Titel: Roney's Dampfkesselheizung mit mechanischer Beschickung.
Fundstelle: Band 315, Jahrgang 1900, S. 174
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Roney's Dampfkesselheizung mit mechanischer Beschickung. Roney's Dampfkesselheizung mit mechanischer Beschickung. Bekanntermassen schreibt man den mit mechanischer Beschickung versehenen Dampfkesselheizanlagen eine ganze Reihe von Vorzügen zu, von denen allerdings manche lediglich dem einen oder anderen Konstruktionssystem wirklich nachgerühmt werden dürfen; für alle Fälle steht es aber ausser Frage, dass die genannten Einrichtungen im allgemeinen geeignet sind, eine wertvolle Gleichmässigkeit in der Dampferzeugung bezw. im Dampfdrucke erzielen zu lassen. Soll eine solche Heizanlage mit mechanischer Beschickung ihrem Zwecke vollkommen entsprechen, so muss sie fürs erste mit der äussersten Einfachheit der Konstruktion und des Betriebes leichte Zugängigkeit und unverwüstliche Dauerhaftigkeit verbinden; ferner muss sie rauchverzehrend wirken, wirtschaftlich sein, d.h. nur geringen Aufwand von Brennmaterial erfordern und es schliesslich zulassen, jede beliebige Kohlengattung in Verwendung zu bringen. Wie bereits angedeutet, entsprechen die bisher erfundenen zahlreichen Systeme mehr oder minder den soeben angeführten Anforderungen, allein diejenigen, welche in allen Punkten Genüge leisten, sind doch nur selten. Zu den letzteren zählt nach Le Génie civil (vgl. Bd. 37 S. 155) eine neue Roney'sche Heizeinrichtung, die namentlich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika grosse Verbreitung gefunden hat. Textabbildung Bd. 315, S. 174 Neue Roney'sche Heizanordnung mit mechanischer Beschickung. Die nähere Anordnung dieser in der That verhältnismässig einfachen Einrichtung lässt sich aus der perspektivischen Ansicht (Fig. 1) und dem senkrechten Querschnitte (Fig. 2) leicht ersehen. Aus dem Trichter A gelangen die Kohlen auf einen Treppenrost B, der gegen die Horizontale eine Neigung von 37° besitzt und zu unterst in einem Kippherde C endigt, der dazu dient, die Asche und Schlacken aufzunehmen und deren Beseitigung zu ermöglichen. Der in der Regel von einer höher gelegenen Sturzbrücke direkt aus den Zufuhrkohlenhunten in den Trichter A herabgestürzte Brennstoff wird mit Hilfe des beweglichen Bodenstückes D nach dem Roste befördert. Das Bodenstück D erhält nämlich eine hin und her gehende Bewegung mit Hilfe einer daran angebrachten Zahnstange, die in ein gezahntes Segment eingreift, das durch den Kurbelarm E vor und zurück gedreht wird. Auch die Stäbe R des Rostes B sind beweglich und zwar drehen sie sich aus der wagerechten Lage in eine zweite Endstellung, welche einer Neigung von 30° entspricht und aus der sie wieder in die horizontale zurückkehren. Diese wiegende Bewegung bewirkt der gezahnte Schieber G, der in seiner schrägen Lage durch die Zugstange H entsprechend weit auf und nieder gezogen wird. Der Antrieb des letzteren erfolgt mittels eines kurzen Bügels \frakfamily{U}, der gemeinsam mit dem Kurbelarm E an einem Arm W angelenkt ist, welch letzterer durch ein Exzenter Jeine langsam pendelnde Bewegung erhält. Das Exzenter J sitzt auf einer Transmissionswelle, die aussen an der Stirnplatte unter dem Trichter A auf Lagerträgern läuft. Durch Rechts- oder Linksdrehen des Rades K lässt sich die Gangweite des Bodenstückes D zwischen Null und dem Maximum ihres Weges beliebig einstellen, und man hat es auf diese Weise in der Hand, die Kohlenmenge, welche durch jede Umdrehung der Transmissionswelle bezw. des Exzenters J in den Heizraum und auf den Rost geschoben wird, genau dem jeweiligen Erfordernisse, oder mit anderen Worten, der Dampfmenge anzupassen, welche erzeugt werden soll. Ganz auf die gleiche Art kann auch die Amplitude des Ganges der Roststäbe durch Anziehen oder Lüften der Stellmuttern M und N, welche die Lage des mit dem Exzenterarme W verbundenen Gelenkbügels U bestimmen, nach Massgabe des Bedarfes reguliert werden. Jede der einzelnen Stufen des gusseisernen Rostes B setzt sich aus zwei Stücken zusammen, nämlich aus einem senkrechten Sohlstücke (Setzstufe) O (Fig. 1) und einer wagerechten, gerillten Längsplatte (Trittstufe) R (Fig. 1 und 2), auf welcher die brennende Kohlenschicht liegt, und die sonach der Zerstörung am meisten ausgesetzt ist; beide Stücke sind im rechten Winkel miteinander verschraubt. An den beiden Enden des senkrechten Teiles O befinden sich angegossene Drehzapfen, welche in den rechts und links im Heizraum eingemauerten gusseisernen Wangenträgern in gabelförmigen Einschnitten lagern, so dass also auf diesen Zapfen die ganze Stufe gedreht werden kann. An jedem der wagerechten Längsplatten R ist aber eine nach abwärts reichende angegossene Rippe vorhanden, deren unteres Ende die Form eines abgerundeten Zahnes besitzt, der in den gegenüber liegenden Zahnausschnitt des Schiebers G eingreift. Daher kommt es, dass der letztere jedesmal, so oft er durch H bezw. den Mechanismus TWJ aufwärts gezogen wird, die sämtlichen Roststufen um jenen Winkel, für welchen die Stellmuttern M und N einreguliert sind, neigt, und beim Rückgang wieder in die wagerechte Lage zurückbringt. Durch die geschilderte Anordnung der Roststäbe wird erfahrungsmässig die Unterhaltung auf ein Minimum herabgemindert, denn falls wirklich einmal eine Querplatte B zerstört und unbrauchbar würde, so lässt sich das Auswechseln der betreffenden Roststufe durch ein Ersatzexemplar ebenso leicht als rasch durchführen. Die sämtlichen Sohlstücke O sind, wie Fig. 1 ersehen lässt, nicht voll gegossen, sondern vielmehr mit mehreren, bei allen gleichförmig angeordneten Durchbrechungen versehen, welche also, da sie in einer Geraden hintereinander liegen, der unteren Flucht des ganzen Treppenrostes entlang blicken lassen und sonach eine Kontrolle des Feuers ermöglichen, ohne dass erst die Heizthür geöffnet zu werden braucht. Diese Durchbrechungen der Setzstufen O gestatten es ferner, leicht zu allen Teilen des Rostes zu gelangen, wenn es sich darum handelt, mit dem Schüreisen Schlacken abzustossen; ihr Hauptzweck ist es aber, die zur Verbrennung erforderliche Luft in möglichst reichem Masse zuströmen zu lassen. Zur Beseitigung der sich auf C ablagernden Schlacke und Asche wird einfach vom Heizer in gewöhnlicher Weise mittels der Zugstange T (Fig. 2) der in Gelenken schwebende Aschenrost C mehrmals zum Kippen gebracht, wobei die angesammelten festen Verbrennungsprodukte in den gemauerten Aschenkasten fallen, aus dem sie schliesslich mittels Krücken durch die Thür der Stirnplatte entfernt werden. Bei jenen Heizanlagen, in denen Anthrazit verwendet wird, bringt Roney zwischen dem untersten Absatze des Treppenrostes und dem Aschenroste C noch eine besondere Schutzvorrichtung S (Fig. 2) an, nämlich einen gusseisernen Schuber, der durch einen Hebelarm an die Zugstange T derart angelenkt ist, dass er sich in die Höhe hebt, sobald der Schaukelrost C zum Abwerfen der Asche gekippt wirdund umgekehrt ebenso unverzüglich sich wieder zurückzieht, wenn der Aschenrost seine Normallage wieder gewinnt. Diese Vorrichtung hat den Zweck, das Nachrollen des noch unverzehrten Brennmaterials während des Aschenableerens zu verhindern. Zur Herbeiführung einer vollkommenen Verbrennung ist der Heizraum zunächst des Kohleneintrittes durch ein aus feuerfesten Ziegeln hergestelltes Gewölbe XV (Fig. 2) überdeckt, über dem sich im Hohlraume O zurückgestaute Heissluft ansammelt, die durch mehrere im Gewölbe X eingesetzte senkrechte Kanäle auf den Brennstoff niederstreicht. Durch das Gewölbe wird die Hitze zusammengehalten; die Kohle wird in Koks umgewandelt und die hierbei freiwerdenden Gase mengen sich mit der aus X niederströmenden heissen Luft, um, über die brennende Koksdecke hinstreichend, im Heizraum zu verbrennen. Das vorstehend geschilderte Roney'sche Verfahren bietet, wie man sieht, unleugbar günstige Bedingungen für eine vollkommene Verbrennung und für einen rationellen sparsamen Heizbetrieb.