Titel: Das Bauwesen auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Autor: Gustav Rauter
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, S. 655
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Das Bauwesen auf der Düsseldorfer Ausstellung. Von Dr. Gustav Rauter in Charlottenburg. Das Bauwesen auf der Düsseldorfer Ausstellung. Wenn wir das Bauwesen auf der Düsseldorfer Ausstellung an dieser Stelle besprechen, so wollen wir uns, dem Charakter dieser Zeitschrift entsprechend, auf die rein technischen Fragen beschränken und von einer künstlerischen Bewertung der Ausstellungsbauten im ganzen wie im einzelnen absehen. Unter den Ausstellern auf dem Gebiete des Bauwesens nimmt die Ausstellung der Deutschen Portlandzement- und Betonindustrie den hervorragendsten Platz ein. Namentlich ist diese Ausstellung auch dadurch bemerkenswert, dass sie nicht, wie die meisten Ausstellungsbauten, nach Schluss der Ausstellung wieder verschwinden, sondern dass sie dauernd an Ort und Stelle verbleiben wird, als Zeugnis für die Leistungsfähigkeit des deutschen Betonbaues und als dauernder Schmuck für die Düsseldorfer Rheinanlagen. Die deutsche Portlandzement-Industrie ist noch keine 50 Jahre alt; erst im Jahre 1855 errichtete Dr. Hermann Bleibtreu die erste deutsche Portlandzementfabrik zu Stettin. Sie war auf eine Erzeugung von 25000 Fass Portlandzement im Jahre eingerichtet, einer Menge, die damals vielfach als ganz unglaublich hoch bezeichnet wurde, während heutzutage sich die Jahresproduktion der deutschen Portlandzementindustrie bereits auf mehr als 20 Millionen Fass beläuft. Die neue Fabrik stand unter der ausgezeichneten Leitung von Dr. Hugo Delbrück, dem späteren langjährigen Vorsitzenden des Vereins der Portlandzementfabrikanten und erstem deutschen Fachmann auf diesem Gebiete. Der genannte Verein Deutscher Portlandzementfabrikanten wurde im Jahre 1877 gegründet und machte sich namentlich durch die Aufstellung von Regeln für die Güte, die Beurteilung und Prüfung des Portlandzements verdient. Diese Regeln wurden in Gemeinschaft mit den massgebenden Baubehörden ausgearbeitet und mehrfach der stetig fortschreitenden Verbesserung der Fabrikation entsprechend verschärft, sodass durch ihre gewissenhafte Befolgung nicht zum wenigsten die deutsche Portlandzementfabrikation mit Recht zur ersten der Welt sich entwickelte. Die Mitglieder des Vereins sind sowohl unter einander, wie auch ihren Abnehmern und insbesondere den Behörden gegenüber strengstens verpflichtet, nur nach jenen Regeln hergestellte und geprüfte Ware in den Verkehr zu bringen. Dieser Umstand hat ihren Erzeugnissen einen so hohen Wert verliehen, dass sogar eine Anzahl ausländischer Zementfabriken dem deutschen Verein beigetreten sind und sich seinen Regeln unterworfen haben. Ein stattliches Laboratorium in Karlshorst bei Berlin dient als Mittelpunkt für die von dem Verein fortlaufend durchgeführten Untersuchungen und Prüfungen. Auch auf der Düsseldorfer Ausstellung sind übrigens die zur Prüfung des Portlandzementes dienenden Apparate ausgestellt und in ihrer Anwendung erläutert. Unter den Baukonstruktionen in Zement und Beton, die in Modellen, Zeichnungen oder auch in Probebauten erläutert sind, mögen zunächst die Zementeisenbauten besprochen sein. Wir haben bereits in diesem Journal, Hand 317, Seite 190, 205 und 220 manche Mitteilungen über feuersichere Baukonstruktionen in Beton und Eisen gemacht, Mitteilungen, auf die wir uns auch hier beziehen wollen, indem wir nur solche Konstruktionen besprechen, die in jenen Aufsätzen nicht erwähnt waren. Die Zahl der Betoneisenkonstruktionen ist ungemein gross; es sollen ihrer im Ganzen über 200 im Gebrauch sein. Besonders die letzten Jahre haben eine grosse Reihe von neuen Konstruktionen und von Patenten gebracht. Der erste, der Betoneisenkonstruktionen anwandte, war bekanntlich Monier, der um das Jahr 1861 grosse Blumenkübel aus Zement durch Eiseneinlagen verstärkte, und dann seine Bauweise bald auch auf die Herstellung grösserer Wasserbehälter ausdehnte. Auf der Weltausstellung 1867 trat in F. Coignet ein zweiter Konstrukteur in Eisen und Beton auf. Im gleichen Jahre nahm auch Monier erstmals ein Patent auf seine Erfindung, aber erst Ende 1887 nahmen die Finnen Freytag und Heidschuch in Neustadt an der Haardt, Martenstein & Josseaux in Offenbach am Main, sowie namentlich G. A. Wayss in Berlin die Ausführung von Betoneisenbauten für Deutschland energisch auf. Bekanntlich entstehen bei einer an den Enden frei aufliegenden und in der Mitte belasteten Platte in den oberen Schichten Druckspannungen, in den unteren Zugspannungen. Da nun die Zugfestigkeit des Betons bedeutend kleiner ist, als seine Druckfestigkeit, so beginnt der Bruch bei Ueberlastung derartiger Betonplatten in den auf Zug beanspruchten Schichten, und es ist der Zweck der Eiseneinlage, die Platte dieser letzteren Beanspruchung gegenüber zu stärken. Dementsprechend werden auch die Eisenstäbe in der Richtung der Hauptzugspannungen und möglichst nahe an die Unterseite der Platte zu verlegen sein; hierbei ist indessen zu berücksichtigen, dass die Eiseneinlagen überall noch genügend mit Beton umhüllt sein und daher im Allgemeinen noch mindestens 1 cm Abstand von der Unterfläche der Betonkonstruktion besitzen müssen. Bei dem ursprünglichen System nach Monier werden ausser den die Zugspannungen aufnehmenden sogenannten Tragstäben noch senkrecht dazu sogenannte Verteilungsstäbe angeordnet. Letztere haben den Zweck, die Tragstäbe während der Herstellung der Decke in ihren gegenseitigen Abständen zu erhalten und werden daher an den Kreuzungsstellen mit diesen durch Drahtumwickelung verbunden. Ferner sollen die Verteilungsstäbe, die infolge von Temperaturschwankungen etwa senkrecht zu den Tragstäben auftretenden Spannungen aufnehmen und dadurch die Bildung von Rissen verhindern. Bei dem in Frankreich verbreiteten System Bordenare dienen statt einfacher Stäbe schwache I-Eisen. Bei dem ebenfalls in Frankreich angewendeten System Bonna werden +-Einsen verwendet. Das amerikanische System Hyatt bedient sich als Einlagen aufrecht gestellter Flacheisen, wobei die Verteilungsstäbe aus dünnen Rundeisen durch Löcher in jenen hindurchgesteckt werden. Eine ganze Anzahl von Systemen sieht von der Anwendung sich kreuzender Eisenstäbe ab und verwendet nur sogenannte Tragstäbe. Hier ist namentlich die Decke nach Ransome zu erwähnen, mit schraubenförmig gewundenem Quadrateisen als Einlage, die in Amerika sehr verbreitet sein soll. Im Gegensatz hierzu hat Coignet Trag- und Verteilungsstäbe zu einem regelrechten Netzwerk verflochten. In den mit Streckmetall ausgeführten Decken vollends (siehe Seite 209 dieses Bandes) besteht dieses Netzwerk aus einem einzigen Stück Metall. In dem von der deutschen Portlandzementindustrie herausgegebenen Führer durch ihre Ausstellung wird das Streckmetall als Einlage nicht besonders empfohlen, wenigstens nicht für solche Zwecke, wo es auf die Aufnahme stärkerer Belastungen ankomme. Es wird mitgeteilt, dass nach Versuchen von Fowler und Backer bei gleichem Eisenaufwand Rundeiseneinlagen dem Beton grössere Festigkeit erteilten, als solche aus Streckmetall, und dass der Grund davon wahrscheinlich in der starken Beanspruchung liege, dem das Stahlblech bei seiner Verarbeitung zu Streckmetall ausgesetzt werdeDie Ansicht, dass das „Streckmetall“ sich als Einlage im Beton bei Belastungsproben nicht bewährt habe, weil das Stahlblech bei der Verarbeitung zu Streckmetall zu stark beansprucht wird, erscheint uns irrig. Wie oben bereits erörtert wurde, ist es die Aufgabe der Eiseneinlagen, die Zugspannungen in der auf Biegung beanspruchten Platte aufzunehmen. Bei gleichem Querschnitt wird das eingelegte Eisen diese Aufgabe unseres Erachtens um so besser erfüllen, je höher die Streckgrenze des Materials liegt. Sobald nämlich die Streckgrenze der Eiseneinlage durch die aus der Belastung resultierenden Zugspannungen überschritten wird, dehnt das Eisen sich beträchtlich ohne wesentliche Spannungszunahme. Der Beton vermag die gleiche Dehnung nicht zu ertragen, er wird auf Zug überlastet, es entstehen Risse in ihm auf der Zugseite der Platte und der Bruch der letzteren ist eingeleitet. Nun wird aber die Streckgrenze des Materials bekanntlich durch voraufgegangene Beanspruchungen, wenn diese bleibende Formveränderungen herbeiführen, gehoben. Das Streckmetall müsste demnach gerade durch die oben als schädlich bezeichnete Beanspruchung des Materials bei seiner Herstellung als Einlage in Betonplatten an Güte gewinnen.Von grossem Interesse wären vergleichende Versuche mit mehreren Deckenplatten von gleichen Abmessungen und mit gleich starken Eiseneinlagen, die aber bei einigen Decken zur Erzielung hoher Streckgrenze hartgezogen, bei anderen dagegen vorher geglüht wurden. Bei sachgemässer Durchführung würden solche Versuche zugleich Aufschluss darüber geben, dass die Leistung der Eiseneinlagen bis zur Rissbildung im Beton nicht von der Bruchfestigkeit der Einlagen abhängt, sondern davon, welche Zugbelastung sie aufzunehmen vermögen, bis ihre Dehnung gleich der Bruchdehnung des Betons oder sonstigen Deckenmaterials ist und dass die Streckgrenze der Einlagen massgebend für die höchste Tragfähigkeit der Decke ist.Die Redaktion.. Liegen die Betonplatten nicht an beiden Enden frei auf, findet vielmehr an den Auflagern eine gewisse Einspannung in die Umfassungsmauern statt, oder liegt die Decke als kontinuierliche Platte frei über mehrere Eisenträger, so vermindern sich die Beanspruchungen in der Mitte der Platte, aber es treten gleichzeitig entgegengesetzt gerichtete Biegungsbeanspruchungen an den Stützen auf, sodass in vielen Fällen zur Aufnahme der Zugspannungen in der Nähe der Stützen die Eiseneinlagen in die oberen Schichten der Betonplatten verlegt werden müssen. Uebrigens hatte auch schon Monier selbst bereits derartige Konstruktionen ausgeführt. Auch das System Hennebique (Band 317 Seite 208) nimmt auf diese Erwägungen Rücksicht und enthält demnach zwei Reihen von Eisenstäben, deren eine gradlinig ist und durchaus im unteren Teile des Betonquerschnittes verläuft, während die andere Reihe nach den Stützen zu nach oben abgebogen ist und über diese weggeht. Die von Hennebique angewendeten U-förmigen Flacheisenbügel zur besseren Verbindung des Betons mit den Eiseneinlagen werden in dem erwähnten Führer für durchaus überflüssig erklärt. Uebrigens seien auch dme ersten Betoneisenbalken, ähnlich denen der Konstruktion nach Hennebique, bereits 1886 beim Bau der Bibliothek in Amsterdam ausgeführt worden; auch in der Schrift des Ingenieurs Wayss von 1887 über das System Monier waren Beispiele von ähnlich armierten Fensterstürzen zu finden. Dagegen datieren die Hennebique'schen Patente erst aus den Jahren 1893 und 1897. Nach dem System Klett werden Flacheisen mit aufgenieteten Winkeleisenstücken als Einlage verwendet, ähnlich wie bei der Möller'schen Trägerdecke. Während die letztere Decke eine Plattenbalkendecke ist, ist die Klett'sche Decke eine sogenannte Voutendecke, in ihrem äusseren Ansehen ähnlich der Koenen'schen Voutenplatte. Eigentümlich ist das System einer Plattenbalkendecke nach Sanders. Dieser bringt die Verstärkungsrippen nicht unterhalb, sondern oberhalb der eigentlichen Deckenplatte an, sodass die die Zugspannungen aufnehmenden Eisen in die Decke zu liegen kommen, während die Rippen keine Eiseneinlage erhalten. Es ist indess nicht anzunehmen, dass dies von irgend einem Vorteil sein könnte. Im Gegenteil wird die Benutzung der Decke als Fussboden hierdurch sehr erschwert. Eine gewisse Aehnlichkeit mit der Hennebique'schen Bauweise zeigen die von der Akt.-Ges. Wayss & Freytag in Berlin ausgeführten Betoneisenträger. Bei letzteren liegen im Gegensatz zu den Hennebique'schen Decken die Rundeisen dicht neben einander und die Bügel umfassen sämtliche Eisen oder doch einen grösseren Teil davon, sodass auch Spaltungen und Längsrissen entgegenwirkende Verbindungen der Eisen unter einander hergestellt werden. In der Mitte haben diese Bügel weiteren, nach den Auflagern zu engeren Abstand von einander. Bei Konstruktionen von Säulen in Beton schliesst im allgemeinen der Betonpfeiler von irgend einer Querschnittsform eine gewisse Anzahl senkrecht stehender Rundeisenstangen ein, die sich in der Nähe einer Mantelfläche befinden und mehrfach quer mit einander verbunden sind. Diese Armierung hindert den Beton daran, unter dem auf ihm lastenden Druck seitlich auszuweichen. Hierdurch wird auch bei hohen Säulen, abgesehen von der notwendig einzuhaltenden Knickfestigkeit? die sogenannte Würfelfestigkeit des Betons erhalten, die wesentlich höher ist, als die Festigkeit prismatischer Körper. Zugleich hindert wiederum der Beton die in ihm eingeschlossenen Eisenstangen am Ausweichen zwischen den Querverbindungen, die gewöhnlich 20 bis 40 cm weit auseinander liegen. Soweit nur einiges über Betoneisenkonstruktionen im allgemeinen als Ergänzung unseres neulichen Aufsatzes über feuersicheres Bauwesen. Bei Betrachtung der Ausstellung des Vereins deutscher Portlandzementfabrikanten und des deutschen Beton-Vereins im einzelnen fällt zunächst die grosse Figurengruppe in die Augen, die den Mittelpunkt der ganzen Anlage bildet, und die in kürzester Zeit aus einem einzigen Stück hergestellt worden ist. Sie ist von der Firma E. Schwenk in Ulm geliefert und besteht aus einem hohlen Betonkern, mit einem äusseren Ueberzug aus einer Sandsteinmischung. Diese Figurengruppe ruht auf starken Gewölben ganz aus Beton und ohne jede Eiseneinlage. Der Kern dieser, von Dücker & Co. in Düsseldorf ausgeführten Gewölbeanlage, die sich als eine unterkellerte Terrasse darstellt, die oben mit der hochwasserfreien Strassenfläche in einer Ebene liegt, unten sich gegen die tiefer liegende Uferstrasse öffnet, besteht aus Kies-Sand-Beton, während die äusseren Flächen aus einer besonderen Mischung bestehen, die von Steinmetzen nachträglich bearbeitet worden ist. Grosse Freitreppen in schönem, granitähnlichem – und granithaltigem – Kunststein, von J. Simonis in Köln ausgeführt, verbinden die obere Terrasse mit den tiefer liegenden Hallen. Diese letzteren sind in ihren Rückwänden von Hüser & Co. in Oberkassel mit freistehenden Stützmauern konstruiert und in Stampfbeton ausgeführt. Die Schauseiten sind ihrer ganzen Länge und Höhe nach in einem Stück in vorher aufs genaueste hergestellter Verschalung eingestampft und dann noch von den Steinmetzen nachträglich überarbeitet worden. Indem man die äussere Schicht hierbei in einer Steinmischung ausführte, ähnlich der vorher erwähnten, war es so möglich' der Aussenfläche ein derartiges Aussehen zu geben, dass es selbst dem Fachmann schwer wird, den Unterschied zwischen diesen Steinen und natürlichen Steinen herauszufinden. Ob es freilich der höchste Ehrgeiz des Bauingenieurs sein darf, seinen Betonbauten ein Aussehen zu geben, dass sie möglichst Steinbauten ähnlich macht, ist eine andere Frage. Unserer Ansicht nach wäre es jedenfalls viel angebrachter, dahin zu streben, derartigen Bauten gerade mit Absicht einen solchen Charakter zu geben, dass sie sich als, Betonbauten im besten Sinne des Wortes zeigen, und dass der Beschauer durch sie darauf hingewiesen wird, welcher Leistungen der Betonbau fähig sei. Hierdurch wird er auf die Dauer viel mehr Ehre einlegen, als wenn er sich begnügt, dann, wenn er gefallen will, sein Ziel in der Nachahmung anderer Baustoffe zu setzen. Die massiven Decken in den Hallenbauten sind von der Firma Wayss & Freytag in Neustadt a. d. Haardt ausgeführt worden, und zwar in 12 verschiedenen Konstruktionen, von denen zwei sogar ohne Eisenarmierung sind. Ihre Tiefe beträgt 8,05 m im Lichten. Auch die beiden, weithin sichtbaren 35 m hohen Säulen, die sich rechts und links von der grossen Brunnengruppe erheben, sind schöne Leistungen des Betonbaues. Sie sind im wesentlichen von der Firma B. Liebold & Co. Akt-Ges. in Holzminden ausgeführt worden. Da die Säulen, ebenso wie die ganze Anlage, nach Schluss der Ausstellung erhalten bleiben sollen, so sind ihre Fundamente 5,50 m unter die Bodenfläche herabgeführt und bedecken hier eine Grundfläche von 13 mal 13 m. Auch enthält die Fundementplatte einen liegenden Rost von I-Trägern, um etwaige Bildung von Rissen zu verhindern. Trotzdem die Säulen inwendig hohl sind, ist ihr Gewicht doch recht beträchtlich und lastet mit einem Druck von 1,5 kg/qcm auf dem Baugrund. Zwischen den beiden oberen Terrassen ist eine 30 m weit gespannte Betonbrücke geschlagen, die sich namentlich durch sehr geringe Pfeilhöhe auszeichnet. Die Brücke ist ausgeführt von der Firma Dyckerhoff & Widmann in Biebrich a. Rh., einer Firma, die überhaupt auf dieser Ausstellung durch zahlreiche Arbeiten vertreten ist. Insbesondere hat sie auch nördlich, rheinabwärts von der Brücke, einen interessanten Querschnitt durch eine moderne Strasse dargestellt, mit Kanälen und Rohrprofilen verschiedener Art. In den geflossenen Ausstellungshallen (unter der Terrasse) zeigt sie zahlreiche Modelle ausgeführter Brückenbauten u.s.w. Ferner seien auch noch die Fussböden in dem Mittelbau erwähnt, die von der Leipziger Zement-Industrie, Dr. Gaspary & Co. in Markanstädt bei Leipzig aus Marmarazement hergestellt sind. Diese Platten zeigen besonders frische Farbe und namentlich eine grosse Festigkeit. Aehnlich sind auch die von der Firma H. Reinarz in Heerdt bei Neuss hergestellten Fliesen. Nicht weit von dieser Ausstellung haben auch zwei andere Zementwerke für sich eine sehr interessante Vorführung ihrer Erzeugnisse gegeben, nämlich die Buderus'schen Eisenwerke in Wetzlar, sowie die Rheinische Bergbau- und Hüttenwesen Akt.-Ges., Niederrheinische Hütte zu Duisburg-Hochfeld. Beide Pavillons sind sehr geschmackvoll in Formen des romanischen Styls erbaut, und zwar lediglich aus den Erzeugnissen der betreffenden Firmen. Die Buderus'schen Eisenwerke in Wetzlar stellen aus ihren Eisenschlacken namentlich auch Eisenportlandzement her, zu dessen Gewinnung ausser Hochofenschlacke nur noch Nassauischer Marmorkalkstein verarbeitet wird. Das Portlandzementwerk wurde im Jahre 1899 in Betrieb gesetzt und war zunächst auf eine Leistungsfähigkeit von 100000 Fass Zement berechnet, die aber inzwischen schon auf 300000 Fass erhöht worden ist. Der Eisenportlandzement wird in diesem Werke in der Art gewonnen, dass einerseits aus den beiden genannten Rohstoffen ein kalkreicher Portlandzement hergestellt wird, dass aber ferner noch diesem Portlandzement fein gemahlen granulierte Hochofenschlacke im Betrage von höchstens 30 % zugesetzt wird. Diese Hochofenschlacke kann man gewissem Sinne als einen kalkarmen Portlandzement bezeichnen, obschon dies freilich nicht mit der von dem Verein Deutscher Portlandzementfabrikanten gegebenen Begriffsbestimmung des Wortes Portlandzement übereinstimmt, wonach Portlandzement ein Produkt ist, entstanden durch innige Mischung von kalk- und thonhaltigen Materialien als wesentlichen Bestandteilen, darauf folgendes Brennen bis zur Sinterung und Zerkleinerung bis zur Mehlfeinheit. Dagegen sei jedes Produkt, das auf andere Weise entstanden sei, oder dem während oder nach dem Brennen fremde Körper beigemischt seien, nicht als Portlandzement zu betrachten. Jedenfalls hat der Verein Deutscher Eisenportlandzementwerke sich dazu entschlossen, um allen Missverständnissen aus dem Wege zu gehen, sein Erzeugnis nicht als Portlandzement schlechthin, sondern als Eisenportlandzement zu bezeichnen. Er hat über dessen Eigenschaften eine vom Mai 1902 aus Düsseldorf datierte Erklärung abgegeben, die folgende Begriffsbestimmung darüber enthält, was er unter Eisenportlandzement versteht: „Unter dem Namen Eisenportlandzement ist ein nach einem besonderen Verfahren hergestellter Zement zu verstehen, welcher in seinen Eigenschaften, Zug- und Druckfestigkeit, Raumbeständigkeit und Mahlung den Normen für einheitliche Lieferung und Prüfung von Portlandzement, aufgestellt von dem Königl. Preuss. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten mittels Zirkularerlass vom 28. Juli 1887, entspricht, mit der Verschärfung, dass bei der Probe mit drei Gewichtsteilen Normalsand und einem Gewichtsteil Zement die 28tägige Zugfestigkeit von bisher 16 kg auf 18 kg für den qcm und dementsprechend die Druckfestigkeit von 160 auf 180 kg. erhöht wird.“ „Der Prozentsatz von kalkreichem Portlandzement im fertigen Eisenportlandzement soll nicht unter 70 % gehen. Der von den Mitgliedern des Vereins hergestellte und in den Handel gebrachte Eisenportlandzement unterliegt dauernd der Prüfung durch eine Versuchsanstalt. Für die Güte des Eisenportlandzements bei sachgemässer Verarbeitung wird in jeder Hinsicht dieselbe Gewähr, ausserdem aber auch noch, wie vorerwähnt, die Bürgschaft für höhere Druck- und Zugfestigkeit geleistet, wie solche in den angeführten Normen vorgeschrieben ist.“ In einer Anmerkung zu dieser Erklärung wird dann noch folgendes hervorgehoben: „Vielfach wird der Eisenportlandzement absichtlich oder unabsichtlich als Schlackenzement bezeichnet. Diese Bezeichnung ist grundfalsch, denn unter dem Namen Schlacken- oder Puzzolanzement versteht man ein auf kaltem Wege, also ohne vorheriges Brennen oder Glühen hergestelltes Gemisch von Schlackensand mit gelöschtem Kalk.“ Ferner stellen die Buderus'schen Eisenwerke auch noch Schlackensteine aus ihrer Schlacke her. Zu diesem Zwecke wird die Hochofenschlacke durch Einführen in einen Wasserstrom gekörnt, wodurch der sogenannte Schlackensand entsteht. Dieser wird dann nach Zumischung von gelöschtem Kalk unter hohem Druck zu Steinen gepresst. Diese Steine erhärten ohne weiteres an der Luft und erfordern deshalb keine besondere Brennkosten. Sie besitzen eine grosse Luftdurchlässigkeit und sind deshalb für Wohnungszwecke ein sehr gesundes Baumaterial. Es wurden von diesen Schlackensteinen im Jahre 1897 etwa 2½ Million, 1901 schon 10 Millionen versandt. Der Ausstellungspavillon dieser Firma ist von dem Düsseldorfer Baumeister vom Endt entworfen und ganz aus Schlackensteinen, die Kuppel aus Eisenportlandzement hergestellt. An dem ganzen Gebäude befinden sich trotz seiner vielen Formen und Verzierungen nur Steine normalen Formates. Die Verzierungen sind in die fertig versetzten Steine nachträglich eingemeisselt worden, eine Technik, die sich hier um so besser ausnimmt, als zum Teil der vertiefte Grund der so hergestellten Verzierungen vergoldet ist. Man hat bekantlich auch an Ziegelbauten ähnliche Dekorationen versucht, und namentlich in England findet ein nachträgliches Bearbeiten fertig versetzter Ziegel mit Hammer und Meissel öfter statt. In Deutschland hat sich ein derartiges Verfahren aber bei Ziegeln nicht eingebürgert, da es sich mit der Ziegeltechnik schlecht verträgt, auch der gebrannte Thonziegel für eine solche Bearbeitung zu spröde ist. Jedoch scheint sie sich für das vorliegende Material recht gut zu eignen. Auch auf die Ausstellung der Rheinischen Bergbau- und Hüttenwesen-A.-G. Niederrheinische Hütte zu Duisburg-Hochfeld, lässt sich das Vorhergesagte im grossen und ganzen anwenden; jedoch stellt diese letztere Firma nicht nur Eisenportlandzement, sondern auch wirklichen Portlandzement her, wobei aber die gesamte, als Rohmaterial dienende Hochofenschlacke den nochmaligen Brennprozess durchgemacht hat. Nahe verwandt mit den vorhin beschriebenen Schlackensteinen sind die rheinischen Schwemmsteine, die gleichfalls in einem damit ausgeführten Gebäude in ihrer praktischen Anwendung aufs schönste vor Augen geführt werden. Eine Anzahl rheinischer Schwemmsteinfirmen hat sich zusammengethan, um dieses Gebäude herzustellen, und uni daran die verschiedenen Techniken des Schwemmsteinbaues zu zeigen. Auch die rheinischen Schwemmsteine sind aus Schlackensand und Kalk ohne Brennen hergestellt. Der Schlackensand ist in diesem Falle aber nicht künstlich hergestellt, sondern ein natürliches Erzeugnis der erloschenen rheinischen Vulkane aus der Gegend von Neuwied. Er bedeckt dort weite Strecken Landes und ist unter dem Namen Bimssand bekannt. Er wird einfach mit Kalkmilch angemacht und in Formen geschlagen, worauf die so hergestellten Steine in zwei Wochen soweit abbinden, dass sie aus dem hölzernen Rahmengestell entfernt werden können, in das man sie zunächst eingesetzt hat, während sie nach drei bis vier Monaten versandfähig sind. Massig warme und feuchte Witterung begünstigt das langsame Abbinden des Materials und die Erzielung eines guten Steines. Im Jahre 1899 bis 1900 wurden etwa 255 Millionen dieser Steine zu Bahn, zu Schiff oder zu Achse versandt. Namentlich ist grosse Leichtigkeit ein Vorzug der rheinischen Schwemmsteine, da das damit hergestellte Mauerwerk nur etwa die Hälfte des Gewichtes von gewöhnlichem Ziegelmauerwerk hat. Ferner ist die Verbindung der Schwemmsteine mit dem Mörtel, in den sie eingesetzt werden, äusserst innig, da einmal beider Zusammensetzung sich ziemlich nahe kommt, andererseits die Schwemmsteine eine sehr rauhe Oberfläche haben. Ferner ermöglichen sie auch wegen ihres besonderen grossen Formates ein rasches Mauern; denn zwei Normalschwemmsteine nehmen denselben Raum ein, wie drei normale Thonziegel. Eine sehr beliebte Anwendung der rheinischen Schwemmsteine ist die zur Ausmauerung von Holzbalkendecken. Bei deren Ausführung werden einfache Latten an den beiden Seiten der Deckenbalken bündig mit der Unterfläche der Balken aufgenagelt und dienen den auf einer verschiebbaren Schalung aufgelegten Schwemmsteinen als Widerlager, wobei die mittleren Reihen verkeilt werden. Besser giebt man der Decke eine geringe Wölbung, indem man hierzu die an die Balken und Latten anliegenden Steine entsprechend aushaut. Die unteren Balkenflächen werden geplistert und die ganze Fläche eingeputzt. Während diese Deckenform sich wenig über die Heimat der Schwemmsteine hinaus verbreitet hat, ist ihre Verwendung zu Eisenbalkendecken schon verbreiteter; namentlich die Kleine'sche Decke, die Schürmann'sche Decke und die Felderhoff'sche Decke werden gern mit Schwemmsteinen ausgeführt. Bei letzterer liegen die Schwemmsteine auf den Flanschen eines aus Eisenblech gestanzten T-Eisens, das, der Balkenentfernung angepasst, mit den beiden Enden auf den Flanschen der Deckenträger ruht. Wegen der beiden erstgenannten Decken vergleiche Band 317, Seite 193. Im übrigen wird der Bimssand auch vielfach zur Herstellung von Bimsbeton und von Bimszementdielen benutzt. Auch zur Verzierung von Mauerflächen mit Spritzbewurf wird Bimssand verwendet. Zur Herstellung dieses Verputzes wird fein gesiebter Bimssand geringer Korngrösse mit Kalkbrei vermengt und mit der Mauerkelle frei angeworfen. Durch das leichte Anhaften des Materials an dem Unterputz, sowie durch seine schnelle Verbindung mit diesem, wird eine schöne gleichmässig rauhe Oberfläche erzielt. Im Gegensatz zu der Industrie der kalkhaltigen Steine ist die der gebrannten Ziegel auf der Ausstellung nicht besonders hervorragend vertreten. Am Rhein wird ja überhaupt dem Ziegelbau weit weniger Interesse zugewendet, als etwa in Nord-Deutschland oder den Niederlanden. Von natürlichen Steinen waren dagegen zahlreicht Proben in jedem Zustande der Bearbeitung ausgestellt; namentlich fällt hier die Ausstellung der Westerwälder Basalt-Brüche, G. m. b. H. in Eiserfeld durch geschmackvolle Anordnung auf. Basaltsteine finden ja heute noch beim Wasserbau und Tiefbau ausgedehnte Anwendung, während sie im Hochbau kaum mehr verwandt werden. Im Mittelalter wurden sie vielfach zusammen mit Tuffsteinen in der Weise vermauert, dass sich Basaltsäulenschichten mit Tuffsteinschichten abwechselten, wobei die Basaltsäulen als Binder durch die Mauer durchgingen und aussen mit ihren Köpfen sichtbar waren. Namentlich für Befestigungszwecke war eine derartige Bauweise beliebt, wie denn z.B. auch die Kölnische Stadtmauer, aus dem 13. Jahrhundert stammend, in dieser Technik ausgeführt war. Auch der Bau der Stein- und Thonindustrie-Aktien-Gesellschaft Brohlthal zu Köln ist hier zu erwähnen. Es ist eine kasemattartige Halle aus Brohlthaler Tuffstein erbaut, einem Material, das, wie eben erwähnt, früher äusserst verbreitete Anwendung gefunden hat, das aber in der letzten Zeit wohl mit Unrecht etwas vernachlässigt worden ist. Der Tuffstein bildete im Mittelalter nicht nur im Rheinlande, sondern auch in den Niederlanden ein sehr geschätztes Baumaterial, namentlich für Kirchenbauten, und wurde zu diesem Zwecke vor der Entwickelung der Ziegel-Industrie in den Niederlanden und in den nördlichen Ländern, sogar bis Skandinavien hin versandt. Ausser Tuffstein führt die Firma noch vor Melaphyr-Pflastersteine und Kleinschlag, Phonolit-Kleinschlag, Vulkansand, roh und fein gemahlen zur Herstellung von hydraulischem Mörtel und dergleichen mehr; ferner auch ihre Erzeugnisse in feuerfesten Steinen, Klinkern, Belagplatten und Dinassteinen. Von ganzen Bauten, die als solche ausgestellt sind, sind weiter noch zu erwähnen die Arbeiterwohnhäuser. Hierher gehören zwei Krupp'sche Arbeiterwohnhäuser, das Arbeiterdoppelwohnhaus der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft. Kolonie Nieder-Ewing, sowie das des Gemeinnützigen Bauvereins zu Remscheid, ferner das der Odenkirchner Aktien-Baugesellschaft zu Odenkirchen, das der Rheydter Aktien-Baugesellschaft zu Rheydt und das der Arbeiterwohnungsgenossenschaft zu Köln-Süd. Die Krupp'schen Wohnhäuser sind ja, wie überhaupt die Wohlfahrtseinrichtungen der Firma Friedrich Krupp, wegen ihrer Zweckmässigkeit und Schönheit weithin bekannt. Sehr gefällig ist auch das von dem Gemeinnützigen Bauverein in Remscheid erbaute Haus, das nach alter bergischer Bauart errichtet ist. Es ist in Holzfachwerk mit Schieferbekleidung und Ziegelpfannenbedachung ausgeführt, einer Bauart, die sich namentlich bei Einzelhäusern für das bergische Land als äusserst geeignet, gesund und widerstandsfähig gegen die Einflüsse der Witterung erwiesen hat. Das Wohnhaus der Arbeiterwohnungs-Genossenschaften zu Köln-Süd dagegen bietet kein Beispiel einer glücklichen Architektur; eine Vereinfachung seiner etwas kleinlich wirkenden äusseren Formen könnte jedenfalls nichts schaden. Das Haus der Rheydter Aktien-Baugesellschaft ist nach dem System Prüss erbaut worden, von dem wir schon Band 317, Seite 221 einiges berichtet haben. Die Umfassungsmauern bestehen aus zwei, je ¼ Stein starken Wänden, die durch senkrecht und wagerecht eingemauerte Bandeisen erstarkt sind. Der etwa 15 bis 20 cm starke Raum zwischen der vorderen und hinteren Wand kann mit schlechten Wärmeleitern, wie Asche, Torf oder dergleichen ausgefüllt werden. Indessen ist von der genannten Baugesellschaft vorläufig nur dieses eine Ausstellungshaus in der Bauweise nach Prüss hergestellt worden, während ihre sonstigen Bauten sämtlich in massivem Ziegelmauerwerk errichtet sind. Einige in den Wänden gelassene Oeffnungen und unverputzte Stellen ermöglichen es, die Konstruktion näher zu betrachten. Transportable Häuser sind ausgestellt von der Deutschten Baracken-Baugesellschaft in Köln a. Rh., und zwar sind dies zwei Bauten in der Nähe des Verkehrsbureaus, sowie das Ausstellungs-Postamt. Das hier verwendete System Brümmer stellt eine Abänderung der bekannten Döker'schen Baracken dar. (Vergleiche auch Band 317, Seite 223–224.) Während die Döcker'schen Baracken aus einzelnen Tafeln zusammen gesetzt sind, die aus mit einer besonderen Art von Pappe bekleideten Holzrahmen bestehen, so sind diese Rahmen bei dem Brümmer'schen System nicht mit Barackenpappe, sondern mit schwedischem Fichtenholz bekleidet, einem Material, das auf die Dauer nicht rissefrei bleiben wird, sodass der isolierend wirkende innere Luftraum der Barackentafeln nach einiger Zeit mit der Aussenluft in Verbindung kommen und dementsprechend seine Isolationsfähigkeit verlieren dürfte. In der Nähe letzterer Bauten befindet sich auch der Pavillon der Firma Villeroy & Boch, der wahrscheinlich auch nach der Ausstellungszeit noch erhalten bleiben wird, da er nicht im Vorflutgebiete des Rheins und auch nicht auf einer später zu bebauenden Stelle des Ausstellungsgeländes, sondern im Hofgarten gelegen ist, der ja zum Teil in den Ausstellungsbereich einbezogen ist. Er zeigt die Verwendung der verschiedenen Arten von Majolika, Steinzeug, Fliesen, Mosaik, Kurz von allen Arten keramischer Erzeugnisse für die Zwecke des Bauwesens in schönster Weise, wie denn auch genannte Firma nicht nur auf dem Gebiete der Porzellan-, Geschirr- und Glas-Industrie, sondern auch auf dem des Bedarfes an besseren Steingut waren für Bauzwecke schon seit Jahrzehnten den besten Ruf geniesst. Namentlich Fliesen haben ausgestellt ganz in der Nähe dieses Pavillons die Firma Wessel's Wandplattenfabrik in Bonn und Lamberty, Servais & Co. in Ehrang bei Trier. Dagegen hat die Ransbacher Mosaik- und Plattenfabrik ihre Erzeugnisse in dem vorhin bereits erwähnten Haus der Rheinischen Schwemmsteinindustrie vorgeführt. In der allgemeinen Halle für Bauwesen hat Rudolph Leistner in Dortmund mannigfache Proben seiner Glas-, Thon- und Steinmosaiken zur Schau gestellt. Von dieser Firma und ihren Erzeugnissen war in den letzten Jahren namentlich deshalb öfters die Rede, weil sie die Mosaiken am Kaiser Wilhelms-Denkmal in Berlin geliefert hat, und weil diese Mosaiken bekanntlich Risse zeigten, die von manchen Seiten auf Fehler in deren Herstellung zurückgeführt wurden. Dagegen hat es vielleicht grössere Wahrscheinlichkeit für sich, diese Risse von einem Nachgeben des ausserordentlich schlechten Baugrundes herzuleiten. Ein bestimmtes Urteil in dieser Sache kann man allerdings ohne genaue Untersuchung des Falles kaum abgeben, und man wird mit um so grösserem Interesse dem endgültigen Ausgang des Streites entgegensahen dürfen, der wegen dieser Angelegenheit noch geführt wird, und der trotz jahrelanger Dauer immer noch nicht entschieden ist. Gleichfalls Mosaiken, wie auch Mosaikplatten, hat in der grossen Haupthalle die Sinziger Mosaik-Platten- und Thonwarenfabrik ausgestellt; es wäre zu wünschen, dass deren Erzeugnisse nach der künstlerischen Seite hin etwas besser durchgebildet wären. In der Nähe befindet sich auch die Ausstellung der Firma F. A. Mehlem in Bonn, einer Firma, die auch auf dem Gebiete des sogenannten Sanitäts- Porzellans, der Wasserleitungsartikel u.s.w. nicht weniger wie auf dem künstlerisch durchgefürter Erzeugnisse in Porzellan, Steinzeug und Majolika einen Weltruf besitzt. Steinzeugröhren für Kanalisation stellen die Vereinigten Westdeutschen Thonröhrenfabriken in Köln, sowie die Westdeutschen Steinzeug-, Chamotte- und Dinas-Werke G. m. b. H. im Euskirchen hinter dem nördlichen Teile der grossen Haupthalle aus, eine Ausstellung, die allerdings durch die Haupthalle einerseits, durch eine zum Zillerthal gehörige Felsgrotte andererseits verdeckt wird und deshalb recht schwer zu finden ist. Gehen wir von der Steinzeugindustrie zu der nahe verwandten des Glases über, so ist auch hier vieles, was den Bau-Techniker interessieren wird. Die Glas- und Spiegel-Manufaktur A.-G. in Schalke stellt in der Nähe des Panoramas ihre Erzeugnisse in einem hübschen Bauwerke aus. Namentlich ist hier auch das von dieser Firma hergestellte Drahtglas zu erwähnen, sowie das Schwarzglas. Dieses Schwarzglas wird für Firmenschilder, Grabplatten, Fensterbänke und dergleichen benutzt, und sieht in entsprechender Bearbeitung schwarzem Marmor sehr ähnlich. Namentlich macht sich sehr gut eine Verzierungsweise, bei der entweder die Inschriften oder der Grund mit dem Sandstrahlgebläse rauh geätzt sind, während die übrige Fläche des Glases glatt poliert bleibt. Der Verein der Rheinischen und Westfälischen Tafelglashällen stellt in einem frei stehenden Aufbau in der Haupthalle die zahlreichen Erzeugnisse seiner Mitglieder zur Schau, die für Bauzwecke gebraucht werden. Wenn wir uns nunmehr den Erzeugnissen der Metallindustrie zuwenden, so wollen wir hier von den Baukonstruktionen in Eisen absehen, die wieder ein Kapitel für sich bilden; wir wollen uns hier vielmehr nur mit den Metallwaren beschäftigen, die an oder in anderweitig konstruierten Bauten Verwendung finden. Hierher gehören zunächst Zinkbleche und daraus hergestellte Bedachungen verschiedener Konstruktionen, wie sie einerseits in der Sammelausstellung der Vereinigten deutschen Zinkwalzwerke, andererseits in der Ausstellung der A.-G. des Altenbergs, (Vieille-Montagne) vorgeführt werden. Erstere Ausstellung befindet sich in einem besonderen Bau, letztere in der grossen Haupthalle. Die Zinkindustrie nimmt mit Recht einen hervorragenden Platz auf der Düsseldorfer Ausstellung ein, da ja gerade das Eheinland einen Haupt sitz der Zinkindustrie bildet, Während man früher bei der Verwendung von Zinkblech zu Bauzwecken es dem einzelnen Bauunternehmer überliess, die Zinkblechplatten seinem Zwecke entsprechend zuzuschneiden und zu verlegen, so haben sich in den letzten Jahren die Konstruktionen für Dachdeckung und Wandbekleidung mit Zinkblech einer besonderen Pflege zu erfreuen gehabt, und es werden jetzt Platten, Deckleisten Hinnen, Rohre, Zierstücke u.s.w. aus Zinkblech, genau den Eigenschaften des Materials entsprechend und dem betreffenden Verwendungszwecke aufs Beste angepasst, von den Werken selber geliefert. Für die innere Ausstattung von Gebäuden kommen zunächst die Gussstahlglocken des Bochumer Vereins für Gussstahlfabrikation in Betracht, die in einem an die grosse Halle dieses Vereins angebauten Turme aufgehängt sind, und die stündlich ihr Geläute über die Ausstellung erschallen lassen. Sie haben sich bereits an zahlreichen Orten Eingang verschafft und allgemeinen Beifall gefunden. An Metallwaren, die gleichfalls den Architekten insoweit interessieren, als sie zur geschmackvollen Einrichtung fertiger Wohnhäuser Verwendung finden, ist kein Mangel. Von Zinnwaren nennen wir nur das Kayser-Zinn, ausgestellt in einem besonderen Bau der rühmlichst bekannten Firma E. Kayser in Köln. Feiner die in der Metallmischung Orivit ausgeführten Erzeugnisse der Orivit-A.-G. zu Köln-Ehrenfeld. Das Material scheint dem vorgenannten Kayser-Zinn ziemlich ähnlich zu sein; die Ausführung der einzelnen Gegenstände ist ebenfalls recht geschmackvoll. Namentlich legt diese Firma auch grossen Wert auf aus geschliffenem Glas und Metall zusammengesetzte Gefässe und Schalen. Auch die Erzeugnisse der Krefelder Metallwarenfabrik Bitter & Gobbers schliessen sich hier an, die ihre Metallmischung zum Unterschiede von dem vorigen Imperial-Zinn benennt. Aus der Industrie der Gold- und Silberwaren sind namentlich zu nennen G. A. Beumers in Düsseldorf und Gabriel Hermeling in Köln. Auch Möbel sind von zahlreichen Firmen in sehr schöner Ausführung ausgestellt. Bei der grossen Fülle des hier gebotenen Stoffes lassen sich nur wenige Namen hervorheben. Namentlich fällt die Firma I. Buyten & Söhne in Düsseldorf hier durch zahlreiche und sehr geschmackvoll ausgeführte Möbel auf, wie sie auch die von der Ausstellung an und für sich benötigten Möbel zu einem grossen Teile geliefert hat. A. H. Schipperges Söhne in Kleinenbroich haben eine grosse Anzahl der geschmackvoll hergerichteten Ausstellungsschränke geliefert. Glücklicher Weise hatte die Ausstellungsleitung nämlich den Ausstellern bindende Anweisungen über die Einrichtung, Anordnung und über die Bezugsquelle für ihre Schränke gegeben, sodass die grosse Ausstellungshalle keineswegs mit blind zusammengewürfelten und nicht zu einander passenden Schränken und Aufbauten vollgepfropft ist, sondern alles einen gut abgestimmten und wohlthuenden Eindruck macht. Unter den Möbeln nehmen die Kirchenmöbel, namentlich die geschnitzten Altäre, eine besondere Stellung ein, da sie gewissermassen Bauten für sich darstellen, die eher unmittelbare Teile der Architektur, als eigentlich Ausstattungsgegenstände sind. Die Firma Bernard Rincklake in Münster in Westfalen, sowie Bildhauer Ferdinand Langenberg in Goch haben sehr schöne derartige Altaraufbauten geliefert. An Bureaumöbeln ferner, die ebenfalls in der Möbelindustrie eine Sonderstellung einnehmen, führt insbesondere F. Soennecken in Bonn seine rühmlichst bekannten und erprobten Gegenstände ausser Wettbewerb vor. Wenden wir uns von der Möblierung der Wohnungen zu Stoffen, die zum Belegen der Fussböden und Wände dienen, so sind Thonfliesen schon erwähnt worden. Glasfliesen stellen die Glasgraphischen Werke vormals I. G. Duntze in Frankfurt a. M. aus. Diese Glasfliesen zeigen eine vollkommen glatte und sehr leicht abzuwaschende Oberfläche, während die gerauhte Rückseite mittelst Marmorzements fest an der Wandfläche haftet. Ferner ist die Rückseite der Fliesen zwischen dem Glas und der gerauhten Schicht mehr oder weniger geschmackvoll bedruckt, sodass ein derartig ausgestatteter Raum, je nach der Wahl der Muster, nicht nur leicht zu reinigen, sondern auch mehr oder weniger gefällig wirkt. Ersteres dürfte namentlich für Waschräume, Küchen, Baderäume, Krankenstuben und dergleichen von Wichtigkeit sein. Von Linoleum ist hier namentlich die Ausstellung der Rheinischen Linoleumwerke zu Bedburg bei Köln zu erwähnen, die ihr Linoleum, Lincrusta, System Walton, ausstellt. Einen eigentümlichen Belag bilden Clouths farbige Gummifliesen, die von der Rheinischen Gummiwarenfabrik Franz Clouth in Köln-Nippes ausgestellt sind. Diese Fliesen haben eine eigentümliche Form, sodass sie in einander eingreifen und weder ausbrechen, noch auch sich heben können. Sie sind geräuschlos und dauerhaft und von sehr befriedigendem Aussehen. Für Geschäftsräume, Bibliotheken, Krankenräume, Baderäume und Schilfe sind diese Gummifliesen sehr geeignet. Ihre Oberfläche ist nicht schlüpfrig, sodass selbst bei nassem Wetter ein Ausgleiten nicht möglich ist. Jede Fliese hat eine Grösse von 60 × 60 mm und eine Dicke von 8 mm. Auf dem Gebiete der Heizung fällt dem Beobachter namentlich die umfangreiche Ausstellung der Schalker Heerd- und Ofenfabrik F. Küppersbusch & Söhne in Schalk i. Westf. ins Auge, die alle Arten von Heerden, Kochapparaten und Heizapparaten für Kohlenfeuerung, Dampf- und Gasheizung in einem besonderen Bau in der Nähe des Panoramas ausgestellt hat. Auch Centralheizungsanlagen für Niederdruck-Warmwasserheizung, Abdampfheizung, Hochdruckdampfheizung, sowie Wascheinrichtungen und Badeanstalten werden von genannter Firma ausgeführt. Ihre Erzeugnisse erfreuen sich eines weit über die Grenze ihres von Eheinland und Westfalen hinausgehenden Rufes. Insbesondere Badeöfen stellt her die Firma J. G. Houben Sohn Carl, Fabrik patentierter Gasheizöfen und Badeöfen in Aachen, deren Erzeugnisse sich als zahlreiche Ausführungsformen des sogenannten neuen Aachener Badeofens darstellen. Was schliesslich die Industrie der Beleuchtung anbetrifft, so wollen wir hier die elektrische Beleuchtung übergehen und von den übrigen Beleuchtungsarten nur noch das Washingtonlicht erwähnen. Dicht neben dem Haupteingang der Ausstellung wird dieses in und an einem von der Washingtonlicht-Gesellschaft in Elberfeld ausgestellten Pavillon vorgeführt. Das Washingtonlicht stellt ein Petroleum glühlicht dar, wobei das Petroleum durch Luftdruck der Flamme zugeführt und dort verbrannt wird. Es soll sich namentlich für die Beleuchtung von Strassen, Bahnhöfen, Hallen und von Arbeitsplätzen im Freien eignen, während es für kleinere Räume sich nicht so sehr empfiehlt, da seine Anwendung nur für Flammen von grösserer Leuchtkraft vorteilhaft ist.