Titel: Das System der drahtlosen Telegraphie von Marconi vom Anbeginn bis zu seiner gegenwärtigen Entwickelung.
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, S. 475
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Das System der drahtlosen Telegraphie von Marconi vom Anbeginn bis zu seiner gegenwärtigen Entwickelung. (Fortsetzung von S. 453 d. Bd.) Das System der drahtlosen Telegraphie von Marconi vom Anbeginn bis zu seiner gegenwärtigen Entwickelung. Die nichtabgestimmte Wellentelegraphie von Marconi. Die beiden Vorrichtungen, nämlich der Hertz'sche Oszillator und der Branly-Lodge'sche Kohärer bilden nun die Grundlagen für die von Marconi geschaffene Wellentelegraphie. Die erste Form seiner Einrichtung bestand für die Sendestation (Fig. 12) aus dem Ruhmkorff-Apparat R, dessen Primärwickelung mit der Batterie B und dem Zeichengeber Z, und dessen Sekundärwickelung mit den beiden Entladekugeln EE verbunden war. Sobald nun durch Niederdrücken des Zeichengebers Z der Stromkreis der Batterie B geschlossen wurde, wobei ein selbstthätiger, hier nicht dargestellter Unterbrecher das in sehr kurzen Zwischenräumen erforderliche abwechselnde Oeffnen und Schliessen des Stromkreises besorgte, sprangen zwischen den beiden Entladekugeln Funken über und es strahlten von der Funkenstrecke elektrische Wellen in den Raum aus. In der Empfangsstation (Fig. 13) befand sich eine Batterie B, das Empfangsinstrument E, der eigentliche Wellenempfänger K und zwei Auffangplatten AA von beträchtlicher Grösse, welche in der angegebenen Weise so miteinander verbunden waren, dass die Batterie B samt dem Empfangsinstrumente E im Nebenschlusse zu den Auffangplatten AA sind. Der eigentliche Wellenempfänger bestand aus einer mit metallischem Pulver gefüllten Glasröhre K, in welche die beiden Ableitungsdrähte eingeschmolzen waren. An Stelle dieser Röhre kann, wie Marconi in seinem Patente bereits erwähnt, irgend ein unvollkommener Kontakt, wie zwei unpolierte Metallstücke, die in leichter Berührung stehen, verwendet werden.
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Fig. 12.
Das Metallpulver in der Röhre oder die beiden Metallstücke sind unter gewöhnlichen Verhältnissen Nichtleiter und kann infolgedessen der Strom der Batterie B (Fig. 13) nicht durch dieses Instrument hindurchgehen. Sobald jedoch der Empfänger durch entsprechend starke elektrische Wellen beeinflusst wird, geht das Metallpulver in den leitenden Zustand über und verbleibt in demselben so langa, bis dieser Zustand nicht durch eine Erschütterung wieder aufgehoben wird. Der Strom kann nun durch dieses Instrument hindurchgehen und den Empfangsapparat E bethätigen. Es können sonach durch diese Einrichtung von der Sendestation ausgehende elektrische Wellen, indem dieselben den Empfänger zum Ansprechen bringen, praktisch für die Nachrichtenvermittelung verwertet werden.
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Fig. 13.
Wie man sofort ersieht, erscheint hier für die Sendestation der Hertz'sche Oszillator mit nur dem einzigen Unterschiede vollkommen nachgebildet, dass hier die Kapazitätsflächen und Funkenkugeln vereinigt sind. Die Entfernung, auf welcher mit dieser Einrichtung gesprochen werden konnte, betrug annähernd 0,4 km. Die nachfolgenden Fig. 14 bis 31 zeigen verschiedene verbesserte Anordnungen der vorbeschriebenen Einrichtungen, wie solche bereits in dem Patent vom Jahre 1896 beschrieben sind. Fig. 14 gibt eine schematische Darstellung einer Empfangsstation, in welcher EE die Auffangflächen, B die Kohärerstromkreisbatterie, R ein Relais zum Oeffnen und Schliessen eines Lokalstromkreises, in welchen die Batterie B1 und das Empfangsinstrument L, sowie in Abzweigung der Klopfer oder Tapper T geschaltet ist. K bedeutet den Wellenempfänger oder Kohärer. Die Neuerungen gegenüber der Einrichtung in Fig. 13 bestehen in der Anwendung des Klopfers T, um das leitend gewordene Metallpulver durch Erschütterung in den nichtleitenden Zustand überzuführen, ferner in der Anwendung des äusserst empfindlichen Relais R, welches gestattet, für die Bethätigung des Empfangsinstrumentes und des Klopfers eine kräftigere Stromquelle verwenden zu können, als für den Kohärerstromkreis, indem letzterer die Spannung von 1 bis 1,2 Volt nicht überschreiten soll, weil sonst unter Anwendung grösserer Spannungen das normal nichtleitende Metallpulver des Kohärers leitend wird und derselbe an Empfindlichkeit einbüsst. Um das Auftreten von Funken hintanzuhalten, wie solche bei Unterbrechung des Relais und des Klopfers entstehen und elektrische Wellen erzeugen und sohin auch den Kohärer beeinflussen können, werden zu diesen beiden Apparaten bifilar gewickelte Nebenschlüsse von hohem Widerstände nn geschaltet. Ausserdem findet sich ein Flüssigkeitswiderstand w mit einer elektromotorischen Gegenkraft von 10 bis 15 Volt und einem Widerstände von ungefähr 10000 Ohm. Derselbe besteht aus mit angesäuertem Wasser gefüllten Röhren, deren eine etwas vergrössert in Fig. 15 dargestellt ist. Von diesen Röhren werden 10 bis 15 in Serie geschaltet. Der Zweck dieses Widerstandes, welcher auch durch einen doppelt gewundenen Platinwiderstand von annähernd 20000 Ohm ersetzt werden kann, ist, durch seine gegenelektromotorische Kraft den Strom der Lokalbatterie an dem Durchgange durch denselben zu verhindern, dagegen den Stromstoss von hoher Spannung, welcher bei dem Oeffnen des Relaisstromkreises entsteht, ungehindert durchzulassen und so die Bildung eines störenden Funkens an dem beweglichen Teile des Relais unmöglich zu machen. An Stelle derartiger Widerstände können auch Kondensatoren von passender Kapazität verwendet werden.
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Fig. 14.
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Fig. 15.
Um die einlangenden elektrischen Wellen in ihrer Gänze von der Auffangplatte dem Kohärer zuzuführen und dieselben zu verhindern, ihren Weg über die Verbindung zur Lokalbatterie zu nehmen, werden zwischen dieser und dem Kohärer kleine Selbstinduktions- oder Würgespulen r geschaltet, welche 5 bis 6 cm lang, aus gut isoliertem Drahte hergestellt und mit einem Eisenkern versehen sind.
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Fig. 16.
Der Kohärer (Fig. 16) besteht aus einer Glasröhre, in welche zwei Elektroden, am besten aus Silber, eingesetzt werden. Dieselben sind unter Zwischenschaltung der bereits erwähnten Würgespulen mit den zur Batterie führenden Drähten verbunden. In den Raum zwischen den Elektroden wird das leitende Metallpulver eingefüllt. Die Röhre wird an deren Enden zugeschmolzen oder in anderer Weise luftdicht abgeschlossen. Wiewohl viele Metalle für die Herstellung des Metallpulvers verwendet werden können, zieht Marconi eine Mischung von zwei oder drei verschiedenen Metallen vor. Er findet Hartnickel als das beste Metall, dem er ungefähr 5 % Silberspäne beimischt, welche die Empfindlichkeit des Kohärers beträchtlich erhöhen. Durch Vermehrung dieses Silberzusatzes wird die Empfindlichkeit gleichfalls vergrössert, doch ist Marconi der Ansicht, dass für das gewöhnliche Arbeiten eine zu grosse Empfindlichkeit nicht wünschenswert ist, weil sonst der Kohärer durch atmosphärische oder sonstige Elektrizität leicht beeinflusst wird. Die Empfindlichkeit des Kohärers kann noch weiter durch Hinzufügen einer ganz geringen Quantität von Quecksilber erhöht werden. Dasselbe wird den Spänen in Form eines kaum merkbaren Tropfens zugeführt, worauf die Späne so lange geschüttelt werden, bis das ganze Quecksilber durch Amalgamation der Späne absorbiert ist. Denselben Effekt erreicht man auch, wenn man die Flächen der Elektroden, welche die Späne berühren, ganz leicht, so dass sie gerade glänzend werden, amalgamiert. Die Grösse der Röhre und des Zwischenraumes zwischen den metallischen Elektroden kann innerhalb gewisser Grenzen abgeändert werden. Je grösser dieser Zwischenraum ist, desto grösser muss das Metallpulver gehalten werden. Marconi dimensioniert seinen Kohärer wie folgt: Länge der Röhre 38 mm, innerer Durchmesser 2 bis 2,5 mm, Länge der Elektroden annähernd 5 mm und Abstand derselben 0,8 bis 1 mm. Je kleiner der Abstand der beiden Elektroden ist, um so empfindlicher erweist sich der Kohärer, doch kann derselbe kaum weiter als angegeben herabgedrückt werden, ohne die Sicherheit der Wirkung zu gefährden. Das metallische Pulver soll nicht zu fein, aber ziemlich gleichkörnig sein und kann mit einer ziemlich groben Feile hergestellt werden. Dasselbe wird nach der Gewinnung durch Sieben und Blasen von allen staubförmigen Teilchen befreit. Die verwendete Feile ist nach dem Gebrauche sorgfältig zu waschen und zu trocknen. Das Pulver darf durch die Elektroden nicht gepresst werden, sondern ist so lose einzufüllen, dass man dasselbe, wenn die Röhre erschüttert wird, sich noch frei bewegen sieht.
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Fig. 17.
Wenn nun auch ein Vakuum in der Röhre nicht unumgänglich notwendig ist und die geringe Luft Verdünnung, wie solche bei dem Zuschmelzen der Röhre durch die Erwärmung der Luft entsteht, vollkommen genügt, so ist ein solches doch zum guten Funktionieren dieses Instrumentes wünschenswert, weshalb auch eine sehr weitgehende Evakuierung bis zu 0,001 einer Atmosphäre mittels Hilfe einer Quecksilberluftpumpe durchgeführt wird. In diesem Falle erhält der Kohärer die in Fig. 17 dargestellte Form, wobei die seitlich angeschmolzene Röhre zur Herstellung der Verbindung mit der Luftpumpe dient.
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Fig. 18.
Ein guter derartiger Kohärer soll auf eine Entfernung von 2 m von dem Unterbrechungsfunken, wie solcher bei einem gewöhnlichen Zimmerläutewerk entsteht, ansprechen und nach Aufhören der Einwirkung durch die leiseste Erschütterung sofort wieder in den nichtleitenden Zustand zurückkehren. Hierbei wird jedoch vorausgesetzt, dass derselbe in einen Stromkreis von geringer Selbstinduktion mit einer kleinen elektromotorischen Kraft wie ein einziges Element geschaltet ist. Um eine solche Röhre in guter Wirkung zu erhalten, ist es wünschenswert, dass dieselbe, wenn sie leitend ist, kein stärkerer Strom als von 1 Milliampère durchfliesst. Muss ein stärkerer Strom angewendet werden, so können mehrere solcher Kohärer parallel geschaltet werden, doch erweist sich diese Anordnung weniger zuverlässig. Wenn eine höhere elektromotorische Kraft als jene eines einzigen Leclanché-Elementes, also über 1,5 Volt, benötigt wird, verwendet Marconi die in Fig. 18 dargestellte Frittröhre, in welcher statt eines mit Feilspänen gefüllten Zwischenraumes, deren mehrere durch entsprechende, gut in die Röhre einpassende Silbercylinder geschaffen werden. Eine solche nach den allgemein gegebenen Regeln sorgfältig gefertigte Röhre arbeitet bei einer elektromotorischen Kraft von 1 bis 2 Volt mal der Gesamtanzahl der mit dem Metallpulver ausgefüllten Zwischenräume zuverlässig. Die Auffangflächen oder Streifen EE (Fig. 14) aus Kupfer oder einem anderen Metall sind ungefähr 13 mm breit und 0,4 mm dick und am besten von einer Länge, dass sie elektrisch mit der Wellenlänge der einlangenden Wellen abgestimmt sind.
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Fig. 19.
Um nun die Entfernung, über welche gesprochen werden kann, zu vergrössern, wird der Kohärer samt den beiden Auffangstreifen in die Fokuslinie eines parabolisch-cylindrischen Reflektors R eingestellt, welcher, aus Kupfer gefertigt, direkt gegen die Sendestation gerichtet wird. Der gesamte Empfangsapparat wird auch, um denselben in einen gewöhnlichen parabolischen Reflektor einmontieren zu können, in der in Fig. 19 dargestellten Form ausgeführt. B ist hierbei ein gewöhnlicher konkaver Reflektor. Die beiden Auffangstreifen EE haben hier eine Kurvenform und sind auf der einen Seite mit dem Kohärer K, auf der anderen Seite mit dem kleinen aus zwei Metallplatten und dem zwischenliegenden Isoliermateriale gebildeten Kondensator C verbunden. Die Verbindung mit dem Lokalstromkreise wird über zwei Würgespulen r der bereits beschriebenen Art hergestellt. Die Empfangsplatten werden womöglich ebenfalls auf die Wellenlänge abgestimmt und so aufgestellt, dass sie von den direkt einfallenden und reflektierten Wellen getroffen werden müssen.
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Fig. 20.
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Fig. 21.
Ebenso wie an dem Empfänger wurden auch an dem Sender eine Reihe von Verbesserungen geschaffen. Eine der ersten derselben beruht auf der Anwendung von vier Entladekugeln für die Erzeugung der elektrischen Oszillationen. Diese Anordnung ist in Fig. 20 schematisch und in Fig. 21 in vergrössertem Massstabe dargestellt. Hierbei sind die Kugeln ff mit den Sekundärwindungen des Induktoriums verbunden und von isolierten Trägern tt getragen. Diese Träger bestehen am besten aus Ebonitplatten mit einer Oeffnung zur Aufnahme der Kugeln. Zu diesem Zwecke werden diese Platten an den Rändern dieser Oeffnung bis zum Schmelzen erhitzt, hierauf die Kugeln in die Oeffnung hineingepresst und so lange festgehalten, bis das Ebonit wieder erkaltet ist. FF sind zwei ganz ähnliche Kugeln an Trägern t1 t1, deren Entfernung durch Ebonitbolzen und entsprechend vorgesehene Nuten innerhalb gewisser Grenzen abgeändert werden kann. m (Fig. 21) ist eine flexible Membran aus Pergamentpapier, welche an die Träger festgeleimt ist und eine Art Gefäss bildet, welches mit einer dielektrischen Flüssigkeit angefüllt wird. Als eine derartige Flüssigkeit eignet sich durch Vaselin etwas verdichtetes Vaselinöl vorzüglich. Diese isolierende Flüssigkeit zwischen den beiden Kugeln FF vergrössert nach Marconi's Anschauung die Kraft der Ausstrahlung und ermöglicht ferner, steps gleichmässige Wirkungen zu erzielen, welche, wenn diese Flüssigkeit nicht vorhanden ist, schwer zu erzielen sind. Die Funkenkugeln f und F werden am besten aus Messing oder Kupfer und massiv hergestellt. Der Abstand dieser Kugeln hängt von der Quantität und der elektromotorischen Kraft oder Spannung der zur Anwendung gelangenden Elektrizität ab und nimmt die Wirkung mit zunehmender Entfernung namentlich der Kugeln f von den Kugeln F so lange zu, als der Funke noch gut überschlägt. Bei einem Induktorium, welches einen Funken von 20 cm Länge gibt, soll die Entfernung der Kugeln FF 0,8 bis 1 mm und die Entfernung zwischen den Kugeln f und F annähernd 25 mm betragen.
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Fig. 22.
Für den Fall, dass die Signale nur nach einer Richtung entsendet werden sollen, wird die Funkenstrecke in den Brennpunkt oder Brennlinie eines gegen die Empfangsstation gerichteten Reflektors R eingestellt. Fig. 22 zeigt eine Draufsicht auf den Reflektor, welcher durch Biegen eines Metallblattes aus Messing oder Kupfer hergestellt und durch hölzerne oder metallische Rippen festgehalten wird.
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Fig. 23.
Unter sonst gleichen Bedingungen soll die Uebertragung von Zeichen auf eine um so grössere Entfernung möglich werden, je grösser die Metallkugeln des Oszillators sind. Marconi verwendete regelmässig massive Messingkugeln von 10 cm Durchmesser, welche eine Wellenlänge von 25 cm ergaben. Der Reflektor soll hierbei die doppelte Länge und Weite der Wellenlänge haben. Wenn alle die notwendigen Bedingungen erfüllt sind und ein entsprechend empfindlicher Empfänger zur Anwendung gelangt, kann mit einem derartigen Sender bis über 4 km gesprochen Werden. Wird eine sehr kräftige Elektrizitätsquelle verwendet, durch welche längere Funken erzeugt werden können, so ist es vorzuziehen, die Funkenstrecke zwischen den mittleren Funkenkugeln durch Zwischenstellen von kleineren Kugeln in mehrere Funkenstrecken in Serie zu verteilen.
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Fig. 24.
Fig. 23 zeigt einen Oszillationserreger von kompakterer Form als der vorhin beschriebene. Hier ist jedes Kugelpaar fF in einer kurzen, der Länge des festgesetzten Abstandes entsprechenden Ebonitröhre E eingesetzt. Diese beiden Röhren mit den Kugeln werden nun in eine etwas weitere Röhre R so eingeschoben, dass sich dieselben einander nähern oder von einander entfernen lassen. Zu diesem Zwecke ist jede der beiden äusseren Kugeln f mit einem Metallstäbchen s in Verbindung gebracht, welches ausser zur genauen Einstellung der beiden Kugeln F noch zur Herstellung der Verbindung mit den beiden Enden der Sekundärspule dient. Die Einstellung wird nur von einer und zwar hier von der rechten Seite aus besorgt, indem sich das Stäbchen s in der das Rohr R abschliessenden Hülse h durch einen Schraubengang verschieben lässt. Dieses Stäbchen s ist nun um ein Verdrehen der Kugel f bei der Manipulation der Einregulierung zu verhindern, mit derselben nicht starr, sondern durch ein Kugelgelenk k verbunden. Die beiden Ebonitröhren passen ziemlich genau in die Röhre R, so dass sie den zwischen FF gelegenen Raum nahezu wasserecht abschliessen; dieser Raum wird nun gleichfalls mit Vaselinöl der vorbeschriebenen Art ausgefüllt. Die Unterbrechung des Primärstromes des Induktoriums erfolgt wie bei einer gewöhnlichen Induktionsspule durch einen federnden Kontakt K, der sich an einen fixen Kontakt K1 anlegt oder von demselben abhebt. Um jedoch den fixen Kontakt stets rein zu halten, ist derselbe an eine Achse a (Fig. 24) festgeschraubt, welche durch einen kleinen Elektromotor M (Fig. 20) in schnelle Drehung versetzt wird.
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Fig. 25.
Hierdurch soll das stets regelmässige Arbeiten des Induktoriums wesentlich erhöht werden. Bei einer anderen Anordnung des Senders (Fig. 25) wird der Oszillator in den Brennpunkt eines gewöhnlichen parabolischen Reflektors eingesetzt. In diesem Falle werden die beiden Funkenkugeln FF des Oszillators durch zwei Halbkugeln, welche in der Mitte ihrer planen Fläche einen kleinen Vorsprung haben, ersetzt und dieselben sehr nahe einander gestellt. Der Raum zwischen diesen beiden Kugeln wird gleichfalls mit Vaselinöl ausgefüllt.
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Fig. 26.
Bei dem Sender (Fig. 26), mit welchem ohne Anwendung eines Reflektors auf grössere Entfernungen hin signalisiert werden kann, sind die beiden Metallplatten PP mittels Seilen an dem Gestelle G isoliert aufgehängt. Dieselben stehen einesteils mit den beiden Funkenkugeln FF, die gleichfalls durch ein flüssiges Dielektrikum getrennt sind, anderenteils mit den kleineren Funkenkugeln f1 f1 in leitender Verbindung. Die denselben in geringer Distanz senkrecht gegenüberstehenden Kugeln f werden direkt vom Induktorium J gespeist. Der dieser Anordnung zugehörige Empfänger ist ähnlich eingerichtet und stehen die beiden Platten P an Stelle der mittleren Funkenkugeln mit dem Kohärer in Verbindung. Letzterer ist wieder durch vorgelegte Würgespulen mit dem Lokalstromkreis in der bereits in Fig. 14 dargestellten Weise verbunden. Wird hierbei ein kreisförmig abgestimmter Empfänger von beträchtlicher Grösse verwendet (Fig. 19), so können für denselben die Platten entfallen. Nach Marconi's Beobachtungen soll unter sonst gleichen Bedingungen die Uebertragungsentfernung um so grösser werden, je grösser die Platten des Senders und Empfängers sind, und je höher vom Erdboden entfernt dieselben aufgehängt werden.
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Fig. 27.
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Fig. 28.
Für dauernde Installationen dieser Art ist es von Vorteil, diese Platten durch an einem Ende geschlossene Metallcylinder, welche gleich einem Hute auf die Säulen des Gestelles aufgehängt werden und auf Isolatoren ruhen, zu ersetzen, weil hierdurch die Isolation derselben gesichert ist und daher feuchtes Wetter keinen Einfluss auszuüben vermag. Bei dem Sender Fig. 27 wird eine der äusseren Funkenkugeln f direkt mit der Erde, die andere mit der isoliert aufgehängten Platte P verbunden. Eine ganz ähnliche Anordnung zeigt der Empfänger Fig. 28. Die Platten sind wohlisoliert und können ebensogut durch einen anderen Leiter, wie einen Cylinder der erwähnten Form u.s.w., ersetzt werden. Die Erdverbindung wird durch eine Erdplatte und einen sehr starken Leitungsdraht hergestellt.
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Fig. 29.
Diese Art der Verbindung wird für jene Fälle zur Anwendung gebracht, wo zwischen Sender und Empfänger eine Reihe von Hindernissen, wie viele Häuser, Hügel u.s.w., liegen, und bildet eigentlich die Grundlage für die weitere Entwickelung der Telegraphie ohne Draht nach dem System von Marconi. Es ist mit diesem Empfänger auch möglich, nur die von der Erde oder von Wasser übertragenen Oszillationen aufzunehmen, wobei die isolierte Platte P gänzlich weggelassen wird und jedes der beiden Enden des Kohärers mit einer gesonderten Erde, welche womöglich in einer grösseren Entfernung voneinander abstehen und in der Richtung, von welcher die Oszillationen einlangen, liegen sollen, verbunden wird. Diese Verbindungen brauchen nicht absolut gut leitend sein, aber sie müssen einen Kondensator von passender Kapazität, annähernd von 1 m2 Oberfläche, mit paraffiniertem Papier als Dielektrikum zwischengeschaltet haben. Um die Sende- und Empfangsplatten möglichst hoch vom Erdboden zu erheben, können Ballons oder Drachen, welche diese Platten tragen, oder durch Belegen mit Zinnfolie selbst zu Leitern gemacht werden, in Verwendung gelangen.
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Fig. 30.
Da jede derartige Station eine Sende- und Empfangseinrichtung besitzt, für welche eine gemeinsame Sendeplatte ausgenutzt wird, ist es notwendig, den Empfänger vom Sender möglichst entfernt aufzustellen, damit ersterer durch letzteren nicht beeinflusst wird, oder dass dieselben durch Metallschirme geschützt werden, wobei es genügt, alle telegraphischen Apparate mit Ausnahme des Zeichenaufnehmers in Metallkistchen unterzubringen und alle exponierten Teile des Empfangsstromkreises in Metallröhren einzuschliessen, welche mit dem Metallkistchen in leitender Verbindung stehen sollen. In dem Falle, als die Apparate mit der Erde in Verbindung stehen, muss der Empfänger, wenn der Sender arbeitet, abgeschaltet werden, was sich auch bei nicht geerdetem Sender und Empfänger empfiehlt. In den Fig. 29 und 30 sind die Details der Anordnung der Sender für die beiden Fälle, dass derselbe nicht geerdet und mit einem Reflektor zur Dirigierung der Wellenrichtung ausgerüstet ist, und für den zweiten Fall, in welchem der, Sender geerdet und mit einer Sendeplatte in Verbindung steht, dargestellt. Die Sendeplatte ist in Fig. 30 nicht gezeichnet. In diesen beiden Figuren bedeuten B die Batterie, Z den Zeichengeber, J das Induktorium, F bezw. ff F die Funkenstrecke, E die Erdverbindung, P die Verbindung mit der Sendeplatte und R den Reflektor. Die Anordnung der Empfänger für beide Fälle ist aus den Fig. 31 und 32 zu entnehmen.
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Fig. 31.
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Fig. 32.
Es bedeuten hier K den Kohärer, T den Klopfer, um den Kohärer in den nichtleitenden Zustand überzuführen (in Fig. 31 nicht gezeichnet), N das Empfangsrelais, M den Apparat zur Registrierung der einlangenden Zeichen, B die Lokalbatterie, E die Erdverbindung, P die Verbindung mit der Auffangplatte und R den Reflektor. b sind zum Klopfer, Relais und Empfangsapparate bifilar gewickelte Nebenschlüsse, um das Auftreten von Unterbrechungsfunken bei diesen Apparaten zu verhindern, w sind die kleinen bereits erwähnten Würge- oder Selbstinduktionsspulen, welche den elektrischen Wellen den Eintritt in den Lokalstromkreis verwehren. Die mit dem Kohärer verbundenen Metallstreifen m (Fig. 31) dienen dem Zwecke, den Empfänger auf die Länge der vom Sender ausgestrahlten Wellen abzustimmen.
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Fig. 33.
Bei seinen späteren Versuchen hat Marconi die Auffang- und Sendeplatte durch eine hohe Metallstange, die teilweise auch mit einem Querbügel versehen ist, ersetzt, da sich herausstellte, dass mit dieser einfachen Einrichtung ganz dieselben Ergebnisse erzielen lassen, wie mit den schwer anzubringenden und Luftströmungen grossen Widerstand bietenden Platten. Diese Auffangstange ist es auch, welche späterhin mit dem Namen Antenne bezeichnet wurde. Eine grosse Aufmerksamkeit muss hierbei jedoch einer guten Isolierung der Antenne gewidmet werden, weshalb dieselbe nicht ganz aus Metall hergestellt, sondern auf einen Holzmast isoliert aufgesteckt und die Leitungsverbindung mittels eines gut isolierten Kabels bewerkstelligt wird. In Fig. 33 ist eine schematische Anordnung dieser Einrichtung wiedergegeben und bedarf dieselbe wohl kaum einer weiteren Erläuterung. Es bezeichnet hier A die Antenne, F die Funkenstrecke, J das Induktorium, B die Batterie und Z den Zeichengeber. Da die Sendeeinrichtung wohl in den meisten Fällen mit einer Empfangseinrichtung unter Benutzung einer gemeinsamen Antenne kombiniert ist und im Falle der Abgabe von Zeichen, der Empfänger von der Antenne abgeschaltet werden muss, wurde dem Zeichengeber, welcher diese Umschaltung bei der Manipulation mit demselben selbstthätig besorgt, eine von dem gebräuchlichen Morse-Taster etwas abweichende Form gegeben. Es wird nämlich der rückwärts der Achse (vom Handgriffe aus gesehen) gelegene Hebelteil des Tasters durch eine Ebonitstange verlängert und an deren Ende ein Platinkontakt angebracht, welcher durch ein flexibles Kabel mit dem mit der Antenne verbundenen Teile des Oszillators in Verbindung steht.
[Textabbildung Bd. 317, S. 479]
Fig. 34.
Bei ruhendem Taster liegt dieser Kontakt C auf einem Amboss auf, über welchen die Verbindung mit dem Empfänger hergestellt ist. Bei abgehobenem Taster wird diese Verbindung unterbrochen. Die Verwendung eines Ebonitstückes zur vollständigen Isolierung des Handgriffes von der Antenne erwies sich aus dem Grunde notwendig, weil sonst der Manipulant durch statische Entladungen leicht geschädigt werden könnte. Um das Entstehen von Funken bei Unterbrechung des Kontaktes C zu verhindern, ist der Amboss m (Fig. 34) von einem metallischen Ringe r umgeben, welcher mit der Erde leitend verbunden wird.
[Textabbildung Bd. 317, S. 479]
Fig. 35.
Zu bemerken ist noch, dass die die Antenne tragende Holzstange längs eines Mastes in der Höhenrichtung verschiebbar ist, so dass sich die Höhe der Antenne bis zu einem bestimmten Maximum nach Bedarf regulieren lässt, und dass der von der Antenne zu dem Induktorium führende Draht zum Schütze gegen Induktionseinwirkungen mit Zinnfolie umwickelt ist. Die schematische Darstellung der Sende- in Verbindung mit der Empfangseinrichtung zeigt Fig. 35 und kann mit Bezug auf das Vorhergehende jede weitere Beschreibung Wohl entfallen. Auf die Details des Empfängers mit allen zugehörigen Apparaten übergehend sei hier angeführt, dass diese Einrichtung im Prinzip mit der in Fig. 32 dargestellten übereinstimmt, jedoch durch Hinzufügen einer Reihe von Nebenschlüssen und sonstigen Sicherheitsvorkehrungen gegen äussere Einflüsse geschützt wird. Verfolgt man die verschiedenen Stromkreise, welche dem Strome der Batterie B1, welche den Klopfer K und den Empfangsapparat M (Fig. 36) zu bethätigen hat, bei geöffnetem und geschlossenem Kontakte des Relais den Weg weisen, so findet man vorerst beim Klopfer K, während der Ruhelage des Relais, dass der Widerstand des in diesem Falle geschlossenen Kreises ohne Einrechnung des Widerstandes des Klopfers 2500 Ohm beträgt. Bei bethätigtem Relais reduziert sich dieser Widerstand auf 2000 Ohm, wie dies aus den eingeschriebenen Widerstandsziffern sofort ersichtlich ist. Dementsprechend ergibt sich nach einer Berechnung auf Grund der Kirchhoff'schen Gesetze ein Verhältnis der Stromstärke, welche den Klopfer durchläuft, wenn das Relais geschlossen oder offen ist, von 171 zu 450. In ähnlicher Weise ergibt sich für die Stromstärke des den Morse-Apparat bei geschlossenem und offenem Relais durchlaufenden Stromes ein Verhältnis von 513 zu 2700.
[Textabbildung Bd. 317, S. 479]
Fig. 36.
Durch diese Anordnung, bei welcher den Klopfer und den Morse-Apparat M ein konstanter Strom auch während des Ruhezustandes derselben durchläuft, ist es möglich geworden, dem Klopfer eine viel grössere Empfindlichkeit zu geben und trotzdem zu erreichen, dass der Morse-Apparat, welcher infolgedessen weniger empfindlich eingestellt werden kann, eine Serie von einlangenden Wellen durch einen Strich markiert. Sämtliche Apparate, ausschliesslich des Zeichengebers, des Morse-Apparates und der Sendebatterie, sind in einem Metallkasten untergebracht, welcher mit der Erde verbunden ist. Die Zuführung der Drähte von aussen geht gleichfalls durch Metallbüchsen, die, um jede Aussenwirkung abzuhalten, mit Zinkgranulat ausgefüllt sind.
[Textabbildung Bd. 317, S. 479]
Fig. 37.
Für die Bethätigung des Relais R, welches ein solches der polarisierten Type und daher sehr empfindlich ist, gelangt hier eine besondere Batterie B von bedeutend geringer E.-M.-K. zur Verwendung. Der zur Anwendung gelangende Klopfer (Fig. 37) ist seiner allgemeinen Anordnung nach ein gewöhnlicher Selbstunterbrecher, jedoch ohne Abreissfeder, da derselbe schräg gestellt ist und der Anker bei nicht oder schwach erregten Magneten durch sein eigenes Gewicht abfällt. Der Klopfer S ist in ein Postamentbrett mit Schlittenführung eingesetzt und wird durch die Feder F und die Schraube S in die richtige Lage eingestellt. (Schluss folgt.)