Titel: Der elektrische Kohlelichtbogen im Vakuum.
Autor: A. Hoerburger
Fundstelle: Band 320, Jahrgang 1905, S. 182
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Der elektrische Kohlelichtbogen im Vakuum. Ein Beitrag zur Kenntnis des Lichtbogens. Von Dr. A. Hoerburger, Ingenieur, Berlin. Der elektrische Kohlelichtbogen im Vakuum. Die glänzende Erscheinung des elektrischen Lichtbogens hat von jeher die Aufmerksamkeit der Physiker auf sich gelenkt und wurde daher gern zum Gegenstande zahlreicher Untersuchungen oder kühner Spekulationen gemacht. Verfolgt man die Geschichte des elektrischen Lichtbogens, so findet man, dass schon bei den allerersten einschlägigen Experimenten versucht wurde, die betreffenden Erscheinungen auch im luftverdünnten Raume darzustellen und so vielleicht der Erklärung näher zu bringen. Bald nachdem Volta im Jahre 1800 die nach ihm benannte elektrische Säule erfunden hatte, wurde von einer grossen Reihe von Beobachtern teils unabhängig von einander, teils durch die Versuche anderer angeregt, der elektrische Funke bei der Berührung zweier mit den Enden der Säule verbundener Leiter beschrieben. Die in dem ersten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts erschienenen Bände von Gilberts Annalen der Physik enthalten eine ausserordentlich grosse Reihe von Zuschriften über Funkenerscheinungen an der Voltaschen Säule. Aber mögen nun diese Erscheinungen beschrieben sein als nur einzelne Funken, die hier und da zum Vorschein kommen, oder als starke weisse, sogar im Sonnenlicht sichtbare Funken oder als starke Funkenbüschel besonders bei Verwendung von berussten Metalldrähten oder von Kohle als Elektrodenmaterial, immer erkennt man aus der Beschreibung, dass die betreffenden Beobachter es noch nicht mit der eigentlichen Erscheinung des Lichtbogens zu tun hatten. Gleichwohl, und das ist gerade das Interessante, wurden auch hier schon Versuche angestellt, diese Funken in luftverdünntem Raume zustande zu bringen. Es wurde dabei nachgewiesen, dass mit abnehmendem Druck und damit abnehmendem Luftwiderstande zwar die Funken viel lebhafter sprühen, d.h. dass glühende Metallteilchen viel weiter weggeschleudert werden, als in freier Luft, dass aber der Glanz der Erscheinung schwächer wird, was mit Recht dem mangelnden Sauerstoffe zugeschrieben wurde. Die zu diesen Versuchen als Elektrizitätsquelle verwandten Voltaschen Säulen konnten, auch wenn sie allmählich aus grösseren Platten aufgebaut waren, doch die zu einem Lichtbogen erforderliche Energie nicht liefern; von einer unzweifelhaften Beobachtung des elektrischen Lichtbogens kann daher erst gesprochen werden, als grössere Batterien gebaut worden waren. Im Jahre 1808 nun erhielt Sir Humphry Davy durch eine Subskription die Mittel zu einer grossen Batterie von 2000 Zellen. Mit ihr gelang ihm neben zahlreichen für jene Zeit grossartigen Experimenten auch die Darstellung des elektrischen Lichtbogens. Den OriginalberichtDavy, Phil. Trans. 2, 1821, S. 487; auch Life of Sir Humphry Davy by J. Ayrton, Paris, I. Band, London, 1831, S. 317. darüber hat GilbertGilberts Annalen der Physik, Bd. 66, 1821, S. 322. übersetzt: Bei den Versuchen, welche Sir Humphry Davy mit der Voltaschen Säule aus 2000 Doppelplatten von vier Zoll im Quadrat der Royal Institution zu London anstellte, hatte er den positiven und negativen Enddraht jeden an seinem Ende mit einem zugespitzten Kohlestreifen versehen. Als er diese einander bis auf den Abstand von ¼ bis ⅛ Linie näherte, erfolgte die elektrische Entladung und als unmittelbare Wirkung derselben das Rotglühendwerden beider Kohlestreifen. Waren sie einmal glühend, so konnte er sie allmählich weiter voneinander entfernen, bis die Spitzen der Kohlen vier Zoll voneinander abständen, ohne dass dadurch das Licht zwischen ihnen unterbrochen wurde. Dieses Licht war äusserst lebhaft und in der Mitte breiter als an den Enden und hatte die Gestalt eines Bogens. Der Versuch gelang umso besser, je mehr man die Luft um die Kohlen her mit einer Luftpumpe verdünnt hatte. Stand die Barometerprobe nur mehr auf ¼ Zoll, so erfolgte die Entladung schon, als die beiden Kohlespitzen ½ Zoll voneinander abstanden, und nun konnte Davy sie allmählich soweit voneinander entfernen, dass die zusammenhängende purpurfarbene Flamme zwischen ihnen eine Länge von sieben bis acht Zoll hatte. Gleich der erste Versuch mit dem elektrischen Lichtbogen wurde also unter dem Rezipienten einer Luftpumpe wiederholt und dabei die wichtige Tatsache konstatiert, dass das Ueberspringen des Funkens und damit die Einleitung des Lichtbogens im luftverdünnten Raume auf eine bedeutend grössere Entfernung erfolgt als in freier Luft, ebenso dass dort die Elektroden auf eine nahezu doppelte Entfernung auseinander gezogen werden können. Diese Versuche von Davy wurden natürlich vielfach wiederholt, besonders nachdem neue, kräftige und konstante Elemente entdeckt waren und damit bei viel geringerem Aufwand die nötige Energie erhalten werden konnte. Im folgenden werden nur jene mir bekannt gewordenen Stellen aus der Literatur angegeben, in denen entweder über eine neue Beobachtung am elektrischen Lichtbogen im Vakuum berichtet wird, oder bei denen der Lichtbogen im Vakuum in einer bestimmten Absicht hergestellt wurde, oder endlich solche, in denen ganz bestimmt formulierte theoretische Ansichten ausgesprochen sind. Als im Jahre 1844 Fizeau und FoucaultAnnales de Chim. et de Phys., Serie III, Tom. 9, 1844, S. 370. Untersuchungen über die Intensität des beim Davyschen Versuch von der Kohle ausgesandten Lichtes anstellten, versuchten die beiden anfänglich die Kohlen im Vakuum zu brennen, aber sie wurden bald genötigt diesem Mittel zu entsagen, da die Innenwände der Glaskugel sich rasch durch Kohleteilchen trübten. Dasselbe geschah in einem nicht verbrennlichen Gase. Hier ist also erwähnt, dass die Kohle im Vakuum sehr rasch zerstäubt und dass infolge dessen eine Beobachtung wegen der Trübung der Glaswände unmöglich wird. In der gleichen Zeit wurde der luftdicht eingeschlossene Lichtbogen als Grubenbeleuchtung zur Vermeidung der Zündung explosibler Gasgemische empfohlen. Während aber GroveDie Fortschritte der Physik im Jahre 1846, II. Bd., 1848, S. 402. Originalbericht: Eclairage des mines. Archives des Sciences Physiques et naturelles, III, 540 (nicht aufzufinden). bei Ausführung dieses Gedankens auf unüberwindliche Schwierigkeiten gestossen ist, da das Licht zuweilen plötzlich erlosch und mangels einer selbsttätigen Regulierung nur höchst umständlich und mühsam wieder entzündet werden konnte, da das Glas mit feinen Kohleteilchen beschlug und die Lichtausbeute schwächte, endlich da die Kittungen durch die hohe Temperatur zerstört wurden und der ganze Prozess zu kostspielig war, empfahl BoussingaultComptes Rendus, Paris, XXI, 1845, S. 515. denselben Gedanken wieder, nachdem er den Lichtbogen in luftleerem Raume wie unter Wasser hervorgebracht hatte und in explosiblen Gasen als vollkommen sicher erprobt hatte. Wie er die oben angegebenen Schwierigkeiten vermeiden will, ist nicht angegeben. J. van BredaUeber die Lichterscheinungen der Voltaischen Säule. Comptes Rendus, Paris, XXIII, 1846, S. 462. wollte bei seinen Versuchen mit Metallen und Kohle als Elektroden möglichst unabhängig von den nebenher gehenden Verbrennungserscheinungen im Lichtbogen sein und stellte daher seine Versuche im Vakuum an. Er liess sich zu diesem Zwecke eigens einen sehr komplizierten Apparat bauen, mittels dessen es ihm gelang, die Elektroden unter einer fast luftleeren Glasglocke einander zu nähern oder zu entfernen. Wenn er zwischen den Elektrodenspitzen die Entladung einer Leydener Flasche überschlagen liess, konnte er die Fortführung der Teilchen ohne Kontakt im Vakuum bewerkstelligen. Die Fortführung der Teilchen im Vakuum bildet nach ihm eines der schönsten Schauspiele. Sie geschieht nicht bloss wie in Luft in Form einer Flamme oder eines sehr intensiven Lichtes, sondern, wenn der Abstand nicht zu gross ist, werden die Teilchen in Form von Funken fortgeschleudert. Die Materie kommt an der Elektrode in rotglühenden glänzenden Kügelchen heraus, welche in Feuergarben gegen eine Platte schiessen, die man zwischen den Elektrodenkugeln eingeschaltet hat. DespretzComptes Rendus, Paris, 36, 1853, S. 176. beschreibt das Aussehen des elektrischen Lichtbogens in Luft und erwähnt dabei, dass in fast vollkommener Luftleere der Funke der Batterie selbst bei Metallelektroden hinreiche, den Lichtbogen zu entzünden, ohne dass eine vorhergehende Berührung der Spitzen erforderlich sei. GassiotPoggendorf, Annalen der Physik und Chemie, Bd. 112, 1861, S. 156. erhielt mit einer Grove'schen Batterie von 115 Elementen in einer Röhre, in welche die Poldrähte endigend in Kügelchen von Kohle seitwärts eingeschmolzen waren, im Vakuum den elektrischen Lichtbogen. Das Licht war geschichtet und weit lebhafter und glänzender als beim Glimmlicht. Beim Glimmlicht wich die Nadel eines eingeschalteten Galvanometers nur sehr wenig ab und von einer chemischen Wirkung in der Batterie war nichts zu sehen; sowie er aber die Kohlen erhitzte und damit den Voltaschen Bogen hervorrief, erfuhr die Galvanometernadel eine starke Ablenkung und in der Batterie zeigte sich eine kräftige chemische Wirkung, offenbar weil der Inhalt der Röhre leitend geworden war, Gassiot macht also hier auf den Unterschied zwischen Glimmlicht und Lichtbogen im Vakuum aufmerksam, der nach ihm neben dem Unterschied in der Helligkeit der Erscheinung besonders in der Stromstärke sich ausdrückt. Warren de la Rue und Hugo W. MüllerExperimentelle Untersuchungen über elektrische Entladungen. Philosophical Transaktions, London, CLXXI, 1880, S. 65. haben folgende Beobachtungen gemacht: Bei abnehmender Dichte des umgebenden Gases nahm die erforderliche Spannungsdifferenz bis zu den kleinsten geprüften Drucken von etwa 4 mm Hg. stetig ab und es zeigte sich ein Minimum der Spannungsdifferenz bei abnehmender Dichte (bei Wasserstoff ca. 0,6 mm Hg.). Unterhalb ein hunderttausendstel des Atmosphärendruckes wuchs die Spannungsdifferenz ausserordentlich rasch an. Der grössere Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der galvanischen Bogenentladung. Die Verfasser studierten dieselbe mit ihrer Batterie, indem sie den Strom entweder in einer evakuierbaren Glocke mit Stoffbüchsen und verstellbaren Elektroden oder in einer mehrere Zentimeter weiten und mehrere Dezimeter langen Geisslerschen Röhre bei verschiedenen Drucken in Luft- oder in Wasserstoff übergehen liessen. Die Glocke stand mit einem Barometer in Verbindung und bei jedem Stromschluss zeigte sich eine plötzliche Druckvermehrung, welche bei Unterbrechung des Stromes ebenso plötzlich wieder verschwand. Diese Druckvermehrung kann, wie sie durch eine Berechnung zeigen, nicht bloss von der Erwärmung herrühren. Unter dem Studium der Lichterscheinungen, welche die Entladungen unter den erwähnten Bedingungen lieferten, kommen die Verfasser zu dem Schluss, dass die geschichtete Entladung nur eine Modifikation der Bogenentladung sei, dergestalt, dass der unter Atmosphärendruck auftretende Lichtbogen bei allmählich vermindertem Druck kontinuierlich übergeht in die geschichtete Entladung mit den Charakteren des positiven und des Kathodenlichtes. Von ihren Versuchen und beobachteten Erscheinungen geben die Verfasser eine grosse Anzahl von Abbildungen. Die Verfasser arbeiteten mit sehr grossen Batterien und infolge dessen mit hohen Spannungen, im Gegensätze dazu betrug die Stromstärke höchstens 1/10 Ampere. W. HittdorfUeber die Elektrizitätsleitung in Gasen. Wiedemanns Annalen der Physik und Chemie, Bd. 21, 1884, S. 134. kam durch seine Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die Strombildung in verdünnten Gasen kleinen elektromotorischen Kräften ermöglicht werde dadurch, dass man die Gashülle der Kathode auf eine sehr hohe Temperatur versetzt. Da Platin bald seinen Schmelzpunkt erreichte, hat er als Kathode vorzugsweise Kohlestäbchen verwendet. Die Spuren von Gasen, welche die Kohle bei Zunahme der Glühhitze stets noch abgab, wurden durch fortwährendes Pumpen entfernt. Zur Erzielung des Stromdurchganges war eine Weissglühhitze nötig, bei welcher die Kohle nicht weit von der Verdampfung entfernt blieb. Noch vorteilhafter war die höhere Temperatur, welche im Davyschen Bogen besteht und die Kohle leicht verdampfen lässt. Hittdorf konnte nur einen kleinen schwachen Bogen mit der grossen Tauchbatterie herstellen, indem er die sechzehn Elemente hintereinander verband. Durch einen äusseren Magnetstab liess sich das bewegliche Kohlenstück beim Durchgang des Stromes der sechzehn grossen Elemente, welcher die positive der beiden Kohlen rasch verdampfte und abnützte, längere Zeit in Berührung erhalten. Leider machte der Kohlendampf, der sich auf die Glaswand absetzte, die Kugel bald undurchsichtig. Hier entstand durch fünfzehn kleine Elemente bei möglichst grosser Verdünnung noch ein stark leuchtender Durchgang der Elektrizität. Hittdorf stellte also den Lichtbogen im Vakuum her, nur um seine Elektroden auf eine Weissglühhitze zu bringen und dadurch niedergespannten Strömen den Durchgang durch die Röhre zu ermöglichen. Franz StengerBeitrag zur Elektrizitätsleitung der Gase. Wiedemanns Annalen der Physik und Chemie, Bd. 25, 1885, S. 31. beschäftigte sich sehr eingehend mit dem elektrischen Lichtbogen im Vakuum und kam zunächst zu dem Ergebniss, dass ein in allen Fällen gültiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Bogenentladung und Glimmentladung nicht vorhanden sei. Bei der normalen Form der Entladung habe man folgende Kennzeichen zwischen Bogenentladung und Glimmlicht: 1. Die Gasschicht besitzt in der Bogenentladung einen weit geringeren Widerstand als im Glimmlicht. 2. Im Bogenlicht wird die Anode stärker erhitzt als die Kathode, beim Glimmlicht umgekehrt. 3. Im Spektrum des Bogenlichtes überwiegt das Licht der Elektrodensubstanz über das der zwischen ihnen befindlichen Gasschicht, während umgekehrt bei der Glimmentladung das Spektrum nur die Linien der Gasstrecke gibt und die Natur der Elektroden gleichgiltig ist. 4. Im Bogen werden beide Elektroden zerstäubt, allerdings in verschiedenem Masse, während im Glimmlicht nur an der Kathode eine Zerstäubung eintritt. In aussergewöhnlichen Fällen allerdings können sich die Verhältnisse sehr stark ändern. So sagt Stenger, dass bei geeigneter Wahl der Versuchsbedingungen der Widerstand der Gase beim Glimmlicht unter Umständen von derselben Grössenordnung sei, wie beim Davyschen Bogen. Man könne also bei entsprechenden Versuchsbedingungen auch beim Glimmlicht Ströme von derselben Grösse wie beim Bogenlicht erhalten. Auch die Temperaturverhältnisse der Elektroden könnten gelegentlich andere werden. So hat Stenger z.B. sehr oft hintereinander evakuiert, so dass die Gasentwicklung an den Elektroden abnahm, bis sich schliesslich beim Entzünden des Bogens eine Druckvermehrung kaum mehr konstatieren liess. Während vorher die Temperatur der Kohlen zwar nur wenig, aber doch mit Sicherheit erkennbar verschieden war, verschwand jetzt gleichzeitig die Temperaturdifferenz der Kohlen. Allerdings konnte er Drucke unter 1–2 mm Hg. nicht erreichen, so dass unentschieden bleiben musste, ob nicht bei geringeren Drucken die Kathode sogar stärker glüht als die Anode. In den gewöhnlichen Formen der Glimmentladung war stets diese Erscheinung zu beobachten, dass die Kathode häufig rot oder gar weiss glühend erschien, während die Anode dunkel blieb. Dass jedoch auch Fälle der Glimmentladung existieren, bei denen die Temperatur der Anode höher ist als die der Kathode, geht aus Versuchen von HittdorfWiedemanns Annalen der Physik und Chemie, Bd. 21, 1884, S. 112. hervor. Die Kathode wurde im Vakuum in feine Spitzen und Haare aufgelockert. Da alle Kohlen Kohlenwasserstoffe enthielten und diese bei der hohen Temperatur zersetzt wurden, blieb die Elektrode als poröses Kohlenstoffgefüge zurück, das allmählich abbröckelte. Da ferner im Vakuum keine Temperaturverschiedenheit mehr zu konstatieren war, wurde auch der Verlust an beiden Kohlen gleich. Die schon von Warren de la Rue und H. MüllerPhilosophical Transaktion, London, CLXXI, 1880. S. 65. beobachtete plötzliche Druckvermehrung bei Stromschluss hat auch Stenger festgestellt und gefunden, dass der Druck sofort auf seine frühere Grösse zurückgeht, wenn der Bogen erlischt. Diese Erscheinung würde sich nach seiner Ansicht aus der Hypothese von A. SchusterProceedings of the Royal Society, London, 37, 1884, S. 317. erklären, wonach beim Durchgang der Elektrizität durch Gase die Moleküle derselben disoziiert werden, sich aber beim Aufhören des Stromes sofort der frühere Zustand wieder herstellt. Duncan, Rowland und ToddElectrican, London. No. 31, 1893, S. 360. stellten Versuche an über den Einfluss des Luftdruckes auf die Spannungsverhältnisse beim Kohlelichtbogen. Die beiden Kohlen wurden durch Stopfbüchsen in einen eisernen Zylinder eingeführt, in welchem zur Beobachtung des Lichtbogens zwei Glasfenster sowie zur Kühlung ein äusserer Mantel angebracht war. Alle ihre Versuche wurden bei einem konstanten Strom von sechs Ampere gemacht. Bei konstanter Bogenlänge und konstantem Strom wurde der Druck des den Lichtbogen umgebenden Gases sowie der Spannungsverlust am Lichtbogen gemessen. Ihre Untersuchungen erstrecken sich vom Vakuum an bis zu zehn Atmosphären, indem von Atmosphäre zu Atmosphäre ein Wert aufgenommen wurde. Als Ergebnis wurde gefunden, dass von einer Atmosphäre an mit wachsendem Druck die Spannung am Lichtbogen zunimmt. Der Wert aber, den die Verfasser für teilweises Vakuum gemessen haben, liegt höher als der Wert bei einer Atmosphäre, wonach sich also mit abnehmendem Drucke wieder eine Zunahme der Spannung ergeben müsste. Die einzelnen Zahlenwerte der Spannung sind in folgender Tabelle angegeben, die aus den Kurven abgelesen sind: Elektrodendistanz. – Druck in Atmosphären. mm 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 6,4 72 67 73,5 78,5 81   5   6   7   8   9 10 4,8 62,5 61 65,5 70 72,5 74,5 76 77 78 78,5 79 3,2 54,5 53,3 58 62 63,5 64,5 65,5 66,5 67,5 68,5 69,5 1,6 34 44 47,5 50 51,5 52,5 54 55,5 56,5 58 59 Für den Lichtbogen in Kohlensäure fanden sich nur wenig abweichende, im allgemeinen etwas niedrigere Werte. Professor Dr. E. VoitSammlung elektrotechnischer Vorträge. I. Bd. 1. Vortrag: „Der elektrische Lichtbogen“. Stuttgart, 1896.verwendet diese Ergebnisse von Duncan, Rowland und Todd in seiner vortrefflichen Zusammenstellung der den Lichtbogen betreffenden Fragen. Er schliesst aus diesen Kurven, dass der Lichtbogen bei Atmosphärendruck bei grösseren Elektrodenentfernungen (grösser als 2 mm) einen günstigsten kleinsten Wert der Spannung erhält, nur bei sehr kleinen Elektrodenentfernungen wandert dieser Wert viel weiter gegen das Vakuum hin. Otto Lehmann,Ueber Aureole und Schichtung beim elektrischen Lichtbogen und bei Entladungen in verdünnten Gasen. Wiedemanns Annalen der Physik und Chemie, Bd. 55, 1895. S. 370. der wohl die reichhaltigste Zusammenstellung über elektrische Entladungen in verdünnten Gasen geliefert hat, kommt dabei auch auf die Beziehungen zwischen Lichtbogen und Gasentladungen zu sprechen und sagt: Nicht immer endigt der Lichtbogen auf beiden Seiten in hellen Punkten, vielmehr kann er bei genügend ausgedehnten kalten Elektrodenflächen in Formen übergehen, welche nur auf der einen (positiven oder negativen) einen Metalldampfbüschel hat, auf der anderen dagegen ausgedehntes Glimmlicht, welches nur das Gasspektrum zeigt. Diese Formen können als Uebergangsformen zur Gasentladung bezeichnet werden, und tatsächlich entsteht diese zuweilen plötzlich aus dem Lichtbogen oder den Uebergangsformen, indem die Metalldampfbüschel vollständig verschwinden und nur das Gasglimmlicht übrig bleibt. Umgekehrt kann die Gasentladung in den Lichtbogen übergehen, indem sich die Glimmlichthüllen der Elektroden momentan kontrahieren und auf die hellen Lichtpunkte zusammenschrumpfen, welche die Enden des Lichtbogens bilden. Bei genügend grossen Elektrodenflächen ist der Unterschied von Stromstärke und Spannung vor und nach der Bildung der Lichtbogenentladung geringfügig. Leo AronsUeber den elektrischen Lichtbogen zwischen Metallelektroden in Stickstoff und Wasserstoff. Annalen der Physik und Chemie. IV. Folge. Bd. 1, 1900, S. 700. hatte bei seinen Versuchen über den elektrischen Lichtbogen zwischen Metallelektroden in verdünnten Gasen mit Schwierigkeiten insofern zu kämpfen, als die Elektroden nach Einleitung des Stromes durch die Erwärmung sehr bald weich wurden, zu schmelzen begannen und daher nur ein ganz kurzes Brennen gestatteten, Dadurch wurde sowohl die Ablesung an den elektrischen Instrumenten sehr erschwert und unzuverlässig, als auch die Messung des Luftdruckes. Letztere besonders auch deshalb, da sich vom Beginn des Stromes an das Manometer bewegte. Ferner trat eine sehr starke Zerstäubung der Elektroden unter Bildung von Nitriten auf, endlich konnte er bei kleinen Drucken den Lichtbogen nicht mehr entzünden, da der einleitende Funke seines Induktoriums an ganz anderen Stellen überspang. Nur bei zwei Materialien, Zink und Magnesium, gelang es ihm, bei Drucken kleiner als 1 mm Hg. eine Messung zu machen, da der verlöschende Lichtbogen einen leitenden grauen Faden zurückliess, der dann eine Brücke für den Strom bildete und so den Lichtbogen wieder einleitete. Als Ergebnis hat Arons folgendes festgestellt: mit steigender Stromstärke nimmt die Spannung bei allen Drucken ab, ferner überall wächst die Spannung bei gleicher Stromstärke und gleichem Elektrodenabstand mit dem Druck. Bei sehr geringen Drucken traten zwei verschiedene Entladungsarten, die durch einen Wechsel in der Spannung gekennzeichnet waren, auf, die im allgemeinen so rasch miteinander wechselten, dass eine Spannungsmessung nur schwierig auszuführen war. Bei einigen der mitgeteilten Versuchsreihen nimmt die beim niedrigsten Druck gemessene Spannung im Vergleich zur vorhergehenden Messung wieder zu. B. MonaschUntersuchungen über den Wechselstromlichtbogen bei höherer Spannung. Elektrotechnische Zeitschrift, 1902, No. 44, S. 957. kommt in seiner Arbeit auch auf die Versuche von Duncan, Rowland und Todd zu sprechen und erklärt das Ansteigen des Spannungsverlustes im Lichtbogen zwischen 1 und 0 Atmosphären für entschieden falsch. Es ist wohl möglich, sagt er, dass der Spannungswert für Vakuum höher ist als der Wert für eine Atmosphäre, denn bekanntlich gibt es einen „kritischen Druck“Wiedemann, Lehre von der Elektrizität, IV. 1. 1884, S. 406. bei Gasen von sehr starker Verdünnung, d.h. wird das Gas beim „kritischen Druck“ noch mehr verdünnnt, so steigt die Spannung an den Elektroden, anstatt zu fallen. Dieser „kritische Druck“ liegt aber ganz nahe beim Vakuum. Es ist also von Interesse, Zwischenwerte zwischen 1 und 0 Atmosphären aufzunehmen, um zu sehen, ob und wie weit der Spannungsverlust bei einem unter einer Atmosphäre verminderten Druck fällt, eine Untersuchung, die Duncan, Rowland und Todd unterlassen haben. Von Arons liegen diesbezügliche Beobachtungen bei niedrig gespanntem Gleichstrom an Kadmium- und Magnesiumelektroden vor. Während bei einer Atmosphäre der Spannungsverlust bei Kadmium 25 Volt beträgt ist er bei 10 mm Hg. nur mehr 12 Volt. Da jedoch die zu beobachtende Spannungsverminderung bei Niederspannung sehr gering ist, untersuchte Monasch diesen Punkt bei höherer Spannung am Wechselstromlichtbogen. Die Resultate für Kupferelektroden sind derart, dass bei ungefähr 1/7 Atmosphäre, bis zu welchem Punkt er genaue Ablesungen machen konnte, der Spannungsverlust mit wachsender Verdünnung der Luft ständig fällt. Für die Elektrodenentfernung von 3 bis 8, 7 mm ist er bei 100 mm Hg. ungefähr 40 bis 50 v. H. kleiner als bei einer Atmosphäre. (Fortsetzung folgt.)