Titel: Polytechnische Rundschau.
Autor: Eckstein
Fundstelle: Band 329, Jahrgang 1914, S. 518
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau Ueber die Explosion des Laufrades einer Lavalturbine wird in der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure (Heft 21 vom 23. Mai 1914) berichtet. Die Turbine war aufgestellt im Libauer Stahl- und Eisenwerk vorm. Böcker & Comp. Sie leistete 500 PS. Das Laufrad machte bei Leerlauf 10820 Urndrehungen in der Minute. Es war an der Nabe 215 mm breit. Die Welle hatte 38 mm  und war durch eine Scheibenkupplung mit einem weiteren Wellenstück verbunden, auf welchem ein kleines Pfeilrad aufgekeilt war. Dieses stand im Eingriff mit zwei großen Pfeilrädern. Die Wellen dieser drei Pfeilräder lagen in wagerechter Ebene, das kleine Pfeilrad in der Mitte, die beiden großen rechts und links davon. Durch jedes der beiden großen Pfeilräder wurde je eine Gleichstrom-Dynamomaschine von 220 Volt angetrieben. Die Radübersetzung betrug \frac{416}{30}. Jeder Anker machte daher \frac{30}{416}\,.\,10820=780 Umdrehungen in der Minute. Der größte Durchmesser des Laufrades der Turbine war 785 mm. Diesem Wert entspricht eine Umfangsgeschwindigkeit von v=\frac{0,785\,.\,\pi\,.\,10820}{60}=445\mbox{ m}/\mbox{Sek.} An Düsen waren vorhanden: 24 Vakuumdüsen von 6,8 mm und 6 Auspuffdüsen von 19 mm kleinstem Durchmesser. Der Dampf hatte eine Spannung von 8 at und war nicht überhitzt. Der Abdampf wurde in Stahlkondensatoren von Körting mit 200 m3/Std. Kühlwasserleistung niedergeschlagen. Die Luftleere betrug bei Leerlauf 68 cm Quecksilbersäule, bei geringer Belastung stieg sie auf 70 bis 72 cm und sank wieder bei steigender Belastung. Am 24. Juli 1912 wurde in die Turbine ein kurz vorher aus Schweden eingetroffenes neues Laufrad eingebaut, weil die Schaufeln des alten Rades durch den Wassergehalt des Dampfes stark gelitten hatten. Nach dem Einbau überzeugte man sich zunächst durch Drehen des Laufrades von Hand, daß es frei ging. Dann wurde die Maschine angewärmt und langsam angelassen. Kurz danach trat der Unfall ein. Der Vorsteher und ein Monteur wurden getötet, zwei Maschinisten mehr oder weniger schwer verletzt. Der eine Maschinist gab an, er habe das Frischdampfventil geöffnet, bis der Druck auf 3 oder 3 ½ at stieg und dann stehen blieb. Darauf habe er das Ventil vollständig geöffnet und sei zur Turbine gegangen, um die nötige Anzahl von Düsen zu öffnen, wenn die Belastung zunähme. Der andere Maschinist hat die Erregung eingeschaltet, um die Spannung zu heben. Nach seiner Aussage betrug sie 20 Volt, als der Unfall eintrat. Die Besichtigung durch Sachverständige ergab folgendes: Sämtliche Bolzen, die den Deckel der Turbine mit dem Gehäuse verbanden, waren abgerissen. Das Abdampfrohr war dicht am Gehäuseflansch abgeschert. Gehäuse und Deckel waren vom Unterbau abgerissen. Das Endlager der Turbinenwelle, das mit drei Armen am Gehäuse befestigt war, lag abgebrochen 2 m von der Maschine entfernt. Der Frischdampfstutzen und das darin befindliche Drahtnetz waren unversehrt. Der Regler war nur wenig beschädigt. Das Gehäuse des Reglerventils war abgerissen und die Ventilspindel ohne Verbiegung in der Mitte durchgebrochen. Alle drei Pfeilräder der Maschine waren unbeschädigt. Das Gehäuse war zertrümmert und War vor allein stark zerrissen an den Teilen, die in wagerechter Ebene lagen. Das hintere freie Wellenende war vollkommen unverletzt. Die vordere, beanspruchte Welle vom kleinen Pfeilrad war abgerissen, verbogen und durchgebrochen. Arn verbogenen Wellenstück war ein dreimal um die Welle laufender spiralförmiger Streifen stark abgerieben. Nachdem die Welle vom kleinen Zahnrad abgerissen war, hat sie augenscheinlich noch drei Umdrehungen gemacht und hierbei an der Bohrung des Gehäusedeckels gescheuert. Das Laufrad war in viele Stücke zerrissen und stark verbogen. Die Nabe war in zahlreiche kleine Stücke zersplittert. Ein Stück des Laufrades, etwa 15 kg schwer, hatte das Dach des Gebäudes durchschlagen und wurde 80 m entfernt aufgefunden. Zwei gegenüberliegende Stellen des Rades waren besonders stark zerquetscht. Was die möglichen Ursachen des Unfalles anbelangt, so wurde zunächst erwogen, daß der Regler vielleicht nicht gewirkt habe, so daß eine zu große Umfangsgeschwindigkeit die Zerstörung des Laufrades hervorgerufen haben könne. Diese Möglichkeit war ausgeschlossen. Denn das Ventil am Regler war in Ordnung. Die Maschine hatte am Morgen des Unglückstages mit dem alten Laufrad noch einwandfrei gearbeitet. Zwischen Ventilteller und Sitz konnte kein Fremdkörper geraten sein, weil das Drahtnetz am Eintrittstutzen noch heil war. Auch hätte dann der Kranz an der schwächsten Stelle abreißen müssen. Bekanntlich wird ziemlich dicht am Kranz eine Nut eingedreht, so daß an dieser Stelle absichtlich ein schwacher Querschnitt entsteht. Falls ein Fremdkörper die Ursache gewesen wäre, so hätte er sich im Gehäuse befinden müssen. Wenn ein Gegenstand, Meißel, Schraubenschlüssel oder dgl. bei der Montage im Gehäuse liegen geblieben wäre, so hätte er beim Anlassen der Maschine starkes Geräusch verursachen müssen. Außerdem hätte er sofort sämtliche Schaufeln abreißen müssen, was aber nicht der Fall war. Da also weder Uebergeschwindigkeit noch Fremdkörper die Ursache der Explosion hatten sein können, so kann nur angenommen werden, daß das Material des Laufrades fehlerhaft gewesen sein muß. Wie die liefernde Firma angab, bezog sie das Material aus einem großen schwedischen Hüttenwerk. Von den für die Herstellung von Laufrädern bestimmten Blöcken wurden nur die besten ausgewählt. Sie wurden ausgeschmiedet, ausgeglüht und gehärtet. Dann wurden sie der Brinellschen Kugeldruckprobe unterworfen. Genügten sie den Ansprüchen, so erfolgte das Abdrehen auf genaues Maß und das Auswuchten des Rades. Die fertigen Scheiben wurden meist einem Probelauf von 20 Minuten Dauer unterworfen, wobei die Geschwindigkeit, die für den Betrieb in Betracht kam, um 15 v. H. absichtlich überschritten wurde. Es wurde festgestellt, daß die explodierte Scheibe der Kugeldruckprobe unterworfen worden war und dabei den Ansprüchen genügt hatte. Ein Probelauf war aber nicht angestellt worden. Die Brinellsche Kugeldruckprobe gibt Auskunft über die Beschaffenheit der Oberfläche. Etwaige gefährliche Materialfehler im Innern der Scheibe lassen sich nur beim Probelauf feststellen. Seit dem erwähnten Unglücksfalle wird stets bei jeder neuen Scheibe eine Bescheinigung darüber verlangt, daß ein Probelauf mit um 15 v. H. erhöhter Geschwindigkeit stattgefunden hat. Es ist zu hoffen, daß dadurch in Zukunft derartige Unglücksfälle vermieden werden. R. Simon. Vierlingsturmschiffe. Die sprunghaft schnelle Steigerung der Kampfkraft moderner Schlachtschiffe hat den Entwicklungsgang des Kriegsschiffbaues zu Konstruktionen geführt, an die man noch vor wenigen Jahren nicht zu denken wagte. Charakteristische Beispiele dieser Entwicklung bilden die neuen, im Jahre 1913 in Bau gegebenen französischen Linienschiffe der Normandie-Klasse. Sie tragen eine schwere Bewaffnung von nicht weniger als 12/34 cm-Turmgeschützen, ferner eine in Kasematten aufgestellte Mittelartillerie von 24/14 cm-Geschützen und eine Torpedoarmierung von 6/45 cm-Rohren. Trotz der Stärke der Bewaffnung, die durch einen entsprechenden Panzerschutz, bestehend aus einem Gürtelpanzer mit einer Höchstdicke von 30 cm und zwei Panzerdecks, unterstützt wird, ist die Wasserverdrängung im Vergleich mit Schiffen ähnlicher Art relativ niedrig. Für die neuen Linienschiffe werden die folgenden Konstruktionsdaten angegeben: Länge zwischen Loten 175 m Größte Breite 27 m Tiefgang hinten 8,83 m Wasserverdrängung 25230 t Geschwindigkeit 21 kn Maschinenleistung 32000 PS Höchster Brennstoffvorrat 2700300 t Kohlet Oel. Wesentlich für die Ermöglichung des im Vergleich zur Stärke der Panzerung und Armierung niedrig bemessenen Gesamtgewichts war die Unterbringung der schweren Geschütze in Vierlingstürmen. Die französische Marine, die bisher ebenso wie die deutsche und englische Marine am Doppelturm festgehalten hat, tut hiermit einen entscheidenden Schritt vorwärts. Sie folgt damit dem Beispiel der italienischen und österreichischen Marine, der bekanntlich vor wenigen Jahren bei den Schiffen vom Dante- bzw. Viribus-Unitis-Typ den Uebergang zum Drillingsturm wagten. Ihr Vorgehen hat seitdem mehrfach Nachahmung gefunden. Welche Gewichtsersparnisse der Vierlingsturm gegenüber dem Doppelturm ermöglicht, erläutern die folgenden Vergleichszahlen. Ein 34 cm-Doppelturm der zum Etatsjahr 1912 gehörigen Lorraine-Klasse hat ein Gewicht von 1166 t; ein Vierlingsturm der Normandie-Klasse wiegt demgegenüber nur 2073 t. Die Gewichtsersparnis beträgt mithin bei vier Geschützen 259 t, bei zwölf Geschützen nicht weniger als 777 t. Berücksichtigt man, daß bei Aufstellung der Geschütze in Doppeltürmen die Größe der zu panzernden Fläche wächst, daß andrerseits der Vierlingsturm weniger Zielfläche bietet, so erscheint der Vorteil der gewählten Anordnung nicht unerheblich. Eine interessante Neuerung zeigt auch die Art und Anordnung der gewählten Maschinenanlage. Mit Rücksicht auf die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit bzw. die Vergrößerung der Dampfstrecke bei Marschfahrt hat man nämlich vom Einbau einer reinen Turbinenanlage Abstand genommen und eine Maschinenanlage gewählt, die sich aus Kolbenmaschinen und Turbinen zusammensetzt. Die Anlage verteilt sich wie bei den bisher gebauten Linienschiffen mit Turbinenantrieb auf vier Wellen. Auf den Außenwellen sind zwei selbständig arbeitende Vierzylinder-Kolbenmaschinen angeordnet, auf die beiden Innenwellen arbeiten zwei hintereinander geschaltete Turbinen. Die hier gewählte Kombination von Kolbenmaschinen und Turbinen ist also eine andere als die der bekannten gemischten Maschinenanlagen von Handelsschiffen, bei denen die Turbine in Verbindung mit der Kolbenmaschine lediglich als Abdampfturbine arbeitet. Die an die Mittelwellen abgegebene Leistung des Turbinensatzes beträgt 16000 PS und ist doppelt so groß wie die Leistung jeder der beiden Kolbenmaschinen. An die beiden Außenwellen wird also bei einer Gesamtleistung von 32000 PS von den Kolbenmaschinen eine Leistung von je 8000 PS abgegeben. Diese ist ausreichend, um ohne Anstellung der Turbinen dem Schiff eine Geschwindigkeit bis zu 16 kn zu geben. Besondere Rückwärtsturbinen sind nicht eingebaut, so daß für die Aufbringung der Rückwärtsleistung lediglich die Kolbenmaschinen in Frage kommen. Bei Rückwärtsfahrt steht also eine Leistung von rd. 50 v. H. der Vorwärtsleistung zur Verfügung. Die Dampfleitung der Turbinenanlage ist so ausgebildet, daß auch der Niederdruckturbine gegebenenfalls Frischdampf zugeführt werden kann. Die Kesselanlage der Schiffe besteht aus 20 engrohrigen Wasserrohrkesseln, die Dampf von 20 kg/cm2 Ueberdruck liefern. Auch die Wahl des engrohrigen Kesseltyps bedeutet für die französische Marine, die bei ihren Linienschiffen bis in die letzten Jahre an der ausschließlichen Verwendung der weitrohrigen Kessel festgehalten hat, eine Abwendung von der bisherigen Praxis. Die Kessel arbeiten normal mit Kohlefeuerung, erhalten jedoch jeder eine Anzahl von Oelzusatzdüsen. Die höchstzulässige Rostbelastung ist bei der dreistündigen forcierten Fahrt auf 225 kg/m2 bemessen. Gegenüber der Normandie-Klasse werden die jüngst projektierten Linienschiffe, die im Jahre 1915 in Bau Bau gegeben werden sollen, eine weitere Verstärkung ihrer Bewaffnung aufweisen. Sie sollen statt drei je vier Vierlingstürme mit 34 cm Geschützen erhalten unter gleichzeitiger Verstärkung des Gürtelpanzers auf 350 mm. Entsprechend der höheren Geschützzahl wird die Länge auf 190 m, die Wasserverdrängung auf 29500 t anwachsen. Art und Anordnung der Maschinenanlage soll im wesentlichen die gleiche sein wie bei der Normandie-Klasse. [Le Yacht.] Kraft. ––––– Die Entwicklung des Gasglühlichts Hierüber berichtete Dr. G. Bode in einem Vortrag vor der Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft. Bei seinen Arbeiten über seltene Erden fand Auer von Welsbach in den achtziger Jahren, daß verschiedene Oxyde der seltenen Erden ein intensives Licht ausstrahlten, wenn sie in feiner Verteilung in die Flamme eines Bunsenbrenners gebracht wurden. Im Jahre 1892 kam die Gasglühlichtbeleuchtung zur ersten praktischen Anwendung. Hierdurch wurde nicht nur die Gasbeleuchtung wesentlich verbessert, sondern auch die Gasfabrikation erheblich verbilligt. Denn früher, als man das Gas mit offener Flamme in Schnitt- und Argandbrennern verbrannte, war man, um möglichst stark leuchtende Flammen zu erhalten, gezwungen, Leuchtgase herzustellen, die sehr reich an schweren Kohlenwasserstoffen waren; hierzu konnten nur bestimmte, meist teure und schwer zu beschaffende Gaskohlen Verwendung finden. Ueber die Ursache der großen Lichtwirkung des Auerstrumpfes gingen früher die Ansichten sehr auseinander; erst durch die eingehenden Untersuchungen von Rubens (1905/06) wurden die Verhältnisse endgültig geklärt. Es handelt sich bei dem Auerstrumpf, der bekanntlich aus 99 v. H. Thoroxyd und 1 v. H. Ceroxyd besteht, um die selektive Strahlung eines Temperaturstrahlers; durch sorgfältige Messungen konnte festgestellt werden, daß die Temperatur des Glühstrumpfes etwa 150° niedriger ist als die Temperatur der Bunsenflamme, an der gleichen Stelle gemessen. Es kommt darauf an, dem Glühstrumpf eine möglichst hohe Temperatur zu geben, was, abgesehen von der Flamme, durch kleine, fein verteilte, möglichst poröse Masse und große strahlende Oberfläche erreicht werden muß; ferner muß je nach der Temperatur des Glühkörpers der Cerzusatz reguliert werden. Die zur Erhitzung der Glühkörper dienenden Brenner sind im Prinzip dem Bunsenbrenner nachgebildet, bei dem der aus einer feinen Düse austretende Gasstrom einen Teil der zur Verbrennung des Gases erforderlichen Luft ansaugt. 1 Volumen eines normalen Gases erfordert zur vollständigen Verbrennung 5 bis 6 Vol. Luft; da vom Brenner jedoch nur 2,5 bis höchsten 4 Vol. Luft angesaugt werden, verläuft der Verbrennungsprozeß in zwei Teilen. Die Vorgänge im Bunsenbrenner sind in den letzten Jahren eingehend untersucht worden und diese Arbeiten haben wichtige Aufschlüsse gebracht. Die ersten Glühkörper, die aus Baumwollgarn hergestellt waren, zeigten eine rasche Abnahme ihrer Lichtstärke; dieser Nachteil wurde erst behoben, als an Stelle der Baumwolle die viel längere und widerstandsfähigere Ramiefaser verwendet wurde (1898). Einen weiteren Fortschritt bedeutet die Einführung der selbstformenden Glühkörper, die besonders für das hängende Glühlicht große Bedeutung erlangt haben. Für Preßgas- und Niederdruckstarklichtlampen werden heute fast ausschließlich aus Kunstseide hergestellte Glühkörper verwendet, die sich durch sehr große Festigkeit auszeichnen. Nachdem in dieser Weise die Glühkörper vervollkommnet waren, wandte sich das Interesse den Brennern zu. Man war bestrebt, Brenner zu konstruieren, bei denen das ausströmende Gas möglichst viel Primärluft ansaugt, weil man hierdurch eine kleinere Flamme und demgemäß eine stärkere Wärmekonzentration erhält. Am einfachsten erreicht man dies durch Erhöhung des Gasdrucks. Nachdem es gelungen war. zuverlässige Kompressionsvorrichtungen zu bauen, fand die Preßgasbeleuchtung bald vielfache Anwendung und trat namentlich bei der Straßenbeleuchtung mit den elektrischen Bogenlampen erfolgreich in Wettbewerb. Ein weiterer bemerkenswerter Fortschritt war die Einführung des hängenden Glühlichts; die Lösung dieser Aufgabe gelang erst nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten. Da bei dem Jnvertbrenner das Gas Luftgemisch durch die heißen Verbrennungsgase vorgewärmt wird, erzielt man eine größere Wärmekonzentration und somit eine bessere Oekonomie als bei dem stehenden Glühlicht. Besonders gut eignet sich der hängende Brenner für die Preßgasbeleuchtung, bei der durch die Vorwärmung des Gas-Luftgemisches eine vorzügliche Oekonomie erreicht wird. Infolgedessen hat auch die Preßgasbeleuchtung in vielen Städten gegenüber den elektrischen Bogenlampen den Sieg davongetragen. In Berlin z.B. sind 83 km Straßenlänge mit Preßgaslampen beleuchtet und nur 28 km mit elektrischen Bogenlampen. Die Preßgaslampen enthalten meist mehrere Brenner; sie werden bis zu einer Leuchtkraft von 5000 HK gebaut. Auch die Preßluftbeleuchtung hat sich mit Erfolg eingeführt; hier strömt das Gas unter normalem Druck aus, dagegen wird die Luft auf höheren Druck gebracht und dem Gase zugepreßt. Bei dieser Beleucbtungsart sind zwar doppelte Rohrleitungen nötig, dagegen braucht man nicht so sehr auf die absolute Dichtheit der Gasrohre zu achten. Schließlich ist es auch gelungen, unabhängig von jeglicher Kompressionsanlage ein hochkerziges Licht zu erhalten, und zwar durch intensive Vorwärmung sowohl des Gas-Luftgemisches wie auch der Sekundärluft. Diese Niederdruck-Starklichtlampen können an jede Gasleitung angeschraubt werden und erreichen ebenfalls eine sehr hohe Oekonomie. Die Entwicklung der Gasbeleuchtung ist aus der folgenden Tabelle deutlich zu ersehen; Gas-Verbrauchl Licht-StärkeHK Oeko-nomie Schnittbrenner 150 13,5 11,0 Argandbrenner 120 17 7,1 Stehender Auerbrenner 130 100 1,3 Lucaslampe (1903) 500 1,0–1,1 Selaslicht 2500 0,8 Stehendes Preßgaslicht (1902) 2–1500 0,8–0,9 Invertlicht, sphärisch 100 110–125 0,8–0,9 Invertlicht, kleine Type   60 60 1,0 Stehende Sparbrenner 1,0–1,1 Invert-Preßgaslicht 5000 0,4–0,5 Niederdruck-Starklicht, sphärisch 2000 0,7 Auch die Aufgabe, die Gasflammen von einer beliebigen Stelle zu zünden und zu löschen, ist mit Erfolg gelöst worden. Am verbreitetsten sind bei der Straßenbeleuchtung die Ferndruckzünder, die die Laternenwärter entbehrlich machen. Diese Vorrichtungen gestatten auch, einfach durch kurze Druckerhöhung von der Zentrale aus um Mitternacht in jeder Laterne einen Teil der Brenner zu löschen und auf diese Weise z.B. aus einer 3000 kerzigen Lampe eine 1000 kerzige zu machen. In diesem Punkte ist die Gasbeleuchtung der elektrischen Bogenlampenbeleuchtung entschieden voraus. Durch bessere Umwandlung der zugeführten Energie in Licht bei gleichzeitiger Beschränkung der Wärmestrahlung sowie durch weitere Steigerung der Temperatur in den Brennern wird es möglich sein, auch in Zukunft die Gasbeleuchtung noch weiter zu verbessern. [Journ. f. Gasbelchtg., 1914, S. 265 bis 271.] Dr. Sander. ––––– Abdampf-Verwertungsanlage eines englischen gemischten Werkes. Da die in Amerika und England ausgedehnte Abdampfausnutzung auch vielfach bei deutschen Hüttenwerken wirtschaftlich sein kann, so verdient die im Januarheft d. Js. der Zeitschrift „The Iron and Coal Trades Review“ beschriebene Anlage der Derwent-Werke der Workington Iron & Steel Co. eine nähere Beachtung. Es handelt sich hier um den Abdampf eines Hochofen-Kolbendampfgebläses, ferner um vier Dampfpumpen, vier Walzenzugmaschinen (teils Zwillinge), einem Bessemer-Zwillingsgebläse und mehreren Speisepumpen usw., die von vornherein zum Teil mit Auspuff arbeiteten. Die gesamte Abdampfmenge beträgt rd. 60000 kg stündlich. Die Abdampfleitung, deren Anschluß an den stehenden Oelabscheider einen größten Durchmesser von 1260 mm besitzt, hat eine Gesamtlänge von rd. 235 m. Zwischen dem Oelabscheider und den fünf liegenden Rateau-Wärmespeichern normaler Bauart von je 2,1 m und 9,1 m Länge sind noch zwei liegende Speisewasservorwärmer regulierbar eingeschaltet. Die Wärmespeicher sind für stoßweise Intervalle in der Abdampflieferung von 30 Sekunden Dauer bemessen. In der Abdampf-Kraftstation befinden sich drei Turbo-Hochofengebläse von je 700 m3 minutlicher Luftförderung gegen 0,5 bis maximal 0,7 at Ueberdruck bei 3650 bzw. 4000 Umläufen und zwei Gleichstrom-Turbodynamos von je 600 KW Leistung für 500 bis 550 Volt bei 2500 Umläufen. Die ersteren haben eine mittlere Leistung von je 1050 PS, die letzteren eine solche von je rd. 1000 PS, an der Turbine gemessen, so daß, wenn ein Gebläse in Reserve stehen bleibt, rd. 4000 PS in Betrieb sind. Es würde dies ungefähr einem Abdampfverbrauch von 15 kg für die Turbinen-PS-Stunde entsprechen. Die Gebläse, von denen zwei auf die gemeinsame Windleitung dreier Hochöfen arbeiten, sind zweiflügelige Rateau-Maschinen von Brown, Boveri & Co., mit einer solchen Ausgleichanordnung in den Laufrädern und der Luftförderung, daß ein Achsialschub vermieden ist. Ein Ausgleich zwischen Winddruck und Windmenge ist innerhalb 10 v. H. Kraftunterschied vorgesehen. Die Turbodynamos können während zwei Stunden mit 750 KW betrieben werden. An den Turbinen sind konstruktive Sonderheiten getroffen, so daß sie sowohl mit Abdampf von 1,12 at abs. oder mit Frischdampf von 7 bis 10 at Kesseldruck, als auch mit Mischdampf betrieben werden können; zu diesem Zweck ist ein unter dem Einfluß eines Rateau-Reglers stehendes Regulierventil für die Hochdruck- Dampfreglung vorgesehen. Die Dampfturbinen der Gebläse können vom Gebläseteil aus entweder für konstanten Druck oder konstante Windmenge eingestellt werden, je nach Gang der Hochöfen. Im Maschinenhaus befinden sich drei Brunnenschächte, die zur Anlage der Kondensation hinsichtlich Wasserspiegel und Höhenlage in einem solchen Zusammenhange stehen, daß unmittelbar saugende Westinghouse-Leblanc-Strahlkondensatoren zur Anwendung gelangen könnten. Jede der fünf Turbinen hat einen darunter angeordneten Kondensator, der auf 10 v. H. über dem garantierten Dampfverbrauch überlastbar ist. Die Kondensatoren sind trotz der etwas verschiedenen Leistungsgrößen beider Turbinenarten gleich groß gewählt; bei 24° Kühlwassertemperatur und 70 cm Vakuum kann jeder bis 13500 kg Dampf stündlich bewältigen. Der Pumpensatz besteht aus je einer rotierenden Leblanc-Luftpumpe und der Warmwasserpumpe, beide angetrieben durch einen gemeinsamen Gleichstrommotor. Zwischen Kondensator und Abdampfstutzen ist ein Spezial- bzw. ein Wechselventil eingeschaltet, um nötigenfalls auch ohne Kondensation arbeiten zu können, wenn keine andere Stromquelle für den Pumpenmotor zur Verfügung steht. Zwei der Brunnen in Verbindung mit einem Kühlwerk übernehmen die Rückkühlung des Warmwassers. Der Erfolg der Anlage zeigte sich darin, daß 22 Zweiflammrohrkessel und sechs Kolbendampfgebläse stillgelegt werden konnten, so daß nach den Angaben außer den betreffenden Löhnen wöchentlich rd. 800 t Kohle gespart wurden. Das Kesselspeisewasser hat jetzt fast die Temperatur des siedenden Dampfes. Inzwischen hat man außerdem zwecks besserer Wärmeausnutzung des Hochofengases neue Röhrenkessel von Babcock-Wilcox für 260° Dampftemperatur mit Ekonomisern und rationelleren Gasfeuerungen aufgestellt. Zurzeit wird die Zentrale durch eine weitere Turbodynamo à 600 KW und ein viertes Turbogebläse von 1575 PS Leistung vergrößert. So weit die hauptsächlichsten Daten des englischen Berichts. Auffällig mag vielleicht auf den ersten Blick die beträchtliche Kohlenersparnis von 800 t in der Woche sein, die einen Wert von etwa 10000 M, also im Jahr von rd. 500000 M darstellt. Man muß annehmen, daß die Dampferzeugung der 22 ausgeschalteten Kessel außer für die fünf Kolbengebläsemaschinen noch für die frühere Dampfzentrale des Werkes bestimmt war. Die in der neuen Abdampfzentrale gleichzeitig arbeitenden vier Turbinen von zusammen 4000 PS entsprechen bei der früheren Betriebsweise mit den alten Kolbenmaschinen sicherlich einem Frischdampfbedarf von rd. 35000 kg/Std., was bei siebenfacher Verdampfung in der Woche rd. 800 t Kohlen bedeuten würde. Das gleiche ergibt sich auch, wenn man die Heizfläche von 20 Keseln à 100 m2 = 2000 m2 zugrunde legt, à 16 kg Dampf stündlich. Die Kesselverbesserung ist noch insofern von Vorteil, als dadurch unter Umständen noch ein Teil Gichtgas für Heizzwecke des Stahl- und Walzwerks verfügbar wird. Die Anlagekosten der gesamten Abdampfanlage mit den fünf Dampfturbinen, Kondensationen, Rohrleitungen, Gebäuden, elektrischen Teilen usw., aber ohne die Neubeschaffung der Hochofengaskessel, lassen sich nach vorliegenden Angaben auf etwa 1,2 Mill. M höchstens veranschlagen; ein vollständiger Dampfturbinensatz mit Kondensation usw. in dieser Größe kostet rd. 135000 M. Bei 20 v. H. für Tilgung und Verzinsung beträgt also der hierauf entfallende Teil der Jahresausgaben 240000 M gegenüber 500000 M Ersparnissen an Kohle. Da die übrigen Betriebskosten verhältnismäßig gering ausfallen, so bleibt noch eine erhebliche Nettoersparnis durch die Anlage übrig, die die Gestehungskosten des Roheisens und der Walzfabrikate durch den billiger erzeugten Strom und Gebläsewind wesentlich verringert. Schömburg. ––––– Demag Schräm- und Schlitzmaschinen. Die deutsche Maschinenfabrik A.-G. Duisburg gibt durch eine besondere Druckschrift Kenntnis von ihren Schräm- und Schlitzmaschinen, deren Ausbildung unter langen und umfangreichen Versuchen erfolgt ist. Die Hauptteile der Schrämmaschinen werden gebildet von einer mit Preßluft betriebenen Stoßbohrmaschine und deren beweglichem Träger, durch dessen Schwenken während der Arbeit der Stoßbohrer wagerechte oder senkrechte Schnitte im Gestein erzeugt. Die bewegliche Verbindung der Bohrmaschine mit der das Ganze haltenden festen Spannsäule oder dem Schlitten stellt die für die leichte Handhabung wichtigste Einzelheit dar. Den wechselnden Anforderungen entsprechend werden die Schrämmaschinen in vier Ausführungsformen hergestellt, von denen drei ein Schwenkwerk in Gestalt eines Zahnsektors mit Schneckentrieb besitzen, während die vierte, kleinere, mit einer nach allen Seiten beweglichen Universalkupplung versehen ist. Ueber diese verschiedenen Formen gibt der knappe, aber alles Wesentliche hervorhebende, sowohl die Maschinen selbst wie ihre Behandlungsweise erläuternde Text auf 14 Druckseiten übersichtliche Auskunft. Ermöglicht wurde die Kürze unbeschadet der Klarheit der Darstellung durch eine Anzahl von Abbildungen, die teils die vollständigen Maschinen in geschickt gewählten Stellungen bei verschiedenen Verwendungsarten deutlich vor Augen führen, teils Einzelheiten wiedergeben. Unter diesen ist das eigentliche Werkzeug, das Gezähe, von besonderer Wichtigkeit. Deshalb sind in guten Bildern fünf verschiedene Bohrkronen dargestellt, und ihre Form und Gebrauchsweise sind im Text eingehend begründet. Die in allen Einzelheiten sehr gut ausgeführte Druckschrift enthält am Schlusse eine tabellarisch angeordnete, gedrängte Uebersicht über die bei richtiger Behandlung mit den beschriebenen Maschinen erzielbaren Vorteile und eine kurze Liste über Größe, Gewicht, Vorschub und Verwendungsgebiet der gebauten Modelle. Vor Ankauf so stark beanspruchter Werkzeugmaschinen, wie der hier behandelten, die ihre Arbeit unter besonders schwierigen Bedingungen verrichten müssen und deshalb nur bei sorgfältigster Durchbildung und Erprobung befriedigen können, wird selbstverständlich immer eine Besichtigung und Prüfung erwünscht sein, wozu die erzeugende Firma einladet. Die Prüfung vorzubereiten, die Aufmerksamkeit von vornherein auf die wichtigsten Punkte zu lenken und die Auswahl des geeignetsten Modells zu erleichtern ist Aufgabe der Druckschrift, die in der faßlichen Vortragweise ihrem Zwecke jedenfalls entspricht. ––––– Deutsches Platin. Zu der seinerzeit gebrachten Notiz über Platinvorkommen in Deutschland sind wir heute imstande nachtragend mitzuteilen, daß bereits seit etwa sechs Monaten ein regelrechter Bergbau mit 80 Arbeitern im Konzessionsgebiet der Deutschen Platinwerke betrieben wird. Das kostbare Metall wird nach einer neuen von Hommel-Klausthal ausgearbeiteten Methode gewonnen, nach der sich noch die Verarbeitung von Erzen mit einem Gehalt von nur 5 g auf die Tonne lohnt. Der Hauptstollen der Werke ist bereits 250 m lang, drei Querstollen 85, 65 und 35 m. Es sind dabei platinhaltige Quarzitlager von etwa 20 m Mächtigkeit freigelegt worden. Die Gewinnungskosten belaufen sich auf rund 20 M für die Tonne Gestein. Dr. Hommel konnte auf der Gewerkenversammlung bereits die ersten 500 g reinen Platins vorzeigen, die aus 1 t Konzentrat bzw. aus 25 t Gestein gewonnen worden waren. Nach diesen Zahlen würde das Reinmetall etwa 1,– M für das Gramm kosten; der Gehalt des Gesteins sich zu 20g für die Tonne ergeben. Als Nebenerzeugnis wird noch etwa 10 bis 12 v. H. Nickel aus lt Konzentrat gewonnen. Der jetzige Platinpreis beträgt etwa 6000 M für 1 kg. Pr. ––––– Die beim Schmelzen von Roheisen in Kupolöfen auftretenden chemischen und physikalischen Vorgänge. (Geh. Rat Prof. Dr. W. Mathesius in der Hauptversammlung Deutscher Gießereifachleute, Berlin 1914.) Die Frage ist, obwohl sie vielfach bereits erörtert wurde, fast ausschließlich vom Standpunkte des Konstrukteurs behandelt worden. Vortragender will versuchen, auf Grund zwanzigjähriger Betriebserfahrung den Gegenstand aus den Anschauungen des praktischen Gießereifachmanns heraus zu behandeln. 1. Es ist nur Koks allerbester Qualität zu verwenden. 2. Die Windverteilung im Schmelzraum soll eine möglichst gleichmäßige sein. 3. Es hat eine richtige Bemessung der Füll- und Satzkoksmengen stattzufinden. 4. Im Ofen muß eine für die Größe des Ofens und die Koksqualität passend gewählte Schmelzgeschwindigkeit herrschen. Der Vortragende diskutiert eingehend diese Bedingungen. Dann wendet er sich der Frage zu: „Was hat ein Betriebsingenieur zu tun, um eine vorhandene Kupolofenanlage zu bester Wirkung zu bringen?“ Es sind 1. die Düsen einzurichten für eine gleichmäßige Windverteilung über den ganzen Querschnitt. Es werden in dieser Beziehung bei den im Betriebe befindlichen Oefen heute die häufigsten Fehler gefunden. Es ist zurzeit durchaus nicht selten, daß selbst größere Oefen mit lediglich drei oder vier Düsen betrieben werden, die den Wind nur auf einem recht beschränkten Teil des Ofenumfanges in diesen eintreten lassen. Hierdurch müssen tote Flächen in den Verbrennungsräumen mit ihren für die Verbrennung ungünstigen Folgen entstehen. Es ist also zu empfehlen, entweder die Düsenzahl sehr erheblich zu vergrößern, oder – was besser sein dürfte – Whiting – Düsen einzubauen. 2. muß der Querschnitt der Düsen so bemessen werden, daß der Wind den Ofen ganz durchdringt. Dieser Bedingung ist dadurch zu genügen, daß der Düsenquerschnitt im Anfang sehr reichlich gewählt wird, etwa zu ¼ des Ofenquerschnittes, und daß allmählich von Schmelzung zu Schmelzung eine Verkleinerung des Querschnittes bei sonst gleichbleibenden Betriebsverhältnissen etwa durch Einbringen von entsprechend ausgebildeten Blecheinlagen in die Düsen vorgenommen wird, so lange bis bei vorläufig sonst unveränderten Betriebsbedingungen ein günstigstes Schmelzergebnis hinsichtlich des Koksverbrauches erreicht ist 3. ist die Füllkoksmenge richtig zu bemessen (400 bis 600 mm über Düsenoberkante bei Beginn des Schmelzens), und 4. ist die Satzkoksmenge so zu wählen, daß die fortlaufend während einer ganzen Schmelzdauer auszuführenden Gasanalysen anzeigen, daß das Verhältnis zwischen Kohlensäure und Kohlenoxyd in den Gichtgasen unverändert erhalten bleibt und sich in günstigen Zahlen bewegt. Für die Ausführung einer Dauerkontrolle würde sich die Anbringung eines Ados-Apparates, der fortlaufend den Kohlensäuregehalt anzeigt und aufschreibt, empfehlen und in hohem Maße rentieren. Erst wenn diese Vorbedingungen erfüllt sind, kann man daran gehen, 5. die Windmenge passend für den Ofenquerschnitt einzustellen, wobei zu beachten ist, daß bei ihrer etwaigen starken Veränderung eine nochmalige spätere Nachregulierung vorzunehmen ist. Endlich ist 6. durch sorgfältige Feststellung der jeweiligen wirklichen Stundenschmelzleistung die Schlußkontrolle über den Ofengang zu führen. Nur durch eine derartige systematische Dauerbeobachtung des Ofenbetriebes sind die günstigsten Schmelzergebnisse zu erreichen. Diese mühevolle Arbeit wird dann aber auch dadurch belohnt, daß meist sehr hohe Ersparnisse an Koks herauszuholen sind, und daß der Ofen stets heißes Eisen von günstigsten Gießereieigenschaften liefert. Es wird dann eine Reihe weiterer Betriebsfragen, die physikalisch-chemische Grundlagen haben, erörtert, so zunächst die Höhe der Kupolöfen, die Größe der einzelnen Gichten, der Schwefel im Kupolofenbetriebe. Bei einer Erörterung des Einflusses, welchen der Schwefel im Kupolofenbetrieb ausübt, kann es sich nur um den im Koks enthaltenen Schwefel handeln. Ein Ofen mit hohem Koksverbrauch hat stets zwischen Düsenebene und Schmelzzone eine hohe Koksschicht. In dieser wird der Sauerstoff der Gebläseluft bereits gebunden. Die Ofengase haben überdies viel Kohlenoxyd und wirken deshalb reduzierend. Aus diesen Gründen geht ein erheblicher Anteil des im Koks vorhandenen Schwefels in das Eisen über, welches im flüssigen Zustande einen langen Weg über die glühenden Koksstücke zurückzulegen hat, ehe es in den Herd gelangt. Ein Ofen mit niedrigem Koksverbrauch hat eine niedrige Koksschicht zwischen Düse und Schmelzzone und arbeitet in diesem Ofenbereich mit einer oxydierenden Atmosphäre. Die Folge hiervon ist, daß der Koksschwefel zum großen Teile zu schwefliger Säure verbrannt wird und im Gichtgas entweicht. Das flüssige Eisen hat einen kurzen Weg über die Koksstücke in der Verbrennungszone zurückzulegen und deshalb nur wenig Gelegenheit zur Aufnahme von Schwefel. Im Gegensatz zu den hochbasischen Schlacken des Koksofenbetriebes haben Kupolofenschlacken, die aus sauren Silikaten mit meist 50 v. H. oder mehr Kieselsäure bestehen, nur eine äußerst geringe Aufnahmefähigkeit für Schwefel. Die Führung basischer Schlacken würde einen sehr hohen Kalkzuschlag erfordern und einen starken Verschleiß des feuerfesten Ofenmaterials sowie erhöhten Koksverbrauch zur Folge haben. Man würde durch die Führung basischer Schlacken deshalb nicht eine Verminderung, sondern eine Erhöhung der Schwefelaufnahme bewirken. Der Schluß der Ausführungen bildet eine Besprechung der Anreicherung der Gebläseluft mit Sauerstoff. Es sind hier für den Kupolofenbetrieb wesentliche Vorteile zu erwarten. Allerdings werden nur große Gießereien daran denken können, derartige Anlagen zu machen, obgleich die Unkosten nicht übermäßig große zu sein brauchen, da eine Sauerstoffanlage während des ganzen Tages betrieben, und Sauerstoff in Vorratsbehältern aufgesammelt werden kann, aus denen er dann während der verhältnismäßig kurzen Kupolofenschmelzzeiten dem Gebläsewind zuzuführen sein würde. In der Besprechung geht Prof. Osann auf die Windverteilung und die Whiting-Düsen ein und wendet sich dann der Berechnung des Füllkoks zu. Die Frage des Satzkokes behandelt er rein wärmetechnisch. Der Gasanalyse möchte er keine allzugroße Bedeutung beilegen. Bei der Entschwefelungsfrage hat Osann eine andere Ansicht, wie der Vortragende. Wenn man keinen Kalkzuschlag gibt, erhält man ein schwefelhaltiges Eisen. Gibt man zu viel Kalk, so erhält man auch eine schlechte Entschwefelung. Man muß stets auf eine dünnflüssige Schlacke arbeiten, und demgemäß die Zuschläge bemessen. Zivilingenieur Leyde betont, daß alles auf Dauerversuche ankommt, und über die Verschlackung möchte er nicht der Meinung sein, daß die Ringdüsen allein helfen. Die umstellbare Zuführung hat etwas für sich, sie ist die beste Beaufsichtigung des Arbeiters. Man muß darauf achten, daß man den Koks richtig aufsetzt. Es muß dafür gesorgt werden, daß alles regelrecht eingelegt wird. Gießereien, die dünnwandigen Guß herzustellen haben, müssen darauf achten, daß der Koks gehörig kleingeschlagen wird. Oberingenieur Henning meint, die alte Frage des Vorherdes ist schon oft diskutiert worden. Vom Vortragenden wurde hervorgehoben, daß der Vorherd die Wirkung habe, ein Gußeisen anzusammeln, das kohlenstoffarm ist. Redner möchte aus seiner Praxis hervorheben, daß, wenn man ohne Vorherd arbeitete, man 2 bis 3 v. H. mehr Stahlzusatz nehmen mußte, um gleiche Festigkeit zu erhalten, bei gleicher Gattierung des Rohmaterials. Es beweist dies, daß der Vorherd die Wirkung hat, die Geh.-Rat Mathesius nannte. Die umstellbaren Düsen haben sich in der Praxis recht gut bewährt, und deren Wert tritt besonders hervor, wenn es sich um langandauernde Betriebe handelt. Da machen sich die Verschlackungserscheinungen sehr bemerkbar, und es ist sehr gunstig, wenn man die Düsen abstellen kann, und durch darüberliegende Düsen ersetzen und freiblasen kann. Prof. Osann sagte, wenn der Kupolofen matt geht, dann soll man mehr Koks geben. Das machen wir in der Praxis so, aber man muß in diesem Fall auch die Windmenge erhöhen. Es fragt sich nun, wie man die Windmenge variieren kann. In den meisten Gießereien arbeitet ein Kapselgebläse, man kann die Drehzahl nicht immer verändern und muß den überschüssigen Wind ablassen durch ein Ventil oder einen Schieber. Es wäre ja sehr wünschenswert, für jeden Ofen ein angepaßtes Gebläse zu haben. Aber meist ist für alle Oefen nur ein Gebläse vorhanden, das so gewählt ist, daß es dem größten Ofen angepaßt ist. Plohn. ––––– 7500 Grad! Man schätzt die Sonnentemperatur allgemein auf etwa 6000°; nun ist es mit irdischen Mitteln gelungen, die außerordentlich hohe Hitze von 7500° zu erreichen. Geh. Reg.-Rat Dr. Lummer-Breslau hat diesen Wärmegrad beim Weiterführen seiner Versuche mit flüssiger Kohle erreicht und damit die bisher möglichen Temperaturen um rund 3000° übertroffen. Seine Versuche zeigten ihm zunächst, daß reine Kohle unter Ueberdruck nicht brennt; wurde sie jedoch mit einer bestimmten Salzlösung getränkt, dann war eine Verbrennung unter ziemlich hohem Druck möglich. Unter dem Druck von 25 at kam der Lichtbogen der Bogenlampe auf die hohe Temperatur von 7500°. Diese „Drucklampe“ zeigt natürlich außerdem auch gegenüber der gewöhnlichen Bogenlampe eine entsprechend höhere Helligkeit, so daß sie für manche Zwecke unter Umständen noch eine ganz besondere Bedeutung gewinnt: Pur Leuchttürme, Signalgeräte und dergleichen. Pr. ––––– Die Erziehung des Industriearbeiters. Dieses Thema behandelt Geb. Baurat Dr.-Ing. Dr. A. von Rieppel, Nürnberg, in einem Sonderabdruck von „Technik und Wirtschaft“ 1913, Heft VII. Der Verfasser bespricht zunächst unter Gegenüberstellung von England, Amerika und Deutschland den Stand der Erziehung (Schulwesen, Lehrlingswesen) und entwirft dann ein Bild, wie er sich die Ziele der Erziehung (Erziehung zum Menschen, Erziehung zum Beruf) denkt. Am Schluß der kleinen Schrift behandelt er die von dem deutschen Ausschuß für technisches Schulwesen aufgestellten Leitsätze für die Erziehung und Ausbildung des Nachwuchses der Facharbeiterschaft für die mechanische Industrie. Aus dem Inhalt: Die deutsche Volksschule steht in bezug auf die Systematik im Unterricht und die Zwangsausbreitung über das Land in erster Linie. Ihr gegenüber hat die amerikanische den Vorzug, daß sie den Unterbau für jedes weitere Studium bildet. Die Schüler besuchen sie bis zum 10. Lebensjahr und gehen dann auf die Mittelschule über. Von dieser steht ihnen mit vollendetem 14. Lebensjahre der Weg zur Oberschule offen. Es wird daraus ersichtlich, daß die Klassenunterschiede verwischt werden und jedermann die Möglichkeit gegeben wird, eine höhere Stufe zu erklimmen. Das in Deutschland herrschende Berechtigungswesen, das England nur für die sogenannten Geisteswissenschaften kennt, ist den Amerikanern fremd. Der Uebergang zu den höheren Schulen hängt nicht von einer Abgangsprüfung ab, vielmehr kann jeder Zugang finden, der die erforderlichen Kenntnisse durch eine Vorprüfung nachweist. Woher er die Kenntnisse hat, ist gleichgültig. – Die englischen und amerikanischen Fortbildungsschulen ermöglichen dem Arbeiter den Besuch von Abendkursen. Ihr Besuch ist trotz des fehlenden Zwanges sehr stark. Pflichtschulen sollen jetzt neben diesen Abendkursen eingeführt werden. – Die deutschen öffentlichen Volksbibliotheken, die dem Arbeiter über die Schule und Fortbildungsschule hinaus Gelegenheit zur Fortbildung bieten sollen, stehen an letzter Stelle. Es fehlen uns die zugunsten der Volksbibliotheken geschaffene Steuergesetzgebung Englands wie auch die riesigen Stiftungen reicher amerikanischer Menschenfreunde. In der Lehrlingsausbildung ist durch die ins Leben gerufenen gewerblichen Fachschulen für das Handwerk Mustergültiges geschaffen, für die Industrie sind diese Einrichtungen noch nicht genügend nutzbar gemacht. Ein ganz allgemeines, weit über Industrie- und Handwerkskreise hinausgehendes Interesse fordern Rieppels Gedanken über die Erziehung zum Menschen. Die Erziehung muß davon ausgehen, daß nur durch das sittliche Streben das Dasein Sinn und Verstand gewinnt. Dieses sittliche Streben muß den Trieb nach Selbstvervollkommnung in sich tragen. Neben dieser geistigsittlichen Seite der Erziehung ist aber auch der Körper nicht zu vergessen. Diese Leitsätze stellt der Verfasser seinen Vorschlägen voran. In richtiger Erkenntnis der Bedeutung der Frau als Mutter ihres Kindes setzt er bei der Erziehung der jungen Mädchen für ihren künftigen Beruf als Mutter und mit dem Mutterschutz ein. Den Mädchen müßte in den Fortbildungsschulen entsprechender Unterricht gegeben werden. Sie müßten in Kindergärten und Kleinkinderbewahranstalten auch Gelegenheit zu praktischer Betätigung haben, um eine gute Auffassung vom hohen Beruf der Mutter zu erhalten. An sogenannten Mütterabenden wäre der pädagogischen Ausbildung der Mutter Rechnung zu tragen. Für die Pflege des Kindes im Säuglingsalter wird schon jetzt viel getan. Die Bestrebungen zugunsten der Kindergärten, in denen die Kinder vom 4. bis 6. Lebensjahr vor äußeren schädlichen Einflüssen auf Geist und Körper bewahrt werden sollen, verdienen volle Unterstützung. Wie in Amerika müßte sich auch bei uns die Erziehung in weiterem Maße auf Auge und Hand, als der Geistesbildung gleichwertig, und auf den Schönheitssinn erstrecken. Allein schon ein ausgeprägter Schönheitssinn wird das Kind von manchem Unschönen und Bösen abhalten. Im großen ganzen soll in unseren Volksschulen nicht totes Wissen eingepaukt, sondern frisches Leben, eigenes Beobachten, Denken und Urteilen, Erfassen der Vorgänge in der Natur und im Leben gelehrt werden. Wenn dann für den Volksschüler durch Ausbau der oberen Klassen der Volksschule die Möglichkeit geschafft wird, noch mit dem 14. Lebensjahr ohne Zeitverlust auf eine Realschule überzugehen, wird es gelingen, eine tiefe und vielseitige Bildung auch in die untersten Schichten unseres Volkes zu tragen. Mit der Erziehung in der Schule muß die durch Vater und Mutter Hand in Hand gehen. Die Religion will der Verfasser aus dem Gesichtspunkte, daß er sich ohne Zwang Religiosität eher vorstellen könne als mit Zwang, weil Zwang zur Heuchelei und Unwahrhaftigkeit führe, wenigstens nicht auf der Fortbildungsschule eingeführt wissen. Um die so häufigen Enttäuschungen einer falschen Berufswahl zu vermeiden, will der Verfasser die Lehrer über die Anforderungen und Aussichten der wichtigsten Berufe unterrichtet wissen. Sie könnten dann beobachten, welche Anlagen und Neigungen in dem einzelnen Schüler vorhanden sind, und ihn gemäß ihrer Berufskenntnis belehren und beraten. In den Vorschlägen Rieppels zeigt sich ein im guten Sinne modernes Empfinden. Auf diesem Gedanken, Geist und Körper sich die Wage halten zu lassen, bauen sich ja die heutigen Erziehungsbestrebungen auf. Daß sie auch in diesem Zusammenhange so warm verfochten werden, dafür müssen wir dem Verfasser aufrichtigen Dank wissen. Nur hinsichtlich der vorgeschlagenen Vorbildung der jungen Mädchen für den Mutterberuf gerade auf der von dem Verfasser behandelten sozialen Stufe möchte ich ein Bedenken nicht verhehlen. Der Verfasser schlägt vor, den jungen Mädchen Unterricht und Gelegenheit zur praktischen Betätigung in Kindergärten und andern Anstalten als Vorbereitung für ihren Mutterberuf zu gewähren, um ihnen eine gute Auffassung von diesem Berufe zu verschaffen. Gewiß, ich zweifle nicht daran, daß wir einer Abhilfe dringend bedürfen, wo Leichtsinn und Unerfahrenheit heutzutage noch so viel sündigen. Aber werden wir die jungen Mädchen nicht vor allem auch körperlich für ihre Mutterschaft geeignet erhalten müssen? Junge Mädchen, die von morgens bis abends in den Fabriken arbeiten müssen – und dies wird bei den meisten Töchtern der Industriearbeiterkreise zutreffen, ich will das armselige Leben der Heimarbeiterin garnicht in Betracht ziehen –, werden in ihrer Mehrzahl keine gesunden Kinder gebären. Die schlechte Luft, die gebeugte Stellung über ihre Arbeit schädigt ihren Körper, und das ewige Einerlei des Fabrikbetriebes, die Freudlosigkeit ihres Jungmädchenlebens zermürbt ihren Geist. Darunter werden die Kinder leiden. Vor diesen Gefahren müssen wir die jungen Mädchen, die werdenden Mütter schützen. Sie müssen wieder mehr heraus aus den Fabriken, damit sie wieder mehr frische Luft atmen und ihren Körper strecken können und wieder mit lachenden Augen in die Sonne schauen lernen. In ihren Kindern dem Nachwuchs unseres Volkes, werden sie uns dafür Dank sagen. Die größere Freiheit des täglichen Lebens wird ihnen dann auch die rechte Zeit und Lust geben zu der vom Verfasser vorgeschlagenen Vorbereitung für ihren Mutterberuf. Dietze. ––––– Maschinenlieferungen an Zwischenhändler und Mängelrügepflicht. Der Maschinenzwischenhändler ist stets als Kaufmann anzusehen, und darum unterliegen die Rechtsgeschäfte über Lieferung von Maschinen an Maschinenzwischenhändler dem Handelsrecht. Nach Handelsrecht ist der Käufer einer Ware verpflichtet, die Ware selbst, sobald es mit Rücksicht auf seinen Geschäftsgang tunlich ist, zu untersuchen und etwa gefundene Mängel sofort anzuzeigen. Die Unterlassung der sofortigen Untersuchung und Anzeige hat den Verlust der etwaigen Rechte zur Folge, die der Käufer sonst von mangelhafter Lieferung herleiten kann, insbesondere die Rechte auf Minderung oder Schadenersatz. Ein Zwischenhändler bestellt eine Maschine oft erst dann, wenn er selbst bereits einen festen Abnehmer hat, und es wird dann vereinbart, daß die Maschine so verpackt zu liefern ist, daß er sie in gleicher Verpackung gleich weitersenden kann, wenn nicht etwa von vornherein direkte Uebersendung an den Abnehmer des Zwischenhändlers ausbedungen wird. Im letzteren Falle ist die Rechtslage klar, der Bestimmungsort der Maschine ist dann gleichzeitig der Ort, an dem die Abnahme stattfindet, und der Zwischenhändler hat das Recht und die Pflicht, die Maschine an diesem Orte untersuchen zu lassen, in der Regel durch seinen Käufer und auf diese Weise seine Mängelrcchte zu wahren. Zweifelhafter aber ist die Rechtslage in dem ersten Fall, wenn die Maschine zunächst dem Zwischenhändler ausgehändigt wird, um von diesem ohne weiteres weiter expediert zu werden. Eine Ablieferung der Ware im Sinne des Handelsgesetzbuches hat in diesem Fall stattgefunden, und es ist grundsätzlich die Untersuchung und Mängelanzeigepflicht des Zwischenhändlers als Käufer damit zur Entstehung gelangt. Es fragt sich aber, ob in der Vereinbarung, daß die Maschine gleich weiter fertig zu liefern ist, nicht stillschweigend zwischen den Parteien ausbedungen wird, daß die Untersuchung und Anzeigemeldung erst an dem Ort der eigentlichen Ablieferung, nicht aber an dem Ort der Aushändigung an den Zwischenhändler erfolgen darf. In gewissen Fällen wird man zweifellos eine solche Vereinbarung annehmen können, dann nämlich, wenn die Verpackung in einer Weise ausbedungen wird, daß eine Untersuchung der Maschine mit ganz besonderen Schwierigkeiten verknüpft ist. Ist z.B. die Maschine in seemäßiger Verpackung zu liefern, so wird man aus dieser Vereinbarung entnehmen können, daß der Maschinenlieferant es sich gefallen lassen muß, daß die Untersuchung und etwaige Mängelanzeige erst nach dem Eintreffen der Maschine an ihrem Bestimmungsorte erfolgt; dies hat auch das Oberlandesgericht Kolmar angenommen (vgl. Staub, Kommentar zum Handelsgesetzbuch § 377 Anm. 20). Aber auch für den gewöhnlichen Fall ist es naheliegend, eine solche Vereinbarung der Hinausschiebung der Mängeluntersuchung und Rügeanzeige anzunehmen. Man muß im Auge behalten, daß der Zwischenhändler, der die Maschine weiterliefert, diese selbst nicht in Benutzung nehmen will, daß er vielleicht nicht einmal in der Lage ist, die Maschine ganz fachgemäß zu untersuchen und sie zu einer Probeleistung zu benutzen. Man denke nur etwa an landwirtschaftliche Maschinen, Schiffsmaschinen u. dgl. Die Rechtsprechung hat allerdings kürzlich in einem solchen Falle zu Gunsten des Maschinenlieferanten entschieden und hat eine Pflicht des Zwischenhändlers angenommen, die ihm zum Weiterversand fertig gelieferte Maschine auf ihre Mängel zu untersuchen und eine Mängelrüge sofort mitzuteilen; der Zwischenhändler dürfe eine solche Maschine nicht ungeprüft weiterliefern; er müsse die Verpackung lösen und, soweit es die Umstände gestatten, die Vorschriften des Handelsrechtes erfüllen (Entscheidung des Oberlandesgerichts Hamburg in Rechtsprechung der Oberlandesgerichte Bd. 28, S. 379). Die Frage ist immerhin zweifelhaft, und man kann nicht mit Sicherheit voraussagen, wie das Reichsgericht und wie andere Oberlandesgerichte sich zu dieser Auslegungsfrage stellen. Es empfiehlt sich daher, besondere Vorschriften über die Untersuchung und Mängelrügen in den Lieferungsvertrag aufzunehmen, und entweder den Besteller zur Untersuchung und Mängelanzeige nach Ablieferung an ihn, unabhängig von der Weitersendung, zu verpflichten, oder ihn ausdrücklich von einer solchen Verpflichtung zu entbinden. Dr. jur. Eckstein.