Titel: Polytechnische Rundschau.
Fundstelle: Band 328, Jahrgang 1913, S. 791
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau Das Versuchsluftschiff der Deutschen Luftschiffwerft. Durch die Liquidation der Deutschen Luftschiffwerft Düsseldorf sind die recht erfolgreichen Versuchsfahrten des sogenannten Veeh-Luftschiffes frühzeitig abgebrochen worden, was um so mehr zu bedauern ist, als aus ihnen schon recht interessante Fingerzeige für einen weiteren Ausbau dieses Systems ersichtlich sind. Die Vorversuche reichen bis in das Jahr 1910 zurück. Das Schiff war ursprünglich für 15000 cbm Inhalt entworfen, mußte jedoch mit Rücksicht auf die zur Verfügung stehenden Mittel zunächst mit 8000 cbm, durch spätere Vergrößerungen mit 9100 cbm Gasinhalt gebaut werden. Textabbildung Bd. 328, S. 790 Das System muß als die folgerichtigste Durchbildung der halbstarren Luftschiffe angesprochen werden. Der vom Bug bis zum Heck durchlaufende Kiel trägt sämtliche Motoren und Antriebsorgane, die Betriebsstoffe, die Passagiere sowie die Steuerorgane. Die Hülle selbst dient lediglich zur Gasaufnahme und ist von dem Kielkörper völlig getrennt gebaut. Auf diese Weise ist eine schnelle Entleerung des Gaskörpers mittels Reißbahn ohne weiteres möglich. Der zurückbleibende Kiel bietet dem Wind wenig Widerstandsflächen, so daß erhebliche Beschädigungen bei solchen Notlandungen nicht auftreten können. Der Kiel ist ganz aus Mannesmannrohr in trapezförmigem Querschnitt für die Maschinenräume, in dreieckigem Querschnitt für den übrigen Teil durchgeführt. Durch Drahtverspannungen wird dem leichten Gefüge die nötige Festigkeit gegeben. Der Kiel ist völlig mit metallisiertem Aeroplanstoff bezogen, wodurch der Luftwiderstand bedeutend verringert ist. Das Gerüst ist von vorn bis hinten begehbar, so das es eventl. auch möglich ist, auf der Fahrt unklar gewordene Steuervorrichtungen wieder zu reparieren. Zum Antrieb sind zwei 130 PS-Daimler-Mercedes-Motoren vorgesehen, die auf je zwei, an Auslegern sitzende Luftschrauben arbeiten. Zwischen den Maschinenräumen befindet sich eine 5 m lange Passagierkabine. Der Kiel nimmt in seinem oberen Teil acht Benzinbehälter mit Betriebsstoffen für 20 Stunden auf, ferner die Einrichtungen für 750 kg Ausgleichsballast. Textabbildung Bd. 328, S. 791 Das nur 9100 cbm Gas fassende Schiff ergab die ganz erhebliche Nutzlast von 3470 kg, womit etwa das Verhältnis der Parseval-Luftschiffe erreicht ist. Die Hülle wird unter einem Druck von 20 mm Wassersäule gehalten, was sie völlig befähigt, allen Windbeanspruchungen ohne irgend welche Einladung zu widerstehen. Sämtliche Lasten werden durch den stark gebauten Kiel völlig gleichmäßig auf die Hülle verteilt. Die durchgehende Bespannung des Kiels dürfte sich vielleicht trotz des außerordentlich verringerten Luftwiderstandes nicht immer bewähren, weil die Feuersgefahr bei auftretenden Vergaserbränden usw. durch die Bespannung ganz erheblich wächst. Es läßt sich natürlich vorläufig wenig darüber sagen, da jedoch das neue Militärluftschiff M IV eine ganz ähnliche Bauweise zeigt, so werden wohl mit diesen Schiffen die nötigen Erfahrungen auf diesem Gebiete gesammelt werden. P. Bejeuhr. –––––––––– Ueber kinematographische Aufnahmen aus der Technik bringt Oberingenieur Lebegott in den „Mitteilungen aus den Gesellschaften Siemens & Halske Siemens-Schuckertwerke“ 1913, Heft 5, folgende bemerkenswerten Ausführungen, denen allgemeine Beachtung zu wünschen ist: „Die berechtigten Klagen über das Minderwertige und geradezu Verderbliche der Darbietungen in den Kino-Theatern haben dazu angeregt, kinematographische Aufnahmen solcher Vorgänge zu versuchen, die bei höherem Bildungswert doch das volle Interesse der Zuschauer zu erregen vermögen. Diese Forderungen erfüllen, wie man auf Ausstellungen stets zu beobachten Gelegenheit hat, m hohem Maße Vorgänge, bei denen sich die Herstellung von Gebrauchsgegenständen vor den Augen der Zuschauer vollzieht, ganz besonders dann, wenn sinnreiche Maschinen, die zugleich erstaunliches leisten, für die Umwandlung der Rohstoffe, Aenderung der Formen und Zusammensetzung der Einzelteile bei der Arbeit sind. Die Werkstätten der Handwerker, mehr noch die Fabrikbetriebe sind es also, die dankbare Objekte für den Kinofilm darbieten, und schon frühzeitig wurden von den Instituten, die sich mit kinematographischen Aufnahmen gewerbsmäßig befaßten, Versuche gemacht, kinematographische Aufnahmen in Fabrikbetrieben zustande zu bringen. Aber zum Photographieren gehört Licht, und für Kinoaufnahmen ganz besonders viel Licht von gleichmäßiger, längerer Dauer. Dem entsprechen aber die Lichtverhältnisse in Innenräumen und namentlich in Werkstätten, die nicht gerade aus neuster Zeit stammen, im allgemeinen nicht, und hieran und an der Schwierigkeit, rasch laufende Maschinen auf dem Film so festzuhalten, daß sie auf dem Kinobilde in natürlicher Weise zu arbeiten scheinen, scheiterten die Bemühungen der Kino-Operateure. Die Siemens-Schuckertwerke, in dem Bestreben, dazu beizutragen, daß der Kinematograph als Volksbildungsmittel in wertvoller Weise nutzbar gemacht werden kann, haben die Turiner Ausstellung im Jahre 1911 zum Anlaß genommen, ihrem photographischen Atelier eine Abteilung für Kinoaufnahmen anzugliedern, und es ist ihnen gelungen, Films herauszubringen, die kinematographische Aufnahmen aus der Technik in einer bis dahin nicht für möglich gehaltenen Klarheit, Anschaulichkeit und Natürlichkeit wiedergeben. Diese Films, von denen die ersten in Turin eine große Anziehungskraft auf die Besucher der deutschen Abteilung der Ausstellung ausübten, haben die Siemens-Schuckertwerke in ihren eigenen Fabriken und den Werken der Siemens & Halske Aktiengesellschaft oder in fremden Betrieben aufgenommen, in denen die elektrischen Einrichtungen zum wesentlichen Teile von diesen Gesellschaften herrührten. Durch diese Aufnahmen, welche noch fortgesetzt werden, verfügen die Siemens-Schuckertwerke heute über folgende Films: a) Herstellung und Prüfung elektrotechnischer Fabrikate: 1. Herstellung von Kleinmotoren im Elektromotorenwerk der Siemens-Schuckertwerke. 2. Herstellung von Metallfadenlampen im Glühlampenwerk der Siemens & Halske Aktiengesellschaft. 3. Herstellung von Starkstromkabeln im Kabelwerk der Siemens-Schuckertwerke. 4. Hochspannungslichtbogen u. Blitzableiterentladungen (aufgenommen im Charl. Werk der Siemens-Schuckertwerke). b) Elektrizität im Hüttenbetrieb: 1. Entladung von Erzen und Verladung fertiger Fabrikate im Hafen Walsum. 2. Verhüttung der Erze zu Roheisen in Hochofenanlagen der Gutehoffnungshütte (Oberhausen i. Rh.). 3. Verarbeitung des Roheisens zu Stahl und Schmiedeeisen im Thomas- und Siemens-Martinwerk der Phönix A. G. Abteilung Hörder Verein, Horde i. W. 4. Das Auswalzen der Stahlblöcke zu Knüppeln im Blockwerk der Phönix A. G. Abteilung Hörder Verein, Horde i. W. c) Elektrizität in der Landwirtschaft: 1. Elektr. Einmaschinenpflug der Siemens-Schuckertwerke auf dem Felde. 2. Elektr. Zweimaschinenpflug der Siemens-Schuckertwerke auf dem Felde. 3. Dreschmaschinen in der Scheune (aufgenommen im Dominium Hobrechtsfelde bei Berlin). 4. Elektrisches Dreschen auf Domäne Brandenburg bei Stadthagen (Fürstentum Schaumburg-Lippe). d) Hilfsmaschinen für die Gewinnung und Bearbeitung von Rohprodukten: 1. Gesteinbohrmaschine im Steinbruch (aufgenommen im Steinbruch Sperenberg i. d. Mark). 2. Gesteinbohrmaschine auf dem Prüffelde (aufgen. im Charlottenburger Werk der Siemens-Schuckertwerke). 3. Der größte Trockenbagger der Welt (elektrische Ausrüstung von den Siemens-Schuckertwerken). 4. Abbruch von Eisenbetonfundamenten mittels Stoßbohrmaschinen (aufgenommen beim Neubau der Königlichen Bibliothek in Berlin). 5. Verwendung der Stoßbohrmaschine bei Sprengarbeiten an der alten Mole am Kaiser-Wilhelm-Kanal (Holtenau). e) Elektrizität im Verkehrswesen: 1. Eine Fahrt auf der Berliner Hochbahn zwischen Nollendorfplatz und Warschauer Brücke (gebaut von Siemens & Halske A. G.). 2. Desgl. in umgekehrter Richtung. 3. Elektrische Schleppschiffahrt am Teltowkanal bei Berlin (eingerichtet von den Siemens-Schuckertwerken). 4. Selbsttätige Straßenbahnweiche. 5. Bau einer Untergrundbahn in Berlin (in Vorbereitung). 6. Fortschritte in der Telephonie (in Vorbereitung). f) Elektrizität in der Textilindustrie: 1. Kammgarnweberei mit elektrischen Einzelantrieben (ausgeführt von den Siemens-Schuckertwerken). g) Elektrizität im Druckerei betriebe: 1. Das Entstehen einer Zeitung in der Druckerei von Rud. Mosse, Berlin. h) Elektrizität im Dienste der medizinischen Wissenschaft: 1. Das Einrichten eines Röntgenzimmers und Untersuchungen darin unter Benutzung eines Feld-Röntgenwagens von Siemens & Halske. i) Soziale Technik: 1. Technische Vorkehrungen gegen Arbeiterunfälle und erste Hilfe bei Verletzungen. Ein großer Teil dieser Films ist im Laufe der letzten beiden Jahre in zahlreichen Städten Deutschlands und des Auslandes in wissenschaftlichen, technischen und sonstigen Vereinen, besonders aber auch vor Studierenden und Schülern vorgeführt worden. Ob die Zuschauer aber Schüler oder der Technik fernstehende Personen waren, oder ob es sich um Ingenieure handelte, überall haben die Kinobilder das größte Interesse erregt, und allgemein ist der in ihnen ruhende bildende Wert anerkannt worden. Nicht zum wenigsten spricht dafür, daß die Bezirksvereine Deutscher Ingenieure in Aachen, Breslau, Coblenz, Dresden, Hamburg, Kattowitz, Kiel, Leipzig, Mannheim, Nürnberg, Wiesbaden, Dessau, Dortmund, München, Essen, Lübeck, Cassel, Gelsenkirchen, Bielefeld, Stettin, Bremen, Konstanz und Braunschweig Vorführungen der Kinobilder für ihre Mitglieder veranstaltet haben. Allerdings ist es nicht damit getan, daß man die Bilder einfach auf der Leinwand vorüberziehen läßt, denn selbst technisch hochgebildete Zuschauer können den schnell im Bilde wechselnden Vorgängen nicht so rasch folgen, daß sie ein volles Verständnis für das Gesehene gewinnen. Es müssen daher zu den Bildern sachverständige, den einzelnen Phasen des Bildes folgende Erläuterungen gegeben werden, die dazu verhelfen, daß der lehrreiche Inhalt, der in diesen technischen Films steckt, voll zur Geltung kommt. So bereitwillig die Siemens-Schuckertwerke auch die Films in allen Fällen, wo es sich um gemeinnützliche Zwecke handelt, und zwar stets kostenlos, abgeben, so tun sie es daher doch nur dann, wenn bei den Vorführungen sachverständige Erläuterungen zu den Bildern gegeben werden. Bei den meisten bisherigen Veranstaltungen wurden die Erläuterungen durch einen Ingenieur der Siemens-Schuckertwerke selbst erteilt; sollte dies nicht gewünscht werden, so werden die Unterlagen dafür schriftlich zur Verfügung gestellt. Die Siemens-Schuckertwerke verfügen auch über einen eigenen Kinosaal in ihrem Verwaltungsgebäude am Askanischen Platz, in dem sie zahlreiche Vorführungen der Films vor den Schülern der oberen Klassen der höheren Schulen Groß-Berlins sowie vor anderen Schülern und Vereinen unentgeltlich veranstaltet haben. Ein großer, allen Ansprüchen der Neuzeit entsprechender Vortragssaal wird auch im neuen Verwaltungsgebäude der Siemens-Schuckertwerke in Siemensstadt, das mit Ende dieses Jahres bezogen wird, eingerichtet, der dann ebenfalls für Vorführungen zu gemeinnützlichen Zwecken bereitgestellt werden wird.“ –––––– Telefunken an Bord des „Imperator“ (Schluß von S. 779). Die Arbeitsweise der Zwischenhörvorrichtung ist so, daß die Empfangsapparate mit den Sendeapparaten in Serie im Luftdraht liegen. Während des Sendens geht die Antennenenergie nicht durch den Empfänger hindurch, sondern findet einen bequemen Nebenweg durch eine parallel zum Empfänger geschaltete Abschaltfunkenstrecke. Gleichzeitig werden die Leitungen des Empfangsapparates durch Relais selbsttätig unterbrochen. Beim Empfang dagegen ist der Empfänger eingeschaltet, und der Sender hängt mit offenen, daher elektrisch nicht störenden Schwingungskreisen mit an der Antenne. Die technischen Mittel ermöglichen dem „Imperator“ eine außerordentliche Betriebsleistung, und es bedeutet einen Weltrekord, der sobald nicht geschlagen werden dürfte, daß die Imperatorstation während der ersten fünf Reisen etwa 172000 Wörter – also im Durchschnitt auf einer Reise 34400 Wörter – verarbeitet hat. (Zum Vergleich möge dienen, daß das vorliegende Referat etwa 3300 Wörter enthält.) Tag und Nacht ist die Station, welche von drei Telegraphisten besetzt ist, in Tätigkeit, bald handelt es sich darum, ein Telegramm direkt nach Land zu geben, bald an ein anderes Schiff, oder es wird durch Vermittlung eines anderen Schiffes ein Ozeanbrief befördert. Dauernd werden Privattelegramme angenommen, oder Diensttelegramme an die Schiffsleitung, neueste Zeitungstelegramme und dergleichen. Die neuesten Pressenachrichten, welche der Passagier beim ersten Frühstück in Form einer geschmackvollen Zeitung vorfindet, werden Nachts von der Reichspoststation Norddeich bei Emden und der New Yorker Telefunkenstation Sayville/Long-Island direkt nach dem Schiff übermittelt. Bei der Ausreise nach New York nimmt der „Imperator“ gewöhnlich ausschließlich die Norddeichpresse bis zur Nacht vom dritten bis vierten Reisetage, in der nächsten Nacht vom vierten bis fünften Reisetage wird sowohl von Norddeich, als auch von Sayville Presse genommen, und von dann ab bis New York ausschließlich von Sayville. Zum Schluß gab der Vortragende eine höchst interessante Schilderung von dem Dienst der Telefunkenbeamten des „Imperator“, die wir fast ungekürzt wiedergeben möchten: Der „Imperator“ ist auf der Rückreise nach Europa am dritten Tag nach der Abfahrt von Hoboken und demnach ziemlich inmitten des Ozeans. Es ist Mitternacht. Der erste Telegraphist, der den wichtigeren Nachtdienst hat, soll noch Depeschen nach dem Festland geben; er stellt Verbindung mit der amerikanischen Küstenstation Cape Race (Neufundland) her, doch verschwindet die Verständigung vor Erledigung sämtlicher Depeschen mit der Entfernung des Dampfers. Der Telegraphist ist nun darauf angewiesen, seine Depeschen nach Amerika über ein Zwischenglied zu befördern. Das Vereinigte Staatenkriegsschiff „Minnesota“, das sich zufällig zwischen dem „Imperator“ und Amerika befindet, erklärt sich bereit, vier Depeschen weiter zu befördern. Diese Verbindung wird zeitweise durch das Dazwischenfunken des Dampfers „Newa“ gestört, der Verbindung sucht. Trotzdem gelingt es der „Minnesota“, alle vier Depeschen vom „Imperator“ aufzunehmen und Quittung darüber zu geben. Zwischendurch hört der Telegraphist mehrere Schiffe britischer Nationalität miteinander verkehren, die dann wieder durch die „Newa“ gestört werden. Mittlerweile ist ein deutscher Dampfer, der „Prinz Oskar“, in die Reichweite des „Imperator“ gekommen und wechselt mit ihm Depeschen. Diese beziehen sich in der Regel auf Privatmeldungen an Passagiere, auf die Positionen der Schiffe, Wetterbeobachtungen, insbesondere das Auftreten von Eis, die dem Schiffskommando unverzüglich mitgeteilt werden. Den Passagieren wird durch Anschlag am schwarzen Brett die Möglichkeit des Verkehrs mit diesem Dampfer bekanntgegeben. Mittlerweile ist es 6 Uhr morgens geworden. Mit zunehmender Helligkeit pflegt bekanntlich die Reichweite abzunehmen. Der erste Telegraphist wird vom zweiten abgelöst, während der dritte am Schalter Platz nimmt. Ihm liegt in erster Linie ob, den schriftlichen Verkehr zu erledigen, die Stationen anzugeben, mit welchen Verbindung hergestellt werden soll, sowie die Reihenfolge der Telegramme und deren Ablieferung zu ordnen. Die bei Nacht angekommenen Pressetelegramme hat er schon vorher dem ersten Offizier abgeliefert, der sie nach Sichtung sofort der Schiffsdruckerei überweist, damit die Passagiere schon beim Frühstück die gewohnte Zeitung, jetzt ihre Bordzeitung, vorfinden. Die „Newa“ ruft immer noch in Abständen nach Verbindung; obwohl ihr mehrere Schiffe antworten, reagiert sie nicht weiter darauf. Erst nach einiger Zeit erklärt sich diese Störung durch seine Mitteilung auf – sie sagt: „Mein Empfänger war vorige Nacht nicht in Ordnung, ich bin nicht sicher, ob ich verstanden wurde“. – Mittlerweile hat er auch die gesuchte Verbindung mit dem Dampfer „Ryndam“ gefunden. Einige Zeit später stattet das amerikanische Kriegsschiff „Niami“ Eisrapport ab. Es werden Depeschen mit den Dampfern des Norddeutschen Lloyd „Friedrich der Große“ und „Kronprinzessin Cecilie“ gewechselt, und der Verkehr mit andern Schiffen, die neu in die Reichweite des „Imperator“ treten, aufgenommen. Am Abend versucht der erste Telegraphist, der wieder den Dienst übernimmt, mit der Welle von 1650 m die Station von Norddeich zu hören. Eine halbe Stunde lang ist nichts zu vernehmen, endlich kommen schwache Zeichen, die ab und zu wieder verschwinden. Mit immer weiter zunehmender Dunkelheit, sowie Annäherung an Europa, werden die Zeichen deutlich; es können auf 3900 km 153 Wörter Preßtelegramme aufgenommen werden. Für wechselseitigen Verkehr mit Norddeich ist die Entfernung noch zu groß, doch kann es nur noch kurze Zeit dauern, bis direkter Wechselverkehr möglich ist. Auch mit Station Poldhu an der englischen Westküste ist Verbindung vorhanden. Nun wird versucht, ob Sayville in Amerika vielleicht noch empfangen werden kann. Es gelingt, trotzdem die Entfernung etwa 3000 km ist; der „Imperator“ hört also beide Weltteile sprechen. Trotz starker Luftströmungen ergibt sich guter Empfang, die Zeichen sind laut. Das Senden hört aber langsam auf. Die wieder eingestellte kurze Welle läßt den Verkehr verschiedener Dampfer hören, von denen einige mit dem Dampfer „Imperator“ in Verbindung treten. Besonders, als sie vernehmen, daß es ihm inzwischen gelungen ist, mit Norddeich mit 1800 m Welle in wechselseitigen Verkehr zu treten, was ihm nur vermöge seiner großen Station bzw. großen Antenne möglich ist. Der „Imperator“ gibt nun zuerst seine Depeschen direkt nach Norddeich und dann die der andern, welche ihn darum ersuchen. Er darf aber nur die nach Deutschland bestimmten Depeschen direkt über Norddeich geben, andere telegraphiert er mit normaler 600 m Welle nach Crook Haven an der Südspitze von Irland. Nicht nur während des Abhörens der Preßtelegramme, sondern auch während des Sendens selbst, wird häufig auf etwaige Notsignale geachtet. So spielt sich im Stationsraum des Dampfers ununterbrochener Betrieb ab, und die Passagiere, die ihre geschäftlichen oder auch blos privaten Mitteilungen bzw. die Tagesneuigkeiten der Bordzeitung in Empfang nehmen, ahnen gar nicht, welch aufregenden Dienst der Telefunkenbeamte zu erledigen hat, der gegebenenfalls mehr wie jeder andere zu ihrer Rettung aus Seenot beitragen kann. A. B. –––––––––– Das umschnürte Gußeisen, ein neues Baumaterial. (Aus einem Vortrage gehalten in der Jahresversammlung der Deutschen Eisenhüttenleute in Eisenach 12. IX. 1913.) Emperger erörtert einleitend die Gründe, weswegen das älteste und früher alleinherrschende Baumaterial, das Gußeisen, aus der Baupraxis völlig verschwunden ist, und legt dar, in welcher Weise es ihm gelungen ist, die dabei maßgebenden Mängel zu beheben. Zunächst wurde der Nachweis erbracht, wie die für den Eisenstab nötige feuerfeste Hülle zum Tragen herangezogen werden kann, und daß sich dies durch eine Umschnürung des Betons völlig sicherstellen läßt. Dabei ist es ihm gelungen nachzuweisen, daß eine richtig angebrachte Umschnürung nicht nur die Sprödigkeit zu beseitigen, sondern auch die Knickfestigkeit dieses druckfesten Materials zu erhöhen imstande ist. Auf Grund ausführlicher Versuche gibt der Vortragende eine Knickformel (Abb. 1) für das umschnürte Gußeisen, die in ihrem Verlaufe zeigt, daß, außer einer bedeutenden Erhöhung an spezifischer Druckfestigkeit, der Verlauf sich nunmehr dem Flußeisen anpaßt, und so durch diese Kombination gleichzeitig ein druckfestes und elastisches Material geschaffen wurde. Diese Tatsache wird durch eine Reihe von Bildern kleinerer und größerer Versuche illustriert, welche zeigen, daß das spröde Material sich ohne zu springen in dieser Umschnürung S-förmig verkrümmen läßt, gleichgültig, ob der Kern ein Stück ist, oder aus mehreren Stücken zusammengesetzt erscheint. Durch die Resultate der letzteren Versuche scheint insbesondere die Stoßfrage gelöst und nachgewiesen, daß man die gußeiserne Seele einer Säule oder eines Bogens aus einer beliebigen Anzahl von Stücken zusammensetzen kann. Auf Grund dieser Versuche hat der Vortragende Dimensionierungsregeln aufgestellt und Säulendetails gegeben, welche sich in der Praxis mehrfach bewährt haben. Die Berechnung einer derartigen Säule erfolgt auf Grund dieser Versuche mit Hilfe der nachfolgenden Bemessungstafel (Abb. 2), wie das folgende Beispiel ersichtlich macht. Wenn man z.B. eine Geschoßhöhe von 470 cm und eine freie Länge von 4 m hat, so ergibt die Rechnung eine Auflast der Säule von 265 t. Man gibt der Säule einen Durchmesser von 40 cm und der Gußeisensäule einen solchen von 20 cm. Der so entstehende Betonquerschnitt hat nach den Eisenbetonvorschriften eine gewisse Tragfähigkeit, in unserem Falle 37 t. Die Gußeisensäule hat demnach den Rest im Betrage von 228 t zu tragen. Die vorliegende Säule hat ein Schlankheitsverhältnis von \frac{l}{D}=10. Man braucht daher nur in der Tafel für 228 t auf der Linie \frac{l}{D}=10 abzulesen und findet bei 228 t ein f = 19,5 mm, und dies ist mit dem Koeffizienten zu multiplizieren, der je nach der Gußeisenqualität zu einer Stärke von 28 oder 33 mm für eine Materialfestigkeit von 9000 resp. 7500 kg/qcm führt. Textabbildung Bd. 328, S. 794 Abb. 1. Für diese Säule ist eine Festigkeit von 265 t zulässig, weil die äußere Schale erst bei über 400 t sich abschuppen wird, und ihr Bruch erst bei 4 x 265 = 1360 t zu erwarten steht. Für diese Zahlen kann eine Garantie übernommen werden, da etwa nach der doppelten Last die ersten Risse im Verputz, und nach der vierfachen Last der Bruch der Säule eintritt. Derartige Säulen sind bei dem Fabrikbau Ericson in Wien angewendet, zusammen über 400 m Rohre im Gesamtgewicht von 35 t. Der Vortragende gibt weitere Einzelheiten für den Anschluß von Decken aus Eisen oder Eisenbeton, wobei insbesondere die Dachkonstruktion von Interesse ist, weil dort unter den kleinen Lasten die Oekonomie der Anwendung des umschnürten Gußeisens aufhört. In diesem Falle ist die Röhre zu einer neuen und ökonomischen Form der strahlenförmigen Dacharmierung in einer gleichförmigen dünnen Platte an Stelle der üblichen kreuzförmigen Plattenbalkendecke ausgebildet und so in anderer Weise nützlich gemacht. Im Anschluß zu den Ausführungen über den Hochbau wurden nun Mitteilungen über neuere Ausführungen aus dem Gebiete des Brückenbaues gegeben, welche zeigen, daß diese Methode bereits heute allerorts Anklang gefunden hat. Von besonderem Interesse waren die Bilder schlanker Bogen mit aufgehängter Fahrbahn mit einer fast genauen Kopie der Schwarzenbergbrücke in Leipzig, welche im Ostseebad Deep zur Ausführung bestimmt ist. Dieselbe hat bereits 80 m Spannweite, so daß zwei Behauptungen des Vortragenden aus einer ersten Veröffentlichung sich bewahrheitet haben, als er die Leipziger Brücke ein Modell nannte und ausgehend von seinen ersten Versuchen eine Renaissance des Gußeisens vorhersagte. Textabbildung Bd. 328, S. 795 Abb. 2. –––––––––– Die Wasserreinigung mit Permutit und Allagit. Bei der Verwendung des Wassers zu technischen Zwecken ist vielfach die Entziehung der Härtebildner sowie des Eisens und Mangans unbedingt erforderlich. Die ersteren entfernte man bisher durch das Kalk-Sodaverfahren, mit dessen Hilfe indessen ein vollständiger Erfolg nicht immer erzielt wurde. In letzter Zeit ist daher das Bestreben hervorgetreten, die Entziehung der die Härte verursachenden Kalk- und Magnesiasalze auf anderem Wege zu erreichen. Die dahin zielenden Arbeiten führten zu dem Permutitverfahren der Permutit-Aktiengesellschaft und dem Allagitverfahren der Deutschen Filterkompagnie. Permutit ist ein zuerst von Dr. Gans durch Zusammenschmelzen von drei Teilen Kaolin mit sechs Teilen Quarz und zwölf Teilen Natriumkarbonat fabrikmäßig hergestelltes Produkt, das, nachdem es ausgelaugt und gewaschen wurde, im feuchten Zustande aufbewahrt wird. Seiner chemischen Zusammensetzung nach ist es ein Aluminiumsilikat, das dem natürlich vorkommenden Chabasit entspricht. Der Stoff hat die Eigenschaft, wässerigen Lösungen die Basen zu entziehen. Bei der Enthärtung wird das Wasser durch Schichten der weißen Permutitkristalle hindurchgeleitet. Dabei geht sein Kalk- und Magnesiagehalt an das Permutit über, welches dafür Natrium an das Wasser abgibt. Wenn der Natriumgehalt des letzteren soweit erschöpft ist, daß ein Austausch nicht mehr stattfinden kann, ist eine Regenerierung des Permutits notwendig. Zu diesem Zwecke wird eine Kochsalzlösung durch den Filter geleitet, deren Natrium von dem Permutit aufgenommen wird, während Kalk und Magnesia ausscheiden. Trotz dieser Erneuerungsmöglichkeit ist die Anwendbarkeit der Filtermasse nicht unbegrenzt, da beim Gebrauch allmählich eine Zersetzung des Permutits eintritt. Auch ist die Gebrauchsfähigkeit des Stoffes dadurch beschränkt, daß er nicht säurebeständig ist. Er kann daher zur Behandlung von kohlensäurehaltigem Wasser nur nach vorheriger Reinigung der Flüssigkeit gebraucht werden. Dieser Nachteil wird bei der Verwendung von Allagit vermieden. Es wurde nämlich durch Kobelt festgestellt, daß die sogen. Gesteinsgläser eine ähnliche Wirkung ausüben wie die Aluminiumsilikate. Durch ein Separationsverfahren wird der genannte Stoff von der Deutschen Filterkompagnie aus Trachyttuff gewonnen. Er wird in der gleichen Weise wie das Permutit zum Filtrieren des Wassers benutzt. Die Regeneration erfolgt durch eine 4 bis 5prozentige Kochsalzlösung. Die Bildung von Kesselstein ist bei beiden Verfahren in gleicher Weise ausgeschlossen. Außerdem werden Permutit und Allagit in der Textilindustrie, in Färbereien und Wäschereien, sowie zur Enteisenung und Entmanganung benutzt. Das zu den letztgenannten Zwecken bisher verwendete Belüftungsverfahren führt nicht immer zum Ziel. Bei dem Gebrauch von Mangan-Permutit oder Oxyd-Allagit gibt die Filtermasse Sauerstoff ab, wodurch die gelösten Eisenoxydulverbindungen des Wassers in unlösliche Oxyde oder Hydroxyde verwandelt werden. [Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb 1913, Nr. 38,] Schmolke. –––––––––– Färben lebenden Holzes. Das Färben geschieht durch gebohrte Röhren, in welche die Färbflüssigkeit eingeleitet wird. Die Anilinfarbstoffe Malachitgrün und Methylenblau ergaben bei Birken gleichmäßige und einheitliche Färbungen, während Eosin das Holz nur rot äderte. Eine einprozentige Lösung salzsauren Anilins färbte eine Birke über Nacht durch und durch und nach Verlauf einiger Tage so, daß der Baum von weitem einer Blutbuche glich. Pr. –––––––––– Der Kinematograph als Gefahranzeiger bei größeren Umbauten. Eine ganz besonders verantwortungsvolle Aufgabe hat die Bautechnik bei der Erneuerung der Grundbauten der Türme des Straßburger Münsters zu lösen. Hier befindet sich nämlich zwischen zwei alten fest gemauerten Fundamenten eine schwarze Erdschicht, die zum Tragen der Turmlasten durchaus ungenügend ist, daher beseitigt und durch eine neue feste Betonfundierung ersetzt werden soll. Die Arbeiten müssen mit äußerster Vorsicht betrieben werden. Um jede auch noch so geringe Bewegung des zu unterfangenden Mauerwerks beobachten zu können, hat man einen sehr empfindlichen Bewegungsmesser derart mit einer selbsttätigen Kamera gekuppelt, daß auf deren Film jede kleine Bewegung des Mauerwerks sich deutlich abzeichnet; von einem sicher feststehenden Pfeiler aus wird ein ständiger Lichtstrahl durch einen schmalen Schlitz nach dem zu beobachtenden Pfeiler und von diesem durch einen Spiegel auf den Film der Kamera geworfen; so lange keine Bewegung vorhanden ist, zeichnet sich der Lichtpunkt dauernd als scharfe gerade Linie ab, während jede Abweichung von dieser eine Bewegung des Pfeilers anzeigt und dadurch zur Vorsicht mahnt. Pr. –––––––––– Elektrische Fernbremsung von Eisenbahnzügen. Auf der Strecke Nürnberg- Gräfenberg sind Versuche mit der elektrischen Fernbremsung des Lehrers Wirth (Erfinder des Fernlenkbootes) gemacht worden, über deren Ausfall jedoch vorläufig nichts bekannt ist. Die Einrichtung ist folgende: Ein Wagen des Zuges trägt eine Empfängerantenne, während als Sendeantenne die Fern-sprech- oder Telegraphenleitung ohne Störung des Betriebs dieser benutzt wird. Sendestellen sind je nach den Verhältnissen etwa alle 80 bis 100 km nötig, sie können mit einer Zwischenstation oder einem Bahnwärtersignalapparat in Verbindung gebracht werden. Auf diesem Wege erhält der Zugführer Glocken- oder Lichtsignale oder die Luftdruckbremse wird unmittelbar betätigt. Bei den Versuchen wurde vorläufig ein einfacher Drucktaster benutzt, an dessen Stelle würde jedoch später ein selbsttätiger Sendeapparat treten, der die Wellenzeichen in richtiger Zahl und Länge weitergibt. Pr. –––––––––– Der Luftwiderstand im Simplontunnel. Neuere Messungen geben hierfür folgende Zahlen: Bei 60 km Stundengeschwindigkeit ist der Luftwiderstand auf freier Strecke etwa = 4 kg für 1 t Zuggewicht zu setzen, im Tunnel steigt er auf 6,3 kg, wenn der Zug in der Richtung des Lüftungsstromes fährt, bei umgekehrter Fahrt auf 9,2 kg. Bei einer geringeren Geschwindigkeit als 25 km i. d. Std. beschleunigt der Lüftungsstrom sogar die Fahrt, so daß dann der Widerstand im Tunnel erheblich geringer ist als auf freier Strecke. Pr. –––––––––– Der erste Kongreß der französischen Gießereifachleute und die Gießerei-Fachausstellung in Paris (26. Mai bis 1. Juni 1913) siehe Genie Civil Nr. 6, 1913. Praktisches Studium der Gießerei-Kupolöfen. Ueber diesen Gegenstand wurde von der Association ein Preisausschreiben erlassen und von den eingelangten Bewerbungen zwei hervorgehoben. Der Verfasser der ersten Studie, Desquenne, gibt eine eingehende Beschreibung des modernen Gießerei-Kupolofens. Um eine gleichmäßige Verbrennung im ganzen Schachtquerschnitt zu erzielen, muß die Luft gleichmäßig auf den Querschnitt verteilt werden. Es empfiehlt sich, prismatische Düsen mit rechteckigem Querschnitt zu verwenden. Sehr wichtig ist es, stets genau die eingeblasene Luftmenge zu kennen. Häufig fehlt es leider den Gießern an den dazu erforderlichen Meßeinrichtungen. Der Abfall bei jeder Schmelzung beträgt im Mittel 6 v. H., ist hauptsächlich auf Oxydation zurückzuführen und ist um so kleiner, je höher die Ofentemperatur liegt und je kalkhaltiger die Schlacke ist. Unter den Mitteln, die zur Verbesserung des Wirkungsgrades der Kupolöfen dienen können, nennt der Autor die Verwendung sekundärer Düsen zur Hintanhaltung der Bildung von Kohlenoxyd, die entsprechend angeordnet und geregelt werden müssen. Die zweite Studie von Gueneau befaßt sich in erster Linie mit der Bestimmung der Abmessungen eines Gießerei-Kupolofens, entsprechend der zu erzielenden Produktion. Bei einer Höhe von 3 bis 4 m über den Düsen nimmt der Autor an, daß die stündliche Erzeugung 50 bis 60 kg/qcm Querschnitt in Düsenhöhe beträgt. Ein Teil der Abwärme des Ofens kann zur Trocknung der eingeblasenen Luft verwendet werden. Das erforderliche Luftvolumen stellt sich auf etwa 16 dm3 f. d. qdm Ofenquerschnitt, bei einem zwischen 40 bis 60 cm W. S. schwankenden Druck. Die numerische Einteilung der Gießereiroheisen, ihre Unzulänglichkeit; die chemische Einteilung, bespricht T h. Gueneau. Die marktfähigen Roheisen können in vier Hauptgruppen untergebracht werden: Hämatiteisen, gewöhnliches Gießereiroheisen, basisches Roheisen und Spezialroheisen. Diese Einteilung ist auf die Herkunft des Roheisens und auf einige seiner wichtigsten Eigenschaften zurückzuführen. Gewöhnlich werden die Roheisen nach dem Aussehen des Bruches eingeteilt, die dunkelgrauen erhalten die Nr. 2, 3 und 4, die dichteren Nr. bis 7, sodann kommen die halbierten Eisen und das weiße Roheisen. Wenn auch in den meisten Ländern die Einteilung nach Nummern erfolgt, so stimmen doch die Nummern der einzelnen Länder nicht miteinander überein. Verfasser zieht die Einteilung vor, welche in den Vereinigten Staaten vorgeschlagen wurde und folgende Roheisensorten unterscheidet: Roheisen Nr. 1: Silizium 2,5 v. H. Mindestgehalt, Schwefel 0,03 v. H. Höchstgehalt, Phosphor 0,6 v. H. Höchstgehalt, Mangan 0,5 v. H. Höchstgehalt. Roheisen Nr. 2: Silizium 1,95 v. H. Mindestgehalt, Schwefel 0,04 v. H. Höchstgehalt, Phosphor und Mangan je 0,7 v. H. Höchstgehalt. Roheisen Nr. 3: Silizium 1,35 v. H. Mindestgehalt, Schwefel 0,05 v. H. Höchstgehalt, Phosphor 0,8 v. H. Höchstgehalt, Mangan 0,9 v. H. Höchstgehalt. Silizium-Roheisen: Silizium 3 v. H. mindestens und 5 v. H. höchstens, Schwefel 0,04 v. H. Höchstgehalt, Phosphor 0,4 v. H. Höchstgehalt, Mangan 0,3 v. H. Mindestgehalt, Kohlenstoff total 2,15 v. H. Mindestgehalt. Phosphorreiches Roheisen: Silizium 1,5 v. H. Mindestgehalt, Schwefel 0,55 v. H. Höchstgehalt, Phosphor 1 v. H. Mindestgehalt, Mangan 0,3 bis 0,9 v. H. Höchstgehalt, Kohlenstoff total 3 v. H. Mindestgehalt. Die Stahlgießerei in Spanien, insbesondere vom militärischen Standpunkte, bespricht General Cubillo. Die bedeutendste Stahlgießerei Spaniens befindet sich in der staatlichen Kanonenfabrik von Trubia und besitzt einen Ofen von 50 t und einen zweiten von 16 t Fassungsraum. Verfasser berichtet über seine Erfahrungen bei der Kanonenherstellung nach dem Pourcelschen Verfahren durch einfachen Metallguß, gefolgt durch eine geeignete thermische Behandlung (Härten und Nachlassen), wobei das kostspielige Schmieden vermieden wird. Derartige Kanonen werden gegenwärtig in einem schwedischen Stahlwerk zu Boförs hergestellt, das Kanonen von 21 und 24 cm aus gegossenen Röhren ohne Schmieden erzeugt. Die Arbeit und die Einrichtung in Gießereien und Werkstätten im allgemeinen in den Vereinigten Staaten. Wie von Brasseur angeführt wird, wird das Roheisen in amerikanischen Werken häufig in Flammöfen geschmolzen, was noch durch die an vielen Orten zur Verfügung stehenden Naturgase begünstigt wird. Die Leistungsfähigkeit eines amerikanischen Gießers ist im allgemeinen jener eines europäischen Arbeiters um 25 v. H. überlegen. 10 v. H. dieses Unterschiedes kann auf die größere Anstrengung und der Rest auf die größeren Erleichterungen zurückgeführt werden, die bessere Werkzeuge und bessere Modelle bieten. Letztere werden stets aus Metall hergestellt, sobald die Zahl der Gußstücke eine größere wird. Formmaschinen sind ebenfalls sehr verbreitet. Die Anwendung von Druckluftwerkzeugen zur Reinigung der Gußstücke und Entfernung der Gießköpfe ist allgemein. Die Anwendung der Rohölheizung für metallurgische Oefen. Von Brasseur wird mitgeteilt, daß die Anwendung der Oelheizung die Aufstellung von Martinöfen kleiner Leistung, beispielsweise von 5 t, in Stahlgießereien sehr erleichtert. Die Einrichtung eines Ofens mit Oelheizung ist einfacher als bei Generatorgasheizung und der thermische Wirkungsgrad ist ein besserer. Bisher wird als Heizöl Teeröl verwendet. Vor einiger Zeit wurden Versuche, um reinen Teer zur Heizung von Martinöfen zu verwenden, in der Stahlstadt Gary des Steel Trust (Vereinigte Staaten) vorgenommen, und die erhaltenen Resultate sind sehr zufriedenstellende. Für Oefen kleiner Leistung werden vom Vortragenden folgende Daten angegeben: Ofeninhaltkg Kosten d. AnlageM Oelverbrauchl SchmelzdeuerStd.   75 1300–1500 10–12 1/2 – ¾ 100 1700–1850 12–14 ½ – ¾ 150 1850–2100 12–15 ½ – ¾ 200 2250–2400 15–18 ½ – ¾ 300 2600–2850 25–36 1 – 1¼ Den Einfluß von Oxydationsmitteln bei der Kupfergießerei und ihre Anwendung bespricht Portevin. Vor einigen Jahren wurden vom Vortragenden im Bronzeguß zahlreiche kleine Blasen festgestellt, die wahrscheinlich auf die reduzierenden Gase zurückzuführen waren. Um dieselben zu vermeiden, gab Portevin vor dem Schmelzen Bleioxyd in Form von Bleiglätte bei (die Bronze sollte einen Bleigehalt besitzen). Das Ergebnis entsprach den Erwartungen, die Blasen verschwanden. Daraus geht der Nachteil einer zu stark reduzierenden Atmosphäre hervor. Vor einiger Zeit wurde besonders in den Vereinigten Staaten ein Pulver unter der Bezeichnung „Homogen“ verbreitet, welches während des Schmelzens der Bronze beigegeben wurde, um die Qualität der Bronze zu verbessern. Vortragender hat dieses Pulver versucht und fand tatsächlich, daß die Anwendung desselben eine Erhöhung der Zugfestigkeit des Metalles um ein Drittel zur Folge hatte. Die Analyse des Pulvers ergab folgendes Resultat: Unlöslich SiO2 41,86 v. H., Cu 8,96 v. H., Ph 0,06 v. H., Fe 0,17 v. H., Mn 27,83 v. H., Feuchtigkeit 0,9 v. H. Nachdem das Pulver zum großen Teil aus Mangandioxyd und Sand besteht, dürfte sein Einfluß oxydierend sein. Derartige Mittel sind daher mit Erfolg zu verwenden, wenn zu viel reduzierende Gase auftreten. Die Praxis der Kernherstellung in den Vereinigten Staaten bespricht H. Marquette Lane. Vortragender behandelt in erster Linie die in den Kernwerkstätten gebrauchten Bindemittel. Es werden entweder Oele und Gummi, ferner Pech oder Gummi oder endlich in Wasser lösliche Bindemittel gebraucht, wie Rückstände der Brennerei, Bier- und Zuckererzeugung. Temperatur und Dauer der Trocknung ändern sich mit dem Bindemittel. Sch. Gruben-Acetylensicherheitslampen. Das Secretariat International du Carbure de Calcium in Genf hat einen Wettbewerb für Gruben – Acetylensicherheitslampen veranstaltet, an welchem sich die bekanntesten deutschen Firmen für Sicherheitslampen sowie französische, österreichische und eine italienische Fabrik beteiligen. Die Jury, zu deren Vorsitzenden Bergrat Dr. Tübben, Prof. an der Kgl. Bergakademie zu Berlin, gewählt wurde, tritt am 5. Dezember d. J. in Paris zusammen. Schwahn.