Papierbahn mechanisch von der unteren Gautschwalze auf den Filz der ersten Nasspresse zu überführen, verwendet Robert Emmel in Merken bei Düren die beiden durch D. R. P. Nr. 83801 und 83802 geschützten Constructiones In Fig. 80 wird die der Untergautschwalze b am nächsten liegende Filzleitwalze d beweglich gelagert. Der Lagertheil f ist nämlich mit einem ⊥-förmig ausgebildeten Stück verbunden, wobei der Steg aufrecht durch den Schlitz h des Gestelles i geht, während die Platte k mit dem Lager fuss durch die Schraube l verbunden ist, wodurch der ganze Lagerkörper der Walze d an i gut geführt ist. Auf dieses Lager wirkt nun durch Vermittelung der Feder t im Gehäuse u der Druck einer Schraubenspindel m, welche bei n geführt und verschiebbar, aber nicht drehbar ist. Gedreht wird die Mutter in der Nabe des Schneckenrades o durch eine Schnecke p auf einer Achse q, welche gemeinsam für beide Lagerstücke f ist, indem die Kurbel s von Hand aus bethätigt wird. Soll das Blatt von b abgenommen werden, so wird durch die geschilderte Vorrichtung die Walze d bis zur Berührung mit b angeschoben. Ist das Blatt ordentlich vom Filze e gefasst, so wird d zurückgezogen. Die kleine Anspannung, welche der Filz dabei erfährt, dürfte kaum von merklichem Einfluss auf den Gang der Maschine sein. Textabbildung Bd. 310, S. 134 Fig. 81. Construction von Emmel. Ganz unabhängig von dieser Erwägung ist man aber bei der zweiten Emmel'schen Construction. Wir sehen in Fig. 81 bei ab die beiden Gautschwalzen, bei d den Nassfilz, welcher um die Walze c geht, die hier festgelagert ist, im Gegensatz zu d bei Fig. 80. Hier wird auch c absichtlich etwas weiter von b gelegt und die Aufgabe, die Papierbahn auf den Nassfilz zu überführen, einer Hilfswalze e überlassen, e ist im Ständer f auf dem Gestelle g der Papiermaschine lothrecht verschiebbar. Die Lager gleiten in Führungen i mit Hilfe der Schraubenspindel k, welche ihre Mutter in der Nabe des Kegelrades l findet, das durch Rad m auf der Achse n durch die Kurbel o gedreht werden kann. Um bei dem Leiten der Papierbahn oder auch von Filzen, welche das Papier mitführen, zu vermeiden, dass Längsfalten entstehen, sind verschiedene Breithaltevorrichtungen erdacht worden (vgl. z.B. 1896 301 145). Auch diesmal ist einiges in dieser Richtung zu verzeichnen. Arthur Schwarz in Berlin-Schöneberg sagt im D. R. P. Nr. 88252, dass in Folge des Durchhängens der Papierbahn bei längsgerieften Walzen, welche übrigens die Luft gut ableiten und dadurch Luftblasen verhindern können, Längsfalten entstehen. Deshalb wendet Schwarz Leitwalzenan, welche in der Mitte etwas schwächer sind, also an den Enden grösseren Durchmesser besitzen. Weil dadurch auch an den Enden sich eine grössere Umfangsgeschwindigkeit ergibt, so wird das Papier in die Breite gezogen, also dem Bilden von Längsfalten entgegengearbeitet. Textabbildung Bd. 310, S. 135 Selbsthätig wirkende Filzführung von Hartmann. Eine selbsthätig wirkende Filzführung wird nach einem britischen Patente von M. G. Hartmann in der Papierzeitung, 1897 S. 1417, beschrieben. Wir sehen, dass die Filzleitwalze aus Stäben a gebildet wird (Fig. 82 und 83), welche zwischen sich noch schmale Räume b frei lassen. Die Stäbe a werden durch die Mittelscharniere c auf einer Nabe d mit der Welle e verbunden, aber auch noch aussen durch Gelenkstheile fgh getragen, h ist auf der Welle e verschiebbar. Stellringe i regeln die weitest mögliche Verschiebung der Theile h gegen die Walzenmitte. Verläuft nun ein Filz nach irgend einer Seite, so drückt er auf dieser die Stäbe a nieder, während diese auf der anderen Seite sich heben, dadurch dort einen grösseren Radius veranlassen, woraus ganz ähnlich, wie eben vor geschildert, das Streben folgt, den Filz nach dem grösseren Halbmesser hin, also wegzuziehen von jener Seite, wohin er sich verlaufen hat. Textabbildung Bd. 310, S. 135 Regelung des Filzlaufes nach Witham. Textabbildung Bd. 310, S. 135 Fig. 86. Hydraulische Presse von Füllner. Indem eine Filzleitwalze selbsthätig schief gestellt wird, dann, wenn der Filz aus der Richtung kommt, wird der Filzlauf bei der Ausführung von George S. Witham in Oconto Falls nach U. S. P. Nr. 585147 geregelt. Fig. 84 stellt eine Filzleitung x1 über Walzen x, a und f dar. Walze a hat nun lose auf der Achse befindliche, etwas kegelige Scheiben b mit Schnurrollen c (Fig. 85). Läuft nun der Filz nach irgend einer Richtung seitlich, so wird durch Reibung eine der Rollen b, also auch c gedreht, somit auf c Schnur e aufgewickelt und die Walze f schief gestellt, weil an das Gestelle g die Schnüre e angeschlossen sind und g, welches die Zapfen von f umfasst, selbst um einen Zapfen i sich drehen kann. Bekanntlich müssen die Nassfilze gewaschen, also mit Wasser durchfeuchtet und dann wieder ausgepresst werden. Die Walze, welche letzteres zu besorgen hat, wird gewöhnlich durch einen langen Gewichtshebel belastet, der, tief unten im Gestelle liegend, kaum oder nur schwer gestattet, den Druck zu regeln, nachzusehen u. dgl. H. Füllner in Warmbrunn baut nun nach D. R. P. Nr. 85098 eine bequem zugängliche, elastische und leicht regelbare hydraulische Presse mit oder ohne Hebelübersetzung. In letzterem Falle wird der Hebel im Gegensatz zu älteren Ausführungen nur kurz gehalten, um unter dem Schwingen eines solchen grossen Hebels nicht zu leiden. Bei grösserer Masse desselben kann derselbe durch seine lebendige Kraft verhindern, dass die durch ihn belastete Walze so rechtzeitig nachgibt, dase nicht etwa an eingelaufenen Falten der Filz zerdrückt werde. In Fig. 86 ist eine Anordnung mit verhältnissmässig kleinem Presshebel h gezeichnet, xy bilden die gewöhnliche Nasspresse, u ist der dazwischen liegende Filz, welcher aber in endloser Bahn auch nach unten geleitet, aus den Rohren pp1 abgespritzt, durch Walze w ausgewrungen, durch Rohr p2 neuerlich genässt wird und darauf zwischen y und y1 gelangt, um durch den Druck zwischen diesen beiden Walzen gehörig ausgepresst zu werden. Dabei wird die Walze y1 durch Vermittelung der Stellschraube s von dem auf das rechte Ende von h wirkenden Drucke angepresst. Dieser wird durch Presswasser hervorgerufen, welches durch Rohr b auf der einen, durch c auf der anderen Maschinenseite in Druckcylinder z geleitet wird, und auf Plunger k wirkt, auf denen eben lose das Ende von Hebel h liegt, k ist aber hohl gemacht und befindet sich in k eine durch Benutzung des Schräubchens l regelbare Luftmenge, die zwischen dem Presswasser und dem Kolben k ein elastisches Kissen abgibt, wodurch der Walzendruck zwischen y und y1 nicht so hart wird. Das Presswasser wird übrigens von einem genügend hoch gelegten Reservoir oder von einer Druckwasserleitung bezogen, durch Rohr a, den Stutzen r und durch die beiden Absperrventile vv1 nach den beiden Seiten geleitet. Sicherheitsventilemit einstellbaren Gewichten auf Hebeln v2 v3 gestatten, jenen specifischen Druck zu wählen, der dem besonderen Falle angepasst ist. Bei dem Auspressen der Nassfilze wurde beobachtet, dass das Wasser die Neigung hat, längs der Ränder die Drehung der Walze mitzumachen. Dadurch bleiben die Ränder des Filzes übermässig feucht, die Papierbahn wird daher an den Rändern auch nicht so gut entwässert, sie ist daselbst dann auch weniger widerstandsfähig und reisst leicht ein. Um diesen Uebelständen zu steuern, soll eine in der Papierzeitung, 1896 S. 2484, angegebene, zum Patent angemeldete Erfindung dienen. Danach wird an die Stelle, wo der Rand des Nassfilzes die Presswalze verlässt, ein so kräftiger Luftstrom in der Achsenrichtung geblasen, dass das an der Walze adhärirende Wasser weiter einwärts gedrängt und dadurch unschädlicher gemacht wird. Um insbesondere den Filz der Obertücher (bei schwachen Papieren) von angesetzten Fasern frei zu machen, wollen Chr. Christophersen in Christiania und Olaf Wahlberg in Trondhjem nach D. R. P. Nr. 90028 einen einstellbaren Schaber gebrauchen, der den Stoff ablöst, nachdem vorher ein Spritzrohr die auf dem Filz festgesetzten Fasern schon etwas gelockert hat. So ein Schaber ist aber doch ein recht bedenkliches Mittel für die Dauer des Filzes, weil der Schaber doch ziemlich stark angreifen muss, sofern er seinen Zweck erfüllen soll. Textabbildung Bd. 310, S. 136 Fig. 87. Walze von Lewthwaite. Weil sich feine Fäserchen, wie auch Füllstoffe, Farbentheile u. dgl., ziemlich in die Poren der Filze setzen können, werden manchmal recht energisch wirkende Vorkehrungen gebraucht, so z.B. auch mit Nadeln versehene Walzen, zum Lochen der Filze. Offenbar rechnet man darauf, dass durch die von den Nadeln erzeugten kleinen Löcher die Schmutztheile leichter entfernt werden. Aber wie leicht können solche Nadeln die Filze ernstlich schädigen. Von George Walter Lewthwaite werden allerdings nach U. S. P. Nr. 567484 sehr feine, aber lange und daher recht nachgiebige Nadeln vorgeschlagen. Wir sehen in Fig. 87 eine solche Walze c von Armen a getragen, welche mit Achse b1 in Lagern b0 dreh-, also in der Höhenrichtung einstellbar sind. In Keilnuthen der Walze c befinden sich, durch härteres Futtermaterial b2 geschützt, Stränge von biegsamem, elastischem Stoff b3, durch welchen, ähnlich, wie es bei Krempelbeschlägen vorkommt, Nadeln b4 gestochen worden sind, die über den Walzenumfang nur wenig vorragen. Luft- und Wasserblasen, welche zwischen der Papierbahn und dem sie tragenden Filz entstehen, können unter Umständen recht unangenehm werden. Louis Keim in Rees will dieselben nach D. R. P. Nr. 87249 bezw. D. R. P. Nr. 87250 dadurch entfernen, dass er entweder eine Walze von ausreichendem Gewicht frei drücken lässt, während Gabellager das Ausweichen in der Längsrichtung der Papierbahn verhindern, oder es wird diese Hilfswalze mit Hilfe eines Gewichtshebels angedrückt. Ob letztere Ausführung insbesondere beim Anlaufen von Filz und Papier an einen Trockencylinder günstig wirkt, scheint doch fraglich, wenn wir insbesondere an die Vorrichtung von Wagner und Co. (vgl. 1896 294 52) denken, wo gerade ein Raum zum bequemen Entweichen von Luft, die sich zwischen Papier und Filz festgesetzt hat, eröffnet wird und das Herausdrücken der Luft dem nothwendiger Weise zwischen Papier und Trockencylinder vorhandenen Druck überlassen wird. f) Trocknen. Textabbildung Bd. 310, S. 136 Fig. 88. Trockencylinder von Böttger. Wenn gewöhnliche Trockencylinder angewendet werden, empfiehlt Max Böttger in Düren nach D. R. P. Nr. 93582 die im Folgenden skizzirte Anordnung. Die Papierbahn a (Fig. 88) wird über eine Leitwalze vorerst frei dem ersten Trockencylinder b zugeführt und weiter unten erst durch den Filz d, der über Rollen ef in endloser Bahn geleitet wird, an den Trockencylinder gedrückt. Der Filz bedeckt das Papier aber nicht lange, weil es weiter oben, frei gegen auswärts, den Trockenfilz bei dem Wege über den Trockencylinder g unter sich lässt. Dadurch soll nach den Angaben des Erfinders flotteres Trocknen erzielt werden, denn, so schliesst der Erfinder, der Wassergehalt kann ungehindert nach aussen abziehen. Allerdings kann dies aber hauptsächlich nur auf Kosten jener Wärmemenge geschehen, welche das Papier, während es an der Wand des Trockencylinders a unmittelbar angelegen ist, aufgenommen hat. Denn während des Laufes über den Cylinder g hindert der Trockenfilz gewiss ziemlich stark die Abgabe von Wärme an das Papier. Nachdem g ungefähr zu drei Vierteln umspannt worden ist, gelangt das Papier so auf einen dritten Trockencylinder c, dass es vom Filz d wieder an die Umfläche des Cylinders gedrückt und so neuerlich erhitzt wird, worauf das Spiel sich in ähnlicher Weise bei folgenden Trockencylindern wiederholt. Besonders vortheilhaft soll die Ausführung dann sein, wenn die oberen Cylinder g frei aufliegen auf den unteren und, ohne besonderen Antrieb, nur durch Reibung mitgenommen und vom Verlaufen durch seitliche Ränder, die sich an die Böden von b und c lehnen, geschützt werden. Auch werden bei dieser Anordnung statt eines langen Filzes mehrere kurze gebraucht, die unten eine tischartige Fläche, z.B. zwischen Leitwalze e und dem Cylinder b, darbieten, durch welche die etwa herabfallende Papierbahn sicher gegen den Trockencylinder geführt wird. Bekanntlich wird diejenige Seite der Papierbahn glatter, welche beim Trocknen auf der glatten Fläche des Trockencylinders liegt. Deshalb führt man das Papier meist so, dass die sonst ganz naturgemäss rauhere Seite, welche bei der Papierbildung beim Siebe sich befand, an die Trockencylinder wand gepresst wird, wenn man einseitig glatte Papiere zu erzeugen beabsichtigt. Nach dem Vorschlage von Heinrich Hoeborn in Blechhammer (D. R. P. Nr. 83800) wird aber, indem das Papier durch Filze geeignet geleitet wird, die am Sieb oben befindlich gewesene, also die ohnehin glattere Seite an den Trockencylinder gedrückt, wodurch noch bessere einseitige Glätte erzielt wird. Hochglanz ist natürlich auf diese Art auch noch nicht zuerreichen. Deshalb bringt Albert Ehinger in Raths-Damnitz nach D. R. P. Nr. 84044 eine Frictionswalze an, welche, in geeigneten Ständertheilen mit gewisser Beweglichkeit gelagert, an die Umfläche eines Trockencylinders gedrückt wird und durch Streichen, vermöge der Relativbewegung zwischen Trockencylinder und Frictionswalze, Hochglanz, übrigens nach demselben Princip wie bei Frictionskalandern, hervorruft. Textabbildung Bd. 310, S. 137 Trockencylinder von Mandot. Die richtige Spannung bei den heute noch meist üblichen, sehr langen Trockenfilzen nicht bloss zu treffen, sondern auch unter naturgemäss wechselnden Verhältnissen zu erhalten, verursacht manche Schwierigkeit. Gewiss hat man in die Pilzleitungen Spannwalzen eingeschaltet, aber diese richtig einzustellen, ist meist ganz dem Gefühl eines Arbeiters überlassen, so dass es keineswegs zu wundern ist, wenn da Fehler, zu starke oder zu schwache Spannung, entstehen. Selbst bei augenblicklich richtiger Einstellung veranlasst schon der wechselnde Feuchtigkeitsgehalt der Pilze Spannungsänderungen. Es hat deshalb eine eigentlich recht einfache Einrichtung von Thomas Pusey, Th. H. Latimer und Th. H. Savery (U. S. P. Nr. 569031), also von der berühmten amerikanischen Papiermaschinenfabrik The Pusey and Jones Company in Wilmington, vieles für sich. Es werden nämlich in die Pilzleitung ausser den in üblicher Weise mittels Schrauben, welche von einem Arbeiter nach Bedarf bethätigt werden, verstellbaren Spannwalzen, noch andere Walzen eingeschaltet, welche durch Vermittelung von Gewichten immer nach einer Seite gezogen werden, und dadurch dauernd dem Trockenfilze dieselbe Spannung verleihen. In eigenthümlicher Weise soll nach U. S. P. Nr. 550988 von Jean Mandot in New Orleans der Heizdampf zu- und das Condenswasser abgeleitet werden. Wir bemerken in Fig. 89, dass der Trockencylinder aus zwei Mänteln f gebildet wird, welche durch geeignete keilförmige Nuthen i mit den Deckeln bb1 und durch Schrauben g verbunden werden. In den Hohlraum zwischen den beiden Mänteln f münden mehrere radiale Kanäle c, welche ihrerseits mit dem Dampfeinlasschlitz h oben (vgl. auch Fig. 90) und dem Auslasschlitz k unten periodisch communiciren. h übergreift nämlich immer zwei Kanalmündungen c reichlich, so dass fortwährend sicher Heizdampf eintreten kann, k berührt noch zwei Bohrungen von unten. Kanäle h und k befinden sich im Körper a, welcher durch Bronzescheibe p, Kautschukplatte r und Mutter n auf der Drehungsachse dichtend an den rechten Deckel b1 angedrückt wird. Leider explodiren nicht selten anscheinend ganz befriedigend ausgeführte Trockencylinder. Die Ursache ist wohl mindestens theilweise in der Anwendung des Gusseisens zu suchen, das ja gewiss viele Vortheile bietet, aber vermöge der Art und Weise, wie es verarbeitet werden muss, zu oft höchst bedenklichen Fehlern Anlass gibt, welche mit bestem Willen nicht erkennbar sind, aber doch die ohnehin geringe Widerstandsfähigkeit des Gusseisens noch weiter herabdrücken. Deshalb ist das U. S. P. Nr. 590928 sehr beachtenswerth, weil dort Friedrich Wippermann in Stotzheim eine Construction angibt, bei welcher eine Explosion, trotz der Anwendung des Gusseisens für den Hauptkörper und besonders für die Mantelfläche ausgeschlossen erscheint. Denken wir uns in der eben vorher beschriebenen Ausführung den Doppelmantel noch geräumiger gemacht und in diesen Hohlring eine Spirale aus Heizröhren verlegt, deren Ein- und Ausmündung gedichtet durch die hohlen Zapfen des Cylinders geht, so haben wir den Kern der Sache hervorgehoben. Dabei ist gesorgt (durch schlechte Wärmeleiter), dass gegen die Innenmitte des Trockencylinders die Wärmeabgabe thunlichst beschränkt wird, während sie gegen aussen möglichst befördert wird. Dies wird erreicht durch sehr dünne, wärmeabgebende Wände gegen aussen. Dadurch, dass der Heizdampf in einer Spirale kreist und nicht unmittelbar die Trockencylinder wände bespült, ist natürlich die neue Construction gegenüber den gebräuchlichen für die Wärmeabgabe im Nachtheil. Weil aber jetzt auch der Heizdampf die Cylinderwände nicht drückt, können diese noch merklich dünner gehalten werden, so dünn, als eben der Gussprocess nur immer gestattet. Sind die Cylindermäntel aber sehr dünn, so wird möglicher Weise der Nachtheil der indirecten Erwärmung reichlich wett gemacht und der Vortheil der Explosionssicherheit tritt um so mehr hervor. Textabbildung Bd. 310, S. 137 Fig. 91. Trockenanlage von Bräuner. Auf etwas Aehnliches kommt auch eigentlich die Trockenanlage von Wilhelm Bräuner in Weissenfels nach D. R. P. Nr. 88027 hinaus. Nur werden hier hauptsächlich deshalb, um eine rost- und möglichst schmutzfreie Unterlage zu schaffen, statt der Trockencylinder endlose, von innen geheizte Metallblechbänder benutzt. Wir sehenin Fig. 91 die Papierbahn p1 von der Nasspresse p gegen die erste Trocknung bei I ziehen. Ein Metallgewebe b ist endlos um Leitwalzen w1 (wie überhaupt in dieser Figur die Leitwalzen für die endlosen Metallblechcylinder benannt werden), während innerhalb, wie auch an anderen Stellen der Figur, kleine Kreise h Heizkörper andeuten. Bei I wandert das Papier unbedeckt über das geheizte Metallgewebe b, weil das Papier noch sehr nass ist, daher viel Feuchtigkeit abgibt, welche möglichst ungehindert abziehen soll. In den Heizabtheilungen II bis VI sind aber auch Trockenfilze f1 angewendet. Für den bei Heizabtheilung IV benutzten Filz bemerken wir auch bei f einen Filztrockencylinder, l1 sind die zahlreichen Filzleitwalzen, w ist als Frictionsleitwalze gedacht, um einseitige Glätte hervorzurufen. Es ist selbstverständlich, dass man sich, was Form und Zahl der Trockenkörper anbelangt, sehr leicht besonderen Verhältnissen anpassen kann. Textabbildung Bd. 310, S. 138 Fig. 92. Anordnung von Pitzler. Bei der zuerst von Kaiser ausgebildeten Trocknung, wobei unmittelbare Berührung geheizter Metallflächen vermieden wird, sind mannigfache Abänderungen, Zuthaten u. dgl. ausgeführt worden. So finden wir im D. R. P. Nr. 87578 einen Zusatz zu der 1896 301 146 beschriebenen Ausführungsform nach D. R. P. Nr. 81608. Im Zusatzpatente zeigt Leopold Zeyen, Inhaber der bekannten Firma Gottlieb Heerbrandt in Raguhn, dass auch einzelne Bogen nach diesem Verfahren gut getrocknet werden können. Es werden nämlich zwei Transportsiebe benutzt, welche über einen perforirten Blechcylinder gehen, in dessen Innerem die Heizrohre u. dgl. liegen. Zwischen den beiden Transportsieben sind die zu trocknenden Bogen eingeschlossen. Wenn nur durch bewegte Luft getrocknet werden soll, welche durch Windflügel im Inneren von Haspeln erzeugt wird, um welche die Papierbahn geführt wird (Windhaspel), so drückt die bewegte Luft die Papierbahn von den Haspeln ab. An anderer Stelle, wo von aussen geblasen wird, legt sich das Papier wieder fest an den Haspel an. Durch diese entgegengesetzten Einflüsse können Faltenbildungen, sogar Bisse u. dgl. entstehen. Um dem vorzubeugen, führt Heinrich Pitzler in Birkesdorf bei Düren nach D. R. P. Nr. 88007 die durch einen ausserhalb des Haspels liegenden Ventilator bewegte Luft geschickt um den Haspel. Die Papierbahn p (Fig. 92) legt sich um den Haspel h mit Stäben l. Von innen bläst der Luftstrom, den der Ventilator r hervorruft, nach aussen, von aussen aber der durch den Ventilator v erzeugte und durch die Wand m geleitete Luftstrom nach innen, so dass der Druck gut ausgeglichen wird und die Papierbahn ohne Spannung, also derart, dass sie sich ungehindert zusammenziehen kann, über den Haspel h geht. Aehnlich trifft es sich beim Haspel h1, worauf das Papier um einen gewöhnlichen Trockencylinder c geleitet wird, an welchen aber die Papierbahn nicht durch einen Trockenfilz, sondern auch durch eine ähnliche Ventilatoranordnung gedrückt wird, wie wir sie bei Haspel h bereits kennen gelernt haben. Auch hier kann sich also das kaum gespannte Papier frei zusammenziehen, was unter Umständen bei der energischen Trocknung durch geheizte Trommeln erwünscht ist. Darauf kann die Papierbahn nochmals über einen Windhaspel h2 von bereits bekannter Einrichtung gehen oder sie wird gleich über die Leitwalze s1 nach s2 und s3 und dann weiter zu den Trockencylindern t geführt, wobei ein Trockenfilz f die jetzt sclon starrer gewordene Papierbahn p an die Mantelfläche von t drückt, so dass kleinere Unebenheiten und Wellen verschwinden. (Fortsetzung folgt.)