Titel: Theerbrenner für Schiffskessel.
Fundstelle: Band 310, Jahrgang 1898, S. 188
Download: XML
Theerbrenner für Schiffskessel. Mit Abbildungen. Theerbrenner für Schiffskessel. Die Fairfield-Schiffswerft zu Govau rüstet gegenwärtig ihre Kessel mit Einrichtungen aus, welche die Verwendung des Kohlentheers als Heizmaterial gestatten. Die dem Engineering vom 20. October 1898 entlehnten Fig. 1 bis 5 lassen die Zuführung des Theers zum Kessel und die wesentlichen Einzeltheile erkennen; wie in Fig. 1 ersichtlich, befindet sich links vom Kessel ein grösserer Vorrathsbehälter für den Theer, welcher durch eine den Behälter durchziehende Heizschlange flüssig erhalten wird. Aus diesem Hauptbehälter wird der flüssige Theer in ein über Höhenlage der Brenner angebrachtes Speisereservoir gepumpt, um, in diesem durch eine Heizschlange flüssig erhalten, den beiden Brennern selbsthätig zuzufliessen. Bevor diese erreicht werden, zweigt sich die Theerleitung nach rechts und links und wird durch zwei in Fig. 2 näher ersichtliche Kuppelungsstücke mit einer Dampfleitung verbunden. Von diesen an der Kesselstirnwand befestigten Verbindungstheilen führt je ein ¾zölliges Rohr Theer und Dampf getrennt den Brennern zu. Die Bestimmung dieses Kuppelungsrohrs geht weder aus der Beschreibung noch aus der Zeichnung hervor, es sei denn, um der Ausdehnungder Rohre Rechnung zu tragen; Theer und Dampf werden vollständig getrennt bis zur Ausmündung des Brenners zugeführt. Textabbildung Bd. 310, S. 189 Fig. 1. Kohlentheerfeuerung. Textabbildung Bd. 310, S. 189 Fig. 2. Kuppelungsrohr. Die Ausführungsform des letzteren ist aus den Fig. 3 bis 5 ersichtlich; eine wagerechte Wand trennt den Brenner in zwei Theile, der obere ist für Theer, der untere für Dampf bestimmt. Um die durch Stillstände im Betriebe unvermeidlichen Verstopfungen in Folge des Erkaltens und Festwerdens des Theers im Brenner zu beheben, zweigt kurz vor dem Brenner von der Dampfleitung ein schwächeres Rohr ab nach der für Theer bestimmten, oberen Kammer des Brenners, so dass durch Oeffnen eines Hahns in dieser Zweigdampfleitung die dem Durchfluss entgegenstehenden festeren Theermassen ausgeblasen werden können. Ausserdem kann durch Abschrauben des düsenförmigen Mundstücks das Innere des Brenners gründlich gereinigt werden. Textabbildung Bd. 310, S. 189 Theerbrenner. Das erste Anzünden geschieht von Hand aus. Speciell für Schiffe dürfte sich diese Einrichtung empfehlen wegen der Vorzüge des flüssigen Brennmaterials, von welchen besonders hervorzuheben sind die sehr leichte und schnelle Aufnahme und das bequeme Unterbringen des Heizmaterials in jedem Schiffsraume, das Fortfallen der Beschickung der Feuerung von Hand aus, die damit zusammenhängende Erhöhung des calorimetrischen und ökonomischen Effects und die zweifelsohne grössere Reinlichkeit des ganzen Betriebes; einer Explosion der aus dem Theer entweichenden Gase muss, wie auch in Fig. 1 angedeutet ist, durch eine entsprechende Anzahl von Lüftungsröhren begegnet werden. Die auch anderen Feuerungen mit flüssigem Brennmaterial anhaftende Schwierigkeit besteht darin, dass zum Inbetriebsetzen des Brenners Dampf von entsprechender Pressung benöthigt ist, so dass zur ersten Dampfbildung entweder erst eine Holz- oder andere Feuerung unterhalten werden muss, oder aber es muss aus im Betrieb befindlichen Kesseln Dampf zur Verfügung stehen. Letzteres dürfte aber bei Schiffen mit mehr als einem Kessel stets zutreffen, so dass diese Schwierigkeit nicht schwer ins Gewicht fallen dürfte. Nach Angaben der Fairfield-Schiffswerft sollen sich die Kosten der Theerheizung gegenüber denjenigen bei Steinkohlenfeuerung sehr günstig stellen; während 116½ Betriebsstunden wurden weniger wie 9 t Theer gegenüber einem in gleicher Betriebsdauer stattgefundenen Verbrauche von 15 t Steinkohlen verfeuert; während bei der Kohlenheizung sich die Kosten einschliesslich Heizer für die Woche und doppelte Schicht auf 7 Pfund engl. 18 Schilling beliefen, betrugen sie unter sonst gleichen Umständen bei der Verwendung von minderwerthigem Theer nur 7 Pfund und 10 Schilling.