Titel: Polytechnische Rundschau.
Fundstelle: Band 328, Jahrgang 1913, S. 489
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau. Herstellung und Prüfung von Stahlflaschen für verflüssigte und verdichtete Gase in Amerika. Bis vor kurzem bestanden über Füllung und Beförderung hochgespannter Gase in Amerika noch keine Vorschriften, man hielt vielmehr eine Prüfung der Flaschen unter einem bestimmten Wasserdruck für genügend. Die im Jahre 1896 in England angestellten Untersuchungen über die Eigenschaften der Gase und über die an ihre Behälter zu stellenden Anforderungen bildeten die Grundlage für die amerikanischen Vorschriften über die Herstellung und Eigenschaften der Stahlflaschen. Die damals in Deutschland schon bestehenden Vorschriften wurden im Jahre 1905 geändert und verschärft. Das „Bureau of Explosive of the American Railway Association“, das für die Beförderung von gefährlichen und brennbaren Stoffen zuständig ist, befaßte sich erst im Jahre 1909 mit dieser Angelegenheit, nachdem von der Technik bereits vorher Versuche auf diesem Gebiete angestellt worden waren. Bei dem Uebergang der Kohlensäure aus dem flüssigen in den gasförmigen Zustand (infolge von Erwärmung) tritt eine starke Druckvermehrung auf; die Gasflaschen müssen diesem Druck bis zu einer gewissen Grenze widerstehen, gleichzeitig aber auch genügend Sicherheit gegen rauhe Behandlung bei der Beförderung bieten. Nach den britischen Vorschriften wird für die Flaschen ein äußerst weiches Material verwendet, das eine gute Sicherheit bietet, aber auch entsprechend hohes Eigengewicht der Flaschen bedingt. Die Flaschen müssen eine Quetschprobe zwischen abgerundeten Schneiden aushalten, vor Ingebrauchnahme ausgeglüht und einem Druck von 236 kg/qcm unterworfen werden; die beiden letzten Prüfungen müssen alle vier Jahre wiederholt werden. Bei einer etwaigen Explosion soll eine solche Flasche nicht in Stücke zersplittern, sondern nur an einer Stelle aufgerissen werden. Bei den Versuchen mit diesen Flaschen wurden recht günstige Ergebnisse erhalten, ein Nachteil ist nur die Verteuerung der Frachtgebühren durch das hohe Gewicht. Um ein geeignetes Material ausfindig zu machen, das ein geringeres Gewicht, aber dennoch genügende Zähigkeit besitzt, wurden umfangreiche Versuche angestellt, bei denen die gefüllten Flaschen unter anderem auch durch Feuer zur Explosion gebracht wurden. Außer Flaschen aus gewöhnlichem Stahl wurden dabei auch solche aus Vanadiumstahl untersucht, doch scheinen sich diese letzteren nicht besonders bewährt zu haben. Es wurden schließlich folgende Vorschriften für nahtlose Kohlensäure-Stahlflaschen festgesetzt: Die Flaschen müssen nahtlos hergestellt sein, und zwar aus einem Stahl von gleichförmiger Beschaffenheit mit folgender Zusammensetzung: Kohlenstoff nicht über 0,55 v. H., Phosphor nicht über 0,04 v. H., Schwefel nicht über 0,05 v. H. Physikalische Proben: bei einer vollständig fertigen Flasche darf nach dem Ausglühen die Streckgrenze nicht weniger als 35,5 und nicht mehr als 45,7 kg/qmm, die Dehnung nicht weniger als 10 v. H. des aus der Längsrichtung geschnittenen Probestabes betragen. Ferner wurden Flachproben, sowie Vorschriften über das Ausglühen und die Wasserdruckprobe festgesetzt. Die Wand der Flaschen von 140 mm und 216 mm ⌀ darf nicht weniger als 6,35 mm dick sein und ist vor dem Zuziehen des Halses zu messen. Die Normalflasche von 216 ∙ 1295 mm soll ohne Kappe 47,7 bis 52,2 kg wiegen. Diese Vorschriften, die sich den deutschen in vieler Hinsicht nähern, unterscheiden sich jedoch wesentlich bei der Druckprobe, wobei in Deutschland eine Beanspruchung des Werkstoffes nur bis zu ¾, in Amerika dagegen bis zur Streckgrenze erfolgt. Die Vorschriften über Analyse und Flachdruckprobe, auf die man in Deutschland aus guten Gründen verzichtete, sind wohl aus den englischen Vorschriften übernommen worden. Das in England geforderte regelmäßige Ausglühen hat man in Amerika ebenso wie in Deutschland als überflüssig fallen gelassen. Die Herstellung der Gasflaschen erfolgt in Amerika auf dreierlei Weise: 1. aus Blechen, 2. aus nahtlosen Röhren, 3. aus geschweißten Röhren. Die nach dem letzten Verfahren hergestellten Flaschen werden nur noch für solche Gase verwendet, deren Druck weniger als 70 at beträgt. In Europa werden außerdem noch die nahtlosen Flaschen durch Pressen aus vollen Blöcken hergestellt, wogegen die Herstellung der Flaschen aus Blechtellern in Europa als veraltet und zu teuer aufgegeben wurde. [Stahl und Eisen 1913, S. 66 bis 68.] Dr. Sander. –––––––––– Die Anwendung der Oberflächenverbrennung im Gießerei- und Hüttenbetrieb. In der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Gießereifachleute schildert Oberingenieur Schnabel-Berlin ein neues Verfahren zur Verbrennung von Gasen, welches berufen erscheint, auf dem Gebiete der Feuerungstechnik eine große Umwälzung herbeizuführen (vergl. S. 138 d. B.). Das neue Verfahren gründet sich auf das Prinzip der sogen. flammenlosen Verbrennung, einer besonderen Erscheinungsart der Verbrennung, die sich darin äußert, daß die brennenden Gase nicht als Flammen auftreten, sondern an der Oberfläche glühender Körper in Reaktion treten und dabei ein dauerndes Erglühen dieser Körper aufrecht erhalten. Dieses Phänomen, welches schon im Jahre 1825 von Döbereiner bei Berührung von Gasluftgemischen mit feinzerteiltem Platin beobachtet wurde, ist bisher außer bei den sogenannten Gasselbstzündern, die aus einer Pille von leinzerteiltem Platin bestehen, in der Feuerungstechnik noch nicht zur Anwendung gekommen. Erst durch jahrelange systematische Versuche von Schnabel und Bone, die zu dem Ergebnis führten, daß nicht nur metallische Oberflächen, sondern auch Stoffe, wie feuerfester Ton imstande sind, eine solche Glühverbrennung hervorzurufen, sind die Grundlagen für eine Verwendung in der Industrie geschaffen worden. Die feuerungstechnischen Vorteile des neuen Verfahrens, mit dem geradezu verblüffende Effekte zu erzielen sind, bestehen ferner darin, daß die erzeugte Wärme bei dem Prozeß angestaut und aufgespeichert wird, und auch hierdurch eine Potenzierung der Wärme herbeigeführt wird, welche die Erreichung von Temperaturen bis 2000 ° ermöglicht. Eine außerordentlich überraschende Tatsache ist hierbei, daß schon bei der theoretischen Luftmenge eine restlose Verbrennung der Gase erfolgt, während bei den übrigen Feuerungen ein großer Ueberschuß von Luft erforderlich ist, was große Wärmeverluste zur Folge hat. Mit dem neuen Verfahren, welches auch für die größten industriellen Feuerungen anwendbar ist, lassen sich wirtschaftliche und technische Effekte erzielen, die geradezu unwahrscheinlich klingen, aber durch zahlreiche Versuche erhärtet sind. So wurde z.B. bei Leistungsversuchen mit einem Dampfkessel, die von dem Direktor des Berliner Dampfkessel-Revisionsvereins Hilliger ausgeführt wurden, ein Nutzeffekt von 93 v. H. bei einer Verdampfung von 147 kg f. d. qm Heizfläche festgestellt. Diese Ziffern, die erheblich alle bisherigen Betriebsresultate übersteigen, lassen wohl am besten die Bedeutung dieses neuen Verfahrens für die Technik erkennen. In der Diskussion macht Ingenieur A. J. Iriny, Hamburg, einige Mitteilungen über Versuche, die er über Oberflächenverbrennung in Verbindung mit Oelfeuerung gemacht hat. Er verweist auf das Luckische Patent, Welches Oel und Luft in eine Steinschicht führt, er hat diese Versuche nachgemacht und hierbei Brenner der Deutschen Oelfeuerungs-Gesellschaft ohne Druck angewendet und mit gewöhnlichen Ventilatoren gearbeitet. Es zeigte sich, daß nur nach Vorerwärmung der Steinschicht ein befriedigendes Resultat erzielt wurde, so lange die Chamotte kalt war, setzte sich Ruß ab. Wählt man die Beschickung so groß, daß durch die Zwischenräume den Abgasen ein genügender Kanal zum Durchgehen gegeben ist, dann ist es möglich, ohne Vorfeuerung zu arbeiten. Redner glaubt nicht, daß die Oberflächenverbrennung in der Metallurgie Umwälzungen herbeiführen wird. Die Wirkung der Steinschicht erklärt er rein physikalisch. Die Kontaktkörper scheinen keine katalytische Wirkung zu haben, wahrscheinlich verhindern sie nur die Explosion. Er verweist auf die im Jahrbuch der schiffbautechnischen Gesellschaft veröffentlichten Versuche von Prof. Junkers. Ferner bemerkt er, daß der Name Oberflächenverbrennung nicht richtig gewählt ist. Seiner Ansicht nach wird mit dieser neuartigen Verbrennung wohl bei der Kesselfeuerung etwas zu machen sein, nicht aber in der Metallurgie. Geheimer Ober-Regierungsrat Jäger stellt bezüglich der Verwendung der Oberflächenverbrennung für die Dampfkesselfeuerung einige Fragen. Nach Iriny soll der Erfolg ausbleiben, wenn sich die Steinmasse mit Staub verstopft. Wie verhält es sich nun, wenn man, wie dies in der Praxis der Fall ist, Gase verwendet, die reichlich Staub enthalten. Die Koksofengase müßten erst einer minutiösen Staubreinigung unterworfen werden, und die Kosten wären wohl zu groß. Für die Verbrennung in Dampfkesseln ist ferner die Frage wichtig, welche Temperaturen in den Kesseln entstehen. Denn zweifellos wird es bei hohen Temperaturen notwendig sein, tadellos gereinigtes Wasser zu verwenden, da sich sonst durch die Kesselsteinablagerung eine isolierende Schicht bildet, die dann ein Durchbrennen begünstigt. Schnabel verweist darauf, daß in Skinningrove ein Kessel in Betrieb ist, der mit Koksofengas arbeitet, Schädigungen sind nicht beobachtet worden. Was nun den Reinheitsgrad des Wassers beträgt, so sei betont, daß der Vorteil der Oberflächenverbrennung gerade darin besteht, daß sich kein Kesselstein bilden kann, infolge des Gefälles ist der Wasserumlauf so stark, daß der Kesselstein als Schlamm losgelöst wird. Iriny verweist noch auf Versuche mit Steinkohlenteer, die zu einem befriedigenden Erfolg führten. Er erklärt ferner, daß er bei seiner Oelfeuerung ohne Anwendung der Kontaktmassen eine vollständige Verbrennung mit 2 bis 3 v. H. Luftüberschuß erzielt habe. Professor Osann meint, daß wohl nur peinlichst gereinigte Gase verwendet werden können. Hierzu bemerkt Hansen, daß die Hochofengase genügend rein sind, und auch die Koksofengase so verwendet werden können, wie sie aus der Anlage kommen. Schnabel kann die Behauptung Irinys, daß er mit der theoretischen Luftmenge auskommt, nicht unwidersprochen lassen, es ist bisher bei keiner anderen Feuerungsart als bei der Oberflächenverbrennung möglich, mit der theoretischen Luftmenge zu arbeiten. Gas-Steckkontakt Behr-Pintsch. Eine Neuerung und Verbesserung bei Verwendung von Gas zu Koch- und Beleuchtungszwecken ist der Gas-Steckkontakt Behr-Pintsch, hergestellt von der Firma Julius Pintsch, Aktiengesellschaft. Die tägliche Rundschau vom 11. April 1913 schreibt: „Die vielen, schweren Gasvergiftungen in der letzten Zeit veranlassen die Polizeibehörde zu folgender Warnung: Zur Verhütung von Explosions- und Vergiftungsgefahren durch Ausströmen von Leuchtgas bei Benutzung von tragbaren Gaskochern und Gaslampen wird das Publikum dringend davor gewarnt, nach dem Gebrauch nur den Hahn zu schließen, der sich am Apparat befindet. Es muß vielmehr vor allem stets der an der Wand befindliche Zuführungshahn geschlossen werden. Die Gummischläuche gleiten nur zu leicht ab oder werden undicht. Es ist deshalb auch zweckmäßiger, die Verbindung zwischen Wand und Apparat (Lampe, Kocher usw.) durch Metallschläuche herzustellen, die in Gewinden festgeschraubt werden. Für die Nacht kann immer wieder nur angeraten werden: Schließt den Haupthahn.“ Textabbildung Bd. 328, S. 490 Abb. 1. Textabbildung Bd. 328, S. 490 Abb. 2. Textabbildung Bd. 328, S. 490 Abb. 3. Der neue Steckkontakt ist nun eine Verbesserung deshalb, weil er, sobald er abgenommen wird, selbsttätig den Zuleitungshahn an der Wand abschließt. In den Abb. 1 bis 6 ist der Steckkontakt dargestellt, Abb. 1 und 2 geben eine Zusammenstellung aller einzelnen Teile an. Das Gehäuse A hat eine konische Bohrung, in welche zwei Küken B und C eingesetzt werden. Das obere Küken B ist abnehmbar eingerichtet und wird nur von oben her aufgesetzt, wenn der Koch- oder Leuchtapparat angeschlossen werden soll. Dieses Küken ist in Abb. 4 noch einmal besonders herausgezeichnet. Es hat oben einen zylindrischen Ansatz, der mit Gewinde versehen ist. Von oben her kann über den mit Gewinde versehenen Teil eine Scheibe D (Abb. 6) geschoben werden. Diese hat auf der Innenseite zwei vorspringende Ansätze, welche genau in zwei Nuten passen, die in den mit Gewinde versehenen Teil des Kükens B eingefräst sind (siehe Schnitt cd der Abb. 4). Die Scheibe D hat auf der Außenseite (Abb. 6) ebenfalls zwei Ansätze, die auf einem Durchmesser liegen. Diese Ansätze passen in zwei Aussparungen des Gehäuses A (s. Abb. 2 Schnitt a b). Unter der Scheibe D befindet sich die Scheibe E (Abb. 1). Diese ist im Innern mit Gewinde versehen und dient zusammen mit der von oben her aufgeschraubten Hülse F (Abb. 1) dazu, die zwischen E und F befindliche Scheibe D so einzustellen und festzuhalten, daß die Scheibe D, wenn deren Ansätze in die Aussparungen des Gehäuses eingreifen, und somit auch das Küken B sich gerade noch drehen lassen. Die Drehung kann nur eine Vierteldrehung sein. Denn sie wird begrenzt durch zwei Anschlagstifte, die aus Abb. 2 Schnitt a b deutlich zu erkennen sind. Das Küken B ist durchbohrt und auf der unteren Seite (s. Abb. 4) mit einem Schlitz versehen. Dieser ist so breit, daß ein Ansatz des unteren Kükens C gerade hineinpaßt. Es wird daher durch Drehen des oberen Kükens B das untere Küken C ebenfalls gedreht. Wie aus Abb. 5 hervorgeht, ist das Küken C im Innern ebenfalls mit einer Bohrung versehen, die aber nicht nach oben durchgeführt ist, sondern seitlich mündet und bei passender Stellung eine Verbindung der beiden Küken möglich macht, so daß das Gas von unten her durch die beiden Küken nach dem angeschlossenen Apparat strömen kann. Zu dem Zweck ist das Gehäuse A, wie aus Abb. 1 und 3 zu ersehen ist, seitlich mit einer Höhlung M versehen. Abb. 1 entspricht der geschlossenen Leitung, in Abb. 2 sind beide Küken um 90 ° gedreht, das Gas kann ungehindert von unten nach oben strömen. Textabbildung Bd. 328, S. 490 Das untere Küken C wird von oben her eingeführt, wird aber von unten aus festgezogen. Es ist der untere, zylindrische Teil des Kükens C auf der Außenseite mit Gewinde versehen und, wie Abb. 5 Schnitt gh erkennen läßt, an einer Stelle (in der Abbildung rechts) mit einer Abflachung versehen. Durch diese Abflachung wird die Scheibe H (Abb. 1) gezwungen, an der Drehbewegung des Kükens teilzunehmen. Um die Seheibe festzuziehen, ist eine Rundmutter J vorgesehen, welche von unten her durch einen Schlüssel festgezogen werden kann. In die Hülse F (Abb. 1) wird von oben her ein Anschlußstück G geschraubt. In dieses wird der federnde Metallschlauch eingelötet. Das untere Ende der Hülse A ist innen ebenfalls mit Gewinde versehen und wird an das Gasrohr der Leitung angeschraubt. Das Gehäuse A ist mit der Hülse F durch eine kleine Kette verbunden. Soll der angeschlossene Apparat nicht nur außer Betrieb gesetzt, sondern auch entfernt werden, so wird ein an der Kette befindlicher Karabinerhaken von dem in das Gehäuse eingeschraubten Stift K gelöst. Sämtliche Teile sind mit Ausnahme der Scheibe D, der beiden Anschlagstifte und des Stiftes K aus Messing hergestellt. Die Scheibe D und der Stift K sind aus Eisen, die beiden Anschlagstifte aus Stahl. R. Simon. –––––––––– Neue Vorrichtungen zum Reinigen und Geruchlosmachen von Motorabgasen. Der Gedanke, die Austrittsgeräusche und den Geruch der Abgase von Verbrennungsmotoren zu beseitigen und wenn möglich ihre Wärme auszunutzen, hat zu einer Reihe von Konstruktionen geführt, die auf verschiedenem Wege diesen Zweck zu erreichen suchen. Die Befreiung von übelriechenden Bestandteilen ist sowohl durch Verwendung von Chemikalien, über welche die Auspuffgase geleitet werden, wie auch durch mechanische Mittel möglich. Ersteren Weg veranschaulicht die Vorrichtung von Bregha und Dr. Seidler in Wien. Sie besteht aus drei ineinander Hegenden Zylindern, welche ein Gehäuse umgibt. Die Zylinder sind durch Oeffnungen miteinander verbunden. Der innere Zylinder a (s. Abb. 1) ist leer. Die Abgase treten in der durch den Pfeil gekennzeichneten Richtung in ihn ein und gelangen durch die Oeffnungen h in den zweiten, mit Chlorkalzium gefüllten Zylinder b. Sie durchstreichen darauf den Ringraum und treten bei i in den äußeren Zylinder c. In ihm befindet sich Aetzkalk. Auf dem Wege zur Oeffnung k kommt das Gas auch mit diesem Stoff in innige Berührung bis zu seinem Eintritt in das Gehäuse, welches als Schalltopf wirkt. Bei o erfolgt der Uebergang in die Atmosphäre. Die Wirkung der Vorrichtung besteht in der Beseitigung des Geruchs der Abgase. Diese erwärmen nämlich bei ihrem Durchgang durch den ersten Zylinder die chemisch wirksamen Stoffe auf die notwendige Temperatur. Im Chlorkalzium werden sodann die öligen Bestandteile, und im Aetzkalk die Benzindämpfe ausgeschieden. Aus der Oeffnung o tritt nur Kohlensäure und Wasserdampf in die Luft. Die mechanischen Vorrichtungen zur Beseitigung von Verunreinigungen beruhen auf der Durchleitung der Gase durch enge Spalten. Man läßt z.B. das Gas in ein Gehäuse treten, in dem sich ein Zylinder dreht. Dieser fragt eine Anzahl Ringe mit breiten Flanschen (s. Abb. 2), die in Gruppen zu zweien dicht nebeneinander liegen. Zwischen zwei benachbarten Ringen ist ein schmaler Schlitz. Durch diesen tritt das Gas in das Innere des Zylinders, wobei es in dem Raum zwischen beiden Flanschen seine Verunreinigungen absetzt. Aus dem Zylinder gelangt das Gas durch Oeffnungen in die hohle Zylinderwelle und zum Auspuff. Ein Abstreifer greift in die Spalten zwischen den Ringen und verhindert deren Verschmutzung. Textabbildung Bd. 328, S. 491 Abb. 1. Textabbildung Bd. 328, S. 491 Abb. 2. Textabbildung Bd. 328, S. 491 Abb. 3. Eine Reinigung wird auch dadurch erzielt, daß man die lebendige Kraft des Gases dazu verwendet ein teilweise in Wasser eintauchendes Schaufelrad zu drehen. Das zerstäubende Wasser wäscht die Abgase, so daß diese, nachdem ihnen noch Gelegenheit gegeben ist, die mitgerissene Feuchtigkeit niederzuschlagen, zum Auspuff geleitet werden können. Der Knall beim Ausströmen beruht hauptsächlich auf der Bildung eines Vakuums im Abzugrohr und an der Austrittsstelle infolge der Abkühlung des Gases bis zur Kondensationswasserbildung. Dieses Vakuum wiederum erzeugt einen mit Geräusch verbundenen Rückschlag von Gas und Luft. Man verhindert den Rückschlag, indem man, wie Abb. 3 zeigt, die Auspuffdüse o in eine Leitung b münden läßt. Die Abgase werden die Luft in b in Bewegung setzen, und es entsteht am Ende in der Leitung b neben der Düse eine Luftströmung in Richtung des Auspuffs, die einem Rückschlag entgegenwirkt. Eine nutzbringende Verwertung der Abgase sucht die Firma Stocks in Didsbury (England) mit der Reinigung zu vereinigen, indem sie die Abgase zusammen mit dem Kühlwasser in einen Dampfgenerator leitet. Das Kühlwasser wird einem Kondensator entnommen, umfließt die Zylinder des Gasmotors und gelangt in den Dampferzeuger, wo es sich mit den Auspuffgasen mischt. Eine lebhafte Dampfentwicklung ist die Folge. Der Dampf soll in besonderer Weise motorisch mitbenutzt werden. [Rauch und Staub 3. Jahrgang Nr. 8.] Schmolke. –––––––––– Aus dem Gebiete der Feilen- und Raspelfabrikation. Zur Bearbeitung von Metallen sowohl als von Holz, Hörn und Stein sind die Feilen und Raspeln die am häufigsten benutzten Werkzeuge. Obwohl die Werkzeugmaschinen die Feilen vielfach verdrängt haben, obwohl durch Hobel-, Fraß- und Schleifapparate viele Arbeitsgänge anstatt mittels der Feile jetzt maschinell bewirkt werden, ist doch der Verbrauch dieses Werkzeuges in fortwährendem Wachsen begriffen, weil eben die Industrie sich gewaltig ausgedehnt hat und immer noch wächst. Ueber den Herstellungsgang der Feilen sind viele Verbraucher nicht ganz unterrichtet, und die Gelegenheit, diese Kenntnisse durch Vorträge oder durch Besichtigung von Feilenfabriken zu erhalten, ist nicht allzu häufig. Deshalb hört man auch oft ganz unrichtige Ansichten über die Art und Weise, wie sich der Eine oder Andere die Feilen hergestellt denkt. Manche meinen, die Feilen seien gegossen; andere, der Hieb sei eingepreßt, und nur eine verhältnismäßig kleine Anzahl der Feilenverbraucher dürfte in Wirklichkeit wissen, welche große Anzahl von Arbeitsstufen dieses einfach scheinende Werkzeug passieren muß, bis es vollendet ist, und welch' kostbare und vielseitige maschinelle Einrichtungen heutzutage zu einer großen moderen Feilenfabrik gehören. Textabbildung Bd. 328, S. 492 Wir schildern an Hand der beifolgenden Abbildungen den „Gang der Feilenfabrikation“ in einer der bedeutendsten Feilenfabriken, der Firma Friedr. Dick in Eßlingen a. N. Zur Verarbeitung gelangen in der Dickschen Fabrik die feinsten Stahle mit hohem Kohlenstoffgehalt, aus den renommiertesten Stahlwerken. Dieses Rohmaterial wird in gewalztem Zustande bezogen, und zwar schon in den verschiedenen Querschnitten wie flach, halbrund, dreikantig, vierkantig, rund, oval, messerförmig usw. Da es beispielsweise dreikantige Feilen von 3 mm an bis zu 50 mm Dicke gibt, und alle Zwischenmaße vertreten sein müssen, so läßt sich leicht ermessen, welche enormen Stahlvorräte auf Lager zu halten sind. Die Firma Dick hat nicht weniger als über 400000 kg Stahl in den verschiedendsten Profilen beständig in ihren Magazinen liegen. Mittels Pressen werden die Stahlstangen auf die erforderlichen Längen abgeschnitten und gelangen dann in die verschiedenen Schmiedewerkstätten, wo die Feilen teils unter Krafthämmern, teils von Hand ausgeschmiedet werden. Das Ausschmieden erfordert eine große Geschicklichkeit, denn die Stahlstücke dürfen nur einmal erwärmt und ja nicht überhitzt werden, da sonst die Qualität des Stahles leidet. Ein wichtiger Prozeß ist der jetzt folgende des Ausglühens. Das von den Stahlwerken kommende Rohmaterial ist zu hart, um es ohne weiteres behauen zu können. Deshalb müssen die geschmiedeten Stücke weich gemacht, d.h. ausgeglüht werden. Dies wird auf verschiedene Weise bewerkstelligt, teils durch Kohlenfeuerung in Retortenöfen, welche auf Rotwärme erhitzt und langsam zum Erkalten gebracht werden, teils in offenen Oefen mit Holz- und Torffeuerung. Jede Feilenfabrik hat hierfür wohl ihr eigenes System, bei welchem die Hauptsache ist, daß die Feilen die richtige Wärme erhalten, und daß keine Ueberhitzung stattfindet. Wenn die Feilen nun wieder erkaltet sind, müssen sie gerade gerichtet werden und wandern dann in die Schleifereiwerkstätten. Die Firma Dick hat soeben – im Mai 1913 – ihre Dampfschleiferei bedeutend vergrößert. In einem großen luftigen hellen Raum sind etwa 20 Schleifsteine und Schleifmaschinen aufgestellt. Bequeme, leicht regierbare Krane machen das sonst so schwierige Einsetzen der Schleifsteine, die etwa 2,50 m im Durchmesser und ein Gewicht von annähernd 2500 kg haben, zu einer leichten Arbeit. Für die kleineren und mittleren Feilen jedoch und namentlich für diejenigen, welche feine Hiebe bekommen, genügt das einfache Abschleifen auf den Schleifsteinen nicht. Derartige Sorten müssen von Hand durch sehr geübte Leute sorgfältig in die Form zugefeilt und ganz fein abgezogen werden. Man kann ruhig sagen, daß die Vorbereitung zum Hauen bei diesen Präzisionsfeilen eine ebenso diffizile Arbeit ist wie das Anbringen des Hiebes selbst, denn diese halbfertigen Feilen müssen völlig ebene Flächen, sehr schöne Form und tadellose Spitzen haben. Nach verschiedenen kleineren Arbeitsgängen, wie des Zeichnens mit dem Firmenstempel und der Hiebnummer, gelangen die zum Hauen und Schneiden nunmehr vorbereiteten Feilen in die verschiedenen Hauwerkstätten, welche in vier verschiedene Abteilungen zergliedert sind: In eine Hauwerkstätte für Handarbeiter, eine Maschinenhauwerkstätte für große und schwere Feilen, eine Maschinenhauwerkstätte für Präzisionsfeilen, eine Maschinenhauwerkstätte für geschnittene Hiebarten. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat die maschinengehauene Feile die handgehauene stark zurückgedrängt. Es ist gelungen, Haumaschinen zu konstruieren, die einen ebenso scharfen Hieb hervorbringen, wie er von dem besten Handfeilenhauer gemacht werden kann und der bei den feinen Hieben den Vorzug der größeren Regelmäßigkeit besitzt. Textabbildung Bd. 328, S. 492 Man hat sogar die kleinen Hiebunregelmäßigkeiten, welche der handgehauene Hieb mit sich führt, längst herzustellen verstanden, indem Maschinen geschaffen wurden, die den unregelmäßigen, sogenannten wellenförmigen Hieb hervorbringen, welcher bei weicheren Metallen keine Riefen erzeugt. Diese Hiebart wird von der Firma Dick schon seit länger als zehn Jahren hergestellt. Die Arbeitsteilung ist in den verschiedenen Hauwerkstätten mit großer Sorgfalt durchgeführt. Da die Firma Dick eine eigene große Maschinenwerkstätte besitzt, hat sie von den im Betrieb befindlichen etwa 250 Haumaschinen die meisten selbst konstruiert und erbaut und dadurch die Maschinen in der Größe und Ausführung den verschiedenen Zwecken anpassen können. So wird z.B. auf einer Maschine das ganze Jahr hindurch nur eine Feilensorte von einer Größe und Hiebart bearbeitet, andere Maschinen dienen wieder nur für den Unterhieb einer bestimmten Gattung, während auf den daneben stehenden der Oberhieb erzeugt wird. Es ist wohl klar, daß durch diese streng durchgeführte Teilung der Arbeit sehr geübte Kräfte herangezogen werden, und eine durchaus gleichmäßige Qualität erzielt wird, aber andererseits kann eine solche Trennung der Arbeitsgänge nur da Platz greifen, wo – wie hier – genügend großer Absatz vorhanden ist. Wenn die Maschinen auf eine bestimmte Feilensorte eingestellt sind, muß man auch wochenlang an derselben fortarbeiten können, denn jede Unterbrechung oder Umstellung auf eine andere Form oder Hiebart verursacht wesentliche Zeitverluste und Mehrkosten. Textabbildung Bd. 328, S. 493 Die große Anzahl der im Dickschen Betrieb befindlichen Maschinen ist dadurch bedingt, daß diese Firma wohl die einzige ist, welche sämtliche vorkommende Feilen- und Raspelsorten herstellt. Man findet hier Feilen vom gröbsten bis zum feinsten, mit bloßem Auge kaum wahrnehmbaren Hiebe, Feilen so klein wie Nähnadeln, bis zu solchen mit einem Stückgewicht von 10 kg. Die Zahl der Einschnitte des Oberhiebes auf einen Zentimeter schwankt zwischen 4 bis 10 bei den Armfeilen und zwischen 65 bis 100 bei den feinsten Uhrmacherfeilen: ja, die Zapfenfeilen für Uhrmacher haben sogar bis zu 125 Hiebe auf 1 cm. Besonders sinnreich sind die Raspelhaumaschinen konstruiert. Lange Jahre hielt man es für unmöglich, diese Raspelzähne maschinell einzuhauen, denn, während bei flachen Feilen der Meißel einen Einschnitt über die ganze Breite hervorbringt, müssen die Raspelzähne einzeln Zahn für Zahn eingeschlagen werden, was eine langwierige Arbeit ist. Aber auch diese Schwierigkeiten wurden überwunden, und jetzt werden anstandslos sowohl die gröbsten Hufraspeln, wie die feinsten Raspeln für Schuhmacher, Tischler und Bildhauer maschinell hergestellt. Wenn auch, wie oben erwähnt, die Herstellung des von Hand gehauenen Feilenhiebes stark zurückgedrängt wurde, so ist diese Arbeitsmethode doch noch nicht ganz verschwunden und sie wird auch nie ganz aufhören. So beschäftigt die Firma Dick noch gegen 40 Handfeilenhauer, welche die vielen Extrasorten herstellen. Diese sind in den Formen meist zu sehr verschieden, um Maschinen zu deren Bearbeitung benutzen zu können. Auf besonderen Wunsch werden auch die gewöhnlichen sowie alte stumpfe Feilen noch von Hand gehauen. Sobald nun die Feilen und Raspeln mit den verschiedenen Hieben versehen, gerade gerichtet und kontrolliert sind, werden sie durch Aufzüge und Gleisanlagen in eine der wichtigsten Werkstätten des ganzen Betriebes, in die Härterei, geschafft. Jeder Fachmann weiß ein Lied davon zu singen, wie ärgerlich es ist, wenn sorgfältig und mühsam vorbereitete Fräser oder Schnitte beim Härteprozeß Risse bekommen, krumm oder nicht hart genug werden. Hieran tragen oft ungenügende Einrichtungen oder fehlerhaftes Material, aber in den meisten Fällen die Unaufmerksamkeit des Härters Schuld. Deshalb muß der Hinrichtung einer Härterei und der Auswahl der darin beschäftigten Personen die größte Aufmerksamkeit zugewendet werden, namentlich, wenn es sich wie bei der Firma Dick darum handelt, eine tägliche Produktion von 18000 bis 20000 Stück zu härten. Vor dem Härten werden sämtliche Feilen mit einer Schutzmasse bestrichen, welche zu verhindern hat, daß die Flamme die spitzen dünnen Feilenzähne zu stark erwärmt. Das Erwärmen der Feilenkörper selbst geschieht je nach der Gattung teils in offenen mit Holzkohlen oder Koks gespeisten Oefen, teils in flüssigem, auf etwa 800° erhitztem Blei, welch letzteres in großen stählernen Tiegeln glühend gemacht wird. Die letztere Härtemethode führt sich mehr und mehr ein, weil die ganze Bleimenge eine gleichmäßige Hitze annimmt, die mittels Platin-Pyrometern jederzeit genau nachgemessen werden kann. Durch Versuche muß natürlicherweise vorher festgestellt sein, welcher Wärmegrad für die betreffende Feilensorte der richtige ist. Wenn nun der Härter sieht, daß die Feilen den richtigen Wärmegrad haben – und dies ist seine Hauptaufgabe – so nimmt er dieselben Stück für Stück heraus und kühlt sie in kaltem, mit Salz gesättigtem Wasser ab. – Das Härtewasser wird aus Regenwasser angesammelt, und die betreffenden Wasserbassins müssen, um das Wasser möglichst kühl zu halten, von großem Umfang sein; bei der Firma Dick sind solche, die 80000 und 100000 l Inhalt haben. Textabbildung Bd. 328, S. 493 Die nunmehr gehärteten Feilen sind aber noch mit dem von der Härtemasse herrührenden Schmutz behaftet. Sie kommen nun zur Reinigung unter Sandstrahlapparate. In diesen Apparaten wird bekanntlich ganz feiner scharfer Sand durch gespannten Dampf auf die Feilen geschleudert und die letzteren dadurch auf die schnellste Weise von allen Unreinlichkeiten befreit, wodurch sie auch gleichzeitig eine schöne, stahlgraue Färbung annehmen. Nun müssen sämtliche Stücke wieder getrocknet, gesichtet und sorgfältig eingeölt werden, bis sie endlich als fertig bezeichnet werden können. Vor dem Versand wird bei der Firma Dick noch jedes einzelne Stück durch Kontrolleure, welche jahrelange Uebung besitzen, genau geprüft, außerdem steht auch noch für besondere Fälle eine Feilenprüfmaschine zur Verfügung. Diese Prüfungsmethode hat sich aber in der Praxis nicht immer als zuverlässig erwiesen, und auch andere Prüfungsarten, wie das Auflegen von Feilen auf mehr oder weniger schräg gehaltene Winkel sind in der Theorie ganz schön, für den praktischen Gebrauch aber ist ihnen kein großer Wert beizumessen. Der beste Prüfstein für Feilen und Raspeln ist das Urteil der Arbeiter in den Werkstätten; ein guter Schlosser oder Mechaniker will nicht mit geringen Feilen arbeiten, weil er damit nichts fertig bringt. Das Dicksche Geschäft wurde schon im Jahre 1778 in kleinem, handwerksmäßigem Umfang gegründet, gelangte aber erst unter seinem jetzigen Besitzer, Kommerzienrat Paul Dick, zur vollen Blüte, welcher das Geschäft im Jahre 1875 mit 6 Arbeitern übernahm und es – unterstützt von tüchtigen Mitarbeitern – so auszudehnen verstand, daß es jetzt einen großen Komplex einnimmt, in welchem gegen 700 Arbeiter Beschäftigung finden. Die Fabrikation des Dickschen Werkes erstreckt sich auch auf Werkzeuge für Feinmechanik, Elektrotechnik, Maschinen-, Waffen- und Motorzeugfabriken, Schiffsbauanstalten, mechanische Werkstätten, Schlossereien, für Fleischer, Köche usw. –––––––––– Der Asphaltsee auf der Insel Trinidad und die Verwertung des Trinidadasphaltes. In einer ausführlichen Abhandlung berichtet Dr. Ed. Graefe auf Grund eigener Anschauung über diese wunderbare Schöpfung der Natur, die auf der Insel Trinidad einen 40 ha großen See von bisher unergründeter Tiefe hat entstehen lassen, der jedoch an Stelle von Wasser mit einer zähen Asphaltmasse gefüllt ist. Die in englischem Besitze befindliche Insel ist die südlichste der sogen. kleinen Antillen, sie ist etwa 4550 qkm groß und im Gegensatz zu den benachbarten Inseln nur teilweise gebirgig, während der in der Mitte gelegene Teil sich nur wenig über den Meeresspiegel erhebt und zumeist sumpfig ist. Das Vorkommen von Asphalt auf dieser Insel ist schon lange bekannt, und bereits Columbus, der 1496 die Insel entdeckte, benutzte ihn, um seine Schiffe zu kalfatern. Der Asphaltsee liegt nur 1 km von der Küste entfernt auf dem Gipfel eines etwa 50 m hohen Hügels. Die etwa 40 ha große Oberfläche des Sees, der von mehreren kleinen Wasseradern durchschnitten wird, ist so hart, daß sie ohne Gefahr beschritten werden kann, und sie schallt unter dem Fußtritt wie etwa eine Asphaltstraße. Trotzdem ist der See ständig in Bewegung und beim Graben im See entstandene Löcher füllen sich in kurzer Zeit wieder nach. In früheren Zeiten ist der See nach dem Meere zu übergeflossen und hat Ströme von Asphalt nach dem Strande zu ergossen. Ueber die Tiefe des Sees bestehen nur Vermutungen, jedenfalls ist sie sehr bedeutend, denn bei Bohrungen bis zu 60 m wurde noch kein Grund gefunden. Der See wird seit 40 bis 50 Jahren systematisch ausgebeutet, wodurch sich sein Spiegel um etwa 2 m gesenkt hat. Da der See in der Mitte mindestens 60 m tief ist, läßt sich aus dieser geringen Abnahme im Verlauf von 50 Jahren ermessen, wie lange das Material noch vorhalten wird. Bei der Gewinnung wird der Asphalt von Hand losgehackt, wobei große unregelmäßig geformte und mit Gasblasen durchsetzte Stücke abspringen. Diese Stücke werden von Arbeitern auf dem Kopfe zu Feldbahnwagen getragen, die dann nach Abnahme des Untergestells mit Hilfe einer Drahtseilbahn bis an das Ende eines langen Piers befördert werden, wo die Transportschiffe liegen. An der Entladestation werden die Wagen gekippt, so daß der Asphalt direkt in das Schiff fällt. Jeden Tag können über 1000 t gefördert und verladen werden, die jetzige Ausbeute beträgt etwa 200000 t jährlich, bei der regen Nachfrage ist jedoch für nächstes Jahr mit einer Produktion von 250 bis 300000 t zu rechnen. Der frisch gebrochene Rohasphalt enthält etwa 40 v. H. reines Bitumen, 30 v. H. Wasser und 30 v. H. mineralische Bestandteile; die Zusammensetzung des Asphalts ist an allen Teilen des Sees die gleiche. Durch Extraktion enthält man daraus das reine Bitumen als eine glänzende schwarze Masse mit etwa 82 v. H. Kohlenstoff, 10,5 v. H. Wasserstoff, 6 v. H. Schwefel und 1 v. H. Stickstoff. Durch die Entdeckung des Trinidaderdöles, das eine schwefelreiche, sehr zähflüssige Masse von schwarzbrauner Farbe darstellt, ist etwas mehr Licht auf die Frage nach dem Ursprung des Asphaltes und die Bildung des Sees geworfen worden. Das Erdöl wird in der üblichen Art durch Bohrung gewonnen, manchmal ganz in der Nähe des Meeres, und meist wird durch den hohen Gasdruck das Material herausgeschleudert. Es sind bereits mehrere Dutzend großer Tanks aufgestellt worden, von denen jeder etwa 55000 Faß aufnehmen kann. Ein Teil des Materials wird auch bereits an Ort und Stelle in einer Destillationsanlage raffiniert, in der täglich gegen 5000 Barrels Oel durchgesetzt werden können. In kontinuierlich arbeitenden Destillierblasen werden die leichtsiedenden Anteile des Oeles abgetrieben. Die abströmenden heißen Rückstände dienen zum Vorwärmen des kalten Rohöles. Dieses Erdöl ist offenbar die Muttersubstanz des Trinidadasphalts, und man kann annehmen, daß das Oel mit feinen Mineralstoffen vermischt wurde und im Laufe der Jahre erhärtet ist. Dabei scheinen Gase entwichen zu sein (namentlich Schwefelwasserstoff), woraus sich die in dem Asphalt vorhandenen Gasblasen erklären. Dies ist jedoch nur eine Theorie, für deren Richtigkeit allerdings manche Momente sprechen. Der Asphaltsee ist für die Insel eine wertvolle Einnahmequelle, das Gewinnungsrecht des Seeasphaltes ist von der englischen Regierung bis zum Jahre 1930 an die New Trinidad Lake Asphalt Co. verpachtet, die jährlich 280000 M Pacht und ferner für jede Tonne Rohasphalt einen Ausfuhrzoll von 5 sh, für jede Tonne raffinierten Asphalt einen solchen von 7,5 sh bezahlt. Nur ein geringer Teil des Asphalts wird raffiniert, d.h. durch indirekten Dampf zum Schmelzen erhitzt und das Wasser so ausgetrieben. Das geschmolzene Material wird in Fässer gefüllt und so versandt. Der roh versandte Asphalt wird erst in den Bestimmungsländern in gleicher Weise raffiniert. Die Hauptmenge geht nach den Vereinigten Staaten, wo der Bau von Walzasphaltstraßen zu höchster Vollendung gediehen ist. Die Verwendung des Trinidadasphalts zum Straßenbau an sich ist schon alt, und solche Straßen finden sich selbst in Trinidad mitten im Urwald. Der Asphalt wird in drei Formen zum Straßenbau verwendet: als Gußasphalt, Stampfasphalt und Walzasphalt. Bei der ersten Art wird der Asphalt durch Zusatz von hochsiedenden Mineralölrückständen erweicht und dann mit Kalksteinstaub, Sand oder Kies gemengt. Der dickflüssige Brei wird heiß auf die Straße aufgestrichen, wo er rasch erstarrt. Bei dem Stampfasphalt spielt der Trinidadasphalt nur die Rolle eines Hilfsmaterials, denn der Stampfasphalt besteht ja aus einem natürlichen bituminösen Kalkstein, der auch in Deutschland (Hannover) vorkommt. Diese Steine sind aber meist zu arm an Biturnen und werden daher durch Zusatz von Trinidadasphalt angereichert. Das pulverförmige Material wird heiß auf die Straße gebracht, durch Stampfen komprimiert und dann erkalten gelassen. Diese Art der Asphaltierung ist in Deutschland am meisten verbreitet. Der größte Teil des Trinidadasphalts wird jedoch zur Herstellung von Walzasphalt verwendet, wobei das mit Bitumen gemischte Steinmaterial nicht in flüssiger Form gegossen, auch nicht in pulverisierter Form gestampft, sondern durch Dampfwalzen komprimiert wird. Er ist in Europa nur wenig bekannt, in Amerika dagegen fast die einzig ausgeführte Form des Asphaltstraßenbaues. 1876 wurde in Washington auf Veranlassung des Belgiers de Smedt die erste Straße mit Walzasphalt belegt, und diese Straße ist auch heute noch in Betrieb; die Unterhaltungskosten haben im Verlaufe von 31 Jahren für das Jahr und qm durchschnittlich nur 1,6 Pf. betragen, woraus die Güte dieser Konstruktion deutlich hervorgeht. Auch hier unterscheidet man verschiedene Arbeitsmethoden, die näher beschrieben und durch Abbildungen erläutert werden. [Zeitschrift für angewandte Chemie 1913, S. 233 bis 239.] Dr. Sander. –––––––––– § l UnlWG., § 826 BGB. Der Gebrauch scharfer Ausfälle und Wendungen im wirtschaftlichen Kampfe ist nicht an sich unzulässig. Der Beklagte hat mit seiner Weinpreisliste eine Druckschrift mit der Ueberschrift „Wein ist Gesundheit“ versandt, die in ihrem zweiten Teile mit der Ueberschrift „Ueber die Minderwertigkeit und den Alkoholgehalt alkoholfreier Getränke“ eine Reihe Aeußerungen und Gutachten enthielt, die sich auf den Bestandteilsgehalt und die Beschaffenheit alkoholfreier Getränke beziehen. Die Eingangs- und Schlußworte der Druckschrift lauten: „Es ist ein offenes Geheimnis, daß zum größten Teil die im Handel vorkommenden alkoholfreien Getränke aus minderwertigen Produkten, die keinen oder wenig Nährwert haben, zusammengesetzt sind. – Aus allen diesen Darlegungen ist zu entnehmen, daß die alkoholfreien Getränke im allgemeinen nicht alkoholfrei sind.“ Das Berufungsgericht hat die Klage auf Unterlassung der Verbreitung des Flugblattes für unbegründet erachtet, indem es hierin weder im Hinblick auf den Inhalt noch in betreff der Form des Flugblattes eine gegen die guten Sitten im Sinne des § 1 UnlWG. verstoßende Handlungsweise erblickt hat. Der Entscheidung liegt die Auffassung zugrunde, daß es sich bei dem Streitfall um einen wirtschaftlichen Kampf zweier großen Interessentengruppen handelt, nämlich einesteils der Gegner des Alkohols und der von ihren Bestrebungen jedenfalls Nutzen ziehenden Vertreter derjenigen Geschäfte, die alkoholfreie Getränke vertreiben, anderenteils derjenigen Gewerbetreibenden, die alkoholhaltige Getränke, namentlich Bier und Wein verkaufen, und daß dieser Kampf bei der Wichtigkeit der einander entgegenstehenden Interessen hüben und drüben scharfe Formen angenommen hat. Nun können zwar auch derartige wirtschaftliche Kämpfe großer Interessentengruppen durch die Wahl der Kampfmittel in einer gegen die guten Sitten verstoßenden Weise ausarten, und es liegt deshalb kein Grund vor, auf sie grundsätzlich die Anwendbarkeit des Gesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs auszuschließen. Immerhin ist jedoch der Umstand, daß es sich um Fragen von allgemeinem Interesse und von grundverschiedener Anschauung handelt, bei Entscheidung des einzelnen Streitfalles von Bedeutung und bei Würdigung der Art und Weise der Führung des Kampfes nicht außer Betracht zu lassen. Von dieser Rechtsauffassung ist denn auch das Berufungsurteil beherrscht. Der Natur und dem Zwecke des wirtschaftlichen Kampfes entspricht es, daß der Beklagte nicht auf Bezeichnung bestimmter Mängel an einzelnen näher bezeichneten Getränken sich eingelassen, sondern den Kampf gegen die Alkoholgegner nur im allgemeinen geführt hat. Der klare Wortlaut des Flugblattes läßt auch keinem Zweifel Raum, daß die in den Jahresberichten der Chemischen Untersuchungsanstalt der Stadt Leipzig sowie in dem Gutachten des Kaiserlichen Gesundheitsamtes und in dem Artikel der Zeitschrift für Spiritusindustrie hervorgehobenen Uebelstände nicht allen alkoholfreien Getränken anhaften. Denn einesteils heißt es ausdrücklich in den Eingangsworten, daß zum größten Teil die – alkoholfreien Produkte – zusammengesetzt sind, andernteils in den Schlußworten, daß die alkoholfreien Getränke im allgemeinen nicht alkoholfrei sind. Deshalb ist es unzutreffend, wenn der Revisionskläger rügt, Beklagter habe nicht den Anschein erwecken dürfen, als ob die gerügten Mängel bei alkoholfreien Getränken durchweg üblich seien. Was nun die Form des Flugblattes betrifft, so hat das Berufungsgericht nicht verkannt, daß darin einige der beanstandeten Stellen recht scharf seien, namentlich die Stelle am Anfang des aus der Zeitschrift für Spiritusindustrie abgedruckten Artikels. Es hat jedoch erwogen, selbst wenn die Fabrikanten alkoholfreier Getränke sich an der Agitation der Abstinenzler gegen die Wein- und Bierindustrie nicht beteiligt haben sollten, so habe es doch für den Beklagten jedenfalls sehr nahe gelegen, eine solche Beteiligung, auch wenn sie etwa nach außen hin nicht erkennbar geworden sei, auf Grund der Erwägung anzunehmen, daß die Fabrikanten alkoholfreier Getränke an dem Fortschreiten der Antialkoholbewegung interessiert seien. Er möge sich daher im besten Glauben befunden haben, daß die erwähnte Agitation gegen die von ihm vertriebenen Waren ebensowohl auch von den Fabrikanten alkoholfreier Getränke ausgehe und unterstützt werde. Durch die unstreitig sehr scharfe Agitation gegen Alkoholgenuß seien der Beklagte und sämtliche Mitglieder des Vereins der Weingroßhändler schwer gereizt worden. Als im wirtschaftlichen Kampfe stehender Kaufmann habe Beklagter sich gegen jeden wehren können, von dem er angegriffen zu sein glaubte. Wenn nun das Berufungsgericht unter den von ihm festgestellten besonderen Umständen auch die Form des Flugblattes nicht als Ausfluß einer verwerflichen Gesinnung angesehen und mit der Wahrnehmung berechtigter Interessen entschuldigt hat, so kann auch in dieser Beziehung die Rüge einer Verletzung des § 1 UnlWG. als begründet nicht anerkannt werden. [U. v. 7. Febr. 1913. Aus Jurist. Wochenschrift, Vom Reichsgericht.] W. D.